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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.12.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190112119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19011211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19011211
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-12
- Tag 1901-12-11
-
Monat
1901-12
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.12.1901
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einer Aufhebung der Verfassung. der Be den be- eng- Teagweite noch nicht gehört hat: Herr v. Körber sprach mit dürren Worten von der Eventualität Erregung aus dem Kupfermarkt, sagt der „Newyork He ald": Mehrere Makler hätten veranschlagt, daß in ewyork allein in den letzten Tagen 20 Mill. Mark an Kupfermerthen verloren worden seien. s mit jedem anderen Osfizier halten würde, der sein Lmllverbot nicht beachte. Er trage deshalb auch die Uniform seines Regiments nicht, weil er Ursache ge labt habe, wegen dieses Vorkommnisses nicht einer Sinnes mit demselben gewesen zu sein, und weil leider gerade sehr junge Leute Anlaß zu diesem Aergerniß gleichen Termine sollen dafür unbeschäftigte deutsche Arbeiter in Dienst gestellt werden. Wien, 9. Dez. (Abgeordnetenhaus.) In Be antwortung einer Interpellation der Abgeordneten Romarovirsch und Breita über dis Vorgänge in Lemberg erklärte der Ministerpräsident von Körber, daß die hierher gelangten ernsten Nachrichten über angebliche Uebcrgriffe von Polizeiorganen sich nach den amtlich, n Berichten als weitestgehende Entstellungen des Sachverhaltes heraus stellten. Die Polizei habe unter den schmierigsten Verhältnissen ihre Pflicht ge than. Insbesondere entspreche auch die Angabe, daß sie ohne vorherige Warnung gegen die Marge vor- g gangen sei, nicht den Thatsachen. Immerhin wolle er versprechen, daß etwaige Mißgriffe genau ermittelt würden. Ich bi >, fährt Körber fort, nur meiner Pflicht nachgekommen, wenn ich nach dem Beginne d:r Demonstrationen sofort anordnete, daß seitens dce Behörden Alles vorgckehrt werde, um weitere Aus schreitungen zu verhüten. Die Regierung ist weit da von entfernt, die nationalen Empfindungen unter ihre Kontrole zu nehmen oder den Geist solcher Auf wallungen zu mißdeuten, allein wie sie die Pflicht hat, über die öffentliche Ruhe zu wachen, so erachtet sie sich insbesondere auch dafür verantwortlich, daß die internationalen Beziehungen der Monarchie vor jeder Verbindung mit inneren Vorkommnissen bewahrt bleiben. Die Regierung kann die Zulässigkeit der Einmischung eines anderen Staates in ihre heimischen Angelegenheiten nicht zugeben, macht aber kein Hehl daraus, daß ihr auch die Uebertreibungen der Presse nicht zweckdienlich erscheinen. Aber sie glaubt am patriotischsten zu handeln, wenn sie die Ereignisse nicht tue Monarchie gestaltet hat. Amsterdam, 9. Dez. Der Vorstand )ockarbeiter hat in Anbetracht der ungenügenden so weit gedeihen läßt, daß sie als Verletzung eines fremden Slaales ausgelegt werden können. Ich finde es um so nvthwendiger, dies zu sagen, als ich mit Bezug auf eine weitere Anfrage des Abg. Breita und Genossen zu erwidern habe, daß der Minister des Auswärtigen gar keine Veranlassung zu Erörterungen hatte wie sie den Interpellanten vorzuschweben scheinen weil die Regierung pflichtgemäß ihr Vorgehen stets m vollsten Einklänge mit der internationalen Politik Breslau, 9. Dez. Ueber eine entsetzenerregende Mordthat wird der „Schles. Ztg. aus Guhrau ge meldet: In Niedertschirnau hat ein Auszügler den Ehemann seiner Tochter im Bett überfallen, dem Schlafenden einen Strick um den Hals gelegt und ihn so durchs Haus geschleift. Als der Schwie gersohn zur Besinnung kam und Widerstand leistete, eilte die Tochter ihrem Vater zu Hilfe und beide er drosselten den sich verzweifelt Wehrenden. Dann hängten sie die Leiche an die Decke des Kellergewöl- ies. Beide wurden verhaftet und haben die That re.eits gestanden. * Zu Vern Berliner Milchkriege be- richtet eine Lokalkorrespondenz, daß in den Reihen der Milchhändler Uneinigkeit ausgebrochen lei. Ein — Teplitz, 6. Dezember. Preisermäßigung für Braunkohlen. Mehrere Firmen für Kohlengroßhandel in Aussig rc. haben Zirkulare an ihre Kundschaft ge- sandt, in denen es u. A. heißt: „Ich theile Ihnen mit, daß ich mich im Einverständniß mit den von mir ver tretenen Werken entschlossen habe, die ursprünglich für den 1. April 1902 in Aussicht genommene Preis- regulirung fchon ob 1. Januar 1902 vorzunehmen. Zu ihrer Information diene Ihnen sonach, daß mit 1. Januar 1902 umseitig notirte Grossistenpreise in Kraft treten sollen." Die in diesem Zirkular ange deutete Preisregulirung ist eine Preisermäßigung, die ;e nach der Qualität der Kohle zwischen 0,3 und 1,2 Kronen pro Tonne beträgt. Bei einigen Firmen trai die Preisermäßigung schon am 1. Dezember in Kraft. Der Fall, daß mit Beginn der Wintersaison die Kohlen- preise herabgesetzt werden, ereignet sich zum ersten Male. Ec ist jedenfalls bezeichnend für die Lage deS Kohlen- Marktes im allgemeine:, und des böhmischen Braun kohlenmarktes im besonderen. Allerdings waren die bisherigen Preise außerordentlich hoch, selbst die herab gesetzten sind noch immer höher als die vor dem Streik im Januar 1900. Die Nothwendigkeit der Preis ermäßigung ergab sich für die Verkäufer aus ber Stockung des Absatzes, insbcsondere rach den deutschen Landen. Sie haben jetzt bei Erneuerung der Verträge schlechte Erfahrungen gemacht. (Dr. Anz.) — In Penzig wurde Sonntag früh die Handels frau Schäfer in der Nähe der Schneidemühle mit zertrümmerten Schädel aufgesunden. Es liegt ein Raubmord vor. Als muthmaßlicher Mörder ist der Arbeiter Witschel verhaftet worden. Halle. (Verurtheilung einer Heirathsschwind- lerin.) Frau Ida Frank, geb. Buschmann, eine trotz ihrer Jahre noch ansehnliche Dame, war im Juli d. I. kaum aus dem Zuchthaus, das sie wegen zahlreiche, Schwindeleien bezogen, entlassen worden, als sie fick ein neues Feld für ihre Thätigkeit suchte. Durch einen Agenten li ß sie sich ein m nicht unvermögenden Land- Eventualität gegeben hätten. Alsdann verabschiedete sich der Kaiser Ein stärkeres Ivom Osfizierkorps mit dem üblichen militärischen Mittel, die Volksvertretung zur Vernunft zu bringen, iGruß. — Einem anderen Bericht zufolge soll sich der Kaiser in Bezug auf die jungen Offiziere noch viel schärfer ausgedrückt haben. Berlin, 9. Dez. Der Reichskanzler Graf von Bülow hatte heute eine längere Besprechung mit dem österreichisch-ungarischen Botschafter von Szögyenyi. In Berlin tagte gestern eine große polnische Protestversammlung. Sie endete mit der Annahm? einer Resolution, in welcher u. A. auch der polnischen Reichstagsfraktion die Entrüstung der Versammelten darüber ausgesprochen wird, .daß sie bis jetzt mit ihrer Interpellation gewartet und diese in einer Weise jormulirt hat, welche des polnischen Namens un- würdig ist." Fernerfand eine Resolution einstimmige Annahme, durch die die tiefste Entrüstung über die preußischen „Gewaltthaten" (!) ausgesprochen und die „Opfer" der preußischen „Begehrlichkeit" der Verehrung durch die Wiener Polen versichert wurden. Ferner wird dem Berliner Polenklub wegen seiner Lauheit in der Vertretung polnischer Interessen die Entrüstung der Versammlung und dem österreichischen Polenklub Ver- achtung wegen Nichterscheinens ausgedlückt. Ein An trag auf Gründung eines Vereins fand einstimmige Annahme. Schließlich wurde die „Nationalhymne" gesungen und eine Geldsammlung vorgenommen. Breslau, 7. Dez. Der Kaiser traf gestern Nach mittag in Radzionkau ein und wurde am Bahnhose vom Fürsten Henckel v. Donnersmarck und vom Landrath em pfangen. Kriegervcreine, Feuerwehren und Bergleute bllveten vor dem Bahnhofe Spalier. Hierauf erfolgte die Abfahrt nach dem Schloß Neudeck, wo der Kaiser von der Fürstin Henckel von Donnersmarck empfangen wurde. Auf der ganzen Fahrt nach dem «schloß wurde der Kaiser von der Bevölkerung mit Jubel begrüßt. Hamburg, 7 Dezember. Nach einer Meldung aus Stolzenau ist ein Fischerboot auf der Weser von einem Schleppdampfer überrannt worden. Die Boots insassen, der Schiffer Niemann nebst zwei Söhnen, er tranken. Pest, 7. Dezember. Im Pctroseniger Kohlcnwerk wurden durch eine Explosion fünf Arbeiter getödtet und sieben verwundet. Halle a. S., 9. Dez. Die vom Gewerkschasts- karüll gestern veranstaltete Arbeitslosenzählung ergab vorläufig gegen 2400 Arbeitslose und 500 Arbeiter mit verkürzter Arbeitszeit. Heilbron«, 9. Dez. Gestern Morgen gegen 8 Uhr entstand in der Möbelfabrik von Halm Groß- seuer, das auch die benachbarte Oelfabrik von Haller ergriff. Beide Fabriken sind gänzlich niedergebrannt; die Bleiweißfabrik von Rund ist ebenfalls zerstört. Osnabrück, 9. Dez. Westhannover, das be nachbarte Westfalen und einzelne Theile des Teuto burger Waldes wurden von schwerem Unwetter heim gesucht. Stellenweise gingen verheerende Gewitter nie der. Die Ems führt Hochwasser. Hamburg, 9. Dez. Bei heftigem Nordwest sturme sind die Schoner „Axel- und „Kongo" mit je t> Mann, und der Dampfer „Scora" mit 12 Mann Besatzung in der Nordsee untergegangen. Hamburg, 9. Dez. Auf dem Dampfer „Sieg fried" wurden 22 Personen der Besatzung wegen Güterberaubung verhaftet. Hamburg, 10. Dez. Ein heftiges Gewitter mit Regen, Schnee und Hagelschauern ging gestern während des ganzen Tages bei heftigem Südwestnind über Hamburg und Umgegend nieder. Mehrere Schiffsnnsälle werden von der See gemeldet. Kattotvitz, 9. Dezbr. Mit Rücksicht auf di herrschende Arbeitslosigkeit hat die Direktion der Laurahüttte ihren theilweise seit längeren Jahren be schäftigten ausländischen, vornehmlich galizischen Grubenarbeitern für Neujahr gekündigt. Mit dem Wirth in Grießen in Anhalt M „reiche Partie" an bieten. Sie sei die GutsbesitzerswiNwe Elsa Sach;e. habe in Selben (Anhall) ein 200 Morgen großes Gut, dazu 50 Morgen Pachracker, 8 Pferds, 50,000 Mask auf Hypotheken in Halle und 50,000 Mark theils baar, theils in Werthpapieren im Geldschrank. Der Bräutigam war entzückt; er fuhr mit sei: er reiches. Braut nach Dessau, machte einen Abstecher nach Wörlitz, und man lebte auf seine Kosten herrlich und in Freu den. Als er aber das Gut seiner Braut besichtigen wollte, war diese plötzlich verschwunden. Vor ver Straskammer meinte er: „Das verlorene Geld ist noch das Wenigste, aber der Spott, den ich ertragen — es war mehr als für 'ne Million." Die Schöne, di? in ähnlicher Weise einen Zimmermann in Halle ge narrt und um Beköstigung und Garderobe beschwindelt hatte, erhielt in Rücksicht aus ihre Vorstrafen und „das unglaublich freche Treiben" 6 Jahre Zuchthaus zudiktirt. Tagesgeschichte. Deutsche» Kelch. Ein 5122 Petitionen umfassendes Petitions- verzei chniß ist den Reichstagsabgeordneten mit» getheilt worden. Petitionen gegen den Zolltarif sind darin noch nicht enthalten. 211 Petitionen mit 268 798 Unterschriften richten an den Reichskanzler daS Ersuchen, „alle sriedlichen Mittel zur Beendigung des Burenkriegcs anzuwenden". Gesterrrich Ungarn. Der langsame Fortgang der Arbeiten im öfter- reichlichen Reichsrath und das Verhalten der Tschechen, die Miene machten, die parlamentarische Maschine zum Stillstand zu bringen, hat den Minister-Präsidenten von Körber zu einer Mahnung veranlaßt, wie sie dieser Reichsrath von solchem Ernst und solcher »eiligung an dem Ausstande und der unter wlländischen Arbeitern herrschten Uneinigkeit schlossen, die Bewegung zur Boykottirung der ischen Handelsschiffe einzustellen. NeWYStk, 9. Dezember. Bezüglich der gestrigen Bataillons, Herr Major Wilhelm, die von Sr. Maj. dem König verliehenen silbernen LebenSrettungS» Medaillen an vier ganz besonders bei der Rettung deS seinerzeit mehrere Tage verschüttet gewesenen Brunnenbauer- Thiele in Grimma betheiligt gewesene Angehörige des Bataillons. Major Wilhelm hielt zunächst eine kurze Ansprache an die vor die Front deS Bataillons Gerufenen, worauf er jedem Einzelnen die Lebensrettungsmedaille überreichte. Die Dekorirten sind: Feldwebel Behrens, Sergeant Seltmann, Sergeant Mühlberg und Pionier Hennig, fämmtlich von der 4. Kompagnie. Auch Prinz Friedrich August hielt an das versammelte Bataillon eine kurze, kernige Ansprache, in der der Prinz hauptsächlich des tapferen, unerschrockenen Verhaltens der Dekorirten gedachte. Hierauf unterhielt sich der Prinz auf das Leutseligste mit den Ausgezeichneten. Zum Schluß brachte Herr Major Wilhelm ein Hoch auf Se. Maj. den König und den Prinzen Friedrich August aus, in das die Anwesenden begeistert einstimmten. — Traurige Unterbrechung einer Leip ziger Reichsgerichtssitznng. Einen vorzeitigen Abschluß fand die Sitzung des vierten Strafsenats des Reichsgerichtes. Während die Mitglieder des Senats sich im Berathungszimmer befanden, um über die verhandelten Sachen zu berathen, verlor Plötzlich der 60 Jahre alte Reichsgerichtsrath Braunbehrens die Besinnung und sank auf seinem Sessel zusammen. Die Berathung wurde sofort abgebrochen. Zwei schnell herbeigeholte Aerzte konnten leider keine Hilfe mehr bringen; sie mußten feststellen, daß Herr Braunbehrens einem Schlaganfall mit Bluterguß ins Gehirn erlegen fei. Die Kunde von diesem Trauerfalle verbreitete sich sosort im Amtsgebäude und die Collegen des Entschlafenen, voran der Präsident des Reichsgerichts und der Oberreichsanwalt, eilten herbei, um einen letzten Abschied von ihm zu nehmen. Der so plötzlich aus dem Leben geschiedene Richter ersrcute sich stets großer Rüstigkeit und Frische; das Alter hatte noch keinerlei Macht über ihn gewonnen. Nur eine ganz leichte Unpäßlichkeit hatte ihn am Tage seines Tode? befallen, doch schien sie während der Verhandlungen, denen er mit voller Ausmerksamkei. folgte, völlig ver schwunden zu sein. Vermischtes * Unter allgemeiner Theilnahme feierte in Greiffen- herg Kanzlciraih Wendt mit seiner Gemahlin in be- merkenswerther Rüstigkeit die diamantene Hochzeit, * Im Brautkleid- vom Schlage gerührt. Der Tod kennt keine Rücksichten. Zwischen Trauung und Hochzeitsmahl wurde am 3. d in Trier eine junge Frau ins Jenseits abberufen. Die Feier in der St, An« tonius-Kirche war beendet und das Paar betrat glücklich seine neue, in der Bollwerkstraße gelegene Wohnung, wo die Festtafel bereit stand, als die Frau, vom Schlage ge troffen, todt zu Boden sank — eine Leiche im Brautkleide. Der Schmerz des Gatten, der Schreck der Festgäste läßt sich nicht beschreiben. * Sein SOjähriges Fabrikarb-tt-r Ju biläum durste der Fabrikarbeiter Christian Friedrich Siegle in Schorndorf begehen. Siegle, der ununter brochen in dieser langen Zeit in der Hutfabrik der Ge- brüder G-bler beschäftigt war, wurde neben anderweiti gen Geschenken auch davurch ausgezeichnet, daß ihm der König von Württemberg die Silberne Verdienst-Medaille verlieh. steht der Regierung nicht wohl zur Verfügung! lieber die höchst bemerkenSwerthe Kundgebung, dm vielleicht noch einmal Herrn v. Körber zu einem' brauchbaren Parlament verhilft, berichtet uns folgen- deS Telearamm: k. ' Wien, 9. Dezbr. Das Abgeordnetenhaus be- aann .heute die 2. Lesung des Budgetprovisoriums. Im Laufe der Debatte erklärte der Ministerpräsident Dr. v. Körber, die Gerüchte von einer beabsichtigten Auflösung deS Abgeordnetenhauses feien unbegründet. Gegenüber den Borwürfen der Tschechen erklärte der Minister, daß die Regierung nichts gethan habe, was die Tschechen zu einer förmlichen Anklage der Partei- lichkeit gegen die Regierung berechtigen könnte. Zwischen der Regierung und den deutschen Parteien be- stehe kein anderes Berhältniß, als zu den anderen Parteien. Die Regierung fei allen Parteien dankbar, welche die Arbeiten des Parlaments förderten und erleichterten, könne aber niemals ihre Unabhängigkeit aufgeben. Die Regierung siche nicht unter der Bot mäßigkeit irgend einer Partei. Sie sei frei und müsse zur Vollendung ihres Werkes auch frei bleiben. Die Regierung sei nicht nur keine Feindin des tschechischen Volkes, sie würdige dessen Bedeutung vielmehr vollauf und versichere, daß die Tschechen, wenn es sich darum handeln werde, den Friedenspreis für beide Theile zu finden, die Regierung sicher weder übel wollend noch lästig finden würden. Der Negierung schwebe als klares, unverdunkeltes Ziel die Zukunft des Staates vor. Sie wolle dieser Zukunft dienen und wisse, daß der Frieden werden müsse, wisse aber auch, daß er nicht ohne Besonnenheit und Mäßigung erreichbar sei. Deshalb fordere die Re gierung von allen Parteien mehr als je alle Tugen den des Patriotismus. Der Ministerpräsident be dauert, daß das Haus nur zu langsam den Bemüh ungen der Regierung folge, und erklärt, es dräge sich die Frage auf, was geschehen solle, wenn der Ge- sundunzs-Prozeß zu längs währen sollte. Die constitutionelle Mechanik empfehle die Auf lösung des Hauses, bis ein solches mit anderer Ge sinnung und größerer Arbeitslust gewählt werde. Wenn jedoch die ungeduldig gewordene Bevölkerung eine Ra- dicalkur verlange, und wenn dann die Regierung — sei es auch die ernsteste und gewissenhafteste — sich auf derartige Wünfche und die Ungeduld der Be völkerung berufend, im dringendsten Interesse der Staatsnothwendigkeit, an die Verfassung greisen müßte, werde sie für alle Zeiten entlastet und vor der Ver urtheilung durch die Geschichte gesichert sein, ja st könne unter diesen Umständen mit vollem Recht als Retterin des Staates betrachtet werden. Wir sahen, erklärte der Ministerpräsident, bereits einmal eine Ver fassung Zusammenstürzen und sollten eine Wiederholung dessen vermeiden. Die Regierung wolle alles thun um eine solche Katastrophe hintanzuhalten und Frieden zwischen den Völkern zustande zu bringen, das geistig und materielle Wohl der Bevölkerung zu hebe und das Ansehen und die Machtstellung des Staates zu fördern. Der Ministerpräsident schließt, die Re gierung wolle auch in weniger erregter Zeit einer Fortbildung der Versüssung auf versasfungSmäßigem Wege nicht auSweichen, er bitte aber die Abgeordne ten, den Blick auf das alle umfassende Vaterland und Odessa, 10. Dez. Gegenüber den Nachrichten von Pferdeankäufen für England wird von amtlicher Seite festgestellt, daß seit Anfang diefeS Jahres keine beträchtlichen Absendungen von Pferden stattgefunden haben und daß solche Absendungen auch nicht bevor stehen. Die Ausfuhr ist im ganzen beschränkter ge wesen, als in den früheren Jahren. Telegramme vom Wölfische« Bureau. Dresden, 10. Dezember. Gestern Abend gegen 9 Uhr ging hier ein Gewitter nieder, welches von starkem Schnecsturm begleitet war. Wie aus Leipzig berichtet wird, trat dort das Unwetter in gleicher Weise eine Stunde früher auf. Dresden, 10. De:ember. Der in der heutigen Sitzung der zweiten Kammer in Schlußberathung behan delte Entwurf eines Gesetzes über die Abänderung des Einkommensteuer-Gesetzes sowie über den ins Auge ge faßten Vorschlag zur Erhöhung der Gerichtskosten wurde nach kurzer Debatte in namentlicher Abstimmung von sämmtlichen anwesenden 77 Abgeordneten nach den Vor schlägen der außerordentlichen Deputation angenommen und gleichzeitig beschlossen, an die Regierung das Ersuchen zu richten, den Ständen noch in der gegenwärtigen Tag ung einen Gesetzentwurf wegen 25 obiger Erhöhung der landesgesctzlich geordneten Gerichtskosten mit Wirkung vom I. März 1902 ab vorzulegen und die Erste Kammer zum Beitritt zu diesem Beschluß einzuladen. München, 10. Dez. In der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses des Abgeordnetenhauses traten bei der Berathung des Postetats Redner aller Par teien für die Erhaltung des bayerischen Reservatrechts unter Beibehaltung der bayerischen Postwerthzeichen ein. Im Laufe der Debatte erklärte der Ministerpräsident Graf von Crailsheim, er spreche sich heute wie schon früher auf das Bestimmteste für die Beibehaltung des Reservatrechts aus. Man könne seitens des Reiches nicht auf Bayerns Zustimmung hinsichtlich der Ver einheitlichung der Postwerthzeichen rechnen. Die Ein führung einer Weltpostmarke halte der Ministerpräsi dent für einen Traum. Cadix, 10. Dezbr. Ausständige Bäckergesellen begingen verschiedene Gewaltthätigkeiten und verwun deten einen Arbeiter, der dis Arbeit nicht niederlegen wollte. London, 10. Dez. „Daily Mail" meldet aus Lourenzo Marquez vom 9. d., man erwarte, daß die Delagoa-Bahn für den allgemeinen Verkehr mit Be ginn des Jahres 1902 wieder eröffnet werden wird. Transvaal. Bordeanx, 7. Dez. Nach einer burenfreund, lichen Versammlung, in der der frühere Adjutant Sadberg eine Rede über die Konzentrationslager hielt, sammelten sich die Theilnehmer zu einem Umzuge, an dem über 1000 Personen theilnahmen und wollten sich nach dem englischen Konsulat begeben, um dort zu demonstriren. Die Polizei zerstreute jedoch die Demdnstranten und nahm 20 Verhaftungen vor. Chicago, 9. Dezember. Gestern fand hier eine Versammlung zum Protest gegen die englische Kriegs- sührung in Südafrika statt. Es wurde beschloßen, an den Präsidenten Roosevelt die Bitte zu richten, die Be stimmungen des Washingtoner Vertrages von 1871 durch- zuführen und die Verschiffung von Kriegsmaterial nach Südafrika zu verbieten. Madrid, 9. Dez. Ein Pferdehändler in Almagro erhielt Auftrag, für England 5000 Pferde im Alter von 4 bis 8 Jahren zu beschaffen, die im südafrikanischen Kriege Verwender werden sollen. London, 10. Dezember. Die Blätter melden aus Prätoria, Dcwet habe in der Nähe von Heilbron 2000 Mann zusammengezogcn und Oberst Wüfon und dessen Kitchener-Schützen, die zwei Tage lang mit Dewet Fühl» uog hatten, beinahe eingeschlofsen. Oberst Rimingion befreite, nachdem er in einer Nacht 30 Meilen-marschirt war, Wilson. Beide englische Truppentheile kehrten dann mit geringen Verlusten (so so!) nach Heilbron zurück Lottdo», 10. Dezember. Der Unterstaatssckretär im Kolonialamt, Oaslow, führte in einer Rede in C ewe aus, die UebernaMe der Konzenlra ionslagcr von der m-Iitärischen Verwaltung auf das Kolonialamt habe zu keinen M ßhelligkeiten geführt, und es solle kein Geld gespart werden, um die Lager so gesund wie möglich zu mach n. seine unabweisbaren Bedürfnisse zu richten. Lasse Sie das Parlament nicht schuldig werden! (Beifall Bewegung.) Die Rede des Ministerpräsidenten v. Körber war dazu angethan, größte Sensation und Betroffenheit hervorzurufen. Sie wurde in tiefstem Schweigen au gehört, nicht sogleich unter den Mitgliedern erörtert, sondern sie gab ernsten Stoff zum Nachdenken. Man empfand, daß die angedrohten einschneidenden Maß regeln zur sofortigen Ausführung kommen würden. Man verstand, daß sie sich auf eine Sistirung der Verfassung Hinausspielen und daß, wenn der Reichs - roth aufgelöst wird, Neuwahlen keineswegs folgen werden und daß jedenfalls der Ausgleich mit Ungarn iofort unmittelbar von der Krone ans erfolgen wird. Holland. Amsterdam, 7. Dez. Wie das Reuterfche Bureau" aus dem Haag ans bester Quelle erfährt, entbehren die in den letzten Tagen in auswärtigen Blättern verbreiteten Nachrichten über die Königin Wilhelmina und dem Prinzen Heinrich jeglicher Be gründung. Die Urheber der Nachrichten über das Zerwürf» niß am Hose sind ermittelt und werden gerichtlich be langt werden. Reueste Rachrichten Berlin, 10. Dez. Ueber ein interessantes Vor- kommniß wird aus Potsdam gemeldet: Der Kaiser erschien am 1. Dezember im Kasino des 1. Garde- Regiments z. F., wo sämmtliche Offiziere des Regi ments mit dem Kriegsminister v. Goßler und General v. Kessel erschienen waren. Der Kaiser trug nicht die Uniform des Regiments, sondern dis Garde-Husaren» Uniform. Man war auf eine ungewöhnliche Kund gebung des Kaisers gefaß', da diesem zu Ohren ge- kommen war, daß die Söhne zw.ier hochgestellter Generäle, welche im geraumen R gimem als Leut nants dienen, bei einem Liebesmüh! sih dahin geäußert h.tlen, sie winden trotz des kaiserlichen Duellerlass s sich schlagen, wenn ihre Ehre angegrsifin werden ollte. Nach dem Frühstück, welches der Kaiser reim Regiment einnahm, laß er durch den Oberst noch einmal das Duell-Verbot aus's schärsste dem Osfizier-Korps einprägen und unbedingt-n Gehorsam ordern. Darauf ließ der Kaiser die genannten Leut nants besonders Herr Minten md segle zu ihre Venn auch der Vater des Einen ihm lieb und Weith und der Vater des anderen sein verdienstvollster General wäre, so würde er die Söhne derselben ebenso mit chlichtem Abschied aus der Armee entfernen, wie er
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