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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.01.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190101163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010116
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-01
- Tag 1901-01-16
-
Monat
1901-01
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.01.1901
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wurden. Handel und Industrie n Das „Kleine Journal* meldet, da» Festspiel welcher Joseph Laufs für die Festvorstellung am 18. Januar im Opernhause gedichtet hat, betitelt sich „Adlerflug*. Die Entstehung ist der Anregung de» Kaisers zu verdanken. nehmungen nach außen und selbst in den Nebenzellen nicht gemacht worden sind. — Dresden, 11. Jan. 4000 Mk. Entschädig ung mußte die Stadt Dresden dem Besitzer der jenigen Pferde auszahlen, die kürzlich unter einer Straßenbrücke vom elektrischen Strome getödtet worden waren. — Ein kolossales Schadenfeuer wüthete heute Vormittag auf dem Zimmerplatze des Baugewerkes Kauer an der Fritz Reuterstr. Infolge starken Windes war der Platz innerhalb 10 Minuten in ein Feuer meer verwandelt. Der größte Theil der Holzvorräthe und Schuppen wurde ein Raub der Flammen. — Am Montag früh hat sich der Leutnant Bäßler vom Jnf.-Reg. Nr. 177 in seiner Wohnung mit dem Gewehr seines Burschen erschossen. Die Beerdigung ist ohne die üblichen militärischen Ehren erfolgt. Vor seinem Tode bedachte er mehrere Personen seiner Um gebung mit höheren Geldbeträgen. Der Verstorbene hatte infolge von Vorkommnissen in der Sylvesternacht, bei denen er sich auch erheblich gegen Polizeibeamte vergangen, eine strenge Strafe zu gewärtigen. — Dresden. Ein eigenes Mißgeschick wider fuhr einem Passanten der Webergasse. Ein Pferd er faßte ihn blitzeSschnell mit den Zähnen über der Schulter an den Kleidern, hob ihn auf, und warf ihn auf die Sträße. Abgesehen von dem allerdings nicht geringen Schrecken erlitt der Mann nur eine geringe Verletzung. — Dresden, 12. Januar. Aus einer bedroh lichen Lage rettete gestern Abend die Feuerwehr einen Selbstmordkandidaten, der von der Marienbrücke hinab gesprungen und auf dem schon stellenweise sehr starken Eise liegen geblieben war Vom Lande aus konnte man dem Manne nicht beikrmmen, da das Stauwasscr die Eisdecke am Ufer aufgebrochen hatte. Es wurde des. halb von der Brücke aus der Feuerwehrmann Grund mann an einem Seile und Sichcrheitsleinen hinabgelafsen, der den ohnmächtigen Mann an diesen befestigte, worauf dieser und sein Retter nach einander emporgezogen wur den. Der Hinabgesprungene, ein ca. 30 Jahre alter Packer, hatte eine schwere Kopfwunde erlitten und wurde nach dem Stadtkrankenhause befördert. Krüger habe die Erklärung neuerdings abgegeben, daß jeder Versuch, die Buren durch Versprechen einer ge wissen Selbstständigkeit zur Unterwerfung zu bringen, erfolglos bleiben würde. London, 1b. Jan. Roberts wurde gestern zur Königin nach Osborne berufen; der Besuch hatte aber nur einen privaten Charakter. AuS Kapstadt wird gemeldet: Die Buren be- etzten Clanwilliam; es haben mehre Gefechte statt- zefunden. Aus Kapstadt wird gemeldet, daß sich die Buren rn der Gegend von Rockveld sammeln. Die Zahl derjenigen Buren, die sich in Clanwilliam und Sutherland befinden, beläust sich auf 2000 Mann; ein anderes Kommando ist jetzt nach Beaufort-West unterwegs, die englischen Linien dehnen sich angeb- ich von Colesberg bis zum Meere aus. Die Morgenblätter beschäftigen sich mit der Lage in Südafrika und berichten, daß demnächst 20 00 Mann Verstärkung nach Südafrika gesandt werden ollen, die zum größten Theil aus berittener Deomanry iestehen sollen. Ein Telegramm aus Lorenzo Marquez meldet, raß sich unter den flüchtenden Buren eine Bewegung bemerkbar mache, sich ihren früheren KnmmandoS wieder anzuschließen. ist hier ganz gewaltig. ES scheint aber, daß er bei seinen jüngsten Versuchen, sich des Eigenthums Winters zu entledigen, doch unvorsichtig zu Werke gegangen ist; wie verlautet, glaubt die Behörde un mittelbar vor der Möglichkeit zu stehen, zufassen zu können. — Wie weiter verlautet, ist der Criminal- commissar von Kracht, welcher beim Berliner Polizei- Präsidium in der Criminal-Abtheilung 6. dat Ressort der Verfolgung von Hochstaplern und Schwindlern als Spezialdienst inne hat, am vergangenen Sonnabend in Konitz eingetroffen, um einer Bestimmung de» Ministers des Innern gemäß an den neuerlichen Er mittelungen in der Winterschen Mordaffaire theilzu- nehmen. Herr von Kracht ist seiner Zeit durch die in Brasilien erfolgte Festnahme des DoppelmörderS Gönczi weiteren Kreisen bekannt geworden. * Der Tod des Polizei-Direktors v. Meerscheidt- Hüllessem ist, wie man der „Nat.-Ztg.* meldet, that- sächlich auf Selbstmord zurückzuführen. Herr v. M. jat sich mit Cyankali vergiftet, das er schon längere Zeit besaß, und zwar kurz nachdem ihm die Kunde von der Verurtheilung de- Bankier Sternberg ge worden war. Italien. Neapel, 7. Jan. Kapitän Lans ist an Bord des Dampfers „König Albert" hier eingetroffen. Der ' deutsche Konsul überreichte Kapitän Lans eine kleine, die Viktoria darstellende Brnncestatue. Bei der Be grüßung an Bord des „König Albert* sagte der deutsche Konsul, alle Deutschen ebenso wie alle übrigen Europäer erfülle das tapfere Verhalten des Komman danten und der Mannschaft des „Iltis" mit Bewun derung. Die deutsche Kolonie sei stolz darauf, zuerst die Helden rm Namen der deutschen Landsleute be grüßen zu können. Der Konsul überreichte daraus dem Korvettenkapitän Lans die Statue der Viktoria. Von den ebenfalls eingetroffenen vier deutschen Soldaten sind zwei schwer verwundet. Der eine ist ein Ma trose, welcher an dem Zuge des Admirals Seymour Vermischtes. * Breslau. In Tschotschwitz bei Militsch wurden durch Kohlengas der BauerngutSbesitzer Weigart, seine Frau und zwei Kinder getödtet. * Zur Könitzer Mordaffaire. Die An- nähme, daß den bisher gefundenen Kleidungsstücken der ermordeten Gymnasiasten Ernst Winter bald andere folgen werden, hat sich schnell bestätigt. Gestern fand bei einem Rundgang durch den Logen- Men in Konitz der Oekonom der Loge etwa zwei Schritte vom Zaun entfernt eine blaue Kammgarnhose. Der Fund der Hose Winters erfolgte nahe der Süd westecke des LogengartenS, wo sich Mönchsanger und Convictstraße kreuzen, gegenüber dem Convict, in dem die Gymnasiasten, die eine Freistelle inne haben, wohnen. Auch der Logengarten gehört zur nächsten Umgebung des MönchseeS; in derselben Gegend liegen ferner die Synagoge und die Stelle, wo die ersten Leichentheile gefunden wurden. Die Beinkleider, die bereits identificirt und von Blutspuren völlig frei sind, sind offenbar über den Zaun geworsen; sie lagen auf dem Weg, der am Zaun entlang führt, ein Hosen bein hing am Strauchwerk. Die Hosen waren nicht beschmutzt, dagegen mit Reif bedeckt, so daß sie wahr scheinlich am Sonnabend Abend über den Zaun ge worfen sind. Die Fußspuren, die sich nahebei im Schnee fanden, sind gemessen worden, haben aber Tsching hat dem Hofe mitgetheilt, daß er gegen die angeblich geplante Ernennung Tschantschitungs zum Bevollmächtigten an Stelle Li-hung-tschangs Einspruch erhebe. Prinz Tsching wünsche, daß Scheng, der den Fremden genehm sei, zum Bevollmächtigten ernannt werde, doch würden die Gesandten gegen die Ernen nung Tschangtschitungs nichts einzuwenden haben. Die meisten Gesandten erhielten von ihren Regierungen die Mittheilung. daß die Verhandlungen in Peking geführt werden müßten, da ein anderer Ort aus verschiedenen Gründen nicht annehmbar sei. London, 15. Jan. Der Danziger „Highland Prince" ist von La Plata kommend im Hafen von Shields angekommen. Während der Fahrt sind 4 Personen, darunter der Kapitän und ein Stewart an der Pest gestorben, andere von der Besatzung waren gleichfalls von der Krankheit ergriffen, sind aber wieder -ergestellt. Transvaal. Haag, 15. Januar. Präsident Krüger erklärte auf das bestimmteste, die Vermittelung des kanadischen Ministerpräsidenten Laurier nicht annehmen zu können. Auch die Reise der Afrikanderabgeordneten nach London ei jetzt zwecklos. „Daily Mail" meldet, Präsident Antwerpen, l . Jaiuar. Termlnnottrungen. Lontraet La-Plat«-»ammplg. Jan rar 4,10 Are»., Februar 4,IS« KrcS., MSrz 4,12° Frc»., April 4,1b Are»., Mat 4,15 Fr«,., Junt 4,17' FrcS., «ugnst 4,20 Fres. — Umsatz: 255,000 — Stimmung Fest. Sn»»n»»A». Bremen, 14 Januar. Baumwolle ruhig. Uplant midd ling l«l 51'/, Mg 8t»erp«l, 14 Januar. Umsatz: 8000 B., davon slli tzveculatüm sund Sxpori SOO B. vrrkauft. Amerikaner ruhig, 1 32 niedriger, osttndtsch» ruhig, Sgypter zu Gunsten der Klüfer. Middling amerikanisch« Lieferungen: jJanuar-Februar 5.22 S4 * Ein Bäckerlehrling in Vacha, der vor Kurzem >ei strenger Kälte in der Werra ein unfreiwilliges Bad genommen und daraufhin, ohne die Fußbekleioung zu wechseln, noch seinen Obliegenheiten nachging, ver- tarb im dortigen Krankenhause am Typhus. Königsberg i. Pr., 11. Januar. Ein eigen- thümlicher Vorfall hat sich in einem hiesigen Regiment zugetragen. Unter dem im Herbst eingestellten Rekruten befand sich ein Mann, der sich bei allen dienstlichen Anlässen renitent zeigte, Disciplinwidrig- enen grober Art beging und schließlich erklärte, den Fahneneid nicht leisten zu wollen. Als man ihn nun verhaftet und das kriegsgerichtliche Verfahren gegen ihn eingeleitet hatte, gestand er ein, er habe eine Kugel m Gehirn, die er sich aus Liebesgram vor Jahren durch die Schläfe gejagt habe, er wisse nicht immer, was er thue, und könne nicht für sich stehen. Die ärztliche Untersuchung, die darauf mit Roentgen- Strahlen vorgenommen wurde, bestätigte thatsächlich die Wahrheit dieser Mittheilung, die Photographie zeigte deutlich die im Gehirn befindliche Kugel. Der Mann sieht seiner Entlassung aus dem Militärver hältnisse entgegen. * Aus dem Haag wird gemeldet, daß unter den heirathsfähigen jungen Leuten und Mädchen in ganz Holland wegen der Verschiebung von Kinigin Wil- »elminaS Hochzeit keine geringe Aufregung herrscht. Die Königliche Hochzeit sollte am 31. Januar statt finden, wurde aber dann auf den 7. Februar festge setzt. Zahlreiche Verlobte, die mit ihrer Geliebten jungen Königin an demselben Tage heiraten wollten, müssen nun entweder ihre eigene- Hochzeit um eine Woche auch sufschieben oder auf das Glück verheißende Zusammentreffen verzichten, auf das sie sich vorbe- reitet hatten. Nach der Verlobung der Königin Wilhelmina war eine bemerkenSwerthe Zunahme von „Verlobungen" unter den holländischen Junggesellen und Jungsrauen zu verzeichnen. * Das bet dem Brandunglück tn Köln - verletzte dritte Kind ist, wie schon kurz erwähnt, - gleichfalls gestorben. Damit hat der Kaufm. Ries die umgekehrte Bewegung bemerkbar sei. Der Artikel schließt mit der ziemlich deutlichen Aufforderung an die katholische Volkspartei, sich an die deutsche Gemein- bürgschaft anzuschließen. — Aus Wien wird der „Voss.Ztg." gemeldet: Die gesammte Presse einschließlich der Regierungsblätter steht unter den Eindruck des Ausfalls der Wahlen und des Zuwachses, den die deutsch-radikale Partei gewonnen hat. Angesichts dieser entschiedenen Willensäußerung des deutschen Volkes ist die Wiederaufrichtung der slavisch-klerikalen Mehrheit zur Unmöglichkeit geworden, und die Deutschen haben nach ihren Erfolgen in den Alpenländern allen Grund, gehobenen Muths in die Zukunft zu blicken. — Der bisherige Stand der Parteien ist folgender: Deutsche Fortschrittspartei 21 (4 verloren), deutsche VolkSpartei 14 (1 gewonnen), Deutschradikale 19 (11 gewonnen), katholische Volkspartei 24 (3 verloren), Christlich sociale 14 (6 verloren), Jungtschechen 49 (9 verloren), Polenklub 42 (4 gewonnen), Socialisten 10 (5 verloren). Die Vergleichsziffern beziehen sich auf den Stand der Parteien bei Auflösung des Abgeordnetenhauses im September 1900. — Von hervorragender Bedeutung ist der schon jetzt festzustellende ganz außerordentliche Erfolg der deutsch-radikalen Partei. War es auch vorauszusehen, daß diese Partei Erfolg: erzielen würde, so übertrifft doch das Ergebniß alle Erwartungen. Wird sich doch die Zahl der Abgeordneten der deutsch, radikalen Partei mindestens vervierfachen. Besonders groß sind die Erfolge der Partei in dem Gebiete, wo der Sprachenstreit am heftigsten tobt, nämlich in Böhmen. Daraus ergiebt sich, daß die deutsche Wähler schaft an der Grenze ihrer Geduld angelangt ist, unv daß sie die historischen Rechte des Deutschthums mit voller Schärfe wahrgenommen wissen will. — Die Bedeutung des großen Erfolges der von Wolf geführten Gruppe liegt darin, daß dadurch auch die anderen deutschen Parteien gezwungen werden, eine schärfere Tonart anzunehmen und sich auf faule Compromisse nicht einzulassen. Denn sie müssen sich sagen, daß sie, wenn es so fortgeht, allmählich ganz von den Deutsch- Radikalen decimirt werden würden, wofern sie eben nicht durchenergikche Verfechtung der Rechte des Deutsch thums sich das Vertrauen ihrer Wählerschaft erhalten. Die Wahlen haben dies in eklatanter Weise gezeigt, indem ganz besonders die Christlich-Socialen Verluste an Mandaten erlitten haben; gerade die Christlich- Socialen aber haben im letzten Abgeordnetenhause lange Zeit hindurch die deutsche Sache schmählich verrathen, und als sie sich allmählich auf ihr Deutschthum be- annen, blieben sie doch immer noch unsichere Kon onisten. — Den stärksten Eindruck aller bisherigen Wahlen hat der Sieg der Deutsch-Radikalen in den deutschen Slädten Böhmens hervorgerufen. Die liberale Partei konnte von 15 Mandaten blos 3 behaupten. Die Mehrheiten der Deutsch-Radikalen in Lrautenau, Karlsbad, Aussig, Eger, Graslitz sind überraschend groß; diese Erfolge hatte die deutsch-radikale Partei selbst nicht erwartet. Jnsgesammt haben bisher die Radikalen 18 Mandate genommen, einige stehen noch in Aussicht. — Lon evangelischer Seile im deutschen Reiche wurde vor den Wahlen der lebhafte Wunsch ausgesprochen, daß die evangelische Sache einen entschiedenen Vertreter im österreichischen Abgeordnetenhause erhalte. Dieser Wunsch ist nunmehr durch die Wahl des strenggläubigen Pro. testanten Advokaten Dr. Eisenkolb in Aussig, welcher eifrigster Förderer der „Los von Rom"-Bewegung in Nordböhmen ist, erfüllt worden. (Dr. Eisenkolb, einer der ersten Uebergetretenen in Böhmen, hat bei der Gustav Adolf-Feier in Zwickau im vorigen Jahre mehrfache begeisterte, von wahrhaft protestantischem Empfinden durchdrungene Ansprachen gehalten.) — Dresden, 13. Januar. Um di« Behandlung von Wunden kennen zu lernen, hat die Prinzessin Fried rich August im hiesigen Diakonissenhause einen Unterrichts- Kursus begonnen. Die Anleitungen giebt dabei Dres dens berühmter Chirurg, Hofrath vr. msä. Rupprecht. Die Prinzessin widmet sich der Sache mit großem Eifer und der ihr eigenen Energie. — DreSde«, 14. Januar. In der Nacht zum L. d. M. sind au» einer der im 4. Stockwerk des Polizeihauses nach de» Gebäude der Kunstakademie gelegenen Zellen vier daselbst untergebracht gewesene Gefangene und zwar der Maurer Richard Hermann Schmidt, der Arbeiter Max Wolf, der Kellner Emil Arthur Weber und der Schmied Johann Gustav August Jäckel ausgebrochen und entwichen. Die Ge- nannten hatten mit Hilfe eine? vom Ofen loSgeriffenen Stücke» Bandeisen und eines abgerissenen eisernen PritschenbandeS die Dielen der Zelle aufgerissen und sind nach Durchbrechung der Decke in die darunter liegenden Bureauräume der Abtheilung für Fuhrwesen und Verkehr eingedrungen. Nachdem sie hier die Kästen der Pulte, vermuthlich um nach Geld zu suchen, aufgebrochen und alles durcheinander geworfen hatten, haben sie sich an aus zerrissenen Matratzenüberzügen und Handtüchern hergestellten Seile zum Fenster hinaus- gelassen und sind am Blitzableiter herunterauf die Straße gelaugt. Die Entdeckung ist kurz nach ^2 Uhr früh durch die Nachtdienst habenden Gefangenen aufseher erfolgt, welche bei ihrem Rundgange das vom Fenster des 3. Stockwerke» herabhängende Seil bemerkt haben. Die sofort aufgenommene Verfolgung der Flüchtlinge hat bereits zur Wiedererlangung der Schmidt und Wolf geführt. Zur Habhastwerdunader beiden anderen sind von der Polizei fosort alle Vor lehrungen getroffen worden. Ein Verschulden der Beamten liegt nicht vor, da die Rundgänge vorschrifts mäßig stattgefunden haben. Der Ausbruch ist nur möglich gewesen infolge der baulich unzulänglichen Verhältnisse im alten Polizeigefangenhause, dessen Fuß böden bezw. Decken so leicht gebaut sind, daß sie nach den eigenen Angaben der beiden wiedererlangten Aus brecher nach Entfernung der Dielen den bloßen Fuß tritten ohne weiteres nachgegeben haben. Auch haben die Ausbrecher so geräuschlos gearbeitet, daß Wahr Im Preuß. Abgeordnetenhause begann am Montag die Generaldebatte über den Etat, die viel- leicht schon genügende Streiflichter auf die Stimmung des Hauses gegenüber der angekündigten neuen Canal vorlage werfen dürfte. Hoffentlich wird man nun auch erfahren, was eigentlich an den sich beharrlich erhaltenden Gerüchten über ein angeblich bereit- ver einbartes Compromiß in der Canalfrage ist, wonach die Agrarpartei gegen das RegierungSzugeständniß einer Erhöhung des Getreidezolles auf 5 Mark im künftigen Zolltarif nunmehr der Canalvorlage zustim men werde. Zunächst ließe sich allerdings die Glaub würdigkeit dieser Gerüchte bezweifeln, wenn man indessen bedenkt, wie Graf Bülow n seiner Einführungs rede als preußischer Ministerpräsident im Abgeordneten- hause die möglichste Aussöhnung dec einander wider- streitenden wirthschaftlichen Interessengegensätze zum iersten Grundsatz seiner inneren Politik proklamirte, o scheint die Compromißtuschelei am Ende doch nicht hne jeden thatsächlichen Hintergrund zu sein. Vesteweich-UnKnrn. Der „Voss. Ztg.* wird aus Wien gemeldet: )ie gesammte Wiener Presse steht heute unter dem indrucke der Niederlage der Klerikalen. ES geht ein Ug des Erwachens des Freisinns durch Oesterreich, >er an die unvergeßlichen Tage zu Ende der sechziger nd zu Beginn der siebziger Jahre erinnert. DaS fiziöse „Fremdenblatt" stellt fest, daß die nationale Erregung der Deutschen auch durch die Aufhebung der Sprächenverordnungen nicht beseitigt worden ist, die deutsche Bevölkerung könne sich eben der Besorgniß nicht entschlagen, daß den Tschechen wieder einseitige Zugeständnisse gemacht werden könnten. Es sei gewiß bezeichnend, daß in der tschechischen Wählerschaft gerade «tneftr Nachrichten. Malaga, 14. Januar. Die Leiche des In genieurs der „Gneisenau* wurde heute an» Ufer ge- pült. Die, Beerdigung wird auf dem englischen Fried hof erfolgen. W«xiö, 11. Januar. Gestern Abend S Uhr landete bei Hoegahiltan auf Smaaland nach glücklich ver laufener Fahrt ein Ballon, dessen Insassen der Ober leutnant Hildebrand und Herr Berson vom Berliner meteorologischen Institut waren. Ueber die Fahrt berichtet das Wexiöbladet: Der Aufstieg in Berlin erfolgte gestern 8 Uhr 17 Min. Morgen». Um 1 Uhr 17 Min. wurde Stralsund passirt, um 2 Uhr Rügen, um 4 Uhr 45 Min. Trölleborg. Der Weg über die Ostsee wurde also in 23/i Stunden zurückgelegt. Die größte Höhe, die der Ballon erreichte, war 3000 Meter. Als Trelleborg mssirt wurde, betrug die Höhe 600 Meter. Die Kälte chwankte zwischen 2 und 3 Grad Celsius. Der unterste Luftstrom ging in der Richtung auf Dänemark, der mitt lere auf Schweden, der oberste auf Rußland. Frankfurt a. M», 12. Januar. Der 3kjährige Arbeiter Senn aus Sindlingen wurde hier verhaftet. Er hatte mit Hilfe eines Postgehilfen gefälschte Post anweisungen an seine eigene Adresse aufgegeben. Der Postbeamte ist flüchtig. Bochum, 14. Jan. Auf der Station Merk linde stieß gestern bei dichtem Nebel ein von Dort mund kommender Personenzug auf den in demselben Gleise haftenden Personenzug von Castroß. 6 Rei- ende wurden leicht verletzt. Bei dem von Castroß kommenden Personenzuge wurde außerdem ziemlich beträchtlicher Materialschaden angerichtet. La Chiappä, 14. Janr. Der italien. Dam pfer „Leone" ist unweit der korsischen Küste zugrunde gegangen. 15 Personen sind ertrunken. An der Küste wurden bereits viele Leichen aufgefunden. New-No*k, 15. Jan. (Meldung deS Reuter- schen Bureaus.) Eine hier eingegangene Depesche auS Peking vom 14. d. meldet, eS verlaute, daß Li-Hung- rage»»eschichte. «rutsche» P-ich. Der Zeitpunkt des Zweihundertjahr-Jübiläums des Bestehens des Königreichs Preußen naht mit dem 18. Januar allmählich heran. Aus einer offiziellen Veröffentlichung in der „Nordd. Allg. Ztg." erhellt, daß in Berlin die militärische Feier des preußischen Königsjubiläums bereits am 17. Jan. erfolgt. Denn das genannte Blatt giebt die für die militärische Be gehung dieser Jubelfeier in der Reichshauptstadt ge troffenen Bestimmungen bekannt, wonach am 17. Jan. Vormittags 9^ Uhr sämmtliche Fahnen und Stan darten des Gardecorps, mit frischem Lorbeer geschmückt, vom Residenzschlosse nach dem Zeughause geschafft werden. Daselbst nehmen die Prinzen des Königs hauses, die im Gardecorps dienenden oder sonst in Dienststellungen in Berlin aufhältlichen Prinzen an- derer regierender Häuser, die Herren des Kaiserlichen Hauptquartiers uiw. Ausstellung. Um 10 Uhr trifft der Kaiser am Zeughause ein, schreitet die Truppen aufstellung ab und begiebt sich dann nach dem Licht hofe, woselbst bei den inzwischen dort aufgestellten Fahnen und Standarten eine Feierlichkeit stattfindet. Schließlich nimmt der Kaiser militärische Meldungen entgegen. Am 18. Jan. wird in der Berliner Garnison kirche FestgotteSdienst abgehalten, worauf im König- lichen Schlosse das Krönungs- und Ordensfest nach folgt. Als Vertreter auswärtiger Höfe bei der Jubel- feier am Berliner Hofe sind bis jetzt angemeldet Großfürst Wladimir von Rußland, Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich und Prinz Rupprecht von Bayern. Die Illumination zur 200-Jahrfeier des König reichs Preußen wird nach den getroffenen Vorbereit ungen eine große, allgemeine. Nicht nur die könig lichen, staatlichen und städtischen Gebäude werden an der Festbeleuchtung theilnehmen, sondern auch Ge schäfts- und Privathäuser. > da- Feuer seine ganze Familie, Frau m drei Rie» giebt an, daß da- Unglück durch Bruch des GaSrohrS herbeigeführt worden sei. In der Sitznng der Kölner Stadtverordneten wurde auf Anregung de» Oberbürgermeister» über die Brandkatastrophe an der Follerstraße Bericht er stattet. E» wurde versilbert, daß vor dem Eintreffen der Feuerwehr bereits der Ladeninhaber RieS ferne Person in Sicherheit gebracht hat, unbekümmert um da- Schicksal der gesammten Familie, die er in den brennenden Parterreräumeu zurückließ. ES sei unbe greiflich, daß der Besitzer nicht auch seine Kinder ge rettet, die er vom Dache der Abortes auS bequem erfassen konnte. Diese Aeußerung deckt sich mit in der Stadt kursirenden Gerüchten, wonach Rieß zunächst das Geld gerettet, alsdann erst aus dem Hause ge- lüchtet war, aus dem wenige Minuten später die ver- öhlten Leichname seiner Angehörigen hinausgeschafft Als die Deputation erschien, erhob sich LanS indem er sich auf seine beiden Stöcke stützte, und küßte erschüttert die Tricolore, welche das Bild um wand. Sein Aussehen ist blühend, sein Haar leicht ergraut. Seine Genesung hat vortreffliche Fortschritte gemacht. Inzwischen spielten sich auf der anderen Seite des Schiffes ebenfalls ergreifende Scenen ab. luch die Gattin der italienischen Gesandten in Peking, Marchese Salvago Raggi war mit dem „König Albert* eingetroffen und wurde nun von ihren Eltern begrüßt. Fraxkretch. P«riO, 12. Januar. Der vom KriegSminister orbereitete Gesetzentwurf, nach welchem die Seminaristen st Dienstjahr künftig ausschließlich im Sanitätsdienst absolviren sollen, wird in parlamentarischen ' reisen lebhaft erörtert. Es heißt, daß die äußerste Linke mit dem Ent wurf sehr unzufrieden sei, weil sie in demselben ein Zu- geständniß an die Klerikalen erblicke. „Echo de Paris" meint, das Ministerium habe sich zu dieser Maßnahme zweifellos nur entschlossen, um sich mit dem Papst zu versöhnen und einen «ndgiltigen Bruch mit den, Vatikan U vermeiden. „Figaro" meint, der Gesetzentwurf be. weise nur, daß der Kriegsminister durchaus nicht jener anatische Freimaurer sei, als welchen die Nationalisten hn hinstellen wollen. theilgenommen hat; er ist durch 5 Schüsse am Halse/durch I und im Gesicht verwundet, auch hat er ein Auge ein-/Kindern, verloren, gebüßt. Der deutsche Konsul begrüßte ihn mit wärm ster Herzlichkeit. Der „König Albert* geht heute Aben nach Hamburg und Brunen weiter.
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