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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.04.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190104160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010416
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010416
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-04
- Tag 1901-04-16
-
Monat
1901-04
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.04.1901
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1900 betrug die Gesammtförderung 578 991 KI <541520 KI in» Jahre 1899). Nach erfolgter Sor- tirung kamen zum Verkauf: 418 545 kl (368 969). Bon den verkauften Kohlen gingen 404267 Kl (354 771) in 6218,5 (5460,5) Ladungen per Bahn und 14278 kl (14198) per Geschirr ab. Die Ein nahme dafür betrug 468760 M. 43 Pf. (368527 M. 40 Pf.) Der erzielte Durchschnittspreis für den verkauften Hektoliter Kohlen 111,99 Pf. (99,88). Die Produktionskosten stellen sich für den Hektoliter ge förderte Kohle auf 82,59 Pf. einschließlich aller Löhne, Gehalte, des Materialaufwandes, der Zinsen und der sonstigen Ausgaben (72,66 Pf.). Die Nach frage und der Absatz gestalteten sich im abgelaufenen Jahre sehr lebhaft und veranlaßten ein wesentliches Steigen der Kohlenpreise, dem allerdings auch wieder eine erhebliche Steigerung aller Betriebsunkosten, vor allem der Löhne und aller Materialien gegenübersteht. Im abgelaufenen Jahre ist das Werk von Betriebs störungen nicht verschont geblieben. Zunächst beein flußten immer roch die stärkeren Wasserzugänge im Anfang des Jahres den Grubenbetrieb ungünstig, bis die Verstärkung der Wasserhaltung durchgeführt war. Ferner trat im Hochsommer eine sehr störende Wetter- stauung ein, da beide Schächte das Bestreben hatten, Wetter ein- und auszufördern. Durch Aufstellung eines größeren unterirdischen elektrisch betriebenen Ventilators wurden jedoch die Wetterverhältnisse be deutend gebessert. Die Direktion schlägt vor, von dem Reingewinn von 37 423 M. 35 Pf. 22930 M. 80 Pf. als Ausbeute auf 764,36 Kuxe — 30 M. pro Vollkux auszuzahlen, 10000 M. einem zu bildenden Reservefonds zu überweisen und den Rest von 4492 M. 55 Pf. auf neue Rechnung vorzutragen. — Stollberg, 14. April. Nach rauchen die Trümmer vom Brande des Stadtgutes, und schon tönten gestern Abend in der 9. Stunde wieder Feuer- Alarmsignale. Im Hause des Bäckermeisters Feig am Markte war ein Brand entstanden, der in dem etwas älteren, aber umfänglicheren und namentlich be deutende Mehlvorräthe enthaltenden Gebäude reiche Nahrung fand. Auch das nebenstehende Haus, in dem sich eine Schnittwaarenhandlung befand und dem Gerbermeister Schmidt gehörte, wurde von den Flammen ergriffen und eingeäschert. Die Feuerwehr hatte große Mühe, das dicht anstehende Amtsgerichtsgebäude zu schützen, an dem die Flammen gierig leckten. Herrn Feig trifft ein großer Schaden, da er nur wenig ver sichert hat, auch konnte er nur sehr weniges retten. In der Bürgerschaft ist noch Meinungsverschiedenheit darüber, ob die beiden Brandstätten der beiden allein und etwas unterhalb am Markte gestandenen Gebäude wieder bebaut oder zur Vergrößerung und Verschöner ung des Marktplatzes verwendet werden sollen. — Nach beendigtem Hauptgottesdienst wurde heute Vor- mittag durch Herrn Sup. Lotichius der Missionskanoidat Rother aus Burkhardtsdorf zum Geistlichen der Landes- lirche geweiht und ordinirt. Der jugendliche Missionar wird in einigen Wochen nach dem Kilimandscharo ab reisen, um dort seine MissionSthätigkeit aufzunehmen. — Zwickau, 12. April. Strafkammer HI. Der Fabrikbesitzer Ernst Bernhard Müller in Chemnitz und dessen Sohn, der Geschäftsleiter Georg Gottfried Müller in Hohndorf sind am 20. Februar d. I. vom Kgl. Schöffengerichte Lichtenstein wegen Vergehens nach 8 137 Abs. 1 und Z 146 Ziffer 2 der Gewerbe ordnung und zwar Bernhard M. zu 200 Mk. und Gottfried M. zu 50 Mk. Geldstrafe verurtheilt worden, weil in der dem Ersteren gehörigen und von Müller jun. geleiteten Briketlfabrik in Hohndorf längere Zeit hindurch Arbeiterinnen zur Nachtzeit beschäftigt worden waren. Die von beiden Angeklagten gegen dieses Urtheil eingewendete Berufung wurde heute verworfen. — Werdau, 14. April. Am Freitag Nach mittag ertrank im Psarrteich zu Langenhessen der 5- jährige Sohn des Schmiedemeisters R. Engelmann von hier, als ec bei seinen Großeltern auf Besuch war. Der Großvater selbst konnte seinen Enkel leider nur als Leiche auS dem Wasser holen. — Crimmitschau. Auf das von den drü Städten Crimmitschau, Glauchau und Meerane im Februar an die Aktien-Gesellschaft für elektrische An lagen und Bahnen in Dresden gemeinschaftlich gerichtete Ultimatum wegen Beginn des Baurs der elektrischen Verbindungsbahn zwischen den drei Städten hat die genannte Aktiengesellschaft den Stadträthen den Ver- mittelungsvorschlag gemacht, für die Verbindung der drei Städte eventuell eine gleislose Bah", eine „Motor bahn" (elektrische Omnibuslinie) in der Weise herzu stellen, daß in Zwischenräumen von etwa 1 '/z Stunde zu gleicher Zeit je ein Omnibus von den 3 Städten abfahren sollte, die in Dennheritz zusammenzutreffen hätten, dort solle dann ein Umstcigen der Passagiere erfolgen. Der Rath hatte bereits am 12. März ein Eingehen auf diesen Vorschlag abgelehnt. Von den Stadträthen zu Glauchau und Meerane ist gleichfalls ablehnender Bescheid eingegangen, und ist daher be schlossen morden, die Aktiengesellschaft demgemäß zu bescheiden. — Oelzscha« b. Belgershain. In den letzten Wochen ist hier, wie in der Nachvarqemeinde Kömm litz, nach Kohlen gebohrt worden. Der Erfolg ist ein ganz überraschender. In einer Tiefe von etwa 40 Metern ist man auf ein Kohlenlager von 13 Meter Mächtigkeit gestoßen. Die gefundene Kohle ist von großer Festigkeit, und Versuche haben ergeben, daß sie eine ganz ausgezeichnete Heizkraft besitzt. — Dresden» Im Prozesse gegen den Haupt mann v. Beust haben wir bereits unter den Tele grammen der Sonntag-Nummer daS Urtheil mitgetheilt. Heute tragen wir nach dem Berichte Dresdner Blätter noch daS Folgende nach. Hauptmann v. Beust erklärte sich für nichtschuldig; er habe die Posten (welche den Or. Schaumann überwachen sollten) nur zum Schutz? der Kaserne ausgestellt, Or. Schaumann sagte au«: Aus verschiedenen Umständen habe er entnommen, daß seine Frau seit längerem mit dem Hauptmann v. Beust ein Berhältniß unterhalten hat, daß, während er ver reist war, Hauptmann v. Beust sich in seiner Wohn ung aufgehalten hat und ihn, Or. Schaumann, beo bachtete und beobachten ließ. Angesichts diesir That fachen habe er sich gesagt, daß er in diesem Falle den gewöhnlichen Weg zur.Genugthuung nicht einschlagen konnte, sondern nur Material brauchte, um seine Ehe scheidung durchzuführen. Dies habe er sich auch ver schafft. In der bewußten Nacht haben sich die bekannten Vorgänge zugetragen. Er sprang nach der durch aller hand Behelligungen unterbrochenen 8stündigen Wachzeit auf die Droschke zu, um in Gegenwart möglichst vieler Zeugen festzustellen, daß seine Frau Nachts 2 Uhr die Kaserne verließ. Blitzschnell sprang Hauptmann von Beust ihm entgegen und beide stürzten zusammen in den SHnee. Bor einer sodann erfolgten Balgerei, über die gewisse Blätter berichtet hätten, sei keine Rede gewesen, wohl aber habe er, um die Aufmerksamkeit seiner Begleiter zu erwecken, um Hilse gerufen, wäh- rend der Hauptmann gleichzeitig schne: „Arretiren!" Daraufhin hätten ihn 6—8 Jäger mit blanker Waffe gefaßt und in die Arrestzelle auf der Wache gebracht. Dort habe er kurze Zeit warten müssen, und alsbald sei nach Feststellung seiner Personalien seine Freilassung erfolgt. — Aus der Urtheilsbegründung war folgendes zu entnehmen: Als strafbare Handlung fah das Gericht an, daß der Angeklagte Posten aufgestellt hat, die nach der Ueberzeugung des Gerichts nicht den Zweck haben konnten, nur die Kaserne zu sichern, sondern auch die Entfernung der Dame schützen und die Aufpasser ver- veranlassen sollten, wegzugehen. Darin ist ein Miß brauch der Dienstgewalt zu erblicken gewesen. Der Angeklagte hat den ihm unterstellten Oberjäger Just beauftragt, zwei von den Civilisten von der Straße wegzuweifen und zu arretiren. Er hat den Befehl auch gegeben, nachdem ihm der Oberjäger die Unzu lässigkeit erklärt hatte. In beiden Fällen ist die Ver haftung nicht geglückt, und bei dem Zeugen Brauner ist versucht worden, die Arretur mit Gewalt durch zuführen. Dies Verfahren war unberechtigt, denn die Leute haben durch ihr Verhalten keinen Anlaß zum Einschreiten gegeben. Zur Ausführung seines Vor- aeheps hat sich der Angeklagte Untergebener bedient und sie durch Mißbrauch feiner Dienstgewalt zum Gehorsam bestimmt. Endlich hat der Angeklagte den Or. Schaumann festnehmen und inhaftiren lassen, worin äußerlich schon eine Freiheitsberaubung zu erblicken ist, zu der eine Berechtigung durchaus nicht vorlag. Der Angeklagte fuhr mit der Ehefrau des Or. Schaumann in einer Droschke davon, und dem Ehemann mußte das Recht der Selbsthilfe insoweit zugestanden werden, daß er sich vergewissern konnte, daß sich seine Frau in dem Wagen befand und er sie eventuell mit Gewalt herausholen konnte. Der Angeklagte ist sich bewußt gewesen, daß er ein Recht auf die Frau nicht hatte. Es muß ihm zugestanden werden, daß er als Offizier in Uniform verletzt war, wenn jemand auf die von ihm benutzte Droschke zuspcang. Unter normalen Ver hältnissen konnte er vorgehen, aber im vorliegenden Falle war er bewußt im Unrecht. Das Gericht ist bei der Urtheilsfällung nicht der Meinung gewesen, daß in den Delikten Beamtendelikte vorliegen, da nach einer reichsgerichtlichen Entscheidung Offiziere keine Beamteneigenschaft besitzen, wenn sie subjektiv an einer strafbaren Handlung betheiligt sind. — Erwähnt fei noch, daß Hauptmann v. Beust 36 Jahre alt und in Bautzen geboren ist, wo sein Vater Kreishauptmann war. Der Vertreter der Anklage beantragte wegen Gefährdung der Sittlichkeit und militärdienstlicher Geheimnisse den Ausschluß der Oeffentlichkeit, doch lehnte dies der Gerichtshof ab. Der Vertheidiger hatte bestritten, daß Mißbrauch der Diemtgewalt vor- liege und ersuchte, den Angeklagten nur mit Festungs haft, nicht Gefängniß zu bestrafen. — Leipzig, 11. April. Der Kampf zwischen der Kasse und den ausständischen Aerzten nimmt immer bittere Formen an. Hatten die Aerzte dem Kassenvorstand vorgeworfen, daß er ihnen vorgeschrieben habe, wie viel Kassenmitglieder sie krank schreiben dürfen, also gegebenen Falls wider Pflicht und Ge wissen zu handeln, so weist der Kassenvorstand heute diese Beschuldigung als völlig unbegründet zurück und behauptet seinerseits, daß ein Theil der Aerzte in der Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit allzu willfährig fei und so die Kasse schädige. Um die Kundschaft einzelner Patienten nicht zu verlieren, bürdeten solche Aerzte der Kasse in leichtfertigster Weise unbegründete Lasten auf. Es fei weiter nichts geschehen, als daß solchen Aerzten bedeutet worden sei, ihrer Thätigkeu größere Sorgfalt zuzuwenden. Die Kasse wolle die ärztliche Vertrauenskommission nur in ihrer jetzigen Zusammensetzung nicht und das unangetastet bestehende Schiedsgericht, das auS drei Aerzten und drei Mit gliedern des Kassenvorstands unter dem Präsidium des Vorsitzenden des Gewerbegerichts bestehe und über die gegen einen Kassenarzt ausgesprochene Kündigung zu entscheiden habe, erkenne sie nach wie vor an Dieses biete den Aerzten genügend Schutz. Ferner wird dem „Leipz. Tgbl." mitgetheilt, daß die Orts krankenkasse wiederum eine Anzahl auswärtiger Aerzte als Kassenärzte engagirt hat. In dieser Sache wird übrigens vom Vorstande des Vereins der freigewählten Kassenärzte in Berlin, dem 1400 dortige Aerzte an- gehören, Folgendes öffentlich bekannt gemacht: Aus Anlaß der ZeitungSmeldung, daß die im Streite mit ihren Kassenärzten befindliche Leipziger Ortskranken kasse den Versuch macht, Berliner Aerzte als Kassen ärzte zu gewinnen, machen wir unsere Mitglieder auf ß 33 der Vereinssatzungen aufmerksam, in welchem bestimmt wird, daß die Wiederaufnahme eines Mit- gliedes, das ohne Genehmigung les Vorstandes seinen Austritt vor Jahresfrist erklärt, frühestens drei Jahre nach diesem Austritt und zwar nur mit Genehmigung drs Vorstandes erfolgen darf. — Leipzig. 13. April Wie von ärztlichen Be zirksvereinen initzerhe lt wird, sollen die von der Orts krankenkaffe engazirien auswärtizen Aerzte vor ein Ehren gericht gestellt werden. Von ärztlicher Seite sind alle weiteren Presseerklärungen gegen die Ortskrankenkaffe heute eingestellt worden. — Grüningen bei Greußen. Dem hiesigen Rittergutsbesitzer Herrn v. Kriegsheim sind an einem Tage 20 Stück werthvolle Ochsen am Milzbrand ver endet. Nach Aussage des Thierarztes folgen fast sämmtliche Rinder des Viehbestandes nach, da sie von rerselben Krankheit infizirt worden sind. Bei der Er- orschung der Ursache der Krankheit hat man gefun- )en, daß an der Stelle, wo man früher ein an Milz- wand verendetes Thier eingegraben hatte, in diesem Jahre eine sogenannte Miete für Futterrüben errichtet worden war. Man ersieht daraus, daß die Kadaver ölcher Thiere verbrannt werden müssen. Neueste Nuchrichte». Chemnitz, 15. April. Gestern Nachmittag V,1 Uhr entgleiste unmittelbar hinter dem Dresdner-Straßen- Uebergang die Zugsmaschine des nach Reichenbach verkehrenden Personenzuges 1008 infolge falscher Um stellung einer Weiche. Reisende und ZuaSpersonal erlitten durch diesen Unfall glücklicherweise keine Ver letzungen. Auch die Maschine wurde nur unerheblich beschädigt. Die Personenwagen waren auf dem Ueber- ganze stehen geblieben und hemmten die ganze Passage. Dieselben wurden alsbald nach dem Bahnhofe zurück gebracht und der Zug nach Herbeischaffung einer neuen Maschine mit einstündiger Verspätung nach seinem Ziele abgelassen. Die entgleiste Maschine sperrte den Verkehr auf dem Hauptgeleise, deshalb mußten die in der Richtung von Siegmar und Altchemnitz ankom menden Personenzüge über die Gütergeleise geleitet und an die Bahnsteige zurückgestoßen werden. Leipzig, 15. April. Der Inhaber der Rauch- waaren-Exportfirma S. M. Petermann, Brühl 63, ist nach Hinterlassung bedeutender Schulden flüchtig geworden. Die gesammten Schulden sollen sich auf 1 900 000 Mark belaufen. — Der Director der Leip ziger Bank, Herr Exner, ist heute früh bei einer Spa zierfahrt durch die Kochstraße verunglückt. Der Wagen Exner's stürzte um, oer Kutscher erlitt so schwere Ver letzungen, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Director Exner trug eine schwere Gehirn erschütterung davon; in der nächsten Polizeiwache wurde ihm die erste Hilfe zu theil. Berlin, 14. April. Der Reichskanzler Gra von Bülow ist heute Abend wieder hier eingetroffen Wien, 13. April. Heute Abend fand in dem Schönbrunner Schlosse die Serenade des Kölner Ge sangvereins vor dem Kaiser und den Erzherzögen statt Die Sänger b gannen mit dem „Lied vom Rhein". Der Kaiser dankte den Sängern dafür, daß sie ge kommen feien, und sagte, sie hätten sehr schön gesungen, sie hätten namentlich prächtige Tenöre in ihrer Schaar, — Unter anderen Kölnern wurde ihm der 83jäyrige Rector Schmitz vorgestellt. Nachdem sich der Hof entfernt hatte, überreichte Graf Paar dem Verein die Medaille für Kunst und Wissenschaft. Nachher wur den die Sänger im Maria Theresiensaal bewirthet. Monte-au - les - Mines, 14. April. Die hiesigen ausständigen Grubenarbeiter beschlossen in einer heute abgehaltenen Versammlung, in welcher über die Erfolge der Bestrebungen ihrer Vertreter aus dem Bergarbeiterkongreß in Lens Bericht erstattet wurde, den Ausstand bis zum Aeußersten fortzufetzen. Pest, 15. April Aus verschiedenen Theilen des Landes laufen Hochwaffer-Meldungen ein Der Schaden, den das Hochwaffer angerichtet hat, ist beträchtlich. Wie«, 15. April. Der Kaiser verlieh dem Vor stand des Kölner Männer-Gesangvereins das Offizierkreuz und dem stellvertretenden Vorsitzenden das Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens Wie«, 15. April. Die hier versammelten öster reichischen Baumwollweber erklärten mit 35,000 Web stühlen sich für 16 Proz. Betriebsreduktion, wenn noch weitere 20,000 Webstühle sich dafür erklären. Genua, 15. April. Die Schiffsmannschaften be schloffen den allgemeinen Streik. Infolge dessen konnte eine große Anzahl Dampfer, unter ihnen auch Postdampfer, nicht abgehen, Madrid, 14. April. Mehrere Individuen ver- suchten das Jesus-Kloster in Aveiro (Portugal) in Brand zu stecken. Sie hatten das Thor des Klosters mit Theer bestrichen und Feuer an dasselbe gelegt. Einwohner und Polizeimannschaften eilten indessen zeitig genug herbei, um das Feuer zu löschen. Die Schuldigen sind bisher nicht ermittelt worden. LeleZMUUk Wie«, 15. April. Der deutsche Kronprinz be suchte heute Vormittag die spanische Hofreitschule und nahm das Frühstück beim sächsischen Gesandten ein. Berlin, 15. April. Zur gestrigen Frühstücke tafel beim Kaiserpaar waren geladen der König von Württemberg, der Erbprinz von Wied und Dr. Sie mens. Heute Vormittag hörte der Kaiser den Vortrag des Reichskanzlers Grafen Bülow in dessen Wohnung und besuchte später den neuen Dom. Köl« a. Rh., 15. April. Die Höhe des Rheins betrug heute Vormittag 10 Uhr 5,95 Meter. Der Ober rhein und sämmtliche Nebenflüsse fallen. Tra»«vaat. Pietersburg, 14. April. Während des Krieges sind von einem Schürfer in der Murchison-Kette reiche Goldadern entdeckt worden. Chi«a. London, 14. April. „Sunday Special" mel det aus Washington von gestern, die Regierung der Verein. Staaten habe den Mächten neue Vorschläge betreffend die von China zu fordernde Entschädigung unterbreitet. „Weekly Dispatch" will wissen, daß die Regelung der Verein. Staaten gestern ihren Vertre ter in Peking angewiesen habe, nur dann einen Vor- schlag bezüglich der an China zu stellenden Ent- schädigungSforderung zu unterstützen, wenn die Summe 200 Millionen Dollars nicht überschreite. Der Betrag solle zu gleichen Theilen unter die Mächte vertheilt werden und in Gold zahlbar sein. Im Fall der Ab- ehnung seitens der Mächte würde Amerika die Ent cheidung des Schiedsgerichts im Haag anrufen. Peking, 14. April. Dem chinesischen Bevoll mächtigten wurde von dem japanischen Vertreter mit- zetheilt, daß die Rückkehr des Kaisers dringend nöthig ei und daß chinesische Truppen entsandt werden müßten, zur Wiederherstellung der Ordnung in der Mandschurei. Vermischtes. Das räthselhaste Verschwinden der Goldbarren vom „Kaiser Wilhelm der Große" hat, wie gemeldet, seine Aufklärung gefunden. Es wurden die gestohlenen drei Goldbarren an Bord dcS „Kaiser Wilhelm der Große" versteckt aufgefunden. Der Fund gelang beim Reinmachen des Schiffes. Beim Reinigen einer kabine 2. Klasse fand der Steward Mayer, der sich deS besten Leumundes erfreut, auf einem Deckbalken die drei Goldbarren. Mayer lieferte das aufgefundene Gold sofort dew Kapitän ab, der eS unter sicherer Begleitung nach Bremen sandte. Wie das Sold dort hin gelangt ist, ob eS sich nur um einen mißglückten Diebstahlsversuch handelt, wird voraussichtlich erst die bereits eingeleitete Untersuchung ausklären. * Ei« Weib al- Ma««. Aus Anlaß einer bei dem Wiener Lande-- als Strafgerichte durchgeführten Untersuchung trat vor einigen Tagen eine überraschende Thatsache zu Tage. In einer Fabrik war em 42 Jahre alter Mann Namens Josef Kneidinger beschäftigt. In diesen verliebte sich ein Mädchen, fing ein Verhältnis an und drängte nun zur baldigen Heirath. Josef Kneidinger verschob aber stets den Termin der Hochzeit. Es kam zu einem heftigen Streite, der schließlich zu gerichtlicher Aus tragung gelangen sollte. Im Laufe der Untersuchung kam hervor, daß Josef Kneidinger ein Weib ist und eigentlich Marie Kneidinger heißt. Marie geht schon seit ihrem 16. Lebensjahre als Mann verkleidet herum. Die Muskeln der Frau sind infolge der langjährigen derben Arbeit so entwickelt wie bei einem Manne. Marie Kneidinger arbeitet nun, nachdem ihr Geheim- nis verrathen ist, als Frau in derselben Fabrik weiter. Berlin, 15. April. Gestern Vormittag wurde die 35 Jahre alte Prostituirte Marie Stadler in ihrer Wohnung niit einer Schußwunde in der linken Brust aufgefunden und verstarb auf dem Wege nach dem Krankenhause. Die Polizei setzte 2000 Mk. Belohnung für Entdeckung des ThäterS aus. Der muthmaßliche Mörder ist, den MontagS-Blättern zu folge, in dem Tischler Fritz Else bereits verhaftet worden. Berlin, 15. April. Der Mann, der kurz vor der Auffindung der Prostituirten Stadler aus ihrem Zimmer lief, ist gestern Abend in der Person des Tischlers Oelze ermittelt und festgenommen worden. Er bestreitet, die Stadler getödtet zu haben und be- ;auptet, ne „lU -L-U-Up * Berlin, 15 Aprlil. Die Aushebung eines Kupplernestes haben gestern Abend Criminalbeamte im Hause Zimmerstratze 5-6 vorge- nommen. Madame Elisabeth Brugier, die Inhaberin der Wohnung, wurde wegen schwerer Kuppelei in ^ast genommen, eine ganze Anzahl junger Mädchen, durchweg aus besseren Familien stammend, sowie eine verheirathete Frau wurden in mehreren Droschken nach dem Polizeipräsidium gebracht, um nach Fest- tellung ihrer Personalien und stundenlangem, einge- -endstem Verhör wieder, auf freien Fuß gesetzt zu werden. Die in den hocheleganten Appartements der verhafteten 60 Jahre alten Frau Brugier beim Rendezvous angetroffenen Herren, darunter Mitglieder der besseren Berliner Gesellschaft, konnten, nachdem sie ihre Legitimation zwecks späterer Zeugenschaft ab gegeben hatten, ihres Weges gehen. Das Quartier wurde alsdann verschlossen. Madame Brugier, die, in Aschaffenburg im Jahre 1840 geboren, bereits zwei Mal wegen schwerer Kuppeleien vorbestraft ist und sich bald als Lehrerin, bald als Modistin aus gab, hatte sich im Hause Zimmerstraße 5-6 eine Wohnung von 7 Zimmer gemiethet und auss luxuri öseste ausgestattet. In Wirklichkeit war die Brugier weder Lehrerin noch Modistin, sondern entrirte Kuppeleigeschäste großen Stils, die ihr ein beträcht liches Vermögen einbrachten. Sie wußte auf Aus- flüg n und Reisen junge, blühende Mädchen im Alt. r von 17—22 Jahren anzulocken, um sie später bei sich einzuführt n. Auch Mädchen unter 14 Jahren hatte sie im vorigen Sommer nachweislich für ihre schänd lichen Zwecke in ihrer Wohnung stundenweise behalten. Unter den gestern bei der Br. betroffenen Damen be- fand sich auch eine 20jährige Schülerin eines be kannten Musikinstituts. * Elberfeld, 13 (Mtttt»rb-fr-iu«g--Pr-- zetz.) Die heutige Verhandlung beginnt mit der Ver- mH in ni g des UnkrsuchungsrichterS, Landgerichtsrath Spieß, der Folgendes aussagt: Es war mir bekannt, daß schon in den 1880 er Jahren in hiesiger Gegend Freimachungen durch Bestechungen von Militärärzten stattgesunden haben. Ganz besonders hatte mir Strucks- berg Mitteilungen hierüber gemacht. Ich wandte mich deshalb an die Militärbehörde, mir verdächtige Fälle mitzutbeilen. Es wurde mir die Nachricht, daß der Angeklagte Felde, der, obwohl ein sehr kräftiger, gesunder Mensch, freigekommen sei. Auf meine An frage erhielt ich Bescheio, daß Felde, der das Ein- jährig - Freiwilligen-Zeugniß hatte, sich zur ersten Musterung in Halberstadt, zur Generalmusterung in Magdeburg gestellt hatte. Er wurde beide Male von dem Oberstabsarzt Dr. Schimmel als untauglich er klärt. Genau in derselben Weise war Vorschlägen freigekommen. Die Verbindung des Dr. Schimmel mit Baumann lag klar zu Tage. Es wurde mir außerdem mitgetheilt, daß in derselben Weise in Halberstadt und Magdeburg zwei Leute, NamenS Hopp; und Everts, obwohl gesund und kräftig, freige kommen waren. Ich erhielt alsdann eine lange Liste, aus zder heroorging, daß in Magdeburg eine ganze Anzahl aus der Gegend von Bochum und Remscheid freigekommen war. Alle diese Leute, sämmtlich Söhne von Gutsbesitzern, Fabrikbesitzern rc., hatten die Be rechtigung für den Einjährig-Freiwilligen-Militärdienst. Obwohl in Magdeburg mehrere Militärärzte waren, hatte alle diese Leitte Dr. Schimmel gemustert. Ich stellte außerdem fest, daß Baumann mit der Wittwe Dieckhoff intimen Verkehr unterhielt, mit dieser Reisen unternahm rc. Ich erfuhr endlich, daß in der Familie Dieckhoff daS Geschäft des Freimachens gewisser maßen erblich war. Schon Strucksberg machte mir derartige Mittheilungen und nannte mir auch Bau mann, der sehr gute Beziehungen zu Militärärzten habe. Dr. Schultze, dessen Berhastung wir gemeldet haben, ist, wie ein Telegramm aus Köln meldet, auS der Haft entlassen worden. Schultze war verhaftet worden, weil er einen Polizeiagenten untersuchte, ob er militär pflichtig sei, und soll sich dabei der Beihilfe zur Mi- litärbesreiung verdächtig gemacht haben. Der Agent ist ein Düsseldorfer Gendarmerie-Pferdeknecht, der die Verhaftung Schultzes bewerkstelligende Commissar der in dem Elberfelder Processe vielgenannte Düsseldorfer Criminalkömmiffar Koch. Die ärztlichen Vereine Kölns wollen nunmehr, nachdem berens ein zweiter Kölner Arzt in kürzester Zeit aus einfache Berdächng- ungen hin in Sachen der Militärbefreiungen inhaftirt worden ist, hierzu energisch Stellung nehmen.
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