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PAPIER-ZEITUNG Nr. 91 3266 Verlust des Rügerechtes — Ausfallmuster Vom Main In Nr. 84 Seite 3010 wurde folgender Streitfall entschieden: Die Papierfabrik Y. hatte dem Großhändler X. blaues Umschlag- papier geliefert, welches in der Farbe zu hell ausgefallen war. Die Beanstandung erfolgte auf Grund der der Rechnung beigefügten Aus- fallmuster, aber erst 14 Tage nach deren Zusendung, weil der Ab nehmer von X. solange verreist war. Das Papier selbst war aber (in folge Wasserversandes) noch nicht bei X. eingetroffen. Die Papier-Zeitung bezeichnete auf Grund des Handelsgesetzes die Beanstandung als zu spät erfolgt. Dieser Ansicht pflichte ich nicht bei. Im allgemeinen haben Ausfallmuster — soweit es sich nicht um Exportgeschäfte handelt — nur den Wert von Handmustern, und man pflegt weniger die Muster als die Ware selbst auf ihre 'Vor schriftsmäßigkeit zu prüfen, da bekanntermaßen kein Fachmann eine Papierlieferung auf Grund anderer als selbstentnommener Proben beurteilt. Außerdem ist es im Papiergroßhandel ganz und gar nicht angebracht, nach besonderer Vorschrift des Verbrauchers angefertigte Ware scharf zu prüfen, wenn man solche einem in nächster Nähe wohnenden Abnehmer direkt abliefern kann. Der Papierkenner kann schließlich an fast jeder Machung Fehler entdecken, die eine Bean standung rechtfertigen würden, und doch unterläßt man, wenn Ab weichungen nicht gar zu schlimm sind, mit Vorliebe jede Klage, bis sich der Besteller selbst meldet. Der Zwischenhändler darf in vielen Fällen mit Sicherheit vermuten, daß die von ihm selbst festgestellten Mängel von seinem Abnehmer entweder gar nicht wahrgenommen oder, weil unwesentlich, garnicht gerügt werden. Wollte der Grossist in jedem Falle die mehr oder minder gewichtigen Fehler sofort an zeigen, so käme er aus dem Kriegszustand mit seinen Lieferanten überhaupt nicht mehr heraus und würde zum Schlüsse in der Branche als Chikaneur angesehen und danach behandelt. Ist die Auffassung der Papier-Zeitung richtig, so kann ich solchen Händlern, die Ausfallmuster verlangt oder unverlangt erhalten, an- gelegentlichst empfehlen, bei jeder Bestellung anzugeben (am besten mittels Gummistempels), daß sie die Prüfung der Lieferung nur auf Grund der Ware selbst, nicht aber der Ausfallmuster vornehmen können. Eine angemessene Rügefrist nach Eingang der Ware ist gesetzlich vorgesehen, und diese darf sich der Papiergrossist nicht durch Ausfall muster entziehen lassen. E. R. Papiermarkt in Offenbach und Frankfurt a. M. Herr D. hätte in seiner Entgegnung in Nr. 87 angeben sollen, welche Punkte in meinem Bericht fehlen. Veröffentlichung der zur Zeit hier geltenden Preise verstieße gegen die bewährten Grundsätze der Papier - Zeitung und würde einen unerwünschten Preiskampf zwischen Händlern und Erzeugern herbeiführen. Den Frankfurter und Offenbachei- Markt bearbeiten etwa zehn bedeutendere Papier- Großhandlungen, dazu kommt noch der Wettbewerb auswärtiger Häuser. Dies drückt auf die Einkaufspreise derart, daß überall in Süddeutsch land bessere Preise als hier erzielt werden. Papierfabriken pflegen nur reisen zu lassen, um mit der Kundschaft Fühlung zu behalten, oder wenn Arbeit für die Maschinen geschaffen werden muß. Dem nach ist das Auftauchen von ungewöhnlich vielen Reisenden ein sehr beredtes Zeichen. Die Beschäftigung einer Fabrik beurteile ich nach der Lieferzeit, die sie fordert. Es wäre erwünscht, wenn Herr D. über das Solinger Geschäft einen mustergiltigen Bericht ab faßte, vielleicht würden sich dann auch andere Herren dazu verstehen, Wissenswertes aus ihren Absatz gebieten zu veröffentlichen. E. R. Verband Deutscher Druckpapier-Fabriken G. m. b. H. Auszug aus dem amtlichen Bericht über die Kartell-Enquete Fortsetzung zu Nr. 90 Unkosten des Syndikats Direktor Reuther-Herlin: Herr Dr. Jaenecke frag vorhin, wie hoch sich die Syndikatsunkosten stellten. Er sieht darin eine Belastung des Papierpreises und glaubt, daß das Syndikat seine großen Kosten durch Erhöhung seiner Preise wieder hereinholen muß und damit die Verleger schädigt. In unserem Vertrage steht, daß jeder Gesellschafter an dem Tage, an welchem die Syndikatstätigkeit beginnt, sich mit seinem Agenten abzufinden hat, sodaß auf dem Kaufpreis, der den Fabriken vom Syndikat gezahlt wird, keine besonderen Verkaufsspesen ruhen. Das Syndikat hat nur Agenten angestellt im Ausland und an wenigen Plätzen im Inland, wo die Uebersicht von Berlin aus nicht möglich war. Im Jahre 1902 betrugen die Gesamtkosten der Geschäfts führung einschließlich der Provisionen für die Verkaufsstellen rund 800 000 M. Demgegenüber steht ein Umsatz an Waren von 18 Mill. Mark. Das ergibt also nicht ganz 2 pCt. Unkosten. In dem laufenden Jahre wird der Umsatz des Syndikats auf vielleicht 21 Mill. M. steigen, während die Unkosten dieselben bleiben. Also haben die Un kosten im Syndikat keine größere Bedeutung auf den Papierpreis, als früher die Agentenprovisionen und die Reisespesen usw. der einzelnen Fabriken. Was den hohen Preis betrifft, den der durch Herrn Dr. Reismann- Grone vertretene Zeitungsverlag in 1900/1901 zahlte, so hat das Syndikat bis jetzt noch nicht einen einzigen Zentner Papier an die „Rheinisch- Westfälische Zeitung“ geliefert. Erträgnisse der Verbandsfabriken. Leonhardt-Crossen: Unter den Aktiengesellschaften, die dem Ver bände angehören, befaßt sich nur die Arnsdorfer Papierfabrik über wiegend mit der Erzeugung von Druckpapier. Sie gehört zu den neueren Papierfabriken, hat erst vor kurzer Zeit eine neue Papier maschine aufgestellt und ihre alten Maschinen vollständig umgebaut. Sie hat außerdem eine Wasserkraft, mit welcher sie ihren Holzschliff selbst erzeugt. Der Gewinn, den sie erzielt, wird wohl auf das Konto dieser Wasserkraft und nicht auf das der Papierfabrikation zu setzen sein. Arnsdorf erzielte in den letzten vier Jahren durchschnittlich eine Dividende von 7,2 pCt. Die Papierfabrik Baienfurt besitzt eine ziemlich große Zellstoff fabrikationsanlage. Mit dieser- erzeugt sie hauptsächlich gebleichten Zellstoff, den sie infolge ihres wunderbar reinen Wassers zu hohen Preisen an Feinpapierfabriken absetzen kann. Leider läßt der Geschäftsbericht nicht erkennen, wie hoch der Gewinn erstens aus der Zellstoffabrikation und zweitens aus der großen Wasserkraft ist, welche zur Herstellung von Holzschliff dient. Außerdem liegt Baien furt sehr günstig in Bezug auf billigen Holzeinkauf. Bedenkt man ferner, daß diese Fabrik bei ihrer großen Erzeugung jährlich nur 141 Waggon Druckpapier herstellt, so leuchtet es ein, daß ihr Dividenden ergebnis nur zum allerkleinsten Teile auf die Druckpapierfabrikation zurückzuführen ist. Die Simoniusschen Zellstoffabriken befassen sich in der Hauptsache ebenfalls mit der Zellstoffabrikation. Nur die Zweigniederlassung in Fockendorf stellt Druckpapier als kleinen Teil ihrer sonstigen Papier erzeugung her. Die in den letzten drei Jahren ausgewiesene Durch schnittsverzinsung von 6,6 pCt. ist als Verdienst aus der Zellstoff fabrikation sehr niedrig. Die Papierfabrik Elsenthal rechnet ihren Gewinn hauptsächlich aus der Holzstofferzeugung mit Wasserkraft heraus. Ihre Ergebnisse sind niedriger als diejenigen der vorhergenannten Fabriken. München - Dachau fabriziert 1210 Waggon Papier im Jahre, davon sind nur 77 Waggon Zeitungsdruckpapier. Sie fabriziert eine Menge anderer Spezialitäten, welche die Fabrik infolge ihrer vorzüglichen Anlage und ihrer außerordentlich günstigen Wasserverhältnisse in den Stand setzen, hierfür besonders lohnende Preise zu erzielen. Ihre Druckpapierfabrikation hat keinen Einfluß auf die Gestaltung der Dividenden. Bei Nossen findet man immer nur 0 pCt. und bei der Robschiitzer Papierfabrik auch nicht viel mehr Erträgnis. Nossen erzeugt sich allerdings Holzstoff selbst, aber nur mit Dampfbetrieb, wogegen die Robschützer Papierfabrik ihren gesamten Holzschliff kaufen muß. Bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart gibt die Papier fabrikation den geringsten Ausschlag für die Dividenden. Wolfegg hat in den Jahren 189& bis 1898 gar keine Dividende ver teilen können, ebenso Dorsten von 1899 bis 1902. Die Dividenden dieser Druckpapier erzeugenden Fabriken beweisen, daß es höchste Zeit war, sich zusammenzuschließen. Wenn ZeitungsVerleger in der Haussezeit Schaden hatten, so ging es den Papierfabrikanten in derselben Zeit noch schlechter. Als durch die Bergarbeiterstreiks in Böhmen und Sachsen die Kohlen zufuhr plötzlich abgeschnitten wurde, mußte Redners Fabrik an Ueber- preisen für Kohlen rund 120 000 M. bezahlen. Um die Verleger, mit denen Redners Firma Jahresschlüsse hatte, zu befriedigen, mußte sie Druckpapier von anderen Fabriken zu 28 Pf. kaufen, um es ihren Ab nehmern mit 21 Pf. weiter liefern zu können. Dabei belief sich die Zubuße der Fabrik auf rund 50 000 M. Bei den Preisen, welche vorhin aus Holland gemeldet wurden, wäre doch um klares Bild zu erzielen, erst festzustellen, zu welcher Zeit jener Drucker sein Papier abgeschlossen hat. In Zukunft keine hohen Verbandspreise! Die Verwaltung des Verbandes hat sich beim Nachlassen des Bedarfs wiederholt mit dem Gedanken beschäftigt, die Preise rascher herabzusetzen. Auch lag ein Antrag bei ihr vor, die Preise, welche damals auf 25 M. standen, sofort auf 22 herabzusetzen, um den ver änderten Verhältnissen Rechnung zu tragen. Leider scheiterte dieser Antrag bei der Abstimmung der Gesellschafter. Redner glaubt, daß Alle aus den damaligen Verhältnissen gelernt haben, und daß die Verleger, sollte während des Bestehens des Verbandes noch einmal eine ähnliche Lage eintreten, wahrscheinlich keine so hohen Preise mehr zu bezahlen haben werden. Dies sei die Absicht und der feste Wille der jetzigen Verbandsleitung. Verleger Dr. Faber - Magdeburg: Die Angabe des Vorredners, die Arnsdorfer Papierfabrik arbeite lohnend, da sie modern eingerichtet sei, deutet darauf, daß der Vorwurf, manche Verbands-Fabriken haben unmodernen Betrieb, doch nicht so unberechtigt sei, wie der Verband behaupte. Die vorhin gerügten schweren Kaufbedingungen wurden auch vor Gründung des Verbands nur von wenigen Zeitungsverlegern den Papierfabrikanten aufgebürdet. Dr. Litthauer - Berlin: Der Gewinn der Arnsdorfer Papierfabrik er klärt sich daraus, daß die Maschinen niedrig zu Buch stehen. Die Arnsdorfer Papierfabrik wurde von ihrem Besitzer vor einigen Jahren in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Er hat dasjenige Kapital zur Gründung der Gesellschaft gewählt, das für den Handel an der Börse notwendig ist, 1 Million Marx. Der Wert der Fabrik ist höher. Die Maschinen stehen mit dem niedrigen Betrage von 300 000 M. zu Buche. Demzufolge sind die Abschreibungen ziemlich gering, und die Dividende ist etwas höher.