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Ä Nr. 115 Sonntag, den 19. Mai 1901 Gßlr. Tagesordnung I. Kenntnißnahmen. k Gßlr. MM Hl '.L-k > erscheinen ließen, als das Königspaar eine Reise durch das Land unternehmen wollte, welche infolge des Gut- achtens Caulets unterblieb, da er der Königin strenge Ruhe anrieth. Wie«, 17. Mai. Der hervorragende Wiener Gy näkologe Professor Schauta, um seine Meinung befragt, äußerle sich im wohlwollendsten Sinne. Er hält es für wahrscheinlich, daß die Königin Draga über ihren Zu stand in einer Täuschung befangen war. Es komme nicht selten vor, daß namentlich hysterische Frauen sich einbilden, schwanger zu sein. Für unwahrscheinlich hält Professor Schauta eine Simulation, die nur dann zum Erfolg führen kann, wenn eine Kindesunterschiebung beabsichtigt wird. — König Alexander hält an einer optimistischen Auffassung fest, und man erzählt, er behandle die Kö nigin, welche große Schmerzen fühlt oder heuchelt, mit größter Zärtlichkeit. Belgrad, 17. Mai. Die Bekanntmachung, daß die Niederkunft der Königin Draga nicht zu erwarten sei, hat die größte Aufregung hervorgerusen. Seit Wochen war es ein offenes Geheimniß, daß im Konak nicht alles richtig sei. Man erin ert sich, daß schon bei der Ver mählung des Königs vorher gemeldet worden war, Frau Draga Maschin sehe einem freudigen Familienereignisse entgegen. König Alexander wäre hierdurch zunächst veranlaßt worden, sein Wort bei ihr einzulösen, daß aber die ersten ärztlichen Autoritäten, unter ihnen einer der hervorragendsten Staatsmänner Serbiens, die Möglichkeit eines oerartigen Ereignisses aufs entschiedenste bestritten und auf eine bei Frau Maschin vor Jahren nothwendig gewordene Operation hingewiesen hätten, infolge deren jede Mutterschaft bei ihr ausgeschloffen erscheint Von anderer Seite wurde dies allerdings in Abrede gestellt. Die Gerüchte waren dann für einige Zeit verstummt, bis offiziell aus Hofkreisen der Zustand der Königin declarirt wurde. Das Aussehen der Königin schien dies auch zu bestätigen. König Alexander hatte bei seiner jüngsten Thronrede dem Volke die nahe bevorstehende Niederkunft der Königin verkündet. Die Bevölkerung hatte alle Vor bereitung für das Ereigniß getroffen, das eine Sicherung der Dynastie und damit eine Stabüisirung der Verhält nisse bedeutet hätte. Bekanntlich ließ der König sogar das Thronfolgegesetz in dem Sinne abändern, daß auch die weibliche Nachkommenschaft zur Thronfolge berechtigt sei. All diese Momente zerstreuten wieder die Be denken, die man bezüglich der bevorstehenden Nieder kunft gehegt hatte. Allein in den letzten Wochen, seitdem ein Pariser und zwei russische Professoren im Konak verweilten, seitdem förmlich von Tag zu Tag Meldungen über den Eintritt der Niederkunft ver breitet wurden, tauchten die alten Gerüchte verstärkt wieder auf. Man wollte in politischen Kreisen wissen, daß die nach Belgrad berufenen Professoren sehr er staunt gewesen seien. Die diplomatischen Vertreter in Belgrad hatten ihre Regierungen seit längerer Zeit von der nunmehr eingetretenen Wendung verständigt und auf die für den König wie für da- Land schmerz liche Enttäuschung vorbereitet. Zur Stunde läßt sich noch nicht feststellen, ob die Königin Draga von Beginn an den König irregefvhrt habe, oder ob sie anfänglich wirtlich im guten Glauben handeln tonnte. Im Konak soll die trübste Stimmung herrschen. ES soll auch erregte Scenen gegeben Haven, ehe man sich entschloß, osfiziell mit der Mittheilung hervorzutreten, daß die Hoffnung auf einen Thronerben trüglich war. Erscheint leden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,55 durch die Post Mk 1,82 frei m's Haus Inserate nehmen außer der Expedition auch di« Au-träger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Triginalpreisen. Es I Draga Waschina. Belgrad, 18 Mai. Von zuständiger Seite wird authentisch gemeldet: Die fachmännische Untersuchung der berufenen ausländischen Aerzte stelle fest, daß bei der Königin einstweilen keinerlei Schwangerschaft bestehe, wie dies der französische Arzt, Caulet, in seinem Gutachten vom 8. Januar 1901 behauptet, wonach die Königindamals sich in vier bis fünfwöchiger Schwangerschaft befunden hätte. Das Protokoll der Aerzte erklärt sodann, die An nahme Caulets erkläre sich indessen aus dem Umstande, daß die Gesammtheit der bei der Königin aufgetretenen Anzeichen für wirkliche Schwangerschaft spreche — und genügen konnte, um die Königin, sowie ihre Umgebung von dem Vorhandensein einer Schwangerschaft zu über zeugen. Die Aerzte geben zu, daß es sich damals um einen Anfang der Schwangerschaft gehandelt haben könnte, welche schließlich unterbrochen sein konnte. Endlich stellen die Aerzte fest, daß der jetzige Zustand der Königin weder für ihre Gesundheit, noch für ihren gesammten Organismus irgendwie nachträglich und daher eine bal dige Schwangerschaft nicht ausgeschloffen sei. Bezüglich der Berufung Caulets im September 1900 ist jetzt fest- gestellt worden, daß damals verschiedene Symptome auf traten, welche eine ärztliche Konsultation um so gebotener 8. öffentliche Stadtverordneten-Sitzung Dienstag, de« 21. Mal 1901, Meads 8 Uhr Hohenstein-Ernstthal, am 18. Mai 1901. E. Redslob, Stadtverordnetenvorsteher. Die Entrichtung -es Schulgeldes betr.! Das Schulgeld auf die Monate April bis mit Juni lfd«. Js. ist bis zum 25. dieses Monats die hiesige Stavtsteuereinnahme — Rathhaus Zimmer Nr. 2 — abzuführen. HohensteiN'Ernstthal, am 11. Mai 1901. Der Stadtrath. vr. Polster. Arntsblcrtt für -ns Königliche Amtsgericht ««- -ea sta-trath zu Hohenstein-Ernstthal. Ovgcrn aller Genreinöe-Vevwcrltrrngen öer urnliegerröerr Ortschaften 51. Jahrgang. Transvaal. London, 18. Mai. König Eduard gab d e Ab sicht kund, den Gouverneur Milner unmittelbar nach seiner Ankunft n. England zu empfangen. Kapstadt, 18. Mai. 5 neue Pestfälle sind unter den Europäern und 5 unter der farbigen Bevölkerung festgestellt worden. China. Köln, 17. Mai. Wie die „Kölnische Zeitung" aus Peking von gestern meldet, sind im Süden von Paotingfu und in Tschengtingtu Ruhestörungen aus- gebrochen. Das betreffende Gebiet war bisher französischer Ueberwachung unterstellt und wurde nach dem Abzüge der Fanzosen den Chinesen übergeben. DaS erste Bataillon des ostasiatischen Infanterieregi ments unter Major Graham wird für etwaige Er eignisse bereitgehalten. Dem „L.-A." wird von seinem Korrespondenten in Peking gemeldet: In Bestätigung meiner früheren Nachricht gewinnt die Annahme, daß Graf Waldersee im nächsten Monat die Heimreise antreten wird, an Wahrscheinlichkeit, und zwar dürfte er über Japan reisen, wo er sich auf Einladung des Mikado einige Tage auszuhalten gedenkt. London, 17. Mai. Die „Times" veröffentlicht folgendes Telegramm aus Peking: Die Abreife der französischen Truppen ist infolge Gegenbefehls aufge schoben worden. General Voyron hat Instruktionen erhalten, die Abreise zu vertagen. Auch die Deutschen zeigen nicht die geringste Lust, Peking zu räumen. Das deutsche Generalquartier meldet das Avftauchen von Boxerbanden südlich von Schantung und erklärt, eine Expedition gegen diese sei nothwendig. Das Haupt quartier verlangt die Mitwirkung verschiedener Truppen. Man hofft, daß die englische Regierung sich nicht weigern werde, englische Truppen beizugeben. London, 18. Mai. Dem „Standard" wird aus Shanghai vom 17. cr. telegraphirt: Ein Beamter, der am 1. Mai aus Singanfu abgereist ist, theilte mit, daß er den bekannten Großsekretär Kangyi am kaiserlichen Hofe dort gesehen habe und fügte hinzu, daß die Kansu-Truppen, welche dem Hofe zum Schutze dienen, wegen rückständigen Soldes gemeutert hätten. Es sei eine kaiserliche Verordnung erlassen worden, welche die Hilfstruppen, die Ende 1900 zum Schutze des Hofes nach Norden gekommen sind, auflösen. London, 18. Mai. Der „Times"-Korrespondent in Tokio meldet seinem Blatte, er erfahre?aus bester Quelle, daß der russische Vertreter von Giers Li-Hung- tschang den Vorschlag gemacht hat, daß Rußland die ge- sammte Jndemnitätszahlung gegen Zubilligung bedeuten der Konzessionen politischen Charakters übernähme. Er glaubt zu wissen, daß Li hung-tschang geantwortet habe, daß der chinesische Hof bei der Rückkehr im Herbst nach Peking die feindlichen Einflüsse zu nicht« machen und Be stimmungen mit Rußland, welche für die Sicherheit mit China immer nothwendiger würden und namentlich für Aufrechterhaltung der Dynastie erforderlich find, wieder Herstellen werde. Hamburg, 17. Mai. Der Lloyddampfer „Stutt gart" mit den Leichen des Obersten Graf Dorck von Wartenburg und des Hauptmanns Frhrn. v. Rhein- baben ist heute Nacht hier eingetroffen. Vormittags fand auf Anordnung des Kaiser» eine große militärische Leichenparade statt. Hierauf trugen Unteroffiziere die Särge in zwei Eisenbahnwaggons. zieht sich zurück. Furnemout schreit: „So wird man mit der Welt fertig!" Die Deputirten bleiben noch eine Zeit lang in lebhaftem Meinungsaustausch im Saale zurück. Nach halbstündiger Unterbrechung wird die Sitz ung wieder ausgenommen; der Präsident richtet an alle Parteien die Mahnung, die Verhandlungen in Ruhe weiter zu führen. Der Liberale Neujeau schließt sich der Aufforderung des Präsidenten an, erklärt je doch, gegen die Gesandtschaft beim Vatikan stimmen zu wollen. Der Minister des Auswärtigen erklärt, vie Regierung unterhalte die besten Beziehungen zur Regierung des Königs von Italien; Belgien habe jedoch, wie er. meine, Gründe, in Anbetracht der hohen moralischen Autorität, welche der Papst darstellt, bei demselben vertreten zu fein. Er empsehle der Kammer dringend, die Kredite für die Gesandtschaften beim Quirinal und beim Vatikan zu bewilligen. Der Sozialist Denis stellt fest, daß der Vatikan zu der Haager Konferenz, auf welcher alle Staaten vertreten waren, keine Einladung erhalten hätte. Das HauS nimmt schließlich den Kredit für die Gesandtschaften im Vatikan mit 65 gegen 55 Stimmen an. Dortmund, »7. Mai. Der frühere Reichst^gs- abgeordnete Dr. Lütgenau wurde vom Schöffengericht wegen Betrugs, verübt an der sozialdemokratischen Partei kaffe, zu zwei Wochen Gefängniß verurtheilt. Hamburg, 17. Mai. Ein etwa 25jähriger Mann, der sich zuvor mit einem Taschentuche die Augen verbunden hatte, sprang gestern Abend von dem etwa achtzig Meter hohen Wasserthurm der Stadtwasserkunst, im Borort Rothenburgsort belegen, Neueste Nachrichten. Metz, 17. Mai. Der Reichskanzler Graf vön ülow traf Nachmittags gegen 3 Uhr hier ein und gab sich mit dem Kaiser nach Urville. Eoburg, 15. Mai Heute begann dec allgemeine kaurerstreik auf allen Bauten. Die fremden Maurer id bereits abgereist. Frankfurt a. M., 17. Mai. Im FestungS- aben zu Mainz fand gestern ein Pistolenduell zwischen mInfanterie-Oberleutnant Richter und dem Husaren- utnant Bogt statt. Richter wurde tödtlich verletzt, em Kaiser wurde über den Vorfall sofort Bericht stattet. Wiesbaden. Der frühere Schachmeister von iinckwitz, der in der letzten Zeit an Geistesstömng litt »d völlig mittellos war, hat sich in Biebrich von der ektrischen Bahn überfahren kaffen, so daß kurz darauf in Tod eintrat. Brüssel, 17. Mai. In der heutigen Sitzung er Repräsentantenkammer riefen die Sozialisten einen wischenfall hervor. AlS der Deputirte Dohet von er Rechten im Laufe der Erörterung über die uswärtigm Angelegenheiten gegen die Unterdrückung er weltlichen Herrschaft des Papste- Einspruch hob, rief der Sozialist Fournemont: „Der mit der ulotte! DaS kommt von dem Possenspiel her! orwärtS, singen wir die Marseillaise!" Die So- alisten stimmten darauf dieselbe an. Die Rechte und :r gemäßigte Linke rufen zur Ordnung; das Ab- ngen der Marseillaise dauert fort. Die Rechte ruft: S lebe der König! Der Präsident bedeckt sich und 2. Vertretung des Herrn Bürgermeisters Or. Polster während der Zeit seines Urlaubes. 3. Bewilligung der Kosten für Zaunerhöhung bei Herrn Fabrikant Illgen, Weinkellerstraße. 4. Uebernahme ») des ausgebauten Schinderweges von der Goldbachstraße bis zur verlängerten Logenstraße, b) der Antonstraße in städtische Unterhaltung. 5. Bewilligung der Kosten für vorzunehmende Baulichkeiten im Stadthause. 0. Abkommen mit Herrn Fabrikant Albert Haase hier, Arealabtretung an der Antonstraße betr. 7. Vertrag mit Herrn Hugo Layritz hier, Arealankauf an der Wiesenstraße betr. 8. Festlegung des Bebauungsplanes des östlichen StadttheileS. 9. Verlegung der Gas- und Wasserleitung im ehem. Bahnübergang beim Schweizerhaus und in der Goldbachstraße. 10. Richtigsprechung ») der Stadtkassenrechnung von Ernstthal per 1897, b) „ Feuerlöschkassenrechnung von Ernstthal per 1897, c) „ Wasserwerkskassenrechnung per 1898 und 6) „ Armenkassenrechnung per 1899. Bekanntmachung. Nachdem die zur Bezahlung der Gemeindeanlagen aus den 1. Termin d. I. nachgelassene Frist gelaufen ist, werden diejenigen Steuerpflichtigen, w.lche sich mit denselben noch im Rückstände befinden, rrdurch letztmalig aufgefordert, die bezeichneten Anlagen nunmehr bis spätestens zum 25. Mai I. unsere Stadtsteuereinnahme abzuführen. Nach Ablauf dieses Termins «och verbleibende Reste werden dem Raths- Uzieher znr zwangsweisen Beitreibung überwiesen. Hohenstein-Ernstthal, den 18. Mai 1901. Der Stadtrath. vr. Polster. in die Tiefe hinab, wo er zerschmettert liegen blieb. Die Persönlichkeit ist noch nicht erkannt. Telegramme vom WoltHflhen Durra«. Abbazia, 18. Mai. Der König und di Königin von Rumänien traten heute früh die Rück-e reise nach Bukarest an. Zur Verabschiedung waren der Großherzog von Luxemburg und Vertreter der Behörden erschienen. Die Verabschiedung vom König von Griechenland war gestern Abend erfolgt. Bordeaux, 18. Mai. Ein Theil der Wein gärten in St. Emilion ist durch Hagelschlag vernichtet worden. Der Schaden beträgt mehr als eine Million Francs. Tanger, 17. Mai. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Die französischen Kreuzer „Pothuau" und „Du Chayla" sind hier zur Unterstützung der Ent schädigungsforderungen Frankreichs wegen Ermordung eines Franzosen in Kebdana eingetroffen. Sie gehen nach Mazagan, wo sie bis zur Regelung der Forder- nngen bleiben. Anzeiger für Hohenstein-Ernstthal. Gberlungwitz. Gersdorf. Lugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w