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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 06.09.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190109062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010906
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-09
- Tag 1901-09-06
-
Monat
1901-09
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 06.09.1901
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— Olbernhau. Infolge Brandstiftung ent such ob. Uebcr den Empfang des Prinzen Tschun werden Winters bald zu Wasser. Auch die starken Nebel bildungen auf den Fluren der Elborte Stetzsch, Serko- witz u. s. w. lassen nach Ansicht alter Landbewohner auf einen zeitigen Winter schließen. — Dresveu, 3 September. Heute früh wurde das etwa 25 Jahre alte Dienstmädchen Wally Zetzsche des Pianofortefabrikanten Hagspiehl im Hause Falken straße 14, Souterrain, in einer Badewanne ertrunken vorgefunden. Das Mädchen hatte sich Nachts mit der Lampe nach dem Baderaume begeben und in der gefüllten Wanne ertränkt. Nach anderer Meldung hatte die Lebensmüde sich nach dem Waschhaus begeben, einen am Wasserhahn angeschraubten Gummischlauch in den Mund vom L. A. folgende Einzelheiten gemeldet: Als der Prina kurz vor 12'/.^ Uhr vorfuhr, erwies die Kompagnie keiner lei Honneur, ebensowenig grüßten die Offiziere. Prinz Tschun ging raschen Schrittes ins Palais Nachdem er an den Schloßzardisten vorüber war, blieb sein Gefolge zurück. Nur in Begleitung des chinesischen Botschafters betrat er den Muschelsaal. Hier hatte Kaiser Wilhelm auf den Thron Platz genommen. Der Monarch war ernst, fast streng, er trug den weißen Koller der Gardes du Carps mit dem Abzeichen tiefer Trauer, auf dem Haupte den Stahlhelm. Als Prina Tschun den Saal betrat, winkte ihm Kaiser W'lhelm, der sich mch' erhob kurz mit der Hand. Der Prinz näherte sich nunmehr unter tiefer (nach einigen Meldungen nach dreimaliger, nach anderen neunmaliger) Verbeugung dem Tbron und las darauf in chinesischer Sprache nicht ohne Anzeichen innerer Erregung den Brief des Kaisers von China vor Nach der Ansprache des Kaisers war die Mission des Prinzen erledigt. Kaiser Wilhelm war während des ganzen Aktes sitzen geblieben. Der Prinz verließ rückwärtsichreitend unter mehreren Verbeugungen den Saal. Bon nun ab wurde der Prinz als solcher be handelt. Als er das Palais verließ, pcäsettirte di- Wache; unter den Klängen der Musik und eskortirt von einer Schwadron Leibgardehusaren wurde der junge Prinz in seine Wohnung geleitet. Prinz Tschun ist, nachdem er seinen Auftrag als Sühnegesandter ab- solvirt hat, seines amtlichen Charakters entkleidet. Er weilt nunmehr als Privatmann von Rang und Namen in Berlin und kann seinen hiesigen Aufenthalt dehnen oder kürzen, wie es ihm gefällt. Ruhig kann man „ihn erscheinen, ruhig gehen sehn", und eS ist ihm überlassen, wohin er seinen Fuß nunmehr setzen wird. ES ist anzunehmen, daß die Unterzeichnung des Frie densprotokolls in Peking nun sehr schnell erfolgen wird, nachdem der chinesische Hof über gewichtige, in seinen Traditionen begründete Hindernisse sich hinweg zusetzen verstanden hat. H ute unternimmt der Kaiser mit dem Prinzen eine Dampferparthie von der Ma- trossnstation aus. Morgen (Donnerstag) ist der Prinz zur Frühstückstafel geladen und wird vorher der Kai serin vorerst llt werden. Nach der „Frankl. Ztg." hat Prinz Tschun Ein ladungen erhalten noch nach Italien, England, Bel gien, den Bereinigten Staaten von Amerika und Japan. Ob er aber diesen Einladungen folgen wird, ist nicht sicher, da aus Peking telegraphirt wird, es heißt, der Hof sandte Pcinz Tschun den telegraphischen Befehl, sofort nach Erledigung seiner Mission in Deutschland nach China zurückzukehren. Zu den Nachrichten, daß die chinesische Sühne gesandtschaft Einladungen von mehreren auswärtigen Regierungen erhalten und angenommen habe, verlautet stand am Montag früh gegen 1 Uhr in dem Anwesen des Gutsbesitzers Louis Hengst in Blumenau kein Schadenfeuer, welches die Scheunen mit der gesammten bereits eingebrachten Ernte, mehrere Wagen und sonstige Wirthschastsgeräthe völlig vernichtete. Das Wohnhaus, welches schon an zwei Stellen brannte, blieb durch rasches Eingreifen der Feuerwehren er halten. Leider sind bei dem Brande drei Personen verunglückt. Hengst erlitt nicht unbedenkliche Brand wunden am Arm, der Einwohner Tanneberger wurde von einer Kuh durch einen Stoß mit den Hörnern am Kinn verwundet und der Holzarbeiter Macherius zog sich durch einen Sturz schwere Kopfverletzungen zu. — In Wilsdruff hat sich ein schwerer Un- qlücksfall zuqetragen, der wieder an alle Mütter die dringende Mahnung ergehen läßt, keine kleinen Kinder zur Mangelstube mitzunehmen. Die fünfjährige Tochter Fr'eda des Arbeiter Ulbrich war ihrer Mutter nach der Mangelstube gefolgt und in einem unbewachten Augenblick zwischen ein Fenster und die Mangel ge kommen, wobei das Kind einen Schädelbruch erlitt, an dessen Folgen es gestorben ist. — Treuen. Mit kanonenschußähnlichsm Krach explodirte am Dienstag Nachmittag in der Ronne berger Straße hier ein von einem Speditionsfuhrwerke verladenes Faß mit Brennspiritus. In weitem Bogen flog das Faß mit dem brennenden Inhalt auf die andere Seite der Straße. Die Flammen wurden von den Anwohnern schnell gelöscht. Glücklicherweise ist Niemand verletzt worden. Wie man muchmaßt, ist die Explosion durch ein weggeworsenes Streichholz eines Knechtes verursacht worden. — Grimma. Beim Ausschachten zum Brunnen bau stieß Ende voriger Woche in einer Tiefe von 2 Metern der Hausbesitzer Lieder in Sitzenroda bei Dahlen auf ein Kohlenlager, welches sich nach den angestellten Bohrversuchen bis zu einer Tiefe von 11 Metern fortsetzte. Die Kohle dürfte sich sehr vorzüg lich zu Briketts eignen. Weitere Bohrversuche werden jedenfalls auf den angrenzenden Grundstücken vor- genommcn werden. — Rotzwein. Am Sonntag Nachmittag ver unglückte ein Schulknabe hier in der unteren Schützen straße. Der Junge wollte sich den Festzug des Turnerbundes nach dem Turnplatz im Schützenhaus- qarten ansehen. Ec kletterte daher auf einen der alten hohen Kastanienbäumc empor, hatte aber das Unglück, herabzufallen, wobei der Bedauernswerthe beide Arme — und einen zweimal — brach, auch sich Gesicht und Kopf abschürfte. Die Eltern des Verunglückten, ein Fabrikschuhmacher-Ehepaar, sind umsomehr zu beklagen, weil hier die betreffende Arbeit darnieder liegt. — Eine Liebestragödie mit anscheinend traurigem Ausgang hat sich in der Nacht vom Sonn tag zum Montag in dem Dorfe Heyda bei Wurzen abgespielt. Eine Enkelin des Hausbesitzers Haase daselbst, Hedwig Haase, wohnte am Sonntag Abend dem Tanzvergnügen bei, das im dortigen Gasthofe abgehalten wurde und an welchem auch der auf dem Rittergute in Diensten stehende Knecht Nitzschke aus Börln theilnahm. Wie es heißt, ist es zwischen den beiden jungen Leuten zu Differenzen gekommen, denen das Mädchen dadurch aus dem Wege gehen wollte, daß cs heimlich den Saal verließ. Nitzschke ist ihm kurz darauf gefolgt. Was nun zwischen beiden ge schehen ist, ist unbekannt. Die Hedwig Haase ist aber in besagter Nacht nicht wieder zu ihrem Großvater zurückgekehrt, sondern trotz aller Nachforschungen spur los verschwunden. Nitzschke, der seit Montag Vor mittag ebenfalls verschwunden ist, soll vor seiner Flucht ein ganz verstörtes Wesen zur Schau getragen,auch will man Blutflecken an seinen Sachen gefunden haben. Das „L. T." berichtet noch: Die Sonntags kleidung, die er in der Mordnacht getragen, hat er in seiner Wohnung zurückgelassen. Dieselbe zeigt starke Blutspuren. Allem Anschein nach ist er ohne Frage. — Der 2 Termin der Landesversicherungsbeiträge wird wieder, wie der 1. Termin, mit 1 Pig. pro Einheit für Gebäudeversicherung erhoben werden. — Zu der Mittheilung einer Dresdner Korre- 'pondenz über die Aussichten der Steuerreform in Sachsen bemerkt der „Sachsenspiegel", daß die zu erwartende Steuer-Reform sich im Großen und Ganzen thatsächlich in der Richtung bewegen wird, die in dem Anträge Meh. nert Georg« voraezeichnet worden ist. Nur haben sich wie wir aus völlig zuverlässiger Quelle erfahren, die Ansichten über den Werth einer Steuer auf das beweg liche Vermögen in maßgebenden konservativen Kreisen be deutend geändert Es ist deshalb sehr wahrscheinlich daß von der Vorlage eines derartigen Gesetzentwurfes ganz abgesehen wird. Im Uebrigen kann es als ziemlich zweifellos angesehen werden, daß die Steuerreform dies mal zur Annahme gelangt. — St. Egidien, 3. September. Gestern Abend brannte das dem Webermeister Edmund Künzel gehörige Haus vollständig nieder. Die Entstehungsursache ist un bekannt. — LugOtt, 4 September. Wegen Beleidigung eines hiesigen Obersteigers ist der Redakteur der Deut- schen Berg- und Hüttenarbeiterzeitung in Bochum zu 100 Mark Geldstrafe verurtheilt worden — Grumbach. Mit Bezug aus die Mit theilung in unserer Dienstag-Nr., den Tod der beiden 7 jährigen Zwillingssöhne einer hiesigen Familie betr., theilt uns der Vater derselben mit, daß er die Meinung, die Kinder hätten etwas Unrechtes gegessen oder seien einer akuten Erkrankung erlegen, nicht theile. „Der Krampf, der beiden Kindern von früher Jugend an gemeinschaftlich anhaftete, habe ihr Nervensystem in dem Maße geschwächt, daß sie dem letzten mehrmals hintereinander auftretenden insbesondere schweren Krampfe, der beide wieder wie immer gemeinschaftlich befiel, erlegen sind." Nach dieser Mittheilung wäre es doch ein geradezu wunderbares Ereigniß, daß zwei selbständige Lebewesen zusammen krank werden und zu gleicher Zeit verscheiden. — Lichtenstein. Der hiesige Frauenverein hat sich entschlossen, einen unentgeltlichen Unterrichts kursus im volksmäßigen Kochen zu veranstalten. Eine vom Landesverein für innere Mission in Dresden entsandte, erfahrene Haushaltungslehrerin wird den selben leiten. Der hiesige Schulansschuß hat die nöthigen Räume im Untergeschoß der neuen Schule freundlichst zur Verfügung gestellt. So kann der Unterricht am 3. Oktober dieses Jahres beginnen. — Limbach. Eine sür Sonntaa in Kändler be absichtigte Volksversammlung, in der Redakteur Alber« aus Zwickau über die Landtagswahl, sowie über den Zolltarif reser'ren wollte, wurde von der Amtshauptmann schäft Chemnitz mit Rücksicht auf den Platz der Versamm lung — sie sollte in einein Gartengrundstück abgehalten werden — verboten. — Ehemnitz. Am Küchwaldsestplatz war am Sonntag ein 13 Jahre alter Knabe auf einen Baum ge klettert und infolge Bruchs eines AsteS drei Meter hoch herabgestürzt Der Knab" blieb zunächst bewußtlos liegen, und allgemein herrschte die Annahme, er habe das Rück grat gebrochen. Als man ärztliche Hilfe herbcigeholt hatte und ihn in einem Wagen sortbefördern wollte, hatte er — inzwischen das Weite gesucht. — Der verstorbene Schlosssrmeister Christian Voigt in Zwickau bat zahlreiche Legate für aemeinnütziae Zw.cke, u. A. 10,000 zur Errichtung einer Freistelle im Zwickauer Bürgerholpital für Mitglieder der dasigen Ichlosserinnung ausgesetzt nachher starb das Mädchen. — Großenhain. Die diamantene Hochzeit feierte der Auszügler Johann Gotthelf Weber in Großraschütz mit seiner Ehefrau Joh. Christ. Friederike geb. Zocher. — Olbernhau, 4. Sept. Eine nicht geringe Ueberraschung brachte im Gebirge der heutige Morgen, „kreideweiß" leuchteten die Fluren, über Nacht war ein starker Reif gefallen. Dieser herbstliche Vorbote hat sich allerdings zu zeitig eingestellt. Die Getreide- Ernte ist kaum zur Hälfte beendet und namentlich zur Einbringung des Hafers, der gut gerathen ist, sind noch viele warme und schöne Tage nöthig. Der Futterwuchs ist recht befriedigend, ganz besonders aber Geldmittel und Legitimationspapiere geflüchtet. Offen bar hat er die Lüche der Ermordeten im Walde ver steckt, denn sie ist noch nicht aufzufinden gewesen. Die dortige Gegend wird durch Militär- und Cioil- personen abgesucht. — Oelsnitz i. V., 4. Sept. Im oberen Bogtlande ist in der letztoeiflossenen Nacht der erste starke Frost aufgetreten. Das Kartoffelkraut, sowie Bohnen, Gurken und andere Gartengewächse sind er froren, hie und da wurde auf Wasserpfützen sogar Eisbildung beobachtet. — Oederan. Eine seltsame Verwandlung mit seiner Person nahm ein durchgebrannter Zögling der Besserungsanstalt Bräunsdorf vor, indem er sich mit der nicht gerade verlockenden Umhüllung einer auf hiesiger F-ldslur stehenden Vogelscheuche bekleidete und letztere dafür mit seinem ihn allzu kenntlich machenden blauen Austaltsanzug ausstattete. In der ihm natür lich auch nicht auf dm Leib zugeschnittenen Garderobe machte er sich erst recht auffällig und bald äußerte sich bei den Hütern der öffentlichen Ordnung ein so lebhaftes Jmeresse für feine Person, daß er sein Inkognito aufgeben mußte; er wurde dem schnöde ver lassenen Asyl wieder zugeführt. — Dresden, 5. Sept. Die Gärtner und Landwirthe in der Höhenlage um Dresden wurden gestern früh recht unliebsam an daS Nahen des Vinters gemahnt. Starke Reifniederschläge bedeckten . B. in Brießnitz-Leutewitz, Kaitz und Oberwartha ntensio alle Vegetation. Dabei zeigte das Thermo meter nur noch 1i/g Grad k. über Null. Die sich gegen '/z6 Uhr aus dem Nebelschwaden durchring nde Sonne machte allerdings die ersten Sendboten des LschsifcheS. Hoheufteiu-Grustthal, 5. September 1901 Mc theüu.igcn von ".Ug-io.cto.cm Znmres>i werd-n dank! ,- en:- gkgrngenommtn und cventl. honortrt. — Ein hiesiger Landwirth schreibt uns: „Gott sei's geklagt", so schließt eine der „Deutschen Fleischer zeitung" entnommene Notiz über den Stand der deutschen Schweinezucht in der gestrigen Nummer Ihres geschätzten Blattes. Und „Gott sel'S geklagt", könnte man auch mit Recht sagen, wenn die deutsche Schweinezucht wirklich so dastünde, wie die „Deutsche Fleischerzeitung" behauptet. Wenn die landwirthschaft- Uchen Ausstellungen, die ein Bild geben von den Leistungen der Landwirthschaft, nur dazu da sein sollen, den Bertretern der Regierung Sand in die Augen zu streuen, so ist daS gewiß eine sehr dumme Behauptung. Seilst wenn die landw. Ausstellungen nicht ein wahrheitsgemäßes Bild von den guten Leistungen (hier speziell der Schweinezucht) uns vor Augen führten, so würde, mit dem gleichen Maß ge messen, der Marktbestand von einem Tage in Berlin auch noch keinen Beweis abgeben für das Darnieder- liegen der deutschen Schweinezucht. Nicht nur die bösen Agrarier, sondern auch der kleine Bauer be- chäftigt sich mit Schweinezucht und-Mast, und soweit Schreiber dieses aus eigner Erfahrung feststellen kann, werden hiesige Landschweine den aus Ungarn und ßolen rc. eingeführten gegenüber stets höher bewerthet. Veil aber den Herren Fleischgroßhändlern die aus- ländischen Schweine einen höheren Gewinn bringen als die einheimischen, deshalb liegt gleich die ganze deutsche Schweinezucht im Argen. Das ist die Politik dieser Herren! „Gott sei'S geklagt." — In einigen Wochen finden im Königreich Sachsen die Neuwahlen für das letzte ausgeschiedene Drittel der Abgeordneten der zweiten Kammer statt. Nach dieser Wahl wird die Kammer einheitlich auf Grund des neuen sächsischen Wahlgesetzes zusammen gesetzt sein. Die beiden ersten Drittel wurden nach — Zwickau. Ein stattlicher Fackel- und Lampionzug der Bürgerschaft, der Militär-, Krieger-, Gefaugvereine, des Erzgebirgsvereins rc. in Zwickau bewegte sich am 2. September Abends unter Musik begleitung nach dem Bismarckthurm auf dem Wind- berge. Die Höhenfeuec, zu denen etwa 6 Fuder Holz verwendet worden sind, leuchteten weit in's Muldcn- thal, in's Erzgebirge und Vogtland hinein. Der Fest zug gruppirte sich um die BiSmarck-Feuerfäule. Musik und einige Hundert Sänger stimmten das niederländische Dankgebet an. Bürgermeister Münch hielt vie Festrede, die in einem dreifachen Hoch au^ Ihre Majestäten den Kaiser und den König ausklang. Nach dem Gesangsvortrag „Ich kenn' einen Hellen Edelstein" und dem allgemeinen Gesang „O Deutsch land hoch in Ebren" wurden die Fackeln zusammen- geworfen. Der Festzug setzte sich nach „Lindenhof" wieder in Bewegung, woselbst ein animirter Kommers folgte. Prof. Dr. Fritzsche hielt hier die Festrede. — Lichtentanne bei Zwickau, 4. Sept. Der Rittergutsbesitzer M. auf Lauterbach hat sich gestern auf dem hiesigen Friedhof, auf der Familienbegräbniß- stellt, erschossen. Das Motiv ist nicht bekannt ge worden. M. war in landwirthschaftlichen Kreisen hoch angesehen und bekleidete viele Ehrenämter. — Frankenhausen bei Crimmischau, 3. Sep tember. Am Montag Abend gegen 8 Uhr ging im Oskar Gräs-'schen Gutsgehökte Feuer auf: es brannte das Stallgebäude mit Heu- und Strohvorräthen und Bäckergeräthschaften. Das Vieh konnte rechtzeitig aus den Ställen gezogen werden. Wie das Feuer entstanden, ist nicht bestimmt aufgeklärt, doch spricht man, daß Feuer- werk-körper, die am Sedantaa Abend« in ungehöriger - Weise in der Nähe von Gebäulichkeiten entzündet wurden, die Ursache de« Feuers gewesen sind — In der in Striesen gelegenen elterlichen Woh nung erlitt ein 3 Jahre altes Mädchen schwere Brand wunden. Das Kind hatte Streichhölzchen angezündet, , wodurch seine Kleider Feuer fingen. Einige Stunden in Paris, Loubet werde nach dem am nächsten Mitt woch stattfindenden Ministerrath den Prinzen Tschun im Elysöe empfangen. Der frühere französische Ge- sandte in Peking, Pichon, welcher derzeit beurlaubt ist, wird voraussichtlich den Prinzen, den er persönlich kennt, in Paris begrüßen. Nachdem der Zwischenfall abgeschlossen, erheben sich in der Press: Stimmen, daß Deutschland bei dem ganzen Streitfall schlechter abgeschlossen hätte als die Chinesen. Wie dem „Hann. Cour." geschrieben wird, spricht man in Berlin nicht gern mehr vom Kotau. „In den Kreisen der Ceremonienmeister scheinen über den Begriff des Wortes „Kotau" verschiedenartige Anschauungen obgewaltet zu haben. Anscheinend hat man den wirklichen, echten Kotau gar nicht verlangt, sondern nur eine Art Abstufung dieses chinesischen HuldigungSceremoniells zum Ausdruck gebracht sehen wollen. Da die Chinesen das mißverstanden haben, ist man ihren Wünschen gern entgegengekommen und laßt Kotau Kotau sein." Nach dem „Börsen- Cour." hat Graf Bülow den Kaiser zu überzeugen vermocht, daß alle die in Aussicht genommenen um fangreichen Formalitäten des Empfanges hinter der geschichtlichen Bed utung der Thatsache zurückstehen müssen, daß der Kaiser von China seinen leiblichen Bruder zum deutschen Kaiser entsandt, um wegen des VölkerrechtsbrucheS, der mit der Ermordung des Frei herrn von Kettelec begangen worden ist, um Entschul digung zu bitten. Die „Voss. Ztg." meint zwar, es müsse Befriedigung erwecken, daß der Kaiser den Ab schluß der Sühnemission beschleunigte, „müßte er dabei selbst einige Fünfen gerade sein lassen". Wenn es wahr sei, daß nicht nur von dem Kotau in seiner strengen Form, sondern auch von einer strengen Form auch für dos Gefolge des Prinzen abgesehen ist, so müsse man zugeben, „daß ein weiteres Entgegenkommen unmöglich war, sollte von der Sühne überhaupt etwas übrig bleiben". Sehr scharf läßt sich aber die „Franks. Ztg." darüber aus. Sie schreibt: „Nun hat Graf Bülow in Berlin wieder eine Gastrolle g geben und Schwierigkeiten behoben. Auch hier liegt der Vergleich mit dem Oberkommando nahe: wir muß!en nachgeben, um die Sühnemission zu einem anständigen Ende zu bringen. Hätte nicht sonst Prinz Tschun wieder ab dampfen können? Es ist kein Sieg, was wir da über die chinesische Diplomatie errungen haben, im Gegen- cheil hat China einen billigen Triumph erlangt, der die Sühnemission versüße.: wird und der unseren vielen Gegnern keine geringe Genugthuung bereiten dürfte. Es mag ja wohl richtig s'in, daß auch ein gemildeter „Kotau" den Chinesen unmöglich War, daß sie sich wirklich nur vor dem „Sohne des Himmels" dreimal zur Erde werfen und neunmal verbeugen. Aber un ausführbare Forderungen, sei ihr Schimmer auch noch so romantisch, stellen eben weise Staatsmänner nicht. Und während es nun scheinen muß, als hätte sich die deutsche Diplomatie hier eine Niederlage geholt, erfährt der deutsche Staatsbürger von seiner Regierung kein Sterbenswort über den peinlichen Hergang, er ist auf das angewiesen, was die Herren Chinesen mitzutheilen für gut finden. Oft ist es ja besser zu schweigen anstatt zu reden, hier wäre aber einmal die umgekehrte Praxis am Platze. Der Vorgang ist in 'einer Bedeutung doch zu ernst, als daß man sich damit abfinden könnte — wie es einige Blätter thun — ihn einen reizenden Operettenstoff zu nennen. Wir meinen sogar, es sei schlimm, wenn es den Anschein gewinnen könnte, als würde die internationale Politik im Stil der Operette behandelt." Noch immer ist es nicht aufgeklärt, wie der Zwi schenfall in Basel überhaupt entstehen konnte. Di? „Nationalzeitung" versichert: „Abgesehen davon, daß überhaupt nicht daran gebucht werden könnt', den Kotau von dem Bruder des chinesischen Kaisers zu verlangen, mit welchem letzteren man doch deutscher seits wieder freundliche Beziehungen unterhalten will, so war die Frage, ob etwa das Gefolge des Prinzen chinesische Gebräuche der erwähnten Art bei dem Er scheinen vor dem deutschen Kaiser erfüllen solle, schon in Peking im verneinenden Sinne entschieden worden." Die „Post" glaubt diese Dm stellungen als den That- sachen entsprechend bestätigen zu können. Wenn dies zuträse, so ist eS nicht recht verständlich, warum jetz« von dem Empfange der Begleiter des Prinzen Tschun abgesehen worden ist. Se. Majestät der Kaiser feinen allernächsten Bluts verwandten ür diese Mission. Ich bin in der Lage, Eurer Majestät zu versichern, daß der Kaiser, mein allergnädigstcr Herr, diesen Wirren, welche groß's Unglück über China gebracht haben und für Deutsch land Verluste und Sorgen, im vollsten Sinne des Wortes fern gestanden hat. Dennoch hat nach dem seit Jahrtausenden bestehenden Gebrauch der Kaiser von China die Schuld dafür auf seine eigene geheiligte Person übernommen. Ich habe daher den Auftrag, die innigsten Gefühle des Kaisers, meines erhabenen Herrn, für Eure Majestät bei Ueberreichung dieses Schreibens zum Ausdruck zu bringen. Auch bei Ihrer Majestät der Kaiserin und der ganzen kaiser lichen Familie bin ich beauftragt, Dolmetsch dieser Gcfühle des großen Kaisers von China zu sein und den Wunsch auszudrücken, daß Euer Majestät Haus blühe und Gesundheit, Glück und S'gen im vollsten Maß: genieße. Se. Majestät der Kaiser von China hofft, daß die Ereignisse des vergangenen Jahres nur eine vorübergehende Trübung gewesen sind und daß, nachdem das Gewölk nunmehr der Klarheit des Frie dens gewichen, die Völker Deutschlands und Chinas sich gegenseitig immer besser verstehen und schätzen lernen. Das ist auch mein ausdrücklicher Wunsch." Hierauf erwiderte Kaiser Wilhelm: „Nicht ein heiterer, festlicher Anlaß, noch die Erfüllung einer ein fachen HöflichkeitSpfl'cht haben Eure Kaiserliche Hoheit zu Mir geführt, sondern ein tieftrauriger und hochernster Vorfall Mein Gesandter am Hose des Kaisers von China Frhr. v. Ketteler, ist der, auf höheren Befehl er hobenen Mordwaffe eines chinesischen Soldaten in der Hauptstadt Chmas erlegen, ein unerhörtes Verbrechen, welches durch Völkerrecht und Sitte aller Nationen gleich sehr gebrandmarkt wird. Aus Eurer Kaiserlichen Hohei« Munde habe Ich soeben den Ausdruck des aufrichtigen und tiefen Bedauerns des Kaisers von China über das Vorkommniß vernommen. Ich will gern glauben, daß Eurer Kaiserlichen Hoheit Bruder persönlich dem Ver brechen und den weiteren Gewaltthaten gegen unverletzliche Gesandtschaften und friedliche Fremde ferngestanden hat. Umso schwerere Schuld trifft seine Rathgeber und seine Regierung. Diese mögen sich nicht darüber täuschen, daß Ihnen Entsühnung und Verzeihung für ihr Verschulden nicht durch die Sühncgesandtschaft allein ausgewirkt werden kann, sondern nur durch ihr snätercs Verhalten gemäß den Vorschriften des Völkerrechts und der Sitte c vilisirter Nationen. Wenn der Kaiser von China seine Regierung streng im Geiste dieser Vorschriften führt, wird auch seine Hoffnung sich erfüllen, daß die trüben Folgen der Wirrsale des vergangenen Jahres überwunden werden und zwischen Deutschland und China wieder wie früher dauernd friedlich-' und freundliche Beziehungen herrschen, die den beiden Völkern und der gelammten menschlichen Civilisation zum Segen gereichen. In dem aufrichtigen und ernsten Wunsche, daß dem so sein möge, heiße Ick Cure Kaiser liche Hoheit willkommen." Inzwischen hatte aus der Terrasse vor dem Neuen Palais eine Ehrencompagnie des Lehr-Jnfanterie-Bataillonö mit Fahne und Musik sich aufgestellt und zur Seite war eine Schwadron der Leibgardehusaren aufgeritten. Als der Prinz aus dem Palais heraustrat, präsentirte die Ehrenkomvagnie und die Musik intonirte den Präsentier marsch. Der Prinz, von Generalmajor v Höpfner be gleitet, schritt die Front der beiden Truppenabtheilungen ab, indem er nach chinesischer Art mit gefalteten Händen salutirte. Als Prinz Tlchun nach der Audienz das Palais verließ, gab ihm eine Schwadron Leibgardehusaren bi? zu seiner Wohnung das Geleite. Im Orangeriegebäude angekommen, kleidete sich Prinz Tschun um, machte eine Spazierfahrt durch den Park von Sanssouci und die Stadt Potsdam. Im Laufe des Nachmittags stattete Se. Majestät der Kaiser dem Prinze« Tschun einen Be- dem neuen Gesetz in den Jahren 1897 und 1899 ge-I werden die Kartoffeln einen guten und reichlichen Er- wählt. ES haben diesmal insg-sammt 30 Kreise, 16 trag liefern. ländliche und 14 städtische, N-uwahlen vorzunehmen. — Dabei kommen 15 konservative, 9 nationalliberale, 2 fortschrittliche und 4 sozialdemokratische Mandate in
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