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Nr. 89 PAPIER-ZEITUNG 3195 echte Farben zu führen. Ich habe beobachtet, daß unbeständige Farben die Eigenschaft haben, beim Druck auf dem Steine Ton anzusetzen, was bei lichtechten Farben nicht so leicht passirt; ferner gehen solche Farben sehr leicht ins Wischwasser, so daß mit der Zeit das ursprünglich weiße Papier der Auflage schwach gefärbt erscheint. Verfärbung sonst guter Buntdruckarbeiten tritt ein, wenn man holzschliffhaltiges Papier für Drucksachen wählt, die der Straßenreklame dienen; das Tageslicht bräunt derartige Papiere, dabei verliert die lichtechteste Farbe ihr Feuer, und erhält schmutziges Aussehen. Zur Bereitung dauerhafter Tonfarben, d. h. solcher, welche nach dem Trocknen nicht zurückgehen, ist deren Vermischung mit Transparentweiß empfehlenswert. Der Ton erhält dadurch glänzendes Aussehen. Matte, also nicht glänzende Töne werden mit Bologneserkreide hergestellt. Beide Mischungen sind trans parent, wenn die Hauptfarbe diese Eigenschaft besitzt; deckende Töne werden durch Mischung mit Kremserweiß erzielt, m. Eine Reklame-Zeitung unter dem Titel »Elberfelder Volksfreund« hat das Abzahlungsgeschäft Gr. in Elberfeld herausgegeben. Das Blatt soll so oft erscheinen als es nötig ist, wird gratis verteilt, und anzeigen kann darin nur die Firma G. Im Blatt findet sich zunächst eine Tagesgeschichte, in welcher auseinandergesetzt wird, daß ein anständiges Abzahlungsgeschäft für den kleinen Mann eine Notwendigkeit geworden ist. In den darauf folgenden Lokal-Nachrichten wird ebenfalls in allen möglichen Arten auf die Firma Gr. hingewiesen. Hier eine Probe dieser Mitteilungen: Unfall. Bei einem Neubau in Vohwinkel hatte ein daselbst beschäftigter Zimmermann das Malheur, auszugleiten und abzu stürzen. Glüchlicherweise fing er sich beim Fall, indem er mit seiner Lederhose an einem Haken hängen blieb, bis er aus seiner halsbrecherischen Situation befreit werden konnte. Wäre die Hose weniger dauerhaft gewesen, wer weiß, ob der Mann mit dem Leben davongekommen wäre. Wie uns ein Bericht erstatter meldet, war dieselbe im G.’schen Warenhaus gekauft, woselbst noch viele solcher Exemplare zu haben sind. Als Feuilleton bringt das Blatt eine Humoreske. Dann folgt Angabe von Mitteln gegen Keuchhusten, Gesichtsausschlag usw., ein Briefkasten, Anleitung für eine Reihe von Zauberkunststücken und zwei Seiten Anzeigen der Firma G. Daß es dem Herausgeber der Zeitung bei Abfassung seiner An zeigen nicht an Einfällen mangelt, mögen nachstehende Beispiele beweisen: Wer eine Stelle sucht sollte sich erst bei G neu einkleiden, er bekommt dann viel leichter lohnende Beschäftigung. Weine nicht, wenn Dir das Geld fehlt irgend einen Bedarfs-Artikel an zuschaffen. G liefert alles ohne Geld. —t. Kolportage für Wohltätigkeitszwecke. Um dem Mißbrauch zu steuern, daß sogenannte »Kunsthändler« und Kolporteure den Vertrieb ihrer Schriften und Bilder, die oft von ziemlich zweifelhaftem Werte sind, durch die Angabe zu fördern suchen, daß ein Teil des Reingewinns wohltätigen Zwecken zugute kommen soll, erklärt der Landesverein für innere Mission und die mit ihm verbundenen Kreisvereine, daß sie Anteile aus einem durch Vertreibung von Druckschriften, Bildern und dergl. erzielten Gewinn nicht annehmen, außer wenn die Veran staltungen von kirchlichen Organen selbst ausgehen. Außerdem soll das Ministerium des Innern ersucht werden, jene mit wohltätigen Zwecken sich verquickende Kolportage als eine Form des Kollektirens den Bestimmungen des Armengesetzes gemäß der vorgängigen Ge nehmigung der Behörde zu unterstellen, g. (Chemnitzer Tagebl.) Stiftung für verarmte Buchhändler. Zum Andenken an die ersten 25 Jahre geschäftlicher Selbständigkeit übersandte dem Vorstand des Unterstützungsvereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs- Gehilfen zu Berlin Herr Max Grosse, Inhaber der Firmen: Richard Mühlmanns Verlag (Max Grosse) und C. Ed. Müllers Verlagsbuch handlung in Halle a. S., zur Begründung einer Max Grosse-Stiftung 5000 M. mit der Bestimmung, daß die auflaufenden Zinsen so lange dem Kapital zugefügt werden sollen, bis dieses dadurch oder durch weitere Zuwendungen die Höhe von 20 000 M. erreicht hat. Ist diese Kapitalhöhe erreicht, dann- sollen die Zinsen jährlich zu gleichen Teilen an zwei ehemals selbständige Buchhändler, die ohne eigenes grobes Verschulden in Not geraten sind, verteilt werden. Die Unter stützung soll jeweils auf ein Jahr gewährt werden und kann bei Ablauf auch weiterhin denselben Empfängern und immer für den gleichen Zeitraum wieder gegeben werden. Der Bund der Berliner Buchdruckereibesitzer (Innung) beschloß in seiner letzten Versammlung vom 28. Oktober im Anschluß an eine Bekanntmachung der Berliner Handwerkskammer, wonach diese seit 1. September d. Js. für die Eintragung der Lehrlinge in ihre Lehrlings rolle ein Einschreibegeld von 3 M. erhebt, vom 1. Januar 1904 ab ebenfalls ein Einschreibegeld von 3 M. zu erheben. Durch den Vor sitzenden Herrn Kommerzienrat Büxenstein wurden etwa 75 Lehrlinge freisgeprochen, 6 Mitglieder auf die Satzungen verpflichtet und weitere 6 Mitglieder in den Bund aufgenommen. Im übrigen wurden ver schiedene andere Angelegenheiten von allgemeinem Interesse ver handelt, sodaß sich die ungewöhnlich zahlreich besuchte Versammlung bis gegen Mitternacht ausdehnte. Der Etat für das Jahr 1904 wurde auf 6000 M. festgesetzt. Bänderlose Vielfarben-Rotationsmaschine. Die Schnellpressenfabrik Frankenthal Albert & Cie. Akt.-Ges. in Frankenthal hat bei ihren Rotationsmaschinen die Ausführbänder vollständig beseitigt, so daß der gedruckte Bogen erst kurz vor dem Falzapparat geschnitten und nur über Leitzungen geleitet wird. Eine solche Fünffarben-, richtiger Sechsfarben-Rotationsmaschine, ist jetzt fertiggestellt worden, welche für den Druck der Tageszeitung »La Tribuna« in Rom bestimmt ist. Sie liefert sechzehn-, acht- und vierseitige Zeitungen, sämtlich inein ander geklebt und einmal gefalzt. Sie besitzt sechs Farbwerke, zwei für Schön- und Widerdruck für Schwarz und vier für farbigen Druck. Das Fehlen der Bänder verhindert Verschmieren der frischen Drucke vollständig. Außerdem ist die Maschine mit Abschmutzrolle und mit einer sehr sinnreichen Schneid-, Sammel-, Kleb- und Falzvorrichtung ausgestattet. Die Maschine ist 6,5 m lang und 3,5 m hoch; sie ge stattet bequemste Bedienung von allen Seiten. Schon vor wenigen Wochen brachte die Schnellpressenfabrik Frankenthal eine Rotations maschine zur Ablieferung, auf welcher eine große deutsche Familien zeitschrift gedruckt wird, und die gleichfalls völlig bänderlos arbeitet. Lohnbewegung im Druckgewerbe. Saalfeld (Thüringen). In einer am 24. Oktober von etwa 120 Personen besuchten Versammlung von An gehörigen des grafischen Gewerbes (Buch-, Stein- und Lichtdrucker, nebst Lithografen) wurde beschlossen, bei sämtlichen Arbeitgebern Verkürzung der Arbeitszeit auf 9 Stunden täglich zu fordern und die Abgabe einer endgiltigen Antwort bis 31. Oktober zu erwarten. Eine Buchauflage im Werte von 51/4 Millionen M. Aus London schreibt man der »Frankf. Ztg.« vom 20. Oktober: Das literarische Ereignis der Saison ist die soeben veröffentlichte Biografie Gladstones von John Morley. Daß der Gegenstand sowohl wie auch der Name des Bio- trafen eine große Anziehungskraft ausüben würden, wußte man, aber er große buchhändlerische Erfolg hat doch einigermaßen überrascht. Die erste Auflage betrug nicht weniger als 125 000 Exemplare und soll heute, nach 6 Tagen, bereits nahezu ausverkauft sein. Bestellungen auf 50 000 Exemplare sollen sich in den Händen der Verleger befunden haben, bevor das Werk erschien, und am Erscheinungstage beförderten 20 Frachtwagen eine Last von 80 000 kg, ausschließlich aus Exem plaren des Morley’schen Werkes bestehend, an die verschiedenen Lon doner Sortimenter. Wie kapitalkräftig ein Verlagshaus sein muß, das dergleichen unternimmt, mag daraus hervorgehen, daß allein des Ver fassers Honorar 10 000 Lstr. (200 000 M.) betragen hat. Anderseits ergibt die Auflage von 125 000 Exemplaren, ä 42 Shilling netto, den nicht unansehnlichen Erlös von 5’4 Millionen M., und wenn davon auch der den Sortimentern eingeräumte Rabatt abgeht, so sind dies doch Zahlen, wie sie in der Geschichte des Buchhandels nicht oft vor kommen. K. Volksbibliotheken in Paris. Die Stadt Paris besitzt 81 städtische, von städtischen Beamten verwaltete Volksbibliotheken, die für jeder mann über 16 Jahre zugänglich sind. Die Stadt wendet jährlich an 400 000 Fr. für diese Volksbibliotheken auf. K. Büchertisch Gewerbliche Buchführung von Max Commenlz, Lehrer der Handelswissenschaften. Band 22 von Ullstein’s Sammlung praktischer Hausbücher, Verlag von Ullstein & Co. in Berlin. Preis in Leinen gebunden 1 M. Dieses kleine Buch lehrt den Gewerbetreibenden eine möglichst einfache Buchführung. An Hand eines einmonatigen Geschäftsganges wird dem Leser gezeigt, daß es auf sehr einfache Weise möglich ist, sein Geschäft oder Gewerbe zu überblicken. Die Darstellung beginnt mit der Erklärung von Debet und Kredit, erläutert die Invaliditäts- Versicherung und kommt dann zur Beschreibung des Geschäftsganges, der genau und eingehend dargestellt ist, sodaß auch Leute, denen regelmäßige Buchführung ganz neu ist, sich gut herausfinden werden. Am Schlüsse dieses Abschnittes sind Erweiterungen und Verein fachungen zu der dargelegten Buchführung angegeben. Im zweiten Teil des Buches wird auf die praktische Verwertung des Systems näher eingegangen und Proben seiner Anwendung bei zwölf ver schiedenen Gewerben gegeben, eine Inventur und Kosten-Anschläge bilden den Schluß.