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Nr. 90 PAPIER-ZEITUNG 3233 stunde. Die Pausen sind jedoch möglichst so zu legen, daß keine Betriebsstörung hervorgerufen wird. Gleichzeitig wurde noch eine Resolution angenommen, daß solche Geschäfte mit mehr als achteinhalbstündiger reiner Arbeitszeit vorläufig als Uebergang länger arbeiten dürfen, aber das Mehr als Ueberstunde zahlen müssen. Nachträglich wurde noch beschlossen, daß in den Geschäften wo bereits kürzere Arbeitszeit besteht, eine Verlängerung ohne Vergütung nicht zulässig ist. Der Mindestlohn ausgelernter Lichtdrucker im ersten Jahr nach beendeter Lehrzeit wurde auf 24 M. wöchentlich festgesetzt; ebenso für üeberläufer aus anderen Berufen nach vierwöchentlicher Tätigkeit. Dem Lehrprinzipal ist es gestattet, Ausgelernten im ersten •Jahre nach der Lehrzeit 20 M. Wochenlohn zu zahlen. Aus Lehranstalten kommende erhalten höchstens 10 M. wöchent lichen Lohn und werden erst als Gehilfen betrachtet, wenn sie nach weislich 2 Jahre in Bundesanstalten beschäftigt waren. Ueberstundenarbeit soll möglichst vermieden werden. Für die ersten 2 Stunden sollen 25 pOt. Zuschlag und von da ab 331/3 pCt. Zuschlag gezahlt werden; für Sonntagsarbeit 50 pCt. Aufschlag. Bei zwei -und mehr Ueberstunden ist eine mindestens viertelstündige Pause einzurechnen und zu bezahlen. Die Feiertagsbezahlung fand dahin ihre Regelung, daß alle landes gesetzlichen, behördlichen und vom Geschäft angeordneten Feiertage zu bezahlen sind. In Zweifelfällen entscheidet über die Tariffeiertage eine von beiden Seiten eingesetzte Kommission am Orte. Zur Lehrlingsfrage wurde bestimmt, daß in den einzelnen Ab teilungen auf 1 bis 5 Gehilfen ein Lehrling kommt und auf je weitere 5 Gehilfen 1 Lehrling. In Abteilungen wo nur 1 Lehrling beschäftigt ist, kann im dritten oder vierten Lehrjahr ein weiterer Lehrling ein gestellt werden. Zur Akkord- und Prämienarbeit soll Material gesammelt und vom Bund der Lichtdruckanstalten in einer Denkschrift verarbeitet werden. Zum § 616 des B. G.-B. wurde beschlossen, daß bei vorüber gehender Verhinderung an der Arbeit nicht mehr als drei Stunden gezahlt werden. Der Tarif selbst tritt am 1. Januar 1904 auf 3 Jahre in Kraft; er gilt auf weitere 3 Jahre verlängert, wenn er nicht ein Jahr vor Ablauf der Frist gekündigt wird. Zur Durchführung der Tarifbestimmungen sollen Tarifbezirke, errichtet werden, welche einen Tarifausschuß und Tarifamt einsetzen. Zur Schlichtung von Tarifstreitigkeiten werden Schiedsgerichte aus gleichen Teilen eingesetzt. Beschlossen ist ferner die Schaffung von Arbeitsnachweisen auf paritätischer Grundlage. Als Publikationsorgane wurden „Die Zeitschrift für Deutschlands Buch- und Steindrucker und verwandte Berufe“ und die „Graphische Presse“ bestimmt, rb. Die Herstellung der Type In der Vortragsreihe über die »Herstellung des Buches«, vergl. Nrn. 86 und 88 Seite 3151, hielt Herr Hermann Smalian am 30. Oktober im Berliner Kgl. Wilhelm-Gymnasium einen Vortrag über obiges Thema. Herr Smalian hatte zwei Drucksachen anfertigen lassen, welche den Zuhörern schon einigen Aufschluß über Form und Größen der Typen sowie deren Benennungen gab. Redner bemerkte eingangs seines Vortrages, daß die Technik des Typengusses im wesent lichen seit Gutenberg bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahr hunderts gleich geblieben sei. Die ersten Drucker waren auch ihre eigenen Stempelschneider und Gießer, die Typen wurden im Handgieß-Instrument einzeln gegossen. Das erste Erforder nis zur Anfertigung der Type ist eine genaue Zeichnung des Buchstabens. Diese von berufsmäßigen Schriftzeichnern oder auch Künstlern, z. B. den Professoren Eckmann und Behrens, entworfenen Zeichnungen werden vom Stempelschneider, den Anforderungen der Technik entsprechend, nachgearbeitet und dann nach gründlicher Prüfung fotografirt. Für jeden Kegel der ganzen Garnitur muß eine entsprechend große Fotografie gefertigt werden, also für eine Schriftgarnitur von 10 Graden mit etwa 110 Buchstaben, Zeichen und Ziffern mehr als 1000 Fotografien, und nach jedem Bilde fertigt der Stempel schneider einen Stahlstempel, der das genaue Bild des Buch staben in erhabener Arbeit trägt. Dieser Stempel wird dann in Kupfer abgeprägt und die so gewonnene Matrize genau nach Tiefe und Stellung justirt. Die justirte Matrize wurde früher in dem Handgieß-Instrument befestigt, und zwei ver schiebbare Winkel bildeten den Hohlraum für den zu gießen den Schriftkegel. Das Metall der Typen, das Schriftmetall, hat vielfach gewechselt; in den vereinzelt auf uns gekommenen Gießrezepten, sind überwiegend Mischungen aus Blei und Antimon angegeben. Gelegentlich werden auch Hufnägel ge nannt, doch scheinen diese nur zur Läuterung des flüssigen Metalls gedient zu haben. Die Bedingungen für die Zu sammensetzung des Metalls werden begrenzt durch die Notwendigkeit, den Schmelzpunkt so niedrig zu halten, daß die kupferne Matrize noch eine entsprechende Zahl von Güssen erträgt, ohne zu verbrennen; anderseits muß das Metall widerstandsfähig genug sein, um etwa 1 000 000 Drucke in der Buchdruckpresse auszuhalten, und so zähe, daß kleine über hängende Teile, z. B. Akzente, nicht abbrechen. Der Guß der Typen hat sich inzwischen insofern geändert, als in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Gießmaschine in England erfunden wurde. Ihr folgte bald darauf von Amerika aus die Komplettgießmaschine, welche die tägliche Leistung wiederum erhöhte. Während früher aus dem Hand-Instrument etwa 5000 Buchstaben täglich gegossen wurden, lieferte die Gießmaschine die doppelte Zahl. An diesen Buchstaben saß aber noch der Gußkegel, der abgebrochen und die Gußkanten, die abgeschliffen werden mußten. Die Komplettgießmaschine dagegen liefert 50 000 fertige Typen täglich, und eine seit kurzer Zeit arbeitende Maschine, die von dem Engländer F. Wicks erfunden wurde, kann sogar 500 000 Typen täglich liefern. Der Vortragende beschreibt dann die verschiedenen Typen arten: Ausschluß, Durchschuß, Brod-, Titel-, Auszeichnungs- und Zierschriften, Einfassungen usw. und macht besonders auf die Anregungen aufmerksam, die Dr. Jessen in seinen Vor trägen »Kunst im Buchdruck« über Auszeichnungsschriften ge- gegeben hat. Schließlich wurde auch die Anfertigung der im Satz verwendeten Messinglinien beschrieben. Die typografischen Maße, die verschiedenen Systeme und ihr Ursprung waren in den Drucksachen, die sieh in Händen der Zuhörer befanden, sehr anschaulich dargestellt, sodaß der Vortragende hierzu nur einige Erläuterungen zu geben brauchte. Er wies u. a. darauf hin, daß eine Druckform Gutenbergs etwa 2000 einzelne Schrift zeichen enthielt, ein Bogen Oktav umfaßt dagegen schon etwa 50000 Typen, während man eine Seite der Times auf 75000 Typen schätzen kann. Die Notwendigkeit, solche Massen einzelner Gußstücke genau übereinstimmend herzu stellen, gestattet einen Rückschluß auf die Feinheit der typo grafischen Meßwerkzeuge und ihre Genauigkeit. Lichtdruck mit Hochglanz (Vergl. Nrn. 58 und 61 von 1902) Die Anfrage in Nr. 58 der Papier-Zeitung von 1902 war unklar gestellt. Um höheren Glanz als mit sogen. Schwimmlack zu erhalten, müßte Fragesteller die Lichtdrucke in einer Lösung von 1 T. Gelatine in 10 T. Wasser baden und auf sauber geputzte, talkumirte Platten aufquetschen. Wünscht aber Fragesteller hierfür auf jeden Fall einen Alkohol-Lack, dann diene ihm folgendes Rezept: Gebleichter Schellack 1 Teil Absol. Alkohol 7—10 Teile Lavendelöl pur. 0,1 Teil C.Fleclc Büchertisch Meyers Volksbücher. Herausgegeben von Dr. Hans Zimmer, Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. Preis jeder Nr. 10 Pf. Die Werke der Schriftsteller Franz Grillparzer und Friedrich Ger stäcker sind in diesem Jahre für den Nachdruck frei geworden; infolge dessen können sie jetzt in der wohlfeilen Ausgabe der Volksbücher erscheinen. Die Nummern 1359—61 enthalten eine Auswahl aus Ger- Stäckers »Mississippi-Bildern«, während in den folgenden Nummern bis 1374 Grillparzers Trauerspiele: »Ein treuer Diener seines Herrn«, »Des Meeres und der Liebe Wellen«, »Das goldene Vlies«, »König Ottokars Glück und Ende«, »Die Jüdin von Toledo«, »Ein Bruderzwist im Hause Habsburg« und die Novelle »Der arme Spielmann« abge druckt sind. Die Bücher sind mit einer kurzen Karakteristik des Dichters und einer Uebersicht seiner Werke ausgestattet. Dies Blatt gehört der Hausfrau. Zeitschrift für die An gelegenheiten des Haushalts. Verlag von Friedrich Schirmer, Berlin SW. Wöchentlich ein Heft, Preis 15 Pf. Diese Zeitschrift erscheint bereits im 18. Jahrgang und bietet . ihren Leserinnen ungewöhnlich reichen Inhalt. Das kürzlich er schienene Heft 4 enthält Aufsätze über Erziehung und Unterricht, Gesundheitspflege, Blumenpflege, über die Küche, Kochrezepte, Mode- Handarbeiten und Vorlagen zu kleinen kunstgewerblichen Gegen ständen in leichter und schwieriger Ausführung. Die Muster sind mit gutem Geschmack ausgewählt, und ihre Ausführung ergibt brauchbare Gegenstände. Das letzte Drittel des Heftes enthält Unterhaltungsstoff und die Beilage »Das Blatt der Kinder«. Das Heft ist in allen Teilen mit guten Büdern geschmückt. Die Beilage »Das Blatt der Kinder« umfaßt 8 Oktavseiten, sie enthält Geschichten, Gedichte, Bilder und Beschreibungen. Die Zeitschrift ist gut ausgestattet.