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Di? M«?itt»ß»?« Mi???« fLansdowne^ erklärte im Oberhause: Ich habe in densletzteren nicht viel ankomme, wird von conservativciijuud sah, daß eine von den Gän/e» in großer Lebe»« r. 76. Sonntag, den 31. März 1901. 3. Beilage. Wohlgerüche. Bon Dr. Werner v. Lenz. (Nachdruck verboten.) Die Klagen über Abnahme des Sehvermögens .es Gehöres nehmen in unserer nervösen Zeit mehr zu, »nährend man über Schwäche der snerven am wenigsten Klagen hört, obwohl es le Menschen giebt, die wenig oder gar keinen nchsinn besitzen; sie sind sich dieses Mangels kaum ißt. Mag man auch Gesicht und Gehör zu den i Sinnen, Geschmack, Geruch und Tastsinn zu H edercn rechnen, es bleibt doch ein großes Un- oen Geruchsinn so sehr zu vernachlässigen. Leute schlechtem Geruch entbehren manchen Genuß und ns eines Schutzmittels; denn der Geruch ist es ->er uns vor dem Genuß ichädlicher Nahrungs- enußmittel warnt. Die alle, nicht nervöse Zeit wm Geruchsinn weit mehr als die moderne, »sichtbar und geheimnißvvll hauchen die Blumen Dust aus und senden ihn gen Himmel. Von ölkern schien es daher als eine religiöse Pflicht, öttern wohlriechende Opfer zu bringen. Die daß Wohlgerüche für die Gottheit wohlgefällig 'aß diese mit den Gebeten zum Himmel empor würden, war besonders lebhaft unter den des an Wohlgerüchen so reichen Morgenlan- entlich bei den Buddhisten. Duftende Blumen .uze bei den religiösen Gebräuchen darzubringen d ist bei den Buddhisten bis zum Exzeß ein- t. Die Tempel auf Ceylon beispielsweise wer» t den Gerüchen des Jasmins uno ähnlich stark r Blumen bis zum Ersticken und Betäuben -„gert. Das große Gotteshaus von Ruawelli chlon, welches 270 Fuß Höhe hatte, war an Festtagen vom Boden bis zur Decke mit Ge- blühender Gewächse geschmückt, so daß es einem asten Blumenstrauß glich. Bei einem Tempel Anarajapuras, der Hauptstadt Ceylons, war es im dreizehnten Jahrhundert Vorschrift, Tag für Tag hunderttausend Blumen, jeden Tag eine ndere Sorte, zu opfern. Anarajapura war damals von unzähligen bal samischen Blumengärten umgeben und vermochte leicht, den Tempeln Buddhas die erforderlichen Wohlgerüche zu liefern. Die katholische Kirche nahm diese Gebräuche, wenn auch in maßvoller Weise, in ihren Kultus auf. Bei den Festtagen der Mutter Gottes sind heute noch die Altäre der katholischen Kirche mit Blumen ge schmückt; das Weihrauchfaß wird heute noch ebenso geschwungen wie in früheren Zeiten. Im Mittelalter bedurfte die römische Kirche so vieler Myrrhen und Räucherwerke, daß sie in Syrien und anderen morgen ländischen Provinzen Ländereien erwarb, die ihnen das nothwendige Rauchwerk bringen mußten. Die alten Griechen, die auch Wohlgerüche im ge wöhnlichen Leben wie in ihren Tempeln liebten, be trachteten diese Düfte nicht nur als eine den Göttern angenehme und würdige Huldigung, sondern auch als ein Zeichen, daß die Götter selbst im Tempel zugegen seien. Die Götter kündigten ihr Erscheinen durch ambrosische Wohlgerüche an. Alle Völker, die an einen Himmel und an eine Hölle glaubten, dachten sich den erlleren voll Wohlgerüche, die letztere aber von pestilenzialischem Geruch erfüllt. Phantasiebegabte Menschen sind meist Liebhaber von Wohlgerüchen ge wesen, so die Dichter zu allen Zeiten. Sie schwelgten in ihnen und priesen sie in ihren Versen oft mit überschwänglicher Vorliebe. In jedem Frühlingslied heißt es: „Die Freude duftet mir aus jeder Blume!" Keiner aber singt: „Die Freude strahlt oder leuchtet mir aus jeder Blume." Der Duft ist ihnen die Hauptsache, die Farbe erscheint ihr schon prosaischer. Die Düfte haben so e was Geheimnißvolles, Geister haftes und hängen innig mit dem Traumleben der Seele zusammen. Fast alle große Menschen hatten einen Lieblingsgeruch. Der große und üppige Mohamed fand auf Erden neben schönen Frauen nichts köstlicher als Wohlgerüche. Die Blumenzeit, der düftereiche Frühling ist die Zeit der Liebe. Mit Gärten und duftenden Schattengängen verbinden sich leicht sinnliche Vorgänge und glückliche Vorstellungen in der Liebe. Mit Recht schreibt man den Wohlgerüchen die Eigen ¬ schaft zu, süße Trunkenheit erzeugen zu können. Es ist keine Frage, daß ein Wohlgeruch den Körper er frischt und die Seele, den Geist anregt. Dieses alles erklärt die Vorliebe der Dichter für Wohlgerüche. Namentlich die Dichtungen der Morgenländer sind reichlich mit Wohlgerüchen geschwängert. Spielt doch auch heute noch das Rauchfaß eine große Rolle im Haushalte der vornehmen Morgenländer. Bevor ein Besuch Abschied nimmt, wird das Rauchfaß um ihn geschwenkt; eine Aufmerksamkeit zwar ist es, aber auch manchmal das Zeichen, daß es an der Zeit ist, nun dem Besuch ein Ende zn machen. Jedenfalls ein höf licherer und angenehmerer Wink, als wenn wir die Uhr herausziehen oder einen Blick auf den Regulator werfey. Heute noch wie zu allen Zeiten rvurden die Blumen zuerst nach ihrem Duft geschätzt. Der liebliche Wohlgernch, der ihr entsteigt, scheint gleichsam ihre Seele zn sein. Prachtvoll glänzende aber duftlose Blumen kommen uns seelenlos vor. Wir achten ge ruchlose Blumen gering, trotz ihrer herrlichen Farben. Eine Blume muß duften, ein Vogel muß singen. Wer zählt all' die Loblieder, welche der einfachen, grauen Nachtigall gewidmet wurden, bloß ihres Gesanges wegen? Welche Rolle spielt nicht noch heute das be scheidene aber lieblich duftende Veilchen. Wie wenig anziehend würde uns selbst die Königin der Blumen, die Rose erscheinen, wenn ihr der herrliche Dust ge nommen würde. Es giebt Blumen, die einfacher sind als das Veilchen, so die grasgrüne Reseda, die uns aber ihres feinen Geruches wegen ein größerer Liebling ist, als manche in Farbenpracht strahlenden Gewächse, die uns wegen ihrer Duftlosigkeit ganz gleichgiltig lassen. Singt doch auch das Volk in all' seinen LiebeS- und Brautliedern gerne vom schön Duftenden. Da spielen Rose, Lawendel, Myrten, Thymian und Ros marin eine große Rolle. Es ist offenbar ein Verdienst unserer Dichter, daß sie in ihrem Eifer, die Wohlgerüche zu besingen, unsere Sprache mit manchen schönen Worten bereichert haben. Da ist zuerst das Wort „Duft" mit seinen zahlreichen Ableitungen. Doch auch aus fremden Sprachen haben sie Wortbildungen, die heute noch, trotz der Sprachreinigung, Bürgerrecht bei uns haben. Wer kennt und braucht sie nicht die Worte: Aroma, aromatisch, balsamisch, ambrosisch, Nektar und Ambra? Auch heute noch steht die Fabrikation von Wohl- geiüchen in hoher Blüthe, besonders in Frankreich. Man preßt den duftenden Blumen ihre Seele aus, destill rt sie und füllt sie zum Versand in Flaschen. Sächsisches. — Oberlungwitz. Am ersten Osterfeiertag hält der hiesige Turnverein I wieder eine seiner so sehr beliebten Ädendunterhaltungen ab. Der strebsame Verein wird auch diesmal dem geehrten Publikum heitere und angenehme Stunden bereiten und soll unter anderen nur neuen Stücken auch ein Gesammtspiel unter Mitwirkung von 30 Personen ausgeführt werden. — Dresden. Ueber die neueste Skandalaffäre, bei der bedauerlicherweise einigen Soldaten von einem Vorgesetzten eine wenig schöne Rolle zugewiesen wurde, entnehmen wir einem Berichte der Dr. Wacht noch das Folgende: Hauptmann v. B. unterhält seit zwei Jahren ein Liebesverhältniß mit der Ehefrau deS Herrn Or. mcck. Sch. Diese Frau stattete ihrem adligen Geliebten mehrmals sogar Besuche in der Kaserne ab, wovon Herr Dr. Sch. Kenntniß erhielt. Bemerkt sei hierbei, daß der Herr Hauptmann gleich zeitig Verwalter der Jägerkaserne ist, und als solcher in der Kaserne zu wohnen hat. Der betrogene Ehe gatte, ein Arzt, der, nebenbei bemerkt, eine große Praxis hat, wollte am Freitag seine Frau beim Ver lassen der Kaserne überraschen und nahm deshalb, so wie zwei weitere Herren, vor der Jägerkaserne Auf- stellung. Hiervon muß aber der Herr Hauptmann Wind bekommen haben, denn als die Civilisten ab solut nichr weichen wollten, erschienen auf einmal Soldaten, welche die Civilisten einfach verhaften wollten. Hiergegen protestirten die Civilisten, indem sie betonten,