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Dienstag, den 20. Juni 1905. 55. Jahrgang Nr. 140. Erscheint . . Inserate jÄ>rn Wochentag abtnds für den folgende» Ta- und ^MM MM M MM M MM MM MO nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. IHb WM M^ M MM M^ .W dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen» durch die Post Mk. 192 frei in'S Hau». IW MM Expeditionen solche zu Originalpreifen. fSr Hoheustew Ernstthal, Gberlungwitz. Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, UrsMng, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tnschyeim, Kuhschnappel, Gmmbach, St. Egydim, Hüttengrund u. s. w. UnTtsölcrtt für das königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller Gemeinde-Verwaltungen der umliegenden Ortschaften. Haushalt des Deutschen Kaisers stellt der Londoner „Daily-Expreß" die Behauptung auf, der Kaiser sei zur Deckung der auf ihin lastenden Ausgaben genötigt gewesen, von einigen seiner reichen Untertanen Geld zu leihen; er habe niemals von preußischen Adeligen Geld geliehen, aber von großen Magnaten des Kauf- Deutschlands wirtschaftliche Stellung n China, die nicht allein darum Beachtung ver- lient, weil darin der Umfang der deutschen Interessen n China vorurteilslos dargestellt wird, sondern auch deshalb, weil dieser Bericht Deutschlands Leistungen in China auf die Rührigkeit des deutschen Kaufmannes und nickt auf jene vermeintlichen deutschen Intrigen zurückfühct. von denen die eng lische Hetzpresse zu reden nicht müde wird. Der Bericht lautet: „In Hankau betrug der deutsche Anteil am Jmporthandel im letzten Jahre mehr als 4 Mill. M. und am Export 12 Mill M. In den Kohlengruben von Ping-Saing sind 4 Millionen deutschen Geldes investiert. Sieben deutsche Dampfer 900000 M. in den Gaswerken von Schanghai, end lich mehr als 8 Millionen in drei Dockanlagen, einer Werftgesellschaft, einer Leichterkompagnie usw. angelegt. Der Norddeutsche Lloyd bedient mit 27 Dampfern den Küstenverkehr zwischen Schanghai und Tientsin, und alle zwei Wochen kommt ein direkter Dampfer aus Bremen. 1903 suchten im ganzen 328 Dampfer unter deutscher Flagge den Hafen von Schanghai auf. In Tientsin kon trolliert Deutschland 60 v. H. des Import- und 45 v. H. des Exporthandels; die Zahl dortiger deutscher Firmen ist seit den Boxer-Unruhen von 12 auf 29 gestiegen, und 19 Millionen deutschen Geldes sind daselbst in Unternehmungen angelegt.' Aus Tschifu und anderen Küstenplätzen kommen ähnliche Berichte. Das deutsche Geschäft wächst so schnell, wie das aller anderen Länder zusammen, und was auch andere Länder nach dem Schlüsse des gegenwärtigen Krieges tun mögen: die deutsche Politik wird auf recht erhalten werden. Abgeordneter Graf Sternberg. Im österreichischen Abgeordneten haus hat die von uns geschilderte Skandalszene, die hauptsächlich zwischen dem GrafenStern- berg und einem Abgeordnetenkollegen Schuhmeier spielte, noch ein vielleicht ebenso interessantes Nach spie l gefunden. Nachdem der Abgeordnete Eldersch dem Grafen Sternberg u. a. zugerufen hatte: „Einen so unflätigen Menschen, wie Sie sind, gibt es gar nicht mehr!" kam Sternberg auf den Vorwurf zurück, den man ihm betreffs des Etablisse ments Brady machte, das er allnächtlich besucht. Er hielt zu diesem Thema folgende Rede: „Der Brady ist ein Lokal, das selbst Fürstinnen und Gräfinnen besuchen. Der Abgeordnete Schuh meier kann nicht von mir verlangen, daß ich mich in Verbrecherspelunken herumwälze, in denen er wahrscheinlich seine Tage verbringt Käme er einmal hin, würde er hinausgeworfen. Er hat mir vorgeworfen, daß ich von fremdem Gelds lebe. Tatsache ist, daß ich der einzige Aristokrat in Lsterreichbin.derarbeitet. (Schallende Heiterkeit.) Ich verwalte ein ungeheures Vermögen, ich redigiere ganz allein ein Wochenblatt, ich bin Mitarbeiter der größten Zeitungen Europas I (Stürmische Heiterkeit). Ich mache den Arbeitern keine Abzüge von ihrem Schweiße und nehme keine Judasgroschen. Es wurde mir weiter vorgeworfen, daß ich Kognak trinke (Heiterkeit). Erstens trinke ich keinen Kognak, sondern guten Wein. (Erneute Heiterkeit.) Wein ist ein Sendling der Sonne, der mit seiner duftigen Säure ein himm lisches Empfinden in das hartgeplagte Menschenherz trägt." (Schallendes Gelächter und ironischer Bei- all.) Weiter nannte er die Sozialdemokraten be zahlte Söldlinge anderer Leute, worauf Dr. Ellen- wgen schrie: Sie frecher Verleumder, Sie Bordellritter. Dann erklärte noch Hofrat Schulkje den Alldeutschen Stein, der ihm Unterschlagung von Kirchengeldern vorgeworfen hatte, für einen Lügner, Verleumder nnd Ehrabschneider. Hierauf trennte man sich be- riedigt von der anregenden und gemütvollen Be ratung. M Aus Südmrstafrika. Das „Reutersche Bureau" bringt aus Kap- tadt die Nachricht, daß die Hottentotten Varmbad eingenommen hätten. — An amtlicher Stelle in Berlin ist über einen solchen Vorgang nichts bekannt. Zudem versichert der eutsche Generalkonsul in Kapstadt, daß nach den Mitteilungen, welche er erhalten habe, Warmbad und die Straße von Ramanodrist am 15. Juni in Sicherheit gewesen seien. Hekmnrtrnach«rrg. Dienstag, den 20. Juni wird der 2. Termin Gemeindeanlagen in der Gemeindeexpedition vereinnahmt. Außerdem findet von vormittags s bis mittags t Uhr Einnahme in Röders Re ßtanration statt Hermsdorf, den 17. Juni 1905. Der Gemeiudevorstarrd. Mütter. sich nicht in einen Krieg einlassen könnte, um die Geschäfte einer dritten Macht zu besorgen. Darüber kann es in Frankreich nur eine einzige Ansicht geben, und wenn wir über die gütliche Regelung unserer kolonialen Schwierigkeiten mit England erfreut waren, so konnte dieses genau umgrenzte Abkommen uns nicht weiter fortreißen, La ja überdies die englische Allianz nach dem Geständnis der Engländer selbst nicht imstande wäre, uns kontinentale Bürgschaften zu leisten, welche wir anderwärts suchen müssen. Üb rigens ist England in keiner Weise berech- tigt, unsVerlegenheiten zubereite tt. DaS Abkommen vom 8. April 1904 ist ehrlich durch geführt worden. ES ist nicht die Schuld Englands, wenn wir bisher daraus keinen Nutzen gezogen haben. Man kann unmöglich gestatten, daß Eng land uns auf dem ohnehin schwierigen Wege zu der friedlichen Regelung der marokkanischen Angelegen heit noch Hindernisse auftürmen will. Zur skandinavischen Krisis. In den Leitartikeln der Kopenhagener Blätter heißt es, daß am 20. Juni im schwedischen Reichstage ein Gesetzantrag eingebracht werden olle, wonach die Auflösung der Union vom Januar 1907 an in Kraft treten würde. Ein ähnlicher Antrag solle dem norwegischen Storthing vorgelegt werden. Englische Frechheit. Am Schluß eines vielfache Unrichtigkeiten ent haltenden Artikels über Vermögen und Aus dem Auslände. Zur Marokkofrage. Der Pariser „Lemps" schreibt in einem Artikel über die marokkanische Angelegenheit unter anderem: Man hat die Frage aufgeworfen, ob England uns die Regelung unseres Streites mit Deutschland erleichtern oder ob es im Gegenteil durch seinen Widerstand oder seine Obstruktion diese Regelung erschweren werde. Auf diese Frage kann man zweifellos antworten, daß ein Teil der eng lischen öffentlichen Meinung vielleicht einen baldigenKrieg g ewünscht hätte, um Deutsch land zur See noch vor seiner vollen Entwicklung zu schlagen, und daß eine Unterstützung seitens Hermann Kn-g Ein Altmeister der deutschen Dichtung, Hermann von Lingg, ist gestern an Herzlähmung in München gestorben. Für uns bedeutet der Tod des 85jährigen Dichters keine Ueberraschung, für ihn ist es die Er lösung von einem dumpfen Dahinvegetieren, in welchem er kein Interesse mehr nehmen konnte an der Außenwelt, selbst nicht mehr an seinem Familien- kreise. Geboren war er am 22. Januar 1820 zu Lindau am Bodensee. Er widmete sich der Medizin, der er aber nur bis 1850, dem Jahre seiner Pensio nierung als Militärärzt, treu blieb. Dann gehörte er ganz der Poesie. Geibel führte ihn, der sich inzwischen in München ansässig gemacht hatte, 1854 in die Literatur ein. Seitdem hat er der Welt manche schöne Gabe ge schenkt. Sein Talent hatte ein eigenartiges Gepräge, zog allerdings das düstere Kolorit vor. In seinen historischen Werken — am wertvollsten ist die epische Dichtung in drei Büchern: „Die Völkerwan derung" — gibt er weite weltgeschichtliche Ausblicke. Am nächsten steht er dem Volke allerdings durch seine Lyrik. Auch als Dramatiker hat er sich ver sucht, ohne sich indessen als solcher durchsetzen zu önnen. Der 85. Geburtstag im verflossenen Januar brachte ihm noch manche Ehrung, an der er nur nfolge seines Befindens keinen Genuß mehr haben konnte. Aber sie zeugte von der weiten Anerkennung, sie ihm schon zu Lebzeiten beschieden war und die einen Namen auch weiterhin als den eines der chönsten Talente Deutschlands bewahren wird. , Idie Session ausgeworfen seien, wogegen die freie I Eisenbahnfahrt der Abgeordneten fortfiele. Wie die „Voss. Ztg." hört, ist allerdings etwas Aehnliche^ von einem hervorragenden Mitglieds der Reichs regierung einzelnen Reichstagsmitgliedern gegenüber gesprächsweise angeregt worden. Es handelt sich dabei nicht um eine feste Summe, die der Abge ordnete unter allen Umständen bezöge wie in einzelnen anderen Staaten, sondern um einen Höchstbetrag, bis zu dem der Abgeordnete Anwesen heitsgelder zu erheben hätte. Würde die Session auf fünf Monate veranschlagt, so würde sich der Höchstbetrag — bei 20 Mk. Anwesenheitsgeld für der. Tag — auf rund 3000 Mk. stellen. Darüber hinaus würden keinesfalls Diäten gezahlt; der Fonds wäre erschöpft und der Rest der Tagung brächte dem Abgeordneten keine Diäten mehr. Aber er könnte auch bis zum Betrage von 3000 Mk. Gelder nur nach Maßgabe seiner Anwesenheit im Reichstage er heben, also wenn ei selten anwesend war, einen großen Teil der 3000 Mk. verlieren. Man hofft, daß diese „Kontingentierung" die Beschlußfähigkeit des Reichstages für die ersten fünf Monate der Session sichern und damit eine schnellere Erledigung der Geschäfte und eine Abkürzung der Sessionen be wirken würde. Ob dieser Gedanke innerhalb der Reichsregierung bereits gesetzgeberische Form ange nommen hat, läßt sich nicht erkennen. Eine englische Stimme über Deutschlands wirtschaftliche Stellung in China. Aus Singapore, Mitte Mai, schreibt man: Das hiesige, in ganz Ostasien sehr angesehene Organ „The Stroits Times", bringt eine Auslassung über Ans dem Reiche. Ein kaiserlicher Zehnmiüionenfonds sür Ossiziersznlagen wird von der „Zukunft" als „ganz sicher" an gekündigt. Für st Guido Henckel von Donnersmarck soll im Einvernehmen mit dem Reichsbank-Prästdenten Dr. Koch die Leiter großer Bankfirmen und andere Notabeln zusammen gerufen haben, um einen Fonds von zehn Millionen Reichsmark zu stiften, aus dem der Kaiser und König seinen Offizieren Zulagen gewähren kann. Trotz der Sicherheit, mit der die Nachricht auftritt, müssen wir in ihre Glaubwürdigkeit stärkste Zweifel setzen. Es hieße die Stellung des Offizierkorps geradezu degradieren, ihm zuzumuten, Zulagen aus privater Wohltätigkeit anzunehmen. Man bezahle von Staatswegen den Offizier nach Maßgabe seiner Dienste und schütze ihn vor Mangel durch ent sprechende Pensionen — was nun leider wieder in weite Ferne gerückt ist; dies ist die einzig richtige Manier, einen guten Ersatz zu erhalten. Daß übrigens der Kaiser einen solchen Fond annehmen würde, erscheint ausgeschlossen. — Nachträglich wird übrigens gemeldet, daß die Anregung in den be treffenden Kreisen nicht ohne Wider spruch ausgenommen und ein Beschluß darüber vertagt worden ist. Hermann von Witzmann f. Der Witwe des Gouverneurs v. W i ß m a n n sind nachstehende Beileidskundgebungen zugegangen: An Frau Gouverneur v. Wißmann Ltezen, Steiermark. Seine Majestät der Kaiser und König sind durch den jähen Tod deS Kaiserlichen Gouverneurs und Majors z. D. Dr. v. Wißmann schmerzlich berührt und haben mich beauftragt, Ihnen Allerhöchst Ihr wärmste« Beileid auszusprechen. Reichskanzler gkj Fürst Bülow. An Frau Gouverneur v. Wißmann , Liezen, Steiermark. Die Traucrkunde von dem unerwarteten Ableben Ihres 'Gatten hat mich tief erschüttert und mit aufrichtigster Teilnahme erfüllt. Ich vereinige mich mit Ihnen in der Trauer um den Dahingeschiedenen, der als Erforscher deS dunklen Weltteils al» siegreich» - Bekämpfer deS ArabcraufstandeS in Deutsch Ost- afrika und al Gouverneur diese« Schutzgebiets sich unvergäng liche Verdienste erworben hat. Der Name Wißmann bleibt mit der Geschichte afrikanischer Forschung und deutscher Kolo nisation sür alle Leiten unlösbar verknüpft. Reichskanzler gez. Fürst Bülow. Kontingentierte Reichstagsdiäten. Einzelne Blätter beschäftigen sich neuerdings mit der „Kontingentierung der Reichstagsdiäten". ! Sie sprechen von einer Bauschsumme, die für befahren den Jangtse; fünf davon laufenzwischen Schanghai und Hantau, einer zwischen Hankau und Jtschang, dem Endpunkte der Schiffahrt,!Frankreichs in einem solchen Kriege für England und einer zwischen Hankau und Swatau. 10 nützlich wäre. Aber wenn England einen solchen mannsstandes und In du striemillio - Millionen deutschen Kapitals sind in chinesischen Plan wirklich gefaßt hätte, so müßte es sich doch nären. „Diese Erzählung trägt den Stempel Baumwollmühlen, 2 Millionen in Seidenmühlen sagen, daß eine große Nation wie Frankreich! boshafter und frecher Erfindung und -spinnereien, 7 Millionen in Getreidemühlen, Herrin ihrer Entschließungen ist undj deutlich zur Schau. Wir sind auch, so schreibt die Kekanntmachnng. Das »etrteb-nnternehmerverzeichnis der land» und forstwirtschaftliche« Berufs- genofseuschaft nebst Heberolle für den hiesigen Gemeindebezirk ist eingegangen und liegt zur Einsicht der Beteiligten vom 2«. Jimi 1S05 14 Tage lang in hiesiger Gemeindeexpedition aus. Für das Jahr 1904 kommt ein Beitrag von 4,65 Pfennig auf jede beitragpflichtige Steuer einheit zur Erhebung und sind Einsprüche gegen die Höhe der Beiträge oder gegen die Veranlagung der Betriebe direkt an die Geschäftsstelle der Genossenschaft in Dresden-A., Wienerplatz 1,11 zu richten, die ausgeworfenen Beiträge aber trotz etwaigen Einspruchs auf Grund von 8 17,3 des Landesgesetzes vom 18. August 1902 vorläufig vom Betriebsunternehmer zu zahlen. Die Etnhebung der Beiträge erfolgt in den nächsten Tagen und zwar wie im Vorjahre in zwei Raten, erstmalig die nach den Grundsteuereinheiten, später die, bei denen die Berechnung der Jahresgefährdung in Frage kommt. Gersdorf, Bez. Chemnitz, am 19. Juni 1905. Der Gemeiudevorftand. Göhler.