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Anzeiger Organ aller Oeinenröe-Verwaltungen öss unrliegenöen Grtsthaften. Sonnabend, den 24. Juni 1905 Rr. 144 SS. Jahrgang Freibank: Verlaus dm Mchlichm rohem NinWeisih, s Pf. 50 M ie Armee von den Fr iedensoerhandlungen n Kenntnis, fügte jedoch hinzu, daß der Verlauf >er Verhandlungen keineswegs abzusehen sei, und re Soldaten sich auf eine längere Ausdehnung des Krieges gefaßt machen müßten. London, 22. Juni. Der Sonderberichterstatter des „Daily Telegraph'' im japanischenHaupt- quartier drahtet am 20. Juni: Der Zeitpunkt für eine großeSchlacht ist erschienen. Die Versuche der Russen, die japanische Armee zn teilen, sowie die Offensivbewegung der Kosaken haben den Operationsplan Oyamas nicht im mindesten be einflußt. Die japanische Front nahm am 16. Juni die wichtigsten Stellungen ein, welche notwendig sind für den Erfolg eines allgemeinen Treffens. Die Russen sind nach eintägigem Kampfe in eine beklagenswerte Lage versetzt. Gegenwärtig ist die Stellung Linewitschs gefährlicher als die- jenige Kuropatkins während der Schlacht von Muk- den. Besonders die Sicherheit der Eisenbahn bereite ihm die größten Besorgnisse. Er glaube, die nächste Schlacht bezwecke, die Isolierung von Wladiwostok zu vollenden. Er hat deshalb beschlossen, Charbin zu verteidigen, koste es, was es wolle. London, 22. Juni. Die Abendblätter ver öffentlichten ein Telegramm aus Guntschuling, demzufolge am Dienstag eine starke japa nische Streitkraft plötzlich die Nachhut der rechten russischen Flanke angriff. Nachdem weitere japanische Truppen erschienen waren, wurde der Kampf auf dem ganzen rechten Flügel der Russen allgemein. London, 22. Juni. Vor der Schlacht in der Koreastraße teilte, einer Meldung aus Tschifu zufolge, der japanische Kommandant von Port Arthur dem Direktor einer großen deutschen Fabrik dortselbst mit, daß er im Falle eines japa nischen Sieges sein Geschäft sofort zu schließen und die Stadt zu verlassen haben würde. Als der AuS- gang der Schlacht bekannt wurde, forderte die Kommandantur alle Ausländer ohne Angabe von Gründen auf, sich zur Abreise und zur Ent fernung ihrer Warenläger binnen 40 Tagen zu rüsten. Von dieser Maßnahme werden in erster Linie vier große deutsche Ge- chäftshäuser betroffen, daneben französische, griechische und amerikanische Firmen. Der Leiter der einen hat bereits erklärt, daß er sich, was Weg- chaffung der Güter anlangt, der Anordnung nicht ügen werde, da die Japaner die Verschiffung nur uf japanischen Schiffen für zulässig erklären, wie e auch Einkäufe bei fremden Firmen seit der Er oberung der Festung fast vollständig vermieden haben. London, 22. Juni. Der in Sydney einge- troffene deutsche Dampfer „Prinz Sigis mund" berichtet, daß er am I. Juni nördlich von Luzon durch den russischen Kreuzer „D n j e p r" New-Norf, 22. Juni. „Sun" berichtet aus okio: Kriegsminister Teraoutschi setzte einfach ausschließen. Was die nationalliberale Partei angeht, so hat sie in ihrem Wahlaufruf ihre Stellung aufs neue dargetan. Nach dieser unzwei deutigen Kundgebung ist es selbstverständlich, daß sie sich mit einer Verschleppung dieser für die Gesundung unseres politischen Lebens unentbehr lichen Reform nicht zufrieden geben kann. Die internationale Hetze gegen Deutschland soll jetzt zur Abwechselung von N e w - N o r k aus betrieben werden. In früheren Jahren war das Hauptquartier der Hetzer London und Herr Wessi- litzki, der vielgewandte Korrespondent der „Nowoje Wremja", spielte die erste Geige im Konzert. Das russische Blatt ist nun natürlich an die Kette gelegt worden, da es in Rußland neuerdings nicht geduldet wird, daß zu stark gegen Deutschland gehetzt wird; das scheint den Hetzern Anlaß gegeben zu haben, eine Filiale in New-Aork aufzutun. Darauf läßt die Meldung schließen, daß politisch einflußreiche Engländer in New-Pork eine neue Gesellschaft „Potentia" gegründet haben, deren Aufgabe es ist, durch Abgabe von Artikeln an die großen Welt blätter überall Stimmung gegenDeutsch- land zu machen. Einen ersten Artikel hat bereits Sir Charles Diike gleichzeitig im „Figaro" und in einem New-Uorker Blatt losgelaffen; er pricht von einem Zusammengehen Englands, der ' Vereinigten Staaten, Frankreichs und Japans zur Verdrängung Deutschlands aus Asten. Sir Dilke meint auch, daß die französische Angst vor Deutsch- land unbegreiflich sei, da Deutschland mit der Er neuerung seiner Artillerie hinter allen anderen Mächten zurückgeblieben sei. — Frankreich soll also mit Deutschland Krieg führen, das will Herr Dilke und mit ihm viele Engländer. Aus Südmestafrika. Gegenüber Preßmeldungen, wonach die Lage an der Grenze des deutschen Schutzgebiets und der K a p k o l o n i e n die Entsendung weiterer Truppenverstärkungen erfordere, versichert die „Köln. Ztg." in einem Berliner Telegramm aus bester Quelle, es werde bestätigt, daß keinerlei Absichten bestehen, neueTruppenteile hinauszusenden. Schwierig sei es immerhin, der aufrührerischen Banden Herr zu werden, weil die Anführer auf englischen Boden K«srr«te nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Hohenstein-Lrnftthal. verfaßt; die Note habe Herr Rouvier Radolin nicht sofort überreichen können, sie sei „noch nicht vollständig redigiert und abgeschlossen." All das beweist die Hinterhältigkeit des jetzigen Dirigenten, der Zeit gewinnen und Deutschland irreführen will. Vor allem möchte, wiegemeldet wird, Frank reich die Frage der Schaffung eines Polizeikorps in den Küstenbezirken umgehen. Frankreich möchte auch diese Frage nicht auf die Tagesordnung der Kon ferenz gesetzt wissen und begründet seine Ablehnung mit dem Hinweis auf die entsprechenden Punktationen der Verträge mit England und Spanien. Dem Jobber Rouvier sekundiert der aus enttäuschtem Parlamentsradikalismus, zum weaour schlimmster Sorte umgewandelte Herr Clemenceau, der in der „Aurore" schreibt: „Frankreich und England können zur Konferenz nur gehen, wenn sie nicht bei jedem Schritte Fallstricke zu befürchten brauchen. Deshalb wünscht Rouvier mit gutem Recht, man möge die zu beratenden Fragen präzisieren." Der Senator sagt, das Wegelagerermotto: „Die Börse oder das Leben!" werde von Deutsch land in die Politik der sogenannten zivi lisierten Völker eingeführt. Er nennt die von jenem Publizisten empfohlene Politik „uae politique clo bri^aacka^e". Iauräs in der „Humanite" er klärt, daß das Resultat der gegenwärtigen Krisis nur neue Rü st ungen auf beiden Seiten sein werde. Auch der Korrespondent des „Berl. Tagebl." berichtet: „Ich habe die sicher unberechtigte, aber durch die Vorgänge, die auf den Rücktritt Delcasses folgten, nun einmal entstandene Befürchtung, daß Deutschland eine Ver - ständigung nicht wünsche, in den letzten 24 Stunden hier wieder von verschieden sten Seiten gehört, und es ist klar, daß solche Stimmungen dem Gange der Verhandlungen nicht förderlich sein können." Nach der „Frkf. Ztg." wurde am Mittwoch von deutscher Seite auch in London verhandelt. Der Botschafter Graf Wolff-Metternich hatte mit dem Earl of Lansdowne darüber eine Unterredung. Ostasten liegen heute folgende Meldungen vor: Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Ta- und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1Hb durch die Post Mk. 1,92 frei in's HauS. gung zw i sch e n Deu tsch la nd u n d Frank reich nicht an Terrain gewonnen hat. Die zahlreichen Vorrechte, die Frankreich, selbst wenn es zu einer Konferenz kommen sollte, für sich reserviert sehen will, stimmen wenig überein mit dem durchaus ablehnenden Stand punkte des Sultans von Marokko gegenüber den französischen Reformvorschlägen. - Deutschland wird also wohl, wenn Herr Rouvier sich nicht noch anders besinnt, durch Fortsetzungderdirekten Verhandlungen in Fez auf Wahrung einer Interessen bedacht sein müssen." Un mittelbar vor der Publikation der Note hatte die „Agence Havas" eine Vertröstungsnotiz Bulygin ausgearbeiteten Vorschlägen soll die Volksvertretung, die sogenannte Reichs- duma, aus 500 Mitgliedern bestehen, die vom Volke auf fünf Jahre gewählt werden. Sämtliche Mitglieder vereint bilden das Plenum. Unabhängig von diesem zerfällt die Duma in 10 Sektionen, wovon 9 je einen besonderen Zweig der Gesetz gebung zu verwalten haben, wie die Landwirtschaft, Handel, Industrie, Volksbildung, Justiz, Wege, Kommunikation, Militärisches usw. Die 10. Ab- Der 2. Termin Gemeindeanlage« für 1905 ist spätestens Kis 30. Juni d. I. an die hiesige Gemeindekasse — Rathaus, links 2. Zimmer — abzuführen. Dienstag, de« 27. d. M. findet Vereinnahmung in „Ackermanns Restanrant" und Mittwoch, den 28. d. M. in „Reichels Nene Welt" nachmittags von 2 Uhr an statt. Alle verbleibenden Reste müssen dem Vollstreckungsbeamten zur zwangsweisen Beitreibung überwiesen werden. Oderlnngwitz, am 23. Juni 1905. Der Gemeindevorstand. Lieberknecht. Aus dem Ausiaude. Zum Marokkostreit. Ueber die Note des französischen Minister präsidenten Rouvier, welche am Mittwoch Abend dein deutschen Botschafter Fürsten Radolin übergeben worden ist, teilt eine halb amtliche Meldung aus Paris mit, daß in dem ziemlich langen Dokument Rouvier zunächst einen historischen Rückblick über die Frage gibt und ganz besonders die Lage hervorhebt, in der sich Frankreich gegenüber Marokko befindet. Rouvier erklärt dann, Frankreich habe sich stets als Anhänger der „0 f f e n e n T ü r" in Marokko und als Anhänger der Unversehrtheit des marokkanischen Gebietes und der Herrschaft des Sultans gezeigt. Zur geplanten Konferenz äußert sich der Minister weder zustimmend, noch ablehnend; er stellt in der Note gewissermaßen eine akademische Erörterung über die Gründe an, die für und gegen die Konferenz sprechen und über die Bedingungen, unter denen die Konferenz in den Augen der fran zösischen Regierung Daseinsberechtigung haben würde. Kekmmtmachimg. Der vom Hausgrundstück Nr. 14 b bis zum Koch'sche« Gute Nr. 55» belegene Teil der Dorfstratze von Hermsdorf wird wegen Massenschüttung vom 23. d. M. ab auf ea. 7 Tage gefperrt und sämtlicher Fährverkehr auf den an dem Dorfbach entlang führenden Kommunikationsweg verwiesen. Hermsdorf, den 22. Juni 1905. Der Gemeindevorstand. Müller. für Hohenstein Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf. Fugau, Hermsdorf, Kernsdorf. Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, TftMeim, Kuhschnappel, GruMach, St. Egydim, HMengmnd n. s. w' Ans dem Reiche. Käntg Friedrich August i« den Reichslande«. Der halbamtliche Telegraph meldet: Der König von Sachsen wurde gestern bei der Rückkehr von der Hohkönigsburg am Bahnhofe von dem Sach senverein begrüßt. Heute früh wohnte der König allein im Münster der Messe anläßlich der Frohnleichnamsfeier bei. Um 12 Uhr empfing der König den Rektor der Universität, Professor Braun, und Professor L a b a n d. Später fand beim kommandierenden General Frühstück statt, zu dem u. a. geladen waren: Bischof Fritzen, Bürger meister Back, Generalintendant Graf Seebach, Mili täroberpfarrer Wilhelm und Oberst Wahle, die Stabs offiziere des 105. Regiments und das Gefolge. Um 3 Uhr fuhr der König mit Gefolge und dem Obersten Wahle zur Besichtigung der Feste „Kron prinz". Heute abend findet im Statthalterpalais in kleinem Kreise Abendtafel statt. Nach dem ergänzenden Bericht der „Leipz. Ztg." hat der K ö n i g am Mittwoch an das Königl. Sächs. 6. Infanterieregiment Nr. 105 folgende A n- spräche gehalten: Als Ich im vorigen Herbst den Thron Meiner Väter be stieg und damit zugleich Ctef der Sächsischen Armee wurde, war es Mein ausrichtiger Wunsch, mit allen ihren Gliedern in persönlichen Verkehr zu treten. Da ist es nun na türlich, daß Ich auch dasjenige Regiment besuchen wollte, das fern von der Heimat im Verein mit Truppen anderer deutscher Kontingente des Deutschen Reiches We st grenze bewacht. Um so mehr lag Mir an der Erfüllung dieses Wunsches, als Ich zahlreiche alte Beziehungen zum Regiment habe. AlS Jch vor 21 Jahren hier studierte, haben sich unlösbare B a n d e zwischen Mir und dem Regimente geknüpft. Mit Freuden vernehme Ich, daß Meine braven 105er in keiner Weise den Wettkamps mit den anderen Truppen zu scheuen brauchen. Ich erwarte zuversichtlich daß das Regiment auch fernerbin die Ehre Meiner Armee in gleicher Weise wie bisher Hochhalten wird. AlS Zeichen Meines besonderen Wohlwollens habe Ich dem Regiment einige Gnadenbewcise verliehen. Zur Wahlrechtsfrage schreibt die „Sächsische Nationalliberale Kor respondenz": Wie verlautet, hat der im Oktober zusammentretende sächsische Landtag von der Regierung noch keine Wahlrechts- Vorlage zu erwarten. Die Regierung hat sich mit der Prüfung der bekanntlich weit voneinander abweichenden Vorschläge befaßt und ist dem Ver nehmen nach zu dem vorläufigen Schluß gekommen, daß keines der in Frage kommenden Systeme als Grundlage eines neuen sächsischen Landtagswahl rechtes geeignet sei. Wenn dem so ist, wird die Regierung nicht umhin können, ihren ablehnenden Standpunkt vor dem Landtage zu begründen. Aber wie auch diese Begründung ausfallen mag, soviel ist sicher, daß die Regierung ihre eigenen Erklärungen, wonach sie die Reforni des jetzigen Wahlsystems als wünschenswert und not wendig bezeichnete, nicht zurücknehmen kann. Diese Erklärungen sollten von rechtswegen eine Verzögerung der Sache auf unbestimmte Zeit angehalten wurde. Der Kreuzer gab zwei blinde Schüsse in der Richtung des Dampfers ab, ließ ihn jedoch nach Prüfung seiner Papiere passieren. Re Krists in Rustland. Petersburg, 22. Juni. Nach den von flüchteten und dabei durch farbiges Gesindel und Waffenschmuggel von englischem Gebiete her Unter stützung bekommen, ohne daß die englische Regierung dies verhindern könne. Jedenfalls bedürfe es erst eines starken Anschwellens der schwarzen Gefahr, teilung soll besonders das Finanzwesen bearbeiten, ehe sich die europäischen Nationen zu gemeinsamei Den Präsidenten der Reichsduma bestimmt der Zar Abwehr zusammenfänden. persönlich. Jede Sektion hat ebenfalls einen Eine andere Meldung fügt diesem Exzerpt h « zu, daß unter den 15 Großquartblättern des vß" Rouvierschen Exposes mehrere Seiten den Aus zügen aus dem französisch-englischen und französisch-spanischen Vertrage gewidmet sind. Von englischer Seite wurde — so er läutert der „L.-A." — auf diese Form der Kenntnis gabe jener Verträge an Deutschland besonderer Wert gelegt. Zugleich gibt das Organ des Fürsten Bülow die endgültige Information aus, daß durch die Note, die auch Herr Bih 0 urd nachmittags be fördern sollte, ., die erwartete Verständi-