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WWMMckl UM jeden Wochentag abtnds für den folgenden Tag und VDW MM M M MS kostet durch die Austräger v:o Quartal Mk. 1,5b MU U^ U UU U durch die Post M. 1,92 fr« in'S Haus. / M MM fkv Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kerusdorf, Inserate nehmen außer der Expedition aucb die AuStriger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen' Expeditionen solche zu Originalpreisen. Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tnschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. f. w. Arrrtsblcrtt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller GenrerrröesVerwaltrrngen Her uinliegenöen Ortschaften. Nr. 283. Mittwoch, de» 6. Dezember 1SVS. SS. Jahrgang. Ab' Notariell beglaubigte tägliche Auflage: 4102 Exemplare. Es sind bei unS eingegangen: 1 ., Nr. 43 bis 47 des diesjährigen Reichsgesetzblattes mit folgendem Inhalte: Allerhöchste Order, betr. Anrechnung von Kriegsjahren aus Anlaß der Aufstände im Südivestafrikanischen Schutzge biete; Bekanntm., betr. Abänderung und Ergänzung der Eichordnung und der Eichgebührentaxe; Ver ordn., betr. die Einberufung des Reichstags; Bekanntm., betr. Änderung der Anlage 8 zur Eisenbahn- Verkehrsordnung und Ergänzung der Nr. XXXVa in derselben Anlage; Bekanntm., betr. die dem Internationalen Übereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste; 2 ., das 21. und 22. Stück vom diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblatte für das Königreich Sachsen, enthaltend: Verordn., die Messungen bei Grundstücksteilungen betr.; Bekanntm., das Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen betr.; Verordn., eine anderweite Änderung von Z 6 der Ausführungsverord. zur Gewerbeordn. vom 28. März 1892 betr. ; Allerhöchste Verordn., eine Ernennung für die 1. Kammer der Ständeversammlung betr. Diese Gesetzblätter liegen im Rathause, Zimmer Nr. 2, 14 Tage lang zu jedermanns Einsicht aus. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 2. Dezember 1905. vr. Polster, Bürgermeister. We. Kiichstschrr Kaudtag. Dresden, 5. Dezember. Zweite Kammer. Die Kammer nahm in ihrer gestrigen Sitzung verschiedene Kapitel des ordentlichen Etats für 18V6/07 in Schlußberatung, über die sämtlich na mens der Finanzdeputation X Abg. Steiger-Leute» witz berichtete. Kap. 77, Bergakademie zu Freiberg, ist in den Einnahmen mit 55,600 Mk., in den Aus gaben mit 157,505 Mk., darunter 4450 Mk. künftig wegfallend, in den Etat eingestellt. Die Einnahmen aus den Aufnahmegebühren, Kollegiengeldern usw. sind diesmal mit 43,300 Mk. angefetzt, daS sind 9700 Mk. weniger gegenüber dem Voretat. Diese Mindereinnahme wird sich ergeben infolge des zu erwartenden Rückganges in der Aufnahme von Ausländern. Die Honorarsätze haben eine Erhöhung erfahren infolge der honorarfreien Vorlesungen über öffentliche Gesundheitspflege, die jetzt an allen deutschen Hochschulen zu halten sind. Auch die Ausgaben für Vermehrung und Unterhal tung der Bibliothek, der Sammlungen usw. sind höher eingestellt worden, da bei dem außerordentlich raschen Fortschritt der technischen Wissenschaften, die auf der Bergakademie gelehrt werden, fortwährend neue Apparate auftauchen, von denen die wichtigsten zu Lehrzwecken angeschafft werden müssen, wenn die Hochschule auf ihrer Höhe bleiben soll; dies gilt ganz besonders von der Physik und Elektrotechnik. Die Frequenz der Akademie stellte sich im letzten Se mester auf 197 Deutsche, darunter 76 Sachsen, und 268 Nichtdeutsche. Abg. Günther-Plauen i. V. (freis.): Die geringe Zahl der sächsischen Staatsangehörigen, die an der Akademie studierten, lege es nahe, die Zahl der Ausländer nicht zu beschränken, denn diese würden sich sonst an anderen Hochschulen einschreiben lassen, und d e Akademie sei doch genötigt, nahezu die gleichen Aufwendungen wie seither vorzunebmen. Finanzminister Dr. Rüger: Die diesmalige Einsetzung der Einnahmen für Aufnahmegebühren und Kollegiengelder beruhe, wie der Berichterstatter ganz richtig auSgeführt habe, auf einer vorsichtigen Schätzung, denn infolge der verschärften Aufnahme bedingungen der Ausländer sei in den letzten Se mestern ein Rückgang im Besuche seitens der Aus länder eingetreten. Im übrigen sei es Thatsache, daß der Besuch schwanke und einmal vorübergehend zurückgegangen sei, einen dauernden Rückgang der Besucherzahl brauche man indes nicht zu befürchten. Unsere Bergakademie sei ja für Sachsen geschaffen, die Ausländer könnten indes, soweit dies angängig sei, gleichfalls zugelassen werden, indessen seien sie mit höheren Aufnahmegebühren, höheren Kollegien geldern usw. belastet, auch hätten bei der Besetzung der Plätze in den Laboratorien die Sachsen gegenüber den Ausländern den Vorzug. Man dürfe jedoch nicht darauf zukommen, die Anstalt als eine speziell sächsische auszugestalten, denn dann würde die Aka demie infolge der bedeutend geringeren Aufwendungen an ihrer wissenschaftlichen Bedeutung Einbuße er leiden müssen; deshalb rechne die Regierung auf den Besuch der Ausländer. Das Kapitel wird hierauf antragsgemäß ge nehmigt. Alle Abstimmungen erfolgten einstimmig, zu gleich wurde bei verschiedenen Kapiteln die vor behaltene beschränkte oder unbeschränkte Uebertragbar- keit auf die nächste Finanzperiode genehmigt. Nächste Sitzung Mittwoch vormittag 10 Uhr. Aus Südwestafrtka. Der Widerstand der Herero ist vollständig gebrochen, so meldet der Gouverneur von Lindequist, und die Witboi haben sich unter ihrem neuen Führer ergeben. Sie waren nach Angabe holländischer Zeitungen nicht ganz 100 Mann stark und hatten etwa 40 Weiber und Kinder bei ich. So erscheint plötzlich das Ende des Aufstandes nahe; nach Ansicht der Buren kann der Friede noch vor dem 1. Januar hergestellt sein. Einen Finger zeig, wie dieser Erfolg zustande kam, wird in den Angaben der holländischen Zeitungen gegeben. Schon vor mehreren Monaten wiesen sie darauf hin, daß eine schnelle Beendigung der Kämpfe keineswegs un wahrscheinlich wären. Die Kapitäne der Hottentotten üchten das englische Gebiet nicht mehr als AuS- weichsgebiet auf. Wahrscheinlich hielten die Eng länder bessere Wacht. Wenn seitdem auch einige ehr verlustreiche Gefechte für dis Deutschen statt- zefunden haben, so machte sich doch die Schwächung der Aufständischen sofort bemerkbar. Diese Schwäche hat zugenommen und die Unterwerfung der Witbois ist rasch erfolgt. Das wird auch seine Wirkung auf Morenga, Cornelius u. s. f. ausüben. Sie können den Krieg schon aus Mangel an Lebens mitteln nicht sortsetzen. Die Hoffnung des Gouver neurs, daß sie freiwillig Verhandlungen anknüpfen, kann sich daher rasch erfüllen. Die versöhnliche Gesinnung des Herrn von Lindequist wird ihnen bekannt sein und den Einfluß bei den Leuten nicht versagen. Der Gouverneur vonLindequist meldet, daß die Unterwerfung der Hottentotten sich unter folgenden Bedingungen vollzogen hat: 1) Ab gabe von Gewehren, Munition und Pferden; 2) Zu- cherung des Lebens, mit Ausnahme von Mördern; j) das Vieh wird den Unterworfenen soweit belassen, als eS zum Unterhalt der Frauen und Kinder er- örderlich ist; 4) die Unterworfenen werden vorläufig nach Gibeon übergeführt. Aus dem Auslände. Deutschland und England. In einer Besprechung der vom deutschen Bot schafter Grafen Wolff-Metternich bei dem Festessen im Lyceum LadieS-Club gehaltenen Rede schreibt der „Daily Telegraph": „Es wird auf dieser Seite keine Lässigkeit obwaltea, mit irgend welchem Entgegenkommen seitens Deutschland auf halbem Wege zusammenzutreffen. Amtlich hat niemals viel Ursache zu Befürchtungen wegen der englisch-deutschen Beziehungen entstanden. Die nichtamtlichen Be ziehungen sind durch die schlechtesten und wankel mütigsten Plemente bestimmt worden. Es ist Zeit, daß die Torheit aufhört. Die jüngst gehaltenen Reden und Versammlungen liefern den nicht miß- zuverstehenden Beweis von dem Wunsche des nüch ternen, seiner Verantwortlichkeit bewußten Volkes von England, daß dieser gefahrdrohend heraufbe zogenen Periode englisch-deutscher Antipathie und englisch-deutscher Mißverständnisse ein Ende gemacht werde und daß sie gefolgt sein wollte durch eine Aera gegenseitiger Achtung und natürlicher Rücksicht nahme. „Morning Post" bemerkt: Die Rede des deutschen Botschafters trug den Stempel der natürlichen Gefühlswärme, die kaum verfehlen kann, die englisch-deutschen Beziehungen wohltätig zu be einflussen. Wir glauben nicht, daß die Welt für die besonderen Bestrebungen Deutschlands und Groß britanniens zu klein wird. Wir sehen in Deutsch land den Mitbewerber, mit dem vor allen anderen Mächten wir unter den gleichen Bedingungen gerne in die Schranken treten. Die „Morning Post" be grüßt sodann Metternichs Versicherung von der freundlichen Gesinnung der deutschen Diplomatie und seine zur rechten Zeit kommende Erinnerung an die Tatsache, daß die deutsch-englischen Beziehungen bisher niemals durch einen ernsthaften Streit unter brochen worden sind. „Daily Chronicle" sagt: Wir bewillkommnen die Rede, weil sie dem englischen Volke hilft, zu verstehen, wie die Deutschen uns gegenüber fühlen. Wir wissen keinerlei Grund für einen Streit, aber wir können nicht blind sein gegen die antienglische Stimmung, die offenbar be trächtlich durch die Presse unterstützt wird. Die Rede wird zur Aufklärung beitragen und ehrenwerte Männer und Frauen in beiden Ländern ermutigen, für ein freundschaftliches Verstehen zu arbeiten. Während wir Frankreichs Freunde sind, können wir auch Deutschlands Freunde sein. Der Hieb gegen die deutsche Presse ist bei dem notorischen Deutschenhaß eines Teils der englischen Blätter, man denke nur an die der Negierung nahe-i stehenden „Times", sehr deplaziert. Im übrigen wird man gut tun, die Friedens-Schalmeien dieser Preßstimmen nicht allzu hoch einzuschätzen. Die Tatsachen des vergangenen Sommers lassen sich nicht so schnell mit Druckerschwärze bedecken. Dazu sind deutsch-freundliche Taten der englischen Politik not wendig. Die Znstünde in Rußland. Petersburg über Eydtkuhnen, 4. Dezember, abends 6 Uhr. Das Ende des AuSstandeS der Post- und Telegraphenbeamten ist nicht vorauszusehen. Wie amtliche Stellen ver sichern, haben die Beamten beschlossen, zunächst 20 Tage zu streiken und auf Erfüllung aller ihrer Forderungen zu bestehen. Die fortschrittliche Presse identifiziert sich mit ihnen und fordert heute schärfer als je die sofortige Entlassung des Ministers des Innern, Durnowo. Heute arbeiten nur noch Mili tärtelegraphen mit Moskau, Wyborg und Zarskoje. Selo. In einigen Fabriken wird wieder gearbeitet. Auf den Straßen herrscht reges Leben, doch kommen keinerlei Ausschreitungen vor. Aus der Umgebung von Petersburg sind mehrere Regimenter hierher beordert worden. Im ganzen ist die Stimmung jedoch zuversichtlicher geworden. Seit Freitag weilen Delegierte des Vorstandes der Semstwoversammlung in Petersburg. Graf Witte empfing sie und forderte sie auf, an den Sitzungen des Reichsrates mit Stimmrecht teilzunehmen. Aus Moskau wird gemeldet, daß die Hausmeister in den AuSstand getreten sind. Sie versammelten sich auf einem Platze, wurden aber von Dragonern auseinander getrieben. Warschau über SoSuowice, 4. Dezember. Der Generalgouverneur hat den kleinen Belage- rungszustand erklärt. Heute nacht entstand inmitten der jüdischen Bevölkerung eine starke Panik, weil verdächtige Provokateure Gerüchte über bevorstehende Judenhetzen verbreiteten. Die Selbstverteidigung wird neu organisiert. Die Polizei, die seit einer Woche Forderungen auf Besserung ihrer Einrichtung und der Dienstverhält ¬ nisse geltend macht, droht jetzt zu streiken, wenn die vorgesetzten Behörden nicht nachgeben. Der AuSstand der Telegraphen- und Postbeamten dauert fort. ES gibt keine Postkommunikation mit dem Reiche. Das Verbot von Gehaltszahlungen an die Beamten hat die Lage verschlimmert. Die Gesamt zahl der streikenden Post- und Telegraphenbeamten beträgt 760, darunter 150 Briefträger. Russische Beamte, welche arbeiten wollten, wurden daran ver hindert. Die Streikenden beschlossen, am Dienstag ein Meeting abzuhalten, in dem über den Anschluß an den Moskauer Postverband beschloßen werden öll. Ferner soll versucht werden, ein Bankhaus zu gewinnen, das den Ausständigen ihr Gehalt bis zur Beendigung des Streiks vorstreckt unter wechsel- eitiger Bürgschaft der Beamten. Ans dem Haupt- wstamte harren 200 ausländische Postsäcke ihrer Entleerung. Biele jüdische Einwohner flüchten in- Ausland. Aus Odessa sind bis jetzt 50000 Einwohner, meistens Juden, geflüchtet. Woronesch, 4. Dezember. Das Militär- und das Lokalgefängnis deS Straf- Bataillons in der Vorstadt Pridatscha wurde gestern durch Militärgefangene und meuternde Soldaten des Straf-Bataillons in Brand ge setzt. Das Feuer griff auf eine Reihe Läden über. Die Meuterer, mit ihrer Kapelle an der Spitze, marschierten im Zuge nach dem Zivilgefängnis, um die Gefangenen zu befreien, wurden jedoch durch reguläre Truppen an der von der Stadt nach dem Zivilgefängnis führenden Brücke aufgehalten. Die Feuerwehr wurde am Löschen durch Salven der aus den Fenstern schießenden Gefangenen verhindert. Das Gefängnis wurde von Truppen umzingelt. Die Meuterer des Straf-Bataillons wurden zum Teil, nachdem Schüsse gewechselt worden waren, festge nommen, andere ergriffen die Flucht. Gens, 5. Dezember. Die polizeilichen Nach forschungen in Sachen der gestrigen Bomben- explosion in der Rue Blanche dauerten bei den russischen Anarchisten den ganzen Tag hindurch fort, ohne bisher ein befriedigendes Ergebnis gezeitigt zu haben. Die Personalien eines jungen Ruffen, der verhaftet worden ist, konnten festgestellt werden, er heißt Bilit. Eine ebenfalls verhaftete junge Frau behauptet, Manck zu heißen, doch ist dieser Name wohl falsch. Paris, 4. Dezember. Angesichts der heutigen Panik in russischen Fonds erklären die hiesigen Banken, sie besäßen bereits die nötigen Summen für die Zahlung des Januarcoupons, da gegen keinerlei Bestände an russischen StaatS- papieren. Haparanda, 4. Dezember. „Svenska Tele gram Byran" wird aus Tarnea gemeldet, daß ein neuer Eisenbahnerausstand in Finn land aus Anlaß der Ernennung des Senates aus- gebrochen ist. Der Streik erstreckt sich vorläufig bis Tavastehus, wird sich aber wahrscheinlich über das ganze Eisenbahnnetz ausbreiten. Stockholm, 4 Dezember. Svenska Telegramm Byran meldet aus Ullaborg , daß am Sonntag die dort garnisonierenden Truppen nach Ruß land abgegangen seien. Die Militär gebäude wurden der Stadtbehörde übergeben, auch aus anderen Orten Finnlands wird der Abgang von Truppen gemeldet. Königsberg, 4. Dezember. Der „Ostpreußi- schen Zeitung" liegen aus Libau Meldungen vor, wonach auf den Baron Halm-Schnebeln auf der Fahrt zur Bahn in der Nähe der Station Stensen in Nordweskurland ein Attentat verübt wurde. Der Schuß ging durch das Verdeck deS Wagens. In Riga wurde Herr von Hirschheyst, Beamter deS livländischen Kreditsystems, mit den Spuren entsetzlicher Mißhandlungen und mehreren Schuß- und Stichwunden auf der Straße t o t aufgefunden. Beim Zusammenstoß einer Dragonerpatrouille mit Aufständischen wurde der Kreischefgehilfe Baron von Campenhausen durch drei Kugeln schwer verwundet. Ein Offizier und zwei Dragoner wurden ebenfalls verwundet. In Schloß Seßwegen im Wendenschen Kreise in