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PAPIER-ZEITUNG 3147 Filzen erleichtert, wird also viel verdunstetes Wasser dem Papiere wieder zugeführt, und der Filz kann den Wasserdunst nicht genügend abgeben, wodurch er meist sehr feucht läuft und infolgedessen auch rascherem Verderben ausgesetzt ist, da die Temperatur dann meist bereits Siedehitze erreicht. Jede Hausfrau wird, wenn sie auf einem gewöhnlichen Filzstücke feuchte Wäsche bügelt, die Wahrnehmung machen, daß das unter dem Filze sich befindende Brett oder die Tischplatte nach und nach naß wird. Die Wasserdämpfe dringen also zum Teil durch den porösen Filz hindurch. Wird ein dickes Trockenfilzstück genommen, so währt es sehr lange bis Feuch tigkeit durchdringt, da dieser Filz sehr dicht gewebt ist und viel Wasser einsaugen kann, und die Nässe sozusagen in den Filz hineingedrängt und gestaut wird. Ist der Filz einerseits schon feucht, und wird diese feuchte Fläche mit einer heißen Zylinderfläche direkt zusammengebracht, so wird der sich ent- wickelnde Dampf noch mehr in. den Filz hineingetrieben, während umgekehrt, wenn die Hitze von der entgegengesetzten Seite des Filzes kommt, der Dunst und Dampf herausgetrieben wird. Aus diesem Grunde halte ich auch für die ersten Trocken zylinder eine Anordnung mit Außentrocknung nach Skizze 2, wenn auch das Einziehen des Filzes mehr Arbeit macht, für wesentlich vorteilhafter, da die Filze länger aushalten und weniger verbrennen. Bei dem in Nr. 83 durch vörstehende Bilder skizzirten Falle handelt es sich um einen oberen Trockenzylinder, es ist jedoch aus der Zeichnung nicht ersichtlich, welche Drehrich tung der Zylinder hat, und in welchem Teile der Trockenpartie er aufgestellt ist, ob im Anfänge, der Mitte, oder am Ende. Wäre der Zylinder (nach der Laufrichtung des Papiers) als erster oberer gedacht, so wäre ein Trockenfilz überhaupt nicht nötig, ich halte sogar für besser, diesen Zylinder ohne Filz und auch ohne sogenannte Andrückwalze gehen zu lassen, nur muß das Papier am unteren ersten Zylinder vorgewärmt sein, damit dann reichliche Abdunstung über dem Zylinder stattfinden kann, und dieser Dunst nicht erst von einem Filze aufgenommen zu werden braucht. Auch läßt sich das Papier bei rascherem Gange leicht um den nackten Zylinder herum- führen, eine Andrückwalze ist beim Aufführen nur hinderlich. . Nebenbei bemerkt, sind Andrückwalzen mit Filzüberzug, mit und ohne Hebel in den Lagern gegen den Zylinder ange drückt, schon mehr als 40 Jahre auch in Deutschland in An wendung und bekannt. Wäre der obere Zylinder in der Mitte der Trockenpartie angebracht, so dürfte der Außentrocknung des Filzes immer noch der Vorzug zu geben sein, wenn auch die Wasserauf nahme an dieser Stelle schon viel geringer ist. Befindet sich der Zylinder am Ende der Trocknung, so ist es gleichgiltig, wie der Trockner angeordnet wird, da bei diesen Zylindern der Filz mehr die Aufgabe hat, das noch ungleich trockene Blatt anzudrücken und dem Entstehen von Blasen im Papier vorzubeugen. Kurtz Widerstand gegen Zerknittern I. Einleitung und Geschichte. Seit Einführung bestimmter Vorschriften für die Prüfung der zum Gebrauch von Behörden bestimmten Papiere wurden gegen diese Vorschriften von verschiedenen Seiten Bedenken und Einwände erhoben, namentlich haben die Bestimmungen zur Ermittlung der Festigkeitseigenschaften der Papiere Be mängelung und Angriffe erfahren. Man ist vielfach der An sicht, daß die Reißlänge eines Papieres keinen Maßstab für dessen Wert inbezug auf Dauerhaftigkeit ergebe. Gegen die Vorschriften zur Bestimmung der Bruchdehnung erheben sich die wenigsten Bedenken, desto mehr werden die Vorschriften zur Feststellung des Widerstandes, welchen ein Papier gegen Zerknittern und Falzen bieten soll, angegriffen und bemängelt. Diesen Angriffen war bisher eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen, weil man nicht über Apparate verfügte, mit denen man den GradderKnitterbarkeit bequem ermitteln undziffern- mäßig feststellen konnte. Diese Lücke in der Papierprüfung ist nun durch Einführung der Knittermaschine von Schopper ausgefüllt, und von Anfang nächsten Jahres an werden alle für den Gebrauch von preußischen Behörden bestimmten Nor malpapiere auf dieser Knittermaschine geprüft. Ob diese Maschine vollkommen ist und allen berechtigten Ansprüchen genügt, muß die Zeit lehren. Jedenfalls wäre es wünschens wert, wenn die Maschine einfacher und billiger wäre, damit jeder Interessent sie anschaffen und benützen könnte. Die Bemängelung der Vorschriften für den Widerstand gegen Zerknittern ging hauptsächlich von Papierfabrikanten aus, und man kann den Aerger eines Fabrikanten sehr erklär lich finden, wenn ihm mitgeteilt wurde, daß eine Papiersorte, welche reichlich genügende Reißlänge und Bruchdehnung besaß, zurückgewiesen wurde, weil man bei diesem Papiere ungenügenden Widerstand gegen Zerknittern ermittelt hatte. Man gab vielfach dem Verfahren zur Ermittlung des Knitter widerstandes die Schuld, indem man anführte, daß es hier auf die Person ankomme, welche die Prüfung von Hand vorge nommen habe. Wiederholt haben die Prüfungsanstalten darauf hingewiesen, daß die Knitterproben von verschiedenen Tech nikern nach genau bestimmten Regeln vorgenommen würden, und daß diese Herren infolge täglicher Uebung im Stande sind, sehr genau den Grad der Knitterbark eit eines Papieres zu be stimmen. In der Praxis der Papierfabrikanten wurde die Prüfung der Papiere durch Knittern und Reiben stets geübt und zwar lange bevor jemand an Normalpapiere dachte. Aus meiner Lehrzeit beim Ganzzeugmahlen für Handpapier erinnere ich mich sehr gut, daß der Werkführer die Papiere stets durch Knittern und Reiben auf ihre Festigkeit kontrollirte und uns an Hand dieser Proben Vorhaltungen machte, wenn ein Ver sehen bei der Mahlung vorgekommen und der Stoff zu rösch oder zu kurz geraten war. 2. Handpapier von hohem Knitterwiderstand Beim Stoffmahlen für Büttenpapier kommt es manchmal vor, daß der Stoff für 6 Schöpfbütten geliefert werden muß, und jede dieser Bütten verschiedene Papiere arbeitet. Hierbei muß sehr aufgepaßt werden, weil für jede Papierart ein anderer Stoff vorliegt, der entsprechende Mahlung erhalten muß. Be sonders beim Mahlen von Stoffen, die zu sehr festen Hand papieren dienen sollen, muß man mit besonderer Vorsicht zu Werke gehen, Wenn der Stoff zu schmierig gemahlen wird, hat man später Anstand mit der Leimung, weil der Tierleim nicht genügend in das Papier eindringen kann. Dagegen er hält man ungenügende Festigkeit, wenn der Stoff zu rösch ge mahlen oder zu kurz geraten ist. Weil der Büttenarbeiter in der Regel jede Holländerleere für sich verarbeiten muß, so sieht er sofort, ob sich der neu geleerte Stoff geändert hat, weil die Eigenschaften des Stoffs die Arbeit des Schöpfens wesentlich beeinflussen. Wenn der Arbeiter röscheren Stoff bekommt, wird das ge schöpfte Blatt zu dick und läßt sich auf der Schöpfform nicht genügend verfilzen, wodurch schwaches und bruchiges Papier entsteht. Dies wird bei der Büttenarbeit sofort bemerkt, weil hier fortwährend zur Kontrolle des Gewichts, der Festigkeit usw. Proben genommen und getrocknet werden, wobei jede Unregelmäßigkeit sofort zu Tage tritt. Zur Erlernung der Stoffmahlung ist daher nichts so förderlich als die Arbeit an Ganzzeugholländern, die den Stoff zu Handpapier liefern. Na mentlich lernt hier der Holländerführer seine Maschine kennen und in Ordnung halten, weil er nur bei peinlichster Aufmerk samkeit im Stande ist, stets guten und tadellosen Stoff zu mahlen. Es ist daher sehr zu bedauern, daß die Büttenpapier fabrikation nur noch in wenigen Fabriken besteht, diese Fabriken sind die beste Schule für den Papiermacher. Zur Papierprüfung bediente man sich in meiner Lehrzeit stets der Knitterprobe, und die Prüfungen wurden in der Fabrik vom Werkführer sowohl als von den Vorarbeitern ausgeführt. Man hielt streng darauf, daß die besseren Papiere die vorge- schriebene Knitterbarkeit besaßen, und dies ist auch wohl ein Grund, daß sich viele alte Handpapiere heute noch durch Halt barkeit und Unveränderlichkeit auszeichnen. Auch die alten Papiermacher waren stolz darauf, wenn sie besonders starke und dauerhafte Papiere gemacht hatten. Es kam vor, daß sich die Arbeiter aus selbstgefertigtem Papier Tabaksdüten her stellten und mit Stolz darauf hinwiesen, daß sich diese Düten monatelang hielten, obgleich sie während des Tages wiederholt aufgerollt und wieder zusammengedroht und beständig in der Tasche herumgetragen wurden. 3. Kochen der Lumpen Das Kochen der Lumpen kann die Fasern nachteilig be einflussen und die Ursache sein, daß die Papiere ungenügenden Widerstand gegen Zerknittern erhalten. Vielfach wird beim Kochen der Lumpen der Fehler gemacht, daß die Kochlauge nicht genügend im Kocher verteilt ist, ehe der Dampf in diesen eingeführt und zur Spannung gebracht wird. Besonders bei zylindrischen Kochern bleibt dann die Lauge in der Mitte des Kochers, wo sie eingefüllt wurde, liegen und wirkt hier zu