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Nr. 99 PAPIER-ZEITUNG 3571 dieGehilfen-Organisationen zu beziehen seien. Auf Anregung der Bibliothekare wurden die Mitglieder ersucht, alle aus geliehenen Bücher in der nächsten Sitzung zurückzuliefern, damit die Benutzung der Bibliothek allgemeiner werden könne. Schluß der Sitzung 12%4 Uhr. Holzschnitt. Galvanoplastik Am Freitag, 27. November, sprach Herr Richard Bong in der Aula des Kgl. Wilhelmsgymnasiums zu Berlin über den Holzschnitt. Der Vortragende entwickelte die Geschichte des Holzschnitts von seinen frühesten Anfängen an, wo er zuerst im Zeugdruck nachgewiesen wurde. Dann folgt der ziemlich rohe Schnitt in Birnbaumlangholz, welcher von den Künstlern der deutschen Renaissance zu außerordentlicher Blüte gebracht wurde. Ein Rückschlag trat mit der Erfindung der Tiefdrucktechniken ein, da es beim Holzschnitt mit dem vorhandenen Material und Werkzeug unmöglich war, das Original so genau wieder zugeben, wie es dem Künstler stets notwendig erscheinen mußte. Radirung und Kupferstich gestatteten viel freieres Arbeiten, weit feinere Ausführung und ermöglichten malerische Ausarbeitung der Platte, die dem Messerholzschnitt un erreichbar war. Infolge dieser Entwicklung arbeiteten die tüchtigeren Künstler bald nicht mehr für den Holzschnitt, der von seiner Höhe heruntersank und sehr handwerksmäßig be trieben wurde. Erst nach Jahrhunderten, als der englische Holzschneider Bewick im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts den Hirnschnitt in Buchsbaumholz einführte, erlebte der Holz schnitt eine ungeahnte Entwicklung. Als Werkzeug wurde nun der Stichel anstelle des Messers gesetzt, und die Arbeit im Hirnholz gestattete sorgfältigere Ausarbeitung sowie un bedingte Originaltreue. Redner schilderte dann die technische Herstellung der Hirnholzblöcke und hatte zur Veranschau lichung seiner Worte rohe Blöcke, zum Schnitt fertige Platten, sowie mehrere fertige und halbfertige Schnitte zur Stelle ge bracht. Auch das Handwerkszeug des Xylografen fehlte nicht. Im weiteren Verlauf seines Vortrages beschrieb Herr Bong den modernen, sogenannten farbigen Holzschnitt sowie den Faksimile schnitt der Menzel’schen Xylografenschule und ging zuletzt etwas näher auf den Vielfarbenholzschnitt ein, der von der Firma des Vortragenden besonders in der Zeitschrift »Moderne Kunst« gepflegt wird. Er erwähnte, daß der deutsche Holz schnitt zurzeit mustergiltig und vorbildlich für Frankreich sei, und daß in englischen Zeitschriften vielfach deutsche Holz schnitte abgedruckt werden, aus denen man den Namen des Xylografen entfernt habe. Zur Unterstützung seines Vortrages hatte Redner Abdrücke von einem siebenfarbigen Holzschnitt in den einzelnen Abschnitten des Uebereinanderdrucks an den Saalwänden ausgestellt. Als zweiter Redner des Abends sprach Herr Kommerzien rat Büxenstein über Stereotypie und Galvanoplastik. Er begann mit der Stereotypie und schilderte sehr anschaulich den stufen weisen Entwicklungsgang von der Gipsstereotypie zur Papier- und Kalanderstereotypie, indem er Matrizen und Gußstücke in jedem Grade der Fertigstellung vorzeigte. Auch eine kleine, im Rahmen geschlossene Form war vorhanden. Da die Hörer vorwiegend Buchhändler waren, machte der Vortragende be sonders darauf aufmerksam, daß man in einem guten Werke nicht einen Teil von Schrift, den andern von Stereotypplatten drucken könne, weil die Schrift der Platten infolge des Schwindens kleiner sei als derselbe Schriftgrad der Typen. Zur Galvanoplastik übergehend, erwähnte Kommerzienrat Büxenstein ihre Erfindung durch den Deutschen Jacobi im Jahre 1837 und beschrieb dann die Arbeiten des Galvano plastikers, indem er wiederum Proben von Galvanos in verschiedenen Stadien der Fertigstellung vorzeigte. Er erwähnte, daß sich sowohl von Schrift wie von Holz schnitt sehr gut Matrizen herstellen lassen, die tadellose Gal vanos liefern, daß es aber leider nicht möglich sei, ein gutes Galvano nach einer Autotypie zu liefern, weil bei der Auto typie die Säure nicht keilförmige Vertiefungen im Zink hervor gerufen habe, wie z. B. der Stichel beim Holzschnitt, sondern Löcher, die im Querschnitt unterhöhlt aussehen. Wenn beim Matern das Wachs unter hydraulischem Druck gegen eine solche Platte gedrückt wird, füllt es alle Löcher vollständig aus. Trennt man später aber Mater und Original, so wird das Wachs durch die Trennung entformt. Andere Schwierigkeiten bereitet das Schwinden bei größeren Galvanos, wenn sie z. B. beim Buntdruck zu anderen Platten passen sollen. Schließlich zeigte der Vortragende noch ein neues Patent-Fazetten- Fundament, welches durch einen Handgriff geöffnet oder ge schlossen wird. Drucksachen-Sendungen Deutschland ist allmälig einer der ersten Industriestaaten geworden, seine Fabrikate sind in der ganzen Welt bekannt und geschätzt. Das erstaunliche Anwachsen namentlich der ganz großen Geschäfte bringt auch dem Buchgewerbe Arbeit und Gewinn. Kataloge großen Umfangs, die Tausende von Mark kosten, werden von Warenhäusern, Bekleidungs-Geschäften, Fabriken und Groß-Handlungen in Massen zum Versand ge bracht. Viele dieser Geschäfte unterhalten eigene Druckereien nur für ihren eigenen Bedarf an Drucksachen. Eine große Berliner Schriftgießerei z. B. gibt jährlich gegen 10000 M. Porto nur für die Versendung ihrer Sonderhefte aus. Wie verhält sich nun die Post zu den Aufgaben, die ihr aus diesen Verhältnissen erwachsen und ihr ungeheure Ein nahmen bringen? Im allgemeinen kann man sagen, daß die Reichspost schnell und genau arbeitet, wenn es sich um die Versendung nach Außerhalb handelt. Was in Berlin heute aufgegeben’ wird, ist morgen oder spätestens übermorgen sicher in den Händen aller Adressaten, und wäre es die simpelste Dreipfennigkarte. Aber wie kommen die Sachen an? Briefe und andere Briefpost-Gegenstände kleinen Formats haben in der Regel an Aussehen nicht viel verloren, größere Sachen aber sehen oft mals schaurig aus, wenn sie an Ort und Stelle landen. Beim Transport sind die Ecken der teuren Kataloge geknickt und zerstoßen, die Umschläge aufgerissen und dünne Sendungen an allen vier Seiten tief eingeschnitten. Das letztere kommt von der Gewohnheit der Briefträger her, die ihnen zugeteilten Briefpakete kreuz und quer mit Bindfaden zu umschnüren, welcher Gewohnheit schon manche schöne Drucksache zum Opfer gefallen ist, und die durchaus nicht zu der Sorgfalt paßt, mit der die Post ihre Aufgaben sonst erledigt. Kataloge lassen sich meist nicht auf kleine Formate bringen, sie würden auch erheblich an Eindruck verlieren, wenn man die Bücher einmal in der Länge geknickt zur Post geben wollte. Schutzdecken aus Pappe helfen auch nicht viel — es ist mehrfach vorgekommen, daß Drucksachen in Groß-Quart zerschnitten und zerstoßen abgegeben wurden, obwohl sie zwei 80er Papp-Einlagen zum Schutze hatten. Feine Avise etwas großen Formats ohne Schutzpappen zu versenden dürfte man nicht wagen. Welche Massen von Pappe auf solche Weise nutzlos den postalischen Apparat passiven, läßt sich gar nicht ausdenken. Der Pappen-Industrie ist gewiß guter Absatz zu wünschen, aber nicht auf solche Weise, die kein National-Oekonom gut heißen kann. In einem besondern Falle wurde versucht, Großquart- Blätter nach Süddeutschland zu versenden — es war aber nicht möglich, sie tadellos ankommen zu lassen, trotz doppelter Schutzpappen. Dann wählte man Rollenform, aber auch dies bewährte sich nicht, denn die Rollen wurden auf dem Trans port zerdrückt, und die Blätter sahen nach dem Aufrollen trauriger aus als bei der vorherigen Form der Beförderung. Endlich mußte man sich doch entschließen, die Drucke gefalzt zu senden. Dies sind Mißstände, auf die das Auge der Post-Ober behörden wohl noch nicht gerichtet wurde. Bei der Hast der Abfertigung können die für billige Taxe aufgegebenen Druck sachen auf etwas liebevollere Behandlung kaum rechnen. Trotzdem ließe sich vielleicht erreichen, daß frühmorgens in Massen aufgelieferte empfindliche Briefpostsachen großen Formats sorgsamer behandelt und in den Paketen und Säcken nicht so geknufft und geworfen würden. Jedenfalls aber sollte man die Briefträger anweisen, das Einschnüren der Revier- Pakete zu unterlassen. Das Tarifamt D. B. und die Setzmaschinenfabriken Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Tarifamtes vom 30. November Das Tarifamt hat davon Kenntnis erhalten, daß seitens einer Setz maschinenfabrik insofern ein störender Einfluß auf unsere tariflichen Bestimmungen und das Gewerbe überhaupt ausgeübt wird, als dieselbe bei Aufstellung von Maschinen das Anlernen von Nichtbuchdruckern zur Bedienung der Maschinen durch Angestellte ihrer Fabrik bewirken läßt, und daß von Setzmaschinenfabriken häufig die Herstellung des Satzes oft recht umfangreicher Arbeiten für Rechnung von Buch-