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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.01.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190101085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010108
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-01
- Tag 1901-01-08
-
Monat
1901-01
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.01.1901
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Hohenstein-Er., 5. Jan. Die strenge Kälte ist vom Osten her über Europa hereingebrochen. Die Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 7. Januar 1901. Mittheilungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent gegengenommen und eventt. honorirt. , Einweisung des Herrn Werner. — ^vsrlungwitz, 7. Jan. Der Ende voriger Woche erfolgten Einholung unseres neuen Ortspfarrers Herrn ?. Werner folgte am gestrigen Sonntag die feier liche Einweisung durch den Vertreter der vorgesetzten Kirchenbehörde, Herrn Superintendent Weidauer- Glauchau. Die Gemeindeglieder versammelten sich recht zahlreich Vormittags 9 Uhr im Gotteshaus, wo nach Gemeindegesang Herr Superintendent Weidauer die Einweisungsrede hielt. Endlich sei dieser Tag, so hörten wir, erschienen, längst schon erwünscht und willkommen geheißen, am meisten aber wohl von dem neuen Pfarrer und Seelsorger von Oberlungwitz, Herrn Pastor Werner, selbst. Bei den heutigen Be trachtungen liege nichts näher, als das köstliche Bild vom Predigt-Evangelium des Epiphanien-FesteS: Die Geschichte von dem Stern, der die drei Weisen aus dem Morgenlande herbeigelockt und zu dem Christus- kinde geführt hatte. Der Herr Superintendent knüpfte darauf seine weiteren Ausführungen an dieses Festtag- Evangelium und bemerkte, daß der versammelten Ge meinde heute eigentlich auch ein Stern erschienen sei: Ein neuer Prediger und Seelsorger. Da weise er heute nicht nur den Pfarrer an seine Gemeinde, son dern auch die Gemeinde an ihren neuen Pastor, zu dessen Trost, Stärkung, Freudigkeit und Zuversicht hm alle Gemeindeglieder ein treues Herz, einen für- bittenden Klauben und ein klare» Berständniß der AmtSthLtigkeit, die er auSüben wird, entgegenbringen sollen. Den neuen Seelenhirten aber ermahnt der Herr Ephoru», treu der Gemeinde in allen Stücken zu dienen, ein treuer Freund der Schule in allen ihren Aufgaben zu sein, wie überhaupt der Gemeinde Beste» nach jeder Richtung hin zu suchen. Gold, Weihrauch und Myrrhen waren die Geschenke, die von den drei Weisen dem Christurkinde übergeben wurden; und so möchte auch der neue Prediger fleißig üben und Hoch- Halten dar Gold de» Glauben», den Weihrauch de» Gebet», endlich aber die Myrrhe der Geduld gegen alle», wa» auch im geistlichen Amt vorkommen mag Segne der Herr, so schloß der Herr Ephorus, den Bund der Gemeinde mit dem neuen Seelsorger, auf daß Ihr nicht nur ein Pilgervolk seid, sondern auch Bürger werdet in Gotte» Stadt, so wird der Aufblick ein Segensblick werden, der neue Bund aber immer dar in Kraft bleiben. — Nachdem die Wahl des seit herigen Pastor- von Mülsen-St. Micheln, Emanuel Paul Werner, zum Pfarrer von Oberlungwitz vom Ev.-luth. LandeS-Consistorium bestätigt worden sei, frage er, der Ephoru», im Angesichte Gotte» und der Kirchgemeinde, ob er das geistliche Amt in Gemäßheit des von ihm geleisteten Ordinations-Gelübde» zu übernehmen und mit Gottes Hilfe auSzufüllen ge denke. — Nach dem vernehmlichen „Ja" deS Herrn Pastor Werner bemerkt der Herr Ephoru», daß, ehe er ihn in» Amt einweise, die Gemeinde wohl ein Recht darauf habe, etwa» aus seinem Leben zu er fahren, damit er nicht als Fremder unter sie trete. Er ersucht deshalb den assistirenden Herrn Diakonus Tammenhain, den Lebenslauf des Herrn Pastor Werner zu verlesen. Daraus sei hervorgehoben, daß er am 15. November 1862 zu Gersdorf geboren wurde, 1874 die Stollberger Realschule, darauf je ZI/, Jahre die Gymnasien der Städte Chemnitz und Zwickau besuchte. Seine theologischen Studien machte er an der Universität zu Leipzig. Am 11. Mai 1890 wurde er nach Mülsen-St. Micheln berufen, woselbst er bis zum Ablauf des vorigen Jahres gewirkt hat. — Darauf überreichte der Ephorus Herrn Pastor Werner die Berufungsurkunde der PatronatSherrschaft und wies ihn feierlich in sein Amt ein. Segen und Gebet bildeten den Schluß; nach einem Gesang des Kircheuchors begann der eigentliche Gottesdienst. Die Predigt hielt Herr Pastor Werner über das Epipha nias-Evangelium Matth. 2, 1—12. „Suche Christum und sein Licht, alles andre Hilst dir nicht", hatte der Herr Prediger zum Thema gewählt, „denn das ist zum ersten das Wichtigste, was wir suchen können, und zum andern das Seligste, was wir finden können." . Die nun folgende Predigt wirkte nicht nur durch ihr formgewandtes Aeußere allein, um meisten sprach der . aus dem vollklingenden Organ herausklingende, glau benstreue Ton des Herzens an und man war, wie sich ohne Mühe beobachten ließ, allseitig aufs höchste befriedigt von der Antrittspredigt des neuen Herrn Pfarrers.— Eine Stunde später fand i» Restaurant zur „Post" ein gemeinschaftliches Mittagsmahl statt, und auch zu dieser „Eimssung" des neuen Pfarrers, wie das Mahl in seinem Verlaufe scherzhaft genannt wurde, hatten sich Vertreter der Behörden des Ortes und die Bewohner desselben gleich zahlreich einge funden. Die gute Küche deS Wirthes entwickelte bald eine festesfrohe Stimmung. Ein Trinkspruch foA; anderen und manches MMgr Wort würzte die Mahlzeit. Zuerst toastete Herr Diakonus Tammenhain auf Herrn Pastor Werner, dann Herr Pastor Werner auf den Ephorus, Herrn Superin tendent Weidauer, und letzterer leerte sein Glas auf das Wohl der Gemeinde Oberlungwitz. Nach einer launigen Ansprache des Herrn Schuldirektor Groschopp verlas Herr Superintendent Weidauer einen inzwischen angekom menen poetischen Kartengruß des vormaligen Ortsgeistlichen Herrn Pastor Laube, und die Versammlung beschließt au? eine Anregung des Herrn Schuldirektor Groschopp, die Grüße auf telegraphischem Wege zu erwidern. Endlich wurde noch ein Trinkspruch auf den Kirchenvorstand von Oberlungwitz ausgebracht,- Herr Kirchenvorsteher Dietel toastete auf eine gesegnete Wirksamkeit des neuen Herrn Pfarrers; Herr Superint. Weidauer ließ Herrn Diakonus Tammenhain mit seiner Familie leben, Herr Brauerei bescher Henny forderte zu einem Hoch auf die Schwieger eitern des neuen Pastors, Herrn Pfarrer Scharre und Frau in Mülsen St. Niklas, die dem Mahle beiwohnten, auf. Durch dle anregende Unterhaltung wurden die Theilnehmer noch lange zuiammengehalten und manches Glas mit dem Wunsche geleert, daß den Bewohnern des Pfarrhauses eine glückliche Zukunft beschieden sein möge. Kinder evang. Eltern, 2 au» gemischter Ehe, (in Grum bach 11 Knaben 2 Mädchen, in Tirschheim 5 Knaben 3 Mädchen.) 1800 wurden 20 Kinder geboren, (in Grumbach 8 Knaben 10 Mädchen, in Tirschheim 1 Knabe 1 Mädchen.) Die heilige Taufe empfingen 23 Kinder, von Grumbach alle 17, welche da geboren wurden, vyn Tirschheim 4 Knaben 2 Mädchen. Kon- firmirt wurden 17 junge Christen, (aus Grumbach 5 Knaben 7 Mädchen, au» Tirschheim 3 Knaben 2 Mädchen.) Nach der Konfirmation am Palmsonntag empfingen sie alle am darauffolgenden Gründonners tage da» heilige Abendmahl. Dasselbe haben inSge- sammt 474 Personen genossen, das ist 70"/g der gegenwärtigen Seelenzahl, (von Grumbach 334, dar unter 7 im Hause, 141 männl. 139 weibl., von Tirschheim 140, darunter 3 im Hause, 59 männl. 81 weibl.). Aufgeboten wurden 12 evang. Paare. (1800: 2 Paare), die Trauung vor dem Altar de» Herrn erhielten 6 Paare (1800: 2 Paare.) Gestorben sind 10 Personen (1800: 18), (in Grumbach 2 Er wachsene, 3 Knaben, 1 Mädchen von 11 Jahren, in Tirschheim, lauter Kinder, 2 Knaben, darunter 1 von 8 Jahren und 1 todtgeb., 2 Mädchen.) Die älteste Person der Verstorbenen war 75 Jahre, die jüngste, abgesehen vom Todtgeb., 1 Monat 17 Tage. Sie wurden alle hier kirchlich beerdigt, dazu noch 1 in Kuhschnappel verstorbene Frau. Die für kirchliche Zwecke gespendeten Liebesgahen erreichten im ganzen 215,40 Mk., das ist auf den Kopf etwa 32 Pfg. — St. Egidten, 4. Januar. Beim Räumen der Latrinengrubenfässer auf hiesigem Bahnhofe fand der Gutsbesitzer Albin Dörr den Leichnam eines neu geborenen Kinde» weiblichen Geschlechts, welcher allem Anschein nach höchsten» 1—2 Tage gelegen hat. Als Thäterin wird, wie der L.-C. A. berichtet, eine aus Oels- i. E. zugereiste junge Dame erachtet. Hoffentlich ge lingt es der Gendarmerie, Licht in diese Sache zu bringen. — ZWickan, 5. Jan. Wegen einer Kleinigkeit machte gestern Nachmittag der in dem hiesigen Kon fektionshaus von Tobias beschäftigte Lehrling M. einen Selbstmordversuch. Der Lehrling, welcher am Donners tag Nachmittag, anstatt die kaufmännische Schule zu besuchen, zur Eisbahn ging, fürchtete deshalb gestern eine Strafe und sprang im Tobiasschen Geschäftshause zwei Stock hoch in den Hof herunter. Der 18jährige junge Mann wurde sofort nach dem Königl. Kreis krankenstift gebracht, wo er an inneren Verletzungen, jedoch bei vollem Bewußtsein darniederliegt. — Das „Oederaner Wochenblatt" meldet aus Frankenstein vom 1. d. Mts.: Von Zigeunern entführt wurde — wie die Staatsanwaltschaft bekannt giebt — der 6jährige Sohn des Kutschers Künzel hier. — Oelsnitz i. B. (Ein vielbegehrter Posten. Der erst seit Mai v. I. hier angestellte Stadtkassen kontrolleur Klemen» Kühne aus Freiberg rückte be reit» am 1. Januar dS. Js. in die Stadtkassirerstelle ein, welche durch Pensionierung ihres zeitherigen Inhaber» frei wurde. Um die Kontroleurstelle waren nun achtzig Bewerbungen eingegangcn; gewählt wurde am Mittwoch der erste Buchhalter bei der Stadtkasse zu Hohenstein-Ernstthal, Herr Müller. — Die Zahl der in der Herberge zur Heimath in Oelsnitz übernachtenden Handwerksburschen ist neuerdings von Monat zu Monat angewachsen, im vorigen Monat auf 486 (gegen nur 385 im Dezegl; ber 1899). — Plauen, 2. Januar. Als sich gestern Abend die acht Kinder des Fabrikweber» Hermann Riedel zu Bette begeben wollten, fiel die in die Decke eingeschraubte Oese, an welcher die Petroleumlampe angebracht war, heraus. Die Lampe explodierte und da» brennende Oel ergoß sich auf das fechsjährige Töchterchen. DaS Kiud erlitt schwere Brandwunden im Gesicht und an beiden Armen, die Mutter bei dem Löschen des Feuers solche an der Hand und einem Arme. Dresden, 7. Januar. Prinz Georg begiebt sich mit dem Rittmeister v. Metzsch nach Weimar, um die königliche Familie bei der Trauerfeier daselbst zu vertreten. — Weitzenberg, 4. Jan. Heute vormittag wurde, als der Gastwlrth Gretschel EiS fahren ließ, der Arbeiter Birke dermaßen vom Pferde mit dem Huf in den Rücken geschlagen, daß er sofort tot blteb. — Am Montag wurde iu Löbau der angebliche Kaufmann König aus Mantel in Hannover und der Arbeiter Porzig aus Zwenkau verhaftet, die in einer Herberge mit falschen Stempeln versehene Legitima- tionSpapiere angefertigt und an andere Personen ab gegeben hatten. der ganze kaiserliche Hof in seine« vielfachen Ab- Mfmtgen hat da» denkbar stärkste Bestreben, nach Peking zurückzukehren. Nur durch Annahme der Vorbedingungen konnte man den Weg dahin anbah«en, alle Einflüsse arbeiteten darauf hin. Der kaiserliche Hof ist durch feine Entfernung au» der eigentlichen Residenz in eine recht prekäre und unbehagliche Lage gekommen. Die an sich schon wenig vurchgebildete Organisation der gesammten Staatsverwaltung ist bei nahe ganz zum Stillstände gekommen. Bei der raschen Flucht der kaiserlichen Familie sind manche hochstehende Personen zurückgeblieben und in sehr schlimme Lage gekommen. Wie von dort berichtet wird, befinden sich «och Prinzen iu Peking, die zu ihrem Unterhalte für die fremden Truppen Dienste thun müssen. Alle diese Verhältnisse üben einen so starken Einfluß au», daß die kaiserliche Regierung Bedingungen angenommen hat, welche sie früher für unannehmbar erklärte. Große» Vertrauen bringt man dem ersten chinesischen Unterhändler, Prinzen Tsching, entgegen, der sich entgegenkommend und zuverlässig erwiesen hat. Daher sieht man dem Abschlusse de» Frieden» in naher Zeit bestimmt entgegen. Die OccupationStruppen werden in einigen Monaten zum größten Theil zurückgezogen werden können. Ueber die Verluste, welche die Explosion eine» Geschützes im Peitang-Iort beim Salutschießen am ReujahrStage zur Folge gehabt hat, ist gestern aus Tientsin ein auSsührlicheres Telegramm eingetroffen. Danach wurden getödtet: Vom Ostasiatischen Bataillon schwerer Feldhaubitzen 2. Batterie: Obergefreiter Kayser, früher Fußartillerie-Regiment 10; Lux, früher Fuß artillerie-Regiment 6; Kanoniere Nowack und Pohle, früher Fußartillerie - Regiment 9. Vom ostasiatischen Pionier-Bataillon 3. Compagnie: Gefreiter Bortz, früher Pionier-Bataillon 1: Pionier Zettwitz, früher Pionier-Bataillon 12. — Verwundet sind: vom Ost asiatischen Bataillon schwerer Feldhaubitzen 2. Batterie: Kanoniere Lehmann und Klug, früher Fußartillerie- Regiment 13; Wilken und Goertz, früher Fußartillerie- Regiment 9; Wehrle, früher Fußartillerie-Regiment 11; Dolze, früher Fußartillerie-Regiment 5; vom Ostasia tischen Pionier-Bataillon 3. Compagnie: Pionier Wirtz, früher Pionier-Bataillan 19; von der Heyde und Rorarius, früher Pionier-Bataillon 9; Schramm, früher Pionier-Bataillon 4; Gefreiter Schwerbel, früher Pionier-Bataillon 3; Unteroffizier Pollock, früher Pionier-Bataillon 22; — Außerdem sind verwundet: vom Ostasiatischen Bataillon schwerer Feldhaubitzen 2. Batterie: Kanonier Dieck, früher Fußartillerie-Re giment 6; Trainsoldat Kloß, früher Train-Bataillon 3 «nd vom Ostasiatischen Pionier-Bataillon, 3.Compagnie: Pionier Sink, früher bayerisches Eisenbahn-Bataillon- Die letzten 3 Namen sind augenscheinlich verstümmelt- — Wie es möglich war, daß dieser Unglücksfall sich ereignen und so schwere Verluste an Menschenleben zur Folge haben konnte, darüber fehlt e» noch an jeder amtlichen Mittheilung. nachstehenden Temperaturangaben zeigen deutlich, wie sie allmälig nach Westen vorgerückt ist, bis sie gestern auch Pari» Schlittschuhwetter brachte. Am 30. Dezbr. schon betrug die Minimaltemperatur in Memel —16« am 31. —18", am 1. —16", am 2. und 3. —17" und gestern —16". In Swinemünde fiel sie von —1" am 30. auf —14" am 3. und stand gestern auf —13". Hamburg hatte am 30. noch 1 Grad Wärme, gestern aber 13°. In Berlin machte da» Thermometer dieselbe Rutschparthie, ging aber noch um 1,4" unter Hamburg hinab. Den Einfluß der See auf die Temperatur konnte man auf oem sturmumbrausten Helgoland beobachten. Dort verzeichnete man am 30. Dezbr. dieselbe Temperatur wie in Hamburg und Berlin, aber unter —9 Grad ging das Thermometer dort nicht herunter. Metz konnte am 31. Dezbr. noch -s-7 Grad verzeich. nen, am 4. Januar aber —10 Grad. Am schlimmsten ist München von der Kälte heimgesucht worden. Bon 0 Grad am 31. Dezbr. sank daS Quecksilber am 4. Januar auf —20 Grad. Heftige Kälte gab e» auch in Wien, wo man am 2. Januar schon —15" verzeichnen konnte. Gestern war die Temperatur dort auf —12" gestiegen. Auch in Paris gab es Frost und daS Thermometer registrirte dort gestern ein Minimum von 4 Grad. Intensiver Frost ist für uns nichts außergewöhn- liches zu dieser Jahreszeit. Der diesjährige ist noch nicht einmal besonders heftig. 1893 waren ganz andere Ziffern zu verzeichnen. Der kälteste Tag war in jenem Jahre der 19. Januar, der bis zu 23 Grad Kälte brachte. — Schützet die Thiere vor der Kälte! Hierdurch werden die Besitzer von Zug hunden daran.erinnert, daß sie eine trockene Decke al» Unterlage für den Hund mitzusühren und beim Anhalten diesem unterzulegen haben. Bei der großen Kälte ist e» außerdem angebracht, den Hund mit einer zweiten Decke zuzudecken. Besitzer von Kettenhunden werden dringend ersucht, die Hundehütten möglichst gut mit Holz und Stroh auszupolstetn und vor dem Eingang, um ihn gegen die kalte Luft zu verschließen, eine Decke anzunagrln, ferner für die Entfernung de» Eises aus dem Trinkgefäßen und genügende Ver sorgung mit Trinkwasser Sorge zu tragen. Das lange Stehenlassen von Pferden ist möglichst zu ver meiden, und während des Haltens sind die Thiere mit einer Decke zu schützen. Alle edeldenkenden Men schen werden gebeten, für Befolgung obiger Bestim mungen Sorge zu tragen. — Gersdorf, 5. Januar. Wie wir hören, ist Herr Hilfsgefftlicher Johanne» Marx als Diakonus in Kohren und Pastor in Jahnrhain gewählt worden und wird mit Ende dieser Monats der geschätzte Kanzelredner von uns scheiden. — Wie alljährlich, wurden die Zinsen der Nötzold-Stiftung an arme Wittwen des OrteS vertheilt. Der zur Vertheilung kommende Betrag reicht aber immer für die vielen Bedürftigen nich! aus, deshalb hat, wie schon seit einigen Jahren, auch Heuer Herr Friedensrichttr Fang hänel einen Theil der Sühnegelder zur Verfügung ge stelltes konnten dadurch noch mehrere Wittwen bezw. arme Familien berücksichtigt werden. Dem edlen Geber sei hiermit gedankt. — Aldorf. Wenn wir einen Rückblick auf das verflossene'Jahr IWo w^, finden wir, daß unser Ort wiederum einige Fortschritte gcinaHr hat. So wurde zu-. Verwirklichung die geplante An stellung einer Diaconisstn, sowie die Errichtung einer Stadtfernsprecheinrichtung. Die Einführung des elektrischen Lichtes ist beschlossene Sache. Die große Centralschule, zu der die Vorarbeiten schon Anfang deS Jahres 1899 begannen, konnte am 5. Nov. 1900 eingeweiht werden, dieselbe ist mit allen der Neuzeit entsprechenden Einrichtungen versehen. Nun wünschen wir noch ein Verkehrsmittel, dessen Fehlen so oft bitter empfunden wird, und das ist die ost genannte, seit 1896 geplante elektrische Eisenbahn! Wollen wir zuversichtlich hoffen, daß wenigstens das Jahr 1901 darin sichtbare Zeichen der Ausführung bringt — eine Staatrbahn, die den hiesigen Ort an da» große Ber- kehrsnetz anschließt, wird man ja wohl doch nie er reichen. — Lichtenstein. In der Sparkasse des hie, sigen Evangelischen Arbeitervereins sind im Laufe de» Jahres 1900 gegen 7000 M. gespart worden. Die Summe ist fast nur durch Sparpfennige von Arbeitern zusammengekommen, die schon jetzt den vielseitigen Segen des Sparens empfinden. — Grumbach, 5. Jan. In unserer Parochie Grumbach mit Tirschheim wurden 1900 geboren: 25 Kinder, darunter 2 uneheliche, 1 todtgeb., 23 Muth. Novellete von Arthur Zapp. 2 .Forts. Nachdruck verboten. Man munkele in der Stadt bereits von der Ver lobung Klara Mertens mit Leutnant von Bärenburg, als plötzlich ein Ereigniß eintrat, das nicht nur unter der näheren Bekannten der Familie Merten, sondern in der ganzen Stadt die größte Sensation hervorrief. Klaras Vater, Bankdirector Merten wurde eines Morgen» verhaftet. Er sollte sich gemeiner Betrüger eien schuldig gemacht haben. Als Thatbestand wurde folgendes bekannt: Herr Merten hatte die Gründung einer Lebensversicherung projektirt. Er hatte bereits einen Agenten angestellt, der Zeichnungen von Aktien der neuen Handelsgesellschaft entgegennehmen sollte. Der Agent war ein paar Wochen sehr eifrig thätig gewesen. Diese Thätigkeit aber hatte ein plötzliches Ende nehmen müssen, denn die neue Lebensversicher- vngSgesellschast war von der Behörde nicht genehmigt worden und so hatte die projektirte Gründung aufge- aegeben werden müssen. Nun meldete sich eine ganze Anzahl von Personen, die bereit» Anzahlungen auf die von ihnen gezeichneten Aktien geleistet hatten. Herr Merten aber verweigerte rundweg jede Entschädigung der Betroffenen mit der Erklärung, daß der Agew nicht befugt gewesen sei, Anzahlungen zu erheben. Die Geschädigten wandten sich nun an die Staatsanwalt, schäft und hier fiel die Aussage der Denunzianten schwer ins Gewicht, da von allen einstimmig ange- ihn berechtigte, Zahlungin für die bereits konzessionirte Gesellschaft entgegenzunehmen. Daraufhin verfügte der Staatsanwalt die Inhaftnahme oer beiden Beschuldigten. Zum Unglück für den Bankdirector Merten zog sich die Angelegenheit in die Länge, da der andere Ver- haftsbefehl nicht vollstreckt werden konnte. Der Agent war spurlos verschwunden. Für die Familie Merten begannen trübe Tage. Der als sehr wohlhabend in der Stadt geltende Bank- director hatte ein großes Hau» gemacht und die an gesehensten Familien der Stadt hattten bei ihm ver- kehrt. Nun mußte Frau Merten die bittere Erfahr ung machen, wie wenig auf diese Freunde aus den guten Tagen zu rechnen war. Ueberall, wohin sie sich um Rath und Beistand wandte, begegnete sie kühlem Achselzucken, frostigen Mienen. Auf der Straße ging man ihr aus dem Wege, oder sah starr gerade- au», wenn sich eine Begegnung nicht vermeiden ließ. Auch Leutnant von Bärenburg befolgte diese Taktik, al» ihm eine» Tages Frau Merten mit ihrer Tochter ent- gegenkam. Mit peinlichem Herzklopfen sah Klara dem Moment entgegen, wo der Leutnannt bei ihnen vor- bei gehen würde und es war ihr wie ein Stich in» Herz, als Herr von Bärenburg, sein Gesicht nach der anderen Seite kehrend, nicht den Muth besaß, sich al» Freund der von der ganzen Stadt Verfehmten zu be kennen. Al» die beiden Frauen ihre Wohnung betraten, er ihnen entgegen nnd drückte ihnen herzlich die Hände. „Ich komme soeben von einer Geschäftsreise zu rück," sagte er, „und höre erst jetzt von dem Unglück, daS Sie betroffen hat. Es drängt mich, Ihnen mein innigstes Mitgefühl auszudrücken und mich Ihnen zur Verfügung zu stellen. Wenn ich Ihnen irgendwie dienlich sein könnte, so würde mich das mit besonderer Genuthuung erfüllen." Frau Merten dankte mit ein paar warmen Worten. Klara war zu bewegt, als daß sie sprechen konnte, aber die Thränen, die in ihren Augen schim merten, vrriethen deutlich ihre Empfindungen. Zwischen Frau Merten und Herrn Wagner ent wickelte sich rasch ein eifriges Gespräch? Der nieder- gedrückten armen Frau that es offenbar wohl, einmal ihr Herz erleichtern zu zu können. „Wie war es nur möglich," äußerte Herr Wag- ner, „daß der Staatranwalt sofort die Verhaftung Ihres Gatten verfügen tonnte?" „Er glaubt eben an seine Schuld," erwiderte die gramgebeugte Frau bitter, „wie die ganze Stadt. O, wüßten Sie, was wir erlitten haben! Man flieht uns wie Pestkranke, niemand spricht mit uns, niemand kennt uns mehr." Herr Wagner blickte eine Weile sinnend vor sich hin, dann nickte er und sagte: „Ja, ja, da» ist die „Oh, ich thue nur meine Pflicht," lehnte der junge Mann bescheiden ab. „Ich kenne Ihren Gatten gut genug, um überzeugt zu sein, daß er des ihm zur Last gelegten Vergehens völlig unfähig ist." Frau Merten seufzte. „Wenn mau doch auch dem Staatsanwalt und den Richtern diese Ueberzeug« ung beibringen könnte!" „Nach meiner Meinung," sagte Herr Wagner, „ist der Agent ein abgefeimter Halunke. E» kommt alle» darauf an, dieses Menschen habhaft zu werden." „Der Staatsanwalt hat bereit» einen Steckbrief erlassen" — „Da» genügt nicht," fiel der junge Mann eifrig ein. Ich bin der Ansicht, daß man die Nachforsch ungen nach dem Verschwundenen selbst in die Hand nehmen muß, und ich würde Ihnen den Rath geben, sich zu diesem Zwecke an ein renommirte» Detektiv bureau zu wenden." (Schluß folgt.) geben wurde, daß der Agent eine mit dem Namen wurde ihnen eine angenehme Ueberraschung zu theil. alte Erfahrung. Das Beispiel steckt an. Beginnt erst -- - - ------- " ' " " "" " ' ' - «ner zu zweifeln, so folgen ihm flugs die andern. Die Menge ist immer geneigt, daS Schlimmste für da» Wahrscheinlichste zu halten, und schließlich wagt nie mand mehr, sich gegen die Stimme der sogenannten öffentlichen Meinung aufzulehnen." „Umsomehr sind wir Ihnen zu Dank verpflichtet," fiel Frau Merten herzlich ein, daß Sie uns mit Ihrem Besuche beglücken, daß sie sich nicht wie die anderen vor uns, den Geächteten, zurückziehen." Merten unterzeichnete Vollmacht vorgewiesen habe, die. Es war Besuch da, Herr Wagner, der die Manien im " Besuchszimmer erwartete. Mit freudiger Hast eilte
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