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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.10.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190110115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19011011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19011011
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-10
- Tag 1901-10-11
-
Monat
1901-10
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.10.1901
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liegen. Der noch lebend dem Wasser entrissene Rathscopift ist einer Lungenentzündung im Krankenhause erlegen. — Röhrsdorf. Ein dem Gutsbesitzer Pester hier gehöriger Hund ist unter Zeichen der Tollwuth verendet. Es ist insolgedessen u. a. über Kändler. Oberfrohna, Pleißa, Rabenstein, WittgenSdorf und Heinersdorf die Hundesperre verhängt worden. — Stollberg. Der Vorstand des Königlichen Amtsgerichtes, Oberjustizrath Bätz, will am 1. Januar 1902 in den Ruhestand treten. — Mitteldorf. Für Jäger dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, daß vergangenen Sonntag Knaben des Gartenbesitzers Hecker einen mächtigen Feldhasen nach Hause brachten, dessen Vorderzähne 7 bis 8 Centimeter lang waren; er sah gerade wie ein Ziegenbock aus und war ganz abgemagert, weil er nicht mehr sressen konnte. Hecker zwickte ihm einfach die Zähne ab, dann überließ er ihn seinem Schicksal. — Die letzte Stadtverordneten-Sitzung in Chem nitz hatte sich u. A. mit der Wiederwahl von sechs mir Ende dieses Jahres aus dem Rathskollegium aus scheidenden Stadträthen zu befassen. Während fünf derselben glatt gewählt wurden, stellten sich der Wahl des einen, des Herrn Stadtrath Reitz, verschiedene Schwierigkeiten entgegen. Bei diesem Herrn machten sich drei Wahlgänge nolhwendig, und er wurde schließ lich mit nur einer geringen relativen Majorität gewählt. Von den 51 abgegebenen Stimmzetteln lauteten im ersten Wahlgange 23 auf Stadtrath Reitz, sodaß sich ein zweiter Wahlgang nöthig machte, der ebenfalls ein negatives Ergebniß hatte. Bei dem dadurch bedingten dritten Wahlgange fielen auf Herrn Reitz 19, au Herrn Baldauf 16 Stimmen, die übrigen Stimmen Plan genehmigen und er könne es abwarten. Die Jagdbeute des Kaisers in Rominten ist diesmal außerordentlich reich gewesen, so daß sie )ie besten Resultate der früheren Jahre bei weitem übertroffen hat. Während der Kaiser gelegentlich seiner bisherigen Pürschen in der Rominter Haide höchstens 13 Hirsche erlegte, hat er diesmal einige zwanzig Hirsche, darunter mehrere kapitale, zur Strecke gebracht. Von diesen sind die größten und stärksten Exemplare nach Potsdam besördert worden. Das Befinden der Kaiserin hat sich etwas gebessert. Die hohe Frau hütet zwar noch daS Zim mer, konnte aber schon aus einige Stunden das Bett verlassen. Prof. Virchow feiert am 12. Oktober seinen 80. Geburtstag. Fast sämmtliche Dekane der medizi nischen Fakultäten Europas werden vertreten sein. Die Stadt Berlin hat beschlossen, anläßlich der Feier 100,000 Mark an die Armen zu vertheilen. zersplitterten sich, sodaß Herr Reitz gewählt ist. Zum Berständniß dieses Vorganges sei erwähnt, daß Herr Reitz, der dem Rathskollegium bereits 28 Jahre ange- hört, Dezernent für das Stadttheater ist, und daß ein großer Theil der Stadtverordneten jedensallS eine Ver geltung dem Stadtrath gegenüber üben wollte, weil dieser die Theater-Umbau-Vorlage trotz der ablehnenden Haltung des Stadtverordneten-Kollegiums unter allen Umständen durchbringen wollte. — Lunzenau. In der Nacht zum Sonnabend sind im benachbarten Berthelsdorf aus einem Wirthschasts- gehöst eine Ziege und 3 Hasen und aus zwei Gütern 6 Gänse gestohlen worden. — Glauchau. Die Kgl. Amtshauptmannschaft hat unter Nr. 33 Anschluß an di: Fernsprecheinrichtung Glauchau erhalten. — Zwickau. Am 4. Oktober sand im Königl. Landgericht unter Vorsitz des Herrn Bergamtsrath Dr. Birkner-Freiberg eine öffentliche Sitzung des Bergschiedsg-nchts Zwickau statt, in welcher auch eine Klage des Vorstandes der Allgemeinen Knappschafts pensionskasse für das Königreich Sachsen gegen die Gewerkschaft Lamperlus sammt Zubehör bei Hohen stein auf Beitragszahlung für einen Arbeiter zur Verhandln, g kam. Die Parteien einigten sich gütlich. — Crimmitschau. Die fünf sozialisischen i Stadtverordneten halten den Antrag gestellt, das an der hiesigen mittleren und einfachen Bürgerschule er hobene Schulgeld zu ermäßigen, und zwar sollte pro Monat erhoben werden: in der mittleren Bürger schule in Klasse 1—4 1 M. statt wie bisher 2 M., in Klasse 5 — 6 75 Psg. statt 1,50 Mk., in Klasse 7—8 50 Psg. statt 1 M.; in der einfachen Bürger schule sollte pro Monat erhoben werden: in Klasse 1 — 2 25 Pf. statt 50 Pf., in Klasse 3—5 20 Pf. statt 40 Pf. und in Klasse 6—8 10 Pf. statt 35 Pf. Die bestehenden Begünstigungen für Eltern, welche mehrere Kinder in die Schule schicken, sollten unbe rührt bleiben. Der Schulausschuß hat nun daraus beantragt, mit Rücksicht, daß die hiesigen Schulgeld, sätze, insbesondere was die einfache Bürgerschule be trifft, dem Durchschnitte der entsprechenden Sätze in gleich großen Städten des Landes zum mindesten gleichkommen, in vielen Fällen sogar noch darunter stehen, sowie daß im Gegensätze zu anderen Städten hier sür kinderreiche Familien besondere Schulgeldbe- freiungen bestehen, sowie schließlich mit Rücksicht aus den bedeutenden Einnahmeausfall, dem Anträge nicht Folge zu geben. Der Nach hat sich diesen Gründen ange schlossen und ist sür die Forterhebung deS bisherigen Schulgeldes. Durch die Annahme des Antrages würde die Schulkasse pro Jahr eine Mindereinnahme von über 14000 M. haben. — Döbeln, 8. Okl. Beim Absengen einer GanS kam eine Frau in Siörmitz mit der Garderobe der Spiritusflamme zu nahe, wobei dieselbe Feuer fing. Hierbei erlitt die Frau am Kopse und dem Körper schwere Brandwunden. — Die Ortskrankenkassen der Umgegend Dresdens leiden fast insgesammt an Geldmangel. So hat du Löbtauer Ortskrankenkasse im ersten Halbjahr 1901 ein Defizit von 12 000 Mark. Man beschloß deshalb, die freie Arztwahl abzuschaffen, die Wötznerinncn- Unterstützung aufzuheben, und die kostenlose Abgabe von Medikamenten an Angehörige fallen zu lassen. Die Altersgrenze sür Gewährung von Sterbegeld für Kinder wurde von 3 auf 6 Monate erhöht. — Eibenstock, 7. Oktober. Herr Oberförster Schumann von hier erlegte auf Revier Cmlsfeld mit — Schmölln. Bedauerlicher Zwischenfall bei einem Begräbniß. Am Montag wurde hier ein Ge- nosse der sozialdemokratischen Partei, Namens Ferd Mohrkamm beerdigt, an dessen Begräbniß sich Partei- genossen aus Schmölln, Altenburg, Gößnitz, Crimmit schau, Zwickau und anderen Orten betheiligten. Bei dem Begräbniß ereignete sich ein höchst bedauerlicher Zwischenfall. Als der schwarze Sarg mit dem Leichnam hinabgesenkt wurde in die Gruft, riß das eine Seil und der Sarg stürzte mit dem Inhalt in die Tiefe, doch derart, daß die Beine des Leichnams unten zwi- scheu den Sarghälften hervorfahen. Nun wollte man den Sarg unten in der Grube wenden, das gelang indessen lücht, und mußten die Sargtheile und de Leichnam mühsam wieder auS der Grube herausgehol werden. Dann war binnen einer Minute ein neuer Strick da, und nun erst konnte die Begräbnißprocedur in der geordneten Weise vor sich gehen. Die Entrüst ung der Leidtragenden war selbverständlich groß, um somehr, als das Begiäbniß um circa 24 Stunden später, als es sonst üblich ist, erfolgte. Mohrkamm war nämlich schon am Donnerstag Abend halb 8 Uhr ge storben. Jedenfalls befürchtete man für den Sonntag eine größere Demonstration, weshalb das Begräbniß uni einen Tag länger verschoben wurde. — Greiz, 9. Oki. Im benachbarten Gommla brach gestern Nachmittag im Grundmann'schen Bauern gute Feuer aus, das einen Theil desselben in Asche egte. Die Ernte-Vorräthe sind total vernichtet, das Vieh rettete man. Kinder sollen den Brand verursacht haben, als sie mit Streichhölzchen spielten. — Ueber den Vollzug der Prügelstrafe Hannover, 7. Okt. Die hannoversche Wal- )ersee-Feier, veranstaltet vom Bezirksverein Hannover- Linden deS Deutschen Kriegerbundes, fand gestern Abend im „Kriegerheim" hierselbst statt und nahm einen glänzenden Verlauf. Die Spitzen der Militär- und Zivilbehörden, sowie zahlreiche Verehrer des ab wesenden Grafen Waldersee waren erschienen. Senator Stockmann-Linden brachte den Kaisertoast aus, wäh- rend die Festrede auf den Generalfeldmarschall Exzellenz von Kamlah hielt. Derselbe betonte, daß die verbün deten Mächte im Grafen Waldersee den rechten Mann aus den rechten Platz gestellt hätten und daß der ehren volle Friedensschluß in China namentlich auch der ver söhnenden, geschickten Thätigkeit des Feldmarschalls und dem Einfluß seiner hervorragenden Persönlichkeit zu verdanken sei. Tief zu bedauern sei es, daß deutsche Federn sich bereit gefunden hätten, die Verdienste Wal- dersees zu verkleinern, darüber würden sich unsere Nachkommen den Kopf zerbrechen. Die deutschen Sol daten schauten aber zu ihrem Feldmarschall mit Ehr furcht, als zu einem Vorbilde höchster militärischer Tugenden empor. Das Hoch auf den Gefeierten fand enthusiastische Aufnahme. Unter stürmischem Beifall wird dem „Fränk. Kur." aus Greiz berichtet. Es bestätige sich, daß der Fürst von Reuß ä. L. eine Züchtigung der Kinder, die mit geringen Gefängniß- trafen belegt worden waren, angeordnet und in Gegen- vart der Eltern hat ausführen lassen. Für die Züchtigung wurde den Kindern die Strafe erlassen. Es wurden sowohl Jungen wie Mädchen gezüchtigt. — Wegen Cigarrendiebstahls stand ein Rentner, ein 83 jähriger mehrfacher Millionär, vor dem Schöffen gericht zu Weitzenfels i. S. Man hatte beob- achtet, wie er in einer dortigen Wirthschaft sein Glas Bier stets mit einem Zwanzigmarkstück bezahlte und wenn der Wirth sich entfernte, um Kleingeld zum Wechfeln zu holen, aus einer offen auf dem Schank tisch stehenden Cigarrenkiste mehrere Cigarren nahm, um sie rasch in die Rocktasche verschwinden zu lassen. Das Urtheil sagt, auf Grund der eidlichen Zeugen- aussagen stehe fest, daß der Angeklagte Cigarren ent- wendet habe, doch habe dir Anklage wegen Diebstahls fallen gelassen werden müssen, da nicht genau ermittel: werden konnte, wie viele Cigarren aus der Kiste ge- nommen worden waren; möglich sei, daß eS nur so viel gewesen, wie zum sosortigen Genuß verbrauch! werden konnten. Aber auch H 370 des Reichsstras- gefetzbuches, der wegen Mundraubs mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. denjenigen bedroht, der Genußmittel von g ringerem Weclhe entwendet, konnte nicht in An- Wendung kommen, da kein entsprechender Stiafantrag gestellt war. Nur diesem Umstar de verdankt es der Angeklagte, daß daS Gericht auf Freisprechung er- kennen mußte, was der Vorsitzende denn auch aus» . drücklich hervorhob. — Gera, 9. Oft. Auf einem F.lde bei Posfen dorf hatten mehrere Kinder ein Kartoffelfeuer angezündet. - Die 12jähr Tochter eines do ti ren LandwirthS kam dem t Feuer zu nahe und stand im Nu in Hellen Flammen. Sie — Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich n Hertigswalde bei Sebnitz, woselbst der zwei- jährige Knabe eines Gutsbesitzers in einem unbe wachten Augenblicke durch einen Spalt in die im Hofe befindliche Jauchengrube gestürzt und ertrunken ist. Nachdem zu Mittag dann das Fehlen des Kindes bemerkt worden war, wurde es nach langem Suchen von den unglücklichen Eltern tot in dieser Grube aufgesunden. — Wie gemeldet, wurde in Sora bei WillS- druff daS aus vier Gebäuden bestehende Bennewitzsche Gut völlig eingeäschert. Das Vieh konnte bis aus 2 Schweine gerettet werden. Die herbeigeeilten Feuer wehren waren bei dem herrschenden Sturme machtlos. Anscheinend liegt Brandstiftung vor, da Brandbriese gefunden wurden und vorige Woche bereits eine Scheune des Gutsbesitzers Philipp abbrannte. Mehrere Ortschaften haben deshalb befondere Nachtwachen ein gerichtet. — Markneukirchen. Die Hübke'sche Buch druckerei hat ihren Betrieb eingestellt. Die Materialien werden veräußert, die Schnellpresse nimmt die Fabrik zurück. Der Betrieb wird nicht von einer anderen Firma fortgesetzt, da sich die Kaufverhandlungen zer schlagen haben. — Geithain hat seit kurzem einen seltenen Die „Lübecker Nachrichten berichtet noch folgen des über einen Ausflug deS sozialdemokratischen Parteitages nach Travemünde: Auf dem Kieler Dampfer „Hollmann" wehte die rothe Flagge. Nun ist es ja elbstvrrständlich, daß jeder Rheder möglichst gut sein Schiff zu verwerthen sucht, ich nehme es darum auch der Neuen Dampfer-Kompagnie zu Kiel gar nicht übel, wenn sie ihren Dampfer „Hollmann" für gute- Geld der sozialdemokratischen Partei zur Verfügung stellt — aber daß die rothe Flagge gehißt werden konnte an Bord eines Dampfers, der den Nemen des Admirals Hollmann trägt, — daS ist starker Tabak. Vorsitzender im AufsichtSrath der Neuen Dampfer-Kompagnie zu Kiel ist der Kgl. Geh. Kommerzienrath Sartori-Kiel. Mitglied des Kaiser!. Jachtklubs, eine erste Kraft im Deutschen Flottenverein, Herausgeber einer Zeitung, die alltäglich auf die sozialdemokratische Bewegung ein- haut, Hauptinhaber der Linie Kiel-Korsoer, die seitens der Kaiserlichen Post einen monatlichen Zuschuß von 14000 M. erhält, läßt der Kgl. Geh. Kommerzienrath Sartori eS zu, daß dasselbe Schiff, daS alltäglich im Dienst der Kaiserlichen Werst zu Kiel steht, in Lübeck unter rother Flagge segelt. Rechts nimmt man zugleich und links. Und warum? Des lieben Geldes wegen!" Zur Sühne dafür hat der AufsichtSrath der Dampfer gesellschaft, der das Schiff gehört, bestimmt, daß daS Fahrgeld der Sozialdemokratie in die Kasse deS Flotten- Vereins fließt. rüg so schwere Brandwunden davon, daß sie hoffnungS-f los darniederliegt. I — Die vom Geraer Stadtgemeinderathe ringe- etzte Kommission zur Vorberathung deS Gesuchs der Lehrer um Gehaltserhöhung hat einstimmig beschlossen, dem Gemeinderath zu empfehlen, das Gesuch mit Rücksicht auf die ungünstige wirthschaftliche Lage der dortigen Steuerzahler auf sich beruhen zu lasten. wurde der Vorschlag angenommen, dem Grafen ein Telegramm zu senden. Fraukrrtch. Die Chinamedaille soll Kaiser Wilhelm, wie der „Lokal-Anz." erfahren haben will, dem Zaren und dem Präsidenten Loubet verliehen haben. Die Verleihung an Loubet soll von einem sehr warmen Schreiben begleitet gewesen sein. Dem Zaren habe der Kaiser die China- mcdaille während dessen Anwesenheit in Danzig persön lich überreicht. Auch die übrigen Souveräne der an dem Feldzuge gegen China betheiligten Mächte haben das deutsche Erinnerungszeichen an diese Zeit gemeinsamer Waffenbrüderschaft erhalten. Eine der „Pol. Korr." zugehcnde Meldung stellt eine Verschlimmerung im Stanoe der bekannten französisch türkischen Streitigkeit in Aussicht, hervorgerufen durch bisher nicht aufgegebene Bemühungen der Piorie, eine Herabminderung der französischen Ansprüche im Falle Lorando herbeizuführen, während die französische Regier ung an der Bewilligung ihrer vollen Forderung festzu hallen entschlossen ist. Eine abermalige Zuspitzung des Konfl-kics gelte ohne Einlenken von türkischer Seite sür kaum vermeidlich. Der „Eclair" bespricht die Lage und erklärt, Frankreich dürfe nicht länger zögern, gegen die Türkei energisch vorzugehen. Frankreichs Prestige und Han delsinteressen würden in der Türkei in Frage gestellt, und ebenso auch sein Ansehen in Europa, wenn eS nicht energische Schritte thuc. Serbien. Die Petersburger Reise des ser bischen Königspaares ist nun endgiltig ins Wasser gefallen. Der Feldzug, den die Königin-Mutter Natalie von Biarritz aus gegen Draga Maschin unter- nommen, hat seinen siegreichen Abschluß gefunden. Die Kaiserin von Rußland weigert sich entschieden, die Gemahlin Alexanders l. zu empfangen. Er selbst mag im nächsten Frühjahre kommen, vor ihr verschließen sich die Thüren der Kaisergemächer. Was diesem, nun mehr felsenfesten Entschlusse des russischen Kaiserpaares vorangegangen, ist so heikler Natur, daß eS öffentlich gar nicht wiedergegeb n werden kann. Vielleicht genügen Andeutungen. Man wird sich erinnern, daß vor einiger Zeit in französischen Blättern die Rebe davon war, Königin Natalie habe einem Freunde in Belgrad einen Brief geschrieben, worin behauptet wurde, „Frau Draga hätte vor einigen Jahren einem französischen Ingenieur dasselbe anzuthun versucht, was sie ihrem jetzigen jungen Gemahl angethan hat." Nun, der erwähnte Ingenieur lebt irgendwo in Frankreich. Er hat in den achtziger Jahren als Beamter der damals noch in französischen Händen befindlichen serbischen Eisenbahnverwaltung in Nisch gewohnt und dort die Bekanntschaft der begehrens- werthen Wittwe seines verewigten tschechischen Kollegen Maschin gemacht. Damals soll ihm Frau Draga Maschin „dasselbe anzuthun" versucht haben. Der Franzose war aber älter und erfahrener als der junge Serbenkönig. Ein ärztlicher Befund machte der Freund schaft ein Ende. Aus jenen Tagen stammt eine Kor- respondenz, die theilweise auf eine bisher unerklärte Weise in den Besitz der Königin-Mutter gelangt ist. Diese ließ es sich nicht nehmen, die „fettesten" Briefe dem russischen Kaiserpaare auf allerlei Umwegen zuzu stecken. Frau Draga Maschin geht also nicht nach Petersburg, und der russische Gesandte Tscharykow, der sich um die Reise bemüht hat, kehrt nicht wieder nach Belgrad zurück. Die „Köln. Ztg." meldet aus Belgrad: Der russische Geschäftsträger Mansurow hatte gestern eine längere Audienz beim König und nahm später an der Hostafel theil. — Der russische Kapitän Beklaschew ist gestern Abend hier eingetroffen, dessen Austrag jedoch vom Ho'e und von der Regierung geheim ge halten wird. allgemein über schlechte Geschäfte klagten, auch der zum Orkan gewordene Sturm richtete in den Ver kaufsstätten großen Schaden an, sodaß man am Montag Morgen ganze Reihen derselben auf dem Marktplatze, dem Brühl und dem Anger zertrümmert fand und die Inhaber mußten an einen vollständigen Wieder aufbau denken. Ueberall sah man zersetzte Leinwand Einwohner erhalten, den 2,41 m großen Riesen Pisjak, )ei sich nach seinem Auftreten auf der Leipziger Messe in Geithain eine Wohnung gemiethet und häuslich niedergelassen hat. Während er in anderen Orten meist die Nächte zu einem Spaziergang ins Freie wählen mußte, hat man sich in Geithain doch schon etwas an die riesenhafte Erscheinung, obwohl sie natür- lich noch stets alle Blicke auf sich zieht, gewöhnt. So unternimmt Herr Pisjak öfter Wagenparthien; auch in den Restaurationen kann man ihn zuweilen sehen; seine Lebensweise ist indes eine streng geregelte und höchst einfache. Auch hat er wieder eine Tournee nach dem Süden angetreten. Er wird aber bald nach Geithain zurückkehren. — Nach dem am 5. Oktober eingetretenen Um schwünge der Witterung sind die Staare, welche sich schon längere Zeit im Vogtlands zu ungeheueren Schwärmen vereinigt hatten und allabendlich aus Bäumen, in Schilfteichen und auf dichten Erlenbüschen, welchr die Elster säumen, übernachteten, fortgezogen. Als sich Montag der seit 24 Stunden ununterbrochen wehende Sturm gelegt hatte, stiegen die Staare dichten, schwarzen Wolken in die Höhe, orientirten sic kurze Zeit über die einzuschlagende Richtung und flogen dann in endlos langen Zügen nach Südosten. r«-eS,eschichte. Deutsche« Keich. Berlin, 9. Ott. Abendblätter melden, bei der estrigen einstündigen Audienz des Oberbürgermeisters kirfchner und des StadtbauratHS Hoffmann bei dem aiser in HubertuSstock seien die Fragen, betreffend >ie „Linden-Ueberführung", der „Märchenbrunnen" im Friedrichshain und die „Umgestaltung der Linden" ur Sprache gekommen. Bezüglich der Lindenüber- ührung habe der Kaiser in erster Linie auf die Ge- ahren hingewiesen, welche entstehen würden, wenn nan die elektrischen Wagen durch den gerade unter den Linden stark fluchenden Menschenverkehr gehen lasse, zumal an schönen Sommertagen und Sonntagen würden Leben und Gesundheit der Passanten bedroht werden. Der Kaiser habe die Empfindung gehabt, daß er gleichsam für die an dieser Stelle entstehenden Unglücksfälle mit die Verantwortung zu tragen hätte. Eine Beseitigung der Schwierigkeiten erblicke der Kaiser in der Anbringung von Lifts. Es sei nicht richtig, daß die Ueberführung den Wünschen des Kaisers früher entsprochen hätte. Bezüglich des Märchenbrunnens habe der Kaiser geäußert, der Ge- danke habe ihm ausgezeichnet gefallen, was er an dem Entwurf einer Abänderung Werth erachte, fei ihm von der Ueberzeugung diktirt, daß man die Gestalten der Sage und Märchen den Kindern näher bringen müsse, weshalb die Auflösung der Anlage in einzelne Gruppen erforderlich sei. Bezüglich der Umgestaltung der Linden habe der Kaiser gesagt, daß das von dem Ausschuß abgelehnte Projekt 2 des Stadtbauraths Krause das einzig richtige sei, er werde nur diesen welcher der Kirchenchor eine Motette vortrug uni vom evangelifch-lutherifchen Landeskonsistorium gespendete Bibel überreicht wurde, fand am Sonntage statt. — Lirgait. Tödtlich verunglückt ist am Mon tag Abend der Gutsbesitzer Scheibner aus Gablenz iv dem Oberdorf. Er holte daselbst Knochenmehl, auf dem Rückwege scheuten die Pferde und gingen durch, wobei Scheibner aus dem Wagen geschleudert und ihm der Kopf förmlich weggerissen wurde. Der Verunglückte hinterläßt die Frau mit 5 Kindern. — Burgstädt, 9. Oct. Ein recht düsteres Bild gewährte unser mit heute beendeter Jahrmarkt. Nicht nur, daß wegen der herrschenden Kälte die Käufer wirklich recht vereinzelt erschienen und die Verkäufer Noch einiges vom Parteitage. Eine Bebel'sche Offenherzigkeit. Aus den Verhandlungen des sozialdemokratischen Par teitages in Lübeck verdient ein Ausspruch des Abg. Bebel in seinem Referat über den Zolltarif vor dem Schicksal des Bergessenwerdens bewahrt zu werden. Nach dem parteiamtlichen Bericht des „Vorwärts" sagte Bebel: „Wir haben alle Kräfte einzusetzen, um Aufregung und Aufhetzung in die Masse der Arbeiter zu tragen." Das ist ein werthvolles Geständniß aus berufenem Munde, daß cs schade wäre, wenn cs in den spaltenlangen Berichten über das persönliche Ge zänk, das die Lübecker Tage fast völlig ausfüllte, un beachtet bliebe. Ueber das Leben und Treiben in Lübeck aus Anlaß des fozialdemokratischen Parteitages plaudert noch B. Guttmann in der „Franks. Ztg." wie folgt: „So hitzig ist es in dem friedlichen alten Nest an der Trave wohl seit Menschenalter nicht hergcgangen, wie in den acht Tagen des sozialdemokratischen Parteitages. In ihren Gräbern unter den Fliesen d-r Marienkirche müssen die Bürgermeister und Rathsherren sich umge dreht haben, wenn sie den Lärm in dem nahen Ver einshause der Gewerkschaften haben herüberschallen hören. „Daß ein hoher Rath und Stadtregiment dem gottlosen Toben der Zünfte freien Weg läßt!" — mögen sie bei sich gedacht haben, sie, die gewohnt waren, die sozialen Fragen ihrer Zeiten mit Glieder- zwicken, Rädern und Spießen zu lösen. Lübeck ist zwar immer eine Republik gewesen, aber solche richtigen blutrothen Republikaner und in solcher Zahl hat man daselbst noch nicht gesehen. Der gute Bürger schlägt innerlich ein Kreuz, wenn die wirklichen Umstürzler an seinem Laden Vorbeigehen, obgleich er andererseits für ihr baares Geld nicht unempfänglich ist. Ein paar Hundert Konsumenten mehr in einer Mittelstadt, daS fällt schon in'S Gewicht. Wenn von den Mit- gliedern des sozialdemokratischen Parteitages auch keine Völler« getrieben wird, so lassen sie sich doch nicht gerade etwas abgehen und verelenden jedenfalls nicht sichtlich vor den Augen des Publikums. „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, — Den läßt er als Delc- girten reisen", lautet eine sozialdemokratische Sentenz. Der Parteivorstand und mehrere andere Koryphäen deS linken— orthodoxen — Flügels wohnten zusam men in der „Stadt Hamburg", dem ersten Hotel der Stadt. Auf der Terrasse, deren Stufen zwei mächtige eiserne Löwen, von Rauch modellirt, bewachen, saß Morgens früh, Kaffee trinkend, die Revolution; Paul — August — Klara — Rosa, ruft es herüber und hinüber. Lauter kluge Gesichter, aber nur ein bedeu tender Kopf darunter, Bebel natürlich. Auf den Gängen des Hotels eilen die Kongreßdamen hin und her, in der Hand Papier und Bleistift. Man muß eS den Bezirken, die Frauen in den Parteitag ent- sandt haben, zur Ehre nachfagen, daß sie sich bei der Wahl der Delegirten nicht haben durch Aeußerllchkeiten beeinflussen lassen. Die Damen, die dort vor ihren Zimmerthüren stehen, in Taillen, welche anscheinend nach keinem der seit Ramses dem Zweiten Mode ge- wesenen Schnittmuster gebaut sind, und sich über den Antrag Braun-Heine oder die Resolution Fischer und Genossen unterhalten, sie wirkten sicher ganz allein durch Idie Gewalt ihrer Gründe. beglückwünscht von der Gemeinde, dem Fraueuvereiniseltenem Jagdglück drei capitale Hirsche, zwei Zehn- und vielen Freunden. Die kirchliche Einsegnung, bellender und einen Achtender. welcher der Kirchenchor eine Motette vortrug und eine' — Crottendorf, 7. Okt. Wegen des am Sonn- ag hier aufgetretenen Brandes konnte am Vormittag kein Gottesdienst abgehalten werden. Neun Familien sind obdachlos geworden.
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