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Nr. 63. Sonnabend, den 16. März 1901. 51 Jahrgang. 'Ä« Arch" dk- Ou2"M^i RR R R ^R R* °d^",°" lws durch di- P°st -A 1,82 „n in. ^R AA ^ R R Uß R Hohenstein-Gritstthal, Merlungwitz, Gersdorf, Kuga«, Hermsdorf, Kernsdorf, Elgenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Airiyoerg, Pleißa, Reichenbach, CMenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w. für das Königliche Amtsgericht und den Zta-trath r« Hohenstein-Ernstthal, aller Genreiiröe-Verrvaltrrrrgen der urrrlregerröerr Ortschaften LMmkenW ßr AlWfwirltt r» AeckWih «estanratio»^^ März I., Nachmittags punkt 4 Uhr rindet in Eichler s DE" Getreval - Vsvsannnlutrg 'MW Tagesordnung: 1. Rechnungsablage auf das Jahr 1900. 2. Richtigsprechung derselben. 3. Etwaige Anträge. Dieselben sind schriftlich bis zum 23. d. Monats beim unterzeichneten Kassenvorstand einzureichen. Die Herren Vertreter werden gebeten, sich pünktlich und zahlreich einzufinden. Oberlungwitz, den 16. März 1901. Der Kassenvorstand. Karl Rother, Vors. Die chinesischen Wirren. Zar Vorgeschichte der chinesischen Krisis ist in der „Franks. Ztg." eine Schilderung verzeichnet, die die Hinrichtung zweier fremdensreundlicher Minister durch die Kaiserin behandelt, die also eine persönliche neue Mitschuld derselben am Ausbruche der Katastrophe bezeugt. Sie stammt aus dem Munde der beiden Söhne des einen der Hingerichteten, des Ministers Auan-Tscheng. Immer mehr hatte Tuan die Kaiserin davon zu überzeugen gewußt, daß die Boxer mit Unterstützung deS aktiven Heeres in der Lage sein würden, nicht nur alle Fremden aus dem Lande zu treiben, sondern auch eine Strafexpedition fremder Heere erfolgreich zurückzuweisen. Menn die alte Dame, die ihre Freude an der Verfolgung der Missionare unverhohlen zur Schau trug, trotzdem die Entscheidung der Betheiligung des Heeres noch von einem CabinetS- rathe abhängig machte, so wollte sie dadurch nur Mit schuldige schaffen, die man dann, falls die Spekulation auf die Niederlage der Fremden sich doch noch als eine trügerische Herausstellen sollte, zum Wohlgefallen der Fremden als Sühneopfer köpfen konnte. Das »ar der Kaiserin einziger Gedanke, als sie den Cabi- »etSrath berief und ihm präfldirte. Der deutlichste Beweis dafür, daß sie nicht willens war, auf gute Nathschläge zu lauschen, sondern jeden ihr nicht zu- sagenden Widerspruch gegen ihre ruchlosen Pläne blutig zu unterdrücken beabsichtigte, ist wohl der, daß sie befahl, der Henker habe sich in der Nähe deS Sitzungssaales zur Arbeit bereit zu halten. Als nun die Kaiserin bekannt gab, daß eS ihre Absicht sei, die Truppen DungluS in die Stadt zu rufen, damit diese den Widerstand der Gesandtschaften brechen sollten, erklärte Uuan-Tscheng, daß dies ein Verbrechen gegen das Völkerrecht sein werde, dem die Strafe durch die Armeen der Fremden folgen müsse. Diese Armeen in ibrem Bormarsche auf Peking aufzuhalten, seien die chinesischen Truppen viel zu schwach. Minister Hsü Mmmte muthig in den Protest gegen die Kaiserlichen Mordpläne ein. — Nach einem Augenblick tiefer Stille antwortete die Kaiserin in eisiger Ruhe: „Wenn Ihr über die Leistungsfähigkeit der fremden Truppen fo genau unterrichtet seid, dann geht durch jene Thür dort und übernehmt den Befehl des Heeres, welches den Anmarsch der Fremden zu vereiteln hat." — Die Minister wußten, was dieser Befehl bedeute, aber stolz und muthig, wie der Chinese fast immer dem Geschick entgegengeht, falls er keine Rettung mehr sieht, so gingen auch sie durch die verhängnißvolle Thür, um sofort jenseits derselben verhaftet zu werden. — Dic sie verhaftenden Beamten murrten, daß sie, die doch zum Tode verurtheilte Verbrecher seien, es wagten, 'm StaatSgewande der Minister zur Richtstätte zu kommen. Darauf antwortete Duan: „Allerdings sind wir zum Tode verurtheilt, aber wir sind keine V r brecher und thaten nichts, was unser Kleid besch mpftn könnte. Thue du nun" — redete er den Henke an — „dein schmutziges Werk. Das aber sage ich: Ehe noch unsere Körper erkaltet sind, wird der Donner der Geschütze der Fremden in Peking gehört werden und die Faust des Fremden Einlaß begehrend an die Pforte des Palastes klopfen." — Man behauptete, daß der Henker die Leichname der Gemordeten zur größeren Schande noch einmal unterhalb der Brust durchgesägt habe. DaS ist nicht der Fall. Körper und Köpft wurden den Familien übergeben, die die Köpfe wieder annähen ließen, um auf diese Weise für die Seligkeit der Väter zu sorgen. Ob die Kaiserin-Wittwe jetzt manchmal an die Prophezeiung ihres Hingerichteten Dieners denken mag? * Berlin, 14. März. „Wolffs Telegr.-Bureau" meldet: Generalfeldmarschall Graf Waldersee ist am 13. März zu einer zweitägigen Besichtigung nach Tsingtau abgereist. Rußland scheint wegen der Mandschurei wirklich einmal nachzugeben.EinerWashingtonerDrahtungzufolgeäußerte sich der dortige russische Botschafter Cassini, daß Ruß- land die Mandschurei nur zu dem Zwecke besetzt habe, um seine eigenen und die fremden Interessen gegen Benachtheiligung zu schützen. Rußland wäre wegen der Verheerungen, die die Chinesen im letzten Sommer, als sie in russisches Gebiet eindrangen, verübten, durch- aus befugt gewesen, sich der Mandschurei zu bemäch- tigen und China den Krieg zu erklären; sobald aber die Ordnung in China völlig hergestellt sein wird, werde Rußland die Mandschurei räumen. Eine von zuständiger Seite inspirirte Petersburger Mittheilung der „Politischen Correspondenz" versichert, bei aller nothwendigen Rücksichtnahme aus den Schutz der russischen Eisenbcihninteressen in der Mandschurei verliere die russische Regierung die Gemeinsamkeit der Mächte China gegenüber nicht aus dem Auge und machte die Erfüllung der gemeinsamen Forderungen der Mächte durch China zu einer der Bedingungen für die allmähliche Räumung der Mandschurei, indem sie hierdurch im allgemeinen Interesse einen Druck auf die chinesische Regierung ausübt. Die ernste Absicht Rußlands, das Einvernehmen der Mächte nicht wegen der Mandschurei-Frage zu stören, darf bei dem friedfertigen Charakter deS Zaren als sicher angenommen werden; da andererseits kein Zweifel besteht, daß jene Provinz doch auf die Dauer dem russischen Einfluß unterworfen bleiben wird, kann die Petersburger Diplomatie cS sich auch einmal leisten, vorübergehend den Rückzug anzutreten. Ihre meisterhafte Behandlung der asiatischen Dinge in den letzten Jahrzehnten gestattet ihr kleine Rückschläge mit Seelenruhe abzuwarten. London, 14. März. Lassans Bureau melder auS Peking: Der deutsche Gesandte gab der chinesischen Regierung bezüglich der Mandschurei-Convention Er- klärungen ab, welche im wesentlichen den Warnungen der anderen Mächte gleichkommen, nämlich, daß eine von China gegenüber Rußland gemachte Ausnahme eine Regel für alle Nationen abgeben werde. Dies veranlaßte China zu weiteren Protesten — Die Deutschen erbauen nach derselben Ou?lle bereit- aus gedehnte Kasernen für die Befestigung der deutschen Gesandtschaft. London, 14. März. Die „Times" melden aus Schanghai vom 13.: Die in Port Arthur befindliche Agentur der „Chartered Bank of India, Anstralia and Chino" wurde gezwungen, ihr Geschäft zu schließen, da Rußland dort zu Gunsten der „Russisch- Chinesischen Bank" das Bankmonopol erklärt hat. London, 1b. März. Tin Telegramm der „Times" aus Shanghai besagt: Nach Meldungen au» Niutschwang setzte Admiral Alexejeff den Tataren- general Tsingtschi in seine Stelle als Kommandant wn Mukden wieder ein. Er wird von 4000 russi schen Soldaten unterstützt. Der Krieg um Transvaal. London, 14. März. Die „Morning Post" meldet aus Brüssel, die britische Regierung habe die Uebermittelung der Telegramme, welche Präsident Krüger nach Südafrika zu schicken wünschte, verboten. Die englische Censur hat auch jede Bezugnahme auf Friedensverhandlungen in Telegrammen aus Südafrika unterdrückt. Nach Privatdepeschen aus Burenquellcn schüttelte de Wet alle seine Verfolger ab und bezieht sich in Eilmärschen nordwärts zu Botha und Schalk Burger zur Berathung der englischen Friedensvorschläge. De Wet steht westlich von Kroonstadt. ES scheint, daß man in Burenkreisen den Verhandlungen BothaS mit Besorgnissen und einem gewissen Mißtrauen folgt. Wenn man englischen Meldungen glauben darf, wäre der Obercommandirende in Transvaal thatfächlich zum Friedensschluß unter jeder Bedingung bereit. Bon Botha selbst fehlt allerdings jede Nachricht. Reuter meldet triumphirend: Botha ist vollständig bereit, sich zu ergeben, und verlangte einen Waffenstillstand, um mit de Wet in Verbindung zu treten. Man glaubt, daß Botha auch in dem Falle sich ergeben werde, wenn de Wet dies nicht thun würde! In einer Versammlung der Burenfreunde in Münster äußerte sich der Burencommandant Joste wie folgt: „Die Kunde von den Friedensverhandlungen ist eine alte Geschichte, sie liegt im Bereiche der Mög lichkeit, aber ich glaube nicht daran, am wenigsten glaube ich, daß Botha sich ergeben wird. Wenn er Frieden schließt, so thut er das, wonach wir alle uns sehnen, wir und alle unsere Freunde in Deutschland, nach Frieden und Freiheit für unser Land. Daß er sich bedingungslos ergiebt, daß er den edlen Präsi- denten Steijn und den tapferen General de Wet ihrem Schicksal überläßt, das ist eine Lüge, die niemals wahr werden kann." Und an anderer Stelle: Botha hat nicht das Recht, Frieden zu schließen, Botha ist nicht der Gott von Transvaal: unser Volk führt den Krieg, und das Volk macht bei uns alles. In Be zug auf die gegenwärtige Stimmung der Buren führte Joste auS: „Wir sind jetzt soweit, daß wir nicht» mehr zu verlieren haben, das Blut ist uns warm geworden, und jeder schreit nach Rache." Zu den Verhandlungen zwischen Botha und Kitchener wird der „Boss. Ztg." auS London, 11. März, geschrieben: Noch am Sonnabend meldeten die Zeitungen, daß am Montag die Waffenstreckung BothaS stattfinden und somit der langersehnte Friede gesichert sein werde. Der Montag ist gekommen, aber Bothas Unterwefung hat er nicht gebracht. Die Zeit ungen sind kleinlaut geworden, und empfehlen ihren Lesern Geduld; genau dieselbe Sprache haben sie seit zwölf Monaten geführt. Geduld und immer wieder Geduld. Mit LouiS Botha und seinem Bruder Chri stian ist wiederholt über die Waffenstreckung unter handelt worden, immer erfolglos, so daß dieses nicht die erste Enttäuschung ist, die dem englischen Philister zutheil wird. General Buller hat bekanntlich am Laings Nek mit Christian Botha unterhandelt; aber die Unterhandlungen zerschlugen sich, weil der Buren general politische Unabhängigkeit verlangte. Am Vor- abend der Schlacht am Diamond Hügel, östlich von Prätoria, fanden ebenfalls Unterhandlungen statt zwischen Louis Botha und Lord Roberts; der letztere ritt aus dem englischen Hauptquartier zu einer Zu sammenkunft mit dem Burengeneral, als er unterwegs eine Botschaft erhielt, daß die Unterhandlungen abge- brochen seien. LouiS Botha hatte von den Erfolgen de Weis gehört und war entschlossen, weiter zu kämpfen. Auch seither ist gelegentlich unterhandelt norden. Wie eS scheint, hat Frau LouiS Botha, die in Prätoria wohnt, dar Amt einer Unterhändlerin übernommen. Es ist gar wohl möglich, daß in diesen Unterhand- lungen die britische Regierung immer den ersten Schritt ge:han hat. Daß daS Kabinet de» Lord Salisbury ängstlich bemüht ist, diesen äußerst kostspieligen Krieg möglichst bald zu Ende zu bringen, liegt auf der Hand. Das Publikum archeilt heute ganz anders über den Bmenkrieg als noch vor einem Jahre. Selbst solche Leme, die «ach der Einnahme von Prätoria die unbedingte Waffenstreckung al- die einzig annehm ¬ bare Grundlage des Friedens erklärten, führen heute eine ganz andere Sprache. Man hätte eS nie zum Kriege kommen lassen sollen, heißt es jetzt allgemein. Man ist nach dem Schaden klug geworden. Und der Schaden ist gewaltig groß, ja er wächst jeden Tag an. Nach dem Kreditverlangen des Kriegsministers zu schließen, wird der Krieg über 120 Mill. Pfd. Sterl, kosten. Der Schatzkanzler hat seine Boran- schlüge für das nächste Finanzjahr ausgearbeitet, hält aber mit der Vorlage noch zurück, weil er den Aus gang der angeknüpften Unterhandlungen abwarten will. Zerschlagen sie sich, so muß er Deckung für einen Fehlbetrag von mindestens 80 Mill. Pfd. Sterl, finden; die kann er nicht austreiben ohne Er- Höhung der Einkommensteuer, wovon der Mittelstand am allerschwersten betroffen werde, oder durch Ber- theuerung der Leben-mittel durch Zölle, war den Arbeiterstand in Mitleidenschaft ziehen müßte. Ter Burenkrieg trifft den englischen Bürger an seiner wun desten Stelle, an seinem Geldbeutel; je länger der Krieg dauert, desto größer wird Joha Bulls Friedens liebe. Das weiß man in Amsterdam so gut wie rn London, in BothaS Hauptauartier so gut wie in Lord Kitchener». * O London, 14. März. In einer heute Nach mittag stattgehabten Versammlung deS „Frauen-Aus- wanderungs-Vereins" hielt Chamberlain eine Rede, in welcher er sich zunächst mit warmen Worten lobend über die Thätigkeit deS Vereins aussprach. Cham- berlain gab dann der Erwartung Ausdruck, daß der Krieg in Südafrika bald beendet sein werde. ES werde dann wahrscheinlich dort Handel und Industrie ich in einer Weise entwickeln, wie man eS bisher nicht gekannt habe, und England werde Zehntausende seiner >esten Männer dorthin senden, die ständige Bewohner des Landes werden sollten. Dann werde e» auch nothwendig werden, paffende Gefährtinnen der Männer wrthin zu senden, da» sei in politischer und sozialer eziebung von Wichtigkeit. Chamberlain beantragte jließlich, einen besonderen Fonds zu Gunsten der uswanderung geeigneter Frauen nach Südafrika zu gründen. Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 15. März 1901. RittheUungen von allgemeinem Interesse »erden dankbar «t- gegengenommen und eventl. Honortri. — Die jetzige UebergangSzeit »erlangt wegen de« ter» schnell eintretenden Temperaturwechsels sorgfältige Beachtung der Kleidung. Im Allgemeinen treten jetzt eichter Erkältungen ein, wie im Winter. Jetzt ist die eit der Katarrhe und des Schnupfen«. Eine alte Regel agt daher, im Frühjahr lege man die Winterkleider spät > und im Herbst spät an. Vom Winter her ist die Haut durch die luftabschlicßende Kleidung jetzt mehr ver weichlicht, al» im Sommer bei leichter Kleidung, die den Luftzutritt gestattet. Ganz besonders sind jetzt wegen de» noch nicht durchwärmten Erdbodens die Füße warm zu halten, denn im Frühjahr giebt es sehr oft schöne warme Luft und kalten Erdboden. Das Spielen der Kinder auf dem Erdboden mit Sand, wie man schon öiter in den letzten milden Tagen beobachten konnte, ist daher jetzt noch zu verbieten. — Grün«, 15. März. Schon wieder und zwar in der vergangenen Nacht wurden die Bewohner insereS Orte- durch Feuerlärm erschreckt. Es brannte diesmal im Gute deS Herrn Gustav Löffler. Kurz nach 1 Uhr bemerkte man, daß Flammen aus dem Dache der Scheune emporzüngelten, bald darauf stand dies? selbst in Flammen, und durch die intensive Gluth gerieth neben Sem Seitengebäude auch das Wohnhau» n Brand. Mächtiger Feuerschein überstrahlte nun- ehr die Gegend und alarmirte die Wehren der achbarortschasten, die auch bald (zuerst, wie wir orten, auS Mittelbach), aus den Ortschaften Siegmar, ueichenbrand, Wüstenbrand, Rabenstein und Ober lungwitz eintrafen. Alle zum Gute gehörigen Gebäude wurden bis auf die Grundmauern zerstört. Vom Eigenthum de» Besitz rS ist wohl nur daS Vieh ge rettet worden. Löffler hatte versichert. Die Ent- stehungSursache ist noch unbekannt. — Zu Ostern gelten im Bereiche der Sächsischen Staatsbahnverwaltung die am 26. März d. I. und an ven folgenden Tagen gelösten gewöhnlichen Rückfahrkarten von tarffmäßig kürzerer Dauer bis zum 19. April d. I. einschließlich. Die Vergünstigung erstreckt sich sowohl aut