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3381 eingelegten Blättern, die durch eine seidene Schnur zusammen gehalten wurden. Auf dem Vorderblatt sah man eine moderne Blumenmalerei, die den Namen des Brautpaares rahmenartig umschloß, während die anderen Blätter, außer der Speisenfolge, auch das Musikprogramm und den Text der Lieder enthielten, die während der Tafel gesungen werden sollten. Die letzte Neuheit unter den Tafel- und Gastkarten besteht darin, daß man an den weißen Kartons ein Bündchen künstlich hergestelltes Suppengrün befestigt. Und da findet man denn Mohrrüben, Spargel, Gurken, Blumenkohl, verschiedene Pilze mit Lauch und Petersilie zusammengebunden. Andere Karten für Gäste sind rund geformt, sodaß sie als Deckel auf das Weinglas passen, und von einem farbigen Rosenkranz umgeben, während drei Guirlanden an den Wänden des Glases herunter fallen. Bei den Tafelkarten ist die Guirlande oben in zwei Bogen aufgenommen, indem die beiden Enden an den Seiten den Rand begrenzen, und der Hintergrund der Guirlande grau und weiß gestreift ist. Mit dieser Streifung ist auch das Vorderblatt der kleinen Tanzkarte versehen, die an den drei offenen Seiten von der Guirlande umgeben wird. Eine andere hübsche Um randung für Tafel- und Gastkarten besteht in einem Reben zweig mit freien Konturen und Durchbruch, der so angeordnet ist, daß zwei große Trauben die beiden oberen Ecken be grenzen, während Blätter und Ranken sich an den Seiten her unterschlängeln und die Bezeichnung »Menu« oben zwischen Trauben angebracht ist. Das »Stilleben« aus Suppenkräutern findet sich auf anderen Karten sehr kunstvoll im Vielfarben druck dargestellt. Der obere Teil dieser Tafelkarten gleicht einem Tisch, auf welchem der Künstler Hummer, erlegte Feld hühner oder Wild, Weinflaschen, Krüge und Gläser mit ver schiedenen Früchten und Blumen geschmackvoll zusammen gestellt hat. Da aber ein so reicher Schmuck für die kleinen Gastkarten nicht angemessen wäre, so sind diese nur mit einzelnen Teilen des Stillebens verziert. Zu diesen passen dann auch als weiterer Tafelschmuk die Küchengewächse, die in allen Formen ausgestanzt und zum Aufstellen eingerichtet sind. Bei den Bündchen Radies, den Rettigen oder dem Kohl rabi dienen die Blätter gewissermaßen als Füße, während an den Früchten selbst, ganz unauffällig, menschliche Gesichter hervortreten. Aepfel und Birnen sind ebenso ausgestaltet. Sehr originell sind die Gastkarten in Dreiecksform mit spitzem Winkel. Sie lassen sich so aufstellen, daß eine Ecke, der spitzeste Winkel, auf dem Tisch liegt, der bildliche Schmuck auf der breiten Fläche zwischen den beiden größeren Winkeln angebracht ist, und der Name des Gastes nach der Spitze verläuft. Auf lehmfarbenen Karten dieser Art sieht man Glücksschweinchen, die auf den Hinterbeinen sitzen und mit den Vorderpfoten eine große Blutwurst auf die Gabel ge nommen haben, oder auf einem Suppenlöffel reiten. Andere nippen an einem gefüllten Weinglase, sitzen auf dem Rand desselben oder auf einer Suppenschüssel. Der ausgestanzte Pierrot, der einen Filztrichter in verschiedenen Stellungen auf dem Kopfe balanzirt, kann ebenfalls als Gastkarte Verwendung finden, aber auch andere Kopfbedeckungen dienen dem gleichen Zweck, so graue Herrnfilzhüte, die mit einer Korn blume verziert sind, Strohhüte für Herrn und Damen in den verschiedensten Formen: Matrosen- und - Schäferhüte und andere. Unter der Ankündigung: »Lesezeichen, als Drucksache zu versenden«, sind in letzter Zeit viele ganz schmale Bromsilber karten in den Handel gekommen mit Darstellungen aus leicht fertigen französischen Theaterstücken, desgleichen mit Foto grafien von Künstlerinnen aus Variete-Theatern in sehr mangel haften Toiletten, die allesamt keineswegs zum Ankauf zu empfehlen sind. Bei Tintenwischern dienen die ausgestan ■ten Köpfe ver- schiederner Militärpersonen im Farbendruck als Deckblätter, indem zwischen den beiden Kartonblättchen, die Gesicht und Hinterkopf darstellen, ein paar Lagen Tuch befestigt sind. H. P. Schaufenster-Ausstattung Eine recht wirkungsvolle und praktische Anordnung von Postkarten im Schaufenster hat Herr Eugen Radtke, Papier händler in Lübeck getroffen. Nachstehendes Bild zeigt das gefällige Schaufenster, welches außer einer großen Menge An ¬ sichtskarten auch den dahinter liegenden Raum des’Schau fensters dem Vorübergehenden zeigt. Die eigenartige Be festigung der Postkarten geschah in folgender Weise: Ein Ring aus 31/2 mm starkem Draht bildet die innere Grenze; an Skizze 1 Skizze 2 Gefälschte Kristallsoda. Englische Fachblätter veröffent lichen eine Zuschrift des Herrn J. E. Davidson aus Newcastle, leitenden Direktors der United Alkali Co., Ltd., wonach aus ländische chemische Fabriken seit einiger Zeit ein unlauteres Mittel anwenden, um den englischen Chemikalienmarkt zu erobern. Sie verkaufen Kristallsoda, das zu 60 bis 95 pCt. mit wertlosen, billigen Bestandteilen vermischt sei, an Stelle reinen Kristallsodas. Als Zusatzmittel werde Glaubersalz (schwefelsaures Natron) benutzt. ihm sind doppelte Fäden befestigt, die strahlenförmig nach dem Rande des Schaufensters geführt und dort straff gespannt sind. Skizze 1 zeigt die Anordnung schematisch. Je zwei nebeneinanderliegende Doppelfäden nehmen eine Reihe Post karten auf. Skizze 2 läßt erkennen, wie man hinter jeder eingeschobenen Karte die Fäden dreht.