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WHem-WiM WM Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag uno kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,55 durch die Post Mk 1,82 frei m's Hans Inserate nehmen außer der Expedition auch die Au-träger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu ^riginalpreisen. Anzeiger fSr Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w° Mr das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Hohenstein-Ernstthal. Nr. 25. Mittwoch, den 30. Januar 1901. 51. Jahrgang Deutscher Reichstag. Berlin, 26. Januar. Wiederum ist eine Woche dahin, und die Redefluthen haben sich noch nicht ver laufen. Das Gehalt des Grafen Posadowsky wird auch die nächste Woche noch als Aushängeschild für die Wortkämpfe dienen. Daß es nur ein Aushänge schild ist, konstatirte heute der Präsident Graf Ballc- strem, dadurch seinem gepreßten Herzen Lust machend. Abg. Siemens hatte sich mißbilligend darüber aus gesprochen, daß über alles Mögliche geredet werde, was eigentlich gar nicht zur Sache gehöre, und aus dieser Bemerkung konstruirte der Präsident einen „liebenswürdigen Tadel", der ihm den gewünschten Anlaß gab, sein Bedauern darüber auszusprechen, daß es ihm nach der bisher ständig geübten Praxis leider nicht möglich sei, die Redner zu veranlasse, sich mehr an die Sache zu halten; denn es gäbe ja kaum etwas, was sich nicht in irgend einer Weise mit dem Reichs amt des Innern in Verbindung bringen ließe. Uebrigens wird Neues nicht mehr vorgebracht. Auch den größten Theil der heutigen Sitzung füllten lediglich unerquick liche Auseinandersetzungen zwischen den Sozialdemo traten Stadthagen und Reißhaus und den Herren Dr. Hitze (C.), Stöcker und Dr. Oertel (kons.). Und zwar handelt es sich immer um dieselben Streitpunkte: um die christlichen und die sozialdemokratischen Gewerk schaften, um die Durchführung des Programmsatzes „Religion ist Privatsache" bei den Sozialdemokraten, um die Handlungen des sozialistischen Minister- Millerand in Frankreich, um die Bueckbriefe u. s. w. Stadthagen bewies wieder, daß er nicht mit Unrecht der am meisten wegen Beleidigung bestrafte Abgeord nete ist, denn er nannte z. B. die Unternehmerver bände eine Erpresserbande. Es ist wirklich bedauerlich, daß ein solcher Ton im Reichstage auskommen kann; die eigenen Parteigenossen sollten den allzu tempera mentvollen Herrn doch etwas zurückhalten. — Das Bild änderte sich völlig, als Dr. v. Siemens (frs. Vgg.) das Wort ergriff. Sofort trat der zweite große poli tische Gegensatz, Agrarier und Antiagraricr, Schutzzoll und Freihandel, in die Erscheinung. Siemens sprach mit aller Entschiedenheit gegen die Hochschutzzölle und rief vielfach geradezu stürmische Opposition auf der Rechten hervor, die sicherlich noch in einigen agrarischen Reden ihren Niederschlag finden wird. Vor Kurzem wurde der jüngst vom Kaiser geadelte Direktor der Deutschen Bank als Nachfolger des Herrn v. Miquel genannt. Wer heute gesehen hat, wie die Rechte schäumte, ist sicherlich überzeugt, daß das Gerücht sich nie be wahrheiten wird. * * * Berlin, 28. Januar. Im Reichstage schleppten sich die Etatsberathungen auch heute in der gewohnten Weise hin. Zuerst sprach der Abg. Fischbeck (fr. Vp.) über Sozialpolitik und Getreidezölle. Er nennt es Hohn auf die Sozial politik, daß die Agrarier den Massen erst ^as Geld durch die Getreidezölle abnehmen wollen, um damit Sozialpolitik treiben zu können. Wenn eine Nothlage der Landwirthschaft überhaupt bestehe, so liege die Hauptursache dafür in den zu hohen Bodenpreisen. — Abg. Steinhauer (fr. Ver.) sucht nachzuweisen, daß der größte Theil der Landwirthe wegen der Geringfügigkeit ihres Besitzes von Getceidezöllen keinen Nutzen hätten, da sie ihr Getreide selbst verbrauchten. Den kleinen Landwirthen sei es überhaupt nicht klar, was Maximal- und Minimaltarif bedeutet. — Abg. Hilbeck (natl.) stellt fest, daß im Dortmunder Revier keine Frau im Bergwerk beschäftigt würde, im Waldenburger Revier geschehe dies nur im Interesse der dortigen Bevölkerung. — Abg. Heyl zu Hernsheim (natl.) führt aus, die Frage der Reinhaltung der Ströme, die mehreren Bundesstaaten gemeinsam sei, erfordere die Regelung durch einen Gesetzentwurf. Eine Prüfung durch die betreffende Abtheilung des Reichs-Gesundheitsamtes genüge nicht. — Abg. Singer (Soz.) wendet sich gegen Stöcker und behauptet, der Artikel des „Vorwärts" zum 18. Januar enthalte nur Wahres; die Behaup. tung, Bebel habe den Tucker-Brief erfunden, sei hundsgemein; Stöcker habe den Scheiterhaufenbrief offene ehrliche Politik genannt, der Inhalt dieses Briefes beweise aber, daß Stöcker im Dunkeln schleiche, und das fei charakteristisch für dessen Politik. Redner bemerkte im Laufe seiner Rede, die Sozialdemokratie suche auf dem Wege der Verfassungsänderung Deutsch ¬ land zur Republik zu machen. Gebe es etwas Bru taleres, als wenn die Konservativen tagtäglich für den Brod- und Kornwucher eintreten? Der Reichskanzler habe am Sonnabend vor den Agrariern kapitulirt aus seinem Munde sei der Kuhhandel bestätigt worden und zwar vor einem Hause, daZ nur eine Karrikatur der Volksvertretung sei. (Die Rede wird von der Rechten theils mit Heiterkeit, theils mit Lärm ausge nommen. Vizepräsident Dr. v. Frege ruft den Abge ordneten Singer zur Ordnung, weil dieser das preu- sische Abgeordnetenhaus eine Karrikatur einer Volks vertretung genannt hat.) — Abg. De. Arendt (Reichsp.) entnimmt den heftigen Angriffen Singer's, daß sich der Reichskanzler auf dem rechten Wege befinde. — Staatssekretär Graf Posadowsky stellt fest, die Er klärung des preußischen Ministerpräsidenten decke sich mit den im Namen der verbündeten Regierungen im Reichstage abgegebenen Erklärungen. Hinsichtlich der Versicherung gegen Unfälle beim Retten aus Feuers gefahr bedürften die bestehenden Gesetze einer Ergän zung. Die Rechte der Gewerbe - Inspektoren würden von den Landesregierungen ausreichend gewahrt. — Weiterberathung morgen. Die chinefischen Wirre Nachdem in China die Boxer aus der Nähe d r von den Verbündeten besetzten Ortschaften verschwunden sind, ist anscheinend eine neue Landplage dort im Entstehen begriffen. Es tauchen Räuberbanden au', deren Hauptbestandlheil europäisches Gesindel und Deserteure bilden. Aus Ti ntsin meldet die Frank furter Ztg.: Berittene Briganten, ungefähr 2000, darunter Deserteure aller Nationen, bedrohen die V r- bindungen. Eine britisch-deutsch: Expedition ist ab gesandt worden. — Die chinesischen Blätter veröffent lichen eine lange Liste von Namen derjenigin Orte, die von den fremden Truppen ausgeplünde^t worden sind, und verlangen Schadenersatz. — Daß die Chinesen, wenn es an die Ausstellung der Schadenersatzamp' üche geht, Gegenrechnnngen aufstellen würden, ist bekannt, daß sie aber damit Glück haben werden, ist nicht an- zuuehmen. Es ist ausgeschlossen, daß sich die Mächte den Chinesen gegenüber auf Untersuchungen über Plünderungen einlassen werden. Das Räuberunwesen macht sich jetzt sogar in der Nähe von Kanton be merkbar. Die Köln. Ztg. schreibt heute: Die Räumung der Provinz Tschili hängt von dem Ernste ab, mit dem die chinesische Regierung die Friedensbedingungen zu erfüllen sich bestrebt zeigt. Die chinesische Diplomatie hat sich nach der formellen Annahme der Friedensbedingungen durch ein kaiserliches Edikt so anzustellen gesucht, als ob nun schon die Voraus setzung zur Einstellung aller militärischen Expeditionen und zur allmählichen Entfernung der fremden Truppen gegeben s-i. Die Vertreter der Mächte in Peking werden den chinesischen Unterhändlern bereits klar ge macht haben, daß sie sich nicht mit einem alles ver sprechenden Stück Pap.er zufrieden geben können, sondern die Räumung von der Erfüllung gewisser Friedensbedingungen abhängig machen müssen. Dahin gehören vor allem der Strafvollzug gegen die Haupt förderer des Boxeraufstandes und bestimmte Garantien für die Leistung der zu zahlenden Entschädigungen. Mit der Räumungssrage eng zusammen hängt ' die Frage der Auflösung des Oberkommandos der ver einigten Truppen. Wir würden es verstehen, wenn der Oberkommandirende, Feldmarschall Graf Waldersee, selbst der. Wunsch hegen sollte, möglichst bald seiner in vielen Beziehungen schwierigen, heikelen und undank baren Aufgabe entledigt zu werden, obgleich er sich ihier bisher mit allgemein anerkanntem Takte und militärischem Erfolge unterzogen hat. Obgleich aber das Occupationsgebiet von feindlichen Truppen und räuberischen Horden mehr und mehr gesäubert worden ist und somit vom rein militärischen Standpunkte aus die Aufgabe des Oberkommandos in der Hauptsache als erfüllt erscheint, so muß doch auch der moralische Eindruck in Betracht gezogen werden, den die Rück berufung des Grafen Waldersee im gegenwärtigen Zeitpunkte hervorbringen müßte. Es ist zu befürchten, oaß die Chinesen d -ri» ein neues Zeichen von Schwäche und Uneinigkeit unter den Mächten sehen und die Erfüllung der Friedensbedingungen erst recht zu ver zögern suchen würden. Graf Waldersee wird daher selbstverständlich etwaige persönliche Wünsche seinem patriotischen Pflichtgefühl unterordnen. In Deutsch land wünscht man die chinesische Expedition bald beendigt zu sehen, aber natürlich aus ehrenvolle Weise. Haben wir Genugthuung für den Mord unseres Ge sandten und Bürgschaften für die Zahlung der Kriegs kosten und der Entschädigung deutscher Missionare und Kaufleute erlangt, so werden unsere Truppen chne Zögern in die Heimath zurückkehren. Denn Hintergedanken hat die deutsche Politik nicht. Sie hat bisher mit ganz auß-rordentlichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, und mit Genugthuung dürfen wir anerkennen, daß es der deutschen Diplomatie gelungen ist, wes.'ntlich zur Einigkeit unter den Mächten beizu tragen und den Chinesen cinzuschärfen, daß sie mit allen ih en Winkelzügen und Ausflüchten nicht darum herumkommen, volle Sühne zu leisten. Shanghai, 28. Jan. (Meldung des Reuter- schen Bureaus.) Ein chinesisches Blatt meldet, Ruß land habe eingewilligt, die Mandschurei wieder China zu übergeben und keine Kriegsentschädigung zu verlangen. (???) Nach hier eingetroffenen Meldungen aus Hsiansu habe der Gouverneur von Schansi mehrere hundert Gefährte bestell', um den Hof Ende Februar nah Peking zu befördern. — Eine Schanghaier Drahtum der „Daily Telegr." vom 25. d. M. meldet, die deutschen Bergwerksingenieure hätten ihre Thütigkeit in Weihsien wieder ausgenommen. Der Gouverneur von Schantung lade die Missionare ein, nach ihren Stationen znrückzukehren und verspreche vollen Schutz 'ür fremde und eingeborene Christen. Der Ärie^ nm Trmsvaal. Mit welcher Sorge die Heimgegangene Königin Victoria den Krieg in Südafrika verfolgt hat, ergiebt sich aus einer Mittheilung, die der Londoner Finanz chronik aus bestinformirter Seite zugeht. Darnach hat sich im Nachlaß der Königin ein Album gefunden, in welches die Photographien aller im Burenkriege gefallenen und schwerverwundeten Officicre eingeklelt waren. Die Königin hat selbst allerlei persönliche Bemerkungen über die Familien und deren Beziehungen zum Hofe eingezeichnet, in den letzten Monaten fast täglich in diesem Album geblättert und ihrer weh- müthigen Stimmung zu ihrer nächsten Umgebung deutlichen Ausdruck gegeben. * * * Das Rekrutirungssystem der Engländer in Kapstadt ist besonders crgötzlitz; es geschieht ü In „Kleiner An zeiger". In allen Tagesblättern erscheinen diese Re- krntirungsannoncen, worin unter Lobpreisung der besou deren Vorzüge der betreffenden Regimenter Rekruten gegen fünf Schilling pro Tag und freie Station gesucht werden, und zwar: Brabants Horse, kommandirt vom berühmten Ab geordneten Brabant. Cape Garnison Artillery-Kandidaten müssen guten Charakters sein. Welsh Regiment, mit spezieller Erlaubniß Prince of Wales, Light Horse genannt. South Asrikan Light Horle-Kandidaten müsien'resten können. Commander m-Chiefs Bodyguard, erwünscht Jauch Artilleristen, Spangler und Schmiede. Medical Staff Corps, 200 spezielle Sanitätsträger gesucht. Cape Town Highlanders, Infanteristen gesucht. Frenchs Scout, Rekruten und ein Trompeter gesucht. Duke of Edinburg Own Ristes, Kandidaten müßen chießen (0. L. 0. U.) können. Kitcheners Horse, Kandidaten müssen reiten und chießen können. Imperial Light Horse, Kommandant Marqw's of Tullidardine, hat schwarze Hahnenfedern (I) für dieses Korps von seinem Besitze in England „Pertshire" tele graphisch bestellt. South Asrikan Constabulary, guter Charakter er- wünscht. Kitcheners Fighting Scouts, besonders für die Jagd nach Dewct organisirt. Railways Pioneer Regiment alle Sorten Handwerker gesucht. Es ist daher kein Wunder, daß die unglaublichsten Leute in die verschiedenen Kontingente ausgenommen wer den, welche bei der ersten Gelegenheit „Hands-up" ma chen (das heißt dieZ Hände aufheben und sich ergeben) Greise, Minderjährige, G ebrechliche aller Arten und selb das niedrigste Element vo n der Straße sind willkommen. Bedauerlicherweise sind auch Ausländer wegen gänzlichen Mangels an Subsistenzmitteln zu diesem Schritte ge zwungen, darunter ziemlich viele Oesterreicher und Un garn. Mit den englischen Pferdetransportdampfern kom men regelmäßig Oesterreicher und Ungarn als Pferde- bedien ungsmannschaft aus Fiume hier an, welche blos für die Herreise angeworben wurden und am Ausschiffungs platze der Pferde vom Kapitän einfach ans Land gesetzt werden. Diese stehen nun vollständig mittel- und ar beitslos da und sind außerdem der europäischen Landes sprachen nicht mächtig und werden nothgedrungen „Figh ters". Unter diesen Umständen scheint es dringend geboten, daß nicht nur Leute, welche sich aus fremden Schiffen für die Herreise in den Häsen von Europa an heuern lassen und von den bezüglichen Hafenämtern auf die Aussichtslosigkeit au'mcrksam gemacht werden, in Süd afrika Arbeit zu finden, sondern auch, daß fremden Schiffen und deren Agenten in europäischen Häfen nicht gestattet werde, eine große Anzahl ohne Sicherung der freien ROkfahrt anzuwerben, um sie dann einfach ans Land zu setzen und ihrem Schicksal zu überlassen MchfischeS. Hoheusteiu-Erustthal 29. Januar 1901. NtUheilungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent- gegengenvmmen und eventl. honorirt. — Der Niedererzgeb. Turngau wird feinen diesjährigen Turntag Sonnlag den 24. März in Falken bei Hohenstein-Ernstthal abgehalten. — Ueberdies wird zur Erinnerung an die 25 jährige Wiederkehr der Gründung des Gaues am 28. April im Saale des Altstädter Schützenhauses zu Hohen stein-Ernstthal ein großer Kommers abhalten. — Im Sommer laufenden Jahres wird voraussichtlich auch eine Turnfahrt mit Schüler-Wettturnen den Gau beschäftigen. Als Wanderziel wurde hierzu der Mülsen Grund in Aussicht genommen. Den 44 Vereinen des Nicdererzgeb. Turngaues mit ihren ca. 4300 Bereinsangehörigen steht sonach eine überaus vielseitige Thätigkeit in Aussicht. — Lohnnachweisungen. Im Jnlercsie derer, welche Mitglieder der Berufsgenossenschasten sind, sei daran er innert, daß die in Gemäßheit von 8 99 des Gewerbe- UnsallversicherungSgcsetzes an die Berufsgenossenscha-ten für das abgelaufene Rechnungsjahr 1900 einzusendenden Lohnnachwcisungen fällig sind. Der äußerst gesetzlich zu lässige Termin für die Einrichtung besagter Lohnnach- weisungcn fällt bekanntlich auf den II. Februar 1901. Wer Lohnnachweisungen erst nach diesem Zeitpunkte oder überhaupt nicht bei seiner Berussgenoffenschaft einreicht, kann mit einer Ordnungsstra'e bis zu 300 Mark belegt werden. Außerdem ist eine Reklamation gegen die Höhe der in Gemäßheit des H 99, Abs. 4 a. a O. erfolgten Feststellung der anrechnnngsfähigen Lohnsumme und des danach berechneten Umlagebeitrages nach Z 102, Abs. 3 a a O. unzulässig. Es empfiehlt sich die sofortige Ab sendung der Lohnnachweisung für diejenigen Betriebs- unternehmer, welche eine solche an ihren Genoffenschafts vorstand bisher noch nicht eingereicht haben. — Tuberkulose-Merkblatt. (Bearbeitet im Kaiserlichen Gesundheitsamts.) Was ist die Tuberkulose? Die Tuberkulose ist die verderb lichste aller übertragbaren Krankheiten. Sie befällt die verschiedensten Theile des Körpers, meist aber die Lungen; sü verschont kein Land, kein Lebensalter, keinen Beruf, keine Volksklasse. In Deutschland sterben daran jährlich über 100 000 Menschen, die Zahl der Kranken wird auf das Zehnfache geschah'. Jeder dritte im Alter von 15 bis 60 Jahren sterbende Mensch erliegt der Tuberkulose. Die Tuberkulose wird ver- urjacht durch den von Robert Koch entdeckten Tuberkel bazillus, ein winziges, nur bei sehr starker Vergrößer ung sichtbares Lebewesen niederster Art, welches am besten bei Blutwürme (etwa 37 Grad Celsius) gedeiht und sich im Innern des Körpers vermehrt. In die Außenwelt gelangt er hauptsächlich mit dem Auswurf kranker Menschen und mit der Milch kranker Thiere. Jeder Mensch ist der Gefahr ausgesetzt, den Keim der Tuberkulose in sich aufzunehmen, und mancher beher bergt ihn seit langer Zeit, ohne es zu wissen?) Jede» * Ein Viertel der Leichen von Personen, die an andere» st ankheilen gestorben sind, zeigt im Irmern Spuren über» tandener Tuberkulose.