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WM'iMuMl TUM Mittwoch, den 6. September 1905. Rr. 207 K«"»« I für das Königliche Amtsgericht und den 2tadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller Genreinbe-Verrvaltungen Her rrnrliegenöen Ortschaften. SMSSSSSSSSSL^ 55. Jahrgang. Erfiheint d stnlrrate 77 ^°lgenden Tag und PS» OO O O4 nehmm außer der Edition auch die Au-trSger auf K e AM /M U MU dem Lande entgegen, auch befördern dle Annoncen, durch die Post Mk. 1,92 frei ins HauS. / M Expeditionen solche zu Originalpreisen. Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kngau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. We. Freibank: Rohes Schöpsenfleisch, Pfund 50 Pfg sefinenkanal bei Rakel als cholerakrank, ferner in Rakel 2 Männer und 2 Frauen, von der Über wachungsstelle bei Netzdamm ein Flößer, in Stöben (Kreis Kolmar) ein Arbeiter, eine Arbeiter frau inWetßenhöhe und der Arbeiter Lamprecht m Kreise Czernikau als choleraverdächtig ge meldet worden. In den Ortschaften Briesen- dorf, Romanshof und Walk 0 witz ist je Regierung und Landstände auch diesmal versagen, ö soll eine neue Konferenz einberufen werden, die die Forderungen der Bergleute ausarbeiten und allen sächsischen Bergwerksbesitzern bekannt geben soll. Von der Antwort, die hierauf erfolgt, wird es wohl abhängen, ob wir demnächst auch in Sachsen eine größere Lohnbewegung und eine Arbeitsnieder legung der Bergarbeiter zu gewärtigen haben. daß die maßgebenden Persönlichkeiten sich für ein selbständiges Reichsamt entschließen werden und daß Graf Goetzen sein neues Amt nicht als „Direktorder Kolonialabteilung", sondern in höherer selbständiger Stellung antreten wird. Zur Wahl des Grafen Goetzen schreibt das Blatt: „Die Wahl ist vortrefflich. Erkennt Ostafrika von seiner Durchquerung Afrikas her schon seit zehnJahren, seine Verwaltung des Schutzgebietes hatsich bewährt, und was zwischen den Reisen des jungen Offiziers und seiner jetzigen Amtsverwaltung liegt, nämlich die rege Betätigung in der Berliner Gesell schaft für Erdkunde und die wissenschaftliche Ausbil dung als Geograph, die Anwesenheit als Militär attache auf amerikanischer Seite im spanisch-amerika- nischen Krieg, endlich die Studien aus der Kriegs akademie, das alles hat seinen Geist geschärft und seine Kenntnisse und Erfahrungen in einem Maße bereichert, wie es einem Manne seines Alters — er steht im 39. Lebensjahre — nur selten möglich ist. Ein Nachteil, der nicht verschwiegen zu werden braucht, ist, daß er nicht gerade als ein Redner be zeichnet werden kann. Es kommt indes im parla mentarischen Getriebe oft weniger auf Reden im Plenum als auf persönliche Aussprache mit den Ab- geordneten an, und in dieser Hinsicht wird dem Grafen sein sachliches Auftreten in Verbindung mit einer unauffälligen Gewandtheit zugute kommen." Die Engländer in der Ostsee. Montag mittag um 12'/^ Uhr hat an Bord des englischen Flottenflaggschiffes „Exmouth" ein Frühstück stattgefunden, an dem u. a. der Ober bürgermeister Ehlers, der Bürgermeister Trampe, der Oberwerftdirektor Kapitän zur See v. Basse, der Kommandant von Danzig Generalmajor v. Seydlitz-Kurzbach mit ihren Damen, sowie die Ge mahlin des Kommandierenden Generals v. Braun schweig teilnahmen. Nachmittags hatte der Schwimm klub „Neptun" ein Wasserballspiel ver anstaltet. Es starteten 7 Mann vom „Neptun" gegen 7 englische Matrosen. Sieger wurde die deutsche Mannschaft mit 2 Goal gegen 1 Goal der englischen Mannschaft. Den englischen Matrosen wurden Erinnerungsbecher überreicht. Deutschen Bergarbeiterverbandes, geleitet und von Pokorny-Zwickau, der gleichfalls als VerbandSdele- gierter erschienen war, mit einem ausführlichen, anderthalbstündigen Referat über die Lage der säch sischen Bergleute eröffnet. Daran schlossen sich die Berichte der Delegierten aus den Revieren Lugau- Oelsnitz, dem Plauenschen Grunde, dem Braunkohlen revier und dem Zwickauer Revier. Diese Berichte knüpften nun an die vom Verbände ausgeschickten Fragebogen an; auf sie im einzelnen einzugehen, erscheint überflüssig, da naturgemäß viel Wieder holungen dabei vorkamen, weshalb auch einzelne Delegierte aufs Wort verzichteten. Der Ton der einzelnen Berichte war im allgemeinen maßvoll; au fast allen klang das Bestreben nach Sachlichkeit heraus, und neben scharfer, ja herber Kritik fehlt es auch nicht an Anerkennung der von den Grubenoer waltungen getroffenen Einrichtungen und Maß regeln. Persönliche Angriffe auf einzelne Beamte liefen zwar mit unter, aber nur in verschwindend geringer Zahl. Zum Schluffe hat die Versammlung einstimmig eine Resolution angenommen, worin die sächsische Berggesetzgebung als einer gründlichen Reform be- dürftig bezeichnet wird. Das Zweigbureau Zwickau des Verbandes wird beauftragt, die Petition von 1901 an die Regierung zu wiederholen und diese zu ersuchen, eine reichsgesetzliche Regelung desBergbauwesens zu befürworten. Sollten Zweite Generalversammlung der Deutschen Mittelstandsvereintgung. Die im vorigen Jahre begründete Deutsche Mittelstandsvereinigung trat am Sonntag im großen Festsaale des Hippodroms zu F r a n k f u r t a. M. unter dem Vorsitz seines Präsidenten, Architekten K ü st e r-Hannover zu seiner zweiten Generalver sammlung zusammen. Den geschäftlichen Mit teilungen ist zu entnehmen, daß seit der konsti tuierenden Versammlung in Berlin die Vereinigung einen großen Aufschwung genommen hat. Sie zählt jetzt ca. 90 Ortsgruppen im Reiche und es haben sich ihr etwa ebensoviel große wirtschaftliche Verbände mit mitlelstandlichen Zielen korporativ angeschloffen. Im Königreich Sachsen ist die Gründung einer Mittelstandsvereinigung im Gange, die das anze Land umfassen soll. — Es sind auf der Generalversammlung etwa 130 Delegierte und zahl reiche Gäste vertreten. In der Begrüßungsver- ämmlung sprach Pfarrer Julius Werner über ne soziale und nationaleBedeu- Aus dem Wiche. Der Kaiser über die deutsch-russische Waffenbrüderschaft. Wie dem „L.-A." aus Petersburg be richtet wird, ließ Kaiser Wilhelm dem dortigen Leibgarde-Regiment, dessen Chef er ist, an läßlich des Regimentsfestes auf ein Begrüßungs telegramm die folgende Drahtantwort zugehen: „Ich danke aufrichtig für den Gruß, der mir vom Regimentskommandeur General von Becker über mittelt wurde, und erwiderte denselben von ganzen Herren. Meine wärmsten Glückwünsche geleiten das Regiment in diesen schweren Tagen. Mögen in demselben nach wie vor seine Traditionen und der Geist fortleben, welche einst unsere alte Waffenbrüderschaft schufen, deren höch ster Ausdruck in grenzenloser Ergebenheit für den Za'.en auf Tod und Leben besteht. Ein „Hurra" dem ruhmvollen Regiment! Wilhelm I. U." — Der Kronprinz sandte aus gleichem Anlasse das folgende Telegramm: „Ich danke aufrichtig für Ihr freundliches Gedenken meiner am Tage des Regimentsfestes. Ich erwidere Ihren Gruß in der selben herzlichen Weise. Wilhelm, Kronprinz." Zum bevorstehenden Wechsel in der Leitung des Kolonialamtes i branche beschäftigt sind, während der ganze nord- > deutsche Verband deren nur 123000 zählt. In Berlin vertritt man hiergegen die Ansicht, dort ein Zentrum für die ganze deutsche Gewerkschafts- bewegung zu schaffen. Zur Fleifchnot. 1 In einer Audienz, welche die Schutz- 1 kommission der Berliner Gastwirte-Vereinigung beim HandelSminister Möller und beim Landwirt- ' schaftsminister 0. P 0 dbiel 8 ki zur Überreichung - einer Petition um Maßnahmen zur Ver - .ringerung der Fleischnot hatten, er-' , klärte HandelSminister Möller, daß er die Fleischverteuerung selbst spüre. Er könne nur sagen, daß der Grund in der schlechten Futterernte des vorigen Jahres liege. Man müsse aber auch be denken, daß sich der allgemeine Wohlstand gehoben habe. Handwerker und Arbeiter verdienen jetzt das Doppelte wie früher und wollten nun täglich Fleisch essen, anstatt wöchentlich zweimal, er rate den Gast wirten, ihre sämtlichen Preise um 10 Pf. zu erhöhen. Eine Öffnung der österreichischen Grenze sei der in Österreich und Ungarn herrschenden Seuchen wegen ganz unmöglich. Auch ein plötzlicher Preissturz sei nicht wünschenswert. Die Regierung werde aber den Ursachen der Fleischteuerung auf das sorgfältigste nachforschen. Der Landwirtschaftsminister v. P 0 d - bielski bestritt in der Audienz das Bestehen einer Fleischnot. Die Grenzen nach Österreich könnten auf keinen Fall geöffnet werden. und in der Organisation der Kolonialverwaltung meint die „Köln. Ztg.", daß wahrscheinlich nichts geschehen werde, so lange Graf Goetzen in Ost afrika unabkömmlich sei. Was die Neugestaltung der Verwaltung betrifft, so bestand früher, wie wir Aus Deutsch-Ostafrika. In den Kämpfen, zu denen eS mit den Aufständischen in Deuts ch-O stafrika bisher gekommen ist, haben unsere Truppen offenbar immer verhältnismäßig leichtes Spiel gehabt. Die dortigen Rebellen sind im Kriegshandwerk nicht so weit vor geschritten wie ihre schwarzen Brüder in Westafrika, und nur, wo sie in Massen schutzlose Ansiedler oder Missionare überfallen, müssen sie als erste und ge- ährliche Gegner betrachtet werden. Heute meldet ein Telegramm: Dar es Salam, 4. September. Oberleutnant von der Marwitz von der ostafrikanischen Schutz ruppe schlug dieRebellenim Hinterland von Kilwa gründlich. Der Feind hatte 40 Tote sowie zahlreiche Verwundete. Uo« der Cholera. Der „Reichsanzeiger" schreibt: Bis zum 3. Sep tember mittags wurden in Preußen 13 n e ue Er- rankungen und 3 Todesfälle und bis zum September mittags 10 weitere Erkrankungen und 3 Todesfälle an der Cholera amtlich gemeldet. Die Gesamtzahl beträgt bis jetzt 66 Er- rankungen und 23 Todesfälle. Der Behörde in Bromberg sind seit Sonn abend nachmittag ein Flößer namens Sell im Jo- noch als zutreffend angesehen werden. Mit der Möglichkeit eines größeren Streiks braucht aus den angeführter. Gründen auch heute noch nicht gerechnet zu werden, aber es wäre verfehlt, wenn man einen solchen als für absehbare Zeit überhaupt ausge schlossen betrachten wollte. Die Unzufriedenheit, die heute in allen Erwerbszweigen herrscht, nimmt auch unter den Bergarbeitern zu, und selbst auf dem unter königlicher Verwaltung stehenden Steinkohlen bergwerk im Plauenschen Grunde hat sie ihren Ein zug gehalten, wie u. a. aus der Tatsache heroorgeht, daß einige Bergleute dieser Belegschaft ihre Lohn bücher unmittelbar an das sächsische Finanzministerium eingesandt haben, um dieses von den gezahlten Löhnen direkt und einwandsfrei zu unterrichten. Ferner ist nicht außer acht zu lassen, daß die Auflösung des sächsischen Bergarbeiterverbandes, die vor einigen Jahren von der Regierung vorgenommen wurde, ein Schlag ins Wasser gewesen ist: die Mit glieder haben sich einfach dem allgemeinen deutschen Bergarbeiterverbande angeschlossen und die straffe Organisation der einzelnen Gewerkschaften bewährt sich auch hier; die Bergleute stehen als geschlossene Korporationen den Unternehmern gegenüber, um ihre Forderungen geltend zu machen. Diese richten sich in der Hauptsache auf bessere Behandlung durch die Bergbeamten, Erzielung höherer Löhne, strengere Durchführung der bergpolizeilichen Vorschriften, Verbesserung der gesundheitlichen Maßregeln und engere Fühlungnahme der oberen Verwaltungsorgane mit den Bergleuten. Zur Erreichung dieser Ziele gehen die Bergarbeiter ganz systematisch vor, und man muß anerkennen, daß auch ihrerseits das Be streben obwaltet, die Verbesserung ihrer Lage a u f gütlichem Wege herbeizuführen. Zu diesem Zwecke sind auf Veranlassung des ZweigbureauS vom Deutschen Bergarbeiterverbande an Vertrauensleute unter den Belegschaften der ein zelnen Zechen Fragebogen mit etwa 20 Fragen ver sandt worden, und in einer auf letzten Sonntag nach Oelsnitz i. E. einberufenen Konferenz, über die schon kurz berichtet worden ist, wurden an der Hand der eingelaufenen Antworten die Zustände auf den verschiedenen Werken erörtert. Zu dieser Konferenz, die von etwa 250 Bergleuten, darunter 43 Delegierte, besucht war, hatte man offiziell auch das kgl. Bergamt in Freiberg und die sächsische Staatsregierung eingeladen. Beide hatten aber weder Vertreter entsendet, noch schriftlich sich auf die Ein ladung geäußert. Die Konferenz selbst wurde vom Reichstagsab geordneten Sachse, dem Vorsitzenden des Allgemeinen Dle Oelsnitzer Bergarbeiter - Konferenz Als im letzten Frühjahr der große Bergmanns- streik im rheinisch-westfälischen Revier ausbrach, wurde vielfach die Befürchtung ausgesprochen, daß es zu einer ähnlichen Bewegung auch bei uns in Sachsen kommen könnte. Tatsächlich brachen auch einige örtliche Streiks aus, und im Braunkohlenbezirk kam es sogar zu einer umfang reicheren Arbeitseinstellung, doch wurden alle diese Lohnkämpfe schon nach sehr kurzer Zeit beigelegt. Zu einer allgemeinen Niederlegung der Arbeit kam es nicht. Kenner der Verhältnisse hatten dies voraus gesagt und ihre Ansicht mit dem Geldmangel bei den organisierten Bergarbeitern, mit der ihnen damals nicht günstigen Konjunktur und auch damit begrün det, daß in Sachsen die Unzufriedenheit unter den Bergleuten im allgemeinen nicht so groß sei, wie im Rheinland und in Westfalen. Ein Streik von größerem Umfange sei demnach nicht zu befürchten. Diese Auffassung der Lage kann auch heute tung des Mittel st andes. Es handle sich hier um den Wohlstand des gesamten Volkes und deshalb müsse der deutsche Mittelstand feststehen als ein Pol in der Dreiteilung des Volkes: Aristo kratie, Mittelstand, Sozialdemokratie. (Stürmischer Beifall.) Auch der intelligente Arbeiter müsse sich der Bewegung auschließen, denn der Rückgang des Mittelstandes sei eine soziale Rückenmarksschwindsucht. Weite Kreise des Volkes stützten die Bewegung und gerade in den kleineren Städten habe der Mittel- tand sich enger zusammengeschlossen. Durch solü wrischen Zusammenschluß allein könne man dem Säugrüssel des Großkapitalismus cntgegentreten. Die materiellen Verhandlungen begannen Montag '/,10 Uhr. Der Mitteldeutsche Gastwirteverband beantragt, das Thema Fleischn 0 t und Fleisch- teuerung nachträglich auf die Tagesordnung zu setzen. Die Straßburger Ortsgruppe wünscht die Einführung der einheitlichen Sonntags ruhe in Stadt undLand. Schließlich hat der Sächsische Gastwirteverband (Leipzig) be antragt: „Alle deutschen Landesregierungen zu er- uchen, die Behörden anzuweisen, Warenhäusern ! eine Schankkonzession mehr zu erteilen, da sonst mit Recht auch für jedes andere Geschäfts lokal die Konzession für einen Restaurationsbetrieb verlangt werden könnte, und die ohnehin bei Waren« »äusern stets vorhandene große Feuersgefahr durch Schankbetrieb noch bedeutend erhöht wird." , Textilarbeiterverband. Das offizielle Organ des Textilarbeiterverbands „Der Textilarbeiter" erscheint in Chemnitz, während der Sitz des Zentralvorstandes ch in Berlin befindet. Es besteht nun die Absicht, diese beiden an einem Orte zu vereinigen, seinerzeit meldeten, nur die Absicht, den Kolonial- und es machen sich starke Tendenzen geltend, den! direktor zum Unterstaatssekretär zu machen. Jetzt Zentralvorstand nach Chemnitz zu verlegen, weil in! aber hält es die „Köln. Ztg." für wahrscheinlich,dem Chemnitzer Bezirk 21500 Arbeiter der Textil- ein Arbeiter an Cholera verstorben, sowie der Schiffer wird am 11. und 12. September d. I. im Stadtteile Neustadt abgehalten. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 28. August 1905. 9r. Polster, Bürgermeister.