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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 01.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190108017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010801
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-08
- Tag 1901-08-01
-
Monat
1901-08
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 01.08.1901
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Fabrikanten in Zukunst weniger Ursache haben werden, die Schreckgestalt deutscher Billigkeit zu fürchten." Die „Times" sagt: Ernste Verwickelungen m»t fremden Nationen, oie zu den besten wirthschastlichen Kunden Deutschlands zählen, scheinen ein theurer Preis für die Unterstützung einer Partei zu sein, die sich jüngst durch die Zertrümmerung heilsamer Pläne, wie des Rhein-Elbe-KanalS, der, wie man weiß, dem Kaiser ans Herz gewachsen ist, ausgezeichnet hat. — Washingtoner Telegramme besagen, daß in Regierungs kreisen der deutsche Zolltarif nicht als feindselig gegen die Unionsstaaten betrachtet werde und folglich kein Grund sür Repressalien vorhanden sei. In der Presse werde der Zwischenfall als eine wichtige und interessante Entwickelung der deutschen und europäischen Handels politik betrachtet. Daß der amerikanische Handel darunter etwas leiden müsse, werde anerkannt, aber es werde nicht bezweifelt, daß Deutschland mehr leiden werde. Ler Kriez «« Transvaal Beim Präsidenten Krüger in Hilversum hat eine - Sitzung des Burenraths stattgefunden, in der ein ein stimmiger Beschluß zu Gunsten der Fortsetzung des Krieges in Südafrika gefaßt wurde. Dieser einstimmige Beschluß beweist, daß alles Gerede der Engländer von einem sich vollziehenden Zusammenbruch der Buren- streiikräfte ei el Dunst ist. Präsident Krüger würde nicht die Forts-tzung des blutigen Krieges von seinen Leuten fordern, wenn nicht Aussicht bestände, daß das Ende doch noch ein gutes wird. Die kleineren und größeren Erfolge der Buren mehren sich neuerdings mit jedem Tage, während es den Engländern immer schwerer wird, irgend einen entscheidenden Schlag gegen ihre Feinde zu führen oder sie durch ihre Operationen dauernd zu schädigen oder lahm zu legen. Dieses Ma! ist es der östliche Theil des Kriegsschauplatzes, auf dem die Transvaaler den Engländern einen neuen Beweis ihrer unermüd lichen Aktivität erbracht haben. Die Brigade des Generals Stephenson, die das Swazrgebiet sichern und von den Buren „säubern" tollte, hielt die Stadt Bremersdorp besetzt und sah sich in überraschender Weise von einer überlegenen Streitmacht der Buren angegriffen, die den Ansturm auf die Stadt so lange wiederholte, bis die Engländer gezwungen waren, den Ort zu räumen und sich in schleuniger Flucht auf den Maputafluß zurückzuziehen, wobei sie jedoch viele Vor- räthe, Waffen nnd Munition sowie zahlreiche Ver wundete und unverwundete Gefangene in den Händen der Buren lassen mußten. Dieser Erfolg beweist aus's Neue, daß die Buren längst nicht mehr davor zurvck- schrecken, britische Truppen in sicheren Stellungen und selbst in Städten anzugreifen, und auch genügend Ausdauer und Disziplin an den Tag legen, um einen solchen Sturmangriff erfolgreich durchzuführen. Damit nicht genug, haben in diesem Falls die Transvaaler sogar den energischen Versuch gemacht, ihren Sieg nach Kräften auszunvtzm und dem fliehenden Feinde so viel Schaden als möglich zuzufügen. Wie eine Meldung des Lord Kitchener besagt, mußte die zurückweichende britische Truppe auf eine Strecke von mehr als 16 Meilen sich fortwährend gegen die verfolgenden Buren vertheidigen, wobei sie noch schwere Verluste an Todten, Verwundeten und G fangenen erlitt. — Je länger der Krieg dauert, desto mehr soldatische Schulung eignen die Buren sich an. Wie kläglich es den Engländern in Südafrika ergeht, erkennt man auch aus dem Unistand, daß Londoner Blättern verboten worden ist, Verlustlisten der Eng- länder zu veröffentlichen. * * * Der Major von Kapstadt stellte an General Kit chener die Bitte, die Herzog Edinbourgh Freiwilligen aus dem aktiven Dienste zu entlassen, nachdem die selben bereits 20 Monate ununterbrochen im Dienste seien. Lord Kitchener antwortete, daß mit Rücksicht auf die unsicheren Zustände in der Kap-Kolonie eine Verminderung der Vcnheidigungstruppe nicht möglich sei und daß die Freiwilligen benöthigt werden, um kleine Trupps der "Buren an Einfällen in die oberen Distrikte der Kolonie zu verhindern. Einige dieser Trupps wurden in letzter Zeit in der Nähe von Cradock, Jamestown, Wolteno und Burghersdorp gesehen. bl«e schneidige Kundgebung KruitzingerS vorn 10. Juni d. I. lautet wie folgt: „Da ich vernommen habe, daß durch die britischen Komman danten in verschiedenen Distrikten der Kapkolonie be kannt gegeben wurde, daß u. a. all s Fülle»-, Mehl, G'treibe, Milies, nach den Dörfern oder Stationen überführt, oder falls cs nicht transportier werden kann, verbrannt werden muß, um dadurch das Land von allen zu entblößen: daß alle Pferde nach den Lagern gebracht, daß alle Bewegungen der verbündeten Mächte den englischen Behörden berichtet werden müssen — so verkünde und beschließe ich, Pieter Hendrick Krui- tzinger, Oberkommandant und Oberbefehlshaber der Truppenmacht des Oranje-FreistaatS, die in der Kap kolonie kämpft, unter Bezugnahme auf die Annexion gewisser Distrikte in der Kapkolonie, laut Proklama tion vom November 1899, welche noch in Kraft ist, daß aus keinem der durch meine Truppen besetzten Distrikte irgend etwas entfernt werden darf. E? ist verboten, Milies, Getreide oder Eßwaaren nach durch englische Truppen besetzten Dörf rn oder Stationen zu transportiren oder Vorräthe' zn verbrennen. K in Pferd darf von einem Hofe entfernt werden. Wer diesem Befehl zuwider handelt, wird mit Einziehung seiner Habe oder nach dem Urtheilsspruch meiner Offiziere bestraft. Wer den englischen Truppen Mit- theilungen über unsere Bewegungen macht, wird zur Zahlung von 50 Lstrl. und mit 3 Monaten Gesäng- niß bestraft. Kaffern oder Mischlings, welche ohne Erlaubniß ihres „bans" den Engländern Rapvorts über unsere Bewegungen bringen, werden erschossen." * * * Der jetzt in Brüssel lebende ehemalige Burenoberst Ricchiardi, der Exkommandant der Fremdenlegion in Transvaal, der nachher die Schwester Eloffs, des Enkels Krügers, geheirathet hat, nimmt in einem offe nen Briefe Stellung zum neuesten Kriegsplane Lord Kitcheners. Ricchiardi hält Kitchener sür einen viel zu intelligenten Militär, als daß dieser sich selbst über den elenden Zustand seines Heeres täuschen könnte. Er sucht höchstens die englische Regierung und die ganze Welt zu düpiren, in der Hoffnung, daß irgend ein unvorhergesehenes Ereigniß ihm die letzten Be stände des Burenheeres zu Füßen legen wird. Kit cheners Plan geht, wie erinnerlich, dahin, die 70,000 Mann Fußtruppen durch 50,000 Reiter zu ersetzen. Ob durch Streichung von 20,000 Mann viel erspart werden wird, bleibt angesichts der Nothwendigkeit der fortwährenden, immer schwieriger werdenden Beschaff ung des Pferdematerials sehr fraglich. Wo aber über haupt 50,000 Reiter au'treiben, nachdem der englische Kriegsminister nach dem Gefecht bei Nooitgedacht am Magaliesberg Kitcheners Forderung um Nachschub von 30,000 Mann dahin beantwortet», daß er ihm 6000 — versprach? Ricchiardi nimmt aber an, die 50,000 Rnter sind zur Stelle. Sie warten nur noch auf die Pferde. Alle diese aus allen Ländern der Erde kom menden Remonten werden in Südafrika über kurz oder lang dienstuntauglich. Siehe das Beispiel der schönen Kavalleriedivisionen von French und Lord Dundonald unter Roberts. Die Pferde fielen nach mehrwöchiger Arbeit täglich in Massen. Ricchiardi erzählt, daß eine Patrouille seiner Legion am 17. Januar 1900 an der Jugela 50 den englischen Husaren gehörende prächtige Pferde auffing. Das Stück war mit 1500 Franken in Oesterreich bezahlt worden. Mehrere Tage lang wurden sie benutzt und sorgfältig gepflegt, aber sie gingen doch ein. Nur das einheimische Pony, noch besser das afrikanische Cob, ist trotz seiner un eleganten Form den rauhen Bergpfaden gewachsen. Es kann tagelang ohne Wasser bestehen und sich vom gelben Kraut der Heide und einer Handvoll Mais nähren. Auch versteht nur der Bur dessen Pflege. Leider wird j-tzt der Pony ebenfalls bereits selten. Und was sollen dis englischen Reiter in den — Ber gen ? Ricchiardi hat diese Kavalleristen nicht nur in Afrika, sondern auch auf den Ebenen von Wimbledon und Aldershot gesehen, elegante Reiter und Steeple- Cyaser, geeignet für den Sport und die Jagd. Aber das nützt in Afrika wenig. Man vergißt auch immer wieder, daß der Bur sein Pferd zu-iächst nur als Transportthier benutzt, für seine Person und seine Wagen. Er läßt seinen Gaul cin oder auch zwei Kilometer zurück, kämpft zu Fuß und überspringt beim Rückzug selbst Schluchten, um schnellstens zu seinem Beritt zu gelangen. Bei dem Marsche über steile Kopjes führen die Buren daS Pferd stets am Zügel. »Auf diese Weiss können sie die schmälsten Pfade der Neger passiven. Kitcheners mit dem üblichen „bl. ff" angekündigter Plan geht dahin, die 50,000 Reiter in 3 Divisionen einzutheilen, welche, nur mit dem Noth- wendigsten beladen, den Feind in unaufhörlichen Schar mützel» ausreiben sollen. Auch dieser Plan würde »ach der Meinung Ricchicndis ins Wasser fallen. So bald die Reiterei sich von den Eisenbahnlinien ent fernt, muß ihre Bagage und Train bedenkliche Um- »änge annehmen, da einmal der englische Offizier sowohl als auch der englische Gemeine vom Komfort nicht lassen, und auch, weil die Engländer selbst durch Abbrennen der Pachthöfe das Land verwüstet haben. Woher also die Verpflegung nehmen, wenn man nicht eben große Herden mitschleppt? Jetzt bilden aber die Buren nicht mehr drei Kommandos, sondern wenig stens fünfzehn. WaS können da also jene drei Kaval- leriedioisionen auSrichten, die Kitchener plant und deren Schwerfälligkeit in daS Auge fällt? Kitcheners Plan also droht der Unabhängigkeit der Burenrepubliken nicht den GarauS zu machen. Ricchiardi wünscht, daß Chamberlain verschwände. dann sei in 24 Stun- den der Friede möglich. Das ist allerdings etwas optimistisch gedacht, aber im übrigen hat er mit seiner Kritik jedenfalls recht. SSchstscheS Hoheuftetu-Srustthal, 31. Juli 1901 -ttthetivuzen von allgemeinem Interest e werden dankbar rn: gegengcnommen und eventl. honorirt. — Ueber die Lage der Textilindustrie in unserer Stadt haben wir bereits auf Grund von Angaben von zuständiger Seite in unserem Jahresberichte Mit- theilung gemacht. Ueber die Lage der Textilindustrie in den Nachbarstädten Lichlenstein-Callnberg und »Waldenburg finden wir jetzt im Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammsr Chemnitz folgende Angaben: Lichtenstein Callnberg: Nach weißen und mehrfarbigen Waffelbettdecken, die in Lichlenstein- Callnberg ausschließlich mittels Handbetrieb erzeugt werden, h rrsch»e im ersten Ssmeffter rege Nachfrage. Als dann aber der Fabrikant gezwungen war, in Folge der hohen Garnpreise auch die Preise für die fertigen Artikel zu erhöhen, stockte das Geschäft, sodaß man zu Betriebseinschränkungen greifen mußte, um nicht genöthigt zu sein, die sich schnell anhäufenden Läger mit Verlust zu verkaufen. Gartendecken ließen sich in den billigeren Qaalitäten nur schwer absctzen. Bessere Sorten halten sich zwar noch im Preise, doch ist der Konsum darin gegen früher wesentlich znrück- gegangen. Recht fühlbar machte sich hierbei die Konkurrenz in Schlesien und Bayern, von welcher der gleiche Artikel auf mechanischem Wege hergestellt wird. Für seidene Chenilletücher in den verschiedenen Formen, sowie Fantasie-Echarpes setzte die Saison 1900 lebhast ein. Bi der steigenden Konjunktur der zur Ver- Wendung kommenden Rohmaterialien versah sich die Kundschaft auf Grund der ihr gewährten niedrigen Preise auf Monate hinaus mit billiger Waare. Nach Ablieferung derselben wurde das Geschäft mangels genügender Nachbestellungen aber so still, daß mrn sich genöthigt fand, die Arbeitszeit der Weber zu ver kürzen, wodurch Lohnausfälle sür die letzteren ent standen. Die Preise sür Tussahseide, sowie für Woll garne waren am Jahresschluß wieder auf ihrem früheren, niedrigen Stande angelangt, und nur baum wollene Garne haben ihre hohe Notirung behauptet. Daher mußten auch für Chenillen aus diesem Material bedeutend höhere Preise gefordert werden, die jedoch nur von Fall zu Fall dnrchgesetzt werden konnten. — Für Strumpfwuaren und Trikotagen war der Geschäfts gang ein flo'.ter, nur fehlte es trotz Lohnerhöhung an geschickren Arbeitskräften. Waldenburg: In Möbelposamenten und Wagenborden erwies sich der Geschäftsgang als ein flauer; die hohen Garnpreise beeinträchtigten den Ge winn ganz erheblich. Die Löhne blieben in steigender Richtung. — Erfreulicherweise wird, soweit sich bis jetzt überblicken läßt, die Betheiligung unserer Bewohner schaft an dem heute Donnerstag im Mineralbad statt- findenden Wohlthätigkeits-Voncert zum Besten des Bethlehemstistes eine recht rege sein. Noch soll auch an dieser Stelle wiederholt auf die Veranstaltung und ihren guten Zweck hingewiesen werden, denn wenn nirgends, so wird hier das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden: Man genießt wahrhaft künst lerische Darbietungen und trögt gleichzeitig zur För derung einer guten Sache bei. — Theater. „Fuhrmann Henschel" ging gestern zum zweiten Male über die Scene. Auch diesmal bewiesen die Darsteller ihr glänzendes Können und ernteten sür ihr Spiel ungetheilten Beifall. Der Spielplan für diese Woche ist insofern abgeändert worden, als morgen Donnerstag nicht, wie schon an- aekündigt, „Robert und Bertram", sondern „Die Ehre" gegeben wird. Vielleicht übt das tiefange- egte Stück diesmal ein- außergewöhnliche Zugkraft aus das kunstliebende Publikum unserer Stadt aus. — Für Freitag ist „Jugend von heute" in Aussicht genommen Die Komödie ist seit ihrem Erscheinen Repertoirstück der größeren Theater und ist ein Werk des Verfassers von „Flachsmann als Erzieher", des Ob-rlehrers Otto Ernst. — Durch Verordnung des König!. Ministeriums des Innern zur weiteren Ausführung des Gesetzes, die Handels- und Gewerbekammern be treffend, ist bestimmt worden, daß vom 1. Januar 1902 ob die Handelskammern und die Gerr'bekam- mern Dresden, Chemnitz und Plauen je eine n der andern getrennte Körperschaft bilden, wie die- m Be zirk Leipzig schon seither der Fall war. Dem nach behält bei uns in Sachsen nur die Handels- und Gewerbekammer Zittau ihre gemeinschaftliche Organi- sation bei, soweit nicht durch Gesetz und sonstwie für eine der beiden Kammern eine Sonderthätizeit vor gesehen ist. Die Verordnung des Kgl. Ministeriums bestimmt weiter, daß zwischen dem 15. Dezbr. d. I. sür sämmtliche Kammern vollständig neue Wahlen oorzunehmsn sind. — (Die Ein st ellung von Freiwilligen sür Ki autsch ou.) Im Herbst 1901 wird eine größere Auzahl tropendienstfähiger Dreijährig-Frei- williger für die Besatzung von Kiautschou zur Ein- stellung gelangen. Ausreise: Frühjahr 1902. — Heimreise: 1904. Bauhandwsrker (»Maurer, Zimmer leute, Dachdecker, Tischler, Glaser, Töpfer, Maler, Klempner usw.) und andere Handwerker (Schuhmacher, Schneider usw.) werden bei der Einstellung bevorzugt. Die Mannschaften erhalten in Kiautschou neben der Löhnung und Verpflegung eine Theuerungszulage. — Bswerber, von kräftigem und mindestens 1,67 m großem Körperbau, welche vor dem 1. Oktober 1882 geboren sind, haben ihr Einstellungsgesuch mit einem auf dreijährigen Dienst lautenden Meldeschein ent weder: dem I. Ecsatz-Ssebataillon in Kiel: zum Dienst eintritt für das III. Seebataillon, oder dem II. Ersatz- Seebataillon in Wilhelmshaven: zum Diensteintritt für das III. Seebataillon und die Marinefeldbatterie, oder der III. Matrosenartillerie - Abtheilung in Lehe: zum Diensteintritt für das Matrosenartillerie-Detache ment Kiautschou (Küstenartillerie) einzusenden. — Die Meldungen sind somit nicht an die Kolonial-Abtheilung zu richten. — Die Einlagen bei den meisten Sparkaffen haben neuerdings eine nicht unwesentliche Steigerung erfahren, während Rückzahlungen weniger beansprucht werden. Roch bis vor Kurzem war bei vielen Sparkaffen Geld knappheit vorhanden, welche die Kaffenverwaltungen nölhigte Gelder zu höherem Zinsfüße zu beschaffen, um der übermäßigen Rückforderung eingelegter Beträge zu genügen Hierdurch trat eine Schmälerung des Gewinns ein, welche durch den Kursrückgang einzelner Werthpapiere, die das Sicherungsvermögen der Sparkaffen mit gebildet haben, noch erhöht wurde Gegenwärtig liegen die Ver hältnisse bei vielen Sparkassen anders. Vermehrte Ein lagen und verminderte Rückzahlungen haben eine Er höhung der'Baarbestände mit sich gebracht, die sich darin äußert, daß verschiedene Verwaltungen flüssige Gelder zur Ausleihung auf Hypotheken empfehlen. Da nun aber in diesem Jahre die Bauthätigkeit allerorts viel zu wünschen übrig läßt, kann die Unterbringung der Spar kassengelder auf Grundstücke nur eine beschränkte sein, und man wird bei Fortbestand der jetzigen »Wahrnehmung wiederum mehr zum Ankauf von Effekten veischreiten müssen. — Gersdorf. Am vergangenen Mittwoch ver unglückte in Chemnitz ein von hier gebürtiger Kauf- mannslehrling dadurch, daß er in eine gereinigte Sviritusflasche Spsiseöl goß. Um nachzusehen, ob die Flasche voll war, benutzte er ein Streichholz. Hier durch entzündeten sich die in der Flasche noch vorhan denen Gase und explodirten, wodurch der junge Mann im Gesicht schwer verletzt wurde. — Wttftenbrand, 30. Juli. Gestern wurde auf dem Gutsbesitzer Bogelschen Grundstück beim Ge treidemähen die Geldkassette, welche vor 8 Wochen dem Privatier Junghähne! hier aus seiner Wohnung ge stohlen wurde, gefunden. Die Kassette ist mit einer Brechstange arg demolirt worden. — Limbach. Stadtrath a. D. Leonh. Löbel hat am Sonntag dein Obst-Gartenbau-Verein aus Dankbarkeit für Ernennung zum Ehrenmitgliede und zur Förderung und Ausbau des Stadtparkes Mk. 5000 als Meta Löbel-Stiftung überwiesen. — Mülsen St. Nielas, 29. Juli. Heute früh bei dem Gewitter traf ein BIitzsi»-ahl das Wohn haus des Gutsbesitzers Theodor Haupt ohne zu zünden. Der Blitz nahm seinen Weg durch die Esse, drückte die 'm Hausflur sich befindliche eiserne Eingangsthür heraus und fuhr durch die offene Thür in den Kuhstall und tödtele eine Kuh, während die anderen zu Boden gedrückt wurden. Die Magd und der Kuhjunge, welche gleich falls im Stall waren, blieben unversehrt. Ein Theil des Blitzstrahles fuhr den Dachfirst entlang und am Giebel herunter, viele Schiefer mit fortre-ßend. — Atvlckou. Bei der Staatsanwaltschaft an hängig gemacht ist bereits die Falschmeldung, betr. För- derungs- und Betriebseinstellung des Steinkohlenwerks Oberhohndorf bezw. zweier Brückenbergschächte. Dem „Reichenb. Tagcbl." wird hierzu von autoritativer Seite Unter blonde« Wi de». Briefe einer Großmutter von N. Printze«. (Nachdruck verboten.) Rothenhufen 2. August 1899. Liebes Kind! »Mit herzlicher Freude gebe ich Dir heute den ersten Bericht aus Deinem eigenen schönen Heim. Geradezu köstlich sitzt ss sich hier auf Eurer Veranda mit dem Ausblick in den grünen Garten. E n idealer Svmmsrmvrgen und dieser Gottesfriede hier draußen! Eigentlich ist es mir ganz unfaßbar, Lilli, wie Da hier nervös werden konntest. Aber Elses Geburt Hal Dich doch wohl mehr angegriffen, als wir zuerst glaubten. Da finde ich's denn natü lich sehr ver- nünftig, daß Dein Mann Dich gleich au^gepackt hat. Sylt wird ja hoffentlich das Rechte für Euch sein! Schade, daß alles so Hals über Kopf kam, und daß wir beide uns gar nicht mehr in Ruhe gesehen und ausgesprochen haben. Aber ich danke Euch noch ein- mal, daß Ihr mich hergerufen habt und Euer süßes Kleeblatt ein paar Wochen meiner Aufsicht anver- trauen wollt. Sie ist hold, Lilli, einfach wonnig, — alle drei! Nicht nur das Kleinste, das Unschuldswut m, das geradezu engelhaft aitig in feinem Wagen liegt und lacht, auch die beiden von Euch so verlästerten „Großen", di^ übrigens auf meinen ausdrücklichen Befehl von keinem Menschen hier mehr „Max" und „Moritz" genannt werden dürfen. Dein Marn hatte wohl diese liebliche Sitte einzesührt? Vorhin ging ich mit der Kakesdose in den Garten hinunter und riss die Buben bei ihren hübschen Taufnamen, und sie kamen sofort angerannt, ihren rothen Röcklein und rosigen Bäckchm. Und wie das dicke Blondhaar in der Sonne glänzt, entzückend, sag ich Dir! Wie gut, daß Ihr die beiden diesen Sommer noch nicht zur Schule geschickt habt und sie so in Lust und Licht groß werden laßt! Sie spielen sehr lieb und ver ständig auf ihrem Sandhaufen. Nach Dir haben sie noch kein einzig Mal gefragt. Laß Dich's nicht be- trüben, mein Herzenskind! Gönne D iner alten Mama auch einmal diese volle, ungetrübte Freude an Deinen Kindern und die Erhebung und Aufsuchung, die sie zewiß hier finden wird. Euch sei alles Gute und viel Reiseglück gewünscht von Eurer treuen Mutter. Nachschrift: Liebe Lilli, ich begreife nicht, daß Du Deinen Kindern erlaubst, derartig mit Wasser zu pantschen. Als ich vorhin zur Kontrolle einmal wieder in den Garten gehe, sehen Deine beiden Söhm aus wie die kleinen Ferkel. Walter schleppt in einer aroßen Gießkanne Wasser herbei und gießt sich die Hälfte davon über seine Höschen und in seine Schuhe. Willi sitzt im Gebüsch und rührt aus Erde und Wasser einen greulichen Brei zusammen. Ich stelle ihnen natürlich vor, wie viel hübscher und sauberer sie doch mit all ihrem trockenen Sande spielen; da sagt Walter: „Großmutter, daS verstehst Du nicht, Dreck backt viel besser!" und Willi behauptet steif und fest, bei Mania dürften sie alles, und wenn er jetzt nicht mit dem schön angerührten Mörtel Maurer spielen könnte, wolle er überhaupt gar nicht mehr spielen. Mit Aufwand meiner ganzen Energie und Bered- samkeit habe ich sie denn eben beide zu ihrer alten Marie oben aufs Kinderzimmer gebracht. Ich lasse ihnen die weißen Russer.kittel anziehen; darin sehen sie wirklich wie die Raphael'schen Engel auS, und Vann nehme ich sie gleich mit zur Frau Landrath, ie gestern hier war und uns so dringend eingeladenhat. Rothenhusen, 4. August 1899. Mein geliebtes Kind! Ich kann Dir wieder nur Erfreuliches von hier berichten. Uebrigens werde ich Dir Deine Bitte gern erfüllen und Dir in meinen Berichten auch das Un angenehme nicht verheimlichen. Hoffentlich ist Dir heute Dein erstes Nordseebad gut b kommen. Deine Tochter war reizend in ihrem Morgenbade, ich habe sie vorhin darin bewundert. Die Jungen waren auch dabei und so entzückt von der kleinen Schwester; Nachher wollt, Walter fein Segelschiff in der Badewanne schwimmen und Willi sein Taschentuch darin waschen, was wirklich auch sehr nöthig war. Dabei haben si sich denn natürlich ge zankt und gebalgt und alles Wasser verspritzt und auSgegossen. Nun denk Dir, als Marie dazukommt, — sie hatte das Kleine nebenan zu Bett gebracht — legt sie in aller Geschwindigkeit erst den einen und dann den andern überS Knie und prügelt sie mit ihren knochigen Fäusten ganz gehörig durch! Und das in meiner Gegenwart, ohne die geringste Rücksicht auf mich zu nehmen! Ich habe mich enorm zusammen genommen, ich bin nicht heftig geworden, Lilli, und fchwieg aus pädagoigschen Gründen in Gegenwart der Kinder. Aber nachher nahm ich mir ie Person unter 4 Augen vor und habe mir während meiner An wesenheit in Eurem Hause derartige Brutalitäten ein sür allemal verbeten. Wenn gestraft werden muß, werde ich das schilt allein und auf andere Art be sorgen. Diese alten Kinderfrauen sind fürchterlich. Sie berief sich selbstverständlich auf Dich und kam mir mit lauter Präcedenzfällen aus ihrer Praxis, aber ich fertigte sie kurz und kühl ab. Unten im Flur mußte ich der Köchin fast dasselbe wiederholen, denn sie verfolgte die Knaben mit einem Schrubber und wollte sie offenbar damit prügeln! Und das, weil die kleinen Kerle in ihrem kindlichen Frohsinn, — den Gott ihnen lange bewahren möge, — ein paarmal über die nassen frischgeseiflkn Dielenbretter gelaufen waren! Du giebst mir recht, mein Kind, es geht Voch zu weit, wenn Du Deinen Dienstboten derartige R,chte an Deinen Kindern einräumst. Usberhaupt wird bei Euch viel zu viel geprügelt, — ich habe es Dir immer schon sagen wollen, Lilli. (Forischnng folgt.)
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