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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 30.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190106306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010630
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-06
- Tag 1901-06-30
-
Monat
1901-06
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 30.06.1901
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(Fortsetzung folgt.) sich neu konstituirte. Nach seinen Leistungen steht ec unter den 45 Hauptvereinen an dritter Stelle und n.c ,! und rheinische Hauptv.r in ra I- dieser Beziehung vor ihm. Er hat im lau Ringwirthschaft in Amerika. Ein großer amerikanischer Cigarren-Ring ist soeben in Bildung begriffen und zwar durch die Gründung einer Aktien-Gesellschaft unter dem Namen der „American Cigar. Com." mit einem Capital von 60,000,000 Dollars. Diese Unternehmung soll die sieben gegenwärtig unter dem Namen „Havana Ame rican Comp." vereinten Fabriken und noch sechs weitere große Cigarren-Fabriken verbinden. Die „Havana American Comp." erzeugt jährlich an 140 bis 150 Millionen Cigarren. An der Spitze des neuen Ringes steht Wm. I. S. Seidenberg, Chef der Firma Eugene Vollans u. Comp., des Ortszweiges der „Havana American Comp.". New-Uork, 25. Juni. Dem Vernehmen nach hat sich ein internationaler Salztrust mit einem Kapital von ungefähr 50 Mill. Dollars gebildet, zu dem die National Salt Company of the United States, die Salt Union of England und die Canadien Salt Company gehören. Der Trust wird den Namen „International Salt Company" führen und unter dem beherrschenden Einflüsse der Rockefellers und mehrerer mit ihnen in Verbindung befindlicher Firmen stehen. Die Ringbildung von weiteren großen Unter nehmungen wird aus New-Jork gemeldet. Di« „Diamam-Streichhölzer-Kompagnie" wird sich in kurze: Zeit mit der großen Firma „Bryant u. Mai" ver einigen. Der Präsident der „Diamant-Kompagnie" und mehrere Beamte, sowie der Anwalt der Gesell schaft werden die Verhandlungen persönlich in Eng land führen. — In den mittleren Weststaaten sind die Firmen, welche Pflüge Herstellen, einander näher ge treten, um einen Trust zu bilden. Das Kapital soll 14 Millionen Pfund betragen. — Endlich dürfte es sich um eine Kombination der Piano-Fabrikanten ir den Staaten handeln. Man hofft vor allem, ein. Herabsetzung des Verkaufspreises zu erzielen, der augenblicklich 15 Pfund beträgt. Und schließlich das Allerschönste, ein Musikalien ring! Die Newyork „Times" meldet, daß die be deutendsten Musikoerleger der großen Republik sich unter dem Namen „American Music Publishing Company" mit einem Kapital von 20 Millioner Mark zusammengelhan haben. Augenscheinlich kann man mit dieser hübschen Summe etwas anfangs. Aber was ist nun das Ziel, das die aenannte Gesell schaft sich setzt? Sie will sich, wie sie erklärt, vo der ausländischen Production schützen. Europa kann freilich noch einige Zeit ruhig sein. Bis die amerika nischen Componisten einen „Lohengrin", „Rigole.to" oder „Faust" geschrieben haben, wird noch viel Wasser den Berg herablaufen. Die Zeitung „The Noith-American" meldet, britische Kapitalisten seien nach Amerika gekommen, um alle nicht zu dem Morganschen Stahltrust ge hörigen guten Stahlgesellschaften aufzukaufen. — So muß cs kommen, daß sich die Ringe gegenseitig ausfressen. Bündniß der jungen Leute keine Ahnung; in Wahr heit wußte darum die ganze Stadt. Der Sinn der Familie war auf's Praktische gerichtet und Cora im Wesen und Urtheil das gerade Gegentheil ihrer träumerischen Geliebten. Vielleicht lag in dem Gesüyl der Sicherheit, welches er bei ihrer nüchterr.klaren Weltanschauung empfand, der geheimnißvolle Faden, der dies Liebesverhältniß neun Jahre hindurch so fest verknüpfte. Da sie sich fast niemals allein sahen, so chueben sie sich sehr viel. In Co.aS Briefen sand sich wenig von Zärtlichkeiten, vielmehr ließ sie es nicht an eindringlichen Ermahnungen fehlen, er möge sich doch um eine bessere Anstellung bewerben. Manch- be.echligten auch sehr zu der Annahme, es habe Papa Steuereinnehmer sie ihr in die Feder dilrieet. Sie haue eingetrctene Vakanzen mügetheilt und Mittel und W ge angegeben, wie er die Verwendung hochgestellter P isoncn für sein Borwärtskommen anrufen könne. Alluv, er kam überall zu spät. Zwar hatte er nach iolchen Aneiferungen des geliebten Mädchens sonder Zauder regelmäßig einen sauberen Bogen zur Ab fassung des Gesuchs zurechtgelegt; auch spitzte er die Feder und begann den Anfang zu formulieren, allein s bedurfte nur eines Blicks nach der geliebte Haif. oder der nicht minder verführerischen Guitarre, um ihn von seinem Vorhaben abzuziehen. Ost auch waren ^ute Freunde erschienen, um ihn zu einer geselligen Unierhaltung abzuholen, denn ohne ihn war es dcö nirgends recht animiert und gemüthüch, wie sie ver sicherten. Ec war dann auch jederz.it bereit und das Gesuch ward bald beiseite geschoben. Es pressirte ja nicht mit der Beförderung. Sie waren ja beide noch so jung. Er klopfte Paul Hegenbart sehr wohlwollend aus die Schulter und ließ sich, als derselbe sein Anliegen vor gebracht hatte, also vernehmen: „Mein lieber Herr Actuarius, Sie sind mir eir wunderlicher Heiliger. Neun lange Jahre hindurch hat Ihnen mein Haus offen gestanden; jeden Tag in diesem für ein heiralysfähigeS Mädchen sehr bedenk lichen Zeitraum konnten Sie Ihre Werbung vor- bringen, und, bei Gott, ich hält' nicht „Nein" gesagt, weil die Cora nun einmal ihr Herz an Sie gehäng: hat — und obwohl Sie ein ganz sträflich verträumte MoSjöh sind und nichts gelhan haben, um im Amt auswärts zu steigen, wie es einem Mann, der ein Familie begeüncen will, doch zukommt. Heute aber — mein Hcrr Actu rius — kommen Sie zu spät. Just vor einer Siunde hab' ich dem Herrn Proviso: Reinhart mein väterliches Jawort gegeben. Sei Vater besitzt eine Apotheke in Hamburg, die er dein Sohn bei dessen Verheirathung überläßt. Die Cora aber ist so vernünftig, einzusehen, daß eS mit Ihne, nimmermehr vorwärts geht." „Herr Steuereinnehmer! — Sie wollen dc>2 nicht tagen? —" — „Daß die Cora sich mit dem Apotheker verlobt hat. — Ja, das ist reine Wahrhut." Der arme junge Mann stieß einen Ruf de- Schmerzes aus und hielt sich wanünd an der näch sten Tischecke. Dann stürzte er hinaus, ohne die Un getreue noch einmal gesehen zu haben. In seinem bescheidenen Stübchen warf er sich auf das schmal, Sopha und überließ sich seinem tiefen, leidenschaftlichen Jammer. In der Tanzstunde (er besuchte damals noch das Gymnasium) hatte er das Töchterlein des Steuerein nehmers kennen gelernt und durch sie die Beseligun«. Seine Neigung wai d bald erwidert, auch fand er Ein gang ui Coras Elternhaus. Von einer Verlobung koulue vorläufig nicht die Rede sein und Coras Elter gaben sich den Anschein, als hätt-n sie von dem Ergebniß, daß für das letztere zwar direkt und in direkt ganz erheblich mehr Geld au-gegeben worden ist, ohne daß auch nur annähernd Gleiches erreicht worden ist, weil, abgefehen von der Denkmalsfigur selbst, die schöpferische Kraft für einen großen Gedanken gefehlt habe. Daß zwischen Berlin und der Familie Bismarck trotz der Enthüllunq des BiSmarck-Nationaldenkmals noch nicht wieder Alles in bester Ordnung ist, wird von verschiedenen Seiten behauptet und die Rede des Fürsten Herbert bei der Grundstein-Legung des Bismarck-Thurmes im Sachfenwalde giebt Denen, welche so sagen, nicht ganz Unrecht. Es wird auch, im Auslande noch weit offener, als in deutschen Blättern, gesagt, daß das Schweigen des Kaisers bei der Bismarck-Feier seinen bestimmten Grund gehabt habe. So schreibt die Wiener „Neue Freie Presse": „Kaiser Wilhelm II. ist eine impulsive Natur, frei und offen fagt er heraus, was er denkt; einzig gegen BiSmarck sagt er es nicht, weil etwas zwischen ihnen liegt, das nicht mehr fort geräumt werden kann." Dazu bemerkt die Berliner „Tgl. Rundschau": „Wir Lebenden wünschen, daß die Bitterkeiten in den Herzen Derjenigen verschlossen bleiben, die sie empfinden. Denn die Gegenwart soll nicht unter den Fehlern der Vergangenheit ohne trif tigen Grund leiden." Das Nationaldenkmal Bismarcks in Berlin hat insgesammt eine Summe von 1200000 M. gefordert. Professor Reinhold Begas erhielt hiervon, wie jetzt bekannt wird, seinerseits 500000 Mk. als Honorar. Angesichts der Thatsache, daß daS Bismarck-Denk- mal 1200000 Mk. gekostet hat, erinnern die „Berl. Reuest. Nachr." in einem „Denkmäler sonst und jetzt" betitelten Artikel an das Niederwalddenkmal, dessen Gesammtkosten sich aus 1190812,63 Mk. beliefen. Hierzu bemerken die „Berl. Reuest. Nachr.": „Es haben die Gußmodelle für das Niederwalddenkmal, einschließlich des Honorars für den Schöpfer Professor Schilling, noch nicht 195000 M. betragen, ein Satz, der so niedrig war, daß Kaiser Wilhelm dem Meister am Tage der Enthüllung noch eine besondere Ehren gabe von 30000 M. bewilligte („In freudiger Würdig ung der Größe und Bedeutung des Werkes"). Hier bei kommt noch in Betracht, daß Schilling auf seinen eigenen Wunsch und ohne Erhöhung des Honorar» die vertragsmäßig nur auf neun Mcter angenommene Figur der Germania auf 10 Meter erhöht hatte. Für die 1200000 Mk., die das Bismarck-Denkmal ge kostet hat, hätte Deutschland also ein zweites Denkmal von der Bedeutung und künstlerischen Vollendung des Niederwakd-Denkmals schaffen können, an welches dar Bismarck-Denkmal bei weitem nicht heranreicht. Hier zu kommt seiner noch, daß eine Menge von Ausgaben, die daS Niederwald Denkmal erforderte, bei dem Bis- marck-Denkmal von vornherein in Wegfall glömme sind, auch eine Grundsteinlegungsfeier bei letzterem bekanntlich nicht beliebt worden war. Thatsächlich war ja auch daS Komitee in Verlegenheit, wie es das Geld anwenden sollte, woraus seinerzeit der famose Gedank, entstand, dem Fürsten BiSmarck zu schreiben, daß für sein Denkmal viel zu viel Geld da sei, ei möge davon 400000 Mk. für Kirchenbauzwecke her geben. BiSmarck hat darauf erwidert, er habe über das Geld keine Verfügung, man möge sich an die jenigen wenden, die es gegeben haben. Das Komi tee hat sich bekanntlich entschlossen, neben das Denk mal zwei Springbrunnen - Bassins zu setzen, die abei leider mit dem Denkm l selbst nicht den gering sten Zusammenhang haben und aus diesem Grunde mit ihrem figürlichen Schmuck das Denkmal in hohem Grade beeinträchtigen. In Künstlerkceisen ist bereit- die Bezeichnung „Badeanstalt" darauf angewendri worden. Wir wollen uns dieser Kritik nicht anschließen, aber thatsächlich machen diese Springbrunnen-Bassin- den Eintruck, als ob sie nur zur Verschönerung des Thiergartens bezw. des Platzes vor d m Reichstags gebäude bestimmt seien. Vergleicht man daS Nieder ivald-Denkmal mit dem Bismarck-Denkmal, so gelangt n.an bei noch so wohlwollender Beurtheilung zu dem nicht aui diese Höhe bc echau, sorag die Beine zu dick, der Kop? zu klem ^rsch «nt. Sehr unglücklick wär der G danke, dem Fürsten dui Helm salopp ii den Racken zu schieben; k-in preußischer Militär dar' den Helm w tragen und wic übrigen Sterblichen setzen den ut nur in den Racken, wenn wir sehr gut ge frühstückt heben. Tic Nebenfiguren, d.e den Sock: umgeben, und die sich nach allen Ricktungen krümme, und biegen, lassen das Geiühl der Einheitlichkeit de Komposit on mcht amkommen, und vor Allem d«e in der unb.qu msten St Uung hingerakeite Sibylle spricht a en G sctz-n dr Monumentalität Hohn. WaS w i hier ausiprechcn, ist nicht etwa die persönlich vcrranme Idee eines mürrischen Sonderlings, es ist die Meinum Aller, der Gebildeten und der Schlichtesten, die nau dem Königsplatze gewandt,t sind, um sich die neuest B-scheerunz d S neuesten künstlerischen Kurse- anzuü hcn. Man braucht nur die Gruppen zu beobachten, die sich sitzt alltäglich um das Denkmal drängen. Die Einen sperren die Münder auf, die Anderen zerbre ¬ chen sich über die Bedeutung der Uhus und der Raben >en Kopf, die dritten sind verstimmt, die vierten reißen gottlose Witze. Keinem einzigen hat Reinhold BegaS zum Herzen gesprochen, aus der Seele ge- prochen. Der deutschen Kunst war eine Aufgabe ge tellt, wie sie so groß, so begeisternd, so heilig nicht wiederkehren wird. Diese Aufgabe ist nicht gelöst worden; und waS hilft es nun zu untersuchen, wer die Schuld an diesem Mißlingen trägt! Das Bismarck-Denkmal und der Volks witz. Lange hat eS ja nicht gedauert, da mußte auch daS Berliner Bismarck-Denkmal daran glauben, und zwar daran, daß dem Berliner Witz kein Denkmal zu hoch ist — es kommt doch dran. Da steht, so schreibt einem Berliner Blatt der „bekannte alte Abonnent", ein den besseren Kreisen angehöriger Vollblutberliner vor dem Denkmal und erklärt seinen aushorchenden Freunden: „Seht mal, der Kerl hier vorn mit dem Globus auf dem Nacken, det ist der Schneider, der BiSmarckn den miserabel sitzenden Anzug gemacht hat. Er schämt sich so, det er keenen sein Jesichte zeigt. Bismarck hat ihm in der Wuth über den schlecht sitzen« dcn Anzug raus und den Jlobus, den er jerade neu eintheilen wollte, an den Kopp jeschmissen. Die Hyäne rechts hat über BiSmarckn seine Wuth vor Verjnüjen jeheult, weshalb ihr det Meechen uff den Hals jetreten. Am ruhigsten ist noch die Sphinx links, der die Sache aber auch räthselhaft vorkommt, wie eener sich so'ne Hosen bauen lassen kann." — Ob sich wohl Begas das gedacht hat? Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 29. Juni 1901. Die Bezirkskommandos erlassen jetzt Aufrufe an die Kriegsinvaliden von 1870/7 t Es heißt darin: Das Gesetz über Versorgung der Kricgsinoaliden und Kriegt Hinterbliebenen vom 3t. Mai 190t ist nun in Kraft ge treten: 1. Es bezieht sich nur auf diejenigen Invalide» die durch die von deutschen Staaten vor 1871 oder vom Deutschen Reiche geführten Feldzüge invalloe geworve sind, bei denen al io Krieg,u validität anerkannt ist. 2 Empfänger von Unterstützungen aus Grund des Alle, böchften Gnadrne, lasses vom 22 Juli 1881 und Em- p änger von Veteramnbeihil'en auf Grund des Gesetz.? v -- 22. Mai 1895 werden von diesem Gesetz nicht be troffen. 3. Tie auf Grund dieses Gesetzes zu gewähren den Vensionszuschüffe werden angewiesen, ohne daß es eines Antrages der Betreffenden bedarf. 4 Lämmtliche Kriegsinvaliben haben sofort ihren Miliiärpaß an las Bezirksk^mm.ndo einzusenden oder beizubringen. Die jenigen GanzinvaliSen, deren jährliches Gcsammteinkommen — aus den Jnvalidengebührniffen und sonstigen amt lichen, sowie privaten Einnahmen an baarem Gelde und aus anderweiten Einkünften, wie Naturalbezügen, Wohn ungen u. a nach dem durchschnittlichen Geldwerthe bc rechnet — nicht den Betrag von 600 Mk. erreicht, kön nen bei dem Beziiksfelvwebel unter Angabe ihrer Ein kommensverhältnisse die Bewilligung einer Älterezulag- beantragen, wenn sie das 55. Lebensjahr vollendet Habei oder wenn sie voc diesem Zeitpunkte dauernd völlig ei werbsunsähig geworden sind. — In der in einem reichen Festgewande pran genden Stadt Bischofswerda nahm am Johannistag die 54. Jahresfeier d-s Dresdner HauptvereinS de Gustav Adolf-Stiftung ihren Anfang. Untc den zahleichen Festgästen, denen zum großen Theile kein Zweifel. Je einfacher eS ist, um so mehr wird, eS imponiren, dem schlichten Volke ebenso wie dem Feingebildeten; um so mehr wird eS im Geiste Bis« marck'S sein. Selbstverständlich sind alle nackten Genien, FriedenSengel und Giganten streng zu ver meiden, denn BiSmarck war ein durch und durch moderner, deutscher Mensch und jedem allegorischen Geschwätz Feind. Wir nehmen deshalb einen schlichten Granitsockel edelster Verhältnisse, leicht profilirt, aber doch so, daß die Wucht des CubuS zur Geltung kommt und stellen darauf die ganz ruhige, ohne jede Theater- pose gehaltene Gestalt des Fürsten. Und meine Auf gabe wird es sein, meint der Künstler, in all' dieser Ruhe den Menschen zu geben wie er war, das Haupt mächtig wirken zu lassen und Euch, Ihr kommenden Pygmäen, ohne alle Erklärung, nur durch mein Werk, ahnen zu lassen, daß dieses Haupt vierzig Jahre lang das Haupt Deutschlands war. So unge fähr würde, unferer Meinung nach, ein Künstler sich Bismarck's Monument konstruiren. Und d.r Leser mag uns glauben, daß das nicht nur unsere Meinung ist, iondern die aller Gebildeten, aller deutschempfin denden, die jetzt, nachdem die Freude des Weihetages vorüber ist, mit ernüchterten und enttäuschten Augen auf das Barockwerk blicken, das da auf dem KönigS- platze enthüllt worden ist. Hämmernde Siegfriede, flatternde Engel, Uhus und Adler, Giganten, Sybillen, Sphynxe, nacktbeinige Borussien, die auf Panthern herumtrampeln, Raben, deutsche Michels, Nereiden, das sind die „künstlerischen" Mittel, die Herr Pro fessor Reinhold Begas und die Seinen brauchten, um den Begriff Bismarck's auszudrücken, um den feinsten, klügsten, modernsten Diplomaten Deutschlands darzu- stellen. Daß diese Menagerie eine Filiale der Me nagerie an der Schloßsreiheit, mit BiSmarck'schem Geiste nicht das Geringste zu thun hat, daß sie dem deutschen Gochmacke — und nun gar dem Berlinischen Gcschmacke — ewig fremd vorkommen muß, liegt auf der Hand. Die Schuld trifft Begas nur zum geringsten Theile; sie trifft auch nicht einmal das Komitee, daS de : Künstler dcn unglücklichen Platz vorschrieb und ein viel zu großes Werl verlangte . . . die Schu d liegt an der leidigen Mode, die für einen großen Mann auch ein räumlich ungeheures Denkmal verlangt. Weich' plebejische Auffassung der Kunst, daß ein Held nicht durch die edle Güte der künstlerischer Arbeit sondern durcy protzenha'te Verschwendung vor Material und Raum gefeiert werden kann! Otto vor Bismaick wäre durch eine schlichte Herme, die ein großer Künstler — vielleicht Reinhold Begas — groß gearbeitet hätte, seiner, tiefer, biSmarcklsch c g.ehr, worden, als durch dieses Rationaldenlmal. Aber dal ging clen ganz einfach nicht. Für Wilhelm I. halt man vier brüllmde Löwen, zwei Quadrigen und cu paar Dotzena nackte Weiber angewendet; hätte man für Bismarck weniger gcthan, so hätten seine Ver-Hre: gemunkelt: Aha! man behandelt ihn als Nebenfigur als Zntguwsfen! Aho immer tüchtig cmgepaßt! Herbe, um den T'gern, Sphynxen, Schlangen! F> ge> wir auch noch ein halbes Dutzend Trstomn und Meer weiber mrzu Es ist ja Alles da, es ist ja nicht wo bei armen Leuten, Zu diesen im Grunde des Auf trags und Entwurfs liegenden Fehle n kommen Mängel in der künstlerischen Ausführung, die der Kü-.stler au seine eigene Rechnung zu nehmen hat Der Socke! ist zu osinartiz hoch und die Proportionen der Figur Bischofswerdaer Bürger eine gastliche Stätte bereitet unier ven »» paupi haben, bemerkte man außer einer größeren Anzahl der würtlembergische Vertreter der Diaspora Abgesandte der Gustav Adolf-Igiren in dieser Bezü Hauptvereine zu Leipzig, zu Posen, in Schlesien und in Westpreußen. Am Abend fand im Saale des König Albert-Hotels eine Begrüßungsfeier statt. Ober pfarrer Dr. Wetzel sprach namens des Gustav Adolf- zweigvereinS und der Kirchgemeinde Bischofswerda herzliche Begrüßungsworte. Bischofswerda sei — so führte der Redner u. A. aus — von jeher eine Gustav Adolf-Stadt gewesen und doch lebten hier die Protestanten mit den römischen Katholiken in guter Freundschaft, indem man die katholischen Leichen auf dem protestantischen Friedhöfe bestatten lasse und zwölf Mal im Jahre den Katholiken eine evangelische Capelle zu gottesdienstlichen Zwecken überlasse. Draußen in der Diaspora handelten freilich die Katholiken an den Protestanten ganz anders und angesichts dieser That sache wallte wohl auch das Blut der Bischofswerdaer Protestanten auf, doch man besinne sich immer wieder auf das Prinzip evangelischer Duldsamkeit. Sodann ergriff der Vorsitzende des Dresdner Hauptvereins Herr Oberconsistorialrath O. DibeliuS-Dresden das Wort, den Vorrednern für ihre Begrüßung dankend und u. A. Folgendes ausführend: Es seien mit dem Gustav Adolf-Verein fremde Truppen nach Bischofs werda gekommen, die erörtern wollten, wie man da- felbst unter ihren Fahnen steht. 1639 sei der Bür germeister von Bischofswerda von den Schweden derart gemartert worden, daß er „weder stehen noch liegen konnte". Mit diesen Schweden habe der Gustav Adolf-Verein nichts gemein, sondern er identificire sich nur mit dem Glaubenshelden Gustav Adolf, der be reits 1632 gefallen sei, nachdem er heute vor 271 Jahren seine Landung in Deutschland bewerkstelligt habe. Wie damals sei auch gegenwärtig wieder eine ernste Zeit. In dem gut evangelischen Sachsenlande hätten sich, Gott sei es geklagt, die Verhältnisse so zugespitzt, daß man die Sympathie, die die Evangeli schen für die evangelische Bewegung in Oesterreich be- zeugt hätten und bezeugen müßten, zum Anlaß ge nommen habe, um die evangelische Kirche auf grobe und gröbste Weise zu verunglimpfen und zu beschim pfen. Ja, erst am 11. Juni d. I. habe ein katho lischer Caplan in Zwickau die evangelische Kirche unter dem Beifall seiner katholischen Zuhörer eine w.nd- schiefe Bretterbude zu nennen sich erkühnt und er dreistet. In einer solchen Zeit dürfe unter den evange lischen Glaubensgenossen Niemand mehr neutral bleiben. (Bravo.) Er rufe es hinein in jedes protestantische Haus und Herz, um den etwa noch in religiöser Gleichgiltigkeit schlummernden und aus äußerlichen Rücksichten zurückhaltenden Evangelischen eine Mahn ung zukommen zu lassen: „Unsere Ehre, unseren Schild tastet man an. Was ist das für ein Ding, Neutralität? Freund oder Feind, etwas Anderes giebt er nicht. Her zu uns und unserem Werk, wer noch evangelisch in seinem Herzen ist und einen protestan tischen Leib hat." Die Evangelischen müßten sitzt fest zusammenstehen. Der Gustav Adolf-Verein wolle die Stimme eines Predigers in der Wüste sein, er wolle prediaen durch Thaten der Liebe, daß es trotz aller Zerrissenheit eine Gemeinschaft der Evangelischen, eine evangelische Kirche giebt. Was Gustav Adolf einst mit den Waffen des Krieges ausgeführt hat, das suche der nach ihm genannte Verein mit Waffen des Frie dens zu thun. Er wünsche, daß GotteS Segen auf der Bischofswerdaer Tagung ruhen möchte. Mehr Baracken mit Licht und Lust für die Kranken im Geiste, Schießscharten gegen Die, die die Evangelischen angrcisen. Lob und Preis Gott für den evangelischen Wind, der durch die Welt geht! — Herr Pfarrer Dr. Schumann aus Leipzig überbrachte die Grüße des Leipziger Gustav Adolf-Hauptvereins, feierte die Th.ilnahme dcs Herrn Oberconsistorialraths v. Dibe lius an der Gustav Adolf Feier in Plauen und be tonte, daß die Gustav Adolf-Bestrebungen eine Her zenssache für das ganze evangelische Sachsen seien. Herr Pfarrer Schmidt aus Danziger-Höhe führte aus, daß Polen, römische Nonnen un) römische Geistliche die Feinde der Evangelischen in Wcstp.cußen seien. Dort werde mit unerbittlicher Zähigkeit gekämpft; bekomme man evangelische Kirchen, io würde Rom besiegt werden, denn die Evangelischen hätten das Evangelium. Herr Pfarrer Rothe aus Schildbecg äußerte: Man höre jetzt vielfach den Rusi die Schule müsse die Küche ersitzen. Diesen Ruf würde kci.t > gut evangelischer Mann zu dem seinen machen können; «n Posen jedoch sei es ein Segen, daß die Schule die Kirche ersetzt, was freilich vielfach ein trauriger Zu stand sei. Weiter entwarf der Redner ein ergreifen des Bild von der Bedrängniß der deutschen Evange lischen durch die Polen in der Provinz Posen, wo das Wort von der windschiefen B etterbude in Bezug auf die Kirchen vielfach noch berechtigt sei. Die Po- 'eaer protestantüchen Vorposten könuttn sich nur halten, wenn sie fortgesetzt im festen Zusammenhang mit dem Gros der Evangelischen blieben. — Für »üse Begrüßungen dankte namens des Dresdner Hruptvereins Herr Obe.consistorialralh v. Dibelius. In der Hauptversammlung wurde die große Liebes gabe im Betrage von 7000 Mark der Kirchgemeinde Kostergrab (an der Grenze bei Tepl tz) zugesprochen. — Am zweiten Festtage fand im Zchützenhause eine sta k besuchte evangelische Volksversammlung statt. ES varden musikalische Darbietungen veranstaltet. Etwa 10 Redner aus der Diaspora, größtentheils aus Oester reich, ichilderten die Noth und Bedrängnisse ihrer Gemeinden, die sich aber trotz alledem immer mehr utwickeln. Außerdem gab Herr Pastor Blanckmeister aus Dresden den Bericht über daS Leben des Dr sdner HaupmereinS der Gustav Adolf-Stiftung im Jahre 1900. Ec führte in der Hauptsache aus, daß die letzte Ver sammlung aller Gustav Adolf-Vereine im 19. Jahr- hundert in Königsberg sich dadurch auszeichnete, daß Herr Geh. Kirchenralh O. Pank in Leipzig an die Spitze der Gustav Adolf-Stiftung trat, die gegenwärtig 45 Hauptvereine, 590 Zweigvereine und 1918 Frauen- oereme in sich vereinigt und eine sich ebenbürtig an oie innere und äußere Mission anreihende kirchliche Kraft-Erscheinung ist. An Unterstützungen hat der Verein seit seiner Begründung 36 Mill. Mk. bezahlt. Ein bedeutsamer Ast am großen alten Stamm der Gustav Adolf-Stiftung ist der Dresdner Hauptverein, der bereits im Jahre 1832 vorhanden war und 1844 Nr. 1 Nu die Mu ,, nicht gci vo in wilde Dissonai Be Flügels ..E ! mit hasi Ick haben, „I das die zu besä! Erträgl Stimm jetzt gek N: dem rcc Ecke an ' „C D den Bli T '7 Doktor, hatte. Fr diesmal / wie der gang in ' „N gonsch « ' Dc tiecen. 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