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WMeiMMckl UM Mttwoch, den 15. Februar 1905. Nr. 38. 55. Jahrgang. Langenberg, Falken, Langenchnrsdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. Anrtsblcrtt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller Oenreinöe-Verrvaltungen der nnrliegenöen Ortschaften. Erscheint . . . . Inserat- jeden WocheiUag abrnds für den folgenden Tag und MWM HM M M HM MH nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf kostet durch die Austräger Liv Quartal Mk. 1,bb MM M^ M MM dem Lande entgegen, auch befördern die Annonceu- durch die Post Mk. 192 srei in's Haus. MM / M V MM Expeditionen solche zu Originalpreisen. für Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Es diene hiermit zur Kenntnis, daß mit dem 10. Februar laufenden Jahres die Reparalur- arbeiten im hiesigen Augusta - Stollen begonnen haben und es trotz aller Vorsicht und peinlichster Reinhaltung unvermeidlich ist, daß zeitweise geringere Trübungen des Wassers der hiesigen Hochdruck leitung eintreten. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 10. Februar 1905. vr. Polster, Bürgermeister. Bekanntmachung. Die Uebersendung der Kriegsbeorderungen (auf gelbem Papier) und der Patznotizen lauf weißem Papier) erfolgt in der Zeit vom 1.—13. März und zwar in Glauchau: Durch Austragung von Mannschaften und Hilfsmannfchasten des Bezirkskommandos, In allen anderen Ortschaften: Durch die Gemeindebehörden. Jeder noch nicht zur Meldung gebrachte Wohnungswechsel ist sofort dem Hauptmelde- amt zu melden. Diejenigen Mannschaften des Beurlaubtenstandes ausgenommen Ersatz - Reserve, welche vom 1.—15. März in der Zeit von 8—12 Uhr und 2—5 Uhr nicht selbst zu Hause sein können, haben einen Anverwandten, Mitbewohner, den Quartierwirth u. s. w. mit der Empsang- nahme des Befehls zu beauftragen. Jeder Unteroffizier und Mann der Reserve, Landwehr I. und II. und jeder Dis- pofitionsnrlauber, der bis 15. März noch keine Kriegsbeorderung oder Patznotiz erhalten hat, hat dies umgehend dem Hauptmeldeamt schriftlich oder mündlich zu melden. Die Ersatz- Reserve hat diese Meldung nicht zu erstatten. Die bisherigen Kriegsbeordcrungen und Paßnotizen die bis 31. März gültig waren, sind nm 1. April von den Mannschaften selbst zu vernichten. Königliches KefirkV Komma rdo Glaucha«. Deutscher Reichstag. Berlin, 13. Februar. Die erste Beratung der Handelsverträge wird fortgesetzt. Finanzminister Freiherr von Rheinbaben weist gegenüber der Behauptung Singers, die süd deutschen Bauern würden den ostelbischen Junkern geopfert, auf die Stellungnahme der süddeutschen Bauern zugunsten höheren Zvllschutzes für die land wirtschaftlichen Produkte hin, und tritt dann wieder holt der Behauptung entgegen, daß die kleineren Landwirte an den höheren Zollsätzen kein Interesse hätten. Zweifellos sei die ganze bisherige Entwick lung zu gunsten der Industrie und zum Nachteile der Landwirtschaft gegangen. Rücksichten auf unsere Wehrfähigkeit, ebenso die starke Differenz zwischen der Steuerfähigkeit der Städte und des platten Landes geböten unbedingt, letzterem zu Hilfe zu kommen. Der Minister verbreitet sich ausführlich über jene steuerlichen Gegensätze und über die zu nehmende Wohlhabenheit, die aus der Sparkassen bewegung hervorgehe. Die Bauern seien das stärkste Bollwerk des Staates; deshalb hauptsächlich lehnten die Sozialdemokraten den Schutz der Bauern ab. Um so mehr aber habe der Staat Anlaß, diesen Schutz zu gewähren. (Beifall rechts.) Abg. Nitzler (kons.): Man sagt: Was lange währt, wird gut! Aber ganz gut kann man diese Handels verträge vom Standpunkt der kleinen süddeutschen Landwirte aus doch nicht nennen. Redner exem plifiziert besonders auf die ungenügende Regelung des Gersteuzolles, den zu niedrigen Hopfenzoll und den fehlenden Wollzoll. Verlangt müsse werden, daß die Meistbegünstigung von Argentinien und Amerika aufhöre, und daß auf den Schlachthöfen das eingeführte Vieh isoliert werde. Redner schließt mit dem Ausdrucke des Vertrauens zur Regierung in bezug auf die Ausführung der Handelsverträge. Abg. Beumer (nat.-lib.) stimmt mit seinen Freunden dem erhöhten Schutz der Landwirtschaft zu. Wenn aber Graf Posadowsky meine, daß die In dustrie unter diesen Verträgen nicht leiden werde, so könne er den dafür gelieferten Beweis nicht als schlüssig anerkennen. Es seien verschiedentlich von unserer Seite Zugeständnisse gemacht worden, die nicht hätten gemacht zu werden brauchen. Redner exemplifiziert u. a. auf die Zementindustrie, auf die enormen russischen Zölle auf Bleche, Luppeneisen, Draht, Eisenbahnräder, Radsätze und Maschinen. Oesterreich erhebe auf bestimmte Schreibmaschinen mehr als den dreifachen, Rußland mehr als den zwölffachen Zoll als Deutschland. Bei anderen Maschinen handle es sich sogar uni das 4'/,- un 40fachc. Besonders schlimm daran sei unsere Werk" zeug-Maschinen-Industrie. Dabei habe unser^ Maschinen-Jndustrie ohnehin schon mit den enorm hohen amerikanischen Zöllen zu kämpfen gehabt, und jetzt solle ihr die Ausfuhr in solcher Weise noch mehr erschwert werden? Auch die Kleineisen-Judustrie gerate in die schwierigste Lage. Industrie und Land wirtschaft seien gleichberechtigt: sie müsse also auch gleich behandelt werden nach dem Grundsätze der Hohenzollern: 3uum euique. Abg. Sartorius (freis. Volksp.): Die Land wirtschaft im allgemeinen zu schützen, sei unmöglich. Den Vorteil werden immer die Großgrundbesitzer haben. (Lachen rechts.) Er als Landwirt sage, daß die bestehenden Zölle ausreichen. (Widerspruch rechts.) In der Pfalz brauche der Landwirt dringend stärke mehlhaltige Futtermittel, und da verteure man hier den Mais durch einen stark erhöhten Maiszoll! Wenn man sich über den niedrigen Hvpfenzoll be klage, so frage er, ob es denn beim Hopfen überhaupt auf den Zoll ankomme. Schwanke nicht der Hopfenpreis viel erheblicher schon je nach der Qualität? Die Pfälzer exportieren viel Gerste und Wein nach Eng land, und da wolle man ihnen nun die billige Wasserfahrt auf dem Rheine durch Schiffahrtsabgaben nehmen. Die Mehrheit verfahre nach dem Satze : „Wer da hat, dem wird gegeben, auf daß er die Fülle habe, und wer da nichts hat, dem wird auch das Wenige genommen werden, was er hat." Abg. v. Karvorsf (Reichspartei): Nach den Ausführungen des Vorredners müßten die Verhält nisse in der Pfalz ganz anders liegen, als zum Beispiel in der Landwirtschaft in Schlesien, wo die kleinen Landwirte ihre Arbeit überhaupt nicht mehr bezahlt bekämen. Werde die Landwirtschaft hin reichend geschützt, so werde sie auch den Bedarf Deutschlands decken können. Die Eisenindustrie könne ruhig sein; was ihr an Absatz im Auslande verloren ginge, werde sie im Jnlande wieder ein bringen. In der Kommission werde hoffentlich die Regierung Auskunft geben über ihre Absichten gegenüber Amerika, England und Argentinien. Geheimer Rat v. Schönebeck sucht hinsicht lich der von Beumer erwähnten Industrie dessen Bedenken zu zerstreuen. Abg. v. Hodenberg (Welfe) sieht in den Verträgen im großen und ganzen einen Erfolg der Reichsregierung. Dem Ausland gegenüber wäre es am besten, die Verträge cn bloc anzunchmen. Abg. Dove (freis. Ver.): Die Verträge be wiesen, daß der Zolltarif von 1902 kein schlechtes Rüstzeug gewesen sei. Der Aufforderung, die Streit axt zu begraben, könnten seine Freunde nicht nach ¬ kommen. Sie würden vielmehr den Kampf fort- ; setzen, bis man wieder zu dem Caprivischen System zurückkehre. (Lachen rechts, Beifall links.) Abg. Staufier (Bund der Landwirte) äußert sich prinzipiell gegen langfristige Handelsverträge. Der pfälzische Weinbau und die bayrische Viehzucht seien ungenügend geschützt, und gegen den Import von Braugerste als Futtergerste sei die geplante Gewichtsgrenze keine ausreichende Garantie. Abg. Heim (Zentr.) erwartet in der Kom mission eine Aussprache über die Schiedsgerichts frage, den Gerstenzoll und die Frage der Ucber- gangszeit. Aufgabe des Schiedsgerichts werde es namentlich auch sein müssen, den Zollplackereien ein Ende zu machen. An den Viehzöllen habe der kleinere Landwirt ein zweifellos größeres Interesse als der große Landwirt, ebenso an einem ausreichen den Seuchcnschutz. Wir hätten schon längst hohen Viehstand und niedere Fleischpreise, wenn wir schon seit Jahrzehnten völlige Viehsperre gegen das Aus land hätten. Keinesfalls gehe es an, daß die bloßen Meistbegünstigungsstaaten in den Genuß der Vorteile kommeu, welche jetzt den sieben Vertrags staaten gewährt würden. Die billige Einfuhr von Futtergerste sei im Interesse des Bestehens durchaus nötig, aber um Mißbrauch zu verhüten, müsse die Futtergerste bereits bei der Einfuhr denaturiert werden. Ob die bayrische Regierung bei dem russischen Handelsvertrag gefragt worden sei, habe Minister von Feilitzsch vorgestern nicht gesagt. Weshalb nicht? Jedenfalls seien die Interessen der kleineren und mittleren Bauern bei den Verträgen nicht so gewahrt, wie die Interessen der größeren. Die kleineren bayerischen Bauern stünden nicht an der Krippe in Berlin, und das liege daran, daß in den landwirtschaftlichen Vertretungskörpern zu viel Große und zu wenig Kleine säßen. Es sei da ein Milieu Tippelskirch u. Co., das nicht nach Acker krume riecht, sondern nach Patchouli. Da^ müsse anders werden. Minister Freiherr V. Feilitzsch und Staatssekretär Gral Posabotvsktz treten der Auffassung entgegen, daß die bayerischen Bauern nicht genug berücksichtigt worden seien. Schluß 7'/2 Uhr. — Weilerberatuug morgen 1 Uhr. Aus dem Reiche Generalversammlung des Bundes der Landwirte. Im Zirkus Busch in Berlin, der traditionellen Tagungsstätte des Bundes der Landwirte, fand gestern mittag die diesjährige Generalversammlung des Bundes in den üblichen Formen und unter dem üblichen riesigen Andrange der Landwirte aus allen Teilen des Reiches statt. Pünktlich 12>/z Uhr eröff nete Frhr. v. W a n g e n he i m die Versammlung mit einem Hoch auf den Kaiser. Auf der Tages ordnung steht an erster Stelle: „Die künftigen Handelsbeziehungen Deutschlands zum Auslande und die in Aussicht stehende Reform des deutschen Börsengesetzes." Hierzu referierte Chefredakteur Dr. Oertel unter Vorlegung folgender Resolution: „Die Generalversammlung des Bundes der Landwirte erkennt an, daß die dem Reichstage vorgelegten Handelsverträge in mancher Hinsicht eine Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen herbeiführen können. Un bedingte Voraussetzung dessen ist aber eine um sichtige Handhabung der Verträge. Sie betrachtet die Tendenz der Verträge immer hin als einen ersten Schritt der Abkehr von der Caprivischen einseitigen Exportpolitik, stellt aber fest, daß eine große Reihe berechtigter Wünsche der Landwirtschaft eine Berücksichtigung nicht er fahren hat. Sie gibt sich der Hoffnung Hin, daß die ver antwortlichen Leiter der Politik des Reiches und der Einzelstaaten in fortschreitender Erkenntnis der Notwendigkeit der Erhaltung und Stärkung des deutschen Bauernstandes mit Ernst und Entschieden heit bemüht seine werden, seine Existenzbedingungen wieder so zu gestalten, daß der notwendige und berechtigte Ausgleich mit denjenigen hergestellt wird, die den anderen Berufsständen im Deutschen Reich eingeräumt werden." An zweiter Stelle steht das Thema: „Was lehrt uns der Kampf um die preußische Kanalvorlage?" Hierzu ist Rittergutsbesitzer v. Bodelschwingh- Schwarzenhasel Referent. Der vom Bundesdirektor Dr. Diedrich Hahn vorgelegte Geschäftsbericht konstatiert an erster Stelle, daß die während der Wahlen hie und da selbst in den Bundeskreisen ent standenen Meinungsverschiedenheiten, die zumeist tak tischer Natur waren, nicht imstande gewesen seien, tiefergehende und länger dauernde Verstimmung her beizuführen, und daß nach Beendigung der Wahlen diese kleinen Verschiedenheiten der Anschauungen überall einer vollkommenen Harmonie Platz machten. Die Abteilung „Organisation" des Bundes hat durch ihre Wanderredner im verflossenen Jahre 6614 Ver sammlungen abgehalten. Sieben Wanderredner sind festangestellt. Der Mitgliederbestand schließt zur Generalversammlung init einer Nettozunahme im letzten Jahre von rund 10,000 Mitgliedern ab. 1685 Mitglieder sind verstorben, in 925 Fällen da von traten die Söhne oder Besitznachfolger dafür in den Bund ein. Die BundeSmitglieder wohnen zu 58 Prozent westlich und zu 42 Prozent östlich der Elbe. Die deutsche Gesandtschaft in Abysfinien. Aus Addis-Abeba, der Hauptstadt des Ne gus Menelik von Abyssinien wird gemeldet, daß die außerordentliche deutsche Gesandtschaft unter Führung des Geheimen Legationsrates Dr. Rosen am Sonntag dort angekommen und unter Eskorte von abyssinischem Militär nach dem Palast geleitet worden ist, wo sie vom Negus Menelik empfangen wurde. Im Ruftrremer hat sich die Erregung gelegt und Ruhe ist wieder eingekehrt. Soweit Meldungen vorliegen, wird nir gends mehr gestreikt, indessen erklären sich viele Zechenverwaltungen vorläufig außer Stande, die ge samte Belegschaft wieder anzulegen. Man darf jedoch hoffen, daß in einigen Wochen auch die Leute, die jetzt ohne Beschäftigung sind, wieder in gewohnter Weise an der Arbeit sein werden. Kardinal Fischer, der Erzbischof von Köln, hat der „Essener Volksztg." eine zweite Spende von tausend Mark übersandt mit folgendem Schreiben: „Anbei übersende ich weitere tausend Mark zur Unterstützung notleidender Berg arbeiterfamilien und füge den Wunsch bei, daß die Bergarbeiter sich sämtlich dem Beschluß der Dele- giertcnversammlung vom 9. d. M. anschließen und, unbeirrt durch Aufreizungen, überall die Arbeit wieder aufnehmen. Kardinal Fischer, Erzbischof von Köln." Essen a. Ruhr, 13. Februar. Die aus wärtigen S ch u tz m a n n s ch a f t e n und Gen darmen sind aus dem Ruhrrevier wieder abge fahren. Der Güterverkehr hat stark zugenvmmen. Zur Angelegenheit der Gräfin Montignoso ist heute zu berichten, daß nach Meldungen aus Florenz die Sache wesentlich durch eine fried- licheLösung ausderWcltgeschafftwerdendürfte. Justizrat Dr. Körner wird darnach, um die Aus lieferung der Prinzessin Anna Monika Pia herbeizuführen, den durch die Bestimmungen des in ternationalen Privatrechts vorgeschriebenen Weg be schreiten. Die beiderseitigen Anwälte verhandelten gestern über die Frage einer Erhöhung der Apanage der Gräfin und über die Regelung des Besuchs ihrer in Dresden weilenden Kinder. Weiter fand gestern abend im deutschen Konsulat eine Besprechung zwischen dem Justizrat Körner und den Advokaten Lachenal und Rosadi, den Rechtsbeiständen der Gräfin Montignoso statt, die der gleichen Frage galt. lieber die Vorgänge in der Villa Papiniano wurden Fräulein Muth und die Kammerfrau der Gräfin Montignoso durch den Advokat Cav. Matta- roli und den Notar Vandini Henk eidlich verhört. Die Aussagen sollen belastend sein. Justizrat Dr. Körner ist empörtüber lügenhafte Berichte und wird, sobald er Zeit findet, gegen die Zeitungen auftreten.