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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.07.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190107210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010721
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-07
- Tag 1901-07-21
-
Monat
1901-07
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.07.1901
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aus JnB, in dem „Hause des Glückes", das nach jetzt ins lien der der Menn maw Geld habe, könne man sich das Glück eigene Faust suchen Burenjünglinge zum Kampfe verfüge. Bon General Botha ist bei dem Präsidentcn Krüger ein neuer und eindringlicher App.ll eingetrof- cn, man möge doch den im Felde stehenden Buren roch einige Aerzte, Krankenpfleger und vor allem alle Arten von Verbandzeug und Arzeneien übersenden. Das holländische Rothe Kreuz wird die Angelegenheit dem Centralcomite des Rothen Kreuzes zu Bern un terbreiten. In gleicher Wei e sind neuerdings aus dem Lag-r der Buren-Gefangen n auf Ceylon in Brüss l Briefe angelangt, welche die englische Cenfur umgangen haben und den Gesundheitszustand der dortigen Gefangenen in den schwärzesten Farben schildern. Einzelne der Verschwörer wurden bereits unter einem Vorwande noch Italien gelockt und sitzen nun hinter. Schloß und Riegel. Viele sind auf dem Wege nach Europa, und zwar glaubt man, sie seien mit einer neuen schrecklichen Mission betraut. Einige haben sich nach Canada geflüchtet, die Mehrzahl aber ist in Paterson geblieben, wo Geheimpolizisten sie scharf be obachten. Man hofft, alle Hauptbetheiligien im Laufe der nächsten Wochen verhaften und ihrer Stuld überführen zu können. Die italienischen Polizeibehör den sind davon benachrichtigt worden, daß Carlo Chinale, Anführer der Anarchisten, von Toledo im Staate Illinois, sich vor kurzem nach seiner Heimath begeben habe. Als nach der Ermordung des Königs Humbert das Gerücht austauchte, Bresci habe nicht aus eigenem Antriebe gehandelt, sondern sei das Werkzeug einer in der nordamerikanischen Fabrikstadt Paterson ansäs sigen Anorchistenbande gewesen, suchte man in Italien nach einem besonders tüchtigen D tektiv. Die Wah fiel auf Umberto Molossi, den Ches der Geheimpolizei von Ancona. Früh im Herbst des vorigen Jahres langte Molossi in New-Dark an, wo er unter dem Namen Guiseppe Massone seine Arbeit begann. Er hatte aber nur wenig Erfolg, da die „Rothen" von Paterson sehr auf ihrer Hut waren und jedem frist herübergekommenen Lrndsmann mit größtem Miß trauen begegneten. Einem Griechen, Alexand r Segura, blieb es Vorbehalten, es der italienischen Regierung zu ermöglichen, die Verbündeten des Königs.nörders Bresci zur Rechenschaft zu ziehen. M mMW IMmriW. Wie amerikanische Blätter berichten, kennt man hren Einzug halten in diese uralte, aber erstarrte Kulturwell. Die drohende Gefahr, daß China dem ausschließlichen Einstuß des halbasiatischen Rußland verfiele und dafür der westeuropäischen Kultur gesperrt werde, ist abgewandt. Ohne Rückschläge freilich, ohne Schwierigkeiten der verschiedensten Art wird es nicht abgehen, und ob die Entwicklung, die dort im fernsten Osten anhebt, uns ausschließlich zum Segen gereichen wird, wer weiß es? Aber wir haben die Dinge, die uns nach China führten, nicht gemacht, und es ziemt sich, mit männlichem Muthe, mit klarem Blick der Zukunft ins Auge zu scheu, nicht feig zurückzuweichen, wo neue, unabsehbare Aufgaben austauchen. „Der Mensch kann das Schiff lenken, das auf dem Strome fährt, nicht aber den Strom selbst". Welche Macht hätte wohl Ursache, mit größerer Genugthuung auf das Erreichte und Geleistete zurück zu sehen, als Deutsch land?" Peking, 19. Juli. Die fremden Gesandten nahmen heute in aller Form die Forderung an, daß China eine zu 4 Prozent verzinsliche Entschädigungs summe von 450 Millionen Taels zu zahlen habe. Bisher hatte über diesen Punkt lediglich ein Einver nehmen bestanden. Eine China-Denkmünze (OK. v.) wird bekarnllick an die Theilnehmer des Zuges nach Ostasien ausge geben werden. Sie wird aus Bronce oder Stahl be stehen. Das konservative „Vaterland" bemerkt hierzu: „Hoffentlich hält sich ihre Ausstattung in einfacher Grenze, denn man würde es kaum verstehen, wenn zur Erinnerung an den ziemlich harmlos verlaufenen Krieg eine prunkvolle Denkmünze verliehen würde. Diejenigen Gefechte, welche zur Anlegung einer Spange am Bande der Denkmünze berechtigen, werden noch besonders bezeichnet werden. Nach dem deutsch-fran zösischen Kriege wurden Treffen, in denen weniger als 1000 Mann außer Gefecht gesetzt wurden, auf einer Spange überhaupt nicht genannt. Im chinesischen Feld zuge haben sämmtliche Gefechte nicht einmal einen Beuch theil obiger Ziffer erreicht. Wie sind wir doch be- scheiden geworden". Ueber die Ergebnisse der chinesischen Expedition findet sich in den „Grenzboten" ein Aufsatz, in dem es u. A. heißt: „Der chinesische Feldzug geht zu Ende. Und die Ergebnisse, gemessen an den Zielen? Einige hohe chinesische Beamte, die an den Boxerunruhen hervorragend betheiligt waren, haben dafür nach den Forderungen der fremden Mächte mit dem Kopse ge gebüßt, andere sind vom Hose verwiesen, ihrer Stellung beraubt, in der Verbannung; eine Gesammtentschädig- ung von 450 Millionen Taels ist zugestanden worden, bis zu deren Regulierung vorläufig fr»mde Besatzungen in den wichtigsten Punkten von P.tschili und i- Shanghai verbleiben, und der chinesische Prinz Tschun rüstet sich zur Reise nach Europa, -um unserem Kaiser feierlich Sühne zu leisten für den Gesandtenmord vom 20. Juni v. I. Was Deutschland von Anfang an erstrebt, wozu es im Oktober das Abkommen mit Eng- and geschlossen hat, Sicherung seiner Handelsinteressen, Sühne für den Bruch des Völkerrechts und Entschä digung für die eigenen Aufwendungen unter Verzicht auf Landgewinn, das ist grundsätzlich erreicht worden, und zwar ohne daß das Einvernehmen der acht dabri betheiligten Großmächte in die Brüche gegangen wäre. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Aus Berlin wird unterm 14. Juli gemeldet Der Minister des Innern hat an den Magistrat bereits die osfizielle Aufforderung ergehen lassen, bei der Stadtverordneten-Vwjammlung die Neuwahl eines Bürgermeisters zu beantragen. Die Mittheilung be sagt, daß „Seine Maststät es abgelehnt haben, die Wahl des Stadtraths Gustav Kauffmann zum Bürger meister von Bwljn zu bestätigen". Bon den Gründen der Nichtbestätlgung ist in der amtlichen Mittheilung nicht die Rede. Da übrigens die Andeutungen darüber, wer alles sich sür die Bestätigung „engagirt" habe, noch im uer nicht verstummen, so stellt die Nat. Ztg. nach Mittheilungen aus zuverlässiger Quelle nochmals ausdrücklich fest, daß die Kauffmannsche Angelegenheit im Staatsministsrium nicht zur Erörterung ge kommen ist. Unter der Spitzmarke: „Der Kaiser und die Berliner" wird aus Berlin geschrieben: Die Nicht bestätigung der Wahl des Stadtraths Kauffmann zum Bürgermeister von Berlin ist jedenfalls kein Zeichen einer günstigen Gesinnung des Kaisers gegenüber der Reichsyauptstadt. Daß der Kaiser sich gegenwärtig in einer der Stadt Berlin wenig günstigen Stimmung befindet, wird weiter aus der allerdings angeblich nur vorläufigen Ablehnung des Empfanges, den der Ober bürgermeister Kirschner von Berlin wegen der Führung der Straßenbahn über die Linden nachgesucht hatte, angesehen. Auch hier soll von den zuständigen Ressort behörden die Genehmigung dieser Ueberführung, die nach den gesetzlichen Bestimmungen für Berlin Seiten des Königs erforderlich ist, befürwortet, vom Civil- kabinet aber abgelehnt worden sein. Man erinnert sich, daß wiederholt schon eine gewisse Abneigung des Kaisers gegen die städtischen Behörden von Berlin in die Erscheinung getreten ist. Bald nach dem Regierungs antritt des Kaisers schenkte die Stadt dem jungen Monarchen den prächtigen Neptunsbrunnen von Begas, der jetzt vor dem Schlosse aufgestellt ist und im Berliner Volksmund nach dem früheren Oberbürgermeister die Bezeichnung „Forckenbecken" führt. Die Deputation, die dem Kaiser die osfizielle Mittheilung von dem Geschenk machte, fand einen wenig freundlichen Empfang im Schloß. Auch unter dem Oberbürger meister Zelle kam es wiederholt zu ernstlichen Meinungs verschiedenheiten zwischen dem Hvf und der B-rliner Kommunalverwaltung. Mancherlei Pläne des Kaisers auf Bauten in der Umgebung des kaiserlichen Schlosses Meßen auf Widerstand bei der städtischen Vertretung. Der Streit um des Portal auf dem Friedhof der Märzgefallenen brachte neue Konflikte und ist erst durch Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts im Sinne der kaiserlichen Auffassung beigelegt worden. Die Friedhofsangelegenheit hat s. Z. auch die lange Hinausschiebung der Bestätigung des Bürgermeisters Kirschner veranlaßt. Dagegen wurde die Wahl von Bürgermeister Brinkmann schnell und glatt bestätigt. Was n ue dings den Umnuth des Kaisers gegen die Stadt Berlin erregt Haven mag, läßt sich nicht klar erkennen. Als der Kaiser von Oesterreich im vorigen Jahre nach Berlin kam und die Bürgerschaft ihm einen freudigen und glänzenden Empfang bereitete, sprach der Kaiser seine lebhafte Befriedigung über die Veranstaltung „seiner lieben Berliner" aus. Es kann auch wohl sein, daß die Antwort, die der Stadt oerordnetenvorsteher Dr. Langerhans dem Oberhof meister der Kaiserin Freiherrn von Mirbach auf dessen bekanntes eigenartiges Schreiben an die Stadtoevord- neten-Versammlung zu Theil werden ließ, eine gewisse Verstimmung am Hofe zurückgelassen hat. Gewiß be dauert die Berliner Bürgerschaft lebhaft, wenn solche Verstimmungen zwischen dem Hofe und der Reichs hauptstadt vorhanden sind. Aber das Recht der Selbstverwaltung wird sich die städtische Vertretung Berlins darum doch nicht schmälern lassen. Mit vollem Recht Hit kürzlich dcr „Hamburger Corr." vor der Palilik „der Nadelstiche" gewarnt und es für einen „verhängnißoollcn Jrrthum" erklärt, zu glauben, daß man durch solche Mittel Einfluß auf die Selbst verwaltung gewinnen könne. In der Bürgerschaft wird dadurch nur böses Blut gemacht, und die Miß stimmung pflegt sich leider in der Abgabe von rothen Stimmzetteln bei öffentlichen Wahlen zu äußern. Im Herbst stehen die Stadtverordnetenwahlen in Berlin bevor. Es kann als ziemlich sicher angesehen werden, daß bei diesen Wahlen die Sozialdemokraten den Vor theil von der obwaltenden Verstimmung ziehen und erheblich stärker als bisher in das „Rothe HauS" ein liehen werden. Segura in seinen Besitz und sügte es dem Berichi inzu, den er der italienischen Regierung überreichte. Nur zu gut wußte Alexander Segura, daß sein Leben jenseit des Decans keinen Pfifferling mehr werth ist, seit er eines Tages Ende März spurlos aus de: Mitte der „Rothen" verschwand. Nachdem er unter dem Schutz des italienischen Consuls seinen Bericht ausgearbeitet hatte, eilte er nach Italien. Die chinesischen Wirren. Vollzug der Strafe», an den Haupt schuldigen in Peking. Am 13 Febiuar war ein kaiserlicher Erlaß erschienen, worin nach dem Selbstmorde von Hsutung, Kangyi und Lipinghöng für die übrigen Anstifter und Förderer der Boxerbcwegung die von den Verbündeten geforderten Strafen verkündet wurden Unter der Aufsicht der Fremd.n ist daoen nur die HinnchUma vollzogen worden an dem früheren Gouverneur von Schansi Jähsten, und den beiden Staatsministern Tfchlhsiu und Hsüischöngi in Peking, worüber seinerzeit an dieser Stelle ausführlich berichtet wurde. Ob die weiteren Todesur theile und schweren Strafen an den anderen Beamten außerhalb Pekings auch wirklich vollstreck: waren, komm man hier bisher nicht mit völliger Sicherheit sagen, son dern mußte die Versicherung der chinesischen Regierung darüber auf Treu und Glauben annehmen. Jetzt abe- erscheint in der einheimischen Zeitung „Pekinger Gesam weite Nachrichten" eine Darstellung des Strafvollzuges rn den übrigen Mandaumn, die so viel Einzelheiten ent hält, daß an ihrer Richtigkeit nicht gut gezweifelt werden kann. Nach einer auf der deutschen Gesandtschaft ange fertigten Uebersetzung des am 16 Mai erschienenen Blat tes haben die drei hohen Beamten Tschaiijchutschiau, Dan gnien und Prinz Tschwang in der Toat auf Befehl des Kaisers Selbstmord begangen und Prinz Tuan ist in dir Verbannung nach der westlichen Reichsgrenze geschickt worden. Eine wörtliche Wiedergabe des chinepschcn Be richts würde keine angenehme Lektüre bilden, da darin mit echt chinesischer Grausamkeit und unaetchminkter Deut lichkeit die Einzelheiten des Todes der Verurtheilten aus ührlich erzählt werden. Im großen Ganzen sind die ierichteten Thatsachen folgende: Für keinen kam die Ver ündigung des Todesurtheils überraschend Niemand hatte auf mildere Strafe gehofft, im Gegentheil schienen alle im Grunde recht erstaunt, wie glimpflich das Geschick mit ihnen verfahren Am meisten Schwierigkeiten machte dec Tod Tschauschutschiaus, des früheren Vorsitzenden des Justizamtes. Die Bevölkerung von Hfinganfu nahm an keinem Geschick großen Antheil und wollte es auf keinen Fall zulasten, daß der Hof ihn den Forderungen der Fremden opfere. Als am 17. Februar in der Provinz- Hauptstadt bekannt wurde, der Kopf von allen hohen Man- So hat Deutschland wesentlich dazu beigetragen, eine eue Bresche in die chinesische Mauer zu legen, den nbruch einer neuen Zeit sür das Riesenreich der stille vorzubereiten. Denn eine solche wird und muß kommen, in langsamerem Schritt als in Japan, aber ebenso sicher wie dort. China wird sich dem fremden Handel viel weiter öffnen als bisher, die Mission wird nach schweren Einbußen eine verstärkte Wirksamkeit entfalten, und mit beiden werden europäische Gedanken als ihm das Urtheil verlesen wurde, „ich wußte längst, daß ich sterben müßte. Ich fürchte, der Kaiser wird auch nicht mehr lange am Leben bleiben." Seinen Sohn, der die letzten Stunden mit ihm und einer der Nebenfrauen verbrachte, ermahnte er, dafür mit zu sorgen, daß der Thron der Mandschu nicht von frem den Eroberern bestiegen werde. Am feigsten benahm sich Jüngnien, der Vorsitzende des Censorenamtes. Man hatte ihn ins Gefängniß von Singansu geworfen, wo er sich in Vorwürfen gegen den Prinzen Tsching erging, der ihn nicht hätte so im Stich lassen sollen. Noch ehe die kaiserliche Bestätigung seines Todes urtheils da war, erstickte er sich in der Neujahr snac zum 19. Februar mit Erde. Sein Tod mußte aber noch ein paar Tage geheim gehalten werden, bis de erwartete Befehl des Kaisers wirk ich emtraf. Auch Prinz Tuan wußte, was ihm bcvorstand. Er hatte sich deshalb schon nach Ninghsia geflüchtet, einer Stadl an d.r äußersten Nordgrenze zur Mongolei am Hwan- gho in Kanu. Er empfing seine Verurtheilung mit größtem Gleichmuth und machte sich unverzüglich nach Turkestan auh iu der Befürchtung, die Verbündeten könnten doch noch nachträglich auf seinem Tode be stehen. Sein Sohn, der kleine muthmaßliche Thron folger, hatte sich wie toll vor Angst gebärdet, als de, kaiserliche Erlaß mit der Verkündigung der Strafe an- gekvmmen wa»'. Tuan aber beruhigte ihn mit dem Tröste, ihm würde bei seiner Jugend kein Leid gc schehen; er habe ja auch mit dem ganzen Ausstand nichts zu thun gehabt. ordert habe. Tschauschutkchiau hoffte noch auf einen zweiten Erlaß der das Urtheil umstoßen und »hin das Leben schenken könne: er baute auf seine starke Stellung beim Volk Aber die Kaiserin war durch die beunruhigen den Nachrichten van dem Vormarsch der Europäer — dem vom Grafen Waldersee damals geplanten Angr-ff auf Tayuanku — so eingeschüchtert, daß sie nichts mehr an ihrem ersten Befehl zu ändern wagte. So aß denn Tschauschutschiau Blattgold, um sich auf diese bei wohl habenden Chinesen besonders vornehme Art das Leben zu nehmen: der Tod trat dann nicht vurch Vergiftung ein, wie gewöhnlich angenommen wird, sondern durch Er 'ticken, da das dünne Gold die Luftwege versperrt. Aber in der noch immer nicht aufgegebenen Hoffnung, daß di, Kaiserin sich doch noch seiner erbarmen könnte, hatte er zu wenig genommen; als zur vorgeschriebenen Zeit der Tod noch nicht eingetreten war, mußte er noch mit Opium und andern Mitteln nachhelfen. Die Vorstellungen, die ver Anbänger des Taoismus sich vom Jenseits gemacht hat, verb eten ihm, seinen Körper irgendwie zu verletzen oder zu verstümmeln. Daher kennt der Chinese, sür den ja der Selbstmord sonst nicht viel Schrecken hat, nur das Erhenken, Ertränken, Vergiften und Ersticken als Weg zum Tode. Piinz Tschwang, dem das Unheil in Putschou u, einer größeren Stadt in der Südweststrecke Schansis übermittelt w rde, nahm sich in Gegenwart des Reichs kommissars Kopauhwa, der ihm den Befehl des Hofes von Singansu gebracht hatte, ohne weitere Umstände so fort das Leben Er erhenkie sich in einem Tempel des Ortsmandarinen, bei dem er wohnte, an der berüchtigten weißseidenen Schnur, die ihm der Kaiser gesandt hatte als herkömmliches Zeichen des gemilderten Todes urtheils. „Also nur Selbstmord?" hatte er gefragt, sannen werde gefordert, die an dem Boxerausstand einen , „ . „ „ „ hervorragenden Antheil gehabt hatten, überreichte die Be- Daran aber gebührt der weisen Zurückhaltung und der völkerung eine Massenbiltschrifi, bat um oas Leben des'ruhigen Energie Deutschlands das Hauptverdienst.... Geburt eines reizenden Knaben zu einem Tempel höchsten Erdenwonne geworden war, kam einst ein Bries Bedrohten und gab durch Ansammlungen auf den öffent ichcn Plätzen und drohende Haltung zu verstehen, daß ne eine Hinrichtung nicht dulden würde. In ihrer Ver egenheit berief die Kaiserin, die nach dem Bericht doch sie alleinige treibende Kraft am Hofe zu sein scheint, eine Sitzung des Staatsraths für den 20. Februar zu 6 Uhr morgens, wie ja auch in Peking die Beratungen des Kaisers mit seinen Beamten imm-r in den ersten Morgenstunden stattzufinden pflegten. Noch nach vier Stunden Sitzung konnte die Kaiserin zu keinem Entschluß kommen. Erst als das Volk, das in dieser ganzen An gelegenheit einen ganz ung wöhnlichen Antheil an den Staatsgeschäften zu nehmen scheint, damit drohte, die Kaiserin zur Rückkehr n ch Peking zu zwingen — was nach chinesischen Begriffen also ine Demüthigung sein würde — entschloß sie sich, den Vorschlag des Staats raths anzunehmen und das Todesurtheil in den Befehl zum Selbstmord umzuwandeln. Um 8 Uhr morgens am 21. Februar erging dazu der Befehl, den der Gouver neur der Provinz, Tsönn, sowrt dem Verurtheilten vor- lis mit dem Zusatz, daß die Kaiserin sür 6 Uhr Nach, mittags den Bericht über den Vollzug der Strafe einge für Eva an. Frau Käthe Sonnenthal schr'eb ihr von getäuschten Erwartungen, von der Unzufriedenheit, in der sie mit dem „geistlosen Zahlenmenschen" lebe, und schloß mit der Frage: „Warum bist Du so glücklich?" Evas Antwort lautete: „Arme Käthe! Warum ich so glücklich bin? Weil ich meinen Mann liebe. Alles andere ist eitel ohne die Liebe." Der italienische Consul in New-Jork, Signo: Branchi, hörte von der Findigkeit und Unerschrocken heit des Griechen, der seit vier Jahren in New-Ior als Angestellter eines Detektivbureaus thätig war. D.'r Consul bestelle ihn zu einer Unterredung in den Lotos-Club und setzte ihm auseinander, daß mau einen Mann brauche, der keine G'fahr scheue, dem es nichts ausmache, sich selbst als Anarchist aufzuspielen, das Vertrauen der Paterfon-Rothen zu erschleichen, um in ihr Geheimniß zu dringen. Der kleine, schmächtig gebaute Mann versicherte, daß er sich der gefährlichen Aufgabe vollkommen gewachsen sühle. Nach wenigen Tagen miethete Segura, in einem schon viel getragenen Arbeitcr-Anzug von gröbstem Stoff gekleidet, ein bescheidenes Logis in Paterson. Er wußte, daß er va bangue spielte, und um den leisesten Verdacht zu vermeiden, nahm er Beschäftigung in einer Seidenfabrik an. Gewissenhaft verrichtete er seine Arbeit, besuchte nach Feierabend die Bierstuben und erschien dann und wann auch in dem „Saloon" in der Straight Street, dem Stammlokal der Anar chisten. Ganz allmählich wurde er mit einigen Won- führern bekannt. Als eines Abends das Gespräch auf die That Brescis kam, rühmte er in begeisterten Ausdrücken desstn Heldenmuth und erklärte, daß es sein sehnlichster Wunsch sei, auch einmal etwas Gro ßes im Interesse der Sache unternehmen zu dürfen. Das M ßtrauen der „Rothen" besiegte Segura völlig durch fanatische Ansprachen, in denen er den KöaigS- mord verherrlichte. Kaum war ein Monat verflossen, da ernannte man ihn zum Mitglied der „Gesellscha'l für soziale Studien", der Hauptvereinigung der Anarchisten. N.emand ahnte in ihm den Verräther. Die mißtrauischen Leiter der „Reds" äußerten sich zu ihm ohne Rückhalt. Nach und nach erfuhr er die ganze G-schichte deS Humbert-Complotts. Er machte du B-kanntschast aller Personen, die um tun Mordplan wußten, lange bevor Bresci ihn zur Ausführung bringen mußte. Aus dem Munde eines Haupt - anführers vernahm er, wie man eines Nachts Anfang Mai, nachdem alles zu der furchtbaren That vorbe reitet war, in der Bartholdi-Hall in Paterson zu sammentraf, um das Loos entscheiden zu lassen, wcr den Revolver auf den König richten sollte. Die in das Geheimniß eingeweihten Männer gruppirten sich um einen großen Tisch. Schmale Papierstreifen wur den in einen Hu: gethan und jeder Anwesende griff hinein und zog einen Streifen. Das Papier, aus dem das Wort „Tod" stand, bestimmte den Unseligen, der seine Hand mit dem Blute des Königs beflecken sollte. Gaetano Bresci zog den verhängnißvollen Strei fen. Wie man Segura wiederholt erzählte, ist Bresci sehr niedergeschlagen gewesen, als er erkannte, daß ihn daS Loos traf. Obwohl er mit ganzer Seele Anai- chist war, ging er nur mit Widerstreben an die Aus führung. In einem Briefe, den der Mörder am 10. Juli 1900 an einen Verbündeten schrieb, bittet er, man möge sich seiner armen Frau annehmen, vo: > der er keine Nachricht mehr erhallen. Er wisse auä. nicht, wo sie sich befinde; denn sie habe ihm ver sprochen, gleich nach seiner Abreise ihren Wohnort zu wechseln. Sie möge sich sein Unglück nicht so sehr zu Herzen nehmen, sondern immer daran denken, daß ei nur seine Pflicht gethan. Dieses Schreiben brachte i Der Kries um Transvaal. Die Lage auf dem südafrikanischen Kriegsschauplatz bezeichnet ein „höherer Osfizier" in der „Post" als augenblicklich sür die Engländer derart ungünstig, „daß an ihr selbst Erfolge, wie sie neuerdings erfochten worden sein sollen, nichts zu ändern vermögen." DaS lingt allerdings ganz anders, wie Chamberlains opti mistische Faseleien im englischen Unterhause. London, 19. Juli. Die Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen R itz und Steijn bereitet hier große Genugthuung. Die „Times" und andere Morgenblätter schöpfen daraus die Ueberzeugung, daß das Ende des Krieges nicht mehr fern sei. — Eine Brüsseler Depesche der „Morning Post" besagt,, aus Afrika werde gemeldet, daß Schalk Burger ein Dekret erlassen habe, das die Heranziehung aller 14jährigen alle Einzelheiten des grauenvollen Planes, der Werk gesetzt wurde, um König Humbert von Jta- zu ermorden. Man weiß die Namen von sämmt- lichen Personen, die dem unseligen Bresci gewisser maßen die Mordwaffe in die Hand gedrückt haben. Herr von Diest-Daber theilt mit, daß infolge der Aufforderung des Pastors v Bodclschwinqh zu Samm lungen für die Buren-rauen und -Kinder binnen kurzer Zeit in B.elefeld über 40,000 Mark cingegangen und bereits abgesandt seien. Dies sei aber gegenüber dem großen Elend, wie von Vodelschwingh bemerkt, wie ein Trop'en auf emen heißen Stein. Es wird daher gebeten sie Sammlungen energisch sortzusetzen. Kapstadt, 19. Juli. Hier verlautet, alle aus der Kapkolonie stammenden Truppen sollten in das Gebiet der Kolonie zurückkchren und, ausschließlich unter Führern aus dem Kolonialgebiet stehend, die eingedrungenen Buren vertreiben und die Reellen niederschlagen. Sie würden natürlich im Einklang mit den Reichstruppen operiren, welche außerhalb der Grenzen der Kolonie stünden. London, 18. Juli. Zu der Mittheilung, das Kriegsministerium beabsichtige ein Komitee von englischen Damen nach den Zufluchtslagern in Südafrika zu ent senden, bemerkt der „Globe" u. a: „Es ist das wieder ein Beispiel sür die Hasenherzigkeit, mit der die Regierung jedem sentimentalen Geplärre (!) zu Gunsten des Feindes lauscht. Wenn diese neueste Absurdität ihre schwächliche Politik nur derart lächerlich macht, daß ihre Fortdauer unmöglich wird, so hat dis Sache doch wenigstens etwas Gutes zur Folge gehabt. Kann man sich wundern, da unter unseren Offizieren und halbmilitärischen Beamte ein Mangel an Initiative und an einem Sinn für per- önliche Verantwortung bemerkbar ist, wenn sie sich ge fall m lassen muffen, daß ihre Arbeit von einem Haufen alier Weiber revidiert wird, als wären sie Knaben einer Vorschule, die der Aussicht irgend einer Matrone unter stellt sind? Die Unterrock-Negierung, bisher nur ein Ausdruck des Spottes, scheint jetz: Thatsache werden zu wollen Die thönchte Rücksicht für die Empfindsamkeit des Feindes ist es, die den Krieg bisher verlängert hat und die ihn auch bis ins Unendliche zu verlängern ver spricht." Also Herrr Chamberlain zu sentimental! Das >st doch har:! Der Kolonialminister mag ja manchen Fehler besitzen, der Vorwurf des „Globe" aber ist ein unverdienter. mann, aber es kam ja fchließsich auf eine nicht an, eS reichte doch noch. Käthe Martin war EvaS Schulfreundin und hatte sich früher mit fehr roman tischen Ideen getragen, war aber stets der Meinung, Glück ohne Geld sei ein Unding; man brauche den Mann, den man heirathe, garnicht zu lieben, er sei ja nur die vor den Augen der Welt nothwendige Versorgung
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