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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 25.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190106250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010625
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010625
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-06
- Tag 1901-06-25
-
Monat
1901-06
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 25.06.1901
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Zinsenerträgnissen dieser Stiftung alljährlich in den Sommermonaten öffentliche Konzerte veranstaltet werden sollen. In der Regel sollen diese Konzerte Sonntag», ausnahmsweise soll aber auch einmal ein solches Konzert an einem Wochentage stattfinden. — Das Landgericht Zwickau verurtheilte einen Bauunternehmer au- Neudörfel zu 1 Woche Gefäng- niß, weil er schlechten Mörtel zu einem» Bau ver wendet hatte, der sich infolge dessen senkte und abge brochen werden mußte. — DaS Comitee der streikenden Weber in Cunewalde beabsichtigt, eine mechanische Weberei zu erbauen, wenn die Verhandlungen des Schieds gerichts scheitern sollten. Ein Capital in Höhe von 300,000 Mk., sowie das uöthige Bauland sollen bereits gesichert sein. (?) — Leipzig, 21. Juni. Zu welcher Höhe der Radfahrsport sich entwickelt hat, läßt die Thatsache erkennen, daß durch die hiesige Polizeibehörde über 15,000 Radfahrerkarten ausgestellt wurden. Bei einer heute vorgenommenen Revision wurden übrigens eine große Anzahl Fahrer noch ohne die Fahrkarte betroffen und in Strafe genommen. — Durch ein hiesiges Exporthaus wurde ein Werthbries mit 10,000 Mark nach einer bayrischen Stadt gesandt. Die Post hat den Brief auch an die richtige Adresse gebracht, allein als Inhalt fanden sich keine Tausendmarknoten, sondern Papierschnitzel. Es sind selbstverständlich umfassende Erörterungen über den Vorgang ein geleitet. — Eine lebhafte Bewegung macht sich diesmal urter den hiesigen Anhängern der Mittel- standsparteien bezüglich der bestehenden Landtagswahl bemerklich. Man gedenkt in einer vom Bund für Handel und Gewerbe einberufenen Versammlung eigene Kandidaten aufzustellen. Der Verein Leipziger Gast- wirthe beschloß heute, die Versammlung durch fünf Delegirte zu beschicken. — Kppeudors. Daß selbst die kleinste Ver wundung Beachtung verdient, lehrt folgender Fall. Der 17jährige Sohn des hiesigen Gutsbesitzers B. hatte auf der Stirn eine ganz kleine Wunde; durch einen Regenguß lief Farbstoff aus dem Hute in die Wunde, so daß trotz ärztlicher Hilfe Blutvergiftung eintrat, an der der junge Mann gestorben ist. — Noffen. Ein bedauernswerther Unglücksfall ereignete sich in der von Schönberg'fchen Mühle zu Reinsberg, welche z. Zt. der Müller Uhlig gepachtet hat. Dessen Kinder spielten an der Scheune, als ilötzlich ein Scheunenthor, welches in den Angeln chadhaft geworden war, umfiel und ein Kind sofort ödtete. Ein anderes Kind erlitt leichtere Verletzungen. — Dresden, 22. Juni. Ein schwerer Brand unfall, der den Tod eines Menschen zur Folge hatte, ereignete sich gestern früh nach 6 Uhr im Hause Georgplatz 3. Dort wohnte im 3. Stockwerk eine Privata Fischer, die auf völlig unaufgeklärte Weise in ihrer Wohnung einen Brand verursacht hat. Man kann vermuthen, daß die Unglückliche beim Gebrauch eines Spiritusopparatrs Unglück gehabt hat, dabei ihre Kleidung in Brand gerieth und sie nun brennend und hilflos unherlausend, Sopha, Bett rc. in Flammen setzte. Bcwußtlos ist die Aermste dann zufammen- gebrochen und Hal den Tod durch Ersticken und Ver brennen erlitten. Auf das schreckliche Vorkommniß ist man nicht sogleich aufmerksam geworden, sodaß Hilfs- bereite Personen das Feuer schon io weit vorgeschritten fanden, daß sie nicht mehr in die völlig in Flammen stehende Wohnstube cinzudringen vermochten. Auf die Feuermeldung, die von einer Frau mündlich in der kleinen Wache im G wandhause erstattet wurde, eilten die dortigen Mannschaften mit dem Handschlauchwagen herbei und setzten unter Mithilfe von Civilpersonen so rasch eine Schlauchleitung in Thätigkeit, daß vei An kunft des Löschzuges aus der Houptwache der Brand in der Hauptsache gelöscht war. Der Schaden ist ziemlich groß, da nicht nur sämmtlichcs Mobiliar des Wohnzimmers völlig vernichtet wurde, sondern auch in Vorsaal und Kücke durch die Gluth Vieles Schaden erlitt. — Am 22. d. fand eine Sitzung des für die Kreishauptmannschaft Leipzig bestehenden Ehren gerichts Hofes für Aerzte unter Vorsitz des Geh. Re- gierungsrathes Dr. Rumpelt aus Dresden statt, in welcher über die Berufung gegen das Mitte Mai ge fällte Urtheil des Ehrenrathes des ärztlichen Bezirks Vereins Leipzig-Stadt verhandelt wurde. Durch jenes Urtheil waren acht Aerzte, welche sich während des Konflictes zwischen den Kassenärzten und der Orts krankenkasse der letzteren zur Verfügung gestellt hatten, mit einer schweren Disziplinarstrafe belegt worden. Durch das Urtheil des Ehrengerichts Hofes wurden die angeklagten Aerzte freigesprochen. La-tsgeschichte. Der „Hamburger Generalanzeiger" veröffentlicht eine authentische Darstellung des bekannten Gesprächs des Ka.sers mit dem Generaldirektor der Hamburg- Amerika-Linie Ballin über seine Eigenschaft als Jude. Der Kaiser sprach zu Ballin von der Absicht, ihn auf einen Ministerposten zu berufen. Ballin antwortete: „Majestät wissen vielleicht nicht, daß ich Jude bin". Der Kaiser erwiderte: „Dies ließe sich vielleicht ändern". Ballin: „Nein, ich bin Jude aus Ueberzeugung". Der Kaiser dachte einen Augenblick nach und sagte dann „Schadet nichts; ich denke, wir kommen doch noch einmal zusammen". (Eine Rede des Fürsten Herbert Bismarck.) Wie wir bereits in letzter Nummer mitgetheilt haben hat im Sachsenwalde, auf dem Hammelberge zwischen der Station Reinort und Aumühle, die Grundstein legung zu einer Bismarcksäule stattgefunden. An der von der Studentenschaft der deutschen Hochschulen ver- anstalteten Feier nahm auch Fürst Herbert Bismarck mit seiner Gemahlin theil und erwiderte eine Ansprache des 8tuck. meck. Bosch, in der er u. a. sagte: Meine Herren, wenn heute Leute anderer Mein ung sind, als der alte Bismarck, und glauben, sie könnten andere Maximen aufstellen, so wollen wir unS da» nicht anfechten lassen. Wenn ich auch heute über die Jahre hinaus bin, wo ich unter der studenti schen Jugend weilte, so sühle ich mich doch angenehm berührt durch die bunten Farben, die auch ich vor einem Menschenalter getragen habe, und lege von neuem das Gelöbniß ab, daß wir festhalten wollen an den Traditionen und Prinzipien, nach welchen BiSmarck das Reich geschaffen hat. Es waren wahr ¬ lich nicht Künste, aber eine Kunst, mit der das Reich aufgerichtet worden ist gegen Legionen von Feinden im Innern und Aeußern. Eine wohlerwogene Staats- kunst ist das gewesen. Halten wir daran fest! In vielen Ansprachen, die Fürst BiSmarck an die studen tische Jugend gehalten, hat er an die Vaterlandsliebe derselben appellirt, und er kann uns nicht fehlen, wenn diese Vaterlandsliebe von Ihnen gepflegt wird. Meine Herren, halten wir fest an den Traditionen, die Fürst Bismarck uns hinterlassen, dann wird es niemals schlecht bestellt sein um den Gedanken, der das deutsche Vaterland groß macht! Aus Berlin wird gemeldet: Der Entwurf des Zolltarifgesetzes nebst Zolltarif ist gestern (Sonnabend) dem Bundesrath zugegangen. Wie be hauptet wird, hält man in Regierungskreisen eine Erhöhung des Getreidezolls über 5 Mark für unmög lich, wenn man Zollverträge erlangen will; man suche aber die Lage der Landwirthschaft dadurch zu bessern, daß man die anderen landwirthschaftlichen Zölle — auf Gerste, Hafer, Vieh — erhöht und neue einführt. Nesterreich-Uttgarrr. In Bozen versetzte der Oberleutnant Spareszky vom 14. Jnfanterie-Regiment auf dem Walterplatz dem Magistratskonzipienten Rudolf einen Faustschlag und brachte ihm mit dem Säbel einen Hieb über die Hand und einen tiefen Stich in die linke Achselhöhle bei. Den zur Hilfe eilenden Maler Forster verwundete er durch einen Hieb über den Rücken. Die Ursache des Angriffs ist ein angeblich von Rudolf stammender Artikel, betreffend die Halt ung mehrerer Offiziere gegenüber einer geschlossenen Gesellschaft. In Bozen herrscht große Aufregung. Eine große Menge zog unter lärmenden Kundgebungen vor die Kaserne. Wien, 22. Juni. In Folge des gemeldeten Ueberfalles eines Jnfanterie-Osfiziers auf einen Magi stratsbeamten ist die Stadt Bozen wie im Belager ungszustand. Militärpatrouillen durchziehen die Stadt, die Offiziere dürfen sich nur unter dem Schutze von Patrouillen auf der Straße zeigen. Oberleutnant Reparsky mußte unter starker Bedeckung die Stadt verlassen und begab sich in das Fmt Franzensfeste. Die Kundgebungen der Bürgerschaft vor der Kaserne wiederholen sich täglich. Spanien. Der Telegraph berichtete, daß in Gibraltar 41 englische Kriegsschiffe seien. Sagasta machte nun im Mmisterrath der Königin die Mittheilung, daß keinerlei diplomatische Verhandlungen zwischen England und Spanien wegen Gibraltars geführt worden seien. Sagasta glaubt nicht, daß England Uebergriffe begehen werde, doch hält er immerhin Vorsicht für erforser- lich. Eine technische Commission wird sofort Ceuta, Melilla, die Balearen, Algeciras und andere Fest ungen besichtigen. Amerika. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika sucht Dänemark zu zwingen, seine Antillen an Amerika zu veräußern. Auf Verlangen der nord amerikanischen Union soll nämlich Dänemark seine westindischen Inseln auf neue modernen Anforderungen entsprechende Weise befestigen, damit sie nicht jeder Seemacht offen liegen. Ob die Weigerung Dänemarks nun allerdings ein Grund ist, die Inseln an Amerika zu veräußern, wie man in Washington anzunehmen scheint, das ist doch eine andre Frage. Nieverschlagsverhättnüfse Ver 50 Flußgebiete Sachsens in der 2. Dekad» des Juni 1901. No. Flußgebiet H a 'M I 1 Elsterthal, u. 10 25 —15 2 „ m. — 28 — 3 „ o. - 31 31 0 4 Palthe 8 25 fi-17 5 Schnauder . — 26 — 6 Pleiße, ohne W. u. E. 15 26 —11 7 Wyhra u. Eula . 14 26 -f-12 8 Göltzsch — 30 9 Vereinigte Mulden 6 25 —19 10 Zwickauer Mulde, u. Thal . 13 27 —14 11 „ ,, m. 24 29 -5 12 - 20 33 —13 13 Freiberger Mulde, u. Thal . 12 26 —14 14 „ „ o. 17 32 —15 15 Zschopau . 18 28 —10 16 Flöha . . 22 33 —11 17 Pockau 34 34 0 18 Zschopau mit Sehma 19 32 —13 19 Preßnitz u. Pöhlbach 39 34 -P5 20 Chemnitz 9 28 —19 21 Würschnitz u. Zwönitz 13 31 —18 22 Lungwitz 16 28 —12 23 Schwarzwasser 23 34 -11 24 Striegis 15 29 —14 25 Bobritzsch . 7 30 -23 26 Zwodau 24 36 —12 27 Elbthal 11 25 —14 28 Döllnitz 13 25 —12 29 Jahna — 25 — 30 Lommatzscher Wasser — 26 — 31 Trieblfch 10 27 —17 32 Vereinigte Weißeritz — 26 — 33 Wilde Weißeritz . 16 31 —15 34 Rothe Weißeritz . 14 30 —16 35 Lockwitzbach. — 28 — 36 Müglitz 8 30 —22 37 Gottleuba . 17 30 —13 38 Biela . 17 29 —12 39 Prießnitz - — 26 — 40 Wesnitz 4 28 —24 41 Polenz 4 29 —25 42 Sebnitz M 8 29 -21 43 Kirnitzsch 12 28 —16 44 Röder 13 25 —12 45 Pulsnitz » 16 26 —10 46 Schwarze Elster . 24 26 —2 47 Spree. 11 27 —16 48 Löbauer Wasser . - — 26 — 49 Mandau 14 29 -15 50 Neiße . 15 27 —12 Neueste Nachrichten. Kiel, 22. Juni. Der Kaiser hat zwei bereits entlassene Gefreite, welche in China eine Boxerfahne erbeutet haben, aus der Heimat zurückberufen. Durch Graf Soden wurden sie heute an Bord der „Hohen- zollern" mit der Fahne dem Kaiferpaar vorgestellt. Frankfurt a. M., 22. Juni. In vergangener Nacht wurde hier der Rentner Klein in seinem Schlaf zimmer, in daS sich ein 18jähriger Bursche versteckt hatte, von diesem überfallen und durch 7 Dolchstiche lödtlich verletzt. Klein rief nach Hilfe, worauf der Strolch entfloh. Es gelang jedoch, den Mörder wenige Stunden später zu verhaften. Berlin, 24. Juni. Nach einer Meldung aus Graudenz wurde am Sonnabend im Hofe des dortigen Gerichtsgefängnisses eine vierfache Hinrichtung voll zogen, und zwar an vier Arbeitern, welche am ersten Pfingstfeiertage ausgebrochen waren, nachdem sie den Gesängnißwärter Faust ermordet hatten. Budweis, 21. Juni. In dem Dorfe Poklad wurden durch einen wüthenden Stier ein Gutsbesitzer und sein Sohn getödtet und ein Knecht schwer, ein anderer leicht verwundet. Valencia, 22. Juni. Hier herrscht eine große Erregung über eine Entdeckung, welche an den Tag brachte, daß ein Mann Namens Pascal Gomez in einer entlegenen Kapelle unter dem Deckmantel der Religion unsittliche Handlungen mit jungen Mädchen vorgenommen habe. Zwölf Mädchen sollen Gomez zum Opfer gefallen sein. Newpork, 22. Juni. Nach einem Tele gramm aus Omaha wüthete am Donnerstag Abend längs des Keya-Paha-Flusses ein heftiger Cyclon. Neun Personen wurden getödtet oder tödtlich verletzt, eine große Anzahl erlitt schwere, aber nicht lebensge fährliche Verletzungen. Alles, was sich aus dem Wege des Sturmes befand, wurde zerstört. Paterfon (New-Jersey), 22. Juni. In dem Feuerwerks-Magazin von Abraham Rittenburg, das sich in einem vierstöckigen, von zehn Familien bewohnten Gebäude befindet, ereignete sich gestern Nachmittag eine heftige Explosion. Der ersten folgten mehrere leichtere und dann noch eine zweite heftige Explosion. Die Flammen brachen in dem Gebäude von allen Seiten aus; zwölf der Hausbewohner wurden als Leichen unter den Trümmern hervorge zogen, fünf werden noch vermißt. Der durch die Explosion verursachte Luftdruck war so stark, daß die Fensterscheiben aller benachbarten Häuser zertrümmert wurden. Paterson (New Jersey), 22. Juni. Bei der gestrigen Explosion in dein Feuerwerks-Magazin von Abraham Ritterburg sind, wie jetzt festgestellt ist, zwei Männer, 7 Frauen und 6 Kinder umgekommen. Cairo, 22. Jnni. In der vergangenen Nacht sind in Egypten insgesammt 23 neue Erkrankungen an der Pest vorgekommen und 7 Todesfälle. 20 von diesen Pestfällen entfallen auf Sagasig, einer aus Alexandria. Olmütz, 24. Juni 74 Katholiken des hiesigen Kirchenbezirks sind gestern gemeinsam zur protestantischer» Kirche übergetreten. Amsterdam, 24. Juni. Ein aus Komotan (Südafrika) eingetroffener Brief, der nicht von der eng lischen Censur festgehalten wuroe, berichtet, daß die eng lischen Anstrengungen m der Kapkolonie sehr große sind. Nachdem die Kap-Buren den Oranjefluß wieder überschritten haben und in die Kapkolonie eingedrungen sind, haben sich ihnen zahlreiche Buren angeschlossen, sodaß ihre Zahl sich mindestens vervierfacht hat Telegramme vom Molffffsche» Karra«. Plauen i. B., 24. Juni. Heute Mittag sind, wie dec „Logtl. Anz." berichtet, von dein Schnellzug Plauen—Eg» r zwei am Kafernenbau in Plauen be schäftigte Z-.mmerleute, welche auf der Feldbahn einer herankommenden Lokomotive auSweichen wollten und dabei auf das Gleis des Schnellzugs geriethen, über fahren und gelüstet worden. Ingolstadt, 24. Juni. Bei einem Fest der ehemaligen Pioniere stürzte die Eingangsbrücke zum Festplatz ein, auf welcher sich gerade 100 Soldat-m befanden. Ein unter der Brücke stehender Unteroffizier wurde getödtet, ein Militärtelegraphist schwer verletz'. Sonst sind glücklicherweise nur wenige, leichte Verletz ungen festzustellen. Magdeburg, 24. Juni. Gestern Vormittag wurde aus Anlaß der 500 Jahr-Feier sür Gutenberg aas von der Vereinigten Magdeburger Buchdrucker schaft gestiftete Gutenberg-Denkmal feierlich enthüllt. An d r Festlichkeit nahmen außer den Spitzen der Behörden auch von Halle a. Saale, Halberstadt, Braunschweig, Berlin, Hamburg, Lübeck und anderen Städten entsandte Buchdruckerabordnungen Theil. Frankfurt a. M., 24. Juni. Der „Franks. Ztg." wird aus Konstantinopel berichtet: Während der Sultan schlief, entstand im Harem in einem anstoßenden Nebenzimmer Feuer. Die Feuerwehr löschte den Brand innerhalb einer halben Stunde. Die Ursache des Feuers ist unbekannt trotz der Untersuchung, welche die Umgebung abhielt. New-Uork, 24. Juni. Eine Depesche aus Roanoke in Virginia besagt, daß in PocahontaS über 300 Menschen infolge des Bruchs eines auf einem Hügel angelegten Dammes ertrunken seien. Das Un- glück sei um Mitternacht geschehen. Die Mehrzahl der Ertrunkenen seien Bergarbeiter oder Familien angehörige von solchen. Einer Blättermeldung zufolge sollen auch die Städte Kaystone, Elkhorn, Vivian und andere Orte durch Ueberschwemmung heimgesucht und die dortige Bahnlinie aus 25 bis 30 Meilen zerstört worden sein. Viersen, 24. Juni. Gestern wurde hier eine Bismarckjäule, die erste am Niederrhein eingeweiht. Die Weihrede hielt Oberlandesgerichtspräsident Hamm- Köln. Bei der darauffolgenden Festfeier brachte Re- gierungSpräsident Holleufer ein Hoch auf den Kaiser aus. Bürgermeister Stern hielt die Festrede. Abends loderten Flammen von der Säule. Münster i. Wests., 24. Juni. Die Leiche deS ermordeten Gesandten Frhr n. Ketteler wird, wie der „Westfälische Merkur" erführt, auf dem Centralsriedhof in Münster beigesetzt werden. Tra«««a«t London, 24. Juni. Dem „Reuterschen Bur." wird aus Cradock vom Freitag berichtet, daß am Donnerstag in ver Frühe eine Abtheilung der Mid- land Mounted-RifleS unter Kapitän Spandan gegen den Burensührer Malan auSgesandt wurde, der Sonntag Nacht auf dem Marsche nach Westen die Bahn bei Noodehoofe überschritten hatte. Ueber den Zusammen- toß bei Waterkloof ist, abgesehen von der Meldung, daß Kapitän Spandan tödtlich verwundet wurde, keine weitere Nachricht hier eingegangen. Vermischtes. * Die spanische« Schatzschwivdler, deren Ge schäfte trotz aller Warnungen in Deutschland immer noch recht gut gehen müssen, scheinen eine Art Groß- betrieb einzurichten, der ihnen eine bequeme Uebersicht über ihre Raubzüge gestattet, denn sie theilen neuer dings die von ihnen auSersehenen Opfer in Gruppen ein. Dieser Tage sind, wie man aus Hamburg schreibt, dort mit den bekannten spanischen Märchen briefen eine Anzahl Bäckermeister beglückt worden. Nächstens kommen dann wahrscheinlich die Schlächter, Schuhmacher u. s. w. daran. Interessant würde es sein, wenn man später eine Statistik darüber erhalten könnte, welchem Stande die meisten jener bekannten Sorte von Menschen angehören, die nicht alle werden. * Ein kürzlich für Norwegen in Kraft ge tretenes Gesetz verlangt, daß jedes heirathslustige junge Mädchen beglaubigte Certifikate über seine Tüchtigkeit im Haushalten und Kochen und ebenso über die nöthige Geschicklichkeit im Spinnen, Weben und Stricken beibringen muß, bevor ihm die Braut krone au.gesetzt werden darf. * Der Concurrenzkampf! Loudouer Ge schäftsfirmen haben neuerdings eine Anzahl Damen angestellt, deren einzige Obliegenheit darin besteht, in den Raumen der Concurrenzgeschäfte genaue In formationen über Preise, ausgestellte Neuheiten und alles sonstige Wissenswerthe sür ihre Auftraggeber zu sammeln. Die „Detectw-Käuferin", die in distinguirter Toilette in noblem Coupe vor der Thür der Rivalen vorfährt, hat earte-blunelrc für ihre Einkäufe er halten, die sich sehr häufig auf die theuersten Modelle erstrecken. ' In Merscheid ist ein Fabrikant, nachdem er seinen gesammten Besitzstand zu Gelde gemacht hatte, mit einem 16jährigen Mädchen durchgebrannt, seine zahlreiche Familie mittellos zurücklassend. * Die Stadt Worbis (Provinz Sachsen) wird von einer so großen Rattenplage heimgesucht, daß Magistrat und Stadtverordnete beschlossen haben, in allen Häusern auf städtische Kosten Rattengift zu legen. * Das Schwurgericht in Naumburg a. S. fällte drei Todesurtheile. Der Werkmeister Bagehorn in der Fabrik Draschwitz bei Zeitz hatte mit einer Wittwe Schödel erst in Gera, dann in Kcimlitz ein Liebesverhältniß anglknüpft und, um sie heirathen zu können, mit ihr und ihrem Schwager, dem Arbeiter Seidel, verabredet, seine eigene Ehefrau, die übrigens 18 Jahre älter als er selbst war, um'S Leben zu bringen. Bei einem Besuche, den die beiden Mitver- schworcnen dem Ehepaare Bagehorn abstatteten, packte S.idet die Frau Vagehorn und hielt sie fest; die Schödel warf ihr eine Schlinge über den Kopf und zog an einem, ihr Liebhaber Bagehorn am anderen Ende, bis die Frau lodt war. Dann hängte man die Frau auf, um den Anschein zu erwecken, als habe sie siH selbst das Leben genommen. Sie wurde auch als Selbstmörderin begraben; ihr Mann folgte mit dem Trauerflor am Arme ihrem Sarge. Bald wurde aber die Leiche wieder ausgegraben und das Verbrechen sestgestellt. Die Angeklagten waren in der Hauptsache geständig und wurden alle Drei zum Tode verurtheilt. Automobil-Fernfahrt Paris-Berlin Paris, 22. Juni. Der Start der touristischen Auwmobitivettfahrt in Paris-Berlin begann um 8 Uhr bei drückend heißem Wetter. Als erster fuhr Braun mit dem 35pferdekräsligen Mercedes ab, von den auf dem Concordeplatz versammelten zahlreichen Zuschauern init sympathischen Zurufen begrüßt. Hierauf gingen vier Wagen des Barons Dietrich mit den Bericht- erstattern der deutschen Blätter ab. Unter den Tou risten sind drei Damen, welche eigenhändig lenken: Madame Gobron, Madame Lockere, Baronin Tuylen geborene Rothschild. Der Start der Letzteren, welche eine der erprobtesten Pariser Chauffeusen ist, erregte mit ihrem zwölspserdekrästigen „3pi6cr?nnknrcl" leb haftes Aussehen. Einen ähnlichen Wagen startete Prinz Arenberg, welcher sein Fahrzeug mit Alkohol betreibt. Ferner starteten zwei Dampfwagen nach System Serpollet, wovon einer von Baron Klopstein geführt wurde. Hervorzuheben sind noch zwei Daimler wagen, gelenkt von Deutsch, de la Meurthe und Graf de la Valette. Ferner drei Benzwagen, darunter eine reizende Charrette, von Eugen Benz gesteuert. Bis 11 Uhr starteten von den 75 angemeldeten Wagen 50. Der letzte Starttermin ist 12 Uhr. — Ein Berichterstatter des L.-A., welcher an der Fahrt theilnimmt, schreibt seinem Blatte: Bedeutende sportliche Ereignisse erwecken das Interesse weiterer Kreise immer erst während ihrer Entscheidung. Man erinnere sich an den Distanzritt Wien-Berlin. Als die ersten Reiter in Berlin ein trafen, waren nur einige interessirte SportSmen auf dem Tempelhofer Felde zu finden. Aber dann wuchs die Menge von Stunde zu Stunde bis in die Zehn tausende, und vom frühen Morgen bis tief in die Nacht hinein blieben die Zuschauer mit immer steigen dem Interesse am Platze. Damals wußten es auch nur die fachlichen Kreise vorher zu beurtheilen, weiche- allgemeine Aufsehen der Distanzritt im großen Publimm Hervorrufen würde. Nicht anders ist eS jetzt bei der Automobil-Fernfahrt PariS-Berlin. Nur wer die ntonatelangen Vorbereitungen, welche für die Fahrt erforderlich waren, mit Aufmerksamkeit verfolgt hat, nur wer darüber orientirt ist, welche Bedeutung man dem Ereigniß in der automobilistischen Welt und bei den verschiedensten Behörden beimißt, nur der kann die kommende Gestaltung der Dinge voraussehen. Bis jetzt haften den Automobilen allerdings ver schiedene Mängel an. Reden wir vorläufig nur von d-n Benzin-Fahrzeugen, welche hauptsächlich vom Pub likum wenig geliebt werden. So ein „Automoppel" macht schon den größten Radau wenn es noch gar-
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