Volltext Seite (XML)
WOinLWW Wmlt Amtsblatt. Sonntag, den 26. Mai 1901. tt. 121. 3. Beilage. Politische Wochenschau. Pfingsten, das liebliche Fest, ist gekommen! So ,töut es jetzt allenthalben. Bieten uns schon in der Ken Jahreszeit die Feste, die wir gern feiern, wie ! fallen, eine willkommene Abwechselung im Einerlei Alltagslebens, wieviel mehr noch im Sommer, » sie uns hinauslocken in die schöne freie Gottes- elt. Es ist die schöne wohlthätige Wirkung der ksttage, daß sie für eine kurze Spanne Zeit des »geS Müh' und Sorge zurücktreten lassen, daß sie k Lust am Guten und Schönen, die in des Werk- ges gleichem Gleis nur zu oft ertödtet wird, wecken id erstarken lassen, und daß sie die Menschen, die »st nur zu ost einander bekämpfen und befehden, kundlicher und versöhnlicher stimmen. Auch in die hohe Politik bringt das Pfingstfest ne willkommene Ruhepause. Und auf diesem Gebiet ht eS, obwohl die Parlamenlssession vorüber ist, bhast genug her. Vor allem ist überall das berech- zte Gefühl vorhanden, daß die Kanalkrisis in Preu- !» mit dem Schluß des Landtags keineswegs ihr »de erreicht hat. Freilich die jetzt kolportirte Mcld- »g, wonach noch im Laufe der Sommers eine Anf ang des Abgeordnetenhauses bevorstehe, ist mit !echt als eine Kombination aufgefaßt worden, welcher le reelle Unterlage sehlt. Wenn die preußische Re- «rung zweifellos auch entschlossen ist, auf ihre malvorlage nicht zu verzichten, so wird man doch hwerlich in der Annahme fehl gehen, daß sie über le Mitte! und Wege, ihre Politik zu verwirklichen, -ute selbst noch nicht völlig im klaren ist. Berechtigtes Aussehen erregte in dieser Woche der rach der Pommerschcn Hypothekenbank, der als ge rne Trabantin die mit ihr eng liirte Mecklenburg, irelitzsche Hypothekenbank nachfolgt. Den Direktoren rr verkrachten Spielhagen-Banken, der Preußischen »Ipothekenbank und der Deutschen Grundschuldbank, »d bereits die beiden Direktoren der Pomme, schen ,»pothekenbank ins Untersuchungkgesänzniß nachge- lgt, wo Bankdirektoren nachgerade keine seltenen Säfte mehr sind. Vielleicht wird der Weg von der ypothekenbank zur Anklagebank von weiteren Be- iriligten zurückgelegt werden. Auf dem Gebiete der auswärtigen Politik ist in leser Woche das Exposä des Grafen GoluchowSki, s» österreich-ungarischen Ministers des Aeußern, über le auswärtige Politik die Hauptnummer gewesen. -Lon bei dem Empfang der österreichischen und un- mschen Delegation hatte der greise Kaiser Franz oseph als die Richtschnur der österreichischen Politik »z Festhalten am Dreibund bezeichnet, und den leichen Faden hat auch das Expose dcS Grasen Go- ichowski fortgesponnen. Die Auslassungen deS Bra- n GoluchowSki werden denen einen Dämpfer aufge- tzt haben, welche ihre Spekulationen auf den Zerfall es Dreibundes begründen. Auch in dem Expose des Grafen GoluchowSki ilt, wie in allen politischen Kundgebungen der letzten M, eine gewisse China-Müdigkeit und die Befriedi;- ng darüber hervor, daß die Wirren in China end- illig ihrem Abschluß entgegengehen. In der That Heinen wir bald an dem ersehnten Ziel zu sein, enn auch die letzte der streitigen Fragen, die Ent- hadigungSfrage, ist jetzt so weit vorgeschritten, daß >re definitive Erledigung in naher Zeit zu erwarten cht. Kommt man über daS Pferd, so wird man uch über den Schwanz kommen! Auch der Postkonflikt mit der Türkei hat glück- ch sein Ende erreicht, nachdem die Pforte, welcher in hier Zeit bedenklich der Kamm geschwollen war, mgesehen hatte, daß mit den „Mächten ist kein ew'- er Bund zu flechten", wenn man allzu übermüthig aen Langmuth auf die Probe stellt. Die Pforte ü, nicht zuletzt auf den freundschaftlich warnenden !ath der deutschen Regierung hin, ihren Vorstoß gegen ie fremd:n Postanstalten redressirt und sich den For- krungen der Mächte gefügt, sodaß seit Donnerstag er regelmäßige Betrieb der ausländischen Posten »jeder ausgenommen werden konnte. Auch in Serbien ist nach den Aufregungen der -tzten „Wochen", in welche Frau Draga Maschin daS !wd versetzt hatte, eine gewisse Beruhigung eingekehrt. j-° bleibt allerdings abzuwarten, ob die Krisis in Serbien damit ihr Ende erreicht. Man darf sich durch je serbisch-offiziösen Darstellungen über angebliche üihe im Lande jedenfalls nicht täuschen lassen, denn Z ist eine unbestreitbare Thatsache, daß die Dynastie er Obrenowitsch in Serbien nicht so fest begründet ist, »n das völlige Ausbleiben eines Thronerben nicht ls akute Gefahr zu empfinden. Die Wahlen in Spanien haben, wie das nicht nders zu erwarten war, eine Mehrheit der Regierung rgeben, aber wie wenig das für die Lösung der chro- ijchen Krisis im Lande bedeuten will, das zeigen die liiruhen, von denen Spanien bei und nach den Wahlen ischüttert worden ist. Auch der Krieg in Südafiika geht unverändert oit und die Verluste der Engländer wachsen in'S lüesenhafte an. Auch die FriedenSsehnsucht der Eng- linder wächst in gleichem Maße, aber das Mittel, iese Sehnsucht zu stillen, soll noch gesunden werden. Landessynode. Am 22. d. M. nahm die Landessynode zunächst ie Wahl des ständigen Ausschusses vor. — Daraus rat die Synode ohne Debatte in zweiter Berathung iber den Erlaß Nr. 9, die Erhöhung des in der Verordnung, die Staatszulagen für Geistliche und geistliche Stellen betreffend, vom Mai 1898 fest gesetzten, durch Dienstalterszulagen zu erreichenden Höchstbetrages deS Einkommens gering dotirter geist licher Stellen betreffend, den in der vorgestrigen Sitzung gefaßten Beschlüssen einstimmig bei und schritt darauf zur zweiten Berathung über den Erlaß Nr. 12, den Entwurf eines Kirchengesetzes über die Gewähr- leistung des Stelleneinkommens der Geistlichen und Kirchendiener durch die Kirchengemeinden betreffend, womit der vorgestern vom Syn. Dr. Schmidt gestellte Antrag in redaktionell abgeänderter Fassung verknüpft wurde. Konsistorialpräsident v. Zahn erklärte nach Begründung des Antrags durch den Antragsteller, daß er darin eine ungeheure Vertrauenskundgebung gegen das Kirchenregimeut erblicke, und als solche könne er ihn nicht beanstanden, dagegen könne er nicht sagen, daß durch die neue Redaktion deS Antrags die vor- gestern ausgesprochenen Bedenken geschwunden oder vermindert worden wären. Hiernach beschloß die Synode gemäß dem Anträge Schmidt und den An trägen deS VerfassungSauSschusset. — Es folgte die zweite Berathung über den Bericht über den Zustand der Landeskirche, der ohne Debatte zur Verabschiedung gelangte. Der hiermit zusammenhängende Antrag des Sonderausschusses: „Es ist im Interesse der Herbei führung einer besseren Sonntagsheiligung dringend zu wünschen, daß die Vergnügungen und Festlichkeiten an den Sonnabenden und den Abenden vor Fest- und Feiertagen auf ein möglichst geringes Maß be- schränkt werden und es ist deshalb zu verlangen, daß die Verwaltungsbehörden auf Befolgung der gesetzlichen Vorschriften bezüglich der Dauer und Ausdehnung dieser Vergnügungen und Festlichkeiten mit voller Strenge halten", fand einstimmige Annahme. Schließ lich standen zur Berathung die Petition der sächsi- scheu Handels- und Gewerbekammern und die Gegen petition des BürgervereinS in Johanngeorgenstadt, die Feier des EpiphaniaSfestes und deS ersten Bußtages betreffend. Der Petitionsausschuß beantragte durch seinen Berichterstatter Syn. v. Pank, die Petition der sächsischen Handels- und Gewerbekammern, soweit die Verlegung oder Aufhebung des ersten Bußtags begehrt wird, auf sich beruhen zu lassen, soweit sie auf Ver legung deS EpiphaniaSfestes gerichtet ist, sowie die Petition deS Bürgervereins zu Johanngeorgenstadt, die aus Beibehaltung der besonderen Feier des EpiphaniasfesteS gerichtet ist, an das Kirchenregiment behufs Anstellung weiterer Erhebungen abzugebcn. Konsistorialpräsident v. Zahn erklärt daS Einverständ- niß des KirchcnregimentS mit dem ersten Theil deS Antrages. Er habe auch keine ausreichende Ver- anlassung gehabt, dem zweiten Theile des Antrags entgegenzutreten, fei doch nach Ansicht des Kirchen- regimentS die Frage zu einer Beschlußfassung noch in keiner Weise reif. Hieraus beschloß die Synode dem Anträge des Ausschusses gemäß. Dresden, 23. Mai. In der heutigen Schlußsitzung der Synode, zu der die Mitglieder im Festgewande und ordensgeschmückt erschienen waren, machte Präsident Gras Könneritz Mittheiluug, daß sich der ständige Ausschuß mit seiner Person als Vorsitzenden und I). Pank- Leipzig als Stellvertreter constituirt habe. Minister Dr. Seydewitz betonte die erfreulichen Resultate der B-rathungen, die daS volle Einverständniß der Synode mit dem Kirchenregiment ergaben. Viele Beschlüsse werden der Staatsregierung Stützpunkt für ihr weiteres Vorgehen geben, auch sorgfältig geprüft und mit Wohlwollen erwogen werden. (Beifall.) Von den selbstständigen Anträgen betrachte die Regierung jenen als den wichtigsten, der den Zusammenschluß aller deutschen evangelischen Landeskirchen bezwecke, er erkläre, daß auch die evangelischen Staatüminister von der Wichtigkeit dieser Frage tief durchdrungen sind, ihr sehr sympathisch gegenüberstehen und gern bereit sein werden, sie zu fördern und einer g-deihlichen Lösung zuzusühren. (Beifall.) Präsident Graf Könneritz be sprach denn in anregender Weise kurz die Ergebnisse der Verhandlungen und hob insbesondere auch noch den Gesichtspunkt hervor, daß die Synode daran ging, durch Fürsorge sür die Geistlichen die finanziellen Sorgen aus dem Psarrhause zu verscheuchen, soweit eS möglich ist. Nach einigen DankeSworten namens der Synode an den Präsidenten brachte dieser ein dreifaches Hoch auf den König aus, worauf Minister v. Schdewitz die 7. evangelisch-lutherische LandeSsynode für geschlossen erklärte. Um 11 Uhr versammelten sich die Mitglieder zu einem Gottesdienste in der evangelischen Hof- und Sophienkirche, in der Professor Dr. Rietschel über das Thema sprach: Lvang. Luc. 17, 20, 21, die Frage des kommenden Pfingstfestes nach der Stnwdalarbeit: Ist das Reich Gottes inwendig in Euch? Diese Frage sührt uns auS der Arbeit in die Stille des Berufs und stärkt uns in der Stille sür die Arbeit. Redner führte das Thema in fast l/, stündiger Predigt aus. Mit dem Gottesdienste schloß die 7. evangelisch- lutherische Landessynode nach fast dreiwöchiger Dauer. Am Wngstmorgrir. »Frei nach Goethe'» Osteripazitrgmiz.) Faust: Zeichen des Lenzes, wohin man sieht, Ueberall regt sich Bildung und Streben, Wonniges Ahnen die Welt durchzieht, Mit Farben sich Wald und Flur beleben. FamuluS Wagner: Und alt und jung eilt nun spazieren In'S Freie hinaus mit frohem Sinn, Im Frühlingsstaate paradieren Die Herrin und die Dienerin. Seht dort, Herr Doktor, die junge Frau, Sie trägt ein neues Kleid, ich wette. Ihr neuer Hut, ein stolzer Bau, Zeigt alle Farben der Palette. Faust: Ein weißer Handschuh schmückt die Hand — Wagner: Und gelbes Schuhwerk ihre Füße. Faust: Wie eng gespannt die Aermel jetzt, Die früher hatten Sackesweite, Ein kleiner Bausch nur, oben angesetzt, Blieb noch als Torso der vergangnen Breite; Bald wird auch dieser Rest verschwunden sein. Auch in dem Aermel-Schicksal ist Methode, Beständig ist Veränderung allein — Ein ewiger Kreislauf in Natur und Mode! * * * Ein Bürger: Nicht Bessres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen, Als mit Bekannten zu politisiren, Regierung, Parlament zu kritisiren Und zu erörtern alle Tagesfragen. Man schimpft auf Steuern und beweist, wie sehr In unsren Tagen ist das Leben schwer. Man trinkt am Stammtisch fünf, fechs Gläser aus, Kommt immer eifriger in's Disputiren, Streiten, Dann kommt man gegen Mitternacht nach Haus Und segnet Fried' und Friedenszeiten! 4- * * Johann«: Nun Mutter, sprich, wie fühlst Du Dich? Die Mutter: Wie wohl mir ist, ich kann's nicht sagen! Zum erstenmal umfächelt mich Nach langen, schweren Krankheilstagen Die frische Luft! Ich athme frei! Ein süß Gesühl durchströmt di: Glieder, Die Lebenslust erwacht aus'S neu, Ich freue mich deS Daseins wieder! Vorüber ist der bange Schmerz, Lie Zeit der Prüfung hat geendet, Und lief bewegt mein hoffend Herz Ein Dankgebet zum Himmel sendet! Beseligt schau ich Flur uud Feld, Vergessend Pein und Gram und Sorgen — Wie schön ist GotteS große Welt, Wie herrlich solch ein Pfingstfrühmorgen! * 4- * E r n st: Hast Du auch gestern an mich gedacht? Clara: Den ganzen Tag! Und in der Nacht, Als ich war eingeschlafen kaum. Erschienst Du mir so lieb im Traum! — Frau Hofmann: Wer sind denn die? Herr Hofmann: Ein frisch verlobtes Paar, Die beiden lieben sich schon manches Jahr Und sind nun endlich zusammengekommen; Im Juli ist Hochzeit, hab' ich vernommen. Julie Hofmann: Ach, wer doch auch schon so weit wär'! Herr Hofmann: Schwimmen jetzt förmlich in einem Meer Von Glück! Schau, wie sie ztrtlich sind! Wie sie ihn anblickt, das hübsche Kind! Frau Hofmann: So schweig' doch still! WaS geht's Dich an?! Herr Hofmann: Hab' ich doch meine Freude dran! A u g u st: Gottlob! Hier winket endlich eine Schänke! Zu ihr ich eiligst meine Schrille lenke; Die Kehle ist mir trocken, und schon lange Spür ich zu einem Schoppen große Lust. (Verschwindet im Wirthshaus.) Karl: Ein guter Mensch in seinem dunkeln Drange Ist sich deS rechten Weges wohl bewußt! (Folgt ihm.) * * * Frau Schultze: Grüß Gott, Frau Nachbarin! Auch spazieren? Frau Müller: Ja freilich! Komm ja so selten aus! Muß schon die Feiertag profitiren, Kann in der Woche nicht wohl aus dem Haus. Wenn man vier Kinder hat, heißt eS sich regen Daheim in der Wirthschaft früh bis spät, Kann meine Händ' in den Schooß nicht legen Wie die Putznärrin, die dort drüben geht! Frau Schultze: Es ist wirklich arg mit der eitlen Frau! Frau Müller: Wie sie sich spreizt und vornehm thut! Frau Schultze. Kommt daher, geputzt wie ein Pfau! Frau Müller: Schauen Sie nur den verrückten Hut! Frau Schultze: Wieder ein neuer! Das ist doch stark! Frau Müller: Kostet mindestens 20 Mark! Auch die Jacke ist nagelneu! Ich begreife nicht, meiner Treu, Daß ihres Mannes spärlicher Sold Ansreicht für all solchen Firlefanz. Frau Schultze: Wenn man da alles sagen wollt! Frau Müller: Ich hörte neulich im Kasseekranz .... (Zischeln weiter.» * * * Ein Radler: Ha, welche Lust, mit hübschen Madeln Am schönen Pfingstfest frisch, froh, frei Hinaus im Blitztempo zu radeln, An Dors und Wald und Flur vorbei! Radlerin: Ha, welche Lust, auf dem Bicycle Dahin zu sausen federleicht, Wenn auf dem Roß von Stahl und Nickel Man Sicherheit bereits erreicht! Radler: Gesund dem Körper und den Sinnen Ist unser Sport gleich Turnerei — Allheil den schönen Radlerinnen! Allheil der edlen Kurbelet! 4- 4 4- Margarethe: Versprich mir, Heinrich — Heinrich: Was ich kann! Margarethe: Nun sag', wie stehts mit dem neuen Kleid? Heinrich: Mein Schatz eS thut mir wirklich leid, Allein die Zeiten sind zu schlecht, Du weißt, daS Geschäft geht garnicht recht; Wir geben viel zu viel schon auS! Margarethe: Ich nicht, vielleicht Du, und zwar — außer dem Haus! Ich schränke mich wahrlich genug schon ein! Tu aber sitzest beim Bier und Wein Fast jeden Abend am Wirtshaustisch, Labst Dich dort flott an Braten und Fisch, Da sehlt eS Dir keineswegs an Geld; Doch wenn ich ärmste Frau der Welt Ein neues Kleid einmal haben mvcht', Da jammerst Du: wie sind die Zeiten schlecht! Verweigerst die kleine Summe mir: O Heinrich, mir graut'L vor Dir! Vom „Wsssertrinken." Mancher, der sichs leisten kann, packt um diese Zeit daS Nöthigste zusammen, um sich einige Wochen der Erholung in irgend einem Badeorte zu gönnen. Andere wieder warten noch damit bis zu den Mona ten des Hochsommers, da die Hitze der Huudstage dort bei behaglichem NichSthun leichter zu ertragen ist. Außer diesen beiden Kategorien Erholungssnchen- der und manchmal auch Erholungsbedürftiger giebt eS aber noch zwei, erstens solche, die zwar eine Bade reise sich gestatten könnten, aber durch Geschäft oder Berus daran gehindert werden, und dann endlich die große Mehrzahl, bei denen dei Kostenpnukt dieHiupt- rolle spielt. Denn eine solche Erholnngstour ist im mer mehr oder weniger kostspielig und benöthigt eines straffgesüllten Geldbeutels. Aber schließlich, auch solche Leute wollen etwas thun zur Stärkung ihrer Nerven und Besserung deS allgemeinen Wohlbefindens über haupt, und darum ist eS, weil das Richtige iu dieser Beziehung nicht leicht zu treffen ist, von vielen Seiten mit Freuden begrüßt worden, daß man sich seit kurzer Zeit einer Trinkkur unterziehen kann, ohne wochenlang unserm Hohenstein-Ernstthal den Rücken kehren zu müssen. Auch die Ausübung des täglichen Berufs wird nicht im Geringsten beeinträchtigt, nur eine Be dingung ist zu erfüllen: Zeitig ausstehen! Wer sich erst daran gewöhnt hat, dem wird es ein nützliches Vergnügen sein, sich der fröhlichen Wassertriuker- gesellschaft, die sich morgens von bis '^8 Uhr im Garten der „Hüttenmühle" znsammenfindet, anzn- reihen. Natürlich trinkt man dort nicht das gewöhn liche Wasser — das hätte man freilich zu Hause be- guemer —, sondern die „Kurgäste" genießen alle nur denkbaren natürlichen Mineralwässer: Biliner Sar^r- brunnen, Oberfalzbrunner Kronenguelle, Levico-Arsen- wasser, Schlesischer Obersalzbrunnen, Wiesbadener Kochbrunnen, Wildunger Heleuenguelle und wie sie alle heißen mögen. Die kundige Beaufsichtigung trägt aber nicht nur Sorge, daß man die am zweckmäßig- sten vom Arzt vorgeschriebene Sorte des Wassers un entsprechenden Quantum genießt, sondern kontrollirt auch ganz genau die Temperatur desselben, sodaß bei spielsweise der Wiesbadener Kochbrunnen in der glei- chen Temperatur verabreicht wird, wie er der Urquelle entspringt. Es ist klar, daß diese neue Einrichtung besonders von denen in Anspruch genommen wird, die