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Iagdstattpk. t/7 -/ / 7>s/^s/7 <f<-<-c5>. Z/sss^ Z-"s^<s//7 EEL /?sZ->^//</ EM76?. /^L>Z>/7<V/7/7S/"' - Z /Os/T-^S^^s/ /SSS/7S/7 ^^<5/ ^X/6>/7/s/7 ^E^c5/. A /?SZ-L//7</ Z7s/77/?7^//L/ cM ^S^/Z-L'^S/? Z^Ä/c/5 <7/7/7 L>/>7^>/7 <v A^/W-<5?. FZM Z>z erreicht. Zumal wo Kinder sind, gibt eS bestimmt I keine echte, wirkliche Weihnachtsstimmung, wofern I ihnen der Kuchen vorenthalten sein sollte. „Mama, eS gibt doch Kuchen?" fragen die kleinen Mädchen oder Knaben — und geben sich erst zufrieden, wenn die Mutter bestätigt, daß dieser Wunsch auch sicher in Erfüllung gehen wird. Sie verfolgen womöglich sämtliche Phasen der Entstehung dieses Gebäcks — von dem Augenblick an, wo der Teig gerührt wird, bis zu dem glückseligen, wo er dampfend, gold- knusprig aus der Form geschüttet oder vom Blech gelockert wird. Folgende Anekdote ist charakteristisch für die innige Beziehung, wie sie zwischen Kindern und ihrer Lieblingsspeise, dem süßen Kuchen, zu bestehen pflegt. Auf einer Landschule Mecklenburgs war es, wo eben ein kleines Kerlchen als Rekrut eingestellt worden. Der Dreikäsehoch zeigt sich gegenüber sämt lichen Versuchen des Lehrers, ihn zum Sprechen zu bringen, absolut «iderhaarig; und als dieser sogar plattdeutsch an sein Herz klopft, will der Junge zuerst durchaus nicht aus dem Panzer heraus. „Wo heißt Du?" fragte der Lehrer. „Weet ick nich!" „Wo röppt die Dien Vadder?" Dieselbe stereotype Antwort: „Weet ick nich!" Da sagt der Lehrer: „Wo röppt die denn Dien Modder, wenn se Wiehnachten Koken backt Helt?" Und der Junge erwidert strahlenden Auges: „Denn röppt se nich; denn bin ick immer all dor!" Selbstverständlich variiert der Geschmack des Einzelnen diesem süßen Gebäck gegenüber ganz be trächtlich. So ist es auch wohl zu erklären, wie es möglich wurde, daß es so viele Arten von Kuchen gibt. Aus eben diesem Grunde dürfte sich auch überaus schwer entscheiden lasten, welcher von ihnen die Palme gebührt. Die Klassifizierung selber findet statt einer- seits nach den Zutaten, die zur Verwendung kommen, anderseits nach der Form — ich erinnere nur an Napf- und Blechkuchen — und schließlich nach der Methode, wie die verschiedenen Jngredien- tien bei der Herstellung selber behandelt werden. Die feinsten Teigformen dürften demnach wohl ent- schieden Sand-, Mürb- und Blätterteig sein. Alles in allem ist Kuchen, wenn man daran ginge, den Begriff zu definieren, nach der Ansicht eines Sachverständigen aus diesem Gebiet ein ideali siertes Weißbrot, zu dem als hauptsächlichster Zusatz Butter und Eier, Zucker und Milch, Mandeln und Rosinen hinzukommen. Der anderen mannigfachen Gewürze nicht zu gedenken, die entweder der Ein zelne nach seinem Geschmack beifügt oder ein be- stimmtes erprobtes Rezept vorschreibt. Für die Krone aller Kuchen gilt hin und wieder der Baumkuchen, nicht etwa deswegen, weil er so stattlich in die Höhe wächst, sondern weil man ihn für sv vorzüglich in bezug auf den Wohlge schmack hält. Wenigstens schwört man in ganz Norddeutschland und neuerdings wohl auch in man chen Gebieten südlich der Mainlinie auf die Unüber trefflichkeit dieses Gebäckes. Er ist augenblicklich etwas älter als ein Jahrhundert; nach der Über- lieferung wenigstens konnte er dieses Säkularfest im Jahre 1903 feiern, und die ehrwürdige Stadt Salz wedel in der Altmark ist seine Heimat. Dort gab es einen Gast- und Speisehausbesitzer namens Lentz, der weithin bekannt war wegen der guten Verpflegung, die er seinen Gästen zu teil werden ließ. Wer diesem wackeren Mann sein leib haftiges Wohl anvertraute, durfte deß bestimmt nicht Reue empfinden. Sein Braten und Gemüse waren ebenso berühmt wie die Getränke, die er durch Hahn und Flaschenhals ins Glas laufen ließ. Seine Tochter Luise nun pflanzte den Ruf des Vaters gewissermaßen ins Süße hinüber. Unter ihren kunstfertigen Händen entstand der Baumkuchen. Vorläufig fieilich entzückte er nur die Honoratioren von Salzwedel und allenfalls noch der umliegenden Ortschaften. Als aber eines Tages König Friedrich Wilhelm der Vierte von Preußen hier einkehrte und von dein Kuchen gekostet hatte, war die Sicgeslaufbahn des Gebäcks gesichert. Der Monarch befahl, sofort seiner Gemahlin, dec Königin Elisabeih, einen Baumkuchen zu schicken. Diese erzählte ihnr Schwägerin, der Kaiserin Charlotte von Rußland, von dem neuen köstlichen Gebäck. Und eine schleunige Bestellung von Seiten des Hofes St. Petersburg war die Folge. Wie bei sämtlichen Erfindungen und Ent deckungen spielt auch beim Kuchenbäcker: der Zufall zuweilen eine maßgebende Rolle. Hier ein Beispiel. Es war im Jahre 1550, als ein Bäcker in einem Örtchen der französischen Provinz Languedoc den Auftrag erhielt, für den Hof, der auf der Durchreise hier einzukehren gedachte, ein recht schmackhaftes, feines, eigenartiges Gebäck zu liefern. Der Mann nahm es ernst mit diesem Auftrag; wahrscheinlich träumte er von allerhand Ehren, die er damit ein- heimsen könne. Allein je mehr er nachsann, um so weniger wollte in seinen Kopf herein. Schließlich aber war er mißmutig geworden, und um seinen Groll zu vergessen, ging er in die nächste Kneipe, trank und schlief ein. Während dessen harrte das Söhnlein, die weiße Mütze auf der Stirn und die mehlverstäubte Schürze um die Hüften, ängstlich der Wiederkehr seines Er- zeugerS. Denn als er fortgelaufen war, befand sich just eine Komposition von Mehl, Zucker und Milch, die er noch kurz zuvor zusammengetüftelt hatte, im Tiegel und lief nun Gefahr, nutzlos vergeudet zu werden. Da verfiel der Knabe auf den Gedanken, auf eigene Faust Versuche zu wagen. So buk er schleunigst Küchlein in der bekannten Plätzchenform und schob sie in den nur leicht geheizten Ofen. Herausgenommen, dünkten sie ihm noch ansehnlicher wenn er ihnen eine Glasur verschaffte. So gelangten sie nochmal in den Ofen und kehrten wieder zurück In dem Augenblick kommt der Vater heim. „Wo sind die Kuchen?" fragt er, sich umschauend und den Teig suchend, den er verlassen. „Hier, Vater, sind sie, „bis amts" (zweimal gebacken) erwiderte dec Junge. Der Alte wütet zuerst. Als er dann ab r von den Küchlein gekostet, ist er entzückt. Siehe da: Sein Sohn hat daS zu Wege gebracht, wonach Wenn wir in der jetzigen Jahreszeit von den Er gebnissen großer Treibjagden lesen oder hören so kommt man unwillkürlich auf den Gedanken, daß vielleicht durch Wildbret dem Mangel an Schlacht- fleisch abgeholfen werden oder wenigstens auf den Preis gedrückt werden könne. Die unerbittliche Statistik aber beweist, daß dies in keiner Weise der Fall ist. Für das Königreich Preußen liegen die betreffenden Zahlen vor, sie sind auf den ersten Anblick stattlich genug. Im allgemeinen ist der Wildstand im Königreich Preußen ein guter, eS werden durch schnittlich im Jahre erlegt: 14 000 Stück Rotwild, 8500 Damwild, 120 000 Rehwild, 9000 Schwarz wild, 2 500 000 Hasen, 300 000 Kaninchen, 9000 Waldhühner, 2 500 000 Rebhühner, 100 000 Wach- teln, 150 000 Fasanen, 800 Trapen, 40 000 Wald schnepfen, 275 000 Wildenten, 52 000 Bekassinen 1 200 000 Krammetsvögel. Die Gesamtzahl ergibt ein Gewicht von 16 Millionen Kilogramm in ganz Deutschland werden ungefähr 25 Millionen Kilo gramm erbeutet, wovon aber nur 80 Prozent zu Nahrungszwecken verwendet werden können. Dieses Gewicht spielt aber im Haushaltungsbudget der Nation so gut wie gar keine Rolle, denn es deckt nur ungefähr 0,6 Prozent des allgemeinen Fleisch verbrauches, der sich für eine Bevölkerung von 60 Millionen auf 3^ Milliarden Kilogramm jährlich beläuft. Die Jäger mögen auf das von ihnen er- legte Wildbret sehr stolz sein, es bleibt aber, wie man sieht, immer nur ein Luxusartikel, den sich eben nur bestimmte Klaffen der Bevölkerung leisten können. er sich vergeblich gesehnt. Den Namen „Biscuit" aber hat das Gebäck bis zu dem heutigen Tage bewahrt. Wenn man demnach unter BiScuits beinahe ein altes Nationalgebäck der Franzosen verstehen darf, so wären die auch bei uns so sehr beliebten CakeS das Gleiche bei den Engländern. Im Grunde wird bei der Herstellung dieser Cakes genau derselbe Grundsatz befolgt, wie bei der der vorhin geschilderten Biscuits; sie werden sämt- lich einem doppelten Backprozeß ausgesetzt. Übrigens haben beide Arten von Küchelchen sich in so hohem Grade im Laufe der Zeiten bei uns eingebürgert, daß sie ebensogut als vollkommen deutsches Gebäck angesehen werden dürfen; auch an Güte steht dieses hinter den fremdländischen Erzeugnissen um keinen Deut zurück. Vielleicht wird bei den in England fabrizierten Cakes in besonders hervoistehendem Maße darauf gesehen, daß sie sich auch ja als Kost für Kranke oder ReconvaleSzenten eignen; sie ent halten nämlich weniger Zucker und mehr Fett als die übrigen. Schließlich möchte ich noch daran erinnern, daß wir in Deutschland ja gleichfalls seit Alters her ein nur ein kleines, kuchenartigeS Gebäck haben, daS, wie schon seine Name besagt, auf eben die Weise zustande kommt, wie die eben geschilderten BiScuits: es ist unser Zwiebuck. Dagegen ist in der Bezeichnung Cake die Hcr- stellangSmcthode nicht weiter angedeutet; das Wort besagt nämlich nicht mehr oder weniger als „Kuchen". Vor einigen Jahren erklärten übrigens eingefleischte Sprachreiniger in heiligem Eifer dem Ausdruck „Cake" den Krieg, und eine westfälische Fabrik, die durch die Herstellung dieser Küchelchen großen Absatz erzielt, veranstaltete sogar ein Preisausschreiben, zu dem Zwecke, den fremläudischen Ausdruck möglichst sinntreffend durch einen deutschen zu ersetzen. Unter den vielen Vorschlägen, die einliefcn, fand schließlich das Wort „Knusperchen" am meisten Anklang. Es wurde denn auch mit dem ausgesetzten Preise ge krönt. Allein recht einzubürgern vermochte eS sich trotz aller aufgewandten Mühe doch wohl nicht. Schade — es klingt wirklich nicht Übel! Dagegen sind Marzipan und Pfefferkuchen, also unsere eigentlich charakteristischen Weihnachtsg<päcke,der ganzen Herstellungsart nach vollkommen germanischen Ursprungs. Am Aeltesten von beiden dürfte wohl der Leb- oder Pfefferkuchen sein Die erstere Be zeichnung hat früheren Deutern zum Teil argen Kopfschmerz verursacht. Einer von diesem stellt die Vermutung auf: „Weil der Honig, sowohl innerlich als auch äußerlich gebraucht, ein zur Lebensunterhaltung sehr seltsames Mittel ist und viele hundert Jahre be währt befunden worden, so daß mancher dadurch sein Leben sehr hoch gebracht und nächst Gottes Beihilf ein hohes Alter erlanget, so mag der von Honig bereitete Kuchen hiervon den Namen „Leb kuchen" bekommen haben, als welcher das Leben gleichsam stärke und mit neuer Kraft begäbe." Diese Deutung ist offenbar bei den Haaren herbeigezogen; nichts desto weniger wurde sie lange Zeit hindurch geduldig von unsern Altvordern hin genommen und geglaubt. Heute wissen mir: das Wort „Lebkuchen" stammt aus dem Lateinischen, von libam, daS so viel wie „Fladen" bedeutet, also einen flachen, dünnen Kuchen. Hauptvertreter dieser Lebekuchenfabrikation waren im deutschen Norden Thorn, im Süden Nürnberg und Basel. Auch mit der Bezeichnung für das andere WeihnachtSgebäck der Germanen, mit dem Worte „Marzipan", hat man sich redlich abgemüht, bis eS gelang, die zutreffende Erklärung zu finden. Man behauptete früher, es sei zurückzuführen auf „Marci panis", also „Markusbrot", zur Erinnerung an diesen Schutzheiligen der Republik Venedig. Und deshalb nahm man auch an, daß die im Mittelalter so mächige alte Lagunenstadt die Heimat dieses Gebäcks sei. Eine andere Lesart führt den Ursprung des Marzipans auf eine Hungersnot zurück, die in deutschen Gegenden Einkehr gehalten und hier viel Not und Trübsal hervorgerufen. Schließlich kam es sogar so weit, daß ein Bissen Brot, nicht größer als eine welsche Nuß, ganze drei Pfennige kostete. Den Höhepunkt aber erreichte solche Trübsal gerade am Festtage des heiligen Markus. Zur Erinnerung an diese Vorgänge buk man später Brötchen in der Form, wie man sie in den Tagen der Hungersnot sich gefallen lassen mußte, nur daß sie nicht mehr ans gewöhnlichem Brotteig hergestellt waren, sondern man köstliche Jngredentien dazu verwendete. Allein auch diese Deutung, so nett sie sich auS- nimmt, vermochte sich vor gewissenhafter, hell sehen der Forschung nicht zu bewähren. Diese hat dar getan, daß Marzipan nichts anderes ist als eine Korrumpierung des italienischen „Marzapane", dem wiederum daS lateinische „Martius panis", „März brot" zu Grunde liegt. Ehedem wurde nämlich dieses süße Gebäck nicht etwa zu Weihnachten ge- gessen, sondern zu Ostern, im Monat März. ES bestand auS allerhand würzigen und kostbaren Jn- gredientien, unter denen wieder Mandelbrei und Rosenwasser die hauptsächlichste Rolle spielten. ES war auch in dieser ursprünglichen Gestalt weniger eine Kuchenart, als vielmehr ein Kon- fekt. Am Besten wurde es in den Klöstern hergestellt, und die Mönche des Mittelalters dürfen in dieser Hinsicht geradezu als Künstler angesehen werden. Allmählich wurde dann diel Zeit der Herstellung dieses MärzbroteS von der' PassionSzeit weg direkt auf die Wochen vor Weih nachten verlegt, und heute dient unser so beliebtes Marzipan zumal dazu, das schöne, grüne Fest der Kinder und des Tannenbaums der Menschheit kuli- nairsch wonne-, aber wehereich zu gestalten. Denn bekanntlich ist dies Kuchengebäck so schwer zu ver dauen wie kaum ein andere-, und schon in mancher Familie nahmen die Weihnachten einen ungetrübten Verlauf, weil durch das rosige Türlein Kindermund gar zu viel des köstlichen MärzbroteS gestoßen und gestopft wurde. Neuerdings sucht sich daS starke Geschlecht — wenigstens in einer ziemlich großen Zahl seiner An gehörigen — darauf etwas zu gute zu tun, daß eS vom Kuchen, in was für einer Gestalt er auch auf treten mag, nichts wissen mag. Man hält sich lieber ostentativ an Alkohol und Nikotin. Das soll mehr die Mannesseele bekunden, während Kuchenessen weichlich ist und sich höchstens für das schwache Ge schlecht ziemt und für Kinder. Solchen Finstergläubigen zum Trotze sei fest gestellt, daß ein Held wie der alte Moltke seh: gern zeitlebens ein Stück Kuchen verzehrte und sogar ein Haudegen wie Tilly diesen leidenschaftlich gern aß. Es stünde überhaupt um die Gesundheit der „Herren der Schöpfung" im großen ganzen weidlich besser, wenn sie statt der vorhin genannten Genuß- und Erholungs mittel mehr Süßigkeiten konsumierten. Kuchen ist durchaus gesund. Auch schimpfiert er be stimmt niemanden. Nur gut muß er sein! Dir Urnus von Dapffo. Ein seltsames Ereignis von Ralph Venour. Nachdruck verboten. Ich setze nichts aus Eigenem hinzu, sondern stelle nur einige Zeitungsabschnitte und zum Schluffe einige wenige Tagebuchnotizen zusammen. Erster Zeitungsabschnilt. („Ide Worlck" No. 125 vom 3. Mai 1893): Eine furchtbare Aufregung herrschte heute in den Räumen unseres „Britannic Museums". Diener, Beamte und der Direktor rannten wie verstört um her, sprachen, schrieen, riefen, als wäre der Tag des jüngsten Gerichtes hereingebrochen und rangen ver zweifelt die Hände. WaS war geschehen? Eigen tümliches genug! John Graves, der Museums wächter, hatte dem Gouverneur des Museums, Sir Henry Aspden, die Meldung erstattet, der Kopf der paphischen Aphrodite sei aus dem Marmorsaale ver schwunden. Doch nicht genug, nein, an Stelle der herrlichen Götterbüste stand die Büste eines alten Weibes, ein Kopf von so erschreckender Häßlichkeit, wie man bisher nichts Aehnliches gesehen hatte. Wie die eine Büste verschwunden, wie die andere dorthin gekommen war, das war ein Rätsel, das John Graves nicht zu lösen vermochte. Sir Henry Aspden dachte im ersten Augenblick, John Graves sei verrückt; als er aber in den Marmorsaal geeilt war, da sah er, daß der Bericht des Dieners nur allzusehr auf Wahrheit beruhte. Die Büste der paphischen Venus war fort und ein wahres Scheu sal von Büste stand auf deren Piedestal. Unser Berichterstatter begab sich, telephonisch von dem Vorfälle verständigt, sofort nach dem Museum und konnte sich mit eigenen Augen von der ebenso ge heimnisvollen wie unerklärlichen Verwechslung der Statuen überzeugen. Was er da sah, war die Büste eines verrunzelten, bösartigen WeibeS, mit widerlich abstoßendem Ausdruck, vorstehenden Backenknochen und affenartig vorgerecktem Kinn. Mit einem Worte ein entsetzliches, ekelerregendes Geschöpf. Sir Henry ließ „natürlich" auch die Polizei rufen. Wozu, das begreifen wir nicht. Wenn es unsern Reportern nicht gelingt, den Schleier des Geheimnisses zu lüften, der Polizei gelingt es gewiß nicht Zweiter Zeitungsabschnitt. („Ike Öackies platterer" vom 6. Juni 1893.) (Miß Estella Rockemeyer) Wir bringen heute auf unserer Titelseite das vortrefflich gezeichnete Portrait Miß Estella Rocke- meyers, jener berückend schönen amerikanischen Milliardärin, die gegenwärtig in unserer Gesellschaft so großes und berechtigtes Aufsehen erregt. Von Miß Rockemcyers Schönheit wollen wir nicht weiter sprechen. ES fehlen uns die Worte dazu. Wohl aber wollen wir auf die unglaubliche Aehnlichkeit der amerikanischen Miß mit jener Büste der paphischen Aphrodite Hinweisen, die jüngst auf so geheimnis volle Art aus dem Britannic Museum verschwand. Der Prinz von Wa'es war der erste, der Miß Estella gegenüber auf diese Aehnlichkeit hinwieS, ein Kompliment, das die schöne Amerikanerin lächelnd, aber doch mit berechtigtem Stolze entgegennahm. Dritter Zeitungsabschnitt. („'I'ke Ösckie8 klatterer" 12. September 1893.) Miß Estella Rockemeyer, deren Bild wir in unserer Nummer vom 6. Juni d. I. gebracht haben, verläßt am 16. d. M. London, um nach Amerika zurückzukehren. Frei wie sie gekommen, kehrt sie nach dem freiem Amerika zurück, denn keiner von all denen, die um den Besitz der schönen Erbin ge worben, fand vor dem kalten Marmorherzen der paphischen Aphrodite Gehör. Vierter Zeitungsabschnitt. („Dke XVorlä") vom 20. September 1893.) Tot aufgefunden. In Marylebor wurde in einem Logierhause von Edgeware Road eine Dame tot aufgefunden. Die Wirtin gab an, die Dame habe am 18. zwei Zimmer in ihrem Logierhause gemietet. Sie habe das Gesicht niemals gesehen, da d:e Dame dieses immer, wegen angeblicher neu ralgischer Gestchtsschmerzen, verbunden getragen habe. Die Dame ging stets zeitig zu Bett. Als die Wirtin wie gewöhnlich nachschaute, erhielt sie keine Ant wort. Wiederholtes Pochen nützte ebenso wenig. Die Wirtin rief daher nach dem Beistände der Polizei. Die Tür wurde erbrochen und der Leich nam vorgefunden. Neben der Leiche lag ein Fläsch chen mit der Aufschrift „Blausäure". — Gift!!! Der Polizeiarzt konstatierte denn auch ^Tod durch Blausäurevergiftung." Die Wäsche .der Toten war ungezeichnet, in den Büchern und Schriften, die sich vorfanden, ließ nichts auf die Identität der Selbst mördern schließen. Im Uebrigen war die Unglück-