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chHeiMnHalel WM Hohenstei«-Grnsttha1, Overlimgwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Zernsdorf, Erscheint irden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,55 durch die Post Mk 1,82 frei in's Hans Inserate nehmen außer oer Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Anzeiger für Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hnttengrund u. s. L. Mr das Königliche Amtsgericht imd den Stadtrath zu Hohenstein-Ernstthal. Grgcrn aller Gerirerrröe-Verrvaltrrrrgen öer urrrliegerröeir Ortschaften. Nr. 178. Freitag, den 2. August 1901. 51. Jahrgang. SonnabeuS, den 3. August dss. Js. bleibt das hiesige Gemeindeamt wegen Reinigung der Geschäftsräume für den Verkehr geschlossen. Das Standesamt ist an diesem Tage nur von 11—'^12 Uhr vormittags geöffnet. Nur dringliche, keinur Auf schub erleidende Sachen finden in dieser Zeit Erledigung. Oberlungwitz, am 30. Juli 1901. Oppermann, Gem.-Vorst. Bekanntmachung. Sonnabend, den 3. August, Einnahme des 2. Termins Grundsteuer in der Gemeindeexpedition. Hermsdorf, den 31. Juli 1901. Der Gemeindcvorstand. M üller. Freitag, den 2. August Äss. Js. Vorm. 8 Uhr, wird im Rathhaus das Fleisch eines wegen Finnenhafiigkeit beanstandeten Schweines in gepökeltem Zustande, ü Pfund 35 Pfg., öffentlich verpfundet. Ws. MW MM SMtck'kruW. Verkehr im Monat Juli 1901. 877 Einzahlungen in Höhe von 145 773 M. 91 Pfg. 570 Rückzahlungen „ „ „ 130 011 „ 36 „ Mehr-Einzahlungen 15162 M. 55 Pfg. Das Einlagen-Guthaben betrug Ende Juni 5 100 657 M. 78 Pf. Ende Juli 5 115 820 M. 33 Pf. Der Gesammtumsab im Juli betrug 487 934 M. 31 Pf. Eröffnet wurden 109 und erloschen sind 110 Konten. Der Reservefonds beträgt 305745 M. 57 Pf. Die Sparkasse befindet sich im Stadthause Neumarkt — und ist jeden Wochentag von 8—1 Uhr und 3—5 Uhr geöffnet. Der Krieg um Transvaal. Die Reitz-Botha-Briefe — eine Fälschung! Nach allen Erfahrungen, die mau bezüglich der britischen Wahrheitsliebe während der ganzen Dauer des süd afrikanisches Feldzuges hat machen müssen, kann es kaum überraschen, daß jetzt in England selbst die Meldung auftaucht, der von den Engländern angeblich in der Stadt Reitz erbeutete Briefwechsel zwischen dem Generalkommandanten der Buren, Louis Botha, und dem Staatssekretär Reitz sei nichts anderes als eine unverschämte Fälschung und entbehre jeder thatsäch- lichen Grundlage. Die Londoner Sonntagsblätter veröffentlichen ein Interview mit der Gattin des Staatssekretärs Reitz, die sich augenblicklich in Sche- veningen aushält und rundweg erklärt hat, daß die genannten Briefe einfach erfunden sind. Ihr Gatt- würde niemals daran denken, sich in einer so kläg lichen Weise über die Lage der Buren zu äußern, wie er es nach den englischen Schwindelmeldungen gethan haben soll. Diese erdichtete Korrespondenz sei von der britischen Regierung nur deshalb zurechtgestutzt und vielleicht aus thatsächlich gefundenen oder erbeuteten werthlosen Papieren hergerichtet worden, um im eng lischen Volke die immer schwächer werdende Kriegslust und das schwindende Interesse an der Vergewaltigung der Buren wieder neu anzufachen und zu beleben. Sonst aber sei an der ganzen Geschichte kein wahre« Wort, — und Frau Reitz soll ausdrücklich erklärt haben, daß sie ihren Gatten zu gut kenne, um nicht zu wissen, daß er niemals einen solchen Brief schreiben und an Botha senden würde. — In gleicher Weise wird in den letzten Meldungen die Fabel von der „beinahe erfolgten Gefangennahme des Präsidenten Steijn" als solche gebrandmarkt, und dieses an und für sich schon so unglaublich klingende Märchen als vollständig aus der Luft gegriffen bezeichnet. Steijn soll sich überhaupt gar nicht in Reitz befunden haben, als dieser Ort von den Engländern besetzt wurde, und es klang von vornherein stark nach Münchhausen, daß verschiedene Soldaten mit Revolvern und Flinten auf den nur mit Hose und Hemd bekleideten Präsi- denten zu schießen versucht hätten, daß aber in der kalten Nacht das Oel in den Schußwaffen eingefroren gewesen sei und dieselben daher unbrauchbar gemacht habe, sodaß also Präsident Steijn seine Freiheit oder gar sein Leben nur diesen „Versagern" zu danken ge habt Hütte. Der Krieg hat viel Neues gebracht. Wir haben den Feldzug gegen Frauen und Kinder erlebt, ja sogar gegen eine einzelne Frau, nicht immer rühmliche Ge- fechte gegen deren Männer und Väter — nun kommt noch der Kampf gegen die Presse im eigenen Lande. „Daily Mail" veröffentlicht einen Artikel über ein amtliches Schreiben, welches dem Blatt vom Staals- sekretär Brodrick zugegangen ist und worin der letztere mittheilt, daß er die das Blatt bedienenden Depeschen- Agenturen aufgefordert habe, der „Daily Mail" in Zukunst keine Listen über die englischen Verluste zu gehen zu lassen. Sollten die Agenturen trotz amt licher Aufforderungen fortfahren, die Listen zu über mitteln, so würden ihnen gleichfalls die Listen entzogen werden. Das Blatt erklärt, daß es trotz aller Ange ffe fortfahren werde, sämmtliche Meldungen über den Krieg zu veröffentlichen. Dieses Vorgehen des Staats sekretärs übertreffe alles, was man seit Beginn des Krieges an Fehlern begangen. Kein Engländer werde vergessen, daß das Kriegsamt unbrauchbare und ver altete Geschütze auf den Kriegsschauplatz sandte und für zahlreiche andere Fehler die Verantwortung zu tragen habe. Den unbeteiligten Zuschauer berührt das Vorgehen des Kriegsministers eigenthümlich; er kann sich des Gesühles richt erwehren, daß doch manches vorliegen müsse, welches das Helle Licht der Ocffentlichkeit nicht vertragen könne; und wenn die Berichte Englands bei den Völkern immer nur mit Zweifeln und Kritisiren ausgenommen werden, so kann es sich darüber nicht wundern; es zwingt die Völker ja geradezu dam. * London, 31. Juli. (Unterhaus.) Balfour beantragt eine Resolution auf Gewährung einer Dotation von 1O0000 Pfund Sterling an Lord Roberts. Er rühmt die Verdienste des Feldmarschalls, wegen derer er Anspruch auf den Dank der Nation habe, stellt die Lage in Südafrika bei Uebernahme des Kommandos durch Roberts derjenigen gegenüber, die wenige Wochen später geschaffen war, und hebt her vor, daß ohne die bewundernswerthe Strategie des Feldmarschalls Kimberley, Mafeking und Ladysmith gefallen wären. Campbell Bannermann unterstützt den Antrag, Dillon nimmt jedoch Anlaß, das Ver halten des Feldmarschalls in Südafrika, insbesondere die Niederbrennung von Farmen, zu tadeln. Nach längerer Debatte, in deren Verlauf die Redner der irischen Nat onalität und die Radikalen gegen die Be willigung sprachen, wird die Resolution betreffend die Gewährung einer Dotation von 100000 Pfund Sterling an Lord Roberts mit 281 gegen 73 Stimmen angenommen. Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 1. August 1901 Sttthetlu.rgen von allgemeinem Jnteresie werden dankbar ent gegengenommen und eventl. honorirt. — Der Monat August gilt nach den alten Bauernregeln als der eigentliche Wetterprophet für die Sa 9l.5 Summa der Niederschl, des Monats 115.0 Llt. pro sZm. 9.8» am 11. 28.6 0 am 14. Niedr. Temperatur - Höchste Zahl der Sommrrtage: 9. Witterung im Herbst und Winter. Schon von den ersten Augusttagen pflegt man zu sagen: „August An fang heiß, Winter lang und weiß." Einige Tage im August sind besonders maßgebend für die Vorausbe stimmung der Herbst- und Wintertemperatur. So heißt es vom 4. August, dem Tage des heiligen Dominikus: „Hitze am St. Dominikus, ein strenger Winter kom men muß." Und vom 10. August, dem Laurentius tage, heißt es in einer alten Bauernregel: „Jst's hell am St. Laurentiustag, viel Früchte man sich ver sprechen mag." Endlich heißt es vom 24. August, dem Tage des St. Bartholomäus: „Wie Barthalomäi- tag sich verhält, so ist der ganze Herbst bestellt." — Uebersicht über Niederschläge und Temperatur in der dritten Dekade des Juli. (Mittheilung der hiesigen meteorologischen Station.) — Oberlungwitz. Ob ein kühles Bad nütz lich oder schädlich ist, darüber sind die Ansichten immer noch getheiir, und werden es wohl noch längere Zeit cleiun. Der Einsender d'.eier Zeilen und mit ihm alle, denen Probieren über Studiren geht, sind zu der Ueb rzeugung gekommen, daß besonders in de: warmen Jahreszeit ein tägliches, kühles Bad in reinem Fluß- wasser dem Körper unschätzbare Dienste leistet. Ein altes Sprichwort sagt: Zu viel und zu wing ist ein Ding. Jede an und für sich nützliche Sache kann schädlich werden, wenn sie übertrieben wird, und stun denlanges Wassertummeln wird dem Körper mehr schaden als nützen. Die richtige Dauer eines BadeS hängt nicht allein von der jeweiligen Wasserwärme ab, sondern auch von der Körperbeschaffenheit eines Badenden. Je kühler das Wasser ist, desto kürzer soll auch das Bad sein, und Blutarme sollen nicht so lange im Wasser bleiben, als wie jugendkräflige Menschen. Jüngeren Personen bekommt ein freies Schwimmbad am besten, wer.« sie einen Spaziergang darauf machen, und älteren, wenn sie sich dann noch ein wenig ins Bett legen können. Das kurz nach dem Bade kintre tende und andauernde Wohlbefinden, sowie guter Ap petit und ruhiger, erquickender Nachtschlaf sind durch kein anderes Mittel in dem Maße zu erreichen. Seit zwei Jahren befindet sich in Oberlungwitz neben der Egidymühle ein massives Schwimmbassin, welches allen Anforderungen der N-uzeit entspricht. Ein geprüfter Bademeister überwacht das Bad und ertheilt Schwimm unterricht. U iglücksfälle, wie sie in unbewachten Ge wässern zu dieser Jahreszeit jeden Tag vorkommen, sind so gut wie ausgeschlossen. — Oberlungwitz, t. August. Autsch n crregte die am Mittwoch frühmorgens erfolgte, von zwei Gen darmen vorgenommene Verhafmna des Klempners Keinert. Die Veranlassung hierzu waren folgende Vorgänge. Der aus Mittelbach gebürtige Lehrling des Verhafteten hatte seine Eltern besucht, und der Verhaftete n chm wohl an, daß der Lehrling, wie er di.s gewöhnlich so machte, die Nacht bei den Angehörigen vergingen und erst andren Morgens zurückkchrcn würde. Ausnahmsweise ha te dieser aber schon am Abende den Rückweg angetret n, und als er gegen I I Uhr seine Schlaskammer aussuch'e bemerkte er in einer Ecke des unter d m Dache gelegenen Sie haben Glück gehabt, die Neustädter Schützen. Jyr Fest ist heu-r vom W-tler ganz außer ordentlich begünstigt gewesen und die Schützentage versprech n ebenso würdig abzuschlicßen, wie si- ange fangen. Das Schießen aus die Königsjcheibe erreichte gestern Abend sein Ende. Es war am Schlüsse ein hartnäckiges Ringen um die Würde, denn nicht weniger als 6 Mal konnte die höchste Schießleistung konstaurt werden: 40 Ringe. Kurz nach i/z6 Uhr fiel die Ent scheidung. Herr Adjutant Karl Pfefferkorn gab den Königsschuß für H.rrn Fabrikant Theodor Bohne ab. Der Königspreis besteht in einer werth- vollen Wanduhr. Die übrigen Preise im Schießen nach dieser Scheibe errangen sich die Herren: 2. Franz Nowack, 3. Gustav Hoppe, 4. Richard Heyde, 5. Rob. Müller, 6. Alban Werner und 7. Hermann Albiecht. Das Resultar des Schießens nach der Preisscheibe wird erst Henie Abend festgestellt werden können. — Eine Verordnung, das Unwesen der öffent lichen Ankündigungen von nichtapprobirten Personen strengstens zu überwachen und dagegen cinzuschreiten, ist von dem Königs. Ministerium des Innern erlassen worden. — Die Aussichten für die Jäger sollen dies Jahr so günstig wie selten sein. Die Rebhühner haben ihre Brut sehr gut ausgebracht und man hört sie schon im Felde rufen. Weil der Klee vielfach nicht gleichmäßig geraihen, haben die Vög l in den Korn- und Weizenäckern bauen müsffn; auf diese Weise sind die Nester alle verschont geblieben, während sonst eine Menge beim Kleemähen zu Grunde zu gehen pflegt. An Rebhühnern dürste dies Jahr kein Mangel sein. Noch mehr gilt dies von den Hasen. Jeder Sch ist gut zur Entwickelung gekommen. — Der Weizen bat plötzlich einen starken Preis rückgang erfahren. Der Grund hierfür liegt zunächst in der vorangegangenen überstürzten Äuswärtsbewegung, die eine Folge übertriebener Befürchtungen wegen einer amerikanischen Mißernte war. Nun demenliren die Amerikaner zwar plötzlich die schlimmen Ernteuach- richten. Die amerikanischen Dementis begegnen an den deutschen Börsen jedoch keiner besonderen Ver trauensseligkeit. Wenn der Weizenkurs doch niedriger wurde, so liegt das daran, daß das schöne Ernte- Wetter eine ausgiebige Weizen-Ernte in Deutschland erwarten läßt. — Nach einer ministeriellen Verordnung soll eine verschärfte Ueberwachung des Veikehrs mit Nahrungs- und Genußmitteln, sowie Gebrauchsgegevständen ein treten. Zu diesem Zwecke sollen die Gemeinden vom 1. Oktober d. I. an, auf 1000 Einwohner gerechnet, jährlich mindestens 30 entsprechende Untersuchungen vornehmen lassen. Seitens des Ministeriums werden den Gemeinden zur Vornahme der Untersuchungen geeignete Chemiker benannt, zu deren Besoldung die Gemeinden nach Maßgabe der Einwohnerzahl — 50 Mk. pro Jahr und 1000 Einwohner — bei zutragen haben. Den Gemeinden bleibt es unbe nommen, die Untersuchungen in vorgeschriebener Weise auch von anderen Herren vornehmen zu lassen. — Die Heidelbeerernte im Erzgebirge ist dieses Jahr keine so ergiebige wie früher, sodaß manche Familie, die sich während der Beerenzeit bei dem um diese Zeit immer etwas flauen Geschäftsgänge ein Sümmchen zu verdienen gedachte, diesmal mit Bangen hinauszieht. Die Beerensträucher haben durch die Nachtfröste gegen Ende März sehr gelitten. Der Versandt zu Wagen und in Körben wird darum dieses Jahr auch nicht allzu groß werden, und während im Vorjahre der Preis pro Liter 12 bis 15 Pf. betrug, verlangen die Händler jetzt schon 18 bis 20 Pf. und mehr pro Liter. Ganz ähnliche Befürchtungen werden auch über P r e i ß e l b e e r e r n t e zu Anfang Sep tember laut. — Ein Schwindelmanöver, wie es ähnlich auch anderwärts verfocht werden dürste, unter nahm ein Webergehilfe Max Schulze, aus Hohen stein-Ernstthal gebürtig. Er übermittelte durch einen Jungen dem Cigarrengeschäftsinhaber M. einen Zettel, auf welchem er ersuchte, dem Ueberbringer 200 Stück feine Cigarren zu geben und Rechnung beizulegen. Unterzeichnet war der Zettel mit dem Namen einer hiesigen Geschäftsfrau. Der Junge erhielt die Cigar ren, vorsichtsbalber aber paßte man auf, wohin er die Cigarren trug. Ein Mann nahm ihm die beiden Kistchen ab, derselbe merkte aber jedenfalls, daß man ihn beobachtete, denn er verschwand in dem Laden des Bäckermeisters Sch., dessen Gattin, wie man nach dem Zettel annehmen mußte, die Bestellerin war. Der C garren-Verkäuier war beruhigt, erst jetzt aber hat sich herausgestellt, daß er einem Be trüger in die Hände gefallen. Schulze hatte in dem Bäckerladen nur etwas gekauft, um den Verkäufer zu täuschen. Niederschläge in Ltt. pro Niedrigste Tem ¬ höchste Tem ¬ Temperatur mittags lag. Quadr.-Met. peratur. peratur. 12 Uhr 21. 0.1 15.4 28.3 27.6 22. 9.4 16.4 28.4 26.7 23. 15.0 22.6 21.3 24. 46.8 14.6 19.0 18.0 25. 5.7 13.6 23.0 16.8 26. 1.1 13.9 24.6 23.4 27. 4.9 14.6 23.2 21.0 28. 14.8 26.0 24.7 29. 23.5 14.7 21.5 20.2 30. 0.0 13.3 23.8 22.2 31. 12.3 24.7 23.0