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oWck-EllWM UzÄM Dienstag, den 25. Juni 1901. 51. Jahrgang. Nr. 145 Erscheint . Inserate irden Wochentag abends für den folgenden Tag und MM" ^M 'M MW nehmen außer oer Expedition auch die Austräger aus kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,55 MM M, MM dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- durch die Post Mk 1,82 frei in's Hans IW MM Expeditionen solche zu Originalpreisen. für Hohenftein-Grnstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau. Hermsdorf, Dernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach. Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Gnmbach, St. Egydien, Hüttengrund u.s.w, TliTTtsblcrtt Mr das Königliche Amtsgericht und den Stadtrattz z« Hotzenstrin-Grnstttzal. Ovgcrrr crller Gerneinöe-Verrvcrltungen der: rrrnlregenöen Ovtschcrften re. Der Preis für das zum Kochen, Plätten, Heizen besondere Gasuhr gemessen wird, beträgt 14 Pfg. für 1 «dm. Kekanntmachnng der Gasanstalt. Um zur Benutzung von Gaskoch- und Heizapparaten eine Erleichterung zu schaffen, sind wir bereit, dieselben miethweife an unsere Consumenten abzugeben und wird die Miethe hierfür pro Monat wie folgt berechnet: rc. verbrauchte Gas, falls dasselbe durch eine kleine Herdplatte mittlere „ mit 15 Pfg. „ 20 ,, große „ 25 „ Herdplatte mit Bratröhre , 50 „ Plättapparat mit 1 Plätte „ 1V „ do. „ 2 Plätten » 15 Hohenstein-Ernstthal, den 22. Juni 1901. Verwaltung der Gasanstalt. Bekcrnnti Pferdevormusterung vetr. Alle hiesigen Pferdebesitzer werden hierdurch aufgefordert, sämmtliche in ihrem Besitze befindlichen Pferde Mittwoch, den 26. Juni d. Js. vormittags 8 Uhr im Hofe des Gasthofes „zum grünen Thal" hier vorzuführen. Ausgenommen hiervon sind: 1. die Fohlen warmblütiger Schläge unter 4 Jahren, 2. „ „ kaltblütiger oder kaltblütiggemischter Schläge unter 3 Jahren, 3. ,, Hengste, 4. „ Stuten, die entweder hochtragend sind (d. h. deren Abfohlen innerhalb der nächsten 4 Wochen zu erwarten steht) oder noch nicht länger als 14 Tage abgefohlt haben, 5. die Vollblutstuten, die im Allgemeinen deutschen Gestütbuch oder den hierzu gehörigen officiellen — vom Unionklub geführten — Listen eingetragen und von einem Vollbluthengst laut Deckfchein belegt sind, auf Antrag des Besitzers, 6. die Pferde, welche auf beiden Augen blind sind, 7. die Pferde, welche in Bergwerken dauernd unter Tag arbeiten, 8. die Pferde unter 1,50 m Bandmaß. Von der Verpflichtung zur Vorführung ihrer Pferde sind ausgenommen u) Beamte im Reichs- oder Staatsdienste hinsichtlich der zum Dienstgebräuche, sowie Aerzte und Thierärzte hinsichtlich der zur Ausübung ihres Berufes nolhwendigen Pferde, b) die Posthalter hinsichtlich derjenigen Pserdezahl, welche von ihnen zur Beförderung der Post kontraktmäßig gehalten werden muß. Dte Pferde sind links an der Halfter mit der Nummer der Vorführungs liste zu verfeheu. Die Aushändigung der Nummer an die Pferdebesitzer erfolgt am Tage vor dem Musterungs termine durch hiesige Schutzmannschaft. Die Pferde find blank, d. h. ohne Geschirr und Sattelzeug und möglichst auf Trense mit 2 Zügeln vorzuführen. Die Hufe find zu reiuigen aber nicht zu schmieren. Pferdebesitzer, welche ihre gestellungspflichtigen Pferde nicht oder nicht recht zeitig oder vollzählig, sowie überhaupt nicht ordnungsgemäß vorführen, haben außer der gesetzlichen Strafe zu gewärtigen, daß auf ihre Kosten eine zwangsweise Herbei- fchaffung der nicht gestellten Pferde vorgenommen wird. Den Pferdebefitzern, auch soweit sie ihre Pferde nicht selbst vorsühren und den Beschlag schmieden wird die Betheiligung an den Vormusterungen warm empfohlen. Gersdorf Bez. Chemnitz, den 13. Juni 1901. Der Gemeindevorstanb. Göhler. Zum Johannisfeft. Johannes der Täufer, dessen Geburtstag die Kirche auf den 24. Juni gelegt hat, steht uns meist vor Augen als der grimme Asket im härenen Büßer- gewande, der mit der Wüstenspeise von Heuschrecken und wildem Honig für seine Person sürlieb nimmt und über alle Lebensfreuden den Stab bricht. Aus feinem düsteren Auge flammen Blitze heiligen Zornes und auf seinen scharfen Lippen schwebt das Wehe über die Verlorenen. Das ist der Johannes der Maler und Dichter. Aber der Johannes der Bibel ist das nicht. Der hat ein ganz anderes Kennzeichen. Buß prediger waren lange vor Johannes aufgetreten. Ihre Verkündigung lautete: Thut Buße, denn es ist höchste Zeit; sonst werdet ihr verworfen. Das schwefelfahle Leuchten des Gerichts bildete den Grundton ihrer furchtbaren, schreckenden Bilder. Anders Johannes. Auch er ist von göttlichem Ernst durchglüht, auch er predigt vor allem Buße; aber seine Begründung ist neu. Seine Verkündigung lautet: Thut Buße, denn jetzt ist die schönste Gelegenheit; die Gnade Gottes ist euch mit einem Himmelreich voll Segen für Zeit und Ewigkeit neun Zehntel des Weges entgegengekommen. Sein Lebenswerk, seine Bußpredigt, ist rosig über- haucht von dem Morgenglanz des ewigen Erbarmens, der sich in Millionen „Perlenchcänentröpfchen" der thausrischen Flur voll HeilSbegienzer widerspiegelt. Das ist der rechte Johannes, dem die Christenheit ein Fest feiern kann. Wir wollen uns das innerste Herz rühren lassen von der zuvorkommenden Gottesgnade und wollen die kurze Lebenszeit wahlnehmen, daß wir nicht den Anschluß verfehlen an den Triumphzug derer, deren Leib draußen auf dem Gottesacker den langen Schlaf hält, und deren unsterbliche Seele noch Besseres genießt als Ruhe. Wohl fällt am Johannis tage im Trennungsweh manch heiße Thräne zwischen die Blumen, mit denen wir frische Grabeshügel schmücken. Aber unsere Trauer gleicht nicht der ab- grundtiefen Trauer derer, die keine Hoffnung haben. Wir schauen hinüber über die Grabesnacht in das gelobte Land der Erfüllung, wo alle Thränen ab getrocknet werden von unseren Augen, und wo kein Tod und kein Abschied mehr die fröhlichen Herzen mit einer tollen Hand stille hält. Wer heute mit dieser rechten Gesinnung zwischen die Gräber tritt, dem steigt aus ihnen kein Moderduft des Vergehens und Vergessens entgegen, fondern der frische Lebens hauch des nahe herbeigekommenen ewigen Friedens. Der Kriez um Transvaal. (Nachklänge zu dem Bericht der Frau Hobhouse.) Die Empörung, welche der Bericht der Frau Hobhouse über die Behandlung der Burenfrauen und -Kinder in den britischen Lagern wachgerufen hat, kommt auch in England selbst zu kräftigem Ausdruck. Der frühere Minister und Vicekönig von Indien Marquis of Ripon hat ein Schreiben veröffentlicht, in welchem er gegen das System der Flüchtlingslager Einspruch erhebt. Er erklärt, es erfülle ihn mit Scham, daß solche Dinge unter britischer Verwaltung möglich seien. Es handle sich dabei nicht um eine politische Frage, sondern um das Ansehen des Landes. Ripon fügt hinzu, man könne keine Personen dafür verantwortlich machen, aber für das System sei kein VerdammungS- urtheil zu scharf. — Auch der liberale Parteiführer Campbell Bannerman hat einen Brief veröffentlicht, in welchem es heißt, ein Volk vertilgen oder durch Gewalt unterdrücken, könne niemals die Politik des Landes sein. Die Aussichten der Buren sind in letzter Zeit entschieden gestiegen, nicht nur in militärischer, sondern auch in diplomatischer Hinsicht. Jetzt kommt eine hochwichtige Nachricht, die nach dem Besuche der Kö nigin Wilhelmina in Berlin vielleicht einige Wahr scheinlichkeit hat. In Petersburger diplomatischen Kreisen zirkulirt nämlich das Gerücht, Präsident Krüger werde demnächst vom Kaiser Wilhelm em pfangen werden. Unterhandlungen feien bereits ein- geleitet. Der Krieg in Südafrika geht in kleinen Schar- mützeln weiter, und fast immer ist das Glück auf Seite der Buren. Ein Telegramm meldet: Cradock, 22. Juni. Die Midland Mounted Rifles hatten am Donnerstag bei Waterkloof folgende Verluste: 10 Todte, 4 Verwundete und 66 Gefangene. Mit den Verwundeten wurde auch ein verwundeter Bur nach Cradock gebracht, der erzählte, auf Seiten der Buren fei ein Mann gefallen. Von privater, burensreundlicher Seite wird aus Port Elizabeth, 22. Juni, gemeldet: Die Buren unter Malan rieben die Midland-Schützen bei Water kloos im Bezirk Cradock fast vollständig auf. Die englischen Verluste betrugen 17 Todte, 32 Verwundete und 109 Gefangene. Die englische Colonne Crabbe wurde bei Klipfontein ebenfalls geschlagen, wobei die englischen Verluste 11 Todte, 28 Verwundete und 47 Gefangene betrugen. Kruitzinger marschirt weiter süd- wärts vor. Zur Kriegslage schreibt man aus London, 19. Juni: Der beste und zuverlässigste Berichterstatter über die wirklichen Vorgänge auf dem Kriegsschauplatz in Südafrika ist und bleibt die amtliche Verlustliste, die hier in London jetzt wieder jeden zweiten oder dritten Tag veröffentlicht werden muß, weil die Ab- gänge unter den britischen Truppen im Felde mit jedem Tage größer und umfangreicher werden. Wenn man in den Blättern die üblichen langweiligen Meld ungen der englischen Feldkorrespondenten liest, in denen es' andauernd heißt, daß die Lage für die Engländer außerordentlich günstig sei, und daß es den Buren immer schlechter gehe — dann braucht man nur einen Blick auf die neueste Verlustliste zu werf-n, um sich davon zu überzeugen, wie es drüben in Wirklichkeit aussieht. Heute Morgen erscheinen nicht weniger als 26 größere und kleinere Gefechte in dem offiziellen Bericht des Kriegsamtes, und die britischen Verluste in diesen verschiedenen Engagements sind zusammen- genommen ebenso groß, als wenn eine tüchtige Schlacht stattgefunden hätte. Einzelne Gefechte fcheinen bedeu tend genug gewesen zu sein, um das britische Haupt quartier zu veranlassen, über sie direkt zu berichten. Bei Braklaagde fielen am 4. Juni ein Rittmeister, 2 Leutnants, 5 Unteroffiziere und 9 Mann, während 3 Offiziere und 15 Mann schwer oder leicht verwun det wurden. Bei Rietspruit fand am 8. Juni ein Gefecht statt, in dem 1 Offizier und 3 Mann von der Jmperial-Neomanry getödtet und 1 Offizier und 8 Mann verwundet wurden; in der Nähe von Nor- valspont fielen am 14. Juni 4 Mann, 9 wurden verwundet und 6 gefangen genommen. — Bei Baal- kop am 12. Juni 2 Unteroffiziere, 5 Mann todt, 7 verwundet, 3 Diann gefangen, — bei Plattdrift ein Offizier, 1 Sergeant und 7 Mann verwundet, fünf Mann gefangen, — in der Nähe von Brede am 9. Juni 1 Sergeant, 4 Mann von den 3. Dragonern todt, 1 Sergeant, 7 Mann verwundet und 4 Mann gefangen. Äehnliche, wenn auch geringere Ziffern weisen die anderen Gefechte auf. Einen besseren Be weis für die Kampflust und die Aktivität der Buren sowie für die ganze augenblickliche Kriegführung könnte man nur schwer erbringen, und trotzdem soll der eigentliche Krieg längst zu Ende sein. Die chinesische» Wirre». Peking, 22. Juni. Der Kaiser hat den früheren Vizepräsidenten des Tsung-li-Iamen Natung, einen Mandschu, zum chinesischen Gesandten in Japan ernannt. Natung ist nach allgemeiner Annahme ein Boxerführer und entging mit knapper Noth der Aufnahme in die von den Gesandten aufgestellte Liste der zu Enthaup tenden. Man zweifelt, ob Japan diese Ernennung annehmen wird. Es wäre ohne Zweifel ein hübsches Avancement, wenn der dem Scharfrichter noch gerade entschlüpfte Herr Natung aus den Gesandtenposten in Tokio gestellt würde. Der Zweifel, ob Japan zu dieser Verhöhnung der Mächte die Hand bieten werde, wird sich hoffent- lich recht bald als berechtigt erweisen. Unter allen Umständen aber zeigt diese neue Regierungshandlung des Kaisers aus das deutlichste, was man bereits jetzt am chinesischen Kaiserhofe den Mächten zu bieten wagt. Auch sonst fehlt es nicht an Anzeichen für das Nahen unerwünschter Ereignisse, wenngleich, .he nicht unum stößliche Thatsachen vorliegen, imm:r wieder betont werden muß, daß hinter Meldungen dieser Art Ten denzen verborgen sein können, denen zu entsprechen Deutschland gar keine Veranlassung hat. Ein Telegramm meldet: Peking, 22. Juni. Seit einiger Zeit gehen Gerüchte, daß in Sian Kalpan vier belgische Mifiw- nare ermordet worden seien. Es wurde den Gerüchten kein Glauben geschenkt, da die chinesischen Beamten, welche mit jenem Bezirk in Verbindung stehen, die Richtigkeit der Meldung bestritten. Schließlich aber lau- teten die Nachrichten so bestimmt, daß der belgische Gesandte heute einen Boten abgesandt hat, um das Thaisächliche zu erfahren. Die Mission ist stark be festigt, und die Priester und die eingeborenen Christen haben dieselbe während des letzten Aufstandes inuegchabl, ohne daß sie belästigt worden wären. Man erzählt sich, daß Soldaten aus der Armee Tungfuhsiangs, die in jener Gegend marodirten, im Laufe des April die Mission überfallen hätten, während die Thore offen standen. Sie hätten die Insassen niedergemachl und ihres Eigenthums beraubt. Die Entfernung und die Verhältnisse des Landes machen eine Entsatzexpedition unausführbar. Washington, 22. Jun>. Der jetzt veröffent lichte Bericht des Generals Chaffee über den Feldzug iu China enthält besondere Berichte amerikanischer Offiziere über die verbündeten Truppen. Major Craig- Hill berichtet über die Russen, hebt deren vorzügliche Disziplin hervor und fügt hinzu, ihre Verpflegung sei einfachster Art. Oberstleutnant Dickmann sagt in seinem Bericht über die Deutschen, die Offiziere derselben seien hochgebildet, und unter den Mannschaften herrsche gute Disziplin. Derselbe berichtet auch über die Engländer, hebt ihre peinliche Sorgfalt in der Mobilisirung und der Beförderung von Expeditionskorps hervor und sagt, die Disziplin der Truppen sei ausgezeichnet. Major Mir, welcher über die Japaner berichtet, rühmt den großen Patriotismus derselben und setzt hinzu, wenn Japan seine Ausrüstung und Bewaffnung aus gleicher Stufe mit feinen Soldaten erhalten könne, so werde cs der für den Feind furchtbarste Bundesgenosse und der furchtbarste Gegner sein. Der Oberstabsarzt Banister bespricht in lobender Weise die deutschen und japanischen Sanitätseinrichtungen.