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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 31.03.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190103315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010331
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-03
- Tag 1901-03-31
-
Monat
1901-03
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 31.03.1901
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WiMilMMl TWE Amtsblatt. Rr. 76. Sonntag, den 31. März 1901. 2. Beilage. Seine Schuld. Bon Alfred Hedenstjerna. Deutsch von E. Bilmar. (Nachdruck verboten.) ES «ar seine Schuld, einzig nd allein s ine SchtKd. Uut daher mußte er dar Haus, woraus der Friede geschwunden, verlass, n während sie hier zurück- dlieb, fie und das Kind. WaS wohl schlimmer sein mag: wie ein Msse- thäter dem eigenen HauS und Herdc zu eulfftchco, aus dem F milieukreise, dessen Herr man gewesen, vertrieben zu werden, wie ein entlohnter Knecht, — oder als Sieger dort zurückzubleiben, mit di'ser schrecklichen Leere, den so beredte» Erinnerungen an Vie Vergangen« heit, mit Stühlen, Tischen, Bildern und tausend Klei nigkeiten, die uns wieder und immer wieder zurufen: Weißt Du noch? . . . Gedenkst Du noch jenes Tages, als ... Welche dieser beiden Eventualitäten am schwersten zu tragen ist, wissen nur die Mächte, die «nS Menschenkindern das Leid abwägen und zuthcilen. Ja es war sein Schuld. Er hatte damit be gonnen, sie nicht zu verstehen und war schließlich dahin gelangt, sie zu betrügen. Er war ein sehr reicher Mann und hatte sich eine prächtige Villa erbaut Schmuck m d einladend stand sie nun da, gleichviel, ob er daheim war oder nicht. Wenn er nur dar nöthige Geld zu ihrer Instand haltung hergab, lag sie stets wie ein kleines Juwel aus der Insel im Binnensee. Mitunter kam er jeden Tag dorthin, mitunter in Monden nicht Er besaß eine Gemäldesammlung, die ihn cben- allS eine große Summe gekostet. Ob er die nun vom rühen Morgen bis zum späten Abend bewundeite oder sch viermal im Jahr darnach vmsah, bewahrte sie doch unverändert ihre Schönheit und ihren Faibenschmrlz NordenbergS „Alter Fischer" sah ir mer gleich ver wittert aus, die holländischen Frauen und Mädchen blickten immer gleich lieb und freundlich und von „Großmutters Gebu.tStag" grüßte ihn stets das alte sonnige Lächeln, gleichviel, wann er zurückkehren mochte Und schließlich hatte er auch eine Gattin erworben, die in den ersten wonnigen Tagen seiner neuen Liebe all seine übrigen Besitztümer weitaus verdunkelte. Seine Villa dünkte ihn schöner, trauter, anhei melnder denn je, wenn sic, seiner harrend, in der offenen Thür stand. Fröhlicher, leuchtender schimme-ter die Wellen des See?, wenn sie mitsammen darnach schauten, «ährend die Farben der kostbaren Gemäldc erblaßtev, wenn Editha, die Verkörperung lebenSfrischec, warmherziger Jugend, mit rosigen Wangen und hei- tercm, liebestrahlcodcm Blick sein Gemach betrat. Doch eine liebende Frau ist eia sonderbares Et was. Sie ist viel schwieriger im Umgänge als eine Kunstsammlung und viel anspruchsvoller a's ein Möbel stück aus der Rokokozcit. S e bleibt keineswegs die selbe, wenn man sie ein paar Wochen allein läßt, sic auch nur einen einzigen Tag vergißt, sie vierzehn Tag- achtlos behandelt; wenn man kühl Abschied nimmt und sie bei der i.ciwkchr gle chgültig be ruht. Dergleichen verdüstert ihren Blick und läßt ihr H.rz gefrieren Von allen fchöncv und angenehmen Dingen sind die schönen Frauen daher für ihren Herrn und Gebiet > am schwersten zu behandeln. Dennoch liebte er sie noch, mehr sogar als sein, anderen Besitztümer, und in seinem Herzen hatte er sie nimmer verrath-u. Doch die Erinnerungen an die herrlichen Tage seiner JunMscllensreihcit lachten ihm desto verlockender entgegen, je seltener ein Lächeln EdithaS Antlitz erhellte. "Se zogen ihn gewalt'am in ihren Bann, und er zählte richt zu denen, die ihrer Genußsucht dcstimn tc Grenzen ziehen oder ihr Gewissen beschwert fühlen, wenn jene unversehens auf verbotenes Terrain geführt. Die strkngen Sittenprediger nennen das „sündig". Doch die Wett, die leichtlebige, nachsichtige, doch m jeder Hinsicht wohlanständige Welt hat bckrnntlich zwei Arten von Slttcvgefttz: ein strenges, engbegrei ztcs fü, die Frau, und ein minder schönes, dcch bequemens für den Man». Wiederholt war Vergebung erbeten und erlangt worden. Run aber mußte es sein. Die praktische Seite der Sache erfassend, hart. EdithaS Bruder, der Rathsherr, ihr gesagt, daß Adolf ihr dergestalt die Karte» in die Hand gespielt h-be, daß die Art der Bedingungen nun gonz in ihrem Be lieben stände. Sie wollte ihr Töchterchen bei sich behalten. Vergebens suchte der Gatte das Zugcstäaduiß vo» ihr zu erlangen, daß cs ihm vergönnt sein solle, in steter Verbindung mit dem Kinde zu verbleiben. Sie blieb bei ihrem Entschluß und er fügte sich in daS Unvermeidliche. Editha sollt', also hi:r bleiben uns er auf Grund „mangelnder Sympathie zwischen den Gatt:»" das Haus verlassen. Dieser Grund erschien ihm s:hr an nehmbar, und auch alles Uebrige ward ganz nach Wunsch seines Schwager» geregelt. Doch als dieser da» HauS verlassen, nahm Adolf seiu Töchterchen auf den Arm, kniete mit ihr vor Editha nieder und flehte sie an, ihm noch dieses eine Mal zu vergeben. „Eruiedrige Dich nicht so, Adoss," versetzte sic kühl. „Solange ich noch ein schwaches, liebendes Weib war, mochte eS angeheu, »u i aber ist es sür immer aus zwischen u»S." „Aber ich liebe Dich noch, Editha, ich liebe Dich mehr denn je. Und sollte es denn möglich sein, daß in Deinem Herzen nicht« mehr für mich spricht ? Daun war meine Liebe ; ärkcr als . . Sie lochte schneidend auf. „Vielleicht bin ich mit meiner Liebe allzu verschwenderisch umgegangco." — Morgen war der verhängoißvolle Tage Dann sollte es geschehen. Während dieser letzten Tage hatten sie fast kein Wort mehr gewechselt. Er hatte sein n kleinen Liebling beständig um sich haben wollen, das war ihm gestattet worden. Editha konnte warten; gc- höite ihr nicht die Zukunft? Einmal drohte sie Weichheit zu überkommen. An seiner halb geöffneten Thür vorübergehend, hörte sie ihn zu der Kleinen sagen: „Hör' mal, Lory Papa geht am Reisen und wird wohl sehr, sehr lange fortdleiben. Wirst Du daun immer sehr lieb und gehorsam gegen Mütterchen snn ?" Bei den letzten Worte« halte seine Stimme g - bebt und jenen weichen, innigen Tonfall argenommco, den sie nur allzu gut kannte. Keine andere Sbmmc hatte einen so warmen, unwiderstehlichen Klang Diese, Ton klang ihr »och so lebendig m der Seele nach, seit jener Abendwanderung durch den Garren ihr.s elter lichen Hauses, als er, dar treuherzige Gesicht zu ihr neigend, gefleht hatte: „Willst. Du die meine sein, Editha? Willst Du mich hinnehmcn mit all meinen Hehlern und Mängeln, doch auch mit mcmer Liebe, so g oß und innig, wie Du keine zweite auf der Welt finden würdest?" Seine Fehler und Mängel! O, die harte sie ihm gern vergeben; doch wie halte seine Liebe die Prob bestanden? Still! WaS lehrt er das Kind? „Wenn Papa fort ist, dann muß Lory oft au' Mütterchens Schoß kcettern, ihr einen Kug geben und fragen: Mutti, was macht nun wohl der arm Papa?" Run laß mal hören, ob Loiy das schön sagen kann." „Was — mach — Mutti nei, Lohi tann mß! . . ." „Mutti, was macht nun wohl der arme Papa?" „WaS mach Mutti nu mit mein amc Papa? Lohi tann! Loht tann!" Es schnitt ihr durch die Seele. Gewaltsam mußte sie die Erinnerung an ihren btzten Geburtstag heraus- b schwören, dessen er weder Mit einem Wort", noch mit einer Lieb.osung gedacht, weil . . . Ja, das half. Sie brauchte nur daran zu denke.!, wie und wo er — wie sic später erfahren — jene, Abivd zuzebracht hatte, um wieder kalt wie ein Eis block zu werden. Eine Weile später erschien das K.ndermädchen bei ihr. „Der gnädige Herr läßt fragen, ob die keciw. Lory diese Rächt am dem Sopha in seinem Zimme schlafen kann.", „Gcw.ß. Nehmen Sic dann die dicke R.ift- Secke mit" ES wurde spät. Alles war zur Ruhe gegangen Adolf halte sein eisernes Bett neben LoryS Lager ge rollt und lag nun, mit großen Augen aus daS süß rosige Gesichtchen starrend, als wolle er jeden Zu, desselben sür ewig seinem K.dähtn.ß ciuprä-M. Wic sclig sie im Schlaf lächelte, sein herziger, kleiner Liebling! ... Die letzte Nacht unter einem Dache mit ihm. Editha gedachte der ersten Ihre Reise durch den blülheuduftenoen Maiabcnd war w.e ein Flug durch lichte SommcrwölkaM gew.scn. Und als dcr Wage, dann hier vor dein Portal gehalten, hatte er sie in pncn weichen Tönen, worin jein warmer Hcrzschla, vibrierte, willkommen geheißen in seinem Hause. In seine» Armen hatte er sie d e Treppe hinaufgetragen und geflüstert: „Küsse mich, Liebling, damit ich weiß, baß cS nicht nur ein seliger Traum ist." Wie hatte er nur so tief sinken können! Still! Draußen schallen Pserdümke; cs wir- an die HauSthür gckwpfl. Nun, falls es «lwar von Bilanz sein sollte, würte sie es wohl erfahren. Wahrscheinlich wieder eine Bol schäft für ihn, und die Dienerschaft wußte ja, daß das waS für den eine:, «nkam, den anderen nicht» anging Zeh», tünkzehn Minute», eine halbe Stunde w.r Brests vergangen, chae daß sie ctwaS weiteres ver nommen. Eine seltsame Unruhe begann sich ihrer zu bemächtigen. Sie zog die Glocke. „Wer wars, der vorhin an der Hausthür geklopft?" „Ach, wir dachten, die gnädige Frau hätte cs nicht gehört . . eS war der Kutscher von Listerum." „Von Listerum ? Und mitten in ter Rächt? Was hatte das zu bedeuten?" „Die alte gnädige Frau hat heute Rachmittag einen Schlaganfall gehabt und — und — und vu> .st sic gestorben." Asol's Mutier gestorben! Sc, die er so innig giUcbt ! Dies? liebe, gute Frau, die »gr in so warmer HerzcnSlönen v.rftchcN: „Mein Kind, niemand Würd ,ch lhil lieber abtr ten a.s D r!" Run wäre- er natürlich dorthin müssen und all die nothw-ttdigen traurigcv AnoUrnungen eine Vertu gung dis ScheldungsterminS aoihwendig machen. Aber das kam nicht so genau darauf an, sic hatten ja noch das ganze Leben vor sich. Mama todi! . . Wie herzlich Halle die liebe, aue Frau sic ft. ihrem letzten Briefe augiflcht, geduldig, nachsichtig gegen ihren Sohn zu sein. Vielleicht hatte der Kummer über ihre unglückliche Ehe zu einem jähen Verscheide, beigctragen . . Dann aber kam auch dus über Adolfs Haupt. ES war seine Schuld. Sie begriff sich selbst nicht. Was ging er si noch an? — ES war gut, daß die Frau Ru!) gefunden, sehr gut. Aber dennoch — es glühte und brannte wic Feuer in ihren Adern; ihr war, als müsse sic ersticke». ES duldete sie nicht auf ihrem Lager. Ein Jahr zuvor hatte fie ihre Schwester durch den Tod verloren. Damals hatte sie ihr Leid ar seiner Brust auSgewcin», und er war in jenen trüber Tagen viel liebevoller und besorgter als in der letzten Zeit ^nd Abend für Abend bei ihr zu Hause geblieben. Und nun . . . nun litt er, und sie halte kein einziges Trostwort sür ihn. Nein — natürlich nicht D nnoch stand sie einen Augenblick später vor seiner Thür. K.in Seufzer — nicht der geringste Laut! Vielleicht war er sogleich nach erhaltener Nachricht m t nach Listerum gefahren und hatte die kleine Lory allein zurückge assen ? Sie konnte vom Sopha fallen und sich Schaden thua, oder auch erwachen und sich ängstigen, allein zu sein . . Unter derlei ungereimten Vorwänden öffnete sie leise, v rsichtig eiu weuig die Thur. Do« saß er, den Kopf in die Hände gestützt, vor seinem Schreibtisch und sta.rle unverwandt in ein auf- geschlagenes Photographiealbum. Ohne sie zu sehen, wußte Ed iha, wessen Porträts sich auf diesen Blättern befanden: dasjenige seiner Mutter uud das ihre, die er nun beide zugl-ich verloren. Wic ding und gcalt.rl ec plötzlich erschien! Tiefe Fu'chen zogen sich über seine Stirn und etwas tröst- und hoffnungsloses sprach auS seiner ganzen Haltung Ihr wir, als würde ihr gewaltsam die Kehle zugefchnürt DaS O ff.icn dcr Thür war ihm entgangen. Nun rollten ein paar große, schwere Thräaen über sine Margen. „Allein — ganz allein —" flüsterten seine bebenden L'ppm. Da schlangen sich zwei Arme um seinen Hals, und die kühle Stimme, die jeden seiner Annäherungs versuche abgewiesen, flüsterte in weichen, rhcänencrftickten Lauten: „Nein, nicht allein, Adolf ... ich sprach nicht die Wahrh.il ... ich habe Dich lieb — innig, von ganzer Seele lieb . . . mein Adolf . . ." Tic Kleine wurde wach, richtete sich schlaftrunken empor und begann i;re Lckrion hcrzusagcu: „Wes macht Mutti vu mit den amc Papa?" Zum Sächsischen. — D,'r Bezirkrvcrein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke zu Dresden ersucht uns nm Abdi nck des Nachstehenden: Die näheren Umstände dec Lvdtauer Mordthat zusamm.ngehaltcn mit den jenigen des Möcching r Olfizi rstodtschlags lehren: Aus oidcnilichen Menschen, gleichviel welchen Standes und Bildungsgrades, vermag der Alkohol (vom Schnaps bis zum Sekt) binnen kurzen Stunden entschliche Ver brecher zu machen. Aber solche zum Himmel schreiende Urthal, n sind nur die krassesten Auswüchse einer ani Marke des Volkes zehrenden Giftpflanze. Wer zählt die Familien, deren Glück durch die unseligen Trink silten vernichtet wird, mag es sich um ihren mora lischen, ihren wirihschustlichen oder ihren gesundh it- lichen Ruin handeln? „Verdorben, gestorben." Wie manches hochgestillten Lebemannes Eri.merungsblatt an einen einst geliebten Sohn besteht ans diesen beiden .inzigen Worten. Und doch, welche Summe von Jammer und Elend sck-lnßen sie ein, die ganze trau rige Geschichte von der bekannten Entartung der Alkoholiker-Nachkommenschaft. Einsicht und Umkehr lhut uns noth. Wir halten nas für mäßig, mil w.r uns nicht betrinken, für mäßig, weil wir den Brannt wein meiden. Und dabei haben wirs glücklich so weit g bracht, daß jeder Deutsche (Frauen und Kinder ab- ge cchnet) im Du.chschnitt jährlich 424 Lter Bier konsumirt. Das ist eben so schlimm, alS wenn wir jedes Jahr 40 Liter Nordhäuser tränken. Ueberhaupi nimmt der Dnrchschnittsdeutsche eine nahezu doppelt so groß: Menge Alkohol in der Form von B er zu sich, ms in der Form von Branntwein und schadet sich natürlich dadurch auch doppelt so viel. Wie können wir es dulden, daß unsere Söhne, kaum zu Männern erblüht, die klassische Bildung, die sie sich aus dem Gymnasium ungeeignet haben aus der Uni- veisilat in Ackvhol ersaufe»?! Ehe die Gebildien nicht mit gut.m Beispol vorangehen, dürfen sie nichi hoffen, daß die Mudergedildeten sich zu Nüchternheit vck-hr.n lassen. Jeder fange b i sich an und unter richt? sich vor Allem über den Sch den, den rr sich seiner F >mui?, seinen Nachkomm n und der Nation zusüet durch eine G mvhnhcä, welche selbst Leute von bester Erziehung und höchster Stellung weit entfernt sind, jüc tadelnsmenh zu halten. — Die „Zcitungs-Korreipondenz", bei ausg geb » oom „Deutschen Verein ge.en den Mchlnauch g-iniger Getränke" schreibt noch zu der Kunbsäien Mo dthat: Kunte war vormals Bierwagenführer einer Dresdener B>auerei. Als solcher sröpme rr, wic leider di meisten im Biamigewerbe beschäftigten Arbeiter, d m übermäßigen G nuß von B:er, das ihnen ja fast nichts kostet. Auch manch r Schnaps lief bei K. wohl schon damals mit unter. S i: Aufgabe dieses Post ns aber trank er mit Vorliebe Bramitw.ln, zul.pt, als Kohl.n- arbeiter, für 40 Pfenmg: täglich. Di? Noch tri.b ihn nicht zur Flasche, denn er v roiente monatlich mit seiner in einer Waschanstalt arbeitenden Frau 120 M. Zudem war er, ubgeshen von seiner L idenschaft, in ordentlich r Mensch und guter Fanuliervaier, dec das von ihm Erworbene seiner Fran regelmäßig abli fene und, obgleich Kaiholik, ihr, der frommen Protestantin eu Liebe, dem evangelischen Arbeiterverein nngehörte. Wohl kam er häufig angeheitert nach Hause, zeigte aber auch dann niemals Gcne.gth'it zu gewaltthätigen Handlungen. Ter Säuferwahnsinn brach ganz plötz lich bei ihm aus. Er glaubte feinen verstorbenen Vater in der Gestalt eines schwarzen Hundes zu er blicken. Diese Spukgestalt gebot ihm, dem Leben der Seinen ein Ende zu machen. Ein im Wahnsinn be- gangenes Verbrechen schließt strafrechtliche Verfolgung aus und der Mörder wurde demgemäß nicht dem Gericht, sondern der Irrenanstalt überantwortet. Seine Familie, sowie er selbst sind Opfer der Sorglosig- kcit, mit welcher die menschliche Gesellschaft aller Stände und Bildungsgrade sich den unabsehbaren Folgen des Alkoholmißbrauchs überantwortet und mit w.lcher sie sogar die offenkundig durch denselben Ent arteten unter sich duldet. Sie weiß, daß nachgerade dreiviertel aller Verbrechen gegen die Person, sowie aller Roheits- und SittlichSkeitsvergehen in der Trun kenheit verübt werden und hält gleichwohl den Zeit punkt für noch nicht gekommen, für Heilung und, so weit diese nicht mehr möglich ist, für Unschädlich machung der Trunksüchtigen Sorge zu tragen. — Die Palästinareise des deutschen Kaiserpaares im Jahre 1898 gab damals Ver anlassung zu einem regen Versandt von Ansichts karten von den Orten, die am Wege dieser Reise liegen. Die „Comp. Comet", intern. Reisebureau in Dresden verband damals mit derselben eine Weltreise, die von Palästina weiter über Aegypten, Indien, Birma, Siam, Cochinchina, Sumatra, Singapore, Australien, Philippinen, Manila, China, Californien, Alaska, Nordamerika, Cuba, Grönland, Irland, Schweden, Norwegen, Dänemark führte und in Ruß- land mit der letzten Karte (der 200.) ihr Ende fand. ES sind auf dieser Reise ca. 200,000 Karten ver schickt worden und hat dieselbe bei allen Abonnenten guten Anklang gesunden. Am 1. Mai dieser Jahre» wird diese Reift noch einmal wiederholt und werden Liebhaber auf die seltene Sammlung aufmerksam gemacht. ES ist doch eigenartig und interessant, wenn man dem Verlauft dieser Reift folgen kann, indem die Post die von der Reise verschickten Karlen, so lang: diese dauert, Tag sür Tag ins Haus bringt. Profpecte versendet die Gesellschaft gratis und porto frei, Musterkarte gegen Beilage von 10 Pf. in Marken. — (Lokomotiven aus Chemnitz nach China.) Nachdem bereits vor einigen Wochen die ersten beiden Lokomotiven für die Schantung-Eisenbahn, die in der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann gebaut wurden, zur Versendung gelangt sind, ist jetzt auch die dritte sertiggestellt und harrt des Transporte» nach Hamburg, wo sie in einen von der Schantung- Geftllschaft zum Transport von Eisenbahnmaterial für die Schantungbahn gecharterten Dampfer.verladen wer- den soll. Die drei Lokomotiven sind große, schwere, normalspurige Güterzugsmaschinen. — Chemnitz. Vom Kriegsgericht der 4. Di vision Nc. 40 wurden eiu Gefreiter und drei Soldaten des 15. Jafanterie-Regiments Nr. 181 wegen vorsätz licher Erstattung falscher Meldungen zu Strafen von vier Wochen mittleren Arrest bis zu zwei Monaten Äcsängniß vcrurtheilt. Sie halten bei Schießübungen als An.eiger falsche Schftßcejaltate gemeldet, um einer Anzahl schlechter Schütz n ein-m G.fallen zu thun. — Werdau. Den Fall, daß eiu Geistlicher die Seelsorge in fünf Staaten ausübt, dürste jedenfalls ein sehr seltener sein. Der geistliche Herr in dem tächsischen Niebra ist gleichzeitig Prediger in Hitbers dorf, d.sftn eine Hallte zum Herzogthum Altenburg gehöit, während die andere im Fürstenthum Reuß j. L. lieft; fern r wirkt er se lsorgerüch in den beiden leußpchen Dörfern Ockicha und Lichtenberg; dann precigt er in den weim irischen Dors Raßdorf, und zuletzt versieht ec das Vikariat in dem meiningifchen Dvif Mosen. — Plauen. Ein Kaufmann Mehlhorn bot im Anzeigentheil verschiedener Zeitungen Zithern zum Verkauf au uud fuchie dadurch die Kauflust zu er regen, daß er in seinen Anzeigen dem Käufer der 1000., 2000. rc. Zäher eine Geldprämie von 250 M. vcrfpiach. Sowohl er, wie die verantwortlichen Re dakteure des Anzeigenteils der Zütungni wurden hierauf wegen Veranstaltens einer polizeilich nicht ge nehmigten össcntlichen Lotterie, refp. Beihilfe ange klagt uud vom hiesigen Landgericht gestern zu Geld strafen erurtheilt — Plauen. Vo n Sch vurchricht wurde der Haudelsma u Gustav Schubert in Treuen wegen An stiftung zur Blandstifiuilg zu fün Jahren Zuch'haus und zu zchnjächignn Verlust dec bürgerlichen Ehren rechte vcrurtheilt. Schubert gilt in Teuen als einer dcr Führer der „G ldmännl". — Man fchreibt aus Leipzig r In der letzten Stadwerordnetmsitzuiig wurde anläßlich ciucr Be- iywcrde über die allerdings „fackgrobe" Form der Schulgelder - Mahnungen festgestellt, daß im ver gangenen Jahre 45 000 solcher Mabnungcn noth- mendig waren, und dcr Stadt hieraus eine große Arbeitslast erwachse. Es ist allerdings für viele Familienväter nicht leicht, das Schulgeld auf ein Vierteljahr im voraus zu bezahlen für ihre Kleinen, und wenn ihnen angedroht wird, daß bei Nichtzahlung binnen 14 Tagen die Kinder von den Schulen „ver wiesen" würden, so klingt das recht hart. Das sah auch der R-th ein und soll deshalb in Zukunft „sanfter" gemahnt werden. — Dresden. Die Plakate für die hier am 20. April stattfindende Eröffnung dcr Internationalen Kunstausstellung finden infolge ihrcr eigenartigen Aus führung -- sie zeigen einen grüngesprenkelten Knaben aus orangefarbigem Grunde — vielfachen Widerspruch
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