Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.04.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190104160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010416
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010416
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-04
- Tag 1901-04-16
-
Monat
1901-04
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.04.1901
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2 -! N * * Ortlandsche Dynastie in einem lebenskräftigen Nach- licher Abstraktion sah. Und zu dem war sie ihr ausge- Nnchdruil verdotkn I. Fortsetzung. und bi ni seine eigene Giunde von (Fortsetzung folgt.) noch die große segensreiche Wirkung haben, einer neuen Zeit für China beschleunigen Ende doch Ven Anbruch ,u helfen. 2 Z Ä einem ganzen Forst- Thui L li g' u e 1 t r a e d s z a v Z a st L ei 2 d d m g> .Z r Z L n o n r s fö L ui ft I C ei al I st fl A di II (6 tii B (3 Ul nc M v« ei Mutter Ortlands Kinder e rzählung von Hermann Birkenfeld. V Le A -sei ei; re ur ba ft! ge ko sch isch Frau Käthe Onlaud stammte aus Hause in der Nähe, wurzelte mit ihrem und Denken aus dem maldumsäun tm Für diejenigen aber, die nach wie vor in der alten Lässig keit verharren, liegen unsere Strafen bereit" Nach jeder Verwicklung mit den fremden Mächten sind ja in China Stimmen laut geworden, die nach Besserung schrieen. Und an weitausschauenden Reform- Vorschlägen hat es weder bei chinesischen Beamten noch eei europäischen Berathern gefehlt. Es sei nur an Sir Rutherford Alcocks Zollreform von 1869 erinnert, an die Umgestaltung des Münzwesens, die 1876 erörtert wurde, als der englische Konsulatsbeamte Margary an der bir manischen Grenze ermordet worden war, und schließlich an die noch nach dem japanischen K.iege von Li.hung tschang geforderte Erneuerung des Heerwesens, für die schon früher Tsöng kou-tschüan, der Vizekönig in Nanking einactreten war. In so umfassender und zusammen hängender Wei^e und mit einer so rücksichtslosen Selbst verurtheilung ist aber der Thron selbst noch nicht hervor» getr ten. Wenn wirklich die noch immer allmächtige Kaiserin Regentin sich ebenfalls von der Nothwendigkeit einer Umgestaltung überzeugt hat, dann dürften diesmal die Worte des Thrones mehr sein als leere Redensarten, und das gemeinsame Vorgehen der Mächte könnte am Hilde riß ihrem Verlobten den Hut vom Kopf schwenkte ihn. „Rehbock!" das früher Hauptcentrum der Boxerbewegung war, wird gemeldet, daß die dortigen Boxer »licht völlig unterdrückt seien. Sie beunruhigen die Gegend, stecken Häuser in Brand und warten auf eine Gelegenheit, ihre Angriffe gegen die Christen erneuern zu können * * Berlit», 13. April. Das Reichsmarineamt beab sichtigt, die bei dem in Ostasien befindlichen 1. und 2 Seebataillon vorhandenen Einjährig.Freiwilligen und sonstigen Mannschaften, welche bis zum 31. März 1901 ihrer aktiven Dienstpflicht genügten, zurückzuziehen. Diese Mannschaften treten voraussichtlich Ende Mai oder An fang Juni die Heimreise an (Kaiser Kwanghsü über den Wiederausbau Chinas.) Der Erlaß, den der Kaiser unter dem Datum: Hsin- ganfu den 29. Januar, vor einigen Tagen in der amtlichen chinesischen „Pekinger Zeitung" über die Nothwendigkeit von durchgreifenden Reformen in China veröffentlichen ließ, ist ein ungemein inter essantes Schriftstück von so erstaunlicher Eigenart, wie es nur unter dem Druck der Verhältnisse entstehen kann. Aus jeder Zeile der außergewöhnlich langen Aussührungen spricht der Kwanghsü reckivivus von 1898, der das Land der unbeugsam starren Ueber- lieferungen erschütterte mit seinen neuzeitlichen Ideen, die mit ihrem sündhaft abtrünnigen Ketzerthum ihm die Selbstständigkeit auf dem Throne kosteten und mittelbar, durch den seitdem und durch sie erstarkten unheilvollen Einfluß der Kaiserin-Witlwe, mitschuldig geworden sind an den blutigen Ereignissen des vori gen Jahres. Das Merkwürdigste an der Veröffent lichung dieser Kundgebung auf dem üblichen amtlichen Wege ist aber die überraschende Thatsache, daß dies mal nicht der junge schüchterne Kwanghsü, sondern die alte Wittwe des Kaisers Hsienföng, die Regentin Tsuhsi, die man bisher geradezu als die Trägerin aller Resormfeindschaft angesehen hat, als die geistige Urheberin der im Erlaß vorgeschlagenen Neuerungen und Besserungen erscheint. Wir entnehmen über die merkwürdige Kundgebung der „Köln. Zeitung" das Folgende: zu hohen staatlichen Ehren kommen könne. Dazu käme der nationale Eigendünkel, der es den Chinesen verböte, von den Fremden irgend etwas,und sei es dasB.ste, anzunehmen. Zwar habe man neuerdings viel Sorgfalt und Geld auf die Herstellung voa Waffen und Kriegsgeräth nach eu ropäischem Muster verwendet, das sei aber nicht die wünschenswertye oder erschöpfende Nachahmung west- ländischer Gesittung Nun ergehe wiederum der kaiserliche Befehl, Besserungsvorschläge einzureichen an alle Mit glieder des Staatsrathes, an die Großsekretäre, die sechs Ministerien, die neun hauptstädtischen Betzkkden und die Vizekönige und Statthalter aller Provinzen. Innerhalb zweier Monate müßten diese Vorschläge dem Throne unterbreitet werden und zwar über das Hosceremoniell, die Verwaltung der Provinzen, die Förderung der wirth schastlichen Lage des Volkes, die Schulen, das Prükungs wesen, die Steuererhebung und die Vertheidigungskräste deS Landes Schon vor der Abreise nach Taiyüansu seien solche Vorschläge eingefordert worden, aber die Be. amten hätten nur hohle Worte gemacht oder Zeitungs artikel abgeschrieben ohne wirkliche < enntniß der Sachlage. „Zusammen mit Ihrer Majestät der Kaiserin-Regentin haben wir schon lange diesen Plan zum Wiederaufbau Chinas gehegt. In der Noth, worin wir uns jetzt be finden, beruht unsere ganze Hoffnung auf den Reformen. Die deutsche Verlustliste Nr. 11 ist gestern au«, gegeben worden. Sie enthält 28 Namen, darunter au« Sachsen den des MuSk. Rob. Schneeweiß aus Hohburg, A. A. Grimma, und de- Unteroff. Otto Helm au« DreS» den-Neustadt Beide haben Gewehrschüsse in den linken Arm erhalten. WM Lössel, und ihre kernige Schlichtheit kannte krin höheres Ziel, als auf dem Boden, wo ihr kurzes Eheglück «rblüht war, der die Augen zuschließen — in ter gegründeten Aussicht, daß durch ihren Sohn Lutz die sprochener Liebling. Jahre hindurch hatte sie ihr ja die abwesende Tochter ersetzen müssen. Als heule die drei von der Jagd zurückkamen, saß sie mit Hertha vor der Hausthür unter der alten Hainbuche und schnitt Bohnen. „Was geschossen?" rief sie den Kommenden entgegen. Vor dem niedrigen Schulhause luden ein pam halbwüchsige Jungen Tannen und Birkenreiser von einem Handwagen. „Aus dem Finengrund?" fragte Gerhard Tobbe im Vorbeigehen, mit dem Stocke nach der Ladung zeigend. „Ja, Herr Faktor," schrieen die beiden, sprangen neugierig herzu und bestaunten das aus Gerhards Rucksack lugende Gehörn des Rehbocks. „Hewwet Sei em schoten, Här Faktor?" „Nein, Herr Ortland hat ihn geschossen," ant wortete Hilde statt ihres Bruders und lachte über die offenen Mäuler der Jungen, von denen einer sporn streichs in sein.n Lederpantoffeln der Hütte zuklapperte, wo alsbald von Bank zu Bank die Kunde ging: De Här het'n Rehbock schoten." Wat? Sülwest schoten?" De Här het'n Bock schoten." Kick! Dat här 'k nit dacht dat hei dal künn." „Lat't gut sin, hei het'ne Briut, de em woll anlihrn fall." Woraus zu sehen, daß die Arbeiter der Firma Ortland in clubio von der Braut des jungen Herrn eine höhere Meinung hegten, als von dem Studierten selbst. Z ü Hertha lehnte sich auf ihrem Sitz hintenüber, dehnte sich und lachte ihn an. „Ein bischen steif wird man, aber's macht mir Vergnügen." „Nicht renommieren, Kleine!" scherzte Lutz. „Ihr muß erst die Stadtfarbe von den Wangen herunter," sagte seine Mutter. „Ihr hättet sie getrost heut' mitnehmen sollen—" Hertha zog die feinen Schultern zusammen. „Oh nein, nicht die Jagd! Es ist ja schon gut so, wenn's Euch Vergnügen macht; mir — ich könnt's nicht ansehen, wie ein harmloses Tier unter dem Blei verendet." „Unsinn, Hertha!" „Nicht ganz, Mutter," sprach ihr Sohn. „Ich glaube, dies ist der erste und letzte Bock, den ich er legt habe. Gewiß halte ich die Jagd für keinen Frevel, aber — ich bin einmal anders geartet als Gerhard Tobbe oder Hilde — Vergnügen gewährt sie mir nicht." Seine Mutter seufzte. „Die Ortlands dachten sonst anders. Uebrigens wird es zu kühl für Dich, Hertha —" Hertha fröstelte jetzt wirklich, und die beiden Frauen packten ihr Geräth zusammen. „Nichts Neues, Mutter?" fragte Lutz während dem. „Die Geschäftspost habe ich durchgesehen, nicht« Wichtiges. Aber auf dem Kontor liegen Privatbriefe für Dich und" — hier seufzte Frau Ortland wieder — „ein Avis von der Bahn über angekommene Kisten." „Meine Sammlungen!" rief Lutz. „Friedrich muß morgen gleich mit dem Wagen nach der Stadt." „Morgen hat er Feiertag," unterbrach ihn seine Mutter mit abweisender Herbheit. Sächsisches. IS. «piü 1901. Lttlheilungen von allgemeinem Interesse werden dankbar ent gegengenommen und eventl. honorirt. — Hohenstein-Ernstthal, 15. April. Der Mittags 1 Uhr von Chemnitz hier eintreffende Personen zug kam am gestrigen Sonntag erst um 2 Uhr, also mit einstündiger Verspätung an. Wie wir hörten, ist zwischen Chemnitz-Hauptbahnhof und Nicolai beim Passiren rines Stratzenüberganges, an dem in letzter Zeit Bauarbeiten voroenommen wurden, die Maschine des Zuges entgleist, wodurch die erwähnte Verkehrs störung eintrat. — Lttgau. Nach dem Geschäftsberichte des Direktoriums der Gewerkschaft Rhenania auf das Jahr d r! r i e c 1 8 3 .n d b Und nicht einmal die Glasmacher allein. Nein beinahe, — beinahe auch Mutter. wuchs für daS Waldthal gesichert sei. Lutz dem Heimathhause und damit dem Geschäft des früh abgeschiedenen Vaters zu erhalten, war ihr denn freilich auch gelungen, doch hatte sie wohl em- Pfunden, ihr Sieg über seinen nachgiebigen Charakter sei nur ein halber, ein Pyrrhussieg, erkauft mit dem Zugeständniß eines mehrjährigen akademischen Stu diums, dessen Zweckmäßigkeit sie nicht nur nicht ein sah, sondern von dessen Unzweckmäßigkeit sie nichts Geringeres fürchtete, als daß Lutz über seinen natur wissenschaftlichen Liebhabereien das Interesse an einer rein aus solide Praxis gerichteten Technik völlig ver lieren werde. Leichteren Herzens hatte sie ihm den Wunsch erfüllt, ein Jahr lang zu reisen, um in Sachsen, Böhmen, Schlesien und am Rhein den Betrieb größerer Fabriken kennen zu lernen. Von ihrer einzigen Tochter Hertha konnte sie einstweilen nur hoffen, daß sie sich nach ihrem Wunsch entwickeln möge, denn so schwe, es ihr wurde, sich von dem Kinde zu trennen, so hatte sie doch dessen Ausbildung nichts in den Weg legen wollen und vor Jahren dem Verlangen einer ältlichen Verwandten, der Frau Justizrath Rönne in der Provinzialhauptstadt, ihr dar Heranwachsende Mädchen für längere Zeit zu übei lassen, um so eher nachgegeben, als die Räthin Beziehungen unterhielt, die sür Hertha's gesellschaftliche Ausbildung von Werth chienen. Seit Wochen erst war die Neunzehnjährige wie- der daheim — wie ihr Bruder. Und ebenfalls seit Wochen datierte des letzteren Verlobung mit Hilde Tobbe — eine Absprache, die aus den innigen Be üeh'wgen der beiden ohne Kampf, ohne Krisis, ohne langes Werben, sozusagen von selbst herausgewachsen mar, von Mutter Ortland aber mit um so größerer Freude begrüßt wurde, als sie in Hilden- rein proklisch veranlagtem lebhaften Naturell ein wirksames Gegengewicht gegen Lutzens Neigung zu Wissenschaft. Da stand sie auf, eine kräftige Matrone mit noch ungebleichtem dunkelblonden Haar, schüttelte die Bohnenfasern aus der blauweißgestreiften Latzschürze und rief: „Alle Achtung Junge! Und Waidmannsheil! Wie war's denn? Aufs Blatt?" „Leider nicht, Mama." „Lausschuß — eigentlich schade, aber — beim erstenmal!" sagte Hilda mit überlegenem Achselzucken. „Nun, immerhin besser, als gefehlt oder waid wund," beschwichtigte Frau Ortland. „Ihr seht, wir sind derweilen auch nicht müßig gewesen, und Hertha's Finger müssen heute dran glauben." Dabei zeigte sie auf die zwei Eimer zum Winteroorrath geschnittener Bohnen, während noch ein ansehnlicher Korb unberührter zwischen ihrem Stuhl und dem der Tochter stand. „Ach, die Arbeii!" ries Hilde. Aber jetzt mache ich nur schnell Großvater das Abendbrot und komme dann zurück, Euch zu helfen, Mutter!" Für Hilde war von klein auf Frau Ortland die „Mutter" gewesen. Dann, während ihr Bruder den Rehbock nach dem Hof trug, uni ihn aufzubrechen, reichte sie ihrem Verlobten flüchtig die Hand und eilte davon. Lutz beugte sich über seine Schwester und küßte sie auf die Stirn. „Wie bekommt uns denn die ungewohnte Arbeit, Schwesterchen?" Unw 240 Millionen, Frankreich 2S0 Millonen, Rußland 340 Millionen Mark. Eine Depesche der „Daily Mail" aus Peking besagt, Rußland habe hinsichtlich des Mandschurei vertrages eine neue Haltung eingenommen. Während eS vorgebe, den Vertrag vorläufig fallen zu lassen, sei der russische Gesandte Giers angewiesen worden, China durch allerlei Drangsalirungen nachgiebiger zu stim- men. Die Taktik habe bereits begonnen. Den „Times" wird aus Peking gemeldet: Die Sprache, welche Giers hier führt, entspricht kaum den wohlwollenden Empfindungen von Lamsdorffs Rund schreiben. Er verlangt die Rückgabe aller Mittheil- ungen der russischen Gesandtschast bezüglich der Mond- schurei-Konvention und hat Li-Hung-Tschang bedeutet, daß er von jetzt ab nicht mehr auf den Konferenzen der Gesandten Chinas Sache befürworten, sondern eine Politik äußerster Strenge unterstützen wird. Aus Chochow, 46 Meilen südwestlich von Peking, Weit ausholend beginnt der Kaiser mit einer der beliebten tiefsinnigen Betrachtungen über die Veränder lichkeit alles Irdischen. Schon in dem großen „Buche der Wandlungen" (dem berühmten Iking, einem der fünf kanonischen Bücher Chinas) und in den „Ge sprächen" (den Mn Lü des Confucius, einem der vier klassischen Werke der chinesischen Literatur) sei darüber das Nöthige gesagt worden. Nur die „Drei Bande" (zwischen Herrscher und Unterthan, Vater und Sohn, Gatten und Frau) und die „Fünf beständigen Tugen den" (Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Anstand, Weisheit und Treue) seien unwandelbar, alles Uebrige in der Welt aber sei vergänglich wie die auf den Saiten der Harfe gespielten Weisen. So auch die Geschicke Chinas. Die Zeiten nach „dem Eindringen durch die Pässe" (Eroberung des Nankoupasses durch die Mand- schu) seien grundverschieden von den Tagen von „Schönn Jang" (das heißt von den stillen Schäfer tagen, als die Mandschu noch als Hirten in Mulden, dichterisch Schönn Zang genannt, saßen). „Seitdem Wir nun Unsern Wohnsitz verlegt haben (nach Tai- yüanfu und Singanfu), hat sich Ihre Majestät die Kaiserin-Regentin Tag und Nacht in Sorge verzehrt, und Wir ganz besonders haben Uns die heftigsten Borwürfe gemacht." Jetzt sind nun die Friedensver- Handlungen im Gange, und eS wird uns, zumal nach den Belehrungen durch die Kaiserin, immer klarer, daß wir uns die Vorzüge des Auslandes aneignen müssen. Zwar seien schon seit 1897 und 1898 Re- sormatoren ausgetreten, daS seien aber verdammungs würdige salsche Propheten gewesen, wie Kangyuwei, dessen Einfluß noch viel verhängnißvoller geworden sei als der „der ketzerischen Faust". Und noch immer treibe Kang sein Unwesen mit seinen Fuyu und Kueiwei-Scheinen (Anweisungen über zukünftige Rück zahlung von Beiträgen für die von ihm 1897 einge leitete Reformbewegung). „Erst auf Unsere inständige Bitte hat Uns die Kaiserin-Regentin in der Kunst der Regierung belehrt und Uns aus der Gefahr (der Kangschen Irrlehren) errettet. Jetzt ist Uns von Ihrer Majestät der Kaiserin-Regentin der Befehl (!) zuge gangen, Unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten, daß das Land wieder in die Höhe und zur Blüthe ge bracht werde, daß eine buchstäbliche Unterscheidung zwischen Alt und Neu strengstens untersagt werde und chinesisches und ausländisches Wesen sich innig durch dringe." Nun folgt ein äußerst interesfanter Vortrag über die Gründe des Rückganges Chinas, leider zu wortreich und weitschweifig, als daß die ganzen Aus führungen hier wiedergegeben werden könnten. Die Hauptschuld an dem ganzen Unglück mißt Kwanghsü dabei dem thörichten Festhalten am Alten bei, das ganz China vergifte. Wie vor Jahrtausenden werde auch heute noch der Werth eines Beamten nur nach seiner Kenntniß der klassischen Schriften eingeschätzt, ohne irgendwelche Rücksicht auf seine menschlichen Eigenschaften, sodaß auch ein sittlich oder geistig Tief- stehender nur durch seine Kenntniß der Literatursprache deS Kölner Männer-GesangvereinS vorstellen. Um b Uhr sand im prächtig geschmückten Redoutensaale der Hofburg Galatasel statt. Einen glanzvollen Abschluß der Festlichketten de« heutigen TageS bildete das ThäLtre parä in der Hof oper. Der Saal bot einen prächtigen Anblick. Nach der Vorstellung begleitete der Kaiser den Kronprinzen Wilhelm in die Hofburg und fuhr sodann nach Schönbrunn. Sowohl bei der Hin-, wie bei der Rückfahrt wurden der Kaiser und sein erlauchter Gast von dem massenhaft angesammelten Publikum aufs lebhafteste begrüßt. — Der Kronprinz fuhr Nachmit tag auch im Auswärtigen Amte vor und gab beim Minister des Aeußern Grafen GoluchowSki seine Karte ab. Wien, 14. April. In dem Trinkspruch bei dem Galadiner hieß Kaiser Franz Josef den deutschen Kronprinzen, den Sohn seines treuen Freundes Kaisers Wilhelm, willkommen und sprach die Hoffnung aus, der Besuch werde die guten Beziehungen zwischen beiden Häusern und die politische Intimität zwischen beiden Staaten noch enger knüpfen. Der Kaiser schloß, der Treue seines Waffenbruders gedenkend, mit einem Hoch auf den Kronprinzen. Dieser erwiderte: „Ew. Majestät bitte ich, für die allergnädigsten Worte und die unvergleichlich herzliche Aufnahme meinen aller herzlichsten Dank entgegennehmen zu wollen. Ew. Majestät haben, so lange ich lebe, so viel Liebe und Güte mir zutheil werden lassen, daß meine Dankbar keit Ew. Majestät gegenüber niemals aufhören wird. Mich beseelt nur der eine Wunsch, die Gefühle der herzlichen Verehrung und Freundschaft für Ew. Maje^ät und dero Haus, welche meinem Hause längst eine Liebe der Tradition wurden, auch meinerseits in waffenbrüderlicher Treue voll und ganz auszusprechen. So erhebe ich mein Glas und rufe: Se. Majestät der Kaiser und König Franz Josef lebe hoch!" Budapest, 14. April. Die Blätter widmen der Ankunft Seiner Kaisers. Hoheit des Deutschen Kronprinzen in Wien Festartikel. Der „Pester Lloyd" schreib:: Zum festlichen Empfange des Deutschen Thronfolgers in Wien sendet Ungarn seine herzlichsten Grüße. Wie man den Besuch des Prinzen auch an schaue, ob als Akt persönlicher Huldigung für unsern allverehrten Monarchen, ob als Symbolisirung einer in eine ferne Zukunft hinausreichenden Dauer des Bündnisses, die eine wie die andere Deutung kann in unserem Lande nur den lebhaftesten Sympathien be gegnen. Wien, 13. April. Die „Wiener Allgemeine Zei tung" sagt: Der deutsche Kronprinz wird durch seine Anwesenheit in Wien neuerdings bestätigen, daß zwischen vem Deutschen Reiche und unserer Monarchie ein Band besteht, welches dauerhafter ist, als politische Allianzen sonst zu sein pflegen. Diese Allianz scheint in den Wechselfällen der Politik zu bestehen ud ist ein Faktor der europäischen Politik geworden, dessen Bedeutung für den europäischen und den Weltfrieden dadurch erhöht wird, daß kein Mensch an seinem Fortbestand zweifelt. Der Kronprinz Wilhelm wird, wenn er morgen in Wien eintrifft, allenthalben einen freudigen Willkommen finden, und die Koiserstadt, die seinen Urgroßvater bewundert, seinen Großvater verehrt und seinen Vater als Freund und Bundesgenossen unseres Kaisers hochschätzt, wird ihn nnt sympathischen Gefühlen und mit dem Wunsche em pfangen, daß er einst mit Erfolg fortsetzt, was seine Ahnen so glorreich begonnen haben. M M -es SnWi SmWiW. Wien, 14. April. Se. kaiserliche Hoheit der Deutsche Kronprinz ist heute Morgen in Wien ein getroffen und auf dem festlich geschmückten Nordwest bahnhof vom Kaiser Franz Josef, den Erzherzogen, dem deutschen Botschafter Fürsten zu Eulenburg, den Mitgliedern der deutschen Botschaft, dem sächsischen und bayrischen Gesandten und hohen Würdenträgern empfangen worden. Auf dem Perron hatte eine Ehrenkompagnie des Infanterie-Regiments Erzherzog Karl Stefan mit Fahne und Musik Ausstellung ge nommen, ferner waren auch Deputationen reichs- deutfcher Vereine in Wien anwesend. Kaiser Franz Josef erschien in preußischer Marschalls-Uniform, die Erzherzoge, welche Inhaber preußischer Regimenter sind, in dieser Uniform. Nach der Ankunft der Hof sonderzuges verließ der Kronprinz, welcher österreichisch, ungarische Husaren-Uniform angelegt hatte, den Wagen, grüßte militärisch und küßte dem Kaiser die Hand, worauf Kaiser Franz Josef seinen hohen Gast auf beide Wangen innigst küßte und der Kronprinz diese Küsse erwiderte. Hierauf wurde die Front der Ehren kompagnie, deren Kapelle bei der Ankunft des Hof- sonderzuges die preußische Hymne intonirt hatte, ab geschritten. Sodann geleitete der Kaiser seinen hohen Gast zu der Gruppe der Erzherzoge, mit denen der Kronprinz Handschlag wechselte. Hierauf fand die Vorstellung des beiderseitigen Gefolges statt; dann reichte der Kronprinz dem Botschafter Fürsten zu Eulenburg und den oben erwähnten beiden Gesandten sowie den anwesenden hohen Militärs die Hand und zeichnete sie durch Ansprachen aus. Der Kaiser und der Kronprinz begaben sich nun, begleitet von den Erzherzogen, durch den Hofwartesalon zu den Equipagen. Dur Kronprinz nahm zur Rechten des Kaiser« in einem offenen zweispännigen Wagen Platz. Das in den Straßen anwesende Publikum begrüßte den Kaiser und seinen hohen Gast mit brausenden Hochrufen. Wien, 14. April. Um 9'/, Uhr Vormittags empfing Se. Majestät der Kaiser Se. Kaiser!. Hoheit den Deutschen Kronprinzen in längerer Privataudienz. Mittags stattete der Kaiser in den Fremden-Apparte- ments dem hohen Gaste den Gegenbesuch ab. Kurz nach 10 Uhr Vormittags fuhr Kronprinz Wilhelm mit Fcldzeugmeister Fabini vor der protestantischen Kirche vor und wurde daselbst vom deutschen Bot schafter Fürsten zu Eulenburg und den Vorstandsmit gliedern der evangelischen Kirchengemeinde empfangen. Der Deutsche Kronprinz trug die Oberst-Uniform sei nes österreichischen Husaren-Regiments. Die Predigt hielt Pfarrer Dr. Johanni, welcher zum Schluß der Freude der evangelischen Gemeinde über den Besuch deS Kronprinzen in der Kirche Ausdruck gab. Der Kronprinz fuhr nach Schluß des Gottesdienstes um 11 Uhr zur Kapuzinergruft. Die in den Straßen an gesammelte große Menschenmenge begrüßte Se. Kaiserl. Hoheit mit Hochrufen und Tücherschwenken. Der Kronprinz wurde vom Guardian in die Gruft geleitet, woselbst er im Namen Sr. Majestät des Kaisers Wil helm an den Sarkophagen der Kaiserin Elisabeth, deS Kronprinzen Rudolf und des Erzherzogs Albrecht prachtvolle Kränze, die auf den Schleifen die deutsche Kaiserkrone und darunter die Initiale W zeigen, nie derlegte. Der Kronprinz verrichtete an den drei Ruhestätten kurze Gebete, verließ darauf die Gruft, von dem zahlreichen Publikum mit lebhaften Huldig ungen begrüßt, und begab sich zur Hofburg, wo er in seinen Gemächern das Frühstück einnahm. Sodann stattete Se. Kaiserl. Hoheit sämmtlichen in Wien wei lenden Mitgliedern des Kaiserhauses Besuche ab und empfing im weiteren Verlause des Nachmittags die Gegenbesuche der Erzherzöge. Während der Aufführ ung des Kölner Männer-Gesangvereins im. großen Musikvereinssaale erschien der Kronprinz in der Hof loge, wohnte einem Theil der Voiträge bei und ließ sich den Vorstand und mehrere Vorstandsmitglieder
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)