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v J e~eever 4 s, 2 0 1 5 2 nitteilunge dersaupfabfeilungillderKandesbauernichastachjen Perband bet landwirtschaftl. GenoTTenfchaften im Steiftaat Sachfen e. 3. / Verbandsblatt bet 600 Jächfifchen landri rtfc. SenoJfenfchaften mit übet 70000 Alitgliedern und mindeftens 50000 Jelbtändigen landwirtfchaftl. betrieben / Annabme- [teile für Bilamveröffentlichungen u. An zeigen: ‘Die Gefchäfts- [teile des Berbandes, Dresden-A. 1, idonien/tr. 15. Ruf 27448 9t, 25 feesten, ten 9> 1934 31. In6alt: Das ländliche Genosienschaftwesen im Saargebtet — Die Bedeutung bet genossenschaftlichen Düngerbelieferung — Evruc — Erhöhte Kreditberettschaft — Dte Umsatsteuerpflicht der Molfereigenofsenschaften für aurüc- gegebene Butter — Aus dem Berband und öen Genossenschaften — Erfolge genosienschaftlicher Arbeit — Anzeigen. Macddrud nur mit ©enebmiauno der Gcbriftieitung geitattet Das lnlche Genoienchatswejen im Goqegebiet Bon französischer «Seite ist mit größtem Nachdruc darauf bingearbeitet worden, öie wirtschaftlichen Berflechtungen des Saargebietes mit bem Mutterlande unter allen Umständen zu lösen. Das Siel lief darauf hinaus, bte wirtschaftlichen Be= Siebungen zum benachbarten Rothringen zu fördern, aus- subauen und zu festigen. Gs ist eine allgemein bekannte Tat- sache, das ein solches Vorhaben nicht von beute auf morgen durchgeführt werben fann, weil eben diese Beziehungen und Verfechtungen Grgebnisie iahrhundertelanger Wirt- fc a f t s e n t w i c Iu ng sind. @8 handelt sic alfo bei öen wirtichaftlichen Beziehungen des Saargebiete» zum Mutter- taube nicht um lofe, zufällige, gelegentliche Busammenarbeit und Geschäftsverbindungen, sondern um ein durc Vahr- b unberte erprobtes gemeinsames Schaffen und Wirken, das durc bte Struktur ber mitteleuropätschen Wirtichaft gan3 natürlic bedingt ift. In biefer Hinsicht waren bie Masznahmen, die von fran- zösiscer Seit getroffen würben, wie bie Begünstigung des Wirtichaftsverkehrs mit Rothringen einerseits und bie Be- schränkungen des Berkebrs mit bem Mutterlande andererseits, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Sie stehen auf bie Dauer gesehen SU öen wirtschaftlichen Lebensgeseben des SaargebieteS in direktem Widersvruch. 31 u 8 diefem runde bat bie Saarbevölferung und tn8 = beiondere bie Zandwirtscaft öen Weg öer ge» nojienschaftlichen Selbsthtlfe beschritten. Die vorbandenen Ginrichtungen tonnten aum Teil erweitert und auggebaut werben, vor allem aber ift eine innige Busammen- arbett unter ben Genossenschaften festzustellen. Durc das feste 3usammenhalten ift es eher möglich, bestehende Schwierigkeiten unö Härten leichter au überstehen unö biefe ober Jene Gristens vor bem 3usammenbruc zu bewahren nac bem Grundsat: „Vereint sind auc bie Schwachen mächtig." Im Saargebiet sind insgesamt 260 ländliche Genossen schaften vorhanden. Den größten Anteil haben bie Sredit- genosienschaften mit 211, bann folgen bie Molkereigenossen- ichaften mit 27 unö öie Warengenossenschaften mit 11, fowie 11 jonstige Genofienschaften. Die Gesamtzahl ber Mitglieder beträgt 50 454, davon finb 31750 Arbeiter unö Angestellte, 7550 freie Berufe und Beamte, 5740 Gewerbetreibende unö 5414 Randwirte. Der verhältnismäßig niedrige Anteil von Sanöwirten wirb durc bie Besitverhältnifie im Saargebiet begründet. AKein 77,2 v. $. öer landwirtschastlichen Betriebe des Saargebiets entfallen auf bte Grösenklasse von 0,5 bis 2 ha. Daraus ift zu fließen, baß eine große Anzahl ber Arbeiter, Angestellten, Beamten, Gewerbetreibenden unö freien Berufe im Nebenberuf Randmirtichaft betreiben. Um sic ein ungefähres Bild über bie Bedeutung ber ländlichen Genossenschaften im Saargebiet au machen, mag folgender Bergleic dienen: Das Saargebiet zählt nac bem Stande vom 1. Januar 1934 828 000 Einwohner. Dte ländlichen Ge- nossenschaften haben 50454 Mitglteder, bte vorwiegend Saus- haltungen verkörpern. Rechnet man iede biefer Familien mit 4 Stopfen, fo ergibt sic eine Sahl von etwa 200000 Versonen, bie allein in ben ländlichen Genossenschaften zusammengefast werben, b. h. etwa 25 v. $. ber Saarbevölferung, ober jeber vierte Einwohner fte01 mit ben ländlichen Genossenschaften in Berbindung. Qm Jahre 1933 wiesen bie genosienschaftlichen Drgant- sationen insgesamt einen Umsat von etwa 2,91 Milliarden Franken auf. Qm Bezug landwirtschaftlicher Bedarfsstoffe auf Grund alter Geschäftsverbindungen mit bem Mutterlande finb durc Einfuhrsperren unö ähnliche Masnahmen für fünft« liehe Düngemittel immer größere Schwierigkeiten entstanden, bie schlieszlic unüberwindlic werben mußten, fo baß bei« fpielSweife für Salpeterstickstoff, Kalkstickstoff unb Kalifalze, mit Ausnahme von 20prosentigem Stall unö Kainit, feit bem Fahre 1932 feine Möglichkeit zur Einfuhr aus Deutschlan mehr beftanb. UeberaK da, wo bie Schwierigkeiten aus irgendwelchen Gründen wieber beseitigt werben mußten, zeigte fic sofort das Aufleben ber altbewährten Geschäfts- beziehungen. Der Bezug erfolgte bann wieber reftloS aus Deutschland. Dies trifft befonberS für Kainit unb 20prozenti- geS Salisal; fowie Superphosphat feit bem Sahre 1932 zu. Ebenso würbe öaS Saatgut ausschlieszlic aus Deutschland be« sogen. Der Bedarf von Saatgetreibe mußte vom Fahre 1932 ab im Saargebiet selbst gedeckt werben, was durc bie fran» sösische Kontingentierung bedingt würbe. Cin befonberS anschauliches Bild über bie fpftematifeße Unterbindung alter wirtschaftlicher Beziebungen des Saar« gebieteS zu Deutschland bietet bie Biehausfuhr, bie tm ersten Bierteljahr 1932 30 000 dz betrug, im ersten Vierteljahr 1933 27000 dz unb im ersten Vierteljahr 1934 durc Kontingentte- rung auf 12 000 dz herabgesetst witrbe. Der Rütckgang um 18 000 dz ging wesentlic zu Saften Deutschlands, baS im ersten Vierteljahr 1932 mit 16 000 dz. an öer Ginfuhr be« teiligt war, alfo weit über öie Hälfte öer Gesamteinfuhr be« ftritt, während ber Anteil im ersten Vierteljahr 1934 auf 1590 dz zurückgegangen ift — gegenüber 12 000 dz Gesamts einfuhr! Diese Entwiclung läßt auch ben Michteingeweihten öie Schwierigkeiten erfennen, öie öer saarländischen Randwirt- schaft erwachsen sind. Sobalö aber öie Schwierigfeiten ober öie Boraussetungen öafür befeitigt sind, besteht berechtigte Aussicht auf eine gesunde Aufwärtsentwicklung ber gesamten Saarwirtschaft. Daran mitzuhelfen, wirb auch das höchste Siel des Mutterlandes fein. Durc öie Nücgltederung öeSSaargebieteSsuSeutfchlanö werben öie Vor» aussetungen für eine gesunde Weiterentwtcklung öer Wirt- schaft unb wirb -somit bie Grundlage für einen wieberauf« blübenden Wohlstand im Saargebiet geschaffen.