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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.03.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190103104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010310
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-03
- Tag 1901-03-10
-
Monat
1901-03
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 10.03.1901
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Die berühmte „Jungfernmilch" besteht aus einem viertel Liter Mandelmilch, der man 30 Gramm Benzve-Tinktur zugefetzt hat. Die im Handel vor- kommende und theure französische Jungfernmilch „l-ut vvirxionl" ist eine Mischung von 1b Gramm „Tolu- Balsam-Tinktur", welcher man tropfenweise ein Liter Rosenwasser zugesetzt hat, wodurch eine milchige Mischung entsteht. Die deutsche Jungfernmilch ist ebenso gut und viel billiger. Die Engländerinnen ersetzen die Jung sernmilch durch einen kalten Auszug von Meerrettig durch Milch. Ein beliebtes Toilettenmittel ist das Schminken oder Pudern. Ein weißer Teint mit schwach röthen Wangen war schon bei den alten Kulturvölkern das Ideal von Schönheit. Selbst dar Tätowieren wilder Völker läuft auf den Zweck der Verschönerung und des Imponierens hinaus. Zum Aufträgen des Puders bedient man sich in der Regel eines Büschels aus dem Flaum des Schwans oder auch der GanS. Alle Schmink- und Puderstoffe sind unschädlich, solange sie keine metallischen Bestandtheile enthalten. Unschädliche Puder- oder Schminkmittel sind Reisstärke, Talk, Speckstein, geschlemmte Kreide. Schädliche Mittel sind dagegen Bleiweiß, Zinkweiß, Magnesia und Wis mutoxyd. Ein viel gebrauchtes, unschuldiges Teint- pulver ist folgende Mischung: ein halbes Kilo Reis- stärkcmehl, 15 Gramm Jrispulver, zehn Tropfen Ambraessenz und etwa- Rosenöl. Das „Blanc francaiS" ist ebenfalls ein empfehlenswerthes Pulver, welches sich Jedermann machen kann, da es nur aus gleichen Theilen von geschlemmten: Talk und Speck stein besteht. Alle Schminken oder Pulver, welche Metalloxyde enthalten, zersetzen sich auf der Haut, namentlich im Ballsaal, wo Hitze und Ausdünstung die Zersetzung noch beschleunigen. Da wundern sich manche Damen, wenn ihre Haut frühzeitig welk, gelb bis bräunlich wird, wenn sie fortdauernd Metallschminke oder Me tallpuder gebrauchen. Freilich verleihen gerade aus weißen Metall- oxyden bereitete Schminken der Haut eine brillante Weiße, auch decken sie manche Runzel zu, aber der Schaden bleibt nicht aus. Die Haut wird mit der Zeit trocken, spröde, fettlos, runzelig; sie neigt zu Ausschlägen, und kleinen Geschwüren. Mit der Zeit treten sogar chronische Vergiftungserscheinungen auf, die sich in Abmagerung, Kopsschmerz, Kramps und Rheumatismus zu erkennen geben. Aehnliche Er- scheinungen kann man beobachten bei Personen, die ihr Haar mit metallischen Substanzen, namentlich mit Bleisalzen, särben. Die rcthen Schminkmittel sind weniger schädlich als die weißen. Die gebräuchlichen sind das Karmin- und dar Saflor-Roth. Karmin wird aus der Cochenille gewonnen, Die Cochenille sind die getrockneten Weib chen einer Schildlausart, welche in Mexiko heimisch ist. Der Farbstoff der Cochenille ist die Karminsäure, Welche fabrikmäßig durch Säurebehandlung in Karmin- roth und Zucker gespalten wird. Das Saflorroth wird aus den getrockneten Blüten von „CarthamuS tinctoriuS" gewonnen. Diese Pflanze ist im Orient zu Hause, wird aber auch bei uns ge zogen und „falscher Safran- genannt. Die beiden rothen Schminken, Karmin und Saflor sind sehr theuer und daher sehr der Verfälschung unter worfen. Viele Personen gebrauchen Zinnober als rothe Schminke. DaS ist sehr schädlich, denn Zinnober ist ein rotheS Schwefel-Quecksilber. Das Quecksilber metall aber und seine Salze find dem menschlichen Organismus sehr schädlich. Eines der fürchterlichsten Gifte ist dar Quecksilberchlorid oder auch Sublimat genannt. A»m Sächsischen. — Bei der Sektion VII der KnappschaftS-Beurfs- Genossenschast, welche mit Ausnahme einiger kleiner Braunkohlenwerke den gesammten Bergbau im König reich Sachsen umfaßt, sind im Jahre 1900 insgefammt 3894 Unfälle zur Anzeige gebracht worden. Gegen das Vorjahr, in welchem 3892 Unfälle angezeigt wurden, ist somit keine Veränderung eingetre'en. Bei den ein zelnen Betriebsarten hat jedoch beim Braunkohlen bergbau eine nicht unerhebliche Zunahme und zwar von 115 auf 184 Unfälle, beim Steinkohlen- und Erzbergbau dagegen eine Abnahme stattgesunden und zwar beim ersteren von 3518 im Vorjahre auf 3465 nn Jahre 1900 und beim Letzteren von 264 auf 245. Die Zahl der schweren Unfälle, welche den Tod oder eine mehr als 13 Wochen dauernde Erwerbsunfähig keit zu Folge hatten und deshalb von der Berufs- genoffenschaft zu entschädigen waren, betrug insgcsammt 252. Sie ist demnach gegen das Vorjahr, in welchem 269 Unfälle zu entschädigen waren, um 17 d. i. 6,32 o/o zurückgegangen. Der Rückgang entfällt Haupt- sächlich auf den Steinkohlenbergbau, bei welchem 199 Unfälle zu entschädigen waren, gegen 2l3 im Vor jahre. Beim Braunkohlenbergbau ist die Zahl der entschädigten Unfälle mit 29 derjenigen im Vorjahre gleich geblieben, beim Erzbergbau ist sie von 27 auf 24 zurückgegangen. Bezüglich der Folgen der Unfälle hatten 47 Unfälle den Tod, 3 die dauernd völlige, 104 die dauernd theilweise und 98 die vorübergehende Erwerbsunfähigkeit der Betroffenen zur Folge. Im Vor jahre waren 43 tödtliche, 93 theilweise und 133 vorüber gehende Erwerbsunfähigkeit bedingende Unfälle zu ent schädigen. Die tödtlichen Unfälle sind demnach gegen dar Vorjahr um 4 d. i. um 9,3 o/y gestiegen. Die Steigerung entfällt lediglich auf den Steinkohlenbergbau, bei welchem 35 tödtliche Unfälle, gegen 30 im Vorjahre zu entschädigen waren. Beim Braunkohlenbergbau hat die Zahl der tödtlichen Unsälle wie im Vorjahre 7 betragen, beim Erzbergbau ist sie von 6 auf 4 zurück- gegangen. Von den gesammten 47 tödtlich Verun glückten sind an berechtigten Angehörigen hinterlassen worden 38 Wittwen und 90 Waisen. Die äußere Ursache der Unfälle hat, wie in den Vorjahren, so auch im Jahre 1900 in den meisten Fällen der Zu sammenbruch, Einsturz und das Herabfallen von Gegenständen, namentlich Stein- und Kohlenfall, ge- bildet. Durch Schlagwetter- oder Kohlenstaubexplosion ist im Jahre 1900 kein Unfall vorgekommen. — Für jugendliche Arbeiter ist im Berichtsjahre in 2 Fällen Entschädigung festgestellt worden und zwar in beiden Fällen beim Steinkohlenbergbau. Von weiblichen Arbeitern hat eine und zwar ebenfalls beim Stein kohlenbergbau einen entschädigungspflichtigen Unfall erlitten. Bedauerlicherweise hat sich im Berichtsjahre auch ein Massenunfall d. h. ein Unfall ereignet, bei dem mehrere Arbeiter zugleich getödtet bezw. verletzt worden sind. Bei einer Erzgrube des Obererzgebirges haben Arbeiter verbotswidriger Weise gefrorenen Dy namit in der Röhre des in der Mannschaftsstube stehenden geheizten eisernen Ofens austhauen wollen. Dabei ist der Dynamit explodirt und von den gesammten in der Mannschaftsstube anwesenden 11 Arbeitern sind 3 getödtet und 8 mehr oder minder verletzt worden. - AuS dem Bericht über das M-di- einalwefen im Königreiche Sachsen auf das Jahr 188S. Nach den bei den Standes ämtern eingegangenen Anzeigen sind im Berichtsjahre 94,024 Personen gestorben, sodaß bei einer sür die Mitte des JahreS aus 4,026,480 berechneten Bevöl kerungszahl auf je 1000 Lebende 23,3 Todesfälle kamen. Dem Jahre 1898 gegenüber haben sich zwar die letzteren um 6832 vermehrt, auch ist deren Zahl nicht nur absolut, sondern auch im Verhältniß zur Zahl der Bevölkerung nicht unerheblich, nämlich um 1,3 v/»g gestiegen, doch kann trotzdem das Berichtsjahr rücksichtlich der Mortalitätsverhältnisse als ein gün stiges bezeichnet werden, da eine Sterblichkeitsziffer von 23,3 o/oo namentlich im Vergleich mit der Mor- talttät in den weiter zurückliegenden Jahren als eine sehr niedrige sich erweist und bis jetzt in Sachsen nur in den durch eine außergewöhnlich geringe Sterb lichkeit ausgezeichneten Jahren 1896 und 1898 eine noch niedrigere Mortalitätsziffer zu verzeichnen gewesen ist. Der Bericht macht dann auf die Wieder- zunahme drr Todesfälle bei den beiden verheerendsten Krankheiten, Tuberkulose und Diphtherie, aufmerksam. Der Bericht sagt in dieser Beziehung: Nachdem vom Jahre 1891 an die auf Lungentuberkulose entfallende Sterblichkeitsziffer stetig zurückgegangen war, ist im Berichtsjahre die Zahl der durch diese Krankheit ver ursachten Todesfälle ganz bedeutend, nämlich von 7246 im Vorjahr auf 7999 wieder gestiegen und damit auch die Sterblichkeitsziffer von 1,83 Prozent auf 1,98 Prozent in die Höhe gegangen; auch hat sich die Vermehrung der Sterbefälle auf sämmtliche Re- gierungSbezirke wie auf fast alle Medizinalbezirke er streckt. Wodurch dieses unerwartete Ansteigen der Mortalität herbeigesührt worden ist, läßt sich nicht sicher feststellen; es darf aber angenommen werden, daß an demselben, wenn auch nicht allein, so doch zum großen Theile die Influenza, die 1898 weit mehr als in früheren Jahren verbreitet gewesen ist, Schuld daran trägt. Etwas vermehrt, und zwar um 43, haben sich auch die Todesfälle bei allgemeiner Tuberkulose und tuberkulösen Erkrankungen anderer Organe als der Lungen. — Hinsichtlich der Sterb- lichkeit bei DiphtheritiS heißt es in dem Bericht: Nachdem die Zahl der an Diphteritie Verstorbenen, die 1893 noch 3887 betragen hatte, vom Jahre 1894 an stetig zurückgegangen war, sodaß sie sich 1898 nur noch aus 1415 belief, ist sie im Berichtsjahre wieder um 44 gestiegen, doch hat die Mortalität nur in den Regierungsbezirken Bautzen und Zwickau, und zwar in ersterem erheblich, in letzterem nur wenig zuge- nommen, während sie in den übrigen beiden Bezirken noch weiter zurückgegangen ist. Es wäre von großem Interesse, sestzusiellen, welche Beobachtungen man be- züglich beider Krankheiten in anderen deutschen Bun desstaaten gemacht hat. Die Verluste durch Keuch husten sind nur in der KreiShauptmannschast Leipzig, infolge des Rückganges der Todesfälle in der Stadt Leipzig von 108 auf 63, etwas geringere, in allen übrigen dagegen etwas größere gewesen, als im Bor- jahre. Unter den verstorbenen 910 Kindern, von denen die weit überwiegende Mehrzahl im zweiten Halbjahre verloren wurde, befanden sich 551 — 60,6 Prozent, die noch nicht ein Jahr alt waren. An der Zunahme der Sterblichkeit durch Scharlach sind, bis auf den Regierungsbezirk Zwickau, in dem die im vorhergehenden Jahre hohe Totenzahl erheblich ge- fallen ist, alle Landestheile, wenn auch in verschiedenem Grade, betheiligt gewesen. An den Masern sind zwei Erwachsene und 669 Kinder, das sind 14 weniger als im Vorjahre, zu Grunde gegangen. Vornehmlich infolge häufiger aufgetretener Typhusepidemien hat sich die Zahl der an Typhus Verstorbenen von 224 im Jahre 1898 auf 267 erhöht. Im Regierungsbezirke Dresden ist sie von 58 auf 100 gestiegen, dagegen hat sie in der Lausitz und in der KreiLhauptmann- fchaft Zwickau nur sehr wenig zugenommen und im Leipziger Kreise sogar etwas abgenommen. — Bei Bränden muß man oftmals hören, wie Leute, die selbst nicht die Hand rühren zur Be kämpfung der Feuers oder zur Rettung der Eigen- thumr, die Thätigkeit der Feuerwehren krisi- streu und spöttische oder sogar unverschämte Bemerk ungen äußern. Ein solcher Fall trug sich auch be: einem Feuer in der Mühle zu Sörmitz bei Döbeln zu. Ein als müßiger Zuschauer anwesender Einwohner von Sörmitz erlaubte sich der Döbelner Freiw. Feuer wehr gegenüber verächtliche Bemerkungen, als diese nach vollbrachter Löschung des Schadenfeuers wieder abzurücken im Begriff war. Die anwesenden Feuer wehrleute verklagten den Mann. Der Betreffende wurde vom königl. Schöffengericht Döbeln wegen Be- schimpsung und Beleidigung der Döbelner Feuerwehr zu 10 Tagen Gefängniß verurtheilt. Der Fall möge anderen zur Warnung dienen. — Der Tanz im IS. Jahrhundert. Die Geschichte des Tanzes weist in keiner Epoche so mannigfach wechselnde Moden auf, wie im verflossenen 19. Jahrhundert. Stand der Tanz der ersten zwei Jahrzehnte noch völlig im Bonn steifer Etikette, be wegten sich die Tänzer nur in den Formen würdigster Grandezza, so wurde das mit einem Schlage anders, als 1819 Webers „Aufforderung zum Tanz- erschien. Die feurigen Weisen des deutschen Meisters wirkten aus das Tempo wie prickelnder Wein. Ein rasches Allegro kam in die Tanzmusik, es wuchs noch, als vom Podium der Ballsäle der 1. Strauß'sche Walzer erklang. Jahrzehntelang behielt der Walzer die Ober hand, eigentlich hat er sie ja noch heute. Von den andern Tänzen unserer Bälle und Kränzchen ist der älteste wohl der Kontretanz, er wurde 1821 zum ersten Male am Berliner Hofe getanzt und ging von da schnell in die anderen Kreise über. Wie er aus Frankreich nach Deutschland verpflanzt ist der Kotillon, der gleichfalls in den Zwanziger - Jahren bei «n» Aufnahme fand. Etwas jünger ist die Polka. In Berlin tauchte sie zuerst im Jahre 1830 auf. In den Sechziger- und Siebziger-Jahren begann der Ball, wie auch heute noch, mit der Polonaise, der sich dann Walzer, Polka und Polka Mazurka anschlossen. In vornehmeren Gesellschaften folgte dann Huackrille a la cour, die wieder durch Rundtänze abgelöst wurde. Diesen folgte der Kontre, der Kotillon machte den Schluß. Neuerdings haben sich dazu noch andere Tänze gesellt. In den Achtziger - Jahren durste die Kreuzpolka und Tyrolienne aus keinem Ballprogramm fehlen. Jetzt sind sie etwa» zurückgetreten. Dafür tanzt man die berühmte Washingtonpost, auch hat sich die Mode eingebürgert, alte Tänze vergangener Zeiten neue einzustudiren und im Kostüm anfzuführen. Auch am deutschen Kaiserhofe wurden neuerdings vielfach historische Tänze einstudirt. — In Leipa wurde am Donnerstag der Schmiedegehilfe Theodor Wagner zu zwei Jahren Gefängniß verurtheilt, weil er seiner Geliebten, welche da« Verhältniß mit ihm gelöst chatte, die Rase weg gebissen hat. DaS bildhübsche Mädchen ist für immer entstellt. — Ellefeld, 6. März. Gestern früh kurz nach 3 Uhr erscholl in unserem Orte Feuerlärm Es stand die reichlich mit Futtervorräthen gefüllte Scheune des Gutsbesitzers Hermann Dressel in vollen Flammen. Da» Feuer griff, trotzdem die Feuerwehr schnell zur Stelle war und Wasser abgab, so rasend uni sich, daß in kurzer Zeit auch das Wohngebäude des Webermeisters Hermann Thost lichterloh brannte. In diesem Hause wohnten noch zwei Weberfamilien, welche wenig Habe retten konnten, und, da sie nichts versichert haben, schwer betroffen wur den. Ueber die Entstehungsursache ist nichts bekannt; Vormittags 11 Uhr war der Dachstuhl de» Dresselschen B uernguteS, der bereit» früh einmal brannte, jedoch wieder gelöscht wurde, in Brand gerathen und stand in kurzer Zeit auch dieses Gebäude nebst dem Stall in Hellen flammen und brannte vollständig nieder. — M«rkne«kirche». Das 1'/2jährige Söhn chen des Instrumentenmachers Strobel in Markneukirchen griff nach einem mit kochender Milch gefüllten, auf dem Tische stehe» den Topfe, dieser kippte um und die heiße Flüssigkeit ergoß sich über da» Kind, welches lebens gefährliche Verbrühungen des ganzen Körpers davontrug. — Am Mittwoch Nachmittag ist in der Epileptischen- Anstalt Kleittwachau bei Radeberg, welche dem Landes verein für Innere Mission gehört, das Knabenhaus ab gebrannt. Verletzt wurde niemand, auch konnte das Inventar größtentheils gerettet werden. — Olbernha«. Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich am 5. d. MtS. Nachmittags im hiesigen Hüttensteinbruche. 2 Arbeiter, Namens Seifert und Hänig, beide Familienväter au» Schönfeld, wollten nach der Ursache eines versagten Schüsse» sehen, als plötzlich der Schuß loSging und beide zur Seite schleuderte. Während bei Hänig das Augenlicht in Gefahr ist, erlag Seifert bereits im Olbernhauer Krankenhause, wohin man ihn brachte, seinen schweren Lerletzungen. Vermischtes. * Der Vorstand des deutschen Forstvereins hat, wie wir der „Schles. Ztg." entnehmen, Erhebungen angestellt über den Großwaldbesitz im Deutschen Reich. Es hat sich dabei ergeben, daß neun Besitzer von mehr als 30000 Hektar Wald im Gebiet des Deutschen Reichs vorhanden sind. Es sind dies der königlich preußische Kron- und Hausfideikommiß mit 75319 Hektar, das fürstlich hohenzollernsche Hausfideikommiß mit etwa 55000 Hektar, der Fürst zu Stollberg. Wernigerode mit 48116 Hektar, der Fürst von Pleß mit 41820 Hektar, der Herzog von Anhalt mit 39 275, der Fürst Christian Kraft zu Hohenlohe- Oehringen mit 35666, die Stadtgemeinde Görlitz mit 33133 und der Reichsgraf v. Schaffgotsch in Warm brunn mit 30342 Hektar. Der Grenze von 30000 Hektar sehr nabe kommt der Herzog von Ratibor mit 29561 Hektar. * Daß d«s Küsse» oer Hunde sehr gefähr lich ist, beweist folgender trauriger Vorfall. Die Tochter eines Besitzers aus der Gegend von Groß-Hunicken war seit anderthalb Jahren bei einer Dame in Memel als „aber ich habe doch keinen Diener mehr, den ich so nothwendig brauche." „Da muß ich Ihnen einen neuen verschaffen," entgegnete Pei-Heng, indem er zugleich diensteifrig an- fing, in der Wohnung Davifons die Dienerarbeiten zu machen, „fo ein Herr wie der edle Herr Davison kann doch nicht ohne Diener sein." „Glaubst Du, Pei-Heng," srug Davison, „daß vielleicht mein Diener die für mich eingetroffenen Briefe mit foitgmommen hat." „DaS ist möglich, zumal wenn er geglaubt hat, Geld oder sonst einen Werthgegenstand darin zu finden." „Dani: wä»e eS vielleicht am Platze, wenn ich an meinen Freund Blomfeld nach Tientsin in der Angelegenheit depeschirte," meinte Davison, „wenn die Damen ihrer Sicherheit halber nun doch Peking ver- lassen wollen. Doch ich werde darüber erst noch mit ihnen selbst sprechen, wen.: eS möglich ist und auch Herrn GuthauS zu Rathe ziehen." „DaS ist gut, das ist klug," sagte Pei-Heng, „aber nun muß ich Ihnen noch eine Neuigkeit mit- theilen, gnädiger Herr. Die Damen La-Tso und La- Tai haben in ihrem Vetter Tsu-Tsang einen neuen christlichen Glaubensgenossen gesunden, der sie be schützen helfen kann." „Wer ist dieser Tsu-Tsang?" „ES war früher ein armer Dorfschulmeister und ist jetzt ohne Stelle, ein begabter und gebildeter, aber verkannter und zurückgesetzter chinesischer Gelehrter ohne Brod. DaS erste Staatsexamen soll er sehr gut bestanden haben, aber im zweiten ließ man ihn durch- fallen, weil es fo viele Kandidaten giebt und Tsu- Tsang keine Gönner hatte. So mußte er Schulmeister werden, um nicht ganz zu verhungern, denn eine arm selige Schulmeisterstelle ist das Einzige, waS die chinesische Regierung den in der zweiten großen StaatS- prüsiug durÄWsaUeiien Kandidaten noch anb'eien F.: c," ber chi le Pi-Heng ri'ri; schwatznd und sine Ausführungen durch Zeichen und Geberden unter stützend, wenn ihn Davison nicht recht zu verstehen schien. „Da ist dieser chinesische Schulmeister aus Hunger und Noth wohl zum Christenthume gekommen und ist io ein Nothchrist, wie eS leider so viele in China giebt," frug Davison neugierig, denn ihn interessirte diese Bekehrung eines gelehrten Stockchinesen. „O nein, o nein," entgegnete Pei-Heng, „der kluge Tsu-Tsang hat in drei Tagen mehr von der christlichen Religion und dem Heiland gelernt als ich in drei Jahren. Tag und Nacht hat er das Missionr- büchlein studirt, das ihm La-Tso gegeben, und die Grundzüge deS Evangeliums waren in Tsu-Tsangs Geiste schon so klar und fest eingeprägt, daß er fast gar keines weiteren Unterrichts von dem Missionar bedurfte. Der Herr Missionar worüber diese wunder- bar rasche Bekehrung Tiu-Tsangs zum christlichen Glauben, Denken undHoffen auch ganz erstaunt, und da Tiu-Tsang die flehentliche Bitte aussprach, in die Missionsgemeinde ausgenommen zu werden, so ist er gestern nochmals geprüft und heute früh getauft worden." „DaS ist seltsam, das ist wunderbar!" bemerkte Davison. „O, wenn erst die gebildeten Chinesen sich aus tiefem Herzensdrange in großen Mengen dazu ent schließen würden, Christen zu werden, so würden wir noch viele solche raschen und wunderbaren Bekehrungen erleben," rief Pei-Heng, „denn unser Volk ist begabt, aber in Einseitigkeit und veraltetem Formelkram erstarrt." Davison wunderte sich nicht wenig, daß der Diener Pei-Heng so richtige Urtheile über das Wesen der Alt chinesen und die Wirkung de» ChristenthumS hatte, aber er erinnerte sich daran, daß die zum Christen thume bekehrten Chinesen fast ohne Ausnahme frühere g'scheiterte Existenzen, verkannte Leute und zurückge- letzte und entlassene kleine Beamte, Schreiber und der- glcihen wann, und fand darin deS Räthsels Lösun- für Pei-Heng» Worte, ohne daß e» Davison für an- gebracht hielt, nach Pei-HengS früherer Lebensstellung zu forschen, die er inne hatte, ehe er Christ wurde „Wenn die Damen La-Tai und La-Tso einen Beschützer an ihrem für das Christenthum gewonnenen Vetter Tsu-Tsang haben, da wunderr es mich eigent- lich, daß sie dennoch nach Tientsien übersiedeln wollen," sagte dann Davison. „O, verehrter Herr," erwiderte Pei-Heng, „die sämmtlichen christlichen Chinesen in Peking leben in großer Furcht und Sorge. ES bereitet sich im Ge heimen eine feindliche Bewegung gegen die fremden und einheimischen Christen vor, die zumal in der Ha »pstadt Peking sehr gefährlich zu werden droh». Wer da einen anderen Ort als Zuflucht aufzusuchen vermag, der thut es schon, und fo denken wohl auch die Damen." „Ihr Chinesen seid zu furchtsame Menschen," meinte Davison. „Wie soll denn hier unter den Au„en der Regierung und der fremden Gesandtschaften gleich ein großer Aufstand gegen die Christen auS- brechen. Ich glaube dies nicht, und halte eS höchstens für möglich, daß da und dort aus Haß und Fanatismus eine vereinzelte frevelhafte That vollbracht wird. Die Chinesen müssen doch auch Verwickelungen mit den fremden Großmächten fürchten, wenn sie gegen die einheimischen und fremden Christen einen Aufstand an- zetteln. Der böse Wille, der fanatische Haß und der finstere Aberglaube ist ja bei den Altchinesen genug- fam zu solchen Unthaten vorhanden, aber sie haben den Muth nicht dazu und fürchten die Großmächte, die schon wiederholt China für^die Verbrechen an den Christen und Fremden bestraft haben." „Gebe Gott und der Heiland, daß Herr Davison recht behält," bemerkte Pei-Heng, „ich halte e» aber für gut, daß man sich auf da» Schlimmste gefaßt macht. Einem bösen Gerüchie zu Folge sind in der Provinz Schantung schon wieder zwei Missionare und eine Anzahl der bekeh »en Chinesen von der fanatischen Menge niedergemacht worden, und in der Provinz Schansi soll eine ähnliche Greuelthat sogar vor den Augen des VicekölligS geschehen sein." „Jn der Provinz Schansi?" frug Davison be troffen. „In den Zeitungen habe ich aber davon nichts gelesen." „O, in dem großen Reiche der Mitte mit seinen entlegenen Provinzen passirt viel Schlimmes, das nicht immer in die Zeitungen kommt," entgegnete Pei-Heng. „Wenn eS der Vicekönig oder der Taotai wünschen, daß eine Unthat nicht weiter nach Peking gemeldet wird, so bleibt sie eben im Dunkeln, und es ist nur dem Zufall oder fremden Reisenden überlassen, ob eiv kleiner Aufstand oder eine Niedermetzelung einiger Christen allgemein bekannt werden. „Ja, ja, das sogenannte himmliche Reich Eure» allgemein verehrten Zopfes birgt noch Zustände, die viel mehr an einen Höllenpfuhl, als an ein himmlisches Reich erinnern," sagte Davison seufzend. „Aber wir sind einmal hier und wir werden unsere Mission voll enden, sollte es auch dabei auf Leben und Tod gehen." „So ist e» recht, gnädiger Herr!" rief Pei-Heng, „auch der Heiland ist für seine große Mission in den Tod gegangen und auch China wird seine Blutzeugen für das Evangelium erst reichlich aufweisen müssen, ehe eS bei un» feste und tiefe Wurzeln fasten kann." „Geh' nun zurück zu Deinem Herrn,befahl Davison dem Diener Pei-Heng, „und theile ibm mit, daß ich ihn Nachmittag 4 Uhr in seiner Wohnung besuchen und das Weitere mit ihm in der Sache be- prechen werde. Eher kann ich nicht zu ihm kommen, >enn ich habe jetzt auch nothwendige Vorbereitungen ür die Expeditton noch zu treffen!" „Einen neuen Diener für die Reise darf ich Ihnen wohl besorgen, gnädiger Herr?" frug Pei-Heng noch im Fortgehen. (Fortsetzung folgt.)
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