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^^eilige Nacht! Ein ehrfurchthcischend Raunen UI Geht durch die Lüste, Engelsschwingen gleich, " Vom Himmelszelt Hinab zur Welt. Leis' senkt es sich zur Erde nieder, Tie, kettenschwcr, der Feindschaft Dämon wild umsängt. Beglückend füllt die Menschheit heute wieder Die srohe Kund, die Zwictrachtsesseln siegend sprengt: „Friede auf Erden". Ein hehres Wort!: „Auf Erden sei der Friede". Doch, dem nur Schall, dem es am Ernst gebricht; Wenn's Gift noch schleicht, Der Haß nicht weicht. Hörst Du der Weihnachtsglocken Klingen; Dringt auch zu Dir der Friedensbotschaft mildes Wort, O, laß' cs ein, laß' es Dein „Ich" durchdringen; Es sei in Dir des bessern Menschen edler Hort: Auch Du brauchst Frieden. Tann fühlt die Brust ein wonnig' Regen Und srohcn Mut zu neuer Tage Last und Müh' Daß Deinem Tun erspricßc reicher Segen Und einst auch Dir des Himmels Frieden hold erblüh'«) Heilige Nacht! Geheimnisvolles Raunen Geht durch die Lüste, Engclsschwingen gleich, Vom Himmelszelt Hinab zur Welt: „Friede auf Erden". Josef Berger. weih Nächt! Weihnacht, das Fest der Kinder! Ja, das Fest der Kleinen ist Weihnacht. Es ist das Fest, an dem das Christ kindchen von Haus zu Haus geht und seine Gaben austeilt, das Fest, an dem in den Palästen und Schlössern die decken hohen Tannenbäume im Glanze von unzähligen Lichtern flammen, und an dem auch in der Hütte einige spärliche Kerzchen auf dem kleinen grünen Zweige erwartungsvolle Kinderaugen hell aufleuchten lassen. Seit säst zwei Jahrtausenden schon beseelt der Weih nachtszauber die Menschheit, seit fast zwei Jahrtausenden hat das Bild nichts verloren von seinem rührenden, ergreisenden Reiz, das Bild von dem Knäblein, da- nackt und yülslcs im Stall in der Krippe lag, und das doch dereinst den Kamps gegen eine ganze Welt voll Aberglauben und sittlicher Ver kommenheit auszunehmen und sieghaft durchzuftthren bestimmt war. Tas Wesen seiner Lehre muß doch wohl etwas andc res sein, als jene Weisen meinen, die im Weltall keine Spur finden können von einer Vorsehung, von einem allum fassenden Lenker der Sphären. Es ist die Lehre von der Liebe zu allen Menschen, von der nachsichtsvollen Toleranz, die Lehre, daß man dem Beleidiger verzettln, dem Unter drückten Helsen, den Gefallenen ausrichten, den Unglücklichen trösten, dem Verzagten Mut zusprcchcu, den Strauchelnden stützen soll. Wenn die Wcihnachisalocken läuten, wenn sie ihre Slim men erheben in der Mitternacht, dann überkommt uns eine freudige Zuversicht, daß nicht alles zu Ende sein bann, wenn auch wir dereinst da draußen unter dem weißen Leichentnche schlasen, das über Feld nnd Flur ausgebreitet liegt. O du selige, O du fröhliche, Gnadenbringendc Weihnachtszeit! So tönt es heute von tausenden von Kinderlippen, und voll Dankbarkeit schlagen die kleinen Herzen den Ellern entgc gen — cs ist doch wunderschön in der Welt auch unter dem kalten, grauen Wintcrhimmcl, dessen dichte Wolkenvorhänge die Sonne vergeblich zu lüften sucht. Es ist doch wunderschön in der Welt am heiligen Weihnachlsseste. Deshalb hinweg mit dem Pessimismus, hinweg mit den quälenden Zweifeln, hinweg mit den Sorgen! Schauen wir froh und hoffnungs- sreudig in die Lichter des immergrünen Tannenbaumes, hin zum Kripplein in die Hellen Augen unserer Kinder. Lassen wir uns nicht beirren durch die dunklen Schatten, die jene Kämpfe vorauswerfen, denen wir auf gar vielen Gebieten des sozialen Lebens unbedingt cntgcgengehen — unsere Jungen, die so klar ihr Wcihnachtslied schmettern, die wer den schon kraftvoll walten, das zu erhalten, was ihre Väter so schwer errungen haben, und unsere Töchter werden die heilige, reine Flamme des Herdes hüten, daß sie nicht er stickt werde von frevelnder Hand. Mit festem Gottvertrauen wollen wir mit unseren Kindern singen, wie »vir selbst sangen, als wir noch Kinder waren: O du fröhliche, O du selige, Gnadenbringendc Weihnachtszeit! 8chwere Prüfung. > Eine Weihnachtsgeschichte von C. Borges. Nachdruck verboten. Ein herrlicher Julimorgen war der Gewittcrnachi ge- solgt, und strahlend stand die Sonne am blauen, wolkenlosen Himmel. Auf Wiesen und Feldern herrschte reges Leben und Treiben. Geschäftig zogen die Landleute mit Sicheln und Sensen in die lachende Flur zur täglichen Arbeit. Und wie draußen in Feld und An, so regten sich auch auf Schloß Wildcntal fleißige Hände, eifrig bemüht, das alte Grafen schloß festlich herauszuputzcn: man erwartete ja heute nie mand anders als den Schlotzhcrrn und seine Gemahlin. Gleich nach der Hochzeit hatte Herr Ulrich, der letzte Sprosse des alten Geschlechtes der Wildcnthal, mit seiner jugendlichen Gemahlin die Heimat verlassen, um im sonnigen Italien das ungestörte Glück seiner jungen Ehe zu genießen. Monat um Monat, Jahre waren vergangen, bis endlich die Kunde kam, daß Gras Ulrich mit seiner Frau heim- kommcn werde. Der laug ersehnte Augenblick war endlich da. Freudig begrüßt von den Dorfbewohnern, rollte der herrschaftliche Wagen nntcr Jauchzen und Jubelrufen langsam durch den Park. Nur sür einen kurzen Augenblick war der Jubel ver stummt; die junge Gräsin hatte mit glücklichem Lächeln ihr zehn Monate altes Töchterchen Roberta den Dorfbewohnern l t, e r i l t l c r l ! < > Landstaftvn