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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.07.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190107171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010717
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-07
- Tag 1901-07-17
-
Monat
1901-07
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.07.1901
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liste verloren die Engländer in den sechs Tagen vom 4. bis zum 10. Juli 37 Tobte, 81 Verwundete unv 7 Gefangene, während 38 Offiziere und Mannschaften an Krankheiten starben und 156 Mann erkrankten, was eine Totalsumme von 319 ergiebt. Auf diese Art verliert die britische Feldarmee in Südafrika im Durchschnitt monatlich fast 1500 Mann, wenn nicht die Buren bei besonderen Gelegenheiten größeren Schaden anrichten und dadurch diese AbgangLziffern entsprechend erhöhen. 1500 Mann und 125 Mill. Mark monatlich — daS ist ein fürchterlicher Preis für eine fast gänzlich aussichtslos gewordene Campagne, welcher außerdem noch die Ehre Großbritanniens ge opfert wird. Unter solchen Umständen kann es nicht überraschen, daß der Mißmuth und die unsägliche Kriegsmüdigkeit im britischen Volke von Tag zu Tag zunehmen. Andernfalls würden nicht, wie auch jetzt wieder, jede Woche neue Friedensgerüchte austauchen und die dankbarste Aufnahme und Weiterverbreitung finden. Die Nachrichten vom Kriegsschauplätze tragen dar ihrige dazu bei, diese Mißstimmung noch mehr zu vertiefen und zu vergrößern, und nur die waschechten Jingoes glauben noch daran, wenn offiziell oder offi ziös verkündet wird, daß „die fortwährenden Erfolge der Buren, speziell in der Kapkolonie jeder Bedeutung entbehren, und die demnächstige völlige Unterdrückung des bewaffneten Widerstandes des Feindes vielleicht in etwas verzögern, aber sicherlich nicht aufhalten können. Die Buren behaupten sich eben nach wie vor auf bri tischem Territorium, und die Kapholländer sympathi- siren ganz offen mit ihnen, was auch nicht dadurch verhindert werden kann, daß jetzt von den Engländern einige „Rebellen" in der Kapkolonie vor der gewalt sam zusammengetriebenen holländischen Bevölkerung am Galgen gehängt worden sind, wie von Cradock gemeldet wird. An Stelle dieser Hingerichteten Rebellen werden den Engländern Hunderte oder tausende von neuen Feinden in ihrer eigenen Kolonie erstehen, und die Buren selbst werden diesen neuen Beweis britischer Grausamkeit niemals vergessen. „Petit Bleu" schreibt: „In den ersten Tagen vom Juni hatte de la Rey eine starke englische Ko- l»"/.r re so umzingelt, daß an einen Durchbruch nicht zu denken war. De la Rey ließ den kommandirenden Major zur Uebergabc auffordern; der Parlamentär kehrte nicht zurück. Ein zweiter Parlamentär blieb ebenfalls ans. Nun unternahmen die Buren einen wüthenden Angriff, der mit ihrem Siege endete. De la Rey fragte den gefangenen Major, wo kie Parlamentäre geblieben seien, woraus dieser kaltblütig erwiderte, er habe sie, da er mit Rebellen nicht zu unterhandeln wünschte, erschießen lassen. De la R.y hat Lord Kitchener diesen Vorfall angezeigt und Kitchener stellte den Offizier vor ein Kriegsgericht. Der Schiedsspruch ist noch nicht bekannt." — Wenn sich dieser Fall wirklich ereignet hat, dann muß man De la Reys Ruhe bewundern. Dieser Major hatte einfach den Galgen verdient. Ueber einen Streich des Burenführers Delarey heißt es in einem von der „Tägl. Rundschau" ver öffentlichten Privalbriefe aus Südafrika: „Nichts hat die Engländer so demoralisirt, als die Freilassung der gefangenen englischen Soldaten durch die Buren. Die allgemein bekannte Thatsache, daß die Buren ihre Ge fangenen nicht mitschleppen, sie selbst gut behandeln, bewirkt, daß der Soldat viel eher als früher um Pardon bittet. Er will für ein paar Schillinge täg lichen Sold nicht gern sein Leben verlieren und giebt lieber Waffen und Munition ab, die ihn ja doch nichts kosten.. Kitcheners diesbezügliche Tagesbefehle Helsen nichts — die Hände gegen in kie Höhe. Nur wenige Soldaten kämpfen für die Ehre ihrer Fahne. Delany weiß dies und hat den Engländern kürzlich einen Streich gespielt, der hier viel belicht wurde. In der Nähe von Prätoria fielen ihm Anfangs April etwa 120 Soldaten und drei Proviant- und Munitionszüge in die Hände. Der Vorrath konnte nur zum kleinsten Theil mitgesührt werden. Deshalb schenkte er allen Gefangenen, die schmierige, zerr ssene Uniformen trugen, eine funkelnagelneue Uniform und zudem je eine Flasch Whisky. Bei Strafe des Todes mußten sie sich sofort nach Pretoria begeben. Sinnlos betrunken kamen sie dort an und ließen in den Straßen die gutherzigen Buren hoch leb-n." Die „Frkst. Ztg." berichtet aus London: Im MnusUrrath wir ke am Mutwoch die Ergreifung energischer Maßregeln zur schnellen Beendigung des Burenkrieges beschlossen. Kitchener wurde instruirt, eine Proklamation zu erlassen, die alle Klassen von Bürgern und alle Rebellen warnt, daß, falls sie nicht sofort dis Waffen niederlegen, ihr Eigenrhum konfiszirl würde. Gleichzeitig wurde beschlossen, Kitcheners Machtbefugnisse dahin zu ergänzen, daß er oie Buren ¬ führer für ihr Verhalten verantwortlich macht und daß er, wo nach Abhaltung eines ProzesfeS ein Todes urtheil gefällt worden fei, er dieses ohne weiteres Zu- ratheziehen der Regierung vollstrecken könne. — Wie verlautet, ist die Gattin Schalk Burghers deshalb ver haftet worden, weil sie die Bevölkerung gegen die britische Verwaltung aufgewiezelt haben soll. Mill. vMiMt zu MOiMMl am 16. Juli 1901. Vorsitzender: Herr Amtsrichter Serfling. Wegen Vergehens gegen die §8 183 in Verbin dung mit 185, sowie 200 des R.-St.-G. wird der Maurer Ernst Robert Pfeifer, am 25. April 1872 in Oberlungwitz geboren und dort wohnhaft, seither unbe scholten, zu 30 Mk. Geldstrafe, ev. 5 Tagen Gefängniß verurtheilt. Pfeifer hatte am 12. Mai d. I. gelegentlich eines Tanzvergnügens im Gasthaus zum „Lamm" in Oberlungwitz die Böttchersehefrau B. in gröblichster Weise thätlich beleidigt, und zwar war diese Beleidigung öffentlich geschehen. Die weiteren zur Verhandlung anstehenden Fälle — drei Privatklagen — erledigen sich dadurch, daß in zwei Fällen die Parteien sich vergleichen, in einem Falle ist die Beklagte nicht erschienen. Das Gericht beschloß, die Verhandlung heute abzusetzen, endlich zog die Klägerin ihre Privatklage überhaupt zurück. SSchfisches Hohenstein-Ernstthal, 16. Juli 1901 üitttheU-.'.gen von allgemeinem Interesse werden dankbar en gegengenommen und eventl. honorier. — Die herrschende Hitze regt zu erhöhter Sorg falt auch in der Behandlung von Nutzthieren, besonders Pferden und Zughunden an. Man sorge für Tränk- wasser und setze bei längerem Halt die Thiere nicht unnöthig dem vollen Sonnenbrände aus. In Berlin hat der Spediteur-Verein angeordnet, daß den Pferden öfter in kühles Wasser getauchte Tücher über den Z gehängt werden. — Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, wird auch den Rückfahrkarten im Verkehr mit Oesterreich eine 45tägige Giltigkeit beigelegt und zwar gilt als erster Tag hierfür der 15. Juli. Ausgeschlossen blei ben noch von diesen Maßnahmen die Böhmische Nord bahn und die Hermsdorf-Friedländer Bezirksbahnen. — Aus Jmkerkreisen verlautet, daß die diesjährige Honigernte eine ganz besonders gesegnete sein wird. — Die „milliardenstMinute seit der christlichen Zeitrechnung ist am Donnerstag nachmittag verstrichen. Wers nicht glaubt, der rechne es nach. Dos Jahr zu 365 Tagen hat 525600 Minuten. Bernsdorf. Am Sonntag den 14. Juli feierte der Schönburg'sche Zweigverein der Gustav Adolf- Stiftung sein JahreLsest in Bernsdorf. Nachdem ein wohlthätiger Gewitterregen die Luft gereinigt hatte, kamen die Festtheilnehmer von nah und fern und sammelten sich an der Kirchschule, von wo um 2 Uhr der Festzug mit den Fahnen verschiedener Vereine in die innerlich renovirte und schön geschmückte Kirche ging. Hier predigte Herr Pastor Werner aus Ober lungwitz in erwecklicher Weise über Joh. 13, 34 u. 35 mit dem Thema: Was soll uns treiben, die Hand an's Werk des Gustav Adolf-Vereins zu legen? 1. Die Liebe zu dem Herrn. 2. Die Liebe zu den Brüdern. Der Kirchenchor aber unter Leitung seines bewährten Dirigenten, des Herrn Kirchschullehrer Rutt- loff, erfreute die Festgemeinde mit dem wohlgelungenen Vortrag des 43. Psalms, achtstimmigen Chors von Mendelssohn-Bartholdy. Die Kirchenkollekte betrug 43 M. 40 Pf. Die darauf im Nötzold'schen Gasthof folgende Hauptversammlung wurde mit einem lieblichen Kindergesang und einem Gebet des Herrn Superin tendent Weidauer eröffnet. Sodann erstattete der Letztere Bericht über die Thätigkeit des Vereins im vergangenen Vereinsjahre, ließ einen Auszug aus der letzten Jahres Rechnung durch Herrn Schatzmeister Wallher aus Glauchau Vorträgen (4524 Mk. 37 Pf. Einnahme, 4515 Mk. 5 Pß Ausgabe), und eine Be- rathung über die Verwendung der neueingegangenen Gelder sowie die Wahl des künftigen Vorstandes vor- nehmen. Die bisherigen Voistrndsmitgliedcr wurden einstimmig wiederg-wähll. AIS H-upw.rsüm rlungSoit für 1902 wurde auf freundliche Einladung des dortigen Ortspfarrers Langenberg bestimmt. Nach gemeinsamem G-fang eines geistlichen Volksliedes hielt Herr Vikar Schaarschmidt in Dux einen einstündigen durch viel fache Einzelzüge aus seiner 2jährigen Erfahrung als Diasporageistlicher höchst fesselnden Vortrag über die evangelische Bewegung in Böhnien, insbesondere in einer Gemeinde Dux. Selbst völlig tobte Gemeinde flieder werden, wenn sie einmal der evangelische Ge ranks erfaßt, mit innerer Gewalt von der allenthalben lebendigen Bewegung mit fortgerissen und zu eifrigsten Anhängern des Evangeliums. Der herzlichste Dank wurde dem Vortragenden für seine herrlichen Worte gezollt. Nach Verlesung des Protokolls durch Herrn DiakonuS Tammenheim aus Oberlungwitz wurde die Versammlung mit einem Schlußwort und Gebet des OrtSpfarrerS und dem darauffolgenden Gesänge des Liedes „Harre meine Seele", beendet. Eine aber mals gesammelte Kollekte ergab den Betrag von 41 Mk. 35 Pfg. — Lugau, 15. Juli. Der hiesige Männer gesangverein verließ gestern mit dem Mittagzuge Lugau, um von Wüstenbrand aus einen Spaziergang durch den Wald des Pfaffenberges nach Meinsdorf und zurück nach Hohenstein-Ernstthal zu unternehmen. — Eine hübsche Abwechslung bot ein hiesiger Rauchklub, der, verstärkt durch die Mitglieder eines Brudervereins aus Gersdorf, Nachmittags im Festzuge mit geschmückten Pfeifen aus dem unteren Orte nach dem Gasthofe zur Quelle morschirte, um daselbst sein 11. Stiftungsfest zu feiern. — Die anhaltende trockene Witterung hat zur natürlichen Folge gehabt, daß unsere Privatbrunnen vielfach verstecht sind und infolgedessen Wassermangel eintritt. — Innerhalb weniger Tage sind die Geflügel- ställe einer ganzen Anzahl hiesiger Einwohner recht empfindlich von einem Raubthier, vermuchlich einem Marder, heimgesucht worden. Aus einem Stalle holte das Thier 16, aus einem anderen 10, aus einem dritten 7 meist junge Hühner. Aus anderen Ställen verschwanden auf gleiche Weise 6 junge Gänse, 8 junge Enten, auch Kaninchen u. dergl. Habhaft konnte der Räuber bisher nicht gemacht werden. — Limbach/ 14. Juli. Seit Montag hat im städtischen Technikum der Maschinen- Oberingenieur Tiebold, zuletzt in Oschersleben, das Direktorat über nommen. — Limbach, 15. Juli. Wie wir hören, haben sich für das durch den Weggang des Schuldirektor Dr. Mäder erledigte Schuldirektorat an der Bürger schule 25 Bewerber gemeldet. — Das Limbacher Schützenfest hat einen glücklichen und glänzenden Ver lauf genommen und gestern Sonntag einen würdigen Abschluß gefunden. Der Herr Kreishauptmann Frhr. von W lck beehrte am gestrigen Tage die Schützen- gesellschast mit seinem Besuche, wurde von den Spitzen der Gesellschaft und Mitgliedern beider städtischen Col- legien feierlich empfangen, nahm am Mittagsmahle »heil, unternahm später einen Rundgang um den F.st- platz, besuchte auch verschiedene Lokale und war sicht lich befriedigt. Er kehrte mit dem Schnellzuge nach Chemnitz zurück. In Folge des hohen Besuches ver lief das Mittagsmahl besonders glänzend, die Bethei ligung war eine zahlreiche und illustre. — Abends 6 Uhr fiel der KönigSschuß und ging die Würde des König- auf Herrn Neumeister in Chemnitz über. — Stollberg. Die vor einigen Tagen ver storbene Frau verw. Brauereibesitzer Kettner bat dem hiesigen Frauenverein ein Legat von 1000 Mark zu wohlthätigen Zwecken gestiftet. — Niederlungwitz, 15. Juli. Das gestern hier aufgetroffene Gewitter hat durch ausgiebigen Regen zwar sehr mohlthätig gewirkt, aber auch beträchtlichen Schaden angcrichtet, da eine zeitla^g Schloßen nieder gingen. — Ein von der Bornaischen Pserdekrankheit befallenes Pferd ist dieser Tage hier umgestanden. — St. Cgydicn, 16. Juli. Schwer betroffen wurde durch einen bedauerlichen Unfall die hier an sässige Familie des Herrn Gartenbesitzers Martin. Das 12jährige Töchterchen suchte, als gestern Mittag ein Gewitter auftrat, die elterliche Behausung rasch noch zu erreichen, wurde aber von einem Blitzstrahl getroffm und besinnungslos ins Haus getragen. Die Verletzungen des Kindes sind derart, daß die Eltern in größter Sorge um das junge Leben sich befinden. — Lunzenau, 15 Juli. In Göhren ertran ken am Sonnabend beim Baden in der Mulde am Lüderschen Abflußgraben des Wehres die beiden älte sten 8 und 10 Jahre alten Knaben des dortigen Kutschers Rauch. Trotzdem der Wasserstand der Mulde ein niedriger ist und die Badestelle der dort täglich badenden Dorsjugend bekannt war, scheinen die Kinder, von denen nur der eine Knabe schwimmen konnte, in .ine durch bauliche Veränderung am Wehre entstandene tiefere Stelle gerathen zu sein, wo sie auch, sich fest umschlungen hallend, gesunden wurden. — Chemnitz. Tie Firma William Janssen, Tnkotagenwbrik, konnte gestern auf dem ganz bedeu tenden Erweiterungsbau ihrer Fabrikanlagen in der Schloßstraße das Richtfest feiern. — Zwickau, 14. Juli. Im benachbarten Thier ¬ feld ist gestern daS 3jährige Kind des Fabrikbesitzer- Seidel von einem Landauer überfahren und sofort getödtet worden. Der Kutscher fuhr sofort zurück, um einen Arzt zu holen, aber Hilfe war nicht mehr möglich. Als sie zurückkam, war daS Kind schon todt. — Meeraue, 15. Juli. Bei dem Gewitter gestern Nachmittag schlug der Blitz in Oberarnsdorf bei Ehrenhain in das Stallgebäude des Gutsbesitzer- Schnabel und äscherte dies nebst Scheune ein. — Der Schwindler, der in Gablenz das Pferd auf den Namen Paul Kluge aus Niederlungwitz er schwindelt hat, sitzt bereits in Plauen i. B. hinter Schloß und Riegel, nachdem man von Greiz aus wegen Verausgabung eines Wechsels auf ihn fahndete. Das Pferd selbst hat ein Gutsbesitzer in Weidensdorf von einem Glauchauer Pferdehändler eingetauscht, dessen Freund es wiederum von dem Schwindler ge kauft hatte. Der Betrüger heißt Zöbisch, stammt aus Niederhaßlau und wurde bereits steckbrieflich gesucht. — Mülsen St. Jacob, 15. Juli. Einem hiesigen Bergarbeiter, der, vom Wiedeschen Schachte kommend, im Gasthaus „Lippolds Ruhe" an der Hofer Straße Einkehr hielt, wurde während kurzer Rast das Fahrrad gestohlen. — Der 61 Jahre alte ledige Dienstknecht Lenke aus Rempesgrün bei Auerbach stürzte in Crimmitschau in der Scheuer seines Dienstherrn beim Strohholen die Treppe hinab und zwar so unglücklich, daß er an den erlittenen Verletzungen starb. — Crimmitschau, 15. Juli. Schon wieder hat man hier den Leichnam eines neugeborenen Kin des gefunden. Am Sonnabend wurde die in der Pl.'schen Fabrik in Wahlen als Wol;erin beschäftigte, 32 Jahre alte Arbeiterin D. während ihrer Beschäftig ung durch die Niederkunft überrascht. Die D., eine überaus kräftig veranlagte Person, verrichtete jedoch nach der Geburt des Kindes ruhig ihre Arbeit weiter und trug sogar einen schweren Korb Wolle fort. In zwischen hatte man den Leichnam des Kindchens, wel cher vollständig in Wolle eingepackt war, gefunden und stellte die Arbeiterin zur Rede, welche auch sofort ihre Entbindung zugab. Man verständigte die Polizei, welche die D. im städtischen Krankenhause unter brachte. Ob das Kind am Leben gewesen, wird die Untersuchung ergeben, obwohl schon das Gerücht von einem Geständniß der D umgeht, daß sie ihr Kind durch Erwürgen umgebracht habe. — Werdau, 15. Juli. Ueber den Zusammen bruch der Spinner, ifabrik I. H. Popp, Aktiengesell schaft wird noch gemeldet, daß es sich bei der straf rechtlichen Verfolgung des verhafteten Direktors Moritz Hennig und des flüchtigen Max Teichmann um Wechselfälschung in Höhe von 400000 Mk. handelt. Hennig ist ins Landgerichtsgefängniß zu Zwickau über- gesührt worden. Die Entdeckungen der Fälschungen ist infolge des Zusammen bruchs der Leipziger Bank er folgt, da die Gesellschaft bei der Bank stark interessiert war. Das Aktienkapital beträgt 1 Million Mk. Die Leipz. N. Nachr. melden noch: Die Firma ist zum Theil durch die verschwenderische Lebensweise der bei den Direktoren Teichmann und Hennig ruinirt wor den. Bereits am 4. Juli wurde eine Versammlung der Aktionäre abgehalten, die eine Sanirung herbei führen wollte, doch mißglückte dieser Versuch, da die Aktionäre noch einige Hunderttausend Mark hätten aufbring,m müssen. — Auch hier sollen, wie jetzt ver lautet, die Aktionäre über der Vermögensstand der Gesellschaft getäuscht worden sein. Noch in einer der letzten Generalversammlungen soll der im letzten Jahre erzielte Reingewinn auf über 50000 Mk. an gegeben und demzufolge eine Dividende von 4 Proz. zur Vertheilung vorgeschlagen worden sein, während die Gesellschaft thatsächlich bereits mit Unterbilanz gearbeitet hat. Den beiden Direktoren Hennig und Teichmann wird zur Last gelegt, daß sie die Gesell schast um enorme Summen (man spricht von mehreren Hunderttausend Mark) geschädigt haben, indem sie für ihre Privatschulden, die infolge ihres luxuriösen Lebens sehr bedeutende sein sollen, Wechselaccepte der Gesell schaft gegeben und im Depot der letzteren liegende Aktien verpfändet haben. Die Unreellität der Direk toren ist dadurch ans Tageslich, gekommen, daß kürz lich kein Geld zur Auszahlung der etwa 15000 Mk. betragenden Löhne vorhanden waren. Dieser ver dächtige Umstand veranlaßte den Aufsichtsrath, eine gründliche Revision der Bücher der Gesellschaft vor zunehmen, wobei die Sache entdeckt wurde. Die Bücher sind zum Theil falsch geführt, die für Privatschuld-n ausgegebenen Wechsel gar nicht eingetragen und dergl. Beide Direktoren wurden darauf natürlich sofort ihres Amtes enthoben und durch einen Aachener ersetzt. Mittlerweile ist, wie wir bereits mitgetheilt haben, das Hella. Novelle von C. Kühns. 3. Forst. (Nachdruck verboten.) Doch die Zeit, zu der Hella, wäre sie bei der Schutzhütte umgekehrt, hätte zurück sein müssen, ver strich, — sie kam nicht! Vielleicht hatte es früh morgens noch nicht gestürmt, und sie hatte den Auf stieg gewagt, — Vann Gnade ihr Gott! Gegen Mittag war man gewöhnlich von einer Besteigung des Großhorns zurück, — Hella kam nicht! Das ganze Hotel war in Aufregung, die alte Baronin weinte und klagte. Da war Eberhards Entschluß gefaßt: Bis zwei Uhr wollte er warten, dann wollte er zu ihrer Hilfe ausziehen und wagen, was zu wagen war! Hier konnte ihn kein Versprechen m.hr zurück halten, hier galt's einen Menschen! E- wurde zwei Uhr, — Hella kam nicht. Hoch erhobenen Hauptes schritt er eilig zum Dors hinunter und fragte nach dem alten Xaver. Er traf diesen vor seinem Häuschen. „Das Fräulein ist nicht wieder gekommen, sagte Eberhard, „ich will sie suchen. Wollen Sie mich führen? „Herr! 's kann das Leben kosten!" warnte der Alte. „Es ist Menschenpflicht!" versetzte Eberhard kurz. Da schüttelte ihm der alte Führer die Hand: „Herr, wir wollen's mit Gott versuchen!" Eberhard eilte in das Hotel zurück, packte seinen Rucksack und bestellte Proviant und Wein. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich unter den Gästen daS Gerücht, daß eine Hilfsexpedition aukziehe. Alles sammelte sich wieder auf den Treppen und Fluren, voller grausiger Neugier. Der alte Führer und sein Sohn kamen, mit Pickel und Seil ausgerüstet; der alte Mann in eiserner Ruhe, der junge voller stätflener Kraft. Eberhard kam die Treppe hinab, alle umdrängten ihn, manch einer schüttelte ihm die wackere Hand. Die beiden Frührer nahmen ihn in ihre Mitte, und vorwärts ging's mit langen, ruhigen, gleichmäßigen Schritten. Die Gäste schauten dem kleinen Zuge nach; dies mal galt's keine Fexerei, diesmal war's bitterer Ernst. Ein schmaler Pfad führte steil zur Schutzhülle empor, durch dichten Edeltannenwald. Schweigend stiegen die drei Männer aufwärts, nur der Pickel klirrte gegen das Gestein; in den Kronen der Tannen rauschie und pfiff der Wind. Heftige Regenschauer peitschten die erhitzten Gesichter. Als sie die Region des Knieholzes erreichten, wandelte sich der Regen in Schnee, graue Wolken massen rauschten um sie und der Sturm zerriß fast die Lodenmäntel. Die Schneebrille schützte kaum die Augen. Bart und Haare waren vereist, der Pfad verweht. Oft blieb der alte Xaver stehen, wenn die Windsbraut eine Sekunde Athem holte, und spähte nach dem nächsten Merkpfahl aus, der deu Weg be zeichnete. Und wieder ging's weiter, vornübergebeugt, schweigend, mit keuchendem Athem, durch Sturm und Schnee. Erst bei völliger Dunkelheit war die Schutzhütte erreicht. Die Männer brauchten einige Minuten, sich in dem geschützten Raum zu erholen. Dann entzündete der junge Wälti ein Feuer und der alte Xaver bereitete kunstgerecht eine Erbswurst- suppe, die zusammen mit dem feurigen Veltliner, den der Hotelwirth eingepackt, die klammenden Glieder wärmte. Die Petroleumlampe erleuchtete mit zitterndem Schein die dunkeln, niederen Holzwände und das Feuer prasselte im Herd und lohte auf und warf seinen zuckenden Schein auf die drei schweigenden ernsten Männer. Draußen suhr die Windsbraut durch die Luft, mit Heulen und Pfeifen, und rüttelte an den Pfosten und Wänden der Hütte, als wolle sie sie umwerfen im grimmen Zorne. Zeitig suchten die drei ihr hartes Lager auf und hüllten sich in ihre Lodenmäntel. Das Wetter hatte sich am anderen Morgen et was gebessert; als der alte Xaver gegen drei Uhr unter die Thür trat, schneite es nicht mehr, doch es wehte noch heftig; öfter lichtete sich das wogende Wolkenmeer, und ein Bergriese tauchte mit seinem trutzigen, schneebedeckten Nacken drohend auf. Schnell wurde der Kaffee bereitet. Dann traten die drei hintereinander an und Xaver seilte an; zu erst kam er selbst, dann Eberhard, zum Schluß Wälti. „Wir woll'n halt Vordringen, soweit wir können!" sagte Xaver, „Mit Gott denn!" Und die gefahrvolle Wanderung begann. Ein schmaler Steingrat führte von der Hütte steil empor; die Steine waren mit Glatteis bedeckt und darüber verschneit, man konnte nur Schritt für Schritt aussteigen, die Hand mußte sich anS Gestein klammern und den gleitenden Fuß unterstützen, die Finger klammten trotz der Fausthandschuh, und der scharfe Nordost benahm den Athem. Eine Stunde ging's aufwärts, in athemraubendem Klettern. Jetzt wandte sich der Pfad, einen Gletscher zu überschreiten. Die Wolken hoben sich, und die abschüssige Fläche von dem gleitenden Neuschnee völlig glatt gemacht, dehnte sich weit vor ihnen; über den Wanderern aber erhob sich plötzlich das Großhorn aus den Wolken, in fin- sterer Majestät, wie einer der schrecklichen Riesen aus der Götterdämmerung. „Na, auf dem rechten Wege wären wir schon!" sagte Xaver lächelnd, bückte sich und hob ein kleines Damenportemonnaie aus dem Schnee auf. Er legte die Hand an den Mund und stieß einen weithin gellenden Jodelruf aus. (Schluß folgt.)
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