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nicht der Fall ist, da der Lebensunterhalt selbst bei bescheidenen Ansprüchen überall teuer ist. Umsomehr haben demnach allePrivat-Beamten die moralische Verpflichtung, sich diesen Verbänden oder Organisationen an zuschließen und deren Entwicklung und Bestand nach Kräften zu fördern. Es liegt das nur im Interesse Aller! Wenn auch mancher Privatbeamte für eine Lebens - Versicherung oder Krankenkasse oder Sterbe- und Begräbnis-Kasse usw. steuert, so mag er es sich nicht verdrießen lassen, auch hier noch bei zutreten, um dieses große Unternehmen zu fördern. Viele Zweige des Papierfaches, besonders die grafischen Fächer, machen früh nervös und führen leicht zum vorzeitigen Altern. In richtiger Erkenntnis der Sachlage hat sich schnell auch der Zeichner-Verband der Bewegung angeschlossen. Es ist dringend erwünscht, daß die in Aussicht genommene Organisation so viel und so schnell wie möglich allgemein bekannt wird, damit die gute Sache so bald wie möglich ins Leben tritt. Jedenfalls wird die Gewährung einer staatlichen Pension den Privatbeamten große Vorteile bieten. Freudiger und leichter wird jeder an die Arbeit gehen, wenn er weiß, daß für die Zukunft gesorgt ist, und daß auch Witwe und Waisen im Falle eines plötzlichen Todes nicht mittellos der Not des Lebens ausgesetzt sind. Allerdings ist zu verlangen, daß die Ver sicherung zwangsweise geschehe. Wenn dieses auch anfangs unangenehm berühren mag, so wird doch angesichts der voraus sichtlich großen und angenehmen Erfolge und Vorteile mit der Zeit das Zwangsgefühl nachlassen, und man wird gern die kleinen Nachteile für überwiegende Vorteile auf sich nehmen. Allerdings muß als weiterer Hauptpunkt die Beitrags- Icistung der Arbeitgeber in Betracht gezogen werden, aber so viel mir bis jetzt bekannt geworden, stehen die Herren dem Unternehmen sympathisch gegenüber. Es ist ferner zu be denken, daß durch die stetige Vergesellschaftlichung der Be triebe die Möglichkeit immer mehr und mehr schwindet, sich selbständig zu machen, und daß dadurch die Zahl der Privat beamten fortwährend wächst. Verschiedene Privat-Versicherungs-Gesellschaften bringen der Sache großes Interesse entgegen, schon aus Gründen der praktischen Lösung dieser Versicherungsfrage. So erhoffen wir denn das Beste, und ich bitte alle Kollegen, der Privatbeamten-Versicherung möglichst großes Interesse und weites Herz entgegen zu bringen. X. Papiermarkt in Rußland Die russische Papier-Industrie hat sich, begünstigt durch den Schutzzoll, soweit entwickelt, daß sie gegenwärtig sogar an Ueberproduktion leidet, die den Fabriken um so empfind licher ist, als der Verbrauch von Waren aller Art infolge der allgemeinen Krise abgenommen hat und der Druck- und Schreibpapierverbrauch infolge des rückständigen Volksschul- wesens keiner bedeutenden Entwicklung fähig ist. Das fort währende Anwachsen der Lagerbestände bei den Fabriken und ihren Filialen batte Ueberschwemmen des Marktes und sehr niedrigen Preisstand zur Folge. Die Rentabilität der Aktien gesellschaften ermäßigte sich auf durchschnittlich 1,21 pCt. des Anlagekapitals. Unter diesen Umständen gewähren die Fabriken bequeme Zahlungsbedingungen, um ihre Kundschaft zu er halten. Sie geben 4 bis 5 pCt. Skonto und 12 bis 18 monat lichen Kredit. Da auch schwankenden, halb insolventen Kunden Kredite gewährt wurden, so hatte die russische Papier-Industrie in letzter Zeit namhafte Verluste. Auch die finische Kon kurrenz erschwerte die Lage der russischen Papierfabriken. Finland, das mit einem intelligenteren Arbeitermaterial, billigem und vorzüglichem Holz sowie beinahe kostenloser Wasserkraft arbeitet, leidet ebenfalls an einer starken Ueberproduktion, hervorgerufen durch bedeutende Vergrößerung bestehender Fabriken, Ausnützung neuer Wasserkräfte, Uebergang von Zellstoff-Fabriken zur Papierfabrikation und die scharfe Kon kurrenz der skandinavischen Fabriken auf dem englischen Markt. Finland kann trotz des allerdings niedrigen Zolles niedrigere Preise bieten als die russischen Fabriken und findet daher in Rußland ergiebigen Absatz. An nennenswerte Ausfuhr können die russischen Papier fabriken noch nicht denken. Filze, Siebe, Maschinen aller Art, viele Roh- und Halbstoffe müssen noch aus dem Auslände be zogen werden, daher kann Rußland am Weltmärkte als Kon kurrent nicht auftreten. Auch die Papiereinfuhr nach Rußland ist keineswegs leicht. Dafür sorgen in erster Linie die sehr hohen Schutzzölle, die 60 bis 100 pCt. des Marktpreises betragen. Der neue Zolltarif vom Jahre 1903 enthält weitere Spezialisirungen der Zoll positionen und weitere Erhöhungen der Zollsätze. Der Aus fuhrzoll auf Hadern sichert den russischen Papierfabriken billigen Rohstoff für die feinsten Papiere. Die russischen Papierfabriken erzeugen — mit wenigen Ausnahmen — fast alle Sorten Papier, darunter auch feinste Sorten. Nur wenige Gattungen werden mit Rücksicht auf die Qualität oder aus Gewohnheit vom Auslande bezogen. Speziali- sirung der Fabrikation ist zumeist nicht vorhanden, gewöhn lich erzeugt eine und dieselbe Fabrik die mannigfaltigsten Sorten. Ordinäres Packpapier, meist von kleinen Fabriken erzeugt, stellt sich je nach Qualität und Stärke auf 8,40 bis 15 Rubel die l()0 kg. Ordinärer Zeitungs-Rotationsdruck je nach Qualität 16,80 bis 19,20 Rubel. Druckpapier für illustrirte Zeitungen auf 24 bis 40,80 Rubel. Schreibpapier, glatt, 23 bis 43,20 Rubel. Schreibpapier, gerippt oder mit Wasserzeichen, 36 bis 44 Rubel. Postpapier je nach Liniatur und Ausstattung 33,60 bis 84 Rubel, letzterer Preis jedoch nur für sogenanntes imitirt Dokumenten mit Wasserzeichen. Bücherpapier 48 bis 72 Rubel. Kupferdruckpapier 48 bis 72 Rubel. Briefumschlagpapiere, meist gerippt, 32,40 bis 38,80 Rubel. Elfenbeinpapier 43,20 bis 55,20 Rubel. Die in der Staatsnotenerzeugung gebrauchten Büttenpapiere werden ausschließlich in der Expedition der Staatspapiere selbst hergestellt, welche jedoch Aufträge für Private nicht entgegen nimmt. Die feineren Luxuspapeterien, Buch- und Kunstwerke, welche Büttenpapiere benötigen, sind an das Ausland ge wiesen. Die Einfuhr erfolgt vorzugsweise aus Deutschland und Italien. Neben Zeichenpapier russischer Herkunft sind auch deutsche und besonders englische Whatmanpapiere am Markte, werden gerne gekauft und den russischen Fabrikaten vorgezogen. Zeichen-, Paus- und Kupferdruckpapiere führte in geringeren Mengen auch Oesterreich-Ungarn ein. Pergamentpapier wird zum größten Teil aus Finland ein geführt, geringere Mengen aus Deutschland und Frankreich, Hauptverbraucher ist der Staat, welcher jedoch nur russisches Fabrikat annimmt. Letzteres ist im Vergleich zu den aus ländischen Fabrikaten minderwertig, wird aber des billigen Preises wegen überall vorgezogen. Die im Auslande ein gebürgerte Verpackung der Butter, Fette usw. in Pergament papier oder in sogenanntes imitirtes Pergament, ist in Rußland nur zum kleinen Teil üblich. Das Fehlen des Mittelstandes und die geringe Bildung der unteren Volksschichten beschränkt den Verbrauch von Luxus papieren. Im allgemeinen Verkehr ist kein Bedürfnis nach besser und geschmackvoller ausgestattetem Briefpapier vor handen, sondern es werden einfache, weiße Postpapiere und ebensolche Briefumschläge ohne jede Verzierung verwendet. Die unteren Volksschichten benutzen dazu einen Bogen weißes Papier, welcher, sinnreich zusammengefaltet, auch den Um schlag ersetzt. Luxuspapiere des Inlandes entsprechen nur mäßigen Geschmacksansprüchen. Feine Ware stammt fast aus nahmslos aus dem Auslande, hauptsächlich aus Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Frankreich und England. Bei der Einfuhr müssen die Schachteln von den Briefpapieren abgeteilt ver sendet werden, weil erstere als Kartonnagen einem höheren Zollsätze unterliegen. Die minderen Sorten für Illustrationsdruck, dann die Glanz-, Marmor- und Buntpapiere für Verpackung und Buchbinder arbeiten werden fast ausnahmsos zu billigsten Preisen im In- lande hergestellt oder kommen aus Finland. Glanzpapiere werden viel aus Polen bezogen, wo sie zu staunend billigen Preisen als Handarbeit hergestellt werden. Die feinsten ge strichenen Papiere für Illustrationen und Kunstdruck kommen beinahe ohne Ausnahme aus Deutschland. Fotografische Rohpapiere werden nui* aus dem Auslande bezogen und zwar fast nur aus Frankreich. Sonstige foto grafische Papiere und lichtempfindliche Platten liefert haupt sächlich Deutschland. Zigarettenpapier wurde bis zum Jahre 1895 vielfach aus