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Nr. 12 „Der Gartenfreund" Seite 311 einer feinen Schere oder einem Messer entfernt wurden. Dies geschieht, damit alle Selbstbestäubung ausgeschlossen ist. Nun bleibt aber noch immer bei einer künstlichen Befruchtung an den im Freien stehenden Pflanzen die Möglich keit, daß eine Fremdbestäubung, wie sie die Natur draußen durch Uebertragung des Pollens durch Insekten oder durch den Wind selbst besorgt, stattfindet. Um dies zu verhüten, werden die künstlich befruchteten Pflanzen vor jeder Fremd bestäubung durch eine Schutzvorrich- tzere Gläschen. Aus den Boden dieser Glasbehälter kommt eine 3 cm hohe Schicht von wasserfreiem Chlorkalzium, das mit einer 2 cm hohen Watteschicht bedeckt wird. Nun wird das kleinere Glas hineingebracht und das größere mit einem Gummistöpsel dicht verschlos sen. So verwahrt hält sich der Pollen lange Zeit keimkräftig. Es muß aber tticht diese immerhin komplizierte Methode zur Anwendung kommen. Johannes Böttner, der un vergeßliche Gartenbauschriftsteller, be schreibt seine Art und er- Fig. 2. Der Blutenstaub wird mittels Pinsel über tragen. Mit den Rosenneuheiten geht es noch langsamer, denn die Rosen sind nicht so raschwüchsig wie etwa die Caladien. Aber die Freude ist doch groß, wenn auf einmal unter solchen Pfleglingen ein einziger mit ganz neuen ten auftaucht. Daß freilich mit einem solchen Neuling sich mühelos ein gro ßes Vermögen erwerben lasse, ist ein Märchen. Vielmehr gehört Weise der Aufbewahrung des Erdbeer-Blütenstau- bes mit den Worten: „Ge legentlich wird auch wohl der Staub von Pflanze zu Pflanze übertragen, aber das Aufbewahren in einem Buche ist vorzuziehen. Der Pol len stäubt besser, nachdem er einen oder 2 Tage im Buche trocken gelegen hat." Manche .Pflanzenarten ändern sich schwer, andere sehr leicht. So sind von Caladien, den wunderbar schönen Blatt pflanzen des Warmhauses, Hunderte und Aberhunderte von Arten entstan den ,die sich in der Größe und Form des Blattes, der Widerstandsfähigkeit, besonders aber in der Zeichnung und Färbung des Blattes unterscheiden. Ehe aber eine solche Neuzüchtung in den Handel kommt, bedarf es noch einer längeren Kultur. So wählt ein tüchti ger Caladienzüchter aus 3000 Caladien- sämlingen, die aus einer künstlichen Befruchtung hervorgegangen sind, nur 50 zur weiteren Kultur aus. Wenn diese sich erst voll entwickelt haben, wird wei tere Auslese gehalten. Die Auserwähl ten werden wieder weiter kultiviert, denn es muß sich erst herausstellen, ab die charakteristischen neuen Merkmale auch bestehen bleiben. Dann erst können die neuen Sorten dem Handel überge ben werden. tung, etwa durch Ueberdecken mit einem feinmaschigen Drahtnetz, geschützt. Soll der Blütenstaub auf eine andere Pflan ze übertragen werden, die später er blüht, so muß er bis zur Blütezeit auf bewahrt werden. Der Pollen wird dann auf ein trockenes Papier gebracht, an einem trockenen Ort aufbewahrt und dann zur rechten Zeit aus die Narbe der betreffenden Blume aufgetragen. Aber der Pollen läßt sich nur kurze Zeit aufbewahren, bleibt nur für kurze Zeit keimfähig. Das ist für die künstliche Befruchtung mancher Pflanzenarten hinderlich. Neuerdings hat man aber in dem pflanzenphhsiologischen Institut des botanischen Gartens zu Dresden den gelungenen Versuch gemacht, den Pollen längere Zeit aufzubewahren. Es handelt sich darum, die Bildung des Schim melpilzes, der den Pollen und dessen Keimfähigkeit bei nur geringster Feuch tigkeit zerstört, zu verhindern. Der Blü- tenstaub wird nach diesem neuen Ver fahren in kleine, 4—5 cm lange Gläs chen gebracht, die mit Watte verschlossen werden. Diese kommen wieder in grö-