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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.07.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190107073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010707
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-07
- Tag 1901-07-07
-
Monat
1901-07
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.07.1901
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findlichen Tarifreform nicht vorgreifen wollte. Allein diefe zarte Rücksicht ist es sicherlich nicht gewesen, dir Preußen von der Beseitigung seiner unpraktischen und im höchsten Grade unbeliebten Einrichtung abhielt. Denn abgesehen davon, daß eine Verlängerung der Rückfahrkartengiltigkeit einer allgemeinen Tarisreform überhaupt nicht vorgreisen kann, so galt letztere schon längst als begraben. Der hauptsächliche, wenn nicht der einzige Grund ist jedenfalls die Abneigung ge wesen, die deutsche Eisenbahn-Vormacht als Nachtreter der mittelstaatlichen Staatseisenbahnverwalmngen er scheinen zu lassen. Darum übertrumpft diese nun Preußen mit der 45tägigen Giltigkeit, nachdem es wohl längst eingesehen hat, daß der bestehende Zu- stand nicht haltbar sei. — U ber die Leistungen des Zauberkünstlers Böning, welcher heute Sonntag und Montag im Gewerbehaus Vorstellungen giebt, schreibt dar „Zw. Tagebl." solgendes: Im großen Saale des Hotels „Deutscher Kaiser" hier gab am Dienstag Abend der berühmte sächsische Zauberkünstler, Herr E. Böning aus Dresden, seine eiste Vorstellung, und zwar mit großem Erfolg, denn die Vorführungen sind keine alltäglichen. Das Publikum verfolgte die Ma nipulationen mit d.m größten Interesse und gab feiner Bewunderung und Befriedigung in lebhaftester Weise Ausdruck. Wenn schon die verschiedensten Kunststückchen frappant, ja in einer W ise täuschend sind, daß man an Uebernatürliches zu glauben versucht wird, so muß man das Bauchreden und namentlich das Bauchsingen geradezu als phänomenal bezeichnen. Es waren dies Leistungen, wie wir solche noch garnicht zu beobachten Gelegenheit hatten. Ferner wurde ein Bravourstück vorgesührt, das berechtigtes Aussehen erregte: eine frei in der Luft schwebende Dame. Die letztere wird hypno- und narkotisirt und fällt so in einen sesten Schlaf, vermöge dessen sie an einer freistehenden Eisenstange gelehnt, längere Zeit schweben und nach allen Richt ungen gedreht werden kann. Den Schluß dieser äußerst gelungenen Vorstellung bildeten die ohne Spiegel und Lichtreflex ausgesührten sogen, amerikanischen Geister- erfcheinungen, welche viel zum Lachen reizten. — Mit dem 1. Juli läßt die sächsische Staats eisenbahnverwaltung bei den Zügen mehrerer von Dresden abgehender Eisenbahnlinien das Fahrpersonal um einen Mann verringern. Auch soll von diesem Zeitpunkte ab im inneren Giiterkontrolldienste durch Vereinfachung der Geschäfte eine größere Anzahl Ar- beitskräfte disponibel werden. — Der diesjährige sächsische Landtag wird, wie man versichert, ganz unter dem Zeichen des Sparsystems stehen. Die obersten Verwaltungsbehörden arbeiten bereits darauf zu und von „oben" ergangene scharfe Weisungen werden es fertig bringen, daß Vie Behörden bezüglich ihrer Anforderungen auf das Minimum zurückgehen. Die Verwaltungs-Ausgaben für den täglichen Bedarf erfahren j tzt eine Einschränkung, die große Ersparniß im Gefolge hoben wird; aut wird bei Bauten die größte Sparsamkeit walten müssen Neubauten werden wohl große Streichungen erfahren. Ganz besonders wird aber bei dem Beamtenheer ein gesetzt werden. Daß dem Landtage Neubesoldungen und Bewilligung etatsmäßiger Stellen für Beamte vorgeschlagen werden, soll gänzlich ausgeschlossen fein, und auch jetzt schon sollen frei werdende Beamten stellen nicht wieder besetz» werden. Aus Ersparungs gründen und infolge einer weilgeh nden Reduziiung des Personals sind auch Avancements bis auf Weiteres nicht zu gewärtigen. Es wird also ein großer Still stand in Beförderungen namentlich mittlerer und kleiner Beamten eintreten. Damit Hand in Hand geht eine Verordnung, wonach alle Neuannahmen zu unterbleiben haben. Bis aut dringende Fälle werden z. B. junge Leute bei den Behörden nicht mehr angenommen und auch in der Annahme von Arbeitern wird bis au Weiteres auf das Minimum heruntergegangcn. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte die geplante Maßnahme, die im Interesse unserer Staatsbeamten sehr bedauerlich ist, auf mehrere Jahre hinaus ihre Schatten werfen. — Oberlungwitz. Bei der hiesigen Gemeinde- sparkasse wurden im vorigen Monat 108 Einzahlungen im Betrage von 20513,84 M. geleistet und erfolgten dagegen nur 62 Rückzahlungen (Einlagen und Zinsen) im Betrage von 8055,69 M. Der Baarbestand be trug Ende des vorig-n Monats 24 42170 M. Tie Verzinsung sämmtlicher Einlagen erfolgt ferner noch Mit 3»/z o/o. — Rüsdorf, 5. Juli. („L.-A.") Die hiesig' Jagd ist an Herrn Haase - Hohenstein für 450 Mar! verpachtet worden. Kenner äußern sich dahin, daß der Preis mit Rücksicht auf den Wildstand nicht zu hoch sei. — Lugau, 5. Juli. Während eines heftigen Gewitters schlug heute Mittag gegen 1 Uhr der Blitz in die Gartenwirthschaft der Frau verw. Aurich ir Kirchberg, unweit der Haltestelle. Das Wohnhaus wurde vollständig eingeäschert, wobei leider auch eine Kuh und ein Schwein mit umkamen. Ein in der Nähe thätiger Bahnarbeiter und Frau Aurich selbst wurden schwer betäubt. In Kirchberg wurde ferner ein Pferd des Guts besitzers Abendroth vom Blitz erschlagen. — Lugau. Unsere beiden großen Schulen haben sich wiederum als räumlich nicht mehr genügend erwiesen, weshalb vor nicht zu langer Zeit hinter dem älteren Centralschulgebäude eine neue Schule und gleich zeitig Turnhalle, beide im Rohbau, errichtet worden sind. Jetzt muß man sich wieder nach mehr Platz umsehen, und man hat in der letzten Schulvorstands sitzung beschlossen, die Ausführung eines Anbaues an der südöstlichen Giebelseite des älteren Centralschul gebäudes vornehmen zu lassen. — Auf Anregung und Beschluß des Gemeinderathes wird Lugau demnächst insofern einen weiteren Fortschritt zu verzeichnen haben, als jede dortige Straße ihre eigene Benennung und Nummerirung erhält. Das Zuschütten der Straßen gräben, dieBeschleusung, sowie dasAnlegen von Trottoirs ist zum großen Theil bereits sertiggestellt; ferner ist der mitten durch's Dorf gehende Bach schon ein ganz beträchtliches Stück zugeschüttet und mit fast mannshohen Cementrohren versehen worden, ein Theil Ves dadurch gewonnenen Geländes ist schon seit einiger Zeit mit Wohnhäusern bebaut. Hoffentlich verschwindet der alte, unschöne „Grund" durch weiteres Ausfüllen bald ganz. ührt außer einem eigenhändigen Schreiben des Dalai-1 gründe sich auf der Hypothese, daß Englands Gegner Lama, der, nebenbei bemerkt, erst 25 Jahre alt rst^bei vollkommen klarer politischer Atmosphäre England in Peterhof. Cuenca. Ueberall ist das ein weiteres Schreiben an den Minister des Aeußeren Grasen LamSdorff, sowie an den Finanzminister Witte und den Kriegsminister Kuropatkin mit sich. Der Empfang beim Grafen LamSdorff, der erste Besuch, den die Gesandtschaft abstattete, dauerte über ein» Stunde. Dieser Tage empfängt der Zar die Tibetaner Neueste Nachrichten. Berlin, 5. Juli. Das Abschiedsgesuch ds Korvettenkapitäns Neitzke ist vom Kaiser abgelehnt worden. Berent (Westpreußen), 5. Juli. Heute Mittag wurde auf der Bahnstrecke zwischen Berent und Bütow ein von einer Frau geführtes Fuhrwerk von einem Revisionszug überfahren. 2 Mitfahrende wurden fo- fort getödtet, die Frau schwer verletzt. London, 5. Juli. (Oberhaus.) Auf eine Anfrage Speners erwidert der Chef der Admiralität Selborne, die Stärke der Mittelmeerflotte sei eine Frage, welche nur die Admiralität, die eine genaue Kenntniß der Lage habe, entscheiden könne. Die Flotte müsse stark genug sein, um jede Aufgabe, zu deren Erfüllung sie berufen werden könnte, mit Erfolg zu lösen. Acht Seemächte hätten zusammen 318 Schlachtschiffe und Kreuzer im Dienst, davon entfallen auf England 120. Wegen verschiedener Erfordernisse des Reichs seien während des letzten Jahres zeitweilig Schiffe aus dem Mittelmeer und dem Kanal ab kommandirt worden. In Kriegsstärke wäre das Mittelmeergefchwader vollkommen jeder Aufgabe ge wachsen. Tie vom Vorredner angedeutete kritische Lage Tromsolml. London, 5. Juli. Nach der amtlichen Verlust liste fielen in Südafrika im Monat Juni 15 Offiziere, 152 Mann, verwundet wurden — ausschließlich der verwundeten Gefangenen 42 Offiziere, 444 Mann, ihren Wunden erlegen sind 6 Offiziere und 60 Mann, vermißt und gefangen 3 Offiziere, 75 Mann. London, 3. Juli. Englische Soldaten, welche wegen Verbrechen gegen die Militärgesetze während des südafrikanischen Krieges zu Kerkerstrafen verurtheilt wurden, sind von Lord Roberts gänzlich begnadigt worden. Sie sollen in kürzester Zeit wieder zu den englischen Truppen in Südafrika stoßen. London, 6. Juli. Eine Statistik über die Pest in Südafrika beziffert die Gesammtzahl der bis zum 26. Juni an der Pest Erkrankten auf 749, von denen 357 gestorben sind. Bis zum 30. Juni sind 4 Pesterkrankungen an Soldaten konstatirt worden, welche in Jnvani garnisonirt waren. London, 5. Juli. Eine Depesche Lord Kit cheners meldet aus Pretoria, daß gestern ein von Pietersburg kommender Zug 5 Meilen von Naboon- pruit von Buren in die Luft gesprengt worden ist. 1 Offizier, 11 Soldaten, der Lokomotivführer, der Heizer, 1 Schaffner und 4 Eingeborene wurden ge- tödtet. Dies ist der erste Fall dieser Art auf der nördlichen Linie. — Meerane, 5. Juli. Der Leichnam eines neugeborenen Kindes wurde heute morgen beim Räu men der Düngergrube im Hause Georgenstraße 43 i aufgefunden und polizeilich aufgehoben. Die Mutter i des Kindes ist noch nicht ermittelt. i — Meerane, 4. Juli. Verhaftet wurde gestern ein hiesiger 41 jähriger Weber und Handarbeiter, der chon seit Jahren das unsittliche Leben und Treiben > einer Frau dazu auSgenutzt hat, von mchreren hiesigen Geschäftsleuten, die sich mit der Frau eingelassen haben, unter Drohungen mit Anzeige Geld zu erpressen. Die aus diese gemeine Weise erlangten Gelder sollen mehrere Tausend Mark betragen. — Werdau, 5. Juli. Eine gestern Abent stattge.undene Versammlung der Aktionäre der Spinn maschinenfabrik I. H. Popp faßte vorläufig den Be schluß, den Fortbetrieb der Fabrik aufrecht zu erhalten zu suchen. — Ein Konkurs, wie er nicht alle Tage vor kommt, ist jetzt in Schmölln beendet worden. Dort- elbst ist die Schlußvertheilung aus dem Vermögen >er Frau Piuline verw. Friedrich genehmigt worden, die sich folgendermaßen stellt: Theilungsmasse 2323 Mk. 36 Pfg., Forderungen mit Vorrecht fehlen, For derungen ohne Vorrecht 2263 Mk. 76 Pf., Dividende 100 Prozent, Ueberschuß 59 Mk. 60 Pfg. — Ja den Dresdner Gastwirthskreisen ;absn die letzten Ereignisse auf finanziellem Gebiete ebenfalls eine keineswegs rosige Lage hervorgebracht. In vielen der schönsten Restaurants sieht man des Abends oft ganz bedenkliche Lücken, die Konzertgärtev mit ihren thatsächlich guten und billigen Konzerten sind nur schwach besetz» und in der Umgebung von Dresden stehen mehrere große Balletablissements direkt vor dem Konkurs, und auch mancher kleine Wirth hat Mühe, sich in der jetzigen Zeit über Wasser zu halten. Selbstverständlich liegt der Grund auch mit in der Art und Weise, wie oft mit großen Vergnügungs- Etablissements fpekulirt worden ist. Die Preise wurden durch kurz aufeinander folgenden Besitzwechstl schnell in die Höhe getrieben, und oft waren die Käufer auch Leute, die nicht kapitalkräftig genug waren, die Restau rants zu halten. Die Folge der schwierigen Verhält nisse im Gastwirthsgewerbe dürste die sein, daß die Behörden sür die nächste Zeit nur in ganz dringenden Fällen neue Konzessionen für Gastwirthschasten ertheile. werden. — Dresden. Eine Frau hatte ihr Ijähiiges Kind in eine Badewanne gesetzt, um dasselbe zu baden. Während dieser Beschäftigung wurde die Mutter abge rufen und ließ das Kind in der Wanne sitzen. Als die Mutter zurückkehrte, war daS Kind todt. Dasselbe lag mit dem Gesichtchen aus dem Boden der Wonne und war ertrunken. — Wie in Dresden erzählt wird, beabsichtigt die Firma Alfred Krupp in Essen, die Kummer'schen Elektrizitätswerke anzukaufen. — Grotzenhain. Zw i chinesische Studenten sind hier zu längerem Ausenthalt eingetroffen. Die ca. 20 Jahre alten Söhne des Reiches der Mitte sind Eleven der kaiserlich chinesischen Gesandtschaft in Berlin. Sie sollen hier Deutsch lernen und unter Leitung deS Herrn Realschuloberlehrer Dr. Rödel als dessen Pen sionäre für das Srudium auf einer deutschen Univer sität vorbereitet werden. In dem gewohnten Straßen bilde fällt auch eine kleine Japanerin auf, die von einer lange Jahre ,in Jokohama. ansässig, gewesenen Familie bei der Rückkehr mit nach hier genommen worden ist. — Die Papierfabrik Köttewitz, Aktiengesellschaft in Köttewitz bei Dohna i. S., ist in Concurs gerathen. Die Gesellschaft wurde 1898 v. A. von 77 Gläu bigern der früheren Firma (Papierfabrik zu Köttewitz, Eichhorn L Co.) gegründet. Das Aktienkapital beträgt 510800 Mark. Eine Dividende konnte bisher nicht vertheilt werden. — Einem Kranken inRothtNditmold war von dem ihn behandelnden Arzt Morphium vnordnct. Statt wie angeordnel, je einige Tropfen zu nehmen, nahm der Kranke das ganze aus der Apotheke empfangene Quan tum auf einmal, schlief hierauf rin und erwachte nicht wieder. — Granitz, 5. Juli. Am Dienstag wurde die Frau des Bergarbeiters Oehme mit ihrem im Kinder wagen sitzenden Kinde von einem Freiberger Geschirr überfahren. Der Geschirrführer hatte Jahrmarktsgul nach hier gebracht und die Pferde unab^esträngt und unbeaufsichtigt stehen lassen. Die Pferde wurden scheu und gingen durch. Frau Oehme hat schwere äußere Verletzungen erlitten, dos Kind ist leichter verletzt. Der Kinderwagen wurde vollständig zertrümmert. — Leipzig, 4. Juli. Gestern Abend wurde in Crossen an der Elster der Wagenwärter Hähnel ans Leipzig vom Personenzuge überfahren und auf der Stelle getödtet. Madrid, 5. Juli. Die Heuschreckenplage in Spanien, über die wir vor Kurzem berichteten — elbst einen Eisenbahnzug hatten die Insekten damals ,u hindern vermocht — gestaltet sich immer furcht- >arer. Die Heuschrecken verwüsten fortdauernd ver- chiedene Landstriche im Südosten Malagas, Murcia, m Westen Badajoz und Cuenca. Ueberall ist das ^orn schon eingeheimst, doch sind jetzt die Gemüse- elder, die Weinberge und die Oelberge bedroht. Gestern wt sich in Badajoz ein merkwürdig imposantes Schau- piel. In ungeheueren wolkenähnlichen Schwärmen zogen die Heuschrecken über die Stadt. Stundenlang war das Sonnenlicht verfinstert. Ein eigenthümlich ummcndeS Geräusch wurde gehört. Die Insekten ielen massenhaft in die Straßen. Gestern ersuchten Parlamentarier die Regierung, einen Zusatzcredit für die Bekämpfung der Landplage in Anspruch zu nehmen. Eine Million Pesetas sind bereits ausgegeben. Konstantinopel, 5. Juli. (Meldung des Wiener K. K. Telegr. Corr.-Bur.) Hier sind 2 neue Pestfälle festgestsllt worden, in der Vorstadt Kassim- Pascha ist eine Griechin und in der Vorstadt Galata ein Tischler an der Pest erkrankt. Nokohama, 5. Jtli. Die Unruhen in der Mandichurei nehmen an Ausdehnung zu. Ein Trupp aufrührerischer Chinesen hat den Jalufluß überschritten, wurde aber von Koreanischen Truppen zurückgeworfen, wobei die Chinesen 12 Mann verloren. Der Kaiser von Korea hat die Ausrüstung der koreanischen Garde mit japanischen Gewehren verboten. London, 5. Juli. Unterhaus. Bei der fort gesetzten Verhandlung über das Marinebudget erklärt der Parlamewssekretär der Admiralität Arnold Forster, die Admiralität beabsichtige hinsichtlich der Angriffs- und VercheidigungSkraft der Schlachtschiffe einen Schritt vorwärts zu thun. Es würden 3 neue Schiffe gebaut werden mit einem Gehalt von 16 500 Tonnen und einer G.schwindigkeit von 18»/z Knoten; diese Schiffe würden mit einer verbesserien Panzerung ver sehen werden und würden, soweit der Admiralität be kannt sei, jeden Vergleich aushalten können mck jedem Schiffe, das von irgend einer europäischen Macht ge baut werde. Sie würden die Namen „King Edward", „Dominion" und „Ccmmonwealth" führen. Ferner beabsichtige die Admiralität den Bau von 6 gepan zerten Kreuzern von der „Monmouth"-Klasse mit einem Gehalt von 3800 Tonnen und einer Fahr geschwindigkeit von 23 Knoten aber mit s ärkerer Ar- mirung. Die Kreuzer würden nach Ansicht der Ad miralität jedem feindlichen Kreuzer die Spitze bieten können. Die ne..en Torpedobootszerstörer würden von stärkerer Bauart sein als der jetzige Typ Arnold Forster erklärt weiter, eine große Anzahl von Schiffen sei bereits mit Apparaten für drahtlose Telegraphie ausgerüstet uud alle neuen Schiffe, sowie alle zur Ausbesserung kommenden Schiffe würden mit solchen Apparaten versehen werden. Hinsichtlich der Kesselfrage sei die Admiralität entschlossen, alles zu thun, um den besten Kesseltyp zu erlangen. — Parla- mentsftkretär des Aeußeren Cranborne erwidert auf eine Anfrage, soweit der Regierung bekannt fei, habe die chinesische Regierung nicht den Wunsch ausge sprochen, den Opiumzoll zu erhöhen. Telegramme vom Molff'sche« K«rra«. Plauen, 6. Juli. Ein Liebesdrama hat sich, wie der „Vogtländische Anzeiger" meldet, gestern Nachmittag in der Nähe der Stadt abgespielt. Ein junger Mann von hier hat feine Geliebte erschossen und sich dann selbst durch Schüsse so schwer verwundet, daß er bald darauf im Krankenhause starb. Leipzig, 6. Juli. Der Vorsitzende des Auf sichtsraths der Dampfbrauerei Zwenkau, Gustav Prößdorf, wird seit heute früh 5 Uhr vermißt, Castel, 6. Juli. Auch über das Vermögen des Directors Schmidt von der Actiengesellschaft für Treber- trocknung ist Konkurs eröffnet worden. Rag az (Schweiz), 6. Juli. Der frühere Reichskanzler, Fürst Hohenlohe, der hier zur Kur weilte, ist heute früh hier gestorben. Königshütte, 6. Juli. Der „KönigShütter Zeitung" wird aus Beuthen gemeldet: Als heute Nacht der amerikanische Cirkus Barnum u. Bailey mittelst Extrazuges in Beuthen eintraf, stieß die Lokomocive auf einen vorhergehenden Sonderzug. Ein Stallmeister ist todt, 2 schwer verwundet, zehn Pferde getödtet. Mehrere Personen wurden mehr oder mind r schwer verletzt. Der Materialschaden ist bedeutend. Tagesgeschichte. Berlin, 5. Juli. Die marokkanische Gesandt schaft ist h-ute Abend hier eingetroffen. Als Geschenk des Sultans von Morokko an den deutschenKaiser sind gestern 2 arabische Hengste mit dem Hamburger Postdampfer „Gretchen Bohlen* der Woermann - Linie von Tanger nach Hamburg überbracht und gelandet worden. Gegenüber der Meldung eines russischen Blattes, der Reichskanzler Graf v. Bülow werde in den nächsten Wochen eine Reise nach Raßland unternehmen, um dort persönlich über den kauft gen Handelsvertrag zu unterhandeln, erklärt die „National -Zeitung," daß eine derartige Reise des Reichskanzlers nicht in Aus sicht genommen ist. Kutzlarrb Die schon seit Jahren angebahnte Annäherung Tibets an Rußland tritt jetzt immer mehr in den Vordergrund des Interesses und dürfte bald auch die Aufmerksamkeit Englands in stärkerem Maße bean spruchen als bisher. In den letzten Tagen durfte sich der Minister des Auswärtigen anläßlich einer Anfrage im Unterhause auf die Auskunft beschränken, daß Ge- nauer, s nicht bekannt sei. Allmählich wird er sich wohl um Genaueres umthun müssen. Denn es ist offenbar, daß die Reibungsfläche sich bald nicht mehr auf das bischen Afghanistan beschränken wird. Aus Petersburg, 5. Juli, wird gemeldet: Die außer- ordentliche Gesandtschaft des Dalai-Lama von Tibet Kelgie«. Brüssel, 5. Juli. Repräsentantenkammer. Auf )ie gestrige Anfrage des sozialistischen Abgeordneten Lorand in der Kammer über die Ausweisung Dewets antwortete der Jnstizminister, der Direktor der Sicher- heitspolizei habe keinen Ausweisur gsbefehl gegen Andries Dewel erlassen, sondern ihn nur gefragt, welche Vorkehrungen er zur Verhütung von antienglischen Kundgebungen zu treffen gedenke. Der Sozialist Demblon unterbrach bei diesen Worten den Redner mit den Rufen: „Chamberlain ist ein Brndit, ein Schurke, ich habe allen Respekt vor England, aber Chamberlain ist ein Schurke." Diese Worte riefen bei den Klerikalen und Liberalen Erregung hervor. Dem- blon fährt fort und erging sich in Schmährufen gegen den König von England. Der Präsident ruft ihn des. wegen zur Ordnung. Der Minister des Auswärtigen protestirl mit Entrüstung gegen Demblons Wo.te. Das belgische Volk würdige die Belgien geleisteten Dienste Englands und werde die Worte Demblons mit Enlrüstung zurückweisen. Der katholiiche Führer Woeste legt ebenfalls Protest gegen die Worte Dem blons im Namen der Rechten ein, sie würden in Belgien kein Echo finden. Der liberale Abgeordnete Tournay giebt eine ähnliche Erklärung namens der Liberalen ab. Er fügt hinzu, das belgische Volk nehme den größten Antheil an dem Schicksal der Buren- republicken, welche ihre Freiheit und Unabhängigkeit vertheidigten, aber wir müssen andererseits auch Eng land respektiren. Demblon erklärt, feine Worte seien nicht gegen England, sondern gegen die englische Re gi rung gerichtet gewesen. Die öffentliche Meinung sei mit ihm. Hierauf entspann sich zwischen Woeste und Demblon ein längere Diskussion, welche damit endigte, daß dem Sozialisten Demblon das Wort ent zogen wurde. Damit ist der Zwischenfall erledigt. Amerika. New-Jork, 5. Juli. Endlich, nach langen, schweren Tagen und Nächten ist in New-Jork die furchtbare Hitze gewichen, um einer kühleren Tempe ratur Platz zu machen, und alles athmet erleichtert auf. Erlösende Gewitter ließen die Hitzwelle abziehen, die jedoch leider, bevor sie schied, noch eine bedeutende Anzahl Opser forderte. Am gestrigen Tage, dem letzten einer furchtbaren Periode, fanden in New-Jork noch 180 Hitz-Todesfälle statt! Die gestrige Feier der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten erlitt naturgemäß große Störungen. Ueber die Tage der Hitze wird aus New-Jork noch berichtet: In den mittelatlantischen Staaten sind alle früheren Rekords erreicht oder übertroffen worden. Manche Orte sind das reinsten Backöfen. Der höchste Stand, den die Quecksilber bisher erreicht hat, soll 108 >/, Grad Fahrenheit gewesen sein, das sind etwa 42 Grad Celsius, und zwar im Schatten. Das Schlimmste an dem Zustande ist, daß es sich während .der Nacht in. den Häusern nicht nennenswerth abkühlt, und darum scheint das Schlafen überall unmöglick gewesen zu sein. Die Leute sind darum vollkommen erschöpft, und wer irgend kann, geht an die See, um am Strand Erholung zu finden; die Leute brach en dort die Nacht durchweg unter freiem Himmel au dem Sande zu. 15 000 Menschen schlafen so Nachts am Strande von Comy Irland, 4—5000 Personen in New-Jork im Bettery-Vark. Was in der Stadt bleiben muß, sucht sich aus den Dächer ein Lager, so gut es eben geht. Da sich dort aber alles zusammen drängt, sind dadurch schon Unglücksfälle vorgekommen, daß Schlaftrunkene vom Dache fielen. In New-Jork sind Aerzte und Krankenpflegerinnen schon völlig er schöpft; die Krankenhäuser sind voll und es fehlt an Krankenwagen, um alle durch Hitze Erkrankten fortzu schaffen. Auch die Leichenhalle sind voll. Die Geschäfte haben unter der Hitze gelitten. China. Bezüglich der Ankunft des Grasen Walbeisce in der keutschen Heimath giebt die Direktion der Hamburg- Amerika-Linie jetzt bekannt: Der Poktdampser „Gera", der den Gencralreldmarscholl Grafen Wakdersce von Ost asien in die Heimath bringt, wird nicht nach Bremer haven, sondern nach Hamburg gehen, wo er am 10. Au gust eintrifft. Der Kaiser wird den Grafen in Hamburg empfangen. Für die in China zurückbleibenden deutschen Mann schaften hat brr Berliner Verein vom Rothen Kreuz als Liebesgabe eine Reihe seilens des kaiserlichen Kommissars und Militär-Inspekteurs der freiwilligen Krankenpflege als besonders erwünscht bezeichnete Gegenstände angekauft. Die Beförderung erfolgt auf schnellstem Wege mittelst oer nach Ostasien gehenden Truppentransportdamp'er. ohne Warnung angreffen und ohne Englands Wissen mobilisiren würden. DaS sei aber eine thörichte Hypothese. Der Hinweis, das Mittelmeergeschwader müsse stets auf Kriegsfuß erhalten werden, sei un- innig. Das erste Unterseeboot werde im September ertig gestellt werden. Die Admiralität habe beschlossen, auf Malta Wellenbrecher zu bauen.
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