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3712 PAPIER-ZEITUNG Nr. 103 selten in besonders künstlerischer Weise ausgestaltet war, so zeigte doch der Karton reichen Bildschmuck oder der Fabrikant war der Vorliebe des Publikums für Glückssymbole gefolgt und hatte das Deckpapier der Kartons mit goldenen Hufeisen, grünen Vierblättern oder andern glückverheißenden Figuren bedruckt. Ein Karton hatte ganz das Aussehen einer alten verrosteten eisernen Kassette mit Eckbeschlägen, Scharnieren und einem Ring auf dem Deckel. Das Briefpapier für Kinder war einfach oder doppelt liniirt, während es bezüglich der künstlerischen Ausstattung selbst an Motiven nicht fehlte. Man sah auf den Bogen Märchendarstellungen, und diesem Inhalt entsprach dann auch der Karton, indem sich auf dem Deckel eins der Bilder wiederholte. Auf andern Bogen waren oben verschiedene Gruppen von spielenden Kindern angebracht und unten in beiden Ecken einzelne Gegenstände zum Spiel, Tiere, Blumentöpfe, während an beiden Seiten Streublumen herunterfielen. In leichter Umrißzeichnung und in Wasserfarben von frischen Tönen ausgeführt, machen diese Bilder einen sehr freundlichen Eindruck. Unter den Darstellungen auf den Weihnachtskarten herrscht die realistische Auffassung des Festes. Die größte Zahl der selben könnte man als »Pfefferkuchen-Karten« bezeichnen. Da sieht man alle möglichen Figuren aus Teich geknetet, rote Herzen, Kringel und Kränze, Männer und Frauen, allerlei Ge tier und verschiedenes Gut, das sich ein Menschenherz er sehnen mag. Höchst naturgetreu mit aufgespritztem Zucker schaum und Mandeln nachgebildet, nehmen diese Kuchen oft die ganze Karte ein. Etwas lebendiger wird das Bild nur, wenn noch ein kleines Tannenreis dazu kommt, an welchem der Kuchen hängt. Indessen lassen sich geheime Wünsche auch durch diese verkörpern: Hier hängt ein Automobil, dort ein Fahrrad, hier ein Leutnant, dort eine Tänzerin, ein Pudel, Schwein oder Storch. Manchmal sieht man aber auch nichts weiter als ein brennendes Tannenbaumlicht, und da bleibt es der Fantasie überlassen, sich die Freuden des Festes auszu malen. Auf einer Anzahl weißer Karten mit rauhem Rand sieht man leichte Skizzen, die uns schon lebhafter anregen. Ein Dienstmann läuft eilfertig mit einem großen, zusammen gebundenen Tannenbaum davon; ein kleines Mädchen sitzt unter dem brennenden Baum auf dem Fußboden und bearbeitet mit den Schlägeln voll heißen Eifers die Trommel ihres Bruders; Knecht Ruprecht trägt keuchend einen Sack, aus welchem oben die Beine eines kleinen Knaben heraussehen, der unartig gewesen war, während nach unten Aepfel und Nüsse herausfallen. Derartige Szenen sind mit wenigen Strichen lebensvoll dargestellt und in frischen Farben kolorirt. Reicher in der Farbe und sorgsamer ausgeführt sind einzelne Bilder kleiner Kinder, die mit Mistelzweigen, Kreuzdorn und Tannenreisern den Weihnachtsgruß bringen. Zwei kleine Kapuzenmänner tragen Rucksack und Rute; eine kleine Dirn schleppt mühsam an einer großen Düte, aus der Aepfel und Nüsse herauskollern; ein kleiner Junge, warm eingepackt in Mantel und Pelzmütze, hat seinen Pikschlitten mit einem Tannenbaum beladen und klingelt nun, im tiefsten Schnee stehend, vor der Gartenmauer. In ähnlicher Art sind noch verschiedene andere Szenen ohne aller Ziererei, lebendig und hübsch wiedergegeben. H. P. Hebung des Papierverbrauchs in Oesterreich-Ungarn Der Verein der österreichisch-ungarischen Papierfabrikanten ist unablässig bemüht, den Papierverbrauch in der Monarchie, welcher gegenüber jenem anderer Kulturstaaten weit zurückbleibt, zu heben. In jüngster Zeit hat er den zuständigen Ministerien Anträge unterbreitet, in den Spitälern, Kasernen und Anstalten des gemeinsamen Heeres, der Landwehr und der Honvd den Gebrauch von Klosetpapier ein zuführen. Das gleiche Gesuch wurde bezüglich der öffentlichen und privaten Krankenanstalten, sowie der Schulen des Reiches überreicht. Den Finanzministern wurde das Verpacken der Zigarren in Papier empfohlen und im allgemeinen gefordert, daß die Staatsämter im Verkehr untereinander und mit dem Publikum sich reiner, unge brauchter Kuverts bedienen mögen. Diese Anträge der Papier fabrikanten sind einerseits der Gesundheit des verbrauchenden Publikums zuträglich, anderseits würden durch deren Annahme der Papier-Industrie neue Absatzmöglichkeiten erschlossen, g. Leimen von Papier. In dem Schlußaufsatz, Nr. 101 Seite 3643, wurde »Strohstoffgehalt« statt »Füllstoffgehalt« gedruckt. Probenschau Wettfahrt durch Berlin, Neues Geographisches Lotto, Gesell schaftsspiele, Verlag von Alexius Kießling in Berlin SW, Klein beerenstr. 26. Beide Spiele beruhen auf eigenen Verlags werken, nämlich dem kleinen Verkehrsplan von Berlin für das erste, der Karte der Provinz Brandenburg für das zweite Spiel. Die Wettfahrt durch Berlin bietet außer der Unterhaltung auch Belehrung über die Verkehrswege durch Berlin, und den Preis verteilt nicht der Zufall, sondern die Findigkeit und Ueberlegung. Im Gegensatz hierzu ist das Geographische Lotto ein aus schließliches Glücksspiel, und die Heimatkunde kann nur nebenbei gefördert werden dadurch, daß die einzelnen Lotto karten Ausschnitte der Karte der Mark Brandenburg sind und an Stelle der Zahlen die Namen märkischer Städte traten. Beide Spiele sind gut ausgestattet und können jederzeit auch zum Studium als Karte benutzt werden, da keinerlei Ueberdruck die Zeichnung verdeckt. Solinger verstellbares Zeichenpult DRGM a. von Tückmantel&Co., G. m. b. H. in Solingen. Das verstellbare Zeiehenpult ist für den Sehulgebrauch bestimmt und wurde aus zwei dünnen Holz rahmen gefertigt, die vollständig mit Kalikopapier überzogen sind. Beide Rahmen sind auf einer Seite derart mit einer Papptafel bespannt, daß durch Zusammenklappeu beider Rahmen ein Hohlraum ent ¬ steht, der einen bis Bild 1 zwei Zeichenblöcke aufnehmen kann. Die Verbindung beider Rahmen wird durch Scharniere an der untern Kante und durch Druckschlösser an der obern Kante bewirkt. Als Stütz fläche des Blocks während des Zeich nens dient die Vorder seite des ersten Rah mens. Der Block wird mit seiner oben überstehenden Papp kante unter eine Klemmleiste gescho ben und stützt sich unten auf eine vorstehende Leiste des Rahmens. Zwecks Aufstellung des Zeichenpultes ist an der obern Kante der Rückseite_des ersten Rahmens eine Papptafel beweglich befestigt, welche eine zweite R:1a 9 kürzere Tafel eben falls beweglich am untern Rande trägt. Je nachdem man die letzte Klappe nach vorn oder nach hinten umlegt, kann man dem Zeichenpult verschie den steile Neigung geben, siehe Bilderi und 2. Für das Aqua- relliren wird häufig noch flachere Lage er wünscht sein, welche durch eine aus der Pappstütze gestanzte etwa 7 cm hohe Klappe ermöglicht wird, siehe Bild 3. Das Zeichenpult hat ziemlich große Festigkeit und kann’ im Gebrauch nicht unversehens zusammenklappen, weil 'die Bild 3 Stützen sich stets gegen den erhöhten Rand des zweiten Rahmens legen. Die große Auflagefläclie hindert unbeabsich tigtes Rutschen des Pultes auf dem Tisch, und das Klappern auf dem Pulte ist durch den Papierüberzug der Holzteil« ver mieden.