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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.03.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190103179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19010317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19010317
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-03
- Tag 1901-03-17
-
Monat
1901-03
-
Jahr
1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.03.1901
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stand plötzlich der Generalsekretär da, als ihm aus einer der Schubladen deutlich die Stimme des Prä- steten entgegenhallte! Ganz deutlich war zu hören, wie sich der Präsect mit einem Besucher unterhielt: Die in Gegenwart des Präsecten angestellte Unter suchung ergab denn auch bald, daß die Schublade in ihrem Doppelboden mit einer Menge von Hör apparaten und Mikrophonen ausgerüstet war, deren Leitungen unmittelbar in die Zimmer des Präsecten und des Generalsekretärs liefen, und zwar, wie es heißt, nicht allein in des ersteren Amtsstube, sondern auch in seinen Speisesaal, seine Wohn- und Schlaf zimmer! DaS Geheimniß der Meyerschen Allwissenheit war denn damit offenkundig. Wenn ihn die ganze Präfectur in das Studium verwickelter Pol zeiberichte vertieft glaubte, hockte er über seinem Schiebefach und horchte aus, waS in den übrigen Zimmern vorging. Wie man sich denken kann, versetzte die Entdeckung der Mikrophone nicht allein die Präsectur, sondern auch die ganze Stadt in Aufregung, selbst die schöne Damenwelt fürchtete die drohenden Enthüllungen. In Paris aber führte die Entdeckung zu einer bedauer lichen Katastrophe; ein früherer Präsect von Lyon, Leroux, erschoß sich; er konnte den Gedanken, daß sein Privatleben auf Schritt und Tritt beobachtet worden, nicht ertragen. Selbstverständlich ward nun Meyer seines Amtes enthoben und brummt. Unter dessen aber hatte sich betreffs seiner mittelbaren und unmittelbaren Geldcrpressungen und Brandschatzungen ein riesiges Anklagematerial gegen ihn angehäust. Wo cs anging, brandschatzte er dircct, so besonders das Heer der Straßendirnen. Für die indirecte Anzapfung aber hatte er sich gar eine Auskunftsagentur zugelegt. Wandten sich die Lyoner in vertraulichen Angelegen heiten an ihren Polizeidirector, so wies er sie an die Agentur Mignot gegenüber. Mignot war einer seiner früheren Untergebenen. Und Mignot war vortrefflich unterrichtet; bezog er doch seine Kenntniß unmittelbar Zum Sächsischen. Ntederschlaasverhältnifse der 5« Flußgebiete Sachsens in der 1. Dekade des März 1901. )er Höhe zu erhalten, die sie haben muß, um den Anforderungen des Imperialismus u. s. w. in aller Welt entsprechen zu können. Lond»», 13. März. Nach den Voranschlägen des Marinebudgets sollen 1901/02 folgende neue Schiffe gebaut werden: 3 Panzerschiffe. 6 gepanzerte Kreuzer, 2 Kreuzer 3. Klaffe, 5 Torpedoboote, 10 Torpedozerstörer, 2 Korvetten und 5 Unterseeboote nach holländischem Mo dell. Ferner sollen 48 Schiffe verschiedener transatlanti scher Gesellschaften als geschützte Kreuzer Verwendung finden. Die Nachtragscredite für den Bau dieser neuen Schiffe sollen dem Unterhause später vorgelegt werden. London, 14. März. Der Auftrag, die 5 im Marine-Budget vorgesehenen Unterseeboote zu bauen, ist dem Hause BickerS L Maxim übertragen worden. Das erste Boot ivird im Mai fertig sein. Die Boote werden ungefähr 60 Fuß lang sein, 10 Knoten an der Oberfläche und 7—8 Knoten unter Wasser laufen und 5 Torpedos mit sich führen. Kntzland In Rußland zieht die Studenlenbewegung immer weitere Kreise. Nicht allein, daß sie von Petersburg nach Kiew, Moskau, Charkow gedrungen ist, sie hat überall auch die Gärung unter den Arbeitern und besonders den Fabrikarbeitern zum Ausbruch gebracht. In Moskau fanden große Arbeitertumulte statt, woran sich nicht weniger als 4000 Arbeiter betheiligten. ES mußte Militär aufgeboten werden, und es gelang erst Halbwegs die Ruhe herzustellen, als die Haupträdels führer verhaftet waren. In Charkow nahmen die Unruhen noch größeren Umfang an. Diese Bewegungen längen mit den Studentenunruhen auf das Engste usammen. Ueberall werden die Arbeiter durch die Aufständischen die Kabel der Elektrizitätswerke ab- geschnitten. Sestern Abend war daher die Ortschaft ohne Beleuchtung. Die Arbeiter durchzogen die Straßen unter Pereatrufen auf die Fabrikherren, er- türmten da- HauS des Fabrikanten Mercadol, zer trümmerten die Möbel und steckten das HauS in Brand. 17 Gendarmen traten ihnen entgegen. Ein Steinhagel empfing sie. ES wurden Schüsse gewechselt, 1 Gendarm und 3 Arbeiter sind verwundet. In Jgualada kam er zu Straßenkämpfen mit Revolvern, Dolchen und anderen Waffen. Der neu ernannte Gouverneur von Barcelona verfügte sich eilig auf einen Posten. Zwei Compagnieen Infanterie wurden heute früh nach Ripoll und Manlleu beordert. Der Ministerrath beschloß, wenn die Unruhen fortdauern, den Kriegszustand zu verhängen. «ürkrt. Nachrichten aus Konstantinopel zufolge entfernte )ie Polizei an verschiedenen Stellen Stambuls türkische Plakate revolutionären Inhalts, in welchen das gegen- wärtige Regime getadelt und gedroht wird, daß man der Gewalt mit Gewalt entgegentreten werde. Mnmäuie». Ein Kriegsherr, wie er seinesgleichen noch nirgends gefunden, ist König Karol. Es verlautet, der König beabsichtige, außer den bereits geschenkten zweihundert Geschützen der Armee zehn Millionen Franks aus seinen Privatmittelu zu überweisen. — Chemnitz, 11. März. Ein Cafä Bauer erhält unsere Stadt nun auch noch, und zwar wird die Eröffnung im Laufe diese» Monats erfolgen. Er handelt sich dabei um die Bermiethung des s. Z. viel besprochenen „blauen Engel". Inhaber diese» neuen Cast» wird das Besitzer-Konsortium de» Grundstücks sein, Oekonom der jetzige Geschäftsführer de» „Theater- Cafe", Herr Karl Esser, welcher früher 8 Jahre lang Obe» kellner im Cafä Bauer in Leipzig war. Wie man ich erzählt, soll die Einrichtung und Ausstattung de» CafäS ganz PompöS und elegant werden, hat man doch für die Einrichtung allein 82000 M. au-gegeben. — Das Stadtverordnetenkvllegium in Nossen beschloß gegen zwei Stimmen, sich gegen den Bau eine» Postgebäudes durch die Stadtgemeinde au»zu- sprechen. — In der vorgestrigen Sitzung de» Gemeinde- rath» zu Löbta» theilte der Herr Gemeindevorstand mit, daß gegen den Mörder Kunte, der sich zur Zeit im Siechenhause zur Beobachtung befindet, demnächst das Strafverfahren eingestellt werden dürfte, weil er die That im Wahnsinn begangen hat. Selbstverständlich wird Kunte dann dauernd einer Irrenanstalt über- wiesen werden. Wie versichert wird, dürfte da» im Louisenhause untergebrachte zehnjährige Töchterchen Kunte'S keinen dauernden Schaden erleiden; vielmehr ist man der festen Ueberzeugung, daß da» Kind in verhältnißmäßig kurzer Zeit vollständig wieder hergestellt sein wird. — Klingenthal, 12. März. Der Schacht bei dem Klingenthaler Kupferbergwerke ist bereit» 100 keter tief ausgearbeitet worden. Von jetzt an werden steinstollen hergestellt und hofft man, bei höchstens 400 Meter auf reiche Kupfererze zu stoßen, da man chon beim Abteufen viele Kupfererze fand. Zur Herstellung von Thonschieferziegeln wird ein Ring ofen «rcichtet. Studirende aufgehetzt. In Petersburg ist unter der studirenden Jugend ein regulärer Streik auSgebrochen. An der Universität, dem technologischen Institut, der Scrg- und Forstakademie besucht kein Student die Vorlesung. ES herrscht große Besorgniß, da man eine so allgemeine, einmüthige Unzufriedenheit nicht im Entferntesten geahnt hat. binnen vierundzwanzig Stunden die militärischen Maß- nahmen von oben nach unten gekehrt werden konnten, sodaß bei der Ausführung der Verschwörung nicht» mehr klappte? Das konnte doch nur der komman- direude General, der Kriegsminister oder der Minister- Präsident gewesen sein. Also hatten sie gewußt, daß die Verschwörung existirte. Alsdann sind sie Hoch- oerräther und müßten noch nachttäglich auf die An- klagebank. Oder aber — und das wird au»gesprengt — die Machthaber hatten erfahren, e» würde ein Putsch versucht werden und haben die getroffenen Maßnahmen plötzlich abgeändert. Dann aber hätte die Regierung s. Z. Herrn Deroulede doch anders be- strafen müssen. Deroulede schweigt, und er wird wohl seine Gründe dazu haben. Die „Köln. Ztg." berichtet über den Herrn „Polizeidirector von Lyon": Es wird immer wieder dafür gesorgt, daß die Romantik nicht auSstirbt, und wäre es auch nur Spitzbuben-Romantik. Nicht an die Ikneißl-Geschichte denken wir, die wohl gegenwärtig chon findige Hintertreppenromanverleger beschäftigt, kein, diesmal liefert Lyon den Stoff. Und der Held res neuesten Spitzbubenromax S ist kein anderer als )er dortige städtische Polizeidirector Charles Meyer. Sein Einfluß in Lyon war unbegrenzt. Er schien allwissend zu sein, schien die geheimsten Gedanken der Menschen lesen zu können, ohne daß man wußte, wie das geschah. Mannigfache Gerüchte liefen allerdings um über den Mann, der nur 10000 Franken Gehalt bezog und auf dem Fuße von wenigstens 70000 Fr. lebte; es hieß, daß er eine Privatauskunftei hr Lyon beschäftigt, Freudenhäuser und Spielhöllen nach ame rikanischem Muster unbarmherzig brandschatze und von allen Seiten Sporteln beziehe, aber wer mochte den Mann angreifen, der bei Wahlen stets das nöthige Geld für die Kaffe der Regierungspartei ausbrachte! Meyer hier, Meyer dort, er war unentbehrlich. Und wahrscheinlich würde er noch lange der große Meyer geblieben sein, wenn nicht der Zufall ihn mit einem Schlagfluß heimgesucht hätte; er wurde krank, mußte das Zimmer hütcn, und zwar gerade zu einer Zeit, als ein neuer Präsect, Alapetite, in die Präfcctur einzog. Mit dem Eifer des Neulings warf sich Ala petite auf die Durchsicht der Verwaltungsrechnungen, und selbstverständlich, da Meyer zu Hause blieb, ließ ihm der Präsect die Schlüssel seines Amtszimmers abfordern. Meyer zauderte, hielt den Boten acht Tage lang hin, bis der Präsect ärgerlich wurde und ihn mit der Aufbrechung seiner Thür bedrohte. Da ge schah denn das Außerordentliche, daß der Polizei director nächtlicherweile in einem Wagen anlangt! und aus seiner Stube eine Menge Schriftstücke nach Hause entführte. Daraufhin ließ dann der Präsect durch den Generalsekretär die Thür aufbrechen und MeyerS Schreibtisch auSräumen; wie versteinert aber Lo»do», 6. März. Wie die „Times" meldet, hat ein vom König ernannter Ausschuß sich dahin au», gesprochen, daß in der Nachbarschaft der Westminster-Abtei oder des Buckingham-Palastes ein Gedächtniß-Denkmal errichtet werde, dessen Hauptbestandtheil eine Statue der Königin Victoria sein soll. Im Unterhaus« hat der Fall des gemaßregelte» General« Colville noch Anlaß zu langen und erregten Debatten gegeben. Ein Anttag Douglas forderte die Zuständigkeit des Hauses, über den Angeschuldigten zu Gericht zu sitzen. Dagegen erhoben der Kriegsminister und die übrigen Mitglieder des KabinetS entschiedenen Wiederspruch. Es gehe nicht an, daß sich daß Unterhaus i» specielle militärische Angelegenheiten mische und An spruch auf Kontrolle der Avancements im Heere und der gleichen erhebe. Der Anttag wurde schließlich auch ab gelehnt, und Lord Roberts Ehre (dieser hatte nämlich die Abberufung Colvilles verfügt) wenigsten« formell gerettet Immerhin dürfte der Colvillestreit noch nicht abgeschloffen ein. Der 5. März 1901 wird einen Gedenktag in der Geschichte der britischen Marine bilden, denn nicht weniger al» vier große Kriegsschiffe sind an diesem Tage auf vier verschiedenen Werften vom Stapel ge lassen worden: die „Montagu" in Devenport, die „Albemarle" in Chatam, die „Kent" in Portsmouth und die „Drake" in Pembroke. Die Bedeutung dieses Ereignisses wird noch durch die Thatsache verstärkt, daß drei andere große Kriegsschiffe: die „Russel", die „Good Hope" und die „Bacchant" vor ganz kurzem erst vom Stapel gelassen wurden, während ein vierte» Kriegsschiff, die „Duncan", demnächst die erste Probe fahrt machen wird. Die englische Flotte wird binnen kürzester Zeit somit eine Verstärkung von 8 der modernsten und besten Schiffe erhalten. „Der Tonnen gehalt dir in Rede stehenden Panzer, der weit über 100000 beträgt, ist ganz bedeutend größer als der Tonnengehalt, welchen die gejammte britische Flotte hatte, al» Nelson sie bei Trafalgar kommandirte", so fügen die Londoner Blätter ihren Berichten über den Stapellauf hinzu. Dabei verschließt man sich aber durchaus nicht der Ueberzeugung, daß diese Verstärkung der englischen Flotte sehr zur rechten Zeit kommt, und man giebt offen zu, daß die Zahl der wirklich see- tüchtigen Kriegsschiffe verhältnißmäßig bedenklich zu sammengeschrumpft ist. Es wird bei dieser Gelegen heit der Marineverwaltung aufs neue vorgehalten, daß ie zu lange mit der Verstärkung gezögert habe und daß auch der Bau der Kriegsschiffe viel zu lange Zeit in Anspruch nehme. Man verweist dabei sehr energisch auf die Privatwersten, die in der Regel schneller und doch ebenso solide wie die StaatSwerften arbeiten. Jedenfalls ist rS bemerkenswerth, mit welcher Energie und auch Eile England bestrebt ist, seine Flotte auf Spchttlk». Madrid, 13. März. Die Streikbewegung in Catalonien nimmt einen bedenklichen Charakter an. Die Zahl der Streikenden im Terthal, da» die Fabrik orte Ripoll, Manlleu, Quirico, Besora, Roda, Torello, Jgualada und San Hipolito de Voltrega umfaßt, be- trägt sünfzehntausend. Dort gab es gestern und vor gestern Unruhen, über die nunmehr folgende Einzel- heilen vorliegen: Der Streik begann in Manlleu, nachdem einige Arbeiter au» Spinnereien, die infolge des Verlustes der Kolonieen ihre Production gemindert hatten, entlassen worden waren, und dehnte sich sodann auf die anderen Ortschaften aus. Der Fabrikherren- Verband beschloß, vorläufig alle Spinnereien und Webereien zu schließen. Darauf entstand große Er- bitterung unter den brotlos Gewordenen. In Ripoll rotteten sie sich auf dem Marktplatz zusammen, eine Fahne vor sich her tragend mit der Ausschrift: „Ge rechtigkeit für alle, Brot und Arbeit!" Die Gendarmerie versuchte die Menge zu zerstreuen. AIS sie mit Steinen bombardier wurde, gab sie Feuer. Ein Arbeiter war auf der Stelle todt, drei wurden schwer, eine Frau leicht verwundet. Die wüthenden Arbeiter stürmten nun, ohne den Gendarmen Zeit zu lassen, von neuem zu laden, von allen Seiten, mit Knütteln, Steinen, Revolvern bewaffnet, auf sie ein. Die Gen darmen zogen blank, verwundeten viele und trieben endlich die Menge auseinander. Ein Verwundeter, >er inzwischen gestorben, empsahl den Genossen, seinen Tod zu rächen. Aehnliche Vorgänge ereigneten sich n den übrigen Fabrikorten. An mehreren Stellen ind die Lokalbehörden geflohen. In Torello haben Die Erwartung der Tschechen, daß Kaiser Franz Joseph Prag Milchen werde, hat sich nicht erfüllt gleichwohl sind die Tschechen guter Dinge, da ihnen werthvolle kaiserliche Gnadenbeweise in Aussicht stehen. E» soll nämlich der langjährige Wunsch der Tschechen erfüllt werden und ein kaiserlicher Prinz in der Prager Burg dauernden Aufenthalt nehmen. ES heißt, Erz herzog Otto werde seine Residenz in Prag aufschlagen, wodurch feine Gemahlin, eine sächsische Prinzessin, ihrer Heimathstadt Dresden näher käme. Die Folge dieses Entgegenkommens des Kaisers Franz Joseph wird die Einstellung der Obstruktion der Tschechen im Reichs- rath sein. Da auch den Deutschen Zugeständnisse gemacht worden sind, die jedoch streng geheim gehalten «erde«, so ist begründete Aussicht auf eine glatte Abwickelung der parlamentarischen Geschäfte in Oestre- reich vorhanden. Der gute Ton im Ssterreichifche» Reichs- rath. Aus dem Sitzungsbericht vom 4. d. M. pflückt die „Bresl. Ztg." die folgenden Blüthen, die für den Ton im österreichischen Parlament besonders charakte ristisch sind: Abg. Dr. Lueger: Jeder Lehrer muß ein Oesterreicher sein! — Abg. Seitz: Was Sie einen Oesterreicher nennen, da« ist ein Schurke! — Abg * Pr. Luegör! Sie müssen Monarchisten m Oesterreich sein! — Abg. DaSzynski (Sozialdemokrat): Muß?! Muß?! Sind Sie, Herr Bürgermeister, ein k. k. Abgeordneter oder ein Volksvertreter? — Abg. Stro bach: Ruhig, Jud! — Abg. Dr. Ellenbogen (zu Strohbach): Sie sind ja besoffen! — Abg. Schneider (zu Seitz): Sie wollen ein Lehrer sein? Sie sind ein Judenbub! — Abg. Strobach (zu Seitz): Sie ge hören ins Kriminal! — Abg. Eldersch: Und Sie ins NarrenhauS! — Zwischen dem Abg. Seitz und Stro- bach, der zweiter Bürgermeister von Wien ist, ent- spinnt sich ein längerer, heftiger Wortwechsel. Stro bach: Der Seitz ist ein Jud oder ein Judenstämm- ling! — Seitz: Sie Hausknecht! — Strobach (zu Seitz): Sie sind ein LauSbub! — Seitz (zu Stro bach: Du elende» Subjekt, Du! — Strobach: Sie sind ein Haderlump! — Seitz: In den Brannt weinschänken redet man anständiger als der Vizebür germeister von Wien. Wie», 14. März Die deutsche BolkSpartei nahm in ihrer heutigen Clubsitzung Kenntniß von den Mittheilungen der Club-Obmänner, daß ihre Be sprechungen mit dem Ministerpräsidenten rein informa torischer Art waren. Die Partei hält, wie ein au»- gegebene» Communique besagt, die Concessionen der Regierung an die Tschechen für daS Aufgeben der Obstruktion für ungerecht und verwahrt sich entschieden gegen alle kulturellen Zugeständnisse. Pest, 28. Febr. Abgeordnetenhaus. Der Minister für Cultus und Unterricht Dr. von WlassicS verthei- digt gegenüber einer Bemerkung des Grafen Stefan Tisza, welcher über das Eindringen deutscher Lehr methoden und deren sklavischer Copirung klagt, die unbedingte Nothwendigkeit der Erlernung der deutschen Sprache. Er würde niemals der Entsernung de» Deutschen au» dem Lehrplan zustimmen, da die Er lernung nicht nur der deutschen Grammatik, sondern der Sprache selbst in solchem Maße nothwendig sei, daß der Schulunterricht zur völligen Aneignung deS Deutschen führt. Der wissenschaftliche Geist Deutsch lands übe großen Einfluß in Frankreich und England aus, es wäre ein hoher Gewinn, wenn sein befruch tender Einfluß sich auch auf daS geistig' Leben Ungarn» geltend mache, wenn auch selbstverständlich eine mecha nische Aneignung deutscher Auffassung oder ein völliges Ausgehen in deutschen Vorbildern nicht gebilligt werden könne. Budapest, 5. März. An den Präsidenten des Abgeordnetenhauses sind verschiedene Drohbriese gelangt, in welchen Attentate auf das Haus angedroht werden. Infolgedessen wird daS Abgeordnetenhaus ständig be wacht. Während der Sitzungen ist die Polizei ver stärkt worden. Lraukreich. Als Felix Faure begraben wurde, kam e» in Paris zu einem Putschversuch. Deroulede warf sich dem General Roget entgegen, der seine Truppen in die Kaserne zurückführte, griff dem Pferde in die Zügel und versuchte, eS unter dem Rufe: „Rach"dem Elysee" zu wenden. Der General wehrte kaltlächelnd dem aufgeregten Deroulede ab und ließ ihn festnehmen. Deroulede kam vor Gericht. Der Gerichtshof nahm die Geschichte und ihren Haupthelden nicht tragisch, den» eS ließ ihn mit einem blauen Auge, d. h. mit Verbannung davonkommen, die heute keine so sürchter- liche Strafe ist, wie in früheren Jahrhunderten, e» sei denn, daß eS sich um Verbannung nach Cayenne handelt. Jetzt hat Deroulede enthüllt, daß e» sich damals keineswegs um eine plötzliche Eingebung der Augenblicks, sondern um eine wohl vorbereitete Ber- schwörung handelte. Ein Plan war au-gearbeitet, alle Rollen waren vertheilt. Deroulede hatte seine Rolle gut gespielt, aber sein Stichwort wirkte nicht, General Roget spielte die ihm vorgescbriebene Rolle nicht, und daS Schlachtroß auch nicht. Warum? Jetzi hat Deroulede eS verrathen, und da er trotz allem ein wahrheitsliebender Mensch ist, ganz besonder» aber, weil er durch diesen Berrath sich selbst lächerlich macht, wird, waS er verrathen, wohl wahr sein. DaS Schlachtroß de» General» Rvget wandte sich nicht, wie vorgeschrieben war, um, sondern blieb stehen, weil De roulede Tags zuvor auf eine Frage, was er wohl dazu sagen wü.de, wenn der Herzog von Orl-anS plötzlich beim Putsch erschiene, mit republikanischem Bürger- stolze erwidert hatte, er würde ihn selbst sofort ge fangen nehmen. Das genügte den Generälen, die für den Herzog von Orleans arbeiteten, Deroulede im Stich zu lassen und ihn dem Gefängniß und dem Gericht zu überliefern, daS sehr leicht Herrn Deroulede hätte ernst nehmen und ihm den Kopf vor die Füße legen können. Die Orleanister. haben also Deroulede nur benutzen wollen, und da dieser, weil er entweder ehrlicher demokratischer Republikaner ist oder von i einem Deroulede I. träumte, sich nicht benützen lassen wollte, haben sie den orleanistischen Verschworenen! Gegenbefehl gegeben. Soweit wäre die Sache inter- ! essant. Jetzt sängt sie aber an, wichtig zu werden. < Wer sind die Generäle, die der Republik den Eid ge- < schworen haben, aber für 1>en Orleans wirkten? Wer > war der mächtige Mann, der dafür sorgen konnte, daß ! aus dem reichen Schatze Meyers, der dazu noch so liebenswürdig war, die amtlichen Geheimpolizisten der Agentur zur Verfügung zu stellen. Er besaß sogar ein Leibblatt, „I^a cooaääie pol ticzue", da- im Punltr der Gelderpressung vor nicht» zurückschente, kurz, der Polizeidirector der zweitgrößten Stadt Frankreich- entpuppte sich als einer der größten Spitzbuben aller Zeiten. Eine Kaiholikenversammlung in Pari« unter Vor sitz be« General« a. D. de la Roque jubelte am Diens tag einem Redner zu, der die Au«rottung der Protestanten empfabl und ging mit Hochrufen auf die Bartholomäu« nacht «»«einander. Ataiir«. Das Elend in Italien ist gegenwärtig so groß, daß beispielsweise fast fämmtliche Bewohner deS Dorfe« Cervonara im Sabiner-Gebirge ihre Heimath ver lassen haben und nach Brasilien anSwandern. Ihrem Beispiel gedenken demnächst noch 300 Familien au» der Umgegend zu folgen. Dem belgischen General Bussin, der al» Gesandter König Leopolds in der Eisenbahnkatastrophe bei Castel Giubüeo daS rechte Bein brach, muß der Eisenbahn- fircu» eine Entschädigungssumme in der Höhe von 320000 Mark auSzahlen. Königin Helene vor» Italien, die einem freudigen Familienereigniß entgegensieht, hat hundert Wiegen sammt vollständiger, prächtiger Kinderwäsche als Geschenk für solche Kinder armer italienischer Eltern bestellt, die am selben Tage zur Welt kommen wie der zukünftige Sprößling des italienischen Königs- parres. No. Flußgebiet i 1 Elsterthal, u 19113 -«-6 2 ,, m 9!16 7 3 o ^20 —10 4 Parthe 17.13 -s-4 5 Schnauder . . . . 14i 6 Pleiße, ohne W. u. E. 14 15! 1 7 Wyhra u. Eula .... 14 13 -s-1 8 Göltzsch ... 15 4 9 Vereinigte Mulden 21 W ->8 10 Zwickauer Mulde, u. Thal . 17 15 4-2 11 „ „ Nl „ . . 8 17 -9 12 16 22 -6 13 Freiberger Mulde, u. Thal . 20 15 ^5 14 ,, - o. „ . . 24 21 -s-3 15 Zschopau 22 16 -j-6 16 Flöya . . . . . 30 22 -^-8 17 Pockau 44 24 4-20 18 Zschopau mit Sehma 21 22 -1 19 Prrßnitz u. Pöhlbach . 16 23 -7 20 Chemnitz 15 16 -1 21 Würschnitz u. Zwönitz . 16 19 -3 22 Lungwitz 15 17 -2 23 Schwarzwasser .... 20 23 -3 24 StriegiS 21 17 -4 25 Bobritzsch 23 18 -I -5 26 Zwodau 18 26 -8 27 Elbthal 1814 -i-4 28 Döllnitz — 13 29 Jahna .... — 13 30 Lommatzscher Wasser . — 14 31 Triebifch 28 15 4-13 32 Vereinigte Weißeritz — 14 33 Wilde Weißeritz .... 2721 -^6 34 Rothe Weißeritz .... 66 19 4-47 35 Lockwitzbach — 16 36 Müglitz 24 19 4-5 37 Gottleuba 23 18 4-5 38 Biela 24 18 4-6 39 Prießnitz — 14 40 WeSnitz 17 16 41 Polenz 13 17 4 42 Sebnitz 25 18 7 43 Kirnitzsch — 17 4 44 Röder 21 13 4-8 45 Pulsnitz 26 14 4-12 46 Schwarze Elster .... 26 14 4-12 47 Spree 34 15 4-19 48 Löbauer Wasser .... 15 49 Mandau 34 18 4-16 50 Neiße 22 16 -^6
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