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PAPIER-ZEITUNG 3075 Wasserwirtschaftlicher Verband der westdeutschen Industrie Eigenbericht Auf Anregung der Handelskammer Arnsberg versammelten sich am 5. Oktober im Gürzenich zu Köln Vertreter von 34 westdeutschen Handelskammern und 17 industriellen Vereinen, um über die Wahr nehmung der wasserwirtschaftlichen Interessen der westdeutschen Industrie zu beraten. Die Versammlung wurde durch Kommerzienrat Dr. J. Neven- Du Mont als Vertreter der Kölner Handelskammer eröffnet und ge leitet. Nach einleitender Begrüßung, durch ihn berichtete der Präsi dent der Handelskammer Arnsberg, Herr- Fr. von Schenck, über den Anlaß zur Einberufung der Versammlung etwa wie folgt: Schon 1892 war durch Vorschläge der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft zur Reg lung des Wasserrechts im Deutschen Reiche sowie durch Bekannt werden des Umstandes, daß auch die preußische Regierung sich mit der Ausarbeitung eines Wassergesetz-Entwurfes beschäftige, eine Interessenvertretung der westdeutschen Industrie mit dem Namen »Wasserrechtsausschuß der westdeutschen Industrie« gebildet worden, welcher - fast alle Handelskammern und viele industrielle Vereine der Provinzen Rheinland, Westfalen, Hannover und Hessen-Nassau bei traten. Der Ausschuß befaßte sich eingehend mit dem im Jahre 1894 erschienenen Wassergesetz-Entwurf der preußischen Regierung, gegen welchen er ein ausführliches Gutachten erstattete. Letzteres war wohl mit Ursache, daß der für die Industrie in sehr vielen Punkten bedenkliche Entwurf dem Landtage nicht vorgelegt wurde. Nachdem später das Ministerium die Erklärung abgegeben, daß in absehbarer Zeit an eine allgemeine Wassergesetzgebung nicht zu denken sei, löste sich der Wasserrechts-Ausschuß im Jahre 1899 auf. Der unleugbare Erfolg des damaligen energischen Vorgehens legt heute den Gedanken nahe, daß sich die Industrie erneut zur Wahrung ihrer gesamten wasserwirtschaftlichen Interessen zusammentue. Ist auch eine allgemeine Reglung der äußerst verworrenen Wassergesetz gebung nicht erfolgt, so ist doch, wie die große Anzahl der zu der heutigen konstituirenden Versammlung Erschienenen beweist, in großen Kreisen der Industrie das Gefühl verbreitet, daß sich auf dem Gebiete des Wasserrechts Dinge vorbereiten, welche mit ihren Interessen durchaus unvereinbar sind. Die s. Zt. von dem Wasserechts-Ausschuß mit scharfer Kritik zurückgewiesenen Maßnahmen auf dem Gebiete des Wasserrechts, des Fischereirechts, der Deichordnung usw., welche auf übermäßige Belastung der Uferbesitzer, Verschärfung der Polizei aufsicht und Genehmigungspflicht usw. hinausliefen, werden immer mehr auf dem Aufsichts- und Verordnungswege einzuführen gesucht. Die Industrie kann sich aber niemals damit einverstanden erklären, daß die Aufsichtsbehörden auf diese Weise eine sozusagen diskretionäre Gewalt erhalten. Redner schilderte die Art, auf welche die Industrie auf wasser wirtschaftlichem Gebiete heute fortgesetzt beunruhigt werde und die aus der heutigen Handhabung des Wasserrechts seitens der Behörden sich ergebenden Mißstände und Unzuträglichkeiten ausführlich. Bei spielsweise seien, während die Vorflutverhältnisse durch die bestehen den Gesetze durchaus ungenügend geregelt erscheinen, neuerdings Flußschauordnungen erlassen worden, die mit großem Beamten-Apparat durchgeführt würden. (Landrat, Bauinspektor, Baurat, Meliorations- bauinspektor.) Während eine Handhabung zur Erzwingung eines einheitlichen und systematischen Uferschutzes und Reglung des Fluß laufs von der Quelle an fehlt, werden sowohl Landwirtschaft als Industrie durch die ihnen auferlegten Verpflichtungen bezüglich Ufer befestigung übermäßig belastet. Die durchaus zweckmäßige Bestim mung der Deichordnung von 1848, daß Deiche nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Regierung angelegt werden dürfen, wird in über triebener Weise nicht nur auf Wehre, sondern auch auf Schuttablage rungen, Anladungen, Zäune usw. ausgedehnt. Der Begriff des Ueber- schwemmungsgebietes wird immer schärfer ausgedehnt, indem dasselbe nicht durch die Ausdehnung normaler Hochfluten, Sondern durch die jenige des sogenannten Säkular-Hochwassers begrenzt angenommen wird. Die Ansprüche der Fischerei-Interessenten steigern sich fortgesetzt und werden dadurch gestützt, daß die Meliorationsbaubeamten zugleich Oberfischmeister sind. So kommt es vor, daß Anlage von Fischpässen heute auch an Flüssen verlangt wird, an denen ein regelmäßiger Fischzug überhaupt nicht mehr möglich ist, weil sie von altersher mit zahllosen Wehren durchsetzt sind. Auch in der wegen der Fischerei geforderten öfteren Reinigung von Gräben wird eine starke Belästigung der Industrie erblickt. Weitere unkontrollirbare Maßnahmen stehen in Aussicht, wie z. B. im Regierungsbezirk Potsdam die Industrie von dem unentgeltlichen Gebrauch des Wassers durch Erhebung eines Wasserzinses aus geschlossen werden soll. Ist einstweilen die Abwasserfrage durch Ministerialverfügung vom Jahre 1901 in einer Weise geregelt worden, welche den Forderungen der Industrie einigermaßen gerecht wird, so erhebt anderseits der internationale Verein zur Reinhaltung der Flüsse und der Luft Forderungen, welche so radikal sind, daß sie kaum ernst genommen werden können. Die diesjährige Hochwasserkatastrofe hat halbamtlichen Nachrichten gemäß Bestrebungen zur Folge gehabt, Ueberschwemmungsgebiete vollständig von Gebäuden frei zu halten. Alle diese Bestrebungen scheinen der Landwirtschaft einseitig ein »Erstgeburtsrecht am Wasser« sichern zu sollen, und da der Industrie wahrscheinlich weitere Beeinträchtigungen ihrer berechtigten Interessen auf wasserwirtschaftlichem Gebiete drohen, ist die Bildung eines Ausschusses notwendig, welcher alle derartigen Erscheinungen beobachtet und entsprechende abwehrende Schritte einleitet. Dieser Ausschuß müßte mit den Handelskammern in enger Verbindung bleiben und besonders anstreben, daß die Behörden ihm vor Erlaß neuer Be stimmungen und Verordnungen Gelegenheit zur Aeußerung geben. Auch Anregungen soll der Ausschuß geben z. B. zu Genossenschaften für Uferschutz und Wasserbauten, zu Maßregeln gegen Hochwasser gefahr durch Anlage von Schutzwaldungen, horizontalen Sickergräben und Talsperren. Nicht außer Acht zu lassen ist auch der Wunsch der Industrie, die Genehmigung von Stauanlagen zu gewerblichen Zwecken den Kreisausschüssen zu entziehen und demselben Verfahren zu über weisen, welchem die übrigen gewerblichen Anlagen unterliegen. Die Organisation der vorgeschlagenen Körperschaft würde zu be stehen haben aus dem Gesamtausschuß, welchem die Vertreter - der einzelnen Handelskammern und Vereine angehören, und einem zu wählenden engeren Ausschuß; daneben sollte die Bildung einer Zentralstelle und event. die Schaffung eines Preßorgans in Betracht gezogen werden. Bergrat Behrens aus Herne sprach in ähnlichem Sinne. Die in der Versammlung anwesenden Vertreter von Handels kammern und Vereinen wählten, nachdem der neuzubildenden Ver einigung der Name »Wasserwirtschaftlicher Verband der westdeutschen Industrie« gegeben worden war, in den engeren Ausschuß Herrn Fr. v. Schenck aus Arnsberg als Vorsitzenden, sowie die Herren Bergrat Behrens aus Herne und F. W. Meyer aus Hameln mit dem Rechte, sich auf sieben Mitglieder zu verstärken. Das Verbandsjahr soll mit dem Kalender jahre zusammenfallen. Der gewählte engere Ausschuß wurde mit der Ausarbeitung von Satzungen betraut. Herr von Schenck wurde er mächtigt, mit der in Neu-Hückeswagen erscheinenden Zeitschrift »Die Talsperre« zu unterhandeln, welche als Verbandsorgan in Aussicht genommen wird. Es wurde ferner die Herausgabe einer eigenen Korrespondenz als notwendig bezeichnet. Bezüglich der von den einzelnen Körperschaften an den Verband zu leistenden Jahresbeiträge wurde darauf hingewiesen, daß der Verband eine Kampforganisation sei und demnach nicht zu knapp mit Mitteln ausgerüstet sein dürfe. Für das laufende Jahr sollen von jeder beitretenden Körperschaft 30 M. Beitrag erhoben werden. Die westdeutschen Handelskammern und wirtschaftlichen Vereine sollen vom Ausschuß demnächst formell zum Beitritt zum Verbände aufgefördert werden. G. C. R. Große Maschine für Rollenpappen. Die Herstellung von Pappen in Rollen statt in Bogen verbreitet sich auch in Europa immer mehr. Leider machten manche Käufer solcher Ma schinen besonders in Deutschland den Fehler, die Maschine zu klein, namentlich mit zu wenig Trockenzylindern, zu be stellen. Eine amerikanische Firma, die kürzlich eine Papier fabrik bei London kaufte und zu einer Fabrik für Rollen pappe umbaute, ging nicht sp kleinlich zu Werke. Sie be stellte für ihre Anlage (The Thames Paper Co. in Purfleet) eine Maschine bei der Maschinenfabrik The Beloit Iron Works Co. in Beloit, Wis., V. St. v. A., die 100 000 Dollar kostet und dieser Tage in 25 voll beladenen Eisenbahnwagen zum Ver schiffungshafen rollte. Sie soll nach »Paper Mill« eine der größten Papiermaschinen sein, die je in Amerika gebaut wurden. Papiermaschinen-Leistung. In der Remington-Martin’schen Papierfabrik in Norfolk, N. Y., V. St. v. A., übertraf die 163 Zoll = 414 cm breite Papiermaschine am 28. September ihre bis herigen Leistungen und lieferte 91 700 engl. Pfund = 41632 kg Papier. Die 100 Zoll (= 254 cm) breite Papiermaschine der selben Fabrik leistete an demselben Tag 54 470 Pfund = 24 730 kg. (Paper Trade Journal) Dütenpapier mit Moschusgeruch Zu Nrn. 82 und 84 Aus Mitteldeutschland Eine Papierfabrik bringt schon seit Jahren grau Schrenzpapier mit dem erwähnten Geruch in den Handel, teils zu Düten verarbeitet, teils in Rollen zur Dütenanfertigung. Diese Fabrik ist ganz genau darüber orientirt, woher der Geruch rührt, sucht jedoch bei etwaigen Reklamationen in ellenlangen Briefen die gekränkte Unschuld heraus zukehren. Da der Abnehmer in der Regel erst durch die Reklamationen seiner Kundschaft auf den Geruch aufmerksam wird, somit schon eine geraume Zeit seit dem Empfang der Ware verstrichen ist, so mag es dem Lieferer wohl bis jetzt geglückt sein, sich jeweils unbe helligt aus der Affäre zu ziehen. Ich habe vor wenigen Wochen eine Waggonladung grauer Schrenzdüten von jener Firma erhalten, an welchen ich sofort nach Empfang amtlich den parfümartigen Geruch feststellen ließ, und diese Sendung ist noch größtenteils auf meinem Lager. Der sonst schreibeifrige Fabrikant hat diesmal auf meine Reklamation nicht ge antwortet. Papiericaren-Großhändler