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nitteilun Oer Saupfabfeilung in der Bandesbauerniichaj achjen Berband der tandrirtschaftl. SenolJenjchaften im Sreiftaat Sachfen e. 3. / Ber bandsblatt der 600 Jächfifchen landwirtjch. Senoenfchaften mit über70000 und mindeftens 50000 felbftändigen landrirtjchaftl. getrieben / Annabme- ftelle für Bilanzveröffentlichungen u. Anzeigen: ‘Die Gejchäfts- ftelle des Verbandes, Dresden-A. 1, Sidonienstt. 13. Ruf 27448 D.13 den 24. 1034 31, Snhalt: Genossenschaftlicher Rachwucs und genossenschaftliches Erziehungsmaterial — Kernipruc — Das alles durc Seine Genossenschaft — Konten ber BD.-Dienststellen — Betanntmachung: Regelung des Absates von Ftühkartoffeln — Anzeigen Machdruc nur mit Genehmigumna ber Gdriftleitung geftattet Genossenschaftlicher Rachwucs und genossenschaftliches Gtziehungsideal 3m Berlag für Wirtschaft und Arbeit, &urt Mafurat, Berlin, Jat Dr. R. Hensler, Franffurt a. M., eine Arbett über bie rneuerung des Genossenichaftswesens veröffent- lict, in ber zu verschieoenen genofienschaftlichen $ragen Etellung genommen wirb. 8u ber Wachwuchsfrage ichretbt er unter anderem: Wer öle bis su Beginn des Jabres 1933 vorhandenen Bildungsmöglichkeiten und Bildungsbestrebungen im deut- schen Genpssenschaftsweien betrachtet, wird erkennen, daß in dem Seil ber Genossenschaftsbewegung, in dem bie Eigentüm- liebfeit ber Genosienschaft non selbst stark bervortritt ober be- wust stark bervorgekehrt wirb — zu diesem Seil gehören vornehmlic bie Berbände itnb verbandsähnlichen rgani- fei tonen, in benen kleine und bezüglic ihrer Betätigung ein» Zeitliche Genossenschaften in groser Bahl Bereinigt sind —, bie Sorge um bie Erziebung und Aus- unb Weiterbildung des genpssenchaftlichen Pach- wucfes stets groß war. Wie begründet biefe Sorgen immer waren unb auc heute noc sind, geht aus ben Berichten ber genossenschaftlichen Bentralorganisattonen oft in geradezu er- jchütternder- Weije hervor. Das Gesagte wirb j. $8. durc folgende Stelle, bie sic im Tätigkeitsbericht einer Genofsen- ichastssentrale findet, dokumentiert: „Aufgelöst würbe ferner bie Genossenschaft bereu Auflösung auf Mangel an Machmucs zurückzuführen ift." ©ft ift mit großem Pachöruc barauf bingewiesen worben, baß in dem Mase, als eine Genosjenschaft sum Grosbetriebe auswachse, bie Sahl ber Angestellten sunehme, bie ohne be- sondere tiefgründige genossenschaftliche Kenntnifie unb Vähtg- fetten auf Grund einer foliden allgemeinen kaufmännischen Ausbildung ihrer Bflicht im Rahmen einer folchen Genosien- schaft geitiigen fönnten. Selbstverständlichsei eine speziftsc genosienschaftliche Erziehung unb Ausbildung bort unerläs- liehe Bedingung, wo von einer Berfönlichkeit genossenschaft- liche Haltung unb genosienschaftliches Sandeln in jedem Ginzelfall gefordert werbe. Ser lebten Forderung wirb man vorbehaltlos sustimmen müsien. Dagegen fann sic bie für kaufmännische Angestellte von größeren Genossenschaften ge= machte Konzession unter Umständen sehr nachteilig auswirken, unb zwar sowohl für bie Angestellten als auch für bie Ge- noisenschaft. Gelingt es djejen Singe ft eilten nicht, iic in ihrer praftischen genvssenschaftlicen Arbeit mit bem gen offenf chaftltchen Ge= dankengut unb feiner estaltwerdung in ber Welt ber Realitäten eingehend oertraut su m a c e n, derart, baß fie in ber Genofienschaftspraris selbst aufbauend tätig fein fönnen, dannmüsteihnen,so hart dies wäre, jebe Aufstiegsmöglichfeit im Ges nossenscaftswejenvorenthalten werden. Wird biefe Konsequens nicht gezpgen unb wirb diesen im Genossen- schaftswesen tätigen Menschen ber Weg zu führenden Stellun- gen freigegeben, bann fann damit zugleic ber ©amen aur Entartung in bie Genpssenschaft gevflanzt werben. Mehr benn Je ift es nötig, baß Jeber einzelne, ber in einer Genpfienschaft tätig ift, wo immer sic ihm Gelegenheit bietet, falsche Urteile über unb Boreingenommenheit gegen bie Genosienschaft mit bem Einsat feiner ganzen Perjon aus bem Weg zu räumen sucht. Sie Grfüllung, einer folchen Mission oon jemandem zu verlangen, ber hierzu infolge Fehlens einer grünblichen ge nossenschaftlichen Erziehung nicht qualifiziert ift, ift ein Unding. Sie Möglichkeiten, kaufmännische Kenntnisse, fei es im Warenhandel, in ber Undustrie, im Bankwesen ober fonft in einem Sweig ber Privatwirtschaft, zu erwerben, finb begreif» licherweise unvergleichlich zablreicher als genossenschaftliche Erziehungs- unb Bildungsmöglichkeiten, ©o notwenbig betriebsmirtjchaftlicer Wissen s ft off unb kaufmännisce Fähigkeiten auch für ben ge» nofgenschaftlichen 3la^muä)8 finb, fo wenig reichen fie allein aus. Aus biefer Erkenntnis herauf haben schon vor Jahren verschiedene deutsche genosienschaftliche Zentralverbände eigene Genossenschaftsschulen ober andere rziehungs- unb Bildungseinrichtungen geschaffen. Allen diesen Inititutionen haftet, wie faft bem gesamten Grziehungs- unb Ausbildungswesen vor ber nationalen Revolution, ber große Nachteil an, baß fie nur bie Gehirne ber einzelnen Menschen, nicht aber bie qanzen Menschen er» faßten. Siefe nahezu ausschlieslic veritandesmäsige ©ihn» luna, beren Fundament schon in ber Seit ber „Auftlärung" gelegt würbe, unb bie in einem einseitigen, überspitsten Jntellektualismus ausmündete, wirkte ben auf andere als nur rationale menschliche Kräfte sic gründenden Lebens- orduungen unb Lebensgemeinschaften entgegen, ©o mußte biefer “ntwicklungsprpzes gana &wangsläufig immer mehr bte Bindungen, bie sic vorwiegend auf ben verftanbeSmäßig nicht begreifbaren Glauben ber Menschen aufbauten, auflöfen unb Gemeinschaften in unverbundene Atome, bie Ginzel- menschen, zerfällen. Dieser fo erreichte Bustand wirb schlag- wortartig mit Individualismus bezeichnet. Mit biefer Ver- schüttung ber Gemeinschaftsbande ging das Verschminden ber Nücksichtnahme auf bie Gemeinschaft, überhaupt auf bie Sieben» menichen, parallel. Siefe Roslösung von allen Bindungen, bie Broklamation ber Freiheit des inzelmenschen, führte im Wirtschaftsleben zur Begründung des ökonomijchen Ziberalis- mus, ber Gedankenrichtung, auf ber ba§ Svstem ber freien Konkurrena zur Entfaltung fam. Nac biefem Nücblic kann uns bie Antwort auf bte Frage: Worin besteht das genossenschaftltche Erziehungsideal? nicht schwer fallen. Sie Genpjsenschaft als Ganzes gesehen ift bie Gemeinschaft ber Genpsfen. Gemeinschaft aber ift mehr als bte Summierung berer, bie fie schufen; Gemeinschaft ift eine neue, organische Einheit, ein lebensfähiger Drganis- muS, dessen Glieder in ber Genossenschaft bte Genosien finb. Unb ber genossenschaftliche Geschäftsbetrieb ift ein wirtschaft- liches Pertzeug, ein Mittel ber Gemeinschaft, baS allen bient unb dadurc Gemeinnut stiftet. Wer in biefer genosienschaft- liehen Betriebsqemeinschaft wirft, ift Siener beS Bundes ber Genossen unb biefem gegenüber allein zur Berantwortung verpflichtet, ©o wie alle Senoffen immer als erfteS Siel baS Wphl ber Gemeinschaft unb erst bann baS eigene verfolgen, also ben Grundsat „Gemeinnus vor Eigennub" leben sollen, fo füllen alle im genossenschaftlichen Betrieb Sättgen sic stets als verantwortungsbewußte, allen Anforderungen gerecht werdende Siener biefer Gemeinschaft bewähren. Siefe Auffassung vom genvssenschaftlichen Erziebungßideal vermittelt uns aber auch eine andere als bie landläufige Aufe