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3304 PAPIER-ZEITUNG Nr. 92 bisher fast ausschließlich mit dem Großhandel arbeiteten, ihre alte Kundschaft verloren, und es war für die Verbandsleitung schwierig, für diese Fabriken neue Kundschaft zu gewinnen. Diejenigen unserer Mitglieder, die hauptsächlich mit den Zeitungsverlegern selbst oder mit Großhändlern gearbeitet haben, die mit dem Verbände unter Vertrag traten, haben im großen und ganzen ihre Kundschaft behalten und sind deswegen mit der Tätigkeit des Verbandes zufrieden. Leonhardt-Orossen findet es befremdlich, daß Herr Mensch sich nur an einige Verbandsmitglieder gewandt hat und nicht an sämtliche. (Mensch: 13!) Wir sind 34 zurzeit! Wahrscheinlich hat sich Herr M. nur solche Mitglieder ausgesucht, mit denen er früher in Geschäfts verbindung stand oder gegenwärtig in anderen Papieren noch steht. Diese Fabriken mögen Herrn M. so geschrieben haben, wie dieser es gern lesen wollte. Hierin zeigt sich die Schwäche der kleinen Fabri kanten, die den Papierhändlern sozusagen verraten und verkauft sind. Eine Papierfabrik schreibt, daß sie durch den Verband schlechte Preise erzielt habe und bei eigenem Verkauf wahrscheinlich viel besser dastehen würde. Hierin liegt ein Widerspruch mit ihrer anderen Ausführung, daß satinirtes Druckpapier viel zu billig, der Preis für maschinenglattes Druckpapier aber künstlich hochgehalten worden sei. Wenn wir den Preis künstlich hochgehalten haben sollen, dann hat der Fabrikant doch kein Recht, sich über schlechte Preise zu beklagen. Gegenüber der Ansicht, daß im Verbände ein Zersetzungsprozeß vor sich gehe, und der Verband unzufriedene Mitglieder habe, hebt Redner hervor, daß alle Beschlüsse im Verbände bisher einstimmig gefaßt worden sind. Traurig sei es, daß einzelne Mitglieder in den Ver bandsversammlungen nicht den Mut besitzen, ihre Klagen vorzu bringen, sondern sich dazu des Herrn M. bedienen. Zu der Produktionseinschränkung, durch welche die Fabriken auf andere Papiere übergegangen sind, war der Verband gezwungen worden, weil der Verbrauch zurückgegangen war. Bei freier Kon kurrenz wäre dieser Rückgang in gleicher Weise eingetreten. Schon in früheren wirtschaftlichen Krisen sind Druckpapierfabrikanten auf die Fabrikation von Streichpapieren und Tapetenpapierfabrikanten auf die Fabrikation von Druckpapier übergegangen. Nochmals die Papier verarbeitende Industrie Wenn aber die Herren als Folge dieser Produktionseinschränkung billigeres satinirtes Papier bekommen haben, dann können sie dem Verbände dafür dankbar sein. Daß aber die Verbilligung anderer Papiere schädigend auf die Papier verarbeitende Industrie wirken soll, ist ein ganz falscher Schluß. Diese Verbilligung mußte eher anregend auf die Papier verarbeitende Industrie wirken. Die Behauptung, der Verband hätte Papier nach dem Auslande billiger exportirt, trifft auf Rohpapiere für die Papier verarbeitende Industrie nicht zu. Der Ver band hat für die Papier verarbeitende Industrie geliefert: an die er wähnte Paragongesellschaft 18 Waggons, an einen anderen Abnehmer 12, an einen dritten 15, zusammen 45 Waggons. Bei einem Durch schnitt von 20 Pf. das Kilo ergibt dies rund 90 000 M. Kalenderpapiere sind inbegriffen. Wenn wir nach dem Auslande billiger geliefert haben, betraf dies lediglich Zeitungsdruckpapier. Bei diesen Liefe rungen mußten wir billiger sein, weil im Auslande billigere Preise herrschen. Diese billigeren Preise haben nicht wir gemacht, sondern uns hierin nur dem Auslande angepaßt. Daß die ausländische Papier verarbeitende Industrie mit Hilfe ihrer billigeren Rohpapiere vorteil hafter fabrizirt, dafür können wir nicht. Zwischenhandel mit Zeitungsdruckpapier So berechtigt der Zwischenhandel sein mag, so ist er es doch mehr bei anderen Papiersorten als bei Rotationsdruckpapier. Rotations druckpapier ist keine Stapel- und Lagerware, welche vielleicht rollen weise gehandelt werden könnte. Die Verleger wollen immer mit der ihnen als besonders zuverlässig bekannten Fabrik direkt arbeiten. Vor allem für große Geschäfte verträgt das Rollendruckpapier den Zwischen handel nicht, weil die großen Druckereien so billig wie nur möglich einkaufen müssen. Trotzdem hat der Verband nicht die Absicht, den Handel zu unterbinden, die kleineren Abnehmer soll der Großhandel ruhig behalten. Aber die Großhändler begehen den Fehler, daß sie große Mengen zu den hierfür geltenden Vorzugspreisen einkaufen, dann aber wieder an die kleinen Verbraucher genau so billig abgeben wie an die großen, und das ist nicht richtig. Einen weiteren großen Nachteil für unsere Fabriken erblicke ich in den Spekulationskäufen der Händler. Diese schließen bei günstiger Konjunktur große Mengen Rollendruckpapier mit den Fabriken ab, ohne sich hierfür vorher be stimmte Verbraucher gesichert zu haben. Infolgedessen können sie sehr häufig den Fabriken keine Spezifikation erteilen, obwohl diese mit regelmäßigen Abrufungen rechnen müssen, weil sie bei mangelnder Beschäftigung großen Schaden durch Verteuerung der Fabrikations spesen erleiden. Bruno Engel-Berlin: Das Syndikat hat auf die Zeitungsdruck papierfabrikation nicht schädigend gewirkt, wohl aber auf die Fabri kation anderer Papiersorten. Und wenn die Preise in der Papier fabrikation beispielsweise für satinirtes Druckpapier heruntergegangen sind, so stellt dies für die Papier verarbeitende Industrie einen Vorteil dar. Die Produktionseinschränkung im Syndikat ist nicht nur dadurch notwendig geworden, daß der Bedarf zurückging, sondern auch da durch, daß die Fabriken, welche vorher Druckpapier nicht arbeiteten und wahrscheinlich auch nie erzeugt haben würden, sich dem Druck papier zugewandt haben. Diese Ware fand infolge der Bildung des Syndikats bei Verbrauchern und Händlern guten Absatz. Der 6 M.-Zoll verhindert die Einfuhr Der 6 M.-Zoll auf Druckpapier macht die Einfuhr fremden Druck papiers unmöglich. Aus den Ausführungen des Herrn Reuther haben wir schon gehört, daß die Preise, welche das Syndikat im Auslande stellt, genau den Preisen entsprechen, welche andere Fabrikate dort erzielen. Im allgemeinen wird das deutsche Papier im Auslande be vorzugt, weil es erheblich besser ist als z. B. schwedisches.. Das nor wegische ist etwas besser als schwedisches. Von Amerika wurde seinerzeit der Preis für Zeitungsdruck darum sehr billig für das Aus land gestellt, weil der Trust die Uebererzeugung abschieben wollte. Dann trat aber hohe Konjunktur ein, so daß es den amerikanischen Fabriken möglich war, ihre eigenen Erzeugnisse zu hohen Preisen im Inlande zu verkaufen. Sofern ich recht unterrichtet bin, wird augenblicklich von schwedischen Fabriken für Druckpapier ein Preis von 15 Pf. ab Fabrik gestellt. Dieses Papier ist nicht gut und würde selbst für 15 Pf. nicht gekauft. Aber selbst zum Preis von 15 Pf. würde ein Zollsatz von 6 Pf. zuzüglich der Fracht bis Hamburg — das wären zusammen 7 Pf. — einem Preise von 22 Pf. frei Hamburg entsprechen. Tatsächlich stellten aber ausländische Fabriken dieselben Preise wie das Syndikat, nämlich 19‘/4 Pf. frei Hamburg-Zollausland (also etwa 10 pöt. billiger als der Syndikatspreis im Inlande) und 19 1/ Pf. frei London. Wir könnten bei einem Zoll von 6 Pf. nur dann Papier eintühren, wenn das Syndikat die Preise so hoch stellte, wie es eigentlich nicht möglich ist. Das regelt sich ganz von selbst. Die Verkaufsbedingungen wurden allerdings in Zeiten der Hausse aufgestellt, aber sie sind vom Großhandel nicht angenommen. Ich streiche bei jeder Bestätigung meiner Aufträge, welche diese Bedin gungen enthält, dieselben durch oder sende das Schriftstück der Fabrik zurück. Wir Großhändler haben die Pflicht unseren Abnehmern gegen über, sie davor zu schützen, daß zu hoher Gewichtsspielraum verlangt und unsere Abnehmer in dieser Beziehung geschädigt werden. In den Verkaufsbedingungen der deutschen Papierfabrikanten sind meines Wissens Kohlenmangel und Streik als Lieferungsbefreier angeführt, nicht aber wie in denen des Verbandes, Betriebsstörungen im all gemeinen. Zeitungsverleger wünschen Ermäßigung des Papierzolls Regierungsrat a. D. Dr. v. Stiulnitz- Berlin: Die Zeitungsverleger hegen keine Animosität gegen das Kartell. Wären sie Papierfabrikanten, so würden sie die Bildung eines Kartells für recht überlegenswert halten. Gegen möglichen Mißbrauch der Kartellmacht brauche man aber ein Ventil, und deshalb hält Redner einen Prohibitivzoll für verderblich. In Zeiten großer Hausse sollte das Ausland einen kleinen Druck auf den hiesigen Markt ausüben können. Dann würde vielleicht auch in technischer Hinsicht diese oder jene Fabrik zu einigen Verbesserungen angefeuert werden. Hager-Berlin: Die Preise der Papiere, .welche die deutsche Papier verarbeitungsindustrie braucht, sind allerdings zurückgegangen, aber erst sehr viel später. Die Aussicht auf die Kartellgründung hat zu nächst erhebliche Preiserhöhung auf dem ganzen Markte herbeigeführt und die später eintretende Ermäßigung der Preise der anderen Papiere war den Papierverarbeitern nicht durchweg angenehm, denn sie saßen zum Teil auf Lieferungsverträgen, die sie zu hohen Preisen abge schlossen hatten, fest; erst später hat sich das mehr und mehl' zurückgebildet. Die viel gerühmte Stabilität der Preise ist nicht ein getreten. Herr Oberbergrat Wachler meinte, die Geringfügigkeit der Papier einfuhr sei nicht auf den Papierzoll zurückzuführen, sondern auf die große Leistungsfähigkeit der deutschen Papierfabrikanten. Wenn die deutsche Papierfabrikation aber so leistungsfähig ist, dann braucht sie keinen hohen Zoll! Hiermit schließt die Aussprache über den ersten Teil von Frage 10. Schluß folgt * * * Berlin SW, 9. November 1908 In Ihrem Bericht in Nr. 90 über den Verband der Deutschen Druckpapierfabriken führen Sie auf Seite 8228 Herrn Sander als Prokuristen der Firma F. Lüdecke auf. Derselbe ist schon seit 11/2 Jahr nicht mehr in unserer Firma. F. Lüdecke, Gesellschaft mit beschränkter Haftung Widerstand gegen Zerknittern Fortsetzung zu Nr. 88 5. Mahlen des Halb- und Ganzstoffs Wenn auch Kochen und Bleichen der Faserstoffe deren Elastizität und Geschmeidigkeit ungemein schädlich beeinflussen können, so ist doch der Hauptgrund ungenügenden Widerstands Segen Zerknittern beim Mahlen der Rohstoffe im Halb- und anzzeugholländer zu suchen. Das Mablen im Halbzeug holländer kann in der Regel nur dann schädlich einwirken, wenn das Halbzeug zu kurz und rasch gemahlen oder bei schwacher Eintragung mit scharfem Geschirr und stark gesenkter