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Nr. 91 Sachliche Mitteilungen finden kostenfreie Aufnahme .e o o 3273 Mixarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** *** Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung * * -- Steindruck Berliner Typographische Gesellschaft Die zahlreich besuchte Sitzung vom 3. November wurde vom ersten Vorsitzenden Herrn Könitzer geleitet. An Eingängen waren zu verzeichnen von der Bauer’schen Gießerei in Frank furt a. M. durch deren Vertreter, Herrn Wilhelm Melcher, ver- schiedene Novitätenhefte, von der Farbenfabrik Th. Schramm in Offenbach Preislisten und Probedrucke ihrer Farbenfabrikate sowie Muster der Walzenmasse »Hassia«, von der Verlags handlung Martin Öldenbourg ein Exemplar des stilvoll aus gestatteten Brandenburgischen Kalenders »Roter Adler« für 1904, von der Firma Kast & Ehinger verschiedene Geschäfts- Empfehlungs - Drucksachen und von der Verlagshandlung Klimsch & Co. in Frankfurt a. M. Prospekte für das Jahr buch 1904. Als Mitglieder wurden aufgenommen die Herren Buchdruckereibesitzer Willy und Carl Wolffsohn, in Fa. Gebr. Wolffsohn, Naunynstr. 38, Korrektor Franz Stakemann, Kamp hausenstr. 12 (Buchdruckerei Franz Weber), Willy Bartusch, Cotheniusstr. 15 (Buchdruckerei Moriz & Kummer) und zur Mitgliedschaft angemeldet die Herren Gustav Pritz, Feilnerstr. 3 (Akzidenzsetzer bei Ullstein & Co.), Hans Märker, Charlotten burg, Röntgenstr. 3 (Akzidenzsetzer bei Wilhelm Greve), Buch drucker Richard Biegel (bei Gebr. Unger), Hermann Blumberg, Steglitz, Breitestr. 24 (Buchdruckerei Schulz & Möller). Der Vorsitzende des Verbandes der Deutschen Typographischen Gesellschaften, Herr Erler, teilt mit, daß mit dem 1. November d. Js. der Termin abgelaufen sei, bis zu welchem die an dem Vertretertage beteiligt gewesenen typografischen Vereinigungen von der Vereinigung zurücktreten konnten. Eine derartige Meldung sei erfreulicherweise von keiner Seite eingegangen; dagegen haben die Vereine in Leipzig, Hamburg und München gemeldet, daß sie die Wahl eines Vorstandsmitgliedes bereits vollzogen haben. Neu hinzugetreten seien der Vereinigung noch die Gesellschaften in Frankfurt a. M. und Kassel, somit werde der Verband hohe Mitgliederzahl haben und sei durch den Beitrag von 50 Pf. fürs Mitglied finanziell sichergestellt. Hierauf gab Herr Könitzer einen ausführlichen Bericht übei- die im Buchgewerbesaal ausgestellten Schülerarbeiten der graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Die Anstalt sei 1897 begründet worden, und pflege nicht nur theoretisch alle grafischen Verfahren, sondern gebe ihren Schülern auch Ge legenheit zu deren praktischer Ausübung, wozu geeignete Pressen und alle sonst erforderlichen Hilfsmittel vorhanden seien. Hervorragend würden die modernen Reproduktions- Verfahren gepflegt, besonders beachtenswert seien diejenigen Erzeugnisse, bei denen Lithografie und Lichtdruck - ver bunden sind, und wodurch z. B. vortreffliche Kupferdruck- Imitationen auf der Flachdruckpresse erzielt wurden. Gegen über der Berliner Handwerkerschule mit ihrer erheblich höheren Schülerzahl habe die Wiener Anstalt den Vorzug, daß die von Schülern skizzirten Arbeiten auch praktisch ausgeführt werden könnten, was selbst in der Leipziger Akademie nicht bei allen Verfahren möglich sei. Dagegen sei die Wiener Anstalt dadurch, daß sie nur am Tage besucht werden könne, fast ausschließlich Wohlhabenden zugänglich, und die werktätigen Kräfte seien auf die von der Typographischen Gesellschaft eingerichteten Abendkurse im Skizziren und Tonplatten schneiden angewiesen. Auch die berühmte Pariser Ecöle Estienne sei nicht so vielseitig gestaltet und gebe nicht die Gelegenheit zur praktischen Betätigung der Druckverfahren wie die Wiener Anstalt. Mehr aufs praktische gerichtet sei eine ähnliche, aber aus privaten Mitteln unterhaltene Anstalt in London, wo das Setzen an der Setzmaschine praktisch geübt werde. Hierauf wurde ein von dem Erfinder Herrn Clemens Müller ausgestellter kombinirter Walzenkoch- und -Gießapparat »Argile vor geführt und erläutert. Dieser besteht aus einem auf Rollen laufen den Eisengestell, dessen Fuß kaum einen Quadratmeter Raum einnimmt, einen etwa 2 m hohen Bügel trägt, in welchem ein Wasserkessel und innerhalb desselben der Massekessel hängt. Durch Kurbelbewegung läßt sich der Kessel heben und senken. Der Apparat kann mit Gas oder Spiritus geheizt werden. Er erzeugt Dampf von 1/2 Atm. Druck, ist mit Wasserstandsglas und Sicherheitsventil versehen und bedarf keiner polizeilichen Konzession. Der Massekessel faßt 50 kg Walzenmasse, • die beim ersten Guß in 3/4 Stunden gußfertig geschmolzen sind; bei wiederholter Füllung, wenn also das Wasser bereits an- gewärmt ist, vollzieht sich das Schmelzen schneller. Der Wasserkessel faßt 11/2—2 Eimer Wasser, welche in 20 Minuten kochen. Durch Anschluß an die Wasserleitung läßt sich das Wasser jederzeit ersetzen. Der Massekessel besteht aus 2 mm starkem Kupferblech. Beim Umgießen alter Masse benutzt man ein in dem Kessel hängendes Sieb, auf welchem alle Rückstände sich sammeln, während die klare Masse unten durch einen Ausflußhahn abläuft. Das Entleeren der Masse von unten ist ein Vorzug gegenüber dem sonst üblichen Ausgießen der Masse von oben, weil sich Luftblasen an der Oberfläche des Kessels bilden und beim Eingießen in die Gußflasche leicht einen tadellosen Guß verhindern. Der Apparat in der vorgeführten Größe kostet 350 M. Auf Wunsch wird derselbe auch in kleineren oder größeren Dimensionen angefertigt. Im Anschluß an diese Vor führung entspann sich ein lebhafter Meinungsaustausch. Der Apparat wurde von den Anwesenden als praktisch und em pfehlenswert bezeichnet. Herr Obermaschinenmeister Mietz fand es bedauerlich, daß die Maschinenmeister sich heute nicht mehr mit dem Walzengießen beschäftigen; dadurch werde der Wert guter Walzen nicht mehr recht anerkannt, man gehe leichtfertig damit um, und es treten öfters Störungen ein, die sehr wohl vermieden werden können. Er lasse die Walzen in der Druckerei gießen und habe einen Arbeiter dazu angelernt, der nach seinen Angaben die Walzen sorgfältig gieße und stets gute Walzen liefere. Es gehöre nicht, wie so oft behauptet werde, Glück zum Gießen guter Walzen, sondern nur die er forderliche Sorgfalt. Beim Umgießen in der Walzengußanstalt erhalte man zuweilen die gelieferte gute Masse nicht zurück, weil der Bequemlichkeit wegen alles aus einem Topfe ge gossen werde. Die Maschinenmeister seien heute durch die Walzengußanstalten verwöhnt und darum nicht mehr imstande, selbst gute Walzen zu gießen. An dem vorgeführten Apparat wurde bemängelt, daß er keine Vorrichtung zum Anwärmen der Hülsen besitze. Hierauf wurde erwidert, das Erwärmen der Gießflaschen könne leicht in der Weise geschehen, daß man einen Bunsenbrenner unter die Flasche bringe. Die Flamme schlage dann soweit nach oben, daß sie in kaum einer Minute die Flasche vollständig erwärme. Bei besonders großen Formaten könne man die Flasche auch umdrehen. Allgemein war man der Meinung, daß aus 2 Hälften zusammensetzbare Gußflaschen tadellose Walzen ohne Naht nicht liefern können. Herr Gustav Jahn berichtete, daß man in Amerika so vor zügliche Walzen verwende, wie sie bei uns gar nicht zu finden seien. Die Mehrzahl unserer Maschinenmeister wisse gar nicht, was man von einer guten Walze verlangen könne. In Amerika werden die Walzen von unten gegossen, das heißt, die am Boden aus dem Kessel fließende Masse wird von unten in die Gießflasche gedrückt, und auf diesem Wege können voll kommen glatte und nicht poröse Walzen hergestellt werden.. In Amerika werde alles spezialisirt, eine Schnellpressenfabrik liefere weder Schließrahmen noch Gußhülsen, beides werde in besonderen Fabriken hergestellt, und der Spezialist könne besseres leisten als eine Maschinenfabrik, welche einen Be standteil nur nebenbei anfertigt. Vielfach rühre die schlechte Beschaffenheit unserer Walzen daher, daß zu den Walzen poröses Eisen verwendet werde. Die aus einem Stück ge bohrten Hülsen für unsere modernen Riesenmaschinen können leicht an irgend einer Stelle einen Fehler zeigen. In Amerika fertige man die großen Hülsen aus mehreren Stücken an, die beim Gießen übereinander geschraubt würden; auch die un