Schrifiieitung und Verwaltung. V.Vudweis, „Moldavia". - Lrscheint sm I. und lb irürn Monates. Kreis 28 Xc — 88 per Jahr, mit einer Lindanüdecke und einem Kalender für Gartenfreunde als Leilsge gegen entsprechende Vergütung. - ffernfprechstelie flr l33. - Inserate nach Tarif Nr. 2. D. Budweis, 1S. Jänner 1932. VII. Iahraanq. Baumkronen erzählen. Man könnte darüber streiten, wann unsere Gehölze schöner sind, ob im Som mer, wenn sie belaubt sind, oder im Winter mit kahlen Aesten und Zweigen. Die Wirkung der Blattmasse, be dingt durch Form, Stellung und Dichtheit-derBlät- ter, oder die et waige ausfallende Blüte und Frucht ist gewöhnlich für die Beurteilung der Schönheit eines Baumes der einzige Maßstab. Doch sollte man die winterliche Schönheit der Bäume nicht un- terschätzen.Werim Winter einen an Gehölzgattungen reichen alten Park mit ofsenenAugen durchwandert, der wird sicher er staunt sein über die Mannigfaltig keit der Astsysteme, die sich als sicht barer Ausdrück vergangener Lebens jahre des Baumes, ja förmlich als eine in feste Formen gegossene Chronik sei ner Schicksale darbieten. Die sparrigen eckigen Aeste einer alten Eiche erzählen von selbst von der Un- beugsamkeit^ mit welcher der Riese ge gen Wind und Wetter ankämpfte. Die einseitige Krone eines alten, invaliden Obstbaumes spricht eindringlich von der Zähigkeit, mit der sich die Pflanze an den Boden klammerte. Aber neben diesen Kampfspuren kommt auch die innere Anlage der Pflanze,fast möch te man sagen ihre Seele, zum Aus druck. Die Birke mit ihrem wei chen, schmiegsa men, keinen Wi derstand leisten den Astwerk ist zweifellos ein mo derner, unab wendbaren Ereig nissen nicht starr entgegentreten der, sondern sich anpassender Cha rakter. Die Vo- aelkirsche scheint ein abgeklärtes, sich in symmetri schen Formen be wegendes „See lenleben" zu ha ben, dem durch aus symmetrischen Aufbau ihrer Krone nach zu schließen. Welch schiefes und kompliziertes „Seelenleben" muß doch dem oben abgebildeten Baume inne wohnen, der sein Astwerk zu Mirren Knäueln und zu zickzackartigen, verhu- zelten Strängen ausbildet! Es gibt doch Sonderlinge unter den Bäumen! S. Np. 1. Ein alter Schnurbaum (Sovhara faponlca). (Beigestellt von Herrn Gartenarchitekten Otto Hosmann, Wien XIX., Billroihstraße II.)