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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.07.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190107210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010721
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010721
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-07
- Tag 1901-07-21
-
Monat
1901-07
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.07.1901
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erhielt g eine Arnold s Bor in dcr l stehen- Vereins irechen- en und einens Karten re" in >ern ist m den - Post- übdruck :n der >ändler eichnet, seiner mnnter ; Ber it vor unden- -rschaft,, -rschaft", ", da n An angen, habe. idcssen ichrift- Folge ingniß iß dcr anien- iieder- Be- t der Mark - Das Rad reich Be- Wölfe n ge° >, für Wölfe oben engen Ein einde isten, über, euer, imen iflein f- unl.) ihme Uhr Uhr. »NII- chi..<! !!!>!-' Uhr. -l, idel, Uhr eber, itlag 57» 041! M7LMI.7 Mo6srne illustrierte leltlckrlkt. von Sieders bekanntem Aepfellhee ist eine neue große Auszeichnung zu Tveit geworden. Derselbe erhielt so eben den höchsten Preis: die italienische große Goldene Medaille mit Ehrendiplom, sowie das goldene Ehren kreuz mit dem Bildnisse des unglücklichen König Humbeit, unter dessen Protektorat die internationale Ausstellung noch begann. Diese neue Auszeichnung ist wiederum ein Beweis von der Güte und den un widerleglichen Erfolgen, welche die Firma Gustav A. Sieber (G. m. b. H.) zu Dresden mit der Fabrikation ihres schon vielfach preisgekrönten Aepfelthees erzielt. keiielnil« Nektar«. « SltmeNe Nerlikterltaltung. « vorrüMkcr, und dessen Vorbedingungen vertraut macht. Aber auch Jedermann, der den Wunsch hat, sich über die Organisation unserer Kriegsflotte, über die Fortschritte im Schiffs, und Maschinenbau, in der Schiffsartillerie, dem Torpedowesen etc. zu unterrichten, findet zuverläß liche Auskunft. Dieselbe wird noch wesentlich unter- stützt und gewinnt an Interesse durch die eingestreuten zahlreichen Illustrationen, sowie die beigefügten kolo- rirten Tafeln und UebersichtS-Ta bellen. Die Tafeln veranschaulichen die verschiedenen Schiffstypen und technischen Einzelheiten; die Textbilder bringen u. a. hervorragende Persönlichkeiten unserer deutschen Marine, geschichtliche Momente erselben, sowie Scenen aus dem Leben der Osficiere und Mannschaften an Bord und an Land zur Darstellung und gereichen dem ganzen Werk zum besonderen Schmuck. Ein geschmack voller Einband mit farbigem Deckenbild verleiht ihm außerdem noch ein elegantes Aussehen, und die im Lichtdruckoerfahren vortrefflich hergestellten Titelbilder Seiner Majestät des Kaisers und Königs, sowie Seiner Königlichen Hoheit d s Prinzen Heinrich von Preußen erhöhen noch seinen Werth. Ge schäfts vorkehr. Tie Firma Luhns Seifenfabrik UI Barmen erhiell für nach China gelieferte L.ife mehrere Dauk- VSckeniNck ein Herkes Sekt Preis S5 Mennig, vierisiiakrii» Z Mark S5 Mennig. 0n allen kuckikainllungen ru Kaden. » poltreilungslille 7810. schreiben von unseren im fernen Osten streitenden Söhnen. Eine der Karten hatte folgenden humonsti- schen Wortlaut: Man-Tschöng. „Den besten Dank für Ihre Sendung! Bei uns ist Seife nicht Ver- schwendung; schon oft hat sie nach heißen Stunden von „Dreck" und Schweiß uns hier entbunden. Drum besten Dank richtet an Sie hiermit die Schwaben- Kompagnie." Sie müßten verbrannt, vergraben oder sonstwie un schädlich gemacht werden und zwar ist ein nicht zu tiefes Vergraben vorzuziehen. Mindestens aber sollten alle diese Abfallstoffe in einzelnen Hausen zusammen geschichtet und diese dann so weit mit Erde bedeckt werden, daß die Fliegen keinen Zutritt finden. Diese Lehre sollte man eigentlich in allen Fällen längst beachtet Haven, wenigstens ist sie alt genug. Schon der Pro phet Moses mußte wohl Erfahrungen über die Fliegen pest in Afrika gesammelt haben, denn sonst hätte er kaum darauf verfallen können, den Israeliten die Vor schrift zu geben, die in den Versen 12—14 des 23. Capitels im 5. Buch gegeben ist. Im englischen Lager in Südafrika Hal man in dieser Beziehung allerdings weder diese mosaische Vorschrift noch die Forderungen der heutigen Hygiene beachtet, andernfalls hätten nicht so haarsträubende Dinge vorkommen können, wie sie Professor Poore berichtet. Bei Pelham in der Sa- lisbury-Ebeae halte ein mit der Reinigung des Lagers betrauter Unternehmer in einer Enlsernung von nur weuig hundert Metern ein großes Gelände besitzt, aus dem er sämmtliche Abfallstoff', darunter die ausge leerten Conservenbüchsen, K.wcken, Abfälle von Nahr ungsmitteln, Packmaterial und auch tue Fäkalien in große Haufen hatte zusammeuschichlen lassen, damit sie dort trocknen und dann verbrannt werden sollten! Dieses Feld war natürlich von Milliarden von Flie gen besucht und verbreitete bis auf eine Viertelm ile hin einen ourchdringenden Gestank, der bis ins Uner- befallen. Die Vorstellung, daß die durch das Ver graben der Abfallstoff; entstehende Verunreinigung des Bodens gefährlich sei, hält Poore für unzutreffend, denn der Erdboden sei durch seine Fähigkeit, all diese Stoffe zu assimiliren, der beste Freund der Menschen. * Besitzt der Geistliche ein Züchti^ungsrecht? Die Frage ist von der Graudenzer Strafkammer kürzlich verneint worden. Ein katholischer Pfarrer hatte eine Konfirmandin, die einige Fragen nicht be antworten konnte, mit dem Rohrstock geschlagen. Daraufhin angeklagt, wurde er von der genannten Strafkammer zu einer Geldstrafe von 10 Mk. ver- urtheilt. In der Urlheilsbegründung wurde ausge führt, daß dem Geistlichen als solchen auch im Konfirmandenuntecricht ein gesetzliches Züchtigungsrecht nicht zustehe. * 6000 Mk. für einen Hund. Ein rheinisches Blatt schreibt: „Aus einer Hundeaus stellung war ein junger Hund, ein seltenes Exemplar, von einer Frau ausgestellt. Herr Geheimrath Krupp, der die Ausstellung besuchte, fand einen derartigen Gefallen an dem Thiere, daß er sich entschloß, dasselbe für nicht weniger als 6000 Mk. zu kaufen. Der Preis war deshalb so hoch, weil schon ein ähnliches Angebot von England vorlag." Literarisches. Reventlow, die deutsche Flotte. Das prächtige Buch wurde innerhalb 2 Monaten über Zeitungen besprochen. Der Die Civilisation schreitet mächtig vorwärts; fast jeder Tag erschließt neue Gebiete. Aber mit dem Fortschreiten der Civilisation wächst auch das Streben nach Luxus und Comfort. Demgemäß nimmt auch der Verbrauch an Seise und Toilette-Mitteln in jedem Jahre zu. Kein zweites Hautpflegemittel aber ent spricht besser den Anforderungen, die man an ein solches stellt, als das „Lanolin", genannte Fett, das in der Form von Lanolin-Toilette-Cream-Lanolin und Lanolin-Seife mit dem kkLlklMC nicht geling empfohlen weroen kann. Deutsche Reichs- und Preutz. Staatsanzelger schreib- unterm 2. Juli: Die deutsche Flotte, ihre Entwickelung und Organisation von Graf Rentlow, Kapitänleutnant a. TX, Verlag von Fr. Lehmann's Buchhandlung, Zweibrücken, Pfalz. 142 Textbilder, 2 feine Lichtdruckbilder und 51 seiustkolvrirle Tafeln. Preis 3 Mark. — Dieses in 8« Format mit 19 Bogen Text erschienene Buch bildet einen interessant»!- Bei trag zu der augenblicklich so reichen Marine-Litteratur. Es entspricht dem Bedürfniß derjenigen jungen Leute, welche sich dem Dienst der Kaiserlichen Marine widmen wollen, insofern, als es ihnen über alles für denselben Wiss nswerlhe eine ausgiebige Information bietet und sie schon vor dein Eintritt mit ihrem künftigen Beruf trägliche wuchs, als nun schließlich die Massen ange- steckt wurden. Wahrscheinlich hatten überdies die Fliegen bereits hinreichenden Gebrauch davon gemacht, um sich ins Ungemessene zu vermehren und nun wie- derum in dem Kriegslager über Alles herzufallen, Schmutz und Krankheitskeime mit sich tragend. Pro- sessor Poore geht nun von diesem widerwärtigen Bilde auf dem afrikanischen Kriegsichauplatz ab und weist darauf hin, wie wichtig das Vergraben aller Abfall- stoffe für Landwirthschaft, Ackerbau usw. sei.- Bon mancher Seite sind die Fliegen mit dem Hinweis in Schutz genommen worden, daß sie zur Beseitigung der Abfallstoffe und so gewissermaßen zur Reinigung des Erdbodens beitragen. Dabei wird aber, abgesehen von der aus dieser Thätigkeit der Fliegen entstehenden ge sundheitlichen Gefahr, vergessen, daß der Mensch von den Abfallstoffen zur Düngung des Bodens weit des- seren Gebrauch machen kann, wenn er ihre Beseitig ung durch Bergraben selbst besorgt. Durch die Thätig keit der Fliegen geht ihm eine außerordentlich große Menge werthvollen Düngers verloren. Wenn die Fliegen in einen Düngerhaufen ihre Eier ablegen, so fressen die Larven dessen nutzbare Theile auf un. lassen das Stroh übrig. Wenn jede Fliege nur i/z„ Gramm zu ihrem Unterhalt aufbraucht, so würden jene 25 Millionen Fliegen, die aus einer einzigen Mutterfliege eines Sommers entstehen, über 10 6r werihvollen Düngers vertilgen. Professor Poore rä h daher nach eigener Ersuhrung, «owohl alle Ställe zu reinigen und den Dünger sofort in den Boden der Felder einzugraben, als auch täglich die Abfälle eines Gartens, also die tobten Blätter, die abgefallenen und verfaulenden Früchte usw. einzusammeln und zu be seitigen, da auch diese sonst nur zu Brutstätten von Insekten werden, die oft genug im Herbst die Früchte wie der Vermehrung der Fliegen Abbruch zu thun ist. Gegen eine einzelne Fliege würde man ja nicht be sonders grimmig fein, aber dieses Geschlecht kommt eigentlich niemals in einzelnen Exemplaren vor, denn es vermehrt sich in einem ganz erstaunlichen Grade. Bei einer zur Ausbrütung der Eier hinreichend hohen Temperatur wird die Zahl der Fliegen lediglich durch den Vorrath der ihnen zur Verfügung stehenden Nahr- dng beschränkt. Linne soll einmal gesagt haben, daß urei Fleischfliegen vermöge ihrer reißenden Vermehr- ung ein todtes Pferd schneller aufzehren würden, als ein Löwe, und die Thatfache, daß gewisse Arten der Fliegensippe, die eine äußerliche Aehnlichkeit mit den Bienen haben, ihre Eier in Thierleichen legen, hat wahrscheinlich sowohl den Simson der Bibel als den lateinischen Dichter Virgil zu ihrer irrigen Vorstellung von der Entstehung des Honigs veranlaßt. Jedenfalls ist es eine besondere Eigenschaft der Fliege, daß sie für die Niederlage ihrer Eier allerhand faulende Stoffe auswählt, zu deren schneller Zersetzung sie viel bei trägt. Jede weibliche Fliege legt etwa 120 Eier. Die Entwickelung der Fliege voi.: Ei bis zum ausgewach senen Insekt wird in iveniger als drei Wochen voll endet, danach läßt sich berechnen, daß eine weibliche Fliege während eines heißen Sommers etwa 25 Mil lionen Nachkommen haben kann. Die Ablage der Fliegeneier in einer Thierleiche beginnt mit dem Augen blick des Todes, zuweilen sogar schon vor dessen Ein tritt, falls die Thiere sehr geschwächt sind. Es hat aber den Anschein, als ob dieser Satz sogar für Men schen zutrifft, denn man hat auf den Schlachtfeldern von Südafrika die Erfahrung gemacht, daß Menschen, die stark durch Fieber geschwächt waren, bereits in dieser Weise von den Fliegen heimgesucht wurden. Außerdem ist unter den englischen Aerzten, die wirk lich Beobachtungen darüber angestellt haben, nur eine Stimme betreffs der Ansicht, daß die Fliegen zu der Verbreitung des Darmfiebers unter den englischen Truppen das Meiste bei^etragen haben, indem sie die Keime v n den faulenden Stoffen, in denen sie ihre Eier ablagern, auf die Nahrungsmittel und damit aus den Menschen übertragen. Ein Londoner Professor der Medizin, G. V. Poore, htt daher in der letzten Lancet-AuLgabe eine Reinigung der Schlachtfelder mit Rücksicht auf die Fliegenplage besonders besprochen. Nach seiner Meinung und nach seinen eigenen Erfahr ungen aus den Schlachtfeldern der Salisbury-Ebene ist die Reinigung im F-ldlager geradezu als eine Wissenschaft zu betrachten, die nach bestimmten Grund sätzen alle organischen Abfallstosfe als die gefährlichsten Feinde der menschlichen Gesundheit zu beseitigen habe. Von dem bekannten großen Mittelbach'fchen Kartenwerke für Radfahrer von Dentsch- land nnd Oesterreich, welches umer der Mit arbeit der Gaue des Deutschen Radfahrerbundes und der Konsulate der Radfahrer-Union geschaffen wurde, liegt jetzt der größte Theil der 82 Sektionen in neuen, schönen, bis aus die jüngste Zeit ergänzten Ausgaben vor. So z. B. die Blätter vom König reich Sachsen Nr. 42. Leipzig-Chemnitz, 43 Dresden-Bautzen, 50. Zwickau-Karlsbad. Die prächtigen Karlen seien ollen Radlern warm empsohlen; jede kostet aufgezogen in Taschenformat und mit einem kurzen Reiseführer nur 1 M. Man erhält sie in jeder Buchhandlung oder auch direkt von Mittelbach s Verlag in Leipzig, der auf Wunsch auch genaue UebersichtSblätter über den sonstigen großen Radfahrerkartenverlag kostenlos versendet. Ein Patentinhaber darf einen anderen Patentinhaber nicht öffentlich wegen Patentverletzung bedrohe«. Ortginalmitteilung vom Patentanwalt Sack*), Leipzig. In dem vorliegenden Streitfälle handelt es sich darum, daß der Inhaber eines früheren Patentes auf eine Deckenkonstruktion den Besitzer eines später er- theilten Patentes, welches sich ebenfalls auf eine Deckenkonstruktion bezog, durch öffentliche Verwarn ungen an die Abnehmer von dergl. Deckenkonstruktion schädigte. Um gegen diese Schädigung Schutz zu suchen, hatte der Inhaber des zweiten, d. h. des später ertheilten Patentes, Klage erhoben aus Unterlassung derartiger schädigender Veröffentlichungen. Das Reichsgericht entschied, daß dem Inhaber des ersten Patentes ein solches Vorgehen nicht zustehe und zwar um so weniger, als gar nicht nachgewiesen wurde, daß das erlheilte Patent eine Verletzung des ersten Patentes sei. Es bildete sonach die Veröffentlichung von Warn ungen und Drohungen seitens des Inhabers des ersten Patentes wegen vermeintlicher Patentoerletzung ein Eingriff in das Recht des Inhabers des zweiten Patentes und eine Schädigung des letzteren. Die in Frage kommenden Deckenkonstruktionen waren zlvar einander ziemlich ähnlich, jedoch in B-zug auf die Wirkung der angewendeten Mittel derartig verschieden, daß auch im Patentcrtheilungsverfahren seitens des Paientamtes eine Berührung beider Patente nicht erkannt werden konnte. Der Inhaber des älteren Pa-entes wäre nur dann zum Erlaß von Verwarn ungen berechtigt gewesen, wenn sein Patent thatsächlich durch den Gegenstand des später ertheilten Patentes verletzt worden wäre, oder wenn er mit voraussicht lichem Erfolg auf Grund seines eigenen Patentes eine N ichtigkeitsklage gegen das später ertheilte Patent an- hängig gemacht hätte, welche Thatsachen jedoch im vor liegenden Prozesse nicht zu Tage getreten sind. *) Ter Verfasser ist gern bereit, den Abonnenten deS „Hohenstciner Tageblatts" kestenlos Auskünfte auf dem bediele des gewerblichen Schutzwesens zu ertheilen. SS verlernt — ihr liebes Gesichtchen ist ernst, aber ihre Hände sind sest und weich, sie greift unerschrocken zu und kennt keine Fucht und keinen Ekel. Wie ein Engeltzder Barmherzigkeit steht sie in all dem grenzen losen Elend an den Krankenbetten. Ein seltsames Gerücht kommt, wie von unsicht baren Flügeln getragen, herbei — es ist überall, un- faßbar, saßt unglaublich! Es raunt von einer ent setzlichen Niederlage des französischen Heeres — von dem Ri.senbrande Moskau's, von einem fluchtähnlichen Rückzüge! Kann das wahr sein ? Man zweifelt und zittert, das aufglimmende Hoffnungsfüaklein möchte wieder nichts als ein trügerisches Irrlicht sein und nach dem Erlöschen nur tiefere Nacht hinter sich lassen. Aber täglich tritt das Gerücht bestimmter auf; immer mehr Einzelheiten sickern durch; trotz der ge knebelten Presse, und dem eisernen Druck, der auf jeder freien Meinungsäußerung liegt, erfährt man mehr, als je zuvor. Der entsetzliche russische Winter, mit seiner, alles Leben vernichtenden Eiseskälte ist früh herein gebrochen. Aber wir, jenseits der Grenze, leiden unter seinem Frosthauch. Auch wie viel mehr die Unglücklichen, die Napoleons wahnsinniger Ehr geiz hier herauf, in den hohen Norden geschleppt hat. Die Südsranzosen, die Italiener den Schrecken eines russischen Winterfeldzuges ausgesetzt! Gott sei ihnen gnädig! Januar. Die Hand zittert mir und das Herz, wenn ich beschreiben will, was wir wieder erlebten. Die Straf gerichte Gottes sind über ihn gekommen, den korsi- kanischen Bluthund und über alle die unschuldigen Opfer, die er in Rußlands eisiger Wüste verlassen hat. Napoleon ist zurückgekommen, heimlich, wie von Furien verfolgt und mit dem Fluche Kains beladen — hinter sich lassend das grauenhafte, unsägliche Elend der Armen. In Lumpen gehüllt, mit erfrorenen Gliedern, fast verhungert, von den Kosaken gehetzt, haben die wenigen Ueberlebenden die Grenzen erreich und wanken bettelnd, in tiefer Noth einher — von dunklem Instinkt westwärts getrieben. Zu Dutzenden sind diese Jammergestalten von Bauern erschlagen und verscharrt oder ertränkt worden und keiner wirb je erfahren, wo sie geblieben sind. Von Gaston Noicmom fehlt jede Nachricht — es wäre ein Wunder, hätte den Halbkranken der russische Winter verschont. Margret spricht niemals voi. Gaston und dem, was zwischen ihnen vorgegangen ist. Seit Wochen haben wir russische Einqanierung, das Haus und die baufälligen Ställe sind voll von ihnen. Der Februar ist gekommen und noch will die eisige, unerhörte Kälte nicht Nachlassen. Die Russen machen sich nicht viel daraus. Sie sind an daS Klima gewöhnt, tragen ihre großen Schafpelze und liegen nachts, eng zusammengedrängt, um riesige Feuer. Unsere Waldung haben sie nahezu ausgerottet. Von dem Proviant, den sie, Gott weiß wo, austreiben, theilen sie uns freundlich mit. Es ist nicht immer appetitlich, aber unsere Noth ist so groß, daß wir daran kaum denken. Heute ist's ein Jahr, seit Gaston zu uns kam. Ich glaube, auch Margret gedenkt deS Tages; sie ist stiller als gewöhnlich und ihre Augen sehen trübe aus. Eben steht sie neben meinem Stuhl, im großen Garten zimmer, und n ir beraihen, was wir aus den Tisch bringen können — die Auswahl ist nicht groß. Nebenan lärmen die russischen Offiziere, wir hören ihr lautes Lachen ; der übelriechende Tabak, den sie rauchen, quillt durch die Ritzen der Thüre — Margret wird plötzlich fchneebleich, so weiß, wie das Tüchlein, das sie um den Hals trägt, und sie deutet hinaus mit zitternder Hand. „Mutter, um GotieSwillen, das ist er!" Eine Jammergestalt, gebeugt, in Lumpen gehüllt — k.inem mehr ähnlich, den ich kenne. Eh; ich etwas sagen kann, ist Margret schon an der Thür, sie nimmt den Krazenmantel des Vaters vom Haken und ist im Nu draußen. Wenn jetzt einer von den Russen ans Fenster tritt, wenn die Wache zufällig hinaussieht! Ich stehe mst wildschlagendem Herzen da und horche, bis ich Margrets Tritt im Flur höre und schleichende, unend- lich müde Schritte neben ihr. Ich eile zur Thür. „Mutter", raunt sie mir hastig flüsternd zu, „wir müssen auf den Boden, in die kleine Schrankkammer, ich weiß keinen anderen Ort." Ich greife zu, Georg, mein Aeltester kommt zufällig herunter — er hilft mit — so bringen wir die fieberglühend.', ach so leichte Gestalt die drei Treppen hinauf. Die Russen haben nichts gemerkt — noch einmal ist dec sichere Tod an unserem Gaste vorübergegangen. Jetzt ein warmes Bett — ach, nur ein paar wollne Decken sür ihn! Wir haben nichts davon. Das kleine getünchte Käm merlein im Giebel ist kahl und leer. Georg ist ver schwunden, er kommt mit einem Arm von Laubstreu und einem alten Mantel zurück. Ich hole W-sser und Tücher. Margret yält dcaußen Wache, mährend Georg und ich den wunden, abgezehrten Körper waschen, dessen Füße nnd Hände brandig von Frost sind. Das weiche, dunkle Haar des Kranken ist lang geworden — sei i Gesicht gelb und hager — die bläulichen Lippen bringen kein Wort hei vor. Barmhe-ziger Gott, welch ein Elend! Nun kommt Margret mit einer Tasse heißer Suppe — langsam und vorsichtig flößen wir Gaston davon ein. Er ist bei voller Be sinnung, versucht zu lächeln und sinkt todesmatt zu rück, als wir ihn, so gut eS geht, gebettet haben. Wäre nur mein Mann da! Er ist seit Wochen verreist und ivir hätten seine ruhige Ueberlegung und seinen starken Arm so nöthig! Die Angst foltert uns — um das arme ver glimmende Lebea da oben — die Angst, daß die Russen ihn entdecken könnten. Was wird dann aus ihm und aus uns, die wir gewagt haben, ihn zu ver- bergen! Margret ist Tag und Nacht bei Aaston. Ihr Fehlen muß ja auffallen. Und wenn man ihr nach spürt! Wenn ich sie zitternd und bangend warne, sieht si; mich mit großen traurigen Augen an: „Mutter ich kann doch nicht anders, Du weißt y, daß ich thun muß, was ich thue! Möchtest Du virklich, daß Dein Kind in solchen Tagen an sich selber dächte?" Da lasse ich sie gewähren und lege die Noth, die große Noth meiner Seele in Gottes Hand! Fünf Tage währt der Kampf — und die Angst! Soeben, früh, ehe der Morgen graut, steht Margret vor meinem Bett: „Mutter, er ist daheim!" Das junge Leben zerstört und meines Kindes Glück mit ihm, das ist mein erster Gedanke! Dann zwingt di- drohende Gefahr uns alle in ihren Bann. Wir stehen an Gastons Lager, Georg, Margret, und ich, auf Strümpfen, lautlos, haben wir uns heraufgcschlichen. Der Tote liegt still und friedlich da, der Erbe des großen Geschlechtes. Auf einem Häuflein Laub, in ärmlichster Umgebung und doch, wie ein stiller Sieger. So groß und feierlich mag sein Vater auS- gesehen haben, als er für seinen König in den Tod ging, so die schöne, ernste Frau, mit den goldbraunen Haaren, als sie ruhig und getrost di- Stufen des Schaffottes erstieg. Mir wollen die Thränen nicht kommen — mir ist, als thäten sie dem stillen Schläfer weh — er litt so viel — nun muß Ruhe um ihn sein — Ruhe. Zur Nacht haben wir ihn begraben. Im Garten, unter den Linden; nahe einem großen Teiche. Stundenlang haben die alte Lene und Georg gear beitet, um daS Grab in dem hart gefrorenen Boden auszuwerfen. In den Mantel gehüllt, ist Gaston hinringelegt — einen Sarg konnten wir nicht be schaff»n. Kein Kreuz, kein Stein zeigt die Stelle, wi der junge Held ruht — unser Herrgott findet ihn woh am Auferstehungsmorgen! Die Dose, die er noch um den Hals trug, habet die müden Hände in seiner letzten Stunde Margre in den Schoß gelegt. Sie weint nicht, ihre stark Seele ist ungebeugt. „Mutter," sagte sie, „lieber ihr an den Tod verlieren, als an daS Leben. Je! habe " Hier bricht das kleine Manuskript ab. Mein. Frau legt es still aus der Hand. Die Dose wird ni.mals verarbeitet werden.
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