Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.05.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190505100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19050510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19050510
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-05
- Tag 1905-05-10
-
Monat
1905-05
-
Jahr
1905
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.05.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
i i «lag» nicht um einen, der gefallen, Klagt nicht, daß Schiller vv" uns schied! Des Jubels Chöre laßt erschallen, Daß ihn der Herrgott unserm Volk beschied. Millionen mögen sinken Stumni in Schattenreiches Nacht, Ewig strahlt am Menschheitshimmel Hell sein Stern in Jugendpracht. Rausch», ihr Hymnen, und verscheucht die Totenklage! Danke, Deutschland, heute deinem größten Sohn, Der aus Nacht empor im sonnenhellen Tage Dich geleitet zu des Ideales Thron, Der das teuerste der Bande neu dir wob, Den Trieb zum Vaterlande. So mag des Schmerzes düstrer Schatten schwinden, Umkränzt den Dichter mit des Lorbeers dunklem Grün! Tein hohes, hehres Wort laß uns der Jugend künden, Tann wild die Zukunft herrlich uns erblühn Dein Sang voll Schwung und Kraft und Glanz und Feuer Sei Deutschlands Helles Kamps- und Sicgeslied! Solange Schiller lenkt das deutsche Geistessteuer, Ter Dampfer stolz den Wogenprall durchzieht. Was heiß lein Herz ersehnt in nimmermüder Treue: Ein großes, starkes, cin'ges Vaterland — Heut tsts erfüllt! — Wohlan, so schwört Mannsür Mann auss neue In Nord und Süd, am Fels, am Meeresstrand: „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, In keiner Not uns trennen und Gefahr, Wir wollen frei sein," frei in Tat und Liedern In deutscher Treue frei auf immerdar! Dein Freiheitsruf, er hat den Korsen einst bezwungen, Dein Teil entflammte rings das weite Vaterland. Deutschland stand auf. - Du hast es wachgesungen, lind kraftvoll brach es seiner Kette Schänd! Dir danken wirs, daß endlich hat geeinet Nach hartem Zwiespalt uns daS Waffenspiel: Nun blitzt das Auge zornig, das bislang geweinet, Der Riese reckt sich. — Welschlands Götze fiel. Schon bannte deinen Leib die letzte Ruhestätte, Als uns der Freiheit Morgenrot erglüht, Und doch warst Du'S, dein Geist löst unsre Kette, Und wehrhaft machte uns Dein Hieb. — Weg von den Sorgen deiner Zetten Lenkst du den Blick auf ewge Alpenhöhn, Zur Selbstbefreiung willst du froh uns leiten Zu innerer Freiheit wunderbarem Schön. Im heitern Spiel der geisl'gen Kräfte ringen Nach Selbstveredelung, nach Harmonie, Und immer auswärts zu den Sternen dringen Geleitet durch der Künste Melodie, In stetem Kamps das Nieder zu bezwingen Und achten aus die eigne Stimme des Gerichts, Trotz Erdenschwere stolze Adle» schwingen: Das hieß dir Freisein, frei im Dienst des Lichts! Als Lehrer uysres Volkes will er heben Zur idealen Welt, zum wahren Kunstgenuß, Der wegführt aus beengtem, dumpfem Streben, Im Reich des Schönen herrlich sich vollenden muß. Euch, Deutschlands Lehrer, zeigt er des Berufes Höhen, Die ihr erklimmen müsset Hand in Hand: „Denn nur durchs Morgentor des ewig Schönen Dringst du ihm nach in der Erkenntnis Land." Und was dem Künstler er gesungen, Tas gilt auch dir, dir, deutsche Lehrerwelt, Das Wort, das brunnentief hervprgeklungcn Aus seinem Herzen an das Sternenzelt: „Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben; Bewahret sie! Sic sinkt mit euch, mit euch wird sie sich heben !" Mein deutsches Schulhaus, o vergiß dies nie! Kehr' dich nur ab vom salschen Regelzwange Zur Wahrheit und Natur, zur Kunst zurück! Jie stand als Aschenbrödel abseits lange, Nun richt' zu ihr empor den freien Blick! „Wirk' Gutes, der Menschheit göttliche Pflanze, Bild' Schönes, streu' Keime der göttlichen aus," Dann strahlt dir das Leben in höherem Glanze, Himmlische Boten umschirmen dein Haus. „Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau, Die Mutter der Kinder, Und herrschet weise Im häuslichen Kreise, Und mehrt den Gewinn Mit ordnendem Sinn, Und reget ohn' Ende Die fleißigen Hände." Wenn untrer Zeit das Göttliche entschwindet, Wenn Sinneslust und Drang nach Gold regiert, Wenn Prahlsucht schlichte Demut überwindet, Wenn ekles Kriechertum das Zepter führt, Dann mag der Scbutzgeist Schillers niedersteigen Und Hilfe bringen der betörten Welt, Die Fesseln lösen und die Ggben reichen, Die sicher sichren auf zum Sternenzelt. Drum, deutsches Volk, steh' sest zu deinem Liebling, Halt' Treue ihm, d.r dir sein Bestes gab, Dann blüht von nnrem dir ein ew'ger Frühling, Du fühlst dich srei und fürchtest nicht das Grab. Laß re cher seines Geistes Ströme flt.ßen Durchs deutsche Land, so wird sein hehres Wort Ein geistig Band um alte Deutsche» schließen Zum Heil des Vaterlandes immerfort. Lebhafter Beifall lohnte soivohl die Sprecherin, die aceentreich den Höhepunkten Geltung gab, wie dem Dichter. Die Tochter unseres Kantors, Frl. Merker, sang dann zwei Schiller'sche Lieder in Schubert'scher Vertonung: „Des Mädchens Klage" (bekanntlich das Lied der Thekla aus „Wallenstein") und die „Hoff nung". Wie immer brachte die junge Daine Wesen und Inhalt der Gesänge formvollendet zu Gehör, schade nur, daß sie von den drei Kompositionen Schubert's von „Der Eichwald brauset" gerade die gewählt hatte, die Schillers Eingebung am wenigsten gerecht wird. Den Mittelpunkt der Feier bildete hierauf die Festrede des Herrn Prof. Dr. Wit kowski aus Leipzig, des geschätzten Redners, der bekanntlich im vergangenen Winter in mehreren Vorträgen die deutsche Literatur des 19. Jahrhunderts so erschöpfend vor den Mitgliedern des Vereins be handelt hatte. Es muß selbstverständlich ausgeschlossen erscheinen, auf die nahezu einstündigen Ausführungen des Festredners hier genauer zurllckzukommen; be merkt sei nur, daß Herr Witkowski mit feinem Takte es vermied, auf Dinge einzugehen, die jedem Gebildeten gegenwärtig sind, daß er sich vielmehr darauf beschränkte, im Allgemeinen uns den dichter ischen Werdegang Schillers zu zeichne« und dann iin Einzelnen seine lyrischen Gedichte und seine Dramen — von den „Räubern" bis zum „Demetrius" — nach philosophisch-politischen Gesichtspunkten zu be handeln. Kaum war der Beifall verrauscht, als der Männerchor sich zu einem ziveiten Vortrage, Rheinberger's „Im Tale des Espingo" sammelte. Die Ballade, die große Anforderung an den, Chor stellt, fand eine sehr verständnisvolle Wiedergabe. Im zweiten Teile des Abends trugen zunächst Frl. Merker und Herr Malermeister Berger ein Duett für Sopran und Bariton von Edivin Schultz „Sommernacht" vor, das, etwas undankbar für die Vortragenden, Beiden Gelegenheit gab, die Vor züge ihrer stimmlichen Befähigung in vollem Lichte zu zeigen. Den Schluß bildete eine theatralische Aufführung von Wallen st eins Lager. Unter der Regie des Herrn Bürgerschullehrers Iähuig hatte» sich die Darsteller mit großem Fleiße bemüht, den Schiller'schen Soldatengestalten Körper und Geist zu leihen und lins so ein lebensvolles Bild jener charakterischen Vorgänge zu geben, die in so glücklicher Weise das größte Werk des Dichters einleiten. Da Schreiber dieses nicht als Kritiker, sondern lediglich als Festteilnehmer der Aufführung beiwohnte, so sei allein hervorgehoben, daß alle Darsteller sich trefflich mit den Schiller'schen Versen bekannt gemacht hatten, daß sie eindrucksvoll und wirkungsreich deklamierten, daß aber Viele von ihnen in den alten Theaterfehler verfielen, zu schnell zu sprechen, sodaß Manchem, der mit dein Stoffe nicht ganz vertraut ivar, hin und wieder Einiges entgangen sein wird. Im Ganzen aber bot die Darstellung, die vollkommen ungekürzt vor sich ging, ein farbenreiches Bild des Soldaten- und Lagerlebens aus dein 30jährigen Kriege, soweit die beschränkten Naumoerhältnisse der Biihne eine größere Entfaltung der Gruppen zulteßen. Daß auch hier der Beifall ein allgemeiner war, bedarf nicht der Versicherung. Gegen 11 Uhr war die wohl gelungene Feier zu Ende. Die Schulfeiern. Im Zeichen Schillers standen am heutigen Ge dächtnistage irr erster Linie unsere Bürgerschulen, die für den Vormittag zu besonderer Feier Schüler und Eltern eingeladen hatten. Um 8 Uhr früh fand in der Neustädter Schule eine Feier statt, die zahlreich besucht war, uud einen erhebenden Verlauf nahm. Mit dem Mendelssohn'schen Priestermarsch aus „Athalia" für vicrhändiges Klavier ivurde die Feier eingeleitet. Ein Mädchen sprach hierauf einen Prolog, dem sich der Gesang des Schülerchores, „Hymnus" von Risch, anschloß. Nach der von einer Schülerin vorgetragenen Deklamation der Schiller- schen „Hoffnung", betrat Herr Lehrer Has er beiger das Rednerpult, um in fast einstündiger Rede den Werdegang des großen Dichters au der Hand vieler Schiller'schen Zitate mit zündender Beredtsamkeit zu childern. Er pries ihn als einen Veredler der Menschheit, als den Dichter der Freiheit, Freundschaft, Treue und der Vaterlandsliebe, sowie als den Sänger der Sittlichkeit. Aus allen Schillerwerken leuchte der echte deutsche Sinn h»raus und er sei für das deutsche Land uns allen mehr gewesen als anderen Nationen, er verwirkliche ein Sinnbild unseres Volkes. Vortrefflich verstand es der Herr Redner an der ?and Schillerscher Zitate aus „Tell", „Jungfrau von Orleans", „Glocke" usw. den tiefen Geist und die edle Gesinnung des großen Mannes hervortreten zu lassen. Der Rede folgte der Gesang des Schiller- schen „Liedes an die Freude", das der Schülerchor unter der Leitung des Herrn Kantor Fischer zu Gehör brachte. Alsbald folgten nun weitere Ge sänge und Deklamationen aus Schiller'schen Werken, die von den Schülern der oberen Klassen vorge tragen wurden. Mit dem Absingen eines Gesang buchliedes wurde die schlichte, schöne Feier in der Neustadt beendet. In der A l t st a d t war die Feier auf vor mittags 9 Uhr angesetzt. Bereits vor dieser Zeit war die geräumige, als Aula dienende Schulturn halle bis auf den letzten Platz besetzt. Kinder, Eltern und Geschwister waren, ebenso wie das Lehrer-Kollegium, zahlreich erschienen, unter anderen beinerkten wir die Herre» Oberamtsrichter Rößler, Bürgermeister Dr. Polster und Pfarrer Albrecht. Mit dem Gesangbuchliede: „O, daß ich tausend Zungen hätte" wurde hier die Feierlichkeit eröffnet. Es folgten ein von einem Schüler der Handels schule sehr ausdrucksvoll gesprochener Prolog und der Gesang eines Schülerchores unter der Leitung des Herrn Kartors. Merker. Nach diesem erschien Herr Lehrer Krug an dem von Pflanzendekorationen umgebenen Rednerpulte, über welchem das von grünem Lorbeer umrankte Bildnis Schillers sich zeigte, um in markanten Ausfiihrungen sich an die Festversammlung zu wenden. Der Herr Redner pries Schiller zunächst als den großen bewunderungs würdigen Mann, der heute vor 100 Jahren den letzten Atemzug tat. An den edlen Zügen seines Antlitzes müßten unsere Blicke hangen und dem Flügelschlage seine- Genius unsere Sinne lauschen. Wenn es wahr sei, daß, wie Schleiermacher einst sagte, unter den Menschen streng genommen nur Neligionsstiftern und Staatengrllndern das Beiwort groß gehöre, so wäre Schiller kein großer Mann. Denn er habe weder eine Religion gestiftet noch das Ruder eines Staates gelenkt. Ein begeisterter Dichter sei er, ein scharfsinniger Denker, ein muster hafter Schriftsteller. Hätte ihn doch selbst Goethe als einen großen Dichter bezeichnet. Groß sei das, was über seine Umgebung weit hinaus emporragt, und dieses gelte von Schillers großem Geiste. Man beginge heute Schillers Sterbetag, da könne man leicht der Meinung sein, diese Feier müsse die Ge- talt eines Totenfestes tragen. Erwecke aber »richt der Gedanke an Schiller in allen das Gefühl großer Freude? Die Frage: Welches ist die Weise, in welcher ein Schiller ivürdig nur gefeiert werden kann, solle das Thema seiner Ausführungen bilden. Einen Mann feiern, hieße einen Mann verherrlichen. Die Feier also bestünde darin, daß man, indem das gewöhnliche Tagewerk ruhe, in größeren oder kleineren Kreisen ihre Ehren darbringen und irr dem Gefühle, durch ihn ein großes Gut erlangt zu haben, sich einer dankbaren Freude überlasse. Und Schiller, er »vürde gefeiert, da er der Wohltäter seiner Nation gewesen sei, und verherrlicht, »veil er des herrlichsten Preises »vert sei. An dem Tage seines Gedächt nisses sollte man sich der Freude hingeben, denn er habe aus der Fülle seines Reichtums uns mit dem Geschenk hoher unschätzbarer Güter beglückt. Schiller sei nur ein Dichter. Aber niemand »vürde sich sein Leben ohne Rührung und Bewunderung vergegen wärtige»» können. Nicht ohne Rührung, da ihm reichliche Leiden beschieden geivesen seien, nicht ohne Bewunderung, da »vir in ihin einen Helden kennen gelernt hätten, dessen starker Geist, mit Not und Trübsal rastlos ringend, nicht eher vom Kampfe abließ, als bis das Gefäß, das ihn barg, von An strengungen und Leiden gesprengt war. Des Herrn Redners Aufgabe könne es nicht sein, das ergreifende Geinälde von» Leben Schillers zu entwerfen. Es hätten in unsercn Tagen kundige und begabte Männer solch' ein anschauliches Lebensgemälde aus geführt und zivar mit den» ausgesprochene»» Zweck, damit einen Beitrag zur »vürdigen Feier des heutigen Tages zu liefen». Sie hätten ihrer» Zweck erreicht. Diese Bücher »vürden unserein Volke teuer und Manchem unter uns ein Sporn kräftigen Strebens werden. Aber nicht allein auf diese Weise werde das heutige Fest von den Deutschen gefeiert. Aus allen Gebieten unseres weiten Vater landes sei die Kunde voi» den Veranstaltungen dazu zu uns gedrungen. Das ganze Deutschland neige ich in eininütiger Ehrfurcht und Dankbarkeit vor einem seiner herrlichster» Männer. Auch jenseits der deutschen Grerrzen, ja jenseits des Weltmeeres wolle der fromme Deutsche dem großen Sohne des Mutter ¬ landes seine Huldigung darbringen. In prangendem Zuge walle heute das Volk zu den Denkmälern seines Ruhmes und ströme in feierlichen Gesängen die Empfindungen seines Herzens aus. Wo immer eiue Schaubühne aufgeschlagen sei, über die Bretter, die die Welt bedeuten, würden heute die hohen Ge stalten Schiller'scher Tragödien wandeln und die harrende Menge der Zuschauer erschüttern und er heben. Es würden im deutschen Lande neue Stätten ausersehen, damit sie zum Angedenken dieses Tages mit einem einfache»» Denkstein, oder dein ragen den Erzbilde des Dichters geschmückt werden. So feiern die Deutschen ihren Schiller. Und sie feierten ihn würdig so. In eingehender Weise be gründete der Herr Redner in interessanten Ausfüh rungen die Frage: Warum Schiller, der Lieblings dichter, der nationalste aller unserer Dichter sei. Die Herzeit der Deutschen hätten dem großen Schiller entgegengeschlagen, »veil er der Dichter gewesen sei, i^r gleichsam aus einer besseren Welt die besten Gestalten seinem Volke gebracht hat, weil er jener Sänger sei, der von Freiheit gesungen habe. Seine gehaltvollen Ausführungen, die wir des Raum mangels wegen nicht vollständig wiederzugeben im stände sind, hinterließen auf die Festoersammlung einen sichtlichen Eindruck. Gesang und Deklamationen folgten wiederum. Die Schüler der oberen Klassen brachte,» Szenen aus „Wilhelm Tell" deklamatorisch zur Aufführung. An diese Feier schloß sich ein weiterer Akt: Die Pflanzung einer Schiller-Linde im mittleren Schul hofe. Herr Schuldirektor Dietze »vies in einer- trefflichen Ansprache auf die Bedeutung der Pflanzung dieser Linde hin. Die beiden großen Linden vor dem Eingänge habe man einst zur Er innerung an die Erbauung des ersten obersten Schulgebäudes gepflanzt, eine weitere Linde erinnere an den 70. Geburtstag des Hochseligei» Königs Albert und eine Eiche im unteren Schulgarten sei zu Ehren des großen Kanzlers Bismarck gesetzt worden. Unter entsprechenden Worten wurde das junge Bäumchen hierauf eingegraben. Mit der» Liede: .Freude, schöner Götterfunken" ivar diese kleine chlichte Feier beendet. Weimar, 8. Mai. Die großen Nationalfest lichkeiten zur Schiller-Zentenarfeier haben heute vormittag mit den ersten Huldigungs akten an den Schiller-Stätte»» begonnen. Der Fremdenzuzug ist ein seit Jahrzehnten nicht dage wesener, alle Hotels und Privatwohnungen sind überfüllt, die Straßen tragen festliches Prunkgewand. Das Schillerhaus und die Fürstengruft sind in Blumenhaine verivandelt. Viele Hunderte von Kränzen sind aus alle»» deutschen Gauei» hier ange langt. Der g.ößte Teil der Bundesregierungen, ebenso alle deutschen und 21 ausländische Hoch schulen, die deutschen, österreichischen und schweize rischen Studentenschaften sind durch ei»» Korps von Delegierten vertreten. Selbst aus Amerika sind eine Reihe von Hochschulvertretern anwesend. Die offi ziellen Feierlichkeiten beginnen unter Teilnahme aller thüringischen Fürstlichkeiten morgen früh mit dem Huldigungs-Fe st zuge durch die feiernde Stadt. Weimar, 8. Mai. Am Sarge Schillers in der FUrstengruft legten 350 Seminaristen, die in Begleitung ihrer Lehrer aus Weißenfels eingetroffen »varen, einen prächtigen Kranz, mit der Schleifen- Jnschrift nieder: „Dem Liebling des deutschen Volkes, dein Sänger für Freiheit und Vaterland, dem Dichter des Ideals. Der Sängerchor des Seminars sang vor der Fllrstengruft das Lied: „Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh ?", worauf die gruppen weise Beschreitung der Gruft erfolgte. — Professor Bernherd Suphan eröffnete heute mittag mit kurzer Ansprache die »vunderbare Schiller-Aus- st e l l u n g in» Goethe-Schiller Archiv. Weimar, 8. Mai. Die „Weimarer Ztg." »neidet: Der seit 5 Jahren über ganz Deutschland verbreitete Schillerverband Deutscher Frauen hat heute iin Name»» seiner 35 Ortsgruppen der Schillerstiftung 250000 Mark zur Förderung ihrer satzungsmäßigen Zwecke überwiesen. Darunter befinden sich 50000 Mark aus Amerika. Berlin, 9. Mai. Vom großen Ausschuß für die Berliner Schillerfeier wurden gestern Abend in der Hochschule für Musik, in der Philharmonie, in den Konkordia-Sälen und in der Brauerei Wilde Wogen. Roman von Ewald August König. 33. Forts. «Nachdruck verboten.) Hertha konnte sich die andauernde Verstim mung des Vaters nicht erklären, sie hatte Erna be sucht und durch diese den Buchhalter um Auskunft bitten lassen, die Antwort lautete nicht beruhigend. Friedrich begriff diese üble Laune nicht, zu der noch seiner Ansicht kein Grund vorhanden »vor, im Ge schäft ging alles jetzt nach Wunsch, wenn auch rast los gearbeitet werden »nutzte; die ungeduldigen Gläubiger waren befriedigt, und die noch schweben den Unternehmungen ließe»» auf einen guten Erfolg hoffen. Selbst auf die Gefahr hin, den Vater zu er zürnen, wollte Hertha Geivitzheit haben; sie wählte die Stunde nach dem Mittagessen, in der er bei einer Tasse Kaffee und einer Zigarre die Zeitungen zu lesen pflegte. Er hatte ebei» die Zigarre angezündet, der Kaffee stand vor ihm, er wollte zur Zeitung greifen, als Hertha die Hand auf seinen Arm legte. „Was ist Dir Vater?" sagte sie, „Dich drückt etwas, vertrau es »nir an, ich bitte Dich darum, und ich glaube, ich habe ein Recht zn dieser Bitte." Es lag ein flehender Ausdruck in ihrem Blick, der alte Herr »vandte das Antlitz ab, seine Brauen zogen sich noch finsterer zusammen. . „Was auf mir ruht, mutz ich allein tragen," erwiderte er ranh, „Dn kannst die Last nicht von mir nehmen." „Ich kann sie Dir tragen helfen!" „In der Weise, wie Du sie mir damals ab- uehmen wolltest?" „Damals?" fragte sie überrascht. „Sprichst Du von unserem amerikanischen Verwandten?" „Ja, von ihm," sagte er mit heiserer Stimme, „ich glaube, datz ich mich freier und rvohler fühlen würde, wenn der Konkurs ausgebrochen wäre." „Wie kannst Du nur so reden?" entgegnete sie vorwurfsvoll. „Deine Ehre ist Dir erhalten geblieben, Dein Geschäft wird wieder aufblühen." „Weißt Du auch, um welchen Preis?" unter brach er sie auffahrend, „Du hättest damals nicht zu ihm hingehen und Dich vor ihm erniedrigen sollen, dann »vürde er nicht daran gedacht haben, »nir gegenüber den Großmütigen zu spielen und »nir dabei Worte ins Gesicht zu schleudern, die mich töt lich beleidigen mußten." „Hat er das getan?" erwiderte sie voll herz licher Teilnahme. „Mir wollte er keine bestimmte Antwort geben —" „Und mir sagte er, daß er nnr Deinetwegen auf seine Rache verzichte. Was er dann weiter ge sagt hat, »nag ich nicht wiederholen, es waren Schmähungen, die selbst ein ehrloser Mann nicht geduldig einstecken kann. An die Brücke werde ich mich erinnern, so lange ich lebe." Mit starrem Blick vor sich hinschauend, zer rührte er den Zucker in seiner Tasse, die Zigarre hatte er fortgelegt, sie ivar erloschen. „In seinem Haß gegen Dich und seiner Auf regung mag er manches Wort gesagt haben, das er selbst nicht bedacht hat," nahm Hertha nach einer Pause wieder das Wort, „und da er nun nicht mehr hier »veilt die Möglichkeit einer nochmaligen Be gegnung also ausgeschlossen ist, so wirst Du bald diese Beleidigung vergessen." „Es gibt Beleidigungen, die inan nicht vergessen kann." „Man muß auf die Verhältnisse, in denen sie geschehen sind, Rücksicht nehmen, lieber Vater!" „Und welche Verhältnisse könnten in dem vor liegenden Falle zur Entschuldigung dienen?" „Der Haß Deines Steffen —" „Hat der Bursche ein Recht, mich zu hassen? Ich habe ihm nichts zu Leide getan und an ihrem Inglück trug seine Mutter selbst die Schuld. Ich würde sie später nach dein Tode des Vaters unter- tützt haben, wenn sie mir ihre Lage klargelegt und um Hilfe gebeten hätte; statt dessen zweifelteste an der Echtheit des Testaments. Wie konnte ich da noch Unterstützung anbieten? Sie würde mir vor geworfen haben, mein schuldbewußtes Gewissen bewege mich dazu, und ihr Glaube an die Testa mentsfälschung hätte festgestanden. Und nun glaubt dieser Bursche sich berechtigt, mich Erbschleicher und Wechselfälscher zu nennen, und ich mußte das hin- nehmen, iveil er mich ruinieren konnte!" Der alte Mann stöhnte, und bedeckte seine Augen mit der Hand, Hertha wußte nicht, was sie ihm sagen sollte, um den Sturm in seinem Innern zu beschwören. Er rührte wieder in seiner Tasse und schlürfte hastig den inzwischen kalt gewordenen Kaffee. „Das ists, was mich jetzt kein? Ruhe mehr finden läßt," fuhr er fort, „ich höre die Worte immer und immer wieder und ärgere mich über die jämmerliche Rolle, die ich selbst spiele. Ich hätte ihn ins Gesicht schlagen sollen wie einen flegel haften Gassenbuben; an diese verdiente Züchtigung würde ich mit Genugtuung denken." „Dann »vürde er Rache genommen und seine Drohungen ausgeführt haben," erividerte Hertha. „Nun gut, dann wäre ich heute fallit, ich könnte die Ursachen jedein erzählen, und man würde über meinen Neffen schärfer urteilen, als über mich. Jetzt zerbrechen sich die Leute die Köpfe darüber, weshalb das Falliment doch nicht ausgebrochen isch und woher ich die Mittel genommen habe, um es zu verhüten. Darf ich ihnen die Wahrheit sagen? Sie glauben sie nicht! Sie gehen mir noch immer aus dem Wege, Vertrauen darf ich nicht mehr be anspruchen; wenn man sich herabläßt, mir zu reden, so läßt inan mich fühlen, daß man mir da mit eine Gnade erweist. Das ist- mir unerträg lich !" „Es wird besser werden, wenn die Leute zu der Ueberzeugung gelangen, daß inan Dich verleumdet hat." „Diese Ueberzeugung werden sie nicht erlangen, denn sie wissen bereits daß der Amerikaner hier war, und daß er mich ohne Erbarmen verderben wollte." „Wer hat ihnen das nur gesagt?" fragte Her tha ganz bestürzt. «Fortsetzung folgt.) W< Kü 10 näch Heu« offiz der Male: an d geinä! feierli klagef gegen endet Tron fän« Ge geb: lieg do vor, In bru der aus wer son! d o drü wel mit bun fiel« Get Wa geri Tei art aus err« auä gefi um gut züg« in i teick nich Wa Auf, Fra» Es stät V e den. Dre: trag Lag» dazr heute Fei' zahl« Rain« hielt Zierdi in O selbst gekla Schr Bett Han 21 ; sie l absic sp r Fried: Darbi aufges Uchen Liede» mit ü Bede» Dre Loui« kläge geger nahn grün stra Körp sich i Scha kleid laub eine» Sche gelac
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)