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WMck-LnWer WM k Donnerstag, den 1. August 1901. 51. Jahrgang. Nr. 177. Erscheint irden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,55 durch die Post Mk 1,82 frei m's Haus Inserate nehmen außer oer Expedition auch die Austräger aus dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Hohenstetn Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf. Kuga«, Hermsdorf, Gernsdorf, Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Mßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengnmd u. s. w- Mr das Königliche Amtsgericht «nd den Stadtrach zu Hohenstein-Ernstthal. Orgcrrr crller Gerneirröe-Verwcrltungen der urnliegenöerr Ortschcrfterr Anzeiger für MMk smiMWltc Sitztin des Rathes und der Stadtverordneten am 30. Juli 1901. Vorsitzender: Herr Stadtrath Zeißig i. V. des Herrn Bürgermeisters. Anwesend: Am Rathstische die Herren Stavträthe Anger, Börner, Bernhardt, Beckert, Clauß und Müller; seitens des Stadtverordneten - Kollegiums 19 Herren. Herr Stadtrath Zeißig eröffnet die Sitzung und theilt mit, daß der Rath beschlossen habe, das Stadt- verordneten-Kollegium zu gemeinschaftlicher Sitzung zu laden, um über die Wiederwahl des Herrn Bürgermeisters Dr. Polster Entschließung zu fassen. Am 1. Oktober 1896 habe dieser sein Amt angetreten, und er sei damals auf 6 Jahre gewählt worden. Man habe eigentlich bis zur definitiven Entschließung über die Wahl noch Zeit, aber weil der Herr Bürgermeister gegenwärtig auf Urlaub sei, dürfte es sich empfehlen, der Frage jetzt schon näher zu treten. — Der Herr Vorsitzende verliest die einschlägi gen Paragraphen der rev. Städteordnung über An stellung und Besoldung der Rathsmitglieder und bringt das Wesentlichste aus der Geschäftsordnung für die Sitzungen des Rathes und der Stadtverordneten zur Kenntniß. Darauf macht der Herr Vorsitzende die Mittheilung, daß der Rath einstimmig beschlossen habe, Vein Kollegium Vie lebenslängliche Wahl des Herrn Bürgermeisters Dr. Polster mit folgender Gehalts staffel vorzufchlagen: Vom Jahre 1904 an: 6400 Mark, von 1909 an: 6800 Mark, von 1914 an: 7200 Mark und von 1919 an: 7600 Mark. Herr Stadtv.-Vicsvorfteher Koch meint, man habe heute nur über den ersten, allein auf der Tagesord nung stehenden Punkt zu berathen; er bezweifelt, daß es zulässig sei, auch über die Art der Gehaltsstaffel Entschließung zu fassen. — Herr Stadtv.-Vor sicher Redslob vertritt dagegen die Ansicht, daß nichts im Wege stehe, auch diesen Punkt heute zu erledigen. Doch möchten die beiden Fragen getrennt behandelt und zunächst die Wiederwahl des Herrn Bürger meisters allein vorgenommen werden. — An der sich entspinnenden Geschästsordnungsdebatte betheiligen sich die Herren Vicevorsteher Koch, Vorsitzender Zeißig, Stadtv. Layritz und Herr Stadtv.-Vorsteher Redslob. Letzterer stellt, als kein Widerspruch erfolgt, den An trag, daß zur Abstimmung übergegangen wird. — Herr Stadtv. Layritz bittet das Kollegium, die Wieder wahl einstimmig erfolgen zu lassen. Man wisse, was man am Herrn Bürgermeister habe. Er sei jedem zugänglich und habe das Vertrauen, was man stets in ihn setzte, vollkommen gerechtfertigt. — Man nimmt endlich noch den Antrag des Herrn Stadtv. Schellenberger auf geheime Wahl an und verschreitet nunmehr zur Abstimmung. Von 26 abgegebenen Stimmzetteln waren 2 3 mit „Ja" (d. h. für die Wiederwahl), 2 mit „Nein" beschrieben; 1 Zettel enthielt gar keine Bemerkung. Der Herr Vorsitzende drückt seine Freude über die Wahl aus und hofft, daß sie unserer Stadtgemeinde zum Segen gereichen und der weiteren gedeihlichen Entwickelung förderlich sein möchte. — Man ist nun beim zweiten Theile des Rathsbeschlusses, die Gehaltsskala betreffend, angelangt. Herr Stadtv. Stübner hält es für besser, wenn das Stadtverordneten-Kollegium in einer Sitzung diese Angelegenheit erst einmal gründlich erörtert. — Herr Stadtrath Börner erklärt, nach § 10 der Geschäfts ordnung stehe dem Vorsitzenden die Befugniß zu, Während der Sitzungen die Oeffentlichkeit auszuschlie ßen. Er richtet an den Herrn Vorsitzenden das Er suchen, von diesem seinem Rechte Gebrauch zu machen, damit die Herren ihre Ansicht ohne Einschränkung darlegen könnten. — Herr Stadtrath Zeißig als Vor sitzender erklärt darauf die Oeffentlichkeit für den weiteren Theil der Sitzung ausgeschlossen. Stimmen zum Zolltarifenturms. . Zum Zolltarif hat nun endlich auch die conser- vatlve „Kreuz-Ztg." das Wort genommen. Sie hat offenbar so lange gewartet, um erst die Gegner des Entwurfs zu hören, denn ihre Darlegungen bezwecken, die Einwände der freihändlerischen Presse vom Stand punkte des objektiven Kritikers zu entkräften und zu widerlegen. Das Blatt betont dabei, daß ein Mi- nimalzoll von 5 Mk. für Roggen thatsächlich zu ge ring sei und daß es dem Reichstage hoffentlich ge- lingen werde, diesen Zoll auf 6 Mk. zu erhöhen. Auch dann würde das Brod noch billig bleiben und keine Gefahr vorhanden sein, daß wir mit Rußland in einen Zollkrieg verwickelt würden. Die „Kreuz- Ztg." sucht des Weiteren den Nachweis dafür zu führen, daß die Landwirthschaft ohne einen Zoll von 6 Mk. überhaupt nicht länger existieren könne Bei ausgezeichnetem Boden decke zwar schon der bisherige Roggenpreis wenigstens die technischen Produktions kosten und lasse einen Ueberschuß zur Verzinsung des Grundkapitals übrig. Bei dem geringen Boden aber, der in vielen Provinzen überwiegt, deckt der bisherige Preis von 137 Mk. nicht einmal die technischen Pro duktionskosten und auch der „künftige" von 152 Mk. würde nur den bescheidenen Ueberschuß von höchstens 8 Mk. für die Tonne als Rente vom Roggenbau lassen. Bei Weizen, dessen Preis ja viel mehr als der von Roggen gesunken, wäre das Verhältniß noch ungünstiger. Die Aussichten des Tarifentwur''es in den Parla menten und der Oeffentlichkeit, soweit sie ruhigen Er wägungen zugänglich ist, sind nach der Meinung des „Reichsboten" durchaus günstige. Das Blatt schreibt u a.: „Die Fortschritte der gesammten Tarifgestaltung und speciellen Tarisverbesserungen gegen früher müssen jedem in die Augen fallen. Es steckt in dieser Reform, die sich äußerlich in gewißen nüchternen Zahlenreihen und Sche muten darstellt, ein Stück jahrelanger vorbereitender Ar beit, deren Haupwerdienst vem Grasen von Posadowsky zufällt. Wenn man daran zurückvenkt, wieviel Versuche gemacht worden sind, diesen Staatsmann aus der Re gierung zu drängen, vom Bueckbriese an bis heute, so versteht man rückschauend noch besser, von welcher Seite und zu welchen Zwecken die Waffen gegen ihn geschnitzt worden sind, mit denen der von dem j ido-liberalen Loki geblendete Hödur der öffentlichen Meinung ihn erlegen sollte, ehe er noch sein großes Tariswerk zu Ende ge- schaffen hatte. Bereits ist die Zahl der Stimmen, welche Zufriedenheit mit dem Entwurf äußern, im Wachsen." In betreff der Industrie-Zölle schreibt der „Reichsb.": „Im allgemeinen läßt sich sagen: deutlich spricht aus dem Entwurf die Absich, die deutsche Industrie auf allen Ge bieten nach Möglichkeit so zu schützen, daß ihrem gedeih lichen Bestand und ihrer Blüthe durch oas Eindringen ausländischer Fabrikate möglichst geringer Schaden zu gefügt wird. Alles in allem scheint der Tarif dem Bilde einer vernünftigen, gemäßigten Schutzsollpolitik zu ent sprechen. Es ist deshalb eitel Großsprecherei, wenn die Kostgänger des internationalen Handels mit der Aus streuung kommen: auf dem Boden dieses Tarif-Entwurfes seien Handelsverträge nicht zu denken. Bleiben die deutschen Unterhändler fest, so werden sich die Verhand lungen in der schönsten Weile entwickeln. Die Gefahr, daß wir in Zollkriege gerathen, kommt gewiß nicht aus der Fremde. Vielmehr 'ann sie nur aus der Heimath kommen. Der Lärm der deutschen liberalen Presse allein kann die Staatsmänner des Auslandes über die Sachlage täuschen." Ueber die ausländische ZvllkriegSmache schreiben die „Berl. N. N.": „Die deutschen Frtihändler, der Schwäche ihrer eigene» Beweisführung wohl be wußt, sehen sich Hilfe suchend nach ausländischer Unterstützung in dem Kampfe gegen den Schutz der nationalen Arbeit um. Aus allen Richtungen der Windrose lassen sie den Telegraphen spielen und sich alle Aeußerungen ausländischen Mißfallens an dem neuen Zolltarifentwurf durch den Draht zutragen. Wenn fremde Staaten zur Wahrung ihrer Jniercssen Vorkehrungen treffen, so ist das ihr gutes Recht, das wir ebenso anerkennen, wie wir es mit Genugthuung begrüßen, daß im neuen deutschen Zollgesctze schärfere Kampfmittel wider die Benachtheiligung deutscher Waaren im Vergleich zu den Herkünften anderer Länder vorgesehen werden. Für da? nach Deutschland exportirende Ausland gäbe eS nur einen dasselbe voll ständig befriedigenden Zustand: nämlich völlige Zoll- freihcit. Jede Belegung der Einfuhr mit Zöllen wird als unbequem empfunden und in heftiger Weise bekämpft; für die Annahme von Zöllen in dieser oder jener Höhe kommt aber schließlich ganz allein das Gesammtinteresse des betreffenden Staates an der Erhaltung des deutschen Marktes in Betracht. Aufgabe des Auslandes ist es, zu diesen Fragen von seinem Standpunkt aus Stellung zu nehmen, nicht aber ist es Ausgabe inländischer Parteien, die Geschäfte des Auslandes zu besorgen. Indessen sind auch der Wahl der Mittel, die von fremdstaatlicher Seile ins Feld geführt werden, gewisse ideelle Schranken ge zogen, die nicht zum Vortheil der Sache überschritten werden. Als solche Ueberschreitung der zulässigen Grenzen muß ev zurückoewiesen werden, wenn das Wener „Fremdenblatt", das unerkannt offiziöse Organ der dortigen Regierung, den Reichstag gegen die deutschen Bundesregierungen au'egt und ihm nahe- legt, die Vorschläge der letzteren abzulehnen. Was würde man wohl an der Drnau sagen, wenn die Berliner „Nordd. Allg. Ztg." in gleicher Weise den österreichischen Reichsrath gegen irgendwelche gesetz geberischen Anträge des Herrn von Körber in Aktion zu setzen sich herausnähme? Auch die Drohung mit dem Zollkriege wird an maßgebenden deutschen Stellen schwerlich ibesonderen Eindruck machen. Bei den letzten Handelsvertragsverhandlungen, die der gewiß nicht hochschutzzöllnerische Graf Caprivi nicht ohne Zollkrieg mit Rußland hat durchführen können, hat Letzteres ziemlich schnell eingesehen, daß der deutsche Markt für Rußland nicht so leicht zu ersetzen ist. Wo russischer Roggen, russische Gänse, Eier re. nach Verlust des deutschen Absatzgebietes einen gleichwerthigen Ersatz zu finden vermögen, darüber fehlt in den obigen Aus lassungen jede Auskunft. Recht wenig am Platze ist die Entrüstung amerikanischer Blätter, die in der Kund gebung unserer Freihändler ebenfalls eine Rolle spielen. Soweit gehen die vorgeschlagenen Zollerhöhungen noch lange nicht, wie die zollpolitische Absperrung oer Ver einigten Staaten. Die Staubwolken, die jetzt auf- gewirbelt werden, um den Fernblick zu trüben, werden sich verziehen und alsdann wird man sehen, wieviel überflüssiger Lärm geschlagen worden ist." Der Centrumsabgeordnete Or. Bachem hat sich im katholischen Volksverein zu Crefeld über den Zoll tarifentwurf in einer Weise geäußert, die es außer ordentlich wahrscheinlich macht, daß das Centrum dem neuen Entwürfe zustimmt, womit dieser natürlich Gesetz wird. Herr vr. Bachem sagte zwar, man müsse noch prüfen; ließ aber erkennen, daß diese Prüfung eine wohlwollende sein würde. Aus dem neuen Zolltarifentwurf verdienen noch einige Punkte besonders hervorgehoben zu werden. Zunächst ist die bereits mitgetheilte Zusammenstellung der wichtigsten Positionen in Bezug auf einige Ein- fnhrwaaren, die theils Gegenstand lebhafter Erör terungen gewesen sind, theils allgemeineres Interesse beanspruchen, zu ergänzen. So bestätigt sich die Mit- theilung, daß Gänse, die bisher frei eingingen, in Zukunft mit 0,70 Mk. das Stück belegt werden sollen. Hiermit wird hauptsächlich die Einfuhr von Mager gänsen aus Rußland betroffen. Der Hopfenzoll ist von 20 auf 40 M. erhöht worden, womit süddeutschen Wünschen Rechnung getragen wird. Die Weinzölle sind mehr spszialisirt, und die feineren Sorten zu gleich höher belastet worden. Der bisherige allge meine Weinzoll beträgt 24 M. Nach den neuen Vorschlägen ist Wein und frischer Most aus Trauben in Fässern ol:er Kesselwagen je nach dem Weingeist gehalt in drei Staffeln gelheilt, die 24, 30 und 160 M. zu entrichten haben werden. Der Zoll für Wein und frischen Most in anderen Behältnissen ist mit 48 M. auf gleicher Höhe geblieben, nur Schaum wein ist von 80 auf 120 M. gesteigert worden. Zu bemerken ist hierzu, daß Verschnittweine nach den be stehenden Handelsverträgen nur die Hälfte des ver tragsmäßigen allgemeinen Weinzolles tragen, sodaß auch der neue Zolltarif wohl eine Handhabe bieten wird, billige italienische Weine durch die vorgesehene Staffelung vor französischen zu bevorzugen. Was die Rohstoffe der Industrie betrifft, so ist der Grund- satz aufrecht erhalten, diese frei einzulassen und hier durch eine Steigerung der Produktionskosten nach Möglichkeit zu verhindern. So bleiben nicht nur Erze, fossile Brennstoffe (Kohlen rc.), Rohseide, Baum wolle, sondern auch Wolle zollfrei. Man wird sich erinnern, daß vor einigen Jahren eine lebhafte Er örterung dieser Frage stattgefunden hat. Bon agra- rischer Seite wurde damals der Schutz der einhei mischen Schafzucht gefordert; bisher scheint man jedoch mit Rücksicht aus oie Erhaltung d.r Wettbewerb fähigkeit der deutschen Tuchindustrie in den Kreisen der Regierung sich nicht haben überzeugen können, daß der Vortheil, den die Wollzölle der Landwirth schaft bringen würde, so erheblich wäre, daß eine Schädigung des betreffenden großen Industriezweiges durch Vertheuerung seiner vornehmsten Rohstoffe ausgewogen würde. Der neue Zolltarifentwurf scheint auch eine Neuerung bezüglich des Grenzverkehrs herbeiführen Izu wollen. In dem jetzt geltenden autonomen Zoll- Itarif befindet sich bei der Position für Fleisch eine 'Anmerkung, «ach w lcher einzelne Stücke ausgeschlach- steten, snschon und ^bereiteten Fleisches in Mengen von nicht mehr al» ^ilogr. mm, nicht mit der Post eingehend, für Bewohner des Grenzbezirks vorbe hältlich der im Falle eines Mißbrauchs örtlich auzu ordnenden Aufhebung oder Beschränkung dieser e- günstigung, zollfrei belassen werden sollen. A^h'-lich die Zollfreiheit anordnende Anmerkung? beenden sich in dem jetzigen Tarif bei der Position für Mn' fabrikate aus Getreide lind Hülsenfrüchten, sowie Back- waaren, und zwar handelt es sich hier um Mengen von nicht mehr als 3 Kg. und bei der für Butter, bei welcher wieder 2 Kg. für den betreffenden Fall freigelassen werden. Auch bei den Positionen für Bau- und Nutzholz, sowie für Ochsen befinden sich Anmerkungen, welche sich auf den Grenzverkehr be ziehen und zwar darf Bau- und Nutzholz sür den häuslichen oder handwerksmäßigen Bedarf von Be- wohnern des Grenzbezirkes, sofern es in Traglasten eingeht oder mit Zugthieren gefahren wird, nach näherer Bestimmung des Bundesraths frei eingehen. Zugochsen von 2^ bis 5 Jahren dürfen zu dem Zollsätze von 20 M. (gewöhnlicher Satz 30, vertrags mäßiger 25,50) sür ein Stück eingelassen werden, sofern sie zum eigenen Wirthschaftsbetriebe der Be wohner des Grenzbezirks nachweislich nothwendig sind. Was nun den neuen Zolltarifentwurf angeht, so finden sich weder bei Fleisch, noch bei Mehl, noch bei Butter, noch bei gewöhnlichem Backwerk, noch bei Ochsen gleiche oder ähnliche Bestimmungen. Dagegen weist die Position für unbearbeitetes oder lediglich in der Ouerrichtung mit der Axt oder Säge bearbeitetes hartes und weiches Bau- und Nutzholz eine An merkung auf, in welcher bestimmt ist, daß dieses Holz für den häuslichen oder handwerksmäßigen Be darf von Bewohnern des Grenzbezirks, sofern es in Traglasten eingeht oder mit Zugthieren gefahren wirdj nnter Ueberwachung der Verordnung und mit Be- chränkung auf 10 Festmeter in einem Kalenderjahre ür jeden Bezugsberechtigten, zollfrei bleibt. Danach hat der neue Zolltarif die Erleichterung des Grenz- oerkehrs im Prinzip zwar beibehalten, die Anwendung Sieses Grundsatzes aber wesentlich eingeschränkt. Wenn der Entwurf für Fleisch, Mehl, Brot und Butter die Erleichterung im Grenzverkehr nicht mehr zuge steht, so wird man diese Neuerung jedenfalls aus den Mißbrauch zurückführen müssen, der an der Grenze mit der Ermächtigung bisher getrieben wurde. * * * Wie verlautet, besand sich ein Exemplar des neuen deutschen Zolltarifs schon vierzehn Tage vor d.ffen Veröffentlichung in den Händen der Londoner Finanzchronik, die mit der Drucklegung dieses wichtigen Aktenstückes bereits begonnen hatte, als der R.ichskanzler die vollständige Bekanntgabe des Tarif entwurfs anordnete. Die Kriminalpolizei entwickelte nun alsbald nach Bekanntwerden tiefer Tharsache eine eifrige Thätigkeit, um festzustellen, auf welche Weise das anscheinend gestohlene Exemplar ins Ausland ge langen konnte. Es fanden bei verschiedenen Jour nalisten, so bei dem Herausgeber einer parlamen tarischen Korrespondenz, Dr. Hamburger, ferner bei dem früheren Geschäftsführer der jetzt in Liquidation befindlichen Schriftsteller-Genossenschaft Dr. Martin Hildebrandt und bei d m hiesigen Korrespondenten eines auswärtigen Blattes Haussuchungen statt, die auch in dem letztgenannten Falle zur Beschlagnahme be- lastenden Materials geführt haben soll. Der Polizei dürfte die den Berkaus jenes Exemplars betreffende Korrespondenz in di« Hände gefallen sein, auch soll sie eine größere Summe Geldes beschlagnahmt haben. Zwischen dem Auswärtigen Amt und der allerhöchsten Stelle findet ein sehr eifriger Depeschwechsel in dieser Angelegenheit statt. * * * Der „Voss. Zig." wird aus London gemeldet: Zu dem deutschen Zolltarifentwurf bemerkt der „Daily Graphic", die Arbeiter würden — falls der Tarif angenommen werden sollte — höhere Löhne verlangen angesichts der steigenden Lebensmittelvreise. Die Her stellung von Artikeln, die einen geringen Profit ab- werfen, würde durch die erhöhten Lohnsätze beein trächtigt, wenn nicht ruinirt werden. „Unter diesen geänderten Verhältnissen", fährt die Zeitung fort, „scheint es wahrscheinlich zu sein, daß britische