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Geloijenjchüitlice Alifteilutgen der Hauptabteilung in bet Eandesbauernschaft Gachsen Verband der landwirlichaftlichen Genoisenichaften im Freitaal Sachien e. V. Berbandsblatt der 600 jächsischen landwirischajilichen Genosienschajien mit über 70000 Miigliedern und mindestens 50000 jelbländigen landwirtjchajtlichen Befrieben Annahmestelle für Bilanzveröffenflichungen und Anzeigen: Sie Geschäftsstelle des Verbandes, Dresden-A. 1, Sidonienstr. 13. Fernspr. 27448 Me.s Dresden, den 15. D/termend 1934 31. Inhalt: Sie erste jächjische Molkereigenossenschaft — Genossenschaft und Qualitätserzeugung — Die ländlichen Genossenschaften — Sächiische Landwirtschaftsbank — Aus dem Berband unb den Genossenschaften — Persönliches — Bücherschau — Bekanntmachungen — Anzeigen Machdruch nur mit Genehmigung ber Sctiriftleituna geftattel Die erite fächfliche Wiolkereigenosienichast zur Weier des 50jährigen Bestehens bet Wolkereigenoiienschaft Eeutwt Die Bedeutung einer Einrichtung kann durc nichts befier bewiesen werben, als durc die Tatsache eines langiäbrigen erfolgreichen Bestehens. Es ift deshalb gana besonders er» freulic, das gerade in diesem Fahr eine Reihe non Ge- nosienschaften auf ihr 25jähriges Bestehen zurückblicken können. Wenn die Molkereigenosienschaft Reutwit bereits ihr 50jähriges Jubiläum feiert, so ift fie für uns damit eine Seugin aus der Seit der ersten Anfänge des Genossenschafts- wesens, das gana besonders im Gebiet des damaligen König- reifes Sachsen einen verheiszungsvollen Anfang nahm. 8 ift anderseits aber auc gerade der nachstehende Bericht ein Bemeis dafür, das aus bescheidenen unb einfachen Berhält- nisien heraus fic eine Genofsenschaft zu einem feftgefügten Unternehmen entwickeln fann. Damit steht diese Entwicklung im unmittelbaren Gegensat zu ungesunden, frühreifen Meu- gründungen, bte in späterer Seit vielfac vorgenommen mürben, ahne einem bringenben Bedürfnis zu entsprechen, unb bie nor allem nicht auf bet Grundlage gegenfeitiger Busammenarbeit unb nachbarlicher Hilfe standen. Für bie Gegenwart erwächst uns hieraus erneut bie Mahnung, genossenschaftliche Busammenschlüsse aufzubauen auf bem alten unb auc immer wieder jungen genosienschaftlichen Gedanken. Machstehend folgt bie Berichterstattung beS Borstandes der Molkereigenossenschaft: „Sim 10. April 1884 mürbe bie erste sächfische Molkeret- genossenschaft au Reutwit, Amtshauptmannichaft Bauten, ins Sehen gerufen. G8 mar das in jener Seit, mo Milc und Milchprodukte (Butter unb Auarf) schwer abzusetsen mären unb schon bamalS bie Güte ber Ware berücksichtigt mürbe. Schon vor 1884 waren einige Bauern ber Umgegend non Leutwit öfters zusammengekommen, um einen Sn» sammenschluß au einer Molkereigenosienschaft herbeizu- führen, unb am 10. April 1884 maren es 11 Bauern, bie sic durc Mamensunterschrift zum Beitritt vervflichteten. AIs Sit ber Genossenschaft mürbe nach langem Sin- unb Her- teben Reutwit beftimmt, mo auc bie Errichtung beS Molkereigebäudes erfolgte. Mit beffen Bau mürbe gar halb begonnen, mie ja auch bann fofort bie Ginrichtung mit ben verschiedenen Maschinen unb bie Aufstellung eines Dampf- keiiels geschah. Die Mittel hierüber mürben zum größten Teil non ben Mitgliedern aufgebracht, — anteilig nach Anzahl ber Kühe, bie jebeS Mitglied in feinem Betriebe hatte — unb nur einige tausend Mar mürben geliehen. Staatsbeihilfen usw. gab eS bamalS noch nicht für solche Unternehmen. Die Anbetriebsetung erfolgte noch im Spät» sommer 1884. Befriedigt tonnten bie Gründer auf ihr Werk blicken. Das Unternehmen war geglückt, an ber Svite standen Männer, bie sväter sehr oiel für bie sächfische Rand- wirtschaft getan hoben, rote Sar Mütterlein in Goblena, ber damalige Borsitsende ber Genossenschast, unb nach ihm August Bär in Groshänchen. AI Betriebsleiter sind während ber 50 Jahre mtr brei tätig gewesen, ber ietzige Molkereidirektor Cebmann beinahe vier Vahrzehnte, als Fachmann unb Kaufmann weit unb breit befannt. Sie Molkerei ift ein reiner Verarbeitungsbetrieb. Frischmilch- verlauf gibt eS nicht, ba bie Sage zur Bahn (5 Kilometer) unb zur nächst gröberen Stadt Bautzen (14 Kilometer) un- günstig ift. Augenblicklic werben reichlic 5000 Siter Milc verarbeitet, bet ber Gründung waren eS 1000 Siter. Sie Bezahlung ber angelieferten Milc erfolgt nach Fettgehalt. Sie Anzahl ber Mitglieder ift in ben 50 Fahren auf 46 an» gewachsen, was ben guten Geschäftsgang beweist. Trot schwerer Kriegs unb Machkriegsjahre ift eS ber Genossenschaft baut ber guten Betriebsleitung gelungen, bie höchstmöglichsten Preise für Werkmilc herauszu- wirtschaften So einfac unb selbstverständlic, wie eS dieser Bericht darstellt, ift bie Tätigkeit ber Genossenschaft selbst bisher ver- laufen. Wir beglückwünschen bie Genossenschaft zu bem, waS fie in ber Beit ihres Bestehens geleiftet hat, unb verknüpfen bamit ben Wunsch, bah fie auch für bie Sutunft für bte ihr angeschlossenen Bauern-das bleiben möge, was fie heute ift: ein wichtiges Unternehmen zur vorteilhaften Verwertung ber anfallenden Grzeugnisse, als auch besonders eine wesent- liehe Einrichtung zur Berbesserung ber Grzeugung. Sim 10. Dstermond (April) b. F. beging bie Molkerei- genoffenfehaft Reutwit bie Feier ihres Bestehens in einer Festsitzung unb einem fic baran anschliesenden geselligen Beisammensein, ©er Randesbauvtabteilungsleiter III, Diref- tor Nösler, überbrachte bte Glückwünsche ber Randesbauern- schaft unb zeichnete hei dieser Gelegenheit nachstehende lang» jährige Mitglieder auS: Gs erhielten bie Senf münze des Verbandes für Verdienste um baS landwirtschaftliche Genossenschaftswesen ber Privatmann Georg Ftedler, Dobranit, ber feit bem Fahre 1907 bis 1931 bem Aufsichtsrat angehört hatte, fowie ber Gutsauszügler Aichar b König, Leutwits, Borstandsmitglied feit Fanuar 1900 bis August 1933. Mit ber Ehrenurkunde würben ausgezeichnet: Gutsauszügler Karl $ u i c m a n n, Reutwit, Mitglied beS Auffichtsrates von 1908 btS 1926, Sanbwirt Karl Andrae, Rittergut Vietzschwit Mitglied beS Aufsichtsrates feit 1920, unb Sauer Baul $ a n b r i cf, Spittwit, Mitglied beS Vorstandes feit 1920. Bauer Richard S i e f c a n g, Kleinpraga, Mitglied beS Aufsichtsrates feit 1904. Mit ben Wünschen für bie Genossenschaft selbst verbinden wir gleichzeitig bie Hoffnung, daß unter ber Reitung ber bis- herigen Verwaltungsorgane ber Genoisenschaft eine glückliche Weiterentwicklung befchteben fein möge. —Ju.—