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"itteilun der Saupfablleilung Hl der Randesbauernichaj achjen Perband bet landwirtchafti. Senoffenjchaften im reistaat Sachfen e. 3. / Verbandsblatt bet 600 Jächfifchen land wirt jc. SenoTTenschaften mit über 70000 Alitgliedern unb mindejtens 50000 Jelb!tändigen Landmirtjchaftl. betrieben / Annabme- ftelle für Bilanveröffentlichungen u. Ameigen: Die Sefchäfts- telle des Verbandes, Dresden-A. l,&ibonienftr. 13. Ruf 27448 glt 20 feesten, den 30, Stbeföing 1934 31. Jnhalt: Genojsenschaftswesen früher unb heute — Errichtungsiperre für Sreditinstitute — Spruc — Beränderungen im Reichsnährstand — Der Bauer ipart — Ktirchengelder bei Genosienichaften — Anzeigen Kachdrud nur mit Genehmiguna der Sdriftteitung geftattet Genosienichcstswejen rhet nnd heute Die Machtübernahme in Deutschlanb am 80. Hartung (Januar) 1933 durc ben Mationalsostalismus ift nicht nur ein politisches Greignis gewesen. Vtel gröser find ble Umwälzungen, bie damit auf wirtsc af flichem Gee biete verbunden waren. Qer Natipnalsoztalismus löjte eine Birtschaftsfprm ab, bie sic über hundert Jabre behaupten konnte unb unter dem tarnen des Kapitalismus unb Ziberalißmus in ber Wirtschaftsgeschichte weiterleben wirb. Der Kavitalismus tute ber Eiberaltsmus waren seinerzeit dadurc entitanden, daß ber Mensc alle feine Kräfte von individuellen Bindungen freimachte unb in dem Kampfe aller gegen alle fein eigenes Fc als Ausgangs- punft feiner Betrachtungen unb Handlungen stellte. 3war fehen mir bereits im kapitalistischen Wirtschaftsipstem eine Art von rückläufiger Bewegung zu bestimmten Bindungen (Syndikate, Truste), bie aber nicht bie in selbstsüchtigen Hdeen verstrickten Menschen ju ben Grunölagen ber Bolks- gemeinschaft zurücfübrten, fonbern bie Pirtschaft ent« persönlichten und bie Menschen zum Sklaven des internatio- nalen Weltkapitalismus machten. 3u biefen Wirtschaftsformen beS Kapitalismus unb Liberalißmus steht ber Nationalfpzialismus in feiner Auffassung von ber organischen Nattonalwirtschaft als ©teuer an Bpik unb Staat in stärkstem Gegensat. Jm nationasozialistischen (Sinne ift baS Ziel des wirtschaften- ben Menschen nicht — wie im Bettalter beS Kapitalismus — „Erwerb von Aeichtum” schlechthin, fonbern B o l f S g u t • Vermehrung nnd Bedarfsdecungswirtichaft, bie auf ben Kräften von Raum unb Nasse, ©lut unb ©oben gegrünbet finb. ©iefeS Zujammensptel ber durc ben Staat unb für den Staat unb baS Rolt au lösenden Strafte ift aber fein willkürliches Durcheinander ohne inneren Aufbau, fon« bern awingt jeben einzelnen, in an feinem Streben über ben persönlichen Borteil baS Gemeinwohl zu stellen unb fic bie« fern in freiwilliger Dissiplin unterzuordnen. ©er Nationalsozialismus ift feine abstrakte Sdee, bie von einigen wenigen Männern erfunben märe unb feine Berbindung au Bolk unb Reben hätte. Auc in ber Ber- gangenheit gab es Wirtschaftsformen, bie in ihrer Auß• mirfung auf dasselbe hindeuten, ©en vollkommensten Aus- brud für nativnalsozialistische Virtschaftsauffasiung fehen mir in ben Genpsfenschaften, bereu Wablipruc „giner für alle, alle für einen" nichts anbereS ift, als baS nationaliozialistische Grundgeset „emeinnut vor Gigennut". Parum tonnte auc bie Gingltederung des Genossenschaftswesens in ben nationalfozialistischen Staat im vorigen Vahre fo reibungslos vor fic gehen. Man brauchte feinen mehr ober weniger fanften Druc von oben auszuüben, um bie Genossenschaften für bie Vermirklichung national« sostalistij cher Wirtschaftspläne einzuspannen. Denn tat« f ä ch Hc waren ja bie genpfenschaftlichen unb national? oaialt ft ifchen Gedantengänge bie« f e l b e n. ©abei ift es nur von untergeorbneter Bedeutung, bah hier unb bort führende Versönlichkeiten, bie nicht bie not« wenbigen Garantien für bie Zusammenarbeit tm genannten Sinne au geben schtenen, durc anbere Bersonen ersett wer« ben muhten. ©en Genossenschaften fann barau» fein Borwurf ge* macht werben, bah fie ihren Aufgaben in ber Bergangenheit nicht voll unb gana gerecht geworben finb. ©ah vermeibbare gehler gemacht worben finb. sol awar auc nict in Abrede gestellt werben, ©ie gehler finb aber letten Endes nicht gröber als bie gehler, bie Handel, Gemerbe unb Aftien- banken ebenfalls gemacht haben. Auc ift au berückiichtigen, bah bie Genofsenichaften in eine f apitalistisch-liberalistiiche Umwelt hineingestellt, ihre Aufgaben in einem Abwehre fampf, nicht aber in gestaltender Arbeit fehen muhten. Heute, wo bie Einheit beS Willens swischen ©enoffen« schaf unb Staatsführung hergestellt ift, wirb auch bie Ge- nojsenschaftsarbeit au befieren ©rfolgeu führen fönnen. Vns- besondere h«t gerade baS l an bwirtfcüaft liehe Ges nofienschaftswesen als wichtiges Glied des Reichsnähritandes grose Aufgaben au erfüllen. Bis zum enbgültigen Aufbau beS Genpifenschaftswesens wirb aHerbingS immer noch eine gemisse Seit vergehen müfsen. ©en Menschen aber, bie ba behaupten, „es wäre fa noc nichts anbereS geworben", auch heute feien bie Genossenschaften nicht von Verlusten unb nterschlagungen verschont, muh einmal gefagt werben, bah es fic hier fast immer noch um bie Schlacken handelt, bie dem Genoffenschaftswesen auS ber Vergangenheit anbaften. Durc ben energischen Ausbau beS fRevifionS« wefenS werben bie Berlustquellen festgestellt unb ver« stopft werben unb für bie 8ukunft, foweit wie trgenb mög- lieh, bie Gewähr geboten, bah barüber hinaus feine gehler mehr gemacht werben fönnen. Benn bie Genossenschaften in ber Bergangenbeit noc nicht alle bie gewünschten Gr- folge auf wirtschaftlichem Gebiete erzielen fonnten, fo he« sonders beßmegen, weil erst bie Grundlage für ein erfolg» reiches Arbeiten geschaffen werben muhte, ©te Genpisen- fchaften hüben aber noch nie ben Kotalitätsanspruc erhoben, fonbern waren stets bestrebt, unter Rerücksichtigung ber ihnen zukommenden Sonderaufgaben mit ben anberen Wirtschafts- Unternehmungen an ber E r h a 11 u n g b e S © a u e r n t u m 3 mitzuarbeiten. m ©ah bie Genossenschaften auf allen Gebieten des Wirt- schaftslebens schon bahnbrechend vorangegangen finb, baS fann ein objektiver Beurteiler nicht leugnen. Wenn 8. B. bie Genofsenschaften schon vor einem Fahr von ben Mlitgliedern nur einen 8insfus von 6°/ ohne iede Reben spesen verlangten, fo fann dieses von einem anberen Ber sonalkreditinstitut nicht gefagt werben. Sine weitere 3ins: senkung streben bie Genossenichaften mit aller Macht an, finb aber vorläufig, ba fie ja nur einen kleinen Teil des groben Kreditwirtichaftsapparates darstellen, noc an Faktoren ge« bunden, bie auszerhalb ihrer selbst liegen. Dder wenn bie Masznahmen ber Regierung auf bem Gebiete ber Getreidee Verwertung im vorigen Vahre ein voller Erfolg gemesen finb, fo finb bie landwirtschaftlichen Genofsenichaften an biefem Erfolg massgeblic beteiligt. • Auf allen Gebieten beS Absatzwesens haben sich bie ®e= nofienschaften betätigt, unb wenn man hier unb ba geglaubt hat, auc ohne bie Genossenschaften auSfommen au fönnen, fo wirb doc bie Bukunft lehren, bah eine organische Birte schaftsgestaltung im nationalsoztalstischen Sinne nur m i t ben Genossenschaften durchgeführt werben fann. ©r. S.—G.